DE3721071C1 - Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung matter Lackoberflaechen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung matter LackoberflaechenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
matter Lackoberflächen bei High-Solids-Lacksystemen
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Außerdem be
faßt sich die Erfindung mit einer Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens, und schließlich betrifft
die Erfindung einen Lack mit einer matten Oberfläche.
Zum Aufbringen von Lack auf Materialien, beispielswei
se auf Möbelfolien oder auch Spanplatten, Bleche usw.,
werden überwiegend High-Solids-Lacksysteme verwendet,
das sind hochkonzentrierte, lösungsmittelarme bis lösungs
mittelfreie Lacke, die sich durch eine besondere Um
weltfreundlichkeit und auch durch eine hohe Wirtschaft
lichkeit der verwendeten Lackiervorrichtungen auszeich
nen.
Bei der Anwendung von Lacken mit Lösungsmitteln müssen
die Lösungsmittel nämlich gesondert abgetrocknet wer
den, wozu aufwendige Trocken- und Verbrennungsanlagen
erforderlich sind. Die dabei entstehenden Abfälle füh
ren zu einer erheblichen Umweltbelastung, weshalb die
se mit Lösungsmitteln versehenen Lacke nur noch be
schränkt zum Einsatz kommen dürfen (neue TA-Luft).
Die demgegenüber vorteilhaften hochkonzentrierten
Lacke gemäß den High-Solids-Lacksystemen zeichnen
sich dadurch aus, daß beispielsweise durch Wärmebe
handlung eine langsame Vernetzung bzw. Trocknung
des Lackes ausgelöst wird. Bei den UV-vernetzenden
Lacksystemen wird die UV-Strahlung als Auslöser für
die Vernetzung ausgenutzt. Unter Einwirkung der UV-
Strahlung ist der Lack sofort vernetzt und haftet auf
dem Untergrund, was hier im Wege einer Polymerisation
geschieht.
Das bisherige Anwendungsgebiet dieser vorteilhaften
Lacksysteme liegt bei Hochglanz-Lacken bzw. Seiden
glanzlacken mit einer großen Kratzfestigkeit, die in
der Praxis gefordert wird, insbesondere bei lackier
ten Möbelfolien. Um die große Kratzfestigkeit zu ge
währleisten, muß der aufgebrachte Lack bekanntlich
eine Schichtdicke von mindestens 5 µm besitzen; üb
lich sind Schichtdicken zwischen 5 µm und 12 µm. Bei
geringeren Schichtdicken reicht die mechanische Sta
bilität der Lackschicht nämlich nicht aus, um die ge
forderte Kratzfestigkeit zu gewährleisten.
Während sich nun die Kratzfestigkeit bei Hochglanz-
Lacken bzw. Seidenglanzlacken mit Schichtdicken von
größer als 5 µm problemlos realisieren läßt, bereitet
der bei vielen Anwendungszwecken vorhandene Wunsch
nach einer matten Lackoberfläche erhebliche Schwie
rigkeiten, weil sich die matten Oberflächen mittels
einer Lackschicht nicht ohne eine Verschlechterung
der Kratzfestigkeit herstellen lassen.
Bekanntlich lassen sich matte Oberflächen dadurch er
zeugen, daß dem Lack Mattierungsmittel (Siliziumdioxid),
Polyolefinwachs, Metallseifen) zugegeben werden. Diese
Mattierungsmittel stellen einzelne Partikel dar, die
geringfügig aus der Lackoberfläche herausragen, wo
durch die Oberfläche rauh und strukturiert wird und
der gewünschte matte Eindruck hervorgerufen wird.
Die Schwierigkeit bei der Herstellung von matten Ober
flächen besteht nun darin, daß die Partikel bzw. die
Mattierungsmittel aufgrund ihrer kleinen Abmessungen
bei zu großer Schichtdicke innerhalb der Lackschicht
soweit nach unten absinken, daß sie nicht mehr aus der
Oberfläche herausragen können bzw. diese nicht errei
chen, d.h., es wird keine matte Oberfläche erzielt.
Nur bei geringeren Schichtdicken ist gewährleistet,
daß die Mattierungsmittel aus der Oberfläche heraus
ragen und voll zur Wirkung kommen. Deshalb lassen sich
matte Oberflächen nur bei relativ geringen Schicht
dicken der jeweiligen Lackschicht erzielen. Die ge
ringe Schichtdicke geht allerdings zu Lasten der Kratz
festigkeit, die nunmehr nicht im gewünschten Maße vor
handen ist. Somit stellen die Forderungen nach einer
hohen Kratzfestigkeit einerseits und nach einer matten
Oberfläche andererseits zwei sich widersprechende Ge
sichtspunkte dar. Bei hoher Kratzfestigkeit läßt sich
keine matte Oberfläche erzielen und umgekehrt ist bei
einer matten Oberfläche die hohe Kratzfestigkeit nicht
mehr gewährleistet.
