DE3717085A1 - Verfahren zur immobilisierung von toxischen schadstoffen - Google Patents
Verfahren zur immobilisierung von toxischen schadstoffenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Minderung der Eluierbarkeit
von Schadstoffen aus Abfällen, die mittels Zement,
Kalk oder Kalkverbindungen, hydraulischen Bindemitteln
und/oder Flugasche und Wasserzugabe verfestigt werden.
Es gibt Abfallbehandlungsmethoden, die heute schon eine
größere Umweltverträglichkeit in Aussicht stellen, als herkömmliche
Verfahren. Hierzu zählen zweifellos Müllverbrennungsanlagen
mit nachgeschalteter Rauchgasreinigung zur
Eliminierung anorganischer und organischer Thermolyseprodukte
aus den Abgasen. Im Vergleich zur Ablagerung auf Deponien,
in denen die organischen Abfallinhaltsstoffe als Folge
mikrobiologischer Prozesse mobilisiert werden und eine Gefahr
für das Grundwasser und die Oberflächengewässer darstellen
können, ist die thermische Zerstörung brennbarer
Müllanteile die zweckmäßigere Methode, sofern die Verbrennung
vollständig erfolgt.
Diese Verbrennungen laufen in der Regel unvollständig ab.
Sowohl im Reingas als auch in den Filterstäuben befinden
sich eine ganze Reihe von Schadstoffen in ppt- bis ppm-
Konzentrationen. Die toxische Potenz einer Vielzahl von
organischen und anorganischen Stoffen steht inzwischen außer
Frage.
Werden die Verbrennungsrückstände (Schlacke, Filterstäube,
Waschlaugenrückstände) auf Deponien abgelagert, geht von
ihnen ebenso die Gefahr einer Umweltkontamination aus, wie
von Produktionsrückständen, die wegen ihres geringen Anteils
an organischen Chemikalien gar nicht erst zur Verbrennung
gelangen. Diese Rückstände (Industrieschlämme, kontaminierte
Sedimente, Böden u. a. m.) können neben ihren anorganischen
Hauptbestandteilen in Form von Inertmaterial aber auch
Schwermetallverbindungen zusätzlich (öko-)toxische und/oder
persistente organische Verbindungen enthalten, die über das
Sickerwasser Schädigungen der Umwelt verursachen können.
Es hat nicht an Versuchen gefehlt, die Ablagerung von Sonder
abfällen so zu optimieren, daß die erwähnten Umweltschäden
ausgeschlossen werden können. Hierzu sind im Prinzip
zwei unterschiedliche Wege vorstellbar, die beide, auch zum
Teil in Kombination miteinander, praktiziert werden.
- 1. Die am besten überschaubare Möglichkeit ist die Durchführung geeigneter baulicher Maßnahmen. Die Anforderungen zum Bau und Betrieb von Sonderabfalldeponien, Drainagesystemen, Abdichtungs- und Überdachungsmaßnahmen bis hin zur Einlagerung besonders gefährlicher Abfälle, wie z. B. radioaktive Abfälle in geologischen Formationen (Kavernen), sind hinreichend bekannt und bedürfen an dieser Stelle keiner weiteren Erörterung.
- 2. Die zweite Möglichkeit ist die Entwicklung geeigneter Vorbehandlungsmaßnahmen zur "Entgiftung" der Sonderabfälle durch Immobilisierung der toxischen Inhaltsstoffe - bekannt unter der Bezeichnung "Abfallverfestigung".
Die Verfestigungstechnologie für flüssige bzw. feste Abfälle
setzt sich zum Ziel, durch Herstellung kompakter, monolithischer
Festkörper eine Fixierung der Schadstoffe sowie eine
Verbesserung der Festigungseigenschaften abgelagerter Abfälle
zu erreichen. Die Natur der Fixierungsvorgänge (physikalisch,
chemisch und biochemisch) einerseits, und des langfristige
makroskopische Verhalten der verfestigten Monolithe
(Härte, Rißbildung, Erosion, Permeabilität für Wasser u. a. m.)
andererseits sind die bestimmenden Größen für das Langzeitverhalten
der zunächst fixierten Schadstoffe. Hierzu
kommen mikrobiologische Prozesse unter aeroben und anaeroben
Bedingungen, die eine Veränderung der ursprünglichen chemischen
Struktur der Schadstoffe verursachen und damit zu
einem veränderten Diffusions- bzw. Auswaschungsverhalten
beitragen können (z. B. Bildung löslicher Aminkomplexe der
Schwermetalle, polarer Metabolite organischer Verbindungen
wie Hydroxyl- bzw. Carboxylderivate, aber auch Bildung sogenannter
nicht-extrahierbarer Rückstände durch den Einbau in
natürliche Makromoleküle, wie sie von der Bodenchemie bekannt
sind: "bound residues").
