DE3804358A1 - Optimierung der waermebehandlung zur erhoehung der kriechfestigkeit warmfester titanlegierungen - Google Patents
Optimierung der waermebehandlung zur erhoehung der kriechfestigkeit warmfester titanlegierungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Wärmebehandlungsverfahren
einschließlich Abkühlung, wodurch in Halbzeugen und Bauteilen aus
den Titanlegierungen Ti6Al2Sn4Zr2Mo mit und ohne Siliziumzusatz
ein definiertes Mikrogefüge erzeugt wird, das die sichere Einstellung
einer plastischen Gesamtdehnung0,1% im 100 h-Kriechversuch
bei 510°C und 210 MPa Belastung gewährleistet.
Für Titanlegierungen der im Oberbegriff des Patentanspruchs
genannten Zusammensetzung liegen beispielsweise die Entwürfe der
Werkstoff-Leistungsblätter WL 3.7144 und 3.7148 vor. Diese Werkstoffe
mit α+β-Gefüge wurden für den Einsatz bei höheren Temperaturen
entwickelt und sind relativ stabil bis etwa 550°C.
Warmfestigkeit und Kriechverhalten bei hohen Temperaturen sind
deutlich besser als bei der Standardlegierung 3.7164, wobei diese
Eigenschaften durch erhöhte Siliziumgehalte von 0,06-0,12%
weiter verbessert werden können.
Aufgrund eigener und fremder Erfahrungen waren die Forderungen
des oben definierten Kriechverhaltens an Bauteilen unterschiedlicher
Querschnitte nur schwer reproduzierbar einzustellen.
Zusätzlich wurden erhebliche Eigenschaftsunterschiede festgestellt,
je nachdem ob die Prüfungen an integralen Proberingen im
Randbereich (T 1) oder an Ausfallmustern im Kern (T 2) von
geschmiedeten Ringen durchgeführt wurden. Aufgrund der großen
Querschnitte waren alle Ringe den einschlägigen Spezifikationen
folgend nach dem Lösungsglühen in Öl oder Wasser abgeschreckt
worden.
Die Hauptlegierungselemente der für die Untersuchung herangezogenen
drei Schmelzen liegen, wie Tafel 1 zeigt, sehr dicht
beieinander, so daß die stark streuenden bleibenden Dehnungen im
Kriechversuch der Tafel 2 nicht als Chargenabhängigkeiten zu
deuten sind.
Als Einsatzmaterial wurden Stababschnitte 220 bis 305 mm rd. mit
weitgehend gleichmäßigem α+β-Gefüge eingesetzt und je nach
Ringgröße in 1 bis 6 Hitzen unterhalb β-Transus zu den in Tafel 2
angegebenen Abmessungen ausgeschmiedet.
Zur Realisierung der Spezifikationsforderung nach einer 2- bzw.
8stündigen Haltezeit auf Temperatur sind die Ringe einschließlich
Aufheiz- und Durchwärmzeit zwischen 5 und 7,5 h bzw.
9,5 und 14 h bei 970°C lösungsgeglüht bzw. bei 590°C/Luft ausgelagert
worden. Nach dem Lösungsglühen erfolgte die Abschreckung
für die drei Ringtypen geringeren Querschnittes in Öl, für den
schweren Ring in Wasser.
Bei einer Analyse der im Kriechversuch ermittelten bleibenden
Dehnung fällt auf, daß die Anforderungen in den Randbereichen
(T 1) praktisch nicht erfüllt werden konnten, während in der Kernzone
(T 2) die Werte um so günstiger, d. h. niedriger lagen, je
größer der Ringquerschnitt war.
Bei der Gefügeuntersuchung mit 1000facher Vergrößerung der
Restproben aus den Kriechversuchen konnten entsprechend der
letzten Spalte in Tafel 2 zwei Grundmuster herausgearbeitet
werden.
Voraussetzung für eine niedrige bleibende Dehnung im Kriechversuch
ist erfindungsgemäß ein Mikrogefüge breiter α-Nadeln mit
kleinem L/D-Verhältnis in den α/β-Körnern, sowie eine zumindest
teilweise Belegung der Korngrenzen mit α-Phase gemäß Bild 1.
Demgegenüber weisen Gefüge mit feinnadeliger strukturierten α/β-
Körnern nach Bild 2 ein schlechteres Kriechverhalten auf.
