DE3722406A1 - Verfahren zur antennenmesstechnik mittels der komplexen reflexionsfaktoren des messobjekts - Google Patents
Verfahren zur antennenmesstechnik mittels der komplexen reflexionsfaktoren des messobjektsInfo
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Description
In der Antennenmeßtechnik werden bis heute fast ausschließlich
Transmissionsmeßverfahren eingesetzt. Hierbei wird das Meßobjekt,
die zu vermessende Antenne, als Sende- oder Empfangsantenne ver
wendet. Zur Bestimmung der relevanten Antennengrößen wie der
Richtcharakteristik mit allen inherenten Merkmalen wie Halbwerts
breite, Nebenmaxima, Nulltiefe, Rückwärtsdämpfung u.s.w. wird das
Meßobjekt relativ zur Aufnahmeantenne angular in einem Zylinder-
oder Polarkoordinatensystem gedreht. Gewinn und Wirkungsgrad wer
den durch Vergleich mit Antennennormalen (Standard Gain Horns) be
stimmt. Es sind sowohl Nahfeld als auch Fernfeldmeßverfahren be
kannt. Die Nachteile der bekannten Verfahren liegen in Störungen
durch den Kabelanschluß am Meßobjekt, schlechten Kalibrierungsmög
lichkeiten zur Eliminierung der Meßumgebung sowie in der Be
stimmung von Absolutwerten für Gewinn und Wirkungsgrad, da in der
Regel auch Antennennormale mit erheblichen Fehlern behaftet sind.
Weiterhin ist bei diesem Verfahren die Bandbreite in der Regel
beschränkt auf weniger als eine Oktave.
Erfindungsgemäß wird das Meßobjekt, die zu vermessende Antenne
nicht mit Sender oder Empfänger verbunden, sondern mit definierten
Abschlüssen terminiert wie in Bild 1 gezeigt. In ein kohärentes
Meßsystem, bestehend aus HF-Generator, Netzwerkanalysator zur
Bestimmung komplexer Reflexionsfaktoren, einer Rechnersteuerung
zur Kontrolle der Meßwertaufnahme und Datenverarbeitung, einer
oder zwei Breitbandantennen mit jeweils horizontalem und vertika
lem Speisesystem sowie ggf. einer reflexionsarmen Kammer mit
Meßobjekthalterung wird das Meßobjekt eingebracht. Das vom Meßsy
stem abgestrahlte Sendesignal wird von der zu vermessenden Antenne
je nach Abschluß reflektiert. Das reflektierte Signal wird von der
Empfangsantenne aufgenommen und dem Meßsystem zugeführt. Sendesig
nal E i und Empfangssignal E s sind über die komplexe Polarisations-
Streumatrix (S) nach Gleichung 1 für vertikale und horizontale
Polarisation verknüpft:
Andere Polarisationsarten führen zu anderen Streumatrizen, es kann
jedoch aus obenstehenden linearen, orthogonalen Polarisationen
durch Linearkombination der Streumatrixelemente jede beliebige
Polarisation ermittelt werden.
Der Schlüssel zur qualifizierten Antennenmessung liegt in der
Kalibration und Fehlerkorrektur des gesamten Meßsystems, welche
vorzugsweise gemäß folgender Schritte durchgeführt wird.
Beispielhaft wird an Hand einer 20 Term Fehlerkorrektur gemäß
Gleichung 2 die Beziehung fehlerhafter, gemessener Streuparameter
zu fehlerfreien berechneten Streuparametern über die Fehlermatrix
(C) dargestellt:
Zur Ermittlung der Fehlerkoeffizienten sind Kalibrationsmessungen
mit fünf Objekten mit definiert bekanntem Rückstreuverhalten not
wendig, deren komplexe Streumatrizen linear unabhängig sein müs
sen. Zweckmäßig verwendet man hierfür den leeren Raum ohne Meßob
jekt sowie vier metallisch leitende Objekte wie Kugel, Zweieckre
flektor vertikal und unter 45 Neigung und eine entsprechend zum
Feld angestellte Kreisscheibe.
Diese Objekte lassen sich mechanisch hochgenau dem für die theore
tische Berechnung ihres Rückstreuverhaltens eingesetzten Modell
nachbilden.
Die eigentliche Antennenmessung wird im weiteren beschrieben,
wobei die Meßanlage durch die hier beschriebene Vorschrift als
korrigiert angenommen und im folgenden als Reflexionsmeßanlage
bezeichnet wird und bei ermittelten Streuparametern immer von
korrigierten Werten ausgegangen wird.
Zur Ermittlung der Richtcharakteristik wird das Meßobjekt, die
Antenne, entsprechend Bild 2 in die oben beschriebene Relexions
meßanlage eingebracht. Unter feststehendem Aspektwinkel (ϑ A , ψ A )
relativ zu Sende und Empfangsantenne der Reflexionsmeßanlage wird
das Meßobjekt nun mit einer bekannten Impedanz Z terminiert und
die komplexe Polarisations-Streumatrix S Z (ϑ A , c A ) ermittelt.