In der Vergangenheit wurden mehrere Verfahren zur Verfestigung
chemisch kontaminierter Abfälle entwickelt. Als verfestigende
Matrix wurden sowohl anorganische als auch organische
Zuschlagsstoffe und Polymere erprobt.
Mit diesen Verfahren, die in sich noch weitere firmenspezifische
Variationen aufweisen, wurden Abfälle unterschiedlicher
Herkunft und Kontaminationsart verfestigt. Die erhaltenen
Produkte wurden sowohl Elutionstests als auch mechanischen
Prüfungen unterworfen, wobei die Literatur hierüber
ein recht heterogenes Bild wiedergibt.
Allen Verfestigungsverfahren ist gemeinsam, daß sie im allgemeinen
eine Reduktion der Auslaugbarkeit der Abfallinhaltsstoffe
herbeiführen. Es wird jedoch in keinem Fall eine
vollständige Unterdrückung der Schadstoffmigration erreicht.
Dies ist auch nicht zu erwarten, da selbst im Falle einer
homogenen Verteilung mit der Matrix sehr gut verträglicher
Monomerer eine von Wasser bzw. Lösungsmittel unabhängige
Diffusion zur Oberfläche nach den Fick'schen Gesetzen
zwangsläufig gegeben ist. Diese Gesetzmäßigkeiten sind der
Grund für die Kontamination z. B. von Trinkwasser mit Weichmachern
bzw. Cadmium- oder Bleistabilisatoren aus PVC-Rohren
in Höhe von mehreren ppb, wobei sowohl die Konzentrations
verhältnisse als auch die Natur der Inkorporation bzw. der
chemischen Wechselwirkungen in verfestigten Abfallkörpern
weit ungünstiger sind als in Kunststoff-Formkörpern. Hinzu
kommt die Porösität und Polarisation der verfestigten Monolithe,
die die Wasserpermeabilität und damit die Schadstoffelution
begünstigen.
Überraschend ist zunächst, daß die Verfestigung in einigen
Fällen nicht zu einer Schadstoffixierung, sondern im Gegenteil
zu einer Schadstoffmobilisierung führt. In diesen Fällen
können chemische und physikalische Phänomene im Abfallkörper
als Ursache ermittelt werden: z. B. Komplexbildung
mit α-Aminosäuren, Löslichkeitsverbesserung durch pH-Wert
änderung und eine Erhöhung der Schadstoffdispersion durch
die Zuschlagsstoffe, die gleichfalls mit einer Löslichkeitserhöhung
einhergehen kann.
Chemisch ungeklärt ist in der Regel die Natur der Fixierungs
prozesse, nämlich ob es sich lediglich um einen physikalischen
Einschluß oder tatsächliche chemische Bindungen
(durch van der Waals Kräfte, ionische oder kovalente Bindungen)
handelt. Im Falle physikalischer Einschlußprozesse
würden die Schadstoffe bei Erosion, Rißbildung und sonstiger
Änderung des monolithischen Gefüges ungehindert freigesetzt.
Dies könnte etwa dann erkannt werden, wenn bei Elutionstests
nach DEV-S4 eine Zerkleinerung der verfestigten Produkte
erfolgt und dabei eine sprunghaft ansteigende Schadstoff-
Freisetzung stattfindet.