Eine gleichzeitige Beurteilung der im Zugversuch bei Raumtemperatur
und 480°C ermittelten mechanischen Eigenschaften und der
bleibenden Dehnung im Kriechversuch läßt nach Tafel 2 folgende
Aussagen zu:
Hohe Festigkeitswerte bei RT oder 480°C sind nicht Voraussetzung
für gutes Kriechverhalten, d. h. geringe Werte bleibender
Dehnung werden aus den oben dargestellten Gründen eher bei
vergleichsweise niedrigem Festigkeitsniveau gefunden. Die
Festigkeitseigenschaften im Zugversuch werden erwartungsgemäß von
der Abkühlgeschwindigkeit von Lösungsglühtemperatur beeinflußt,
d. h. die Werte sind nach Wasserabschreckung höher als nach
Abkühlung in Öl. Das höhere Festigkeitsniveau gilt auch für die
Randlagen (T 1) im Vergleich zur Kernzone (T 2).
Die im Interesse eines guten Kriechverhaltens anzustrebende
Abkühlung mittlerer Geschwindigkeit sollte erfindungsgemäß nicht
beliebig verringert werden, da andernfalls die Gefahr besteht,
daß die von der Spezifikation verlangten Mindest-0,2%-Dehngrenzen
insbesondere bei 480°C unterschritten werden.
Eine mittlere Abkühlgeschwindigkeit wirkt sich nicht nur auf das
Kriechverhalten sondern auch auf die Zähigkeitseigenschaften im
Zugversuch bei RT und 480°C günstig aus, d. h. bei niedrigem
Festigkeitsniveau werden in der Regel höhere Werte für Dehnung
und Einschnürung gefunden.
In einem gezielten Wärmebehandlungsversuch konnte eindeutig
geklärt werden, daß die Abkühlgeschwindigkeit bzw. die von ihr
abhängige Mikrogefügeausbildung den dominanten Einfluß auf das
Kriechverhalten ausüben. Hierzu wurden aus einem von der Ausfallmusterprüfung
der Schmiedeabmessung 835/610 rd.×155 mm zur
Verfügung stehenden Ringsegment je zwei Rohproben mit einem Querschnitt
von ca. 20 mm vkt. aus den Probenlagen T 1 (Randbereich R)
und T 2 (Kernzone K) entnommen. Die Rohlinge wurden nach dem
Lösungsglühen gemäß der folgenden Zuordnung entweder in Wasser
abgeschreckt oder in Luft abgekühlt:
Rohlinge R 1 und K 1: 2 h 970°C/W + 8 h 590°C/L
Rohlinge R 2 und K 2: 2 h 970°C/L + 8 h 590°C/L
Rohlinge R 2 und K 2: 2 h 970°C/L + 8 h 590°C/L
Die aus diesen Rohlingen hergestellten Proben wurden im Kriechversuch
belastet. Die bleibenden Dehnungen sowie die an den Restproben
ermittelten Gefügetypen sind in Tafel 3 dem Kriechverhalten
bzw. den Gefügeausbildungen der als Ring wärmebehandelten
Probenlagen T 1 und T 2 gegenübergestellt.
Wie schon dargelegt, wird die Spezifikation im schnell abgekühlten
Randbereich T 1 des im vollen Querschnitt abgeschreckten
Ringes nicht erfüllt (PrNr. 1639), während die bleibende Dehnung
von 0,061% in der Kernzone T 2 (PrNr. 1644) ein sehr günstiges
Kriechverhalten signalisiert. Nach zusätzlicher Lösungsglühung
und nachfolgender Wasserabschreckung der kleinvolumigen Probenrohlinge
R 1 und K 1 werden für beide Probenlagen unzulässige bleibende
Dehnungen ermittelt, d. h. für die Kernzone T 2 wird eine
signifikante Verschlechterung des Kriechverhaltens festgestellt.
Ein Vergleich der zugehörigen Mikrogefüge zeigt, daß diese Verschlechterung
des Kriechverhaltens um so deutlicher ausfällt, je
feinnadeliger die α/β-Körner aufgebaut sind.
Die zusätzliche Lösungsglühung bewirkt zusammen mit der Wasserschreckung
eine beachtliche Umkörnung, so daß z. B. das
grobnadelige Mikrogefüge (Bildtyp Nr. 1, PrNr. 1644) in ein
Mikrogefüge umwandelt, dessen feine Nadelstruktur in den
α/β-Körnern nur noch angedeutet zu erkennen ist (PrNr. 2105 und
2106 entsprechend Bildtyp Nr. 2).