Da die Elemente der komplexen Polarisations-Streumatrix außer mit
den antennenspezifischen Größen auch mit dem Wert der Abschlußim
pedanz des Meßobjekts eindeutig verknüpft ist, läßt sich hieraus
unter Anwendung eines entsprechenden Algorithmus ein dem Produkt
aus Richtcharakteristik C( ϑ A , ψ A ) zum Quadrat mal Wirkfläche A W
proportionaler Wert bestimmen. Durch analoge Messungen unter einer
genügenden Anzahl von Aspektwinkeln ϑ, ψ läßt sich das Maximum von
C²(ϑ, ψ)*A w bestimmen, woraus mit C²(ϑ, ψ) max =1 sofort die
Wirkfläche und der Absolutwert der Richtcharakteristik für alle
anderen Winkelwerte folgt. Unter Anwendung der aus der Theorie
bekannten Beziehungen lassen sich aus diesen Meßgrößen alle für
die Antennencharakterisierung interessanten Größen wie z.B. Ge
winn, Belegung, Nullwertsbreite etc., bei bekannter
Antennengeometrie zusätzlich Nahfeld bzw. Fernfeld und Wir
kungsgrad berechnen.
Im Gegensatz zu idealen und quasiidealen Antennen treten bei
nahezu allen realen Antennen Verfälschungen des Meßergebnisses
durch Reflexionen an der mit der Antenne untrennbar verbundenen
Umgebung wie Halterungen, Positionierer und Gehäuse (Trägermate
rial) auf. Erfindungsgemäß werden diese Fehler dadurch eliminiert,
daß durch eine Wiederholung der Meßprozedur mit Abschluß des
Meßobjekts durch eine unterschiedliche Impedanz ein zweiter Daten
satz angelegt wird, der zur Kalibration dient. Aus den ermittelten
Daten läßt sich sodann mit Hilfe eines geeigneten Algorithmus auf
der Grundlage des Superpositionsprinzips der Wellenamplituden von
erwünschter und unerwünschter Reflexion die gesuchte Polarisa
tions-Streumatrix der eigentlichen Antenne bestimmen.
Vorteilhaft können als Terminierungsimpedanzen ein Kurzschluß
sowie ein Wellenwiderstandssumpf eingesetzt werden. Bei Abschluß
mit dem Wellenwiderstand wird dann die in die Antenne einfallende,
nutzbare Leistung vollständig absorbiert, bei Abschluß mit
Kurzschluß wird sämtliche nutzbare Leistung reflektiert und erhöht
so definiert den Reflexionsfaktor der Antenne.
Während bei quasiidealen Antennen die Meßprozedur nur bei einer
Abschlußimpedanz ausgeführt wird und reale Antennen vielfach durch
Messung bei zwei unterschiedlichen Abschlußimpedanzen charakteri
siert werden können, treten bei starker Verkopplung zwischen An
tenne und Umgebung ggf. Meßfehler auf. Hierzu wird erfindungsge
mäß vorgeschlagen, das Meßobjekt für mehr als zwei unterschied
liche Abschlußimpedanzen unter jedem Raumwinkel zu vermessen.
Hierdurch werden genügend Kalibrierwerte zur Fehlerkorrektur er
zeugt.
Aus der, durch die vorstehend beschriebene Kalibration ermittelten
Polarisations-Streumatrix der eigentlich interessierenden Antenne
lassen sich durch Superposition der Streumatrixelemente die anten
nenspezifischen Parameter wie Richtcharakteristik, Gewinn etc. für
jede beliebige Polarisation ermitteln. Soll umgekehrt die Antenne
nur für eine diskrete Polarisation untersucht werden, so reicht es
aus, nicht die vollständige Polarisations-Streumatrix (S) zu ermit
teln, sondern lediglich den zur entsprechenden Polarisation gehö
renden Streuparameter.
Für die praktische Durchführung des Meßverfahrens ist es aus
Gründen der Reproduzierbarkeit sinnvoll, nicht für eine Abschluß
impedanz der Antenne alle Aspektwinkel zu vermessen und an
schließend die Terminierung zu wechseln, sondern unter einem ein
gestellten Aspektwinkel sämtliche gewünschten Abschlußimpedanzen
konsekutiv einzusetzen und erst anschließend den Aspektwinkel zu
ändern.
Das beschriebene Verfahren kann entweder monofrequent oder multi
frequent durchgeführt werden. Bei monofrequentem Einsatz ergeben
sich kürzere Meßzeiten, es werden jedoch höhere Anforderungen an
die reflexionsarme Meßkammer bestehen. Bei multifrequentem Einsatz
mit Ermittlung des Reflexionsfaktors für viele äquidistante Fre
quenzpunkte, besteht wie aus der Impulsreflektometrie bekannt die
Möglichkeit, mittels Fouriertransformation und setzen eines Zeit
fensters (Gating), Störungen durch Reflexionen an der Wand der
Meßkammer etc. aufgrund unterschiedlicher Laufzeiten zu separieren
und eliminieren. Dadurch können die Anforderungen an die refle
xionsarme Kammer reduziert werden, ggf. kann ganz auf sie ver
zichtet werden.