Wenn sich im übrigen eine matte Oberfläche nur bei für
die Kratzfestigkeit nachteiliger geringer Schichtdicke
erzielen läßt, so besteht ein weiterer Nachteil darin,
daß die Kratzfestigkeit zusätzlich darunter leidet,
daß die matte Oberfläche nicht glatt, sondern aufgrund
der herausragenden Partikel aufgerauht ist. Die sowie
so schon schlechte Kratzfestigkeit wird also noch wei
ter vermindert.
Man könnte zwar daran denken, größere und gröbere Par
tikel als Mattierungsmittel zu verwenden, um somit grö
ßere Schichtdicken zu ermöglichen, bei denen die Par
tikel in jedem Fall die Lackoberfläche erreichen und
aus ihr herausragen, allerdings ist zu berücksichtigen,
daß grobe Partikel nur eine sehr schlechte Ausrichtung
innerhalb der Lackschicht erfahren, und daß eine Repro
duzierbarkeit nicht gewährleistet ist. In der Praxis
besteht nämlich die Forderung, daß eine einmal herge
stellte Möbelfolie oder dergleichen mit einer ganz be
stimmten Mattierung auch später noch in exakt der glei
chen Mattierung hergestellt werden kann. Dies läßt sich
aber nur dann gewährleisten, wenn für die Mattierungs
mittel sehr feine Partikel verwendet werden, die sich
gleichmäßig innerhalb der Lackschicht verteilen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
anzugeben, welches unter dem Gesichtspunkt der Reprodu
zierbarkeit die Herstellung matter Lackoberflächen bei
hoher Kratzfestigkeit ermöglicht.
Dieses Ziel erreicht die Erfindung bei dem im Oberbe
griff des Anspruchs 1 genannten Verfahren dadurch, daß
zunächst eine erste Lackschicht mit einer ersten Schicht
dicke aufgetragen wird, daß anschließend auf die erste
Lackschicht mindestens eine zweite Lackschicht mit
einer zweiten Schichtdicke aufgebracht wird, und daß
zumindest die zuletzt aufgebrachte Lackschicht mit
Mattierungsmitteln versehen ist.
Die Erfindung geht davon aus, daß zur Erzielung der ge
forderten hohen Kratzfestigkeit eine bestimmte Schicht
dicke unerläßlich ist, und diese Schichtdicke wird in
einem Zweischicht-Verfahren hergestellt. Bei der zu
erst aufgebrachten Lackschicht spielt es noch keine
Rolle, ob die Partikel der Mattierungsmittel vollstän
dig in der Lackschicht versinken oder die Oberfläche
erreichen, deshalb kann die erste Lackschicht allein
unter dem Gesichtspunkt einer hohen Kratzfestigkeit
gewählt werden.
Auf die erste Lackschicht wird dann anschließend ei
ne zweite Lackschicht aufgebracht, und deren Schicht
dicke wird nun so gewählt, daß in gewünschter Weise
die matte Oberfläche entsteht. Die Schichtdicke der
zweiten Lackschicht wird also so gering gewählt, daß
die Partikel in jedem Fall aus der Oberfläche heraus
ragen. Da nun die Summe der Schichtdicken der ersten
Lackschicht und der zweiten Lackschicht groß gewählt
werden kann, ergibt sich der Vorteil, daß der insge
samt aufgebrachte Lack sowohl eine hohe Kratzfestig
keit als auch die gewünschte matte Oberfläche besitzt.
Die Erstlackierung - also das Aufbringen der ersten
Lackschicht - dient im Grunde genommen zur Erzielung
der geforderten Kratzfestigkeit, und die Decklackie
rung - also die danach aufgebrachte zweite Lackschicht -
dient zur Erzeugung und auch zur beliebigen Einstellung
des Mattgrades.
In Versuchen hat sich gezeigt, daß sich mit dem neuen
Zweischicht-Verfahren auch mit High-Solids-Lacksystemen,
die übliche Mattierungsmittel enthalten, stumpfmatte
Oberflächen erzielen lassen, wenn als oberste Lack
schicht eine Schichtdicke von etwa 2 µm aufgebracht
wird. Das eingesetzte Mattierungsmittel kann nämlich
voll zur Wirkung kommen, da es in der dünnen obersten
Lackschicht nicht mehr absacken kann. Dabei läßt sich
jeder gewünschte Oberflächenmattgrad erzielen.
In vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung wird für
beide Lackschichten jeweils ein gleiches Lacksystem ver
wendet. Wenn in zweckmäßiger Ausgestaltung die erste
Lackschicht 4 µm stark ist, sinken die Partikel hier
zwar noch ab, was aber nicht weiter stört, denn bei
der anschließenden zweiten Lackschicht mit einer Stär
ke von beispielsweise 2 µm ragen die Partikel in ge
wünschter Weise aus der Oberfläche heraus. Es ist al
so lediglich erforderlich, die zuletzt aufgebrachte
Schichtdicke so gering zu bemessen, daß der angestreb
te Mattierungseffekt erzielt wird.
In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung
werden die Lackschichten unmittelbar nacheinander auf
gebracht, so daß eine Vernetzung zwischen den einzelnen
Lackschichten erfolgen kann.
Weitere Merkmale der Erfindung sowie zweckmäßige Ausge
staltungen der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen,
der Beschreibung und der Zeichnung.
Nachfolgend wird die Erfindung zum besseren Verständnis
anhand der Zeichnung beispielhaft näher erläutert, wel
che eine als Ganzes mit der Bezugsziffer 10 bezeichnete
Lackiervorrichtung darstellt.
Die Lackiervorrichtung 10 besitzt eine Abwickelstation
12, wo von einer Rolle eine zu lackierende Möbelfolie
14 abgewickelt wird.
Von der Abwickelstation 12 gelangt die Möbelfolie 14
zu einer ersten Lackauftragsstation 16, die in an sich
bekannter Weise aufgebaut ist. In der ersten Lackauf
tragsstation 16 wird das gleiche Lacksystem wie in der
zweiten Lackauftragsstation 22 verwendet. Die Schicht
dicke der in der ersten Lackstation 16 aufgebrachten
ersten Lackschicht beträgt 4 µm.
An die erste Lackauftragsstation 16 schließt sich eine
erste Temperwalze 18 mit mindestens einer UV-Lampe an. Die UV-Lam
pen 20 bewirken bei dem verwendeten UV-vernetzenden
Lacksystem in gewünschter Weise die Haftung der ersten
Lackschicht auf der Möbelfolie 14.
An die erste Lackauftragsstation 16 schließt sich eine
zweite Lackauftragsstation 22 an, und hier wird eine
zweite mit Mattierungsmitteln versehene Lackschicht
mit einer Schichtdicke von etwa 2 µm aufgetragen, so
daß die gesamte Lackstärke etwa 6 µm beträgt, wodurch
eine hohe Kratzfestigkeit gewährleistet ist. Durch die
geringe Schichtdicke der zweiten Lackschicht von etwa
2 µm ist gewährleistet, daß die Mattierungsmittel aus
der Oberfläche herausragen und nicht absacken können,
so daß der gewünschte Oberflächenmattgrad erzielt wird.
An die zweite Lackauftragsstation 22 schließt sich
wiederum eine zweite Temperwalze 24 mit UV-Lampen 26
an. Von der Temperwalze 24 gelangt die nunmehr voll
ständig lackierte Möbelfolie 14 über ein Steuergerät
28 zu einer Aufwickelstation 30, wo die Möbelfolie auf
eine Rolle aufgewickelt wird.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung matter Lackober
flächen bei High-Solids-Lacksystemen, insbesondere
bei UV-vernetzenden Lacksystemen, wobei der mit Mattie
rungsmitteln versehene Lack auf ein gewünschtes Ma
terial aufgebracht wird, dadurch gekennzeichnet, daß
zunächst eine erste Lackschicht mit einer ersten
Schichtdicke aufgetragen wird, daß anschließend auf
die erste Lackschicht mindestens eine zweite Lack
schicht mit einer zweiten Schichtdicke aufgebracht
wird, und daß zumindest die zuletzt aufgebrachte
Lackschicht mit Mattierungsmitteln versehen ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die zweite Schichtdicke gleich oder kleiner als
die erste Schichtdicke gewählt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Summe der Schichtdicken größer
oder gleich 5 µm ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden An
sprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß die erste
Schichtdicke größer als 3 µm ist und die zweite Schicht
dicke zu 2 µm gewählt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden An
sprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, daß die erste
und zweite Lackschicht miteinander vernetzt werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden An
sprüche 1-5, dadurch gekennzeichnet, daß für die
einzelnen Lackschichten identische Lacksysteme ver
wendet werden.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1-6, gekennzeichnet durch
mindestens zwei hintereinander geschaltete Lackauf
tragsstationen (16, 22).
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