Umgekehrt wird nach einer zusätzlichen Lösungsglühung mit
anschließender Abkühlung an Luft der Proben R 2 und K 2 in beiden
Probenlagen eine spezifikationsgerechte bleibende Dehnung ermittelt,
d. h. in der Randlage T 1 wird gegenüber dem Ausgangszustand
eine deutliche Verbesserung des Kriechverhaltens
registriert. Diese Verbesserung ist, wie ein Vergleich der zugehörigen
Mikrogefüge zeigt, mit einer Vergröberung der α-Nadeln
in den α/β-Körnern sowie mit einer Ausscheidung von α-Phase
auf den Korngrenzen verbunden. In der Randlage T 1 bewirkt die
zusätzliche Wärmebehandlung eine Umwandlung vom Gefügetyp Bilder
Nr. 1-2 (PrNr. 1644) zum reinen Bildtyp Nr. 1. In der Kernzone
T 2 werden die α-Nadeln und α-Säume auf den Korngrenzen des
Bildtyps Nr. 1 durch die zusätzliche Lösungsglühung geringfügig
verbreitert.
In einem Stichversuch sollte geprüft werden, ob die Abkühlbedingungen
nach Lösungsglühung so eingestellt werden können, daß das
Kriechverhalten eines realen Schmiedestückes sowohl in der Randlage
T 1 als auch der Kernzone T 2 spezifikationsgerecht ist. Als
Vorgabe zur Realisierung dieses Ziels wurde unterstellt, daß das
Material auch in der Randlage T 1 zunächst bis zu ca. 750°C
langsam und danach schnell abkühlen sollte. Für den Versuch stand
ein ca. 500 mm langes Segment aus der Ausfallmusterprüfung des
Ringes 835/610×155 mm zur Verfügung. Dieses Teil wurde in
einem Muffelofen 2 h 970°C lösungsgeglüht und zunächst in Luft
abgekühlt und ab 750°C Oberflächentemperatur in Öl abgeschreckt.
Der mit Pyrometer bzw. Tastelement gemessene Temperaturverlauf
ist in Bild 5 gegen die Abkühldauer aufgetragen.
Die Prüfergebnisse aus Zugversuch bei Raumtemperatur bzw. Kriechversuch
bei 510°C sind in der Tafel 2 sowohl für die Randlage T 1
als auch die Kernzone T 2 den mechanischen Eigenschaften und bleibenden
Dehnungen gegenübergestellt, die bei dem gleichen Ringtyp
nach betrieblicher Wärmebehandlung, d. h. Abschrecken in Wasser
(PrNr. 1639, 1644), ermittelt wurden.
Der Wertevergleich zeigt, daß durch die erfindungsgemäße Abkühlung
in Luft/Öl das angestrebte Ziel prinzipiell zu erreichen
ist, d. h. in einem Schmiedestück großen Querschnittes wird mit
0,092% erstmalig auch in der Randlage T 1 eine spezifikationsgerechte
bleibende Dehnung im Kriechversuch gemessen. In der
Kernzone T 2 wird nach der "gebrochenen" Abkühlung mit 0,056% ein
gleiches Kriechverhalten wie nach der Wasserabschreckung
(0,061%) beobachtet.
Bei den mechanischen Eigenschaften im Zugversuch werden die schon
früher besprochenen Tendenzen bestätigt, d. h. die Festigkeitswerte
sind in der Randlage T 1 nach Wasserabschreckung deutlich
höher als nach Abkühlung in Luft/Öl. In der Kernzone T 2 sind nur
noch geringe Unterschiede vorhanden. Auf die Zähigkeitseigenschaften
wirkt sich die geringere Abkühlgeschwindigkeit eher
günstig aus.
Aufgrund des guten Kriechverhaltens war in beiden Probenlagen
eine Gefügeausbildung zu erwarten, die eine ähnliche Feinstruktur
aufweist, wie die Kernzone T 2 des in Wasser abgeschreckten
Ringes. Diese Voraussage wird durch die Bilder 3+4
bestätigt, d. h. die erfindungsgemäße Abkühlung hat eine deutliche
Vergröberung der α-Nadeln ( α-Platten) in den α/β-
Körnern der Randlage T 1 (Bild 3) und in noch stärkerem Maße in
der Kernzone T 2 (Bild 4) bewirkt.