Ein aufgebautes System arbeitet momentan im Frequenzbereich von 2-
26 GHz zufriedenstellend, es sind jedoch auch beliebige andere
Frequenzbereiche, niederfrequentere und höherfrequentere und spe
ziell auch im optischen Bereich liegende bei entsprechender Modi
fikation der Apparatur denkbar.
Claims (8)
1. Antennenmeßverfahren zur Bestimmung von Richtcharakte
ristik, Belegung, Nahfeld und Fernfeld sowie Gewinn
und Wirkungsgrad dadurch gekennzeichnet, daß das Meßobjekt,
die zu vermessende Antenne, definiert abge
schlossen wird und von ihr im Nahfeld oder Fernfeld
die komplexe Streumatrix für die definierten Abschlüsse
in Abhängigkeit von der Frequenz der Polarisation und
dem Aspektwinkel in Azimuth und Elevation bestimmt wird
und daß daraus die Richtcharakteristik, die Belegung,
Nahfeld und Fernfeld bestimmt werden.
2. Antennenmeßverfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet,
daß als definierte Abschlüsse des Meßobjekts insbesondere
Kurzschluß, Leerlauf, Anpassung und beliebige reine imagi
näre bzw. definiert im Regel- und Frequenzverhalten be
kannte passive oder aktive, komplexe Impedanzen verwendet
werden.
3. Antennenmeßverfahren nach Anspruch 1 und 2 dadurch gekenn
zeichnet, daß zur Kalibration für die Bestimmung des Ge
winns und des Wirkungsgrades, sowie der absoluten komplexen
Streumatrixkoeffizienten theoretisch exakt oder sehr genau
berechenbare Reflexionsnormale wie Kugeln, plane Reflek
toren und Eckenreflektoren benutzt werden.
4. Antennenmeßverfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3 da
durch gekennzeichnet, daß zur Kalibration ein Fehler
termodell mit der, der jeweiligen Meßaufgabe und Ge
nauigkeitsanforderung Genüge leistenden Anzahl ggf.
frequenz- und pegelabhängiger komplexer Elemente be
nutzt wird.
5. Antennenmeßverfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4 da
durch gekennzeichnet, daß zur Erhöhung von Empfind
lichkeit und Genauigkeit Integrationsverfahren und
statische Eliminationsverfahren mit einer Reduktion
der statischen bzw. pseudostatischen Fehler benutzt
werden.
6. Antennenmeßverfahren nach Anspruch 1 dadurch gekenn
zeichnet, daß die Messung in reflexionsarmen Räumen,
im Freien oder in jedem anderen Raum durchgeführt wer
den kann.
7. Antennenmeßverfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6 da
durch gekennzeichnet, daß ein ein- vorzugsweise jedoch
mehrkanaliges, kohärentes Meßsystem, vorzugsweise mit
Meßwertspeicher und integriertem und oder externen Rech
ner verwendet wird, welches über eine, vorzugsweise jedoch
zwei oder mehr getrennte breitbandige oder schmalbandige
dual orthogonal oder linear oder in beliebiger, der je
weiligen Meßaufgabe angepaßter Weise elliptisch polari
sierter Antennen sendet und das reflektierte Signal
empfängt.
8. Antennenmeßverfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7 da
durch gekennzeichnet, daß aus den komplexen Streumatrizen
oder einer beliebigen anderen gleichwertigen
gleichungsartigen Darstellung des Zusammenhangs zwi
schen den Signalen der unter Anspruch 7 benannten
Sende- und Empfangskanäle Gewinn, Wirkungsgrad, Richt
charakteristik, Nah- und Fernfeld des Meßobjekts für,
je nach Anzahl der nach Anspruch 7 eingesetzten Kanäle,
eine, mehrere oder beliebige Polarisationen durch li
neare Kombination der Streumatrixelemente bestimmt wer
den können.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873722406 DE3722406A1 (de) | 1987-07-07 | 1987-07-07 | Verfahren zur antennenmesstechnik mittels der komplexen reflexionsfaktoren des messobjekts |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19873722406 DE3722406A1 (de) | 1987-07-07 | 1987-07-07 | Verfahren zur antennenmesstechnik mittels der komplexen reflexionsfaktoren des messobjekts |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3722406A1 true DE3722406A1 (de) | 1988-10-20 |
Family
ID=6331066
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19873722406 Withdrawn DE3722406A1 (de) | 1987-07-07 | 1987-07-07 | Verfahren zur antennenmesstechnik mittels der komplexen reflexionsfaktoren des messobjekts |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE3722406A1 (de) |
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