DE3643691C1 - Thermalkontrollschicht - Google Patents
ThermalkontrollschichtInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Steuern der
Abgabe von Strahlungswärme nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1 oder des Anspruchs 2.
Der Wärmehaushalt eines Raumfahrzeuges wird im wesentlichen
durch das Zusammenspiel dreier Effekte bestimmt: Äußere Einstrahlung,
vorwiegend von der Sonne und der Erde, innere
Wärmequellen, z. B. elektrische Geräte, und Wärmeabstrahlung
in den Raum.
Diese Wärmeströme sind je nach Mission mehr oder weniger
starken Schwankungen unterworfen, so daß besondere Regelmaßnahmen
erforderlich sind, um die Temperaturen des Raumfahrzeuges
in gewissen zulässigen Grenzen zu halten. Die
Möglichkeiten zur Veränderung der Energieaufnahme und der
inneren Wärmeentwicklung sind sehr beschränkt, die Regelung
der Abstrahlleistung stellt somit die wichtigste und meist
benützte Maßnahme zur Temperaturkontrolle dar. Dabei ist in
Fällen mit Sonnen- oder Albedoeinstrahlung auf die Abstrahlfläche
das Vorhandensein eines niedrigen Absorptionskoeffizienten
für sichtbare Strahlung vorteilhaft oder sogar erforderlich.
Derzeit werden für diesen Zweck vor allem bewegte Elemente
wie Blenden und Jalousien, Heatpipes mit variabler Leitfähigkeit
oder Kompensationsheizer eingesetzt. Diese Lösungen
sind teuer, hinsichtlich Gewicht, Energie- und Raumbedarf
unbefriedigend und teilweise störanfällig.
Auch auf anderen Gebieten der Technik sind Flächen erwünscht,
deren Wärmeabgabe steuer- und regelbar ist, z. B. als Oberflächen
von Strahlungsschilden, Kühlern, Wärmetauschern oder
Wärmekraftmaschinen. Ganz allgemein immer dort, wo Abwärme
über Wärmestrahlung regelbar abgegeben werden soll, sei aus
thermischen Prozessen, aus elektrischen Vorgängen oder seien
es Reibungsverluste.
Aus der technischen Rundschau Nr. 20, 11. Mai 1976, Seite 9
sind transparente Keramiken für die Optik bekannt, deren
Lichtdurchlässigkeit durch Anlegen einer elektrischen Spannung
einstellbar.
Aus der DE-OS 24 42 998 ist eine Sichtscheibe mit Flüssigkristallschicht
bekannt, deren Lichtdurchlässigkeit durch
Anlegen einer Spannung veränderbar ist.
Die einstellbare Transparenz von Flüssigkristallen wird in
der US-PS 44 75 031 für selbstabdunkelnde Fenster eingesetzt.
Aus der DE-PS 27 35 195 ist die Verwendung solcher Flüssigkristalle
für blendfreie Rückspiegel für Fahrzeuge bekannt.
Aus der CH-PS 5 96 607 ist eine Vorrichtung zur Steuerung der
Lichttransmission bekannt, die ein aktives Material in Form
einer mit N-(p-Cyanophenyl) substituierten Verbindung mit
mindestens zwei Stickstoff aufweisenden konjugierten Ringen
enthält.
Die fünf vorgenannten Vorrichtungen arbeiten im sichtbaren
Bereich des elektromagnetischen Spektrums; zur Regelung der
Wärmeemission werden keine Lehren gegeben.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung
zum Steuern der Abgabe von Strahlungswärme zu schaffen, die
es erlaubt, den Wärmeemissionsgrad von Strahlungsflächen
ohne mechanisch bewegte Teile elektrisch zu steuern und die
sich durch einfache, leichte Bauweise und geringen Leistungsbedarf
auszeichnet. Bei Raumfahrtanwendungen soll
gleichzeitig ein niedriger Absorptionsgrad für solare
Strahlung erreicht werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß von einer Vorrichtung
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 oder des Anspruchs 2 gelöst.
Ausführungen der Erfindung sind Gegenstände von Unteransprüchen.
Grundidee ist die Veränderung des Wärmeemissionsgrades durch
eine elektrische Steuerung. Dazu ist der emittierende Körper
mit einer flächenhaften Anordnung von Zellen ausgestattet.
Jede Zelle besteht aus einem System dünner Schichten auf
einer geeigneten Unterlage, einer Kunststoff-Folie oder
einer Platte und einem elektrischen Anschluß. Mit Hilfe
elektrischer Spannungssignale können die ε-Werte der Zellen
individuell eingestellt werden, so daß mehr oder weniger
Wärme, abgegeben werden kann, obwohl sich die Zellen auf
einem einheitlichen oder einem willkürlichen Temperaturniveau
befinden.
Die erfindungsgemäße Lösung eignet sich zur automatischen
Regelung des Thermalhaushaltes von Raumfahrzeugen.
Ganz allgemein kann mit der Erfindung die Wärmeabgabe über
die Wärmestrahlung überall dort gesteuert oder geregelt
werden, wo es auf eine rasche Änderung der thermischen
Eigenschaften ankommt.
Strahlungsschilde, Wärmetauscher, Wärmekraftmaschinen, alle
Maschinenteile, an denen Reibungswärme, Ohmsche oder Wirbelstromverluste
über die Strahlung abzuführen sind, können solange
sie ihre Betriebstemperatur noch nicht erreicht haben,
wenig emittieren und wenn sie (zu) heiß sind auf höhere
Emission umgeschaltet werden.