Claims (4)
1. Wärmebehandlungsverfahren zur sicheren Einstellung einer
plastischen Gesamtdehnung0,1% im 100 h-Kriechversuch bei
510°C und 210 MPa Belastung in Halbzeugen und Bauteilen aus
der Titanlegierung Ti6Al2Sn4Zr2Mo mit und ohne Siliziumzusatz
dadurch gekennzeichnet, daß der mit einem α+β-Gefüge
vorliegende Werkstoff bei 10 bis 40°C unter der
β-Umwandlungstemperatur<0,5 h lösungsgeglüht und danach so
abgekühlt wird, daß nach zusätzlicher Auslagerung 10-4 h
570-600°C/Luft - vorzugsweise 8 h 590°C/Luft - ein
α+β-Mikrogefüge mit einem primären α-Gehalt von 10-50%
vorliegt, das gekennzeichnet ist durch relativ breite
α-Nadeln ( α-Platten) mit kleinem L/D-Verhältnis in den
α/β-Körnern und einer zumindest teilweisen Belegung der
Korngrenzen mit α-Phase gemäß dem repräsentativen Mikrogefüge
nach Bild 1.
2. Einstellung des nach Anspruch 1 definierten Mikrogefüges durch
eine so gesteuerte Abkühlung, daß eine Mindestabkühlzeit von
2 Minuten zwischen Lösungsglühtemperatur und ca. 750°C für die
Bildung von α-Platten ausreichender Abmessung im Rahmen der
diffusionsgesteuerten Phasen-Umwandlung zur Verfügung steht.
3. Einstellung des nach Anspruch 1 definierten Mikrogefüges durch
eine so gesteuerte Abkühlung, daß ein zu starkes Wachstum der
α-Platten und die damit verbundene Absenkung der
Festigkeitseigenschaften im Zugversuch bei Raumtemperatur und
hohen Temperaturen durch Begrenzung der Abkühlzeit auf maximal
200% des nach Anspruch 2 vorgegebenen Wertes, vermieden
werden.
4. Zur Einstellung eines von der Abmessung und der Querschnittslage
unabhängigen Mikrogefüges und Kriechverhaltens nach
Anspruch 1 wird zur Realisierung der in den Ansprüchen 2 und 3
definierten Abkühlzeiten eine auf die Halbzeugabmessung abgestimmte
gebrochene Abkühlung Luft/Öl vorgegeben.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19883804358 DE3804358A1 (de) | 1988-02-12 | 1988-02-12 | Optimierung der waermebehandlung zur erhoehung der kriechfestigkeit warmfester titanlegierungen |
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DE19883804358 DE3804358A1 (de) | 1988-02-12 | 1988-02-12 | Optimierung der waermebehandlung zur erhoehung der kriechfestigkeit warmfester titanlegierungen |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3804358A1 true DE3804358A1 (de) | 1989-08-24 |
DE3804358C2 DE3804358C2 (de) | 1990-07-26 |
Family
ID=6347261
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19883804358 Granted DE3804358A1 (de) | 1988-02-12 | 1988-02-12 | Optimierung der waermebehandlung zur erhoehung der kriechfestigkeit warmfester titanlegierungen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3804358A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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FR2899241A1 (fr) * | 2006-03-30 | 2007-10-05 | Snecma Sa | Procedes de traitement thermiques et de fabrication d'une piece thermomecanique realisee dans un alliage de titane, et piece thermomecanique resultant de ces procedes |
-
1988
- 1988-02-12 DE DE19883804358 patent/DE3804358A1/de active Granted
Non-Patent Citations (2)
Title |
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Werkstoffleistungsblatt der Deutschen Luftfahrt, Nr. 3.7144 * |
Werkstoffleistungsblatt der Deutschen Luftfahrt, Nr. 3.7148 * |
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WO2007113445A3 (fr) * | 2006-03-30 | 2007-12-13 | Snecma | Procedes de traitement thermique et de fabrication d'une piece thermomecanique realisee dans un alliage de titane, et piece thermomecanique resultant de ces procedes |
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Publication number | Publication date |
---|---|
DE3804358C2 (de) | 1990-07-26 |
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