Zur Minderung der zunehmenden Gefährdung des Grundwassers
und damit der Trinkwasserversorgung durch organische und
anorganische Schadstoffe aus Abfalldeponien wurde, wie bereits
ausgeführt, die Verfestigung von Abfällen in verschiedenen
Ländern eingeführt. Durch Verfestigung der Abfälle z. B.
mit Zement, Kalk, Gips, Wasserglas und organischen Polymeren
werden die physikalischen Eigenschaften und damit die
Handhabung der Abfälle verbessert. Neben der Verringerung
der Wind- und Wassererosion wird die Druck- und Tragfähigkeit
von Deponien erhöht. Durch Verringerung der Wasser
durchlässigkeit des verfestigten Materials wird die Mobilität
der Schadstoffe herabgesetzt, aber gleichzeitig, wenn
basische Verfestiger verwendet werden, die Eluierbarkeit
wieder erhöht.
Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe besteht darin,
das e. g. Verfahren derart zu verbessern, daß trotz der
Vielfalt der auftretenden Abfälle, für jede Abfallart eine
optimale Verfestigungsmethode mit praktisch vernachlässigbarer
Mobilität von Schwermetallen, toxischen Stoffen oder
organischen Kohlenstoffen geschaffen wird.
Die Lösung ist im kennzeichnenden Teil des Anspruches 1
wiedergegeben.
Die übrigen Ansprüche geben vorteilhafte Weiterbildungen der
Erfindung an.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von 6 Ausführungsbeispielen,
3 Tabellen und den Fig. 1-4 näher beschrieben.
Gemäß der Erfindung wurden kommunaler bzw. Industrieklärschlamm
oder Industrieabfälle mit verschiedenen Kombinationszusätzen
von Portlandzement (Z), Kalkhydrat (K), Lutaforte
N R (LN), Lutaforte T R (LT), Flugasche (FA) und mit/oder
ohne Aktivkohle (AK) (1-15%) unter Zugabe von destilliertem
Wasser verfestigt. Nach Konditionierung (Trocknung)
bei Raumtemperatur (5 Tage) liegen die verfestigten Proben
in Würfelform (ca. 1 cm³) vor und werden nach DEV-S4
(Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und Schlamm
untersuchung; Bestimmung der Eluierbarkeit mit Wasser) mit
destilliertem Wasser 24 Stunden eluiert. Nach Beendigung der
Einwirkzeit wurden die Eluate filtriert und die Schwermetall
konzentration mit ICP-AES (Atomemissionsspektroskopie)
bzw. Graphitrohr-AAS (Atomabsorptionsspektroskopie) bestimmt.
Zur summarischen Erfassung des organischen Materials
wurde der gesamte organische Kohlenstoff (TOC) gemessen.
60 Gewichtsteile (GT) kommunaler Klärschlamm (KS) wurden mit
40 GT verschiedener Kombinationszusätze von FA, Z, K, LN, LT
und mit/ohne AK (3%) vermischt und unter Zugabe von destilliertem
Wasser verfestigt. Die Kombinationsgemische und die
durch AK-Zusatz gemessene Abnahme der Schwermetallkonzentrationen
und TOC im Eluat sind in der Tabelle 1 aufgeführt.
70 Gewichtsteile (GT) Industrieklärschlamm (KS′) wurden mit
25 GT verschiedener Kombinationszusätze von Flugasche (FL 1,
FL 2, FL 3), Lutaforte N R (LN) mit/ohne Aktivkohle (AK) (5%)
vermischt und unter Zugabe von destilliertem Wasser verfestigt.
Die Gemische und die durch AK-Zusatz gemessene Abnahme
der Schwermetallkonzentrationen und TOC im Eluat sind in
der Tab. 2 aufgeführt.
Unterschiedliche Gewichtsteile (GT), homogenisierte Industrie
abfallgemische (IA) wurden mit verschiedenen Mengen von
Lutaforte N R (LN), Flugasche (FA), mit/ohne Aktivkohle (AK)
(3% bzw. 5%) mit destilliertem Wasser vermischt und verfestigt.
Die Verfestigungsverhältnisse und die durch AK-Zusatz
gemessene Abnahme der Schwermetallkonzentrationen und der
TOC im Eluat sind in der Tab. 3 aufgeführt.
Der Einfluß unterschiedlicher Mengen an Aktivkohle auf die
Schwermetallkonzentration im Eluat von verfestigtem kommunalen
sowie Industrieklärschlamm und Industrieabfällen ist in
den nachfolgenden Abbildungen graphisch dargestellt.
Kommunaler Klärschlamm (KS) wurde mit Lutaforte N R (LN) und
Flugasche (FA) im Verhältnis 6 : 3 : 1 vermischt und mit unterschiedlichen
Mengen (2% bis 6%) an Aktivkohle (AK) unter
Zugabe von destilliertem Wasser verfestigt und eluiert. Die
durch AK eluierte Schwermetallkonzentrationsabnahme (µg/l)
ist am Beispiel von Cu und Ni in der Fig. 1 graphisch dargestellt.
Industrieklärschlamm (KS′) wurde mit Zement (Z) oder Lutaforte
N R (LN) im Verhältnis 70 : 30 vermischt, mit unterschiedlichen
Mengen (3% bis 9%) an AK unter Zugabe von
destilliertem Wasser verfestigt und eluiert. Die durch AK
eluierte Schwermetallkonzentrationsabnahme in µg/l ist am
Beispiel von Cu, Ni, Zn in den Fig. 2 und 3 graphisch dargestellt.
Industrieabfallgemisch aus Schwermetallschlämmen (IA 1)
wurde mit Lutaforte N R und Flugasche im Verhältnis 50 : 15 : 35
vermischt, ohne/mit unterschiedlichen Mengen (1% bis 15%)
an Aktivkohle (AK) unter Zugabe von destilliertem Wasser
verfestigt und eluiert. Die durch AK-Addition gemessenen
Schwermetallkonzentrationen in µg/l sind am Beispiel von Cu
und Ni in Fig. 4 graphisch dargestellt.
Claims (3)
1. Verfahren zur Minderung der Eluierbarkeit von Schadstoffen
aus Abfällen, die mittels Zement, Kalk oder Kalkverbindungen,
hydraulischen Bindemitteln und/oder Flugasche
und Wasserzugabe verfestigt werden, dadurch gekennzeichnet,
daß dem zu verfestigenden Abfallgemisch Kohlenstoff
als Zuschlagstoff im Gewichtsprozentbereich von 1-15%
zugegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
kommunaler Klärschlamm, Industrieklärschlamm und/oder Industrie
abfälle, die Schwermetallanteile enthalten können,
mit verschiedenen Kombinationszusätzen von Zement, Kalkhydrat,
Bindern, Flugasche und Aktivkohle vermischt und
verfestigt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schwermetalle Cu, Zn, Ni, Cd, Pb, Cr oder andere
und/oder organischer Kohlenstoff immobilisiert werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873717085 DE3717085A1 (de) | 1987-05-21 | 1987-05-21 | Verfahren zur immobilisierung von toxischen schadstoffen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873717085 DE3717085A1 (de) | 1987-05-21 | 1987-05-21 | Verfahren zur immobilisierung von toxischen schadstoffen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3717085A1 true DE3717085A1 (de) | 1988-12-08 |
Family
ID=6328064
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19873717085 Ceased DE3717085A1 (de) | 1987-05-21 | 1987-05-21 | Verfahren zur immobilisierung von toxischen schadstoffen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3717085A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
FR2656863A1 (fr) * | 1990-01-05 | 1991-07-12 | Soletanche | Melange hydraulique contenant du charbon actif pour la preparation d'un coulis ou d'un beton. |
DE102009031175A1 (de) | 2009-06-29 | 2010-12-30 | Dumitru Artamonov | Verfahren zur Aufbereitung von Verbrennungsprodukten |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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CH640419A5 (de) * | 1977-10-19 | 1984-01-13 | Stablex Ag | Verfahren zur behandlung von fluessigem abfall. |
DE3420171A1 (de) * | 1984-05-30 | 1986-02-13 | Gattys Technique S.A., Freiburg/Fribourg | Verfahren zur aufbereitung von pulvrigen, schlammigen oder geloesten materialien, insbesondere umweltgifte oder anderweit umweltschaedliche stoffe enthaltenden abfaellen |
-
1987
- 1987-05-21 DE DE19873717085 patent/DE3717085A1/de not_active Ceased
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WO2011000631A1 (de) | 2009-06-29 | 2011-01-06 | Jacek Grzybowski | Verfahren zum aufbereiten von festen verbrennungsprodukten von kohle |
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8131 | Rejection |