Der Mechanismus der erfindungsgemäßen ε-Steuerung beruht
darauf, daß in der Nähe der Oberfläche eines Schichtsystems
die Hochfrequenz-Leitfähigkeit einer Zone durch einen elektrochemischen
Mechanismus variiert wird und dadurch eine
Änderung des Wärmeemissionsgrades hervorgerufen wird. Die
Steuerung der infrarot-optischen Wirkung wird durch zeitliche
oder örtliche Veränderung der Dichte freier Elektronen
erreicht, und zwar in einer Schichtzone, welche für die
Wärmeemission des Systems verantwortlich ist.
Dabei werden zwei Formen der ε-Steuerung unterschieden:
- 1. Reversible Veränderung der aktiven Zone im Bereich hoher elektrischer Leitfähigkeit zwischen einem Zustand mit überwiegendem Absorptionscharakter und einem Zustand mit überwiegendem Reflexionscharakter ("Reflektorsteuerung").
- 2. Reversible Veränderung der aktiven Zone mit Bereich mäßiger Leitfähigkeit (z. B. <10 Ω-1cm-1) zwischen einem Zustand mit überwiegendem Absorptionscharakter und überwiegendem Transmissionscharakter ("Absorbersteuerung").
In den Fig. 1 und 2 sind diese beiden Prinzipien dargestellt.
Die Grundkonfiguration enthält zur Realisierung der
elektrischen Ansteuerung eine IR-transparente Frontelektrode
1 und eine dünne metallische Rückelektrode 2. Dazwischen befinden
sich eine ionenleitende Schicht 3, 5 und eine steuerbare
Schicht 4, 6. Die beiden Schaltzustände seien mit H
(hohe Emission, ε→) und N (niedrige Emission, ε→0)
bezeichnet. Bei der Reflektorsteuerung der Fig. 1 besteht
die steuerbare Schicht 4 im Zustand H aus einem IR-absorbierenden
oder -transparenten Material. Die Oberfläche strahlt
abhängig von der Zelltemperatur TZ mit einer Strahlungsdichte
L≈εσ · TZ⁴ (z. B. ε=0,8, σ=Stefan-Boltzmann
Konstante).
Nach dem Schalten in Zustand N wird die steuerbare Schicht 4
hoch leitfähig und somit reflektierend. Die Eigenstrahlung
der Zelle geht entsprechend zurück (z. B. ε=0,2).
Ähnlich arbeitet die Absorbersteuerung der Fig. 2. Dort
ist die steuerbare Schicht 6 im Zustand N IR-transparent.
Die Zelle besitzt ein niedriges ε, wegen der Transparenz
der ionenleitenden Schicht 5 und der hohen Reflexion an der
Rückelektrode 2. Durch den Schaltvorgang wird Schicht 6
IR-absorbierend (gepunktet gezeichnet) und ε steigt an.
Zur Einstellung der gewünschten Abstrahlleistung der gesamten
Anordnung bieten sich zwei Varianten an. Zum einen wird
die Abstrahlung direkt (analog) durch die Höhe des gewählten
Emissionsgrads einer oder mehrerer Flächeneinheiten eingestellt.
Die Steuerspannung wird aus einem Regelkreis, z. B.
zur Thermostatisierung einer Komponente, geliefert. Die
zweite Möglichkeit besteht darin, die Strahlungsfläche in
mehrere kleinere Einheiten oder Zellen aufzuteilen, jede
Zelle in zwei extremen ε-Werten zu schalten und die effektive,
gesamte Abstrahlleitstung digital, das heißt durch die
Anzahl der in einem bestimmten Zustand geschalteten Zellen,
zu regeln.
Für die Forderung nach einem niedrigen solarem Absorptionsgrad
des Systems bestehen folgende Lösungsmöglichkeiten:
Das steuerbare Strahlungspanel wird nicht direkt an der
Außenfläche des Raumfahrzeuges angebracht, sondern hinter
einem dünnen Schirm, z. B. eine Metallfolie, welche außen
weiß beschichtet und innen, dem Panel zugewandt, mit einer
thermal hochabsorbierenden Oberfläche vorgesehen ist. Die
Steuerfunktion (ε-Hub) wird durch diese zweite Ebene etwas
eingeschränkt. Die niedrige Solarabsorberwirkung kann auch
durch eine direkte Beschichtung der Strahlungsfläche mit
einer Selektivschicht erreicht werden, welche eine hohe
IR-Durchlässigkeit und zugleich einen hohen Reflexions-
oder Remissionsgrad im solaren Spektralbereich besitzt.
Beispiele für die Selektivschicht sind sehr dünne Metallfilme
(Schichtdicke 50 bis 200 Å) aus Titan, Vanadium,
Zirkonium, Mangan, Blei oder Molybdän, Interferenzfilter
aus IR-transparenten Dielektrika und Anpassung auf hohe
Reflexion bei λ=500 nm, sowie Mehrfachschichten oder
pigmentierte Schichten aus zwei (oder mehr) transparenten
Komponenten, welche im thermischen Infrarot identische,
sonst verschiedene Brechungsindices besitzen.
Die weitere Beschreibung der Erfindung, insbesondere die
stoffliche Realisierung des elektro-optischen Schaltvorgangs,
wird anhand der Fig. 1 und 3 bis 5 gegeben.
Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Zelle. Auf einem geeigneten
Träger, der hier nicht gezeigt ist, z. B. auf einer
Kunststoffplatte oder Folie, wird zunächst eine leitfähige
dünne Schicht aus Blei aufgebracht, die als Rückelektrode 2
dient. Die steuerbare Schicht 4 und die ionenleitende Schicht
3 bestehen hier aus Bleifluorid PbF₂ von insgesamt einigen
Mikrometern Dicke, die Schicht 3 ist hier zur Steigerung der
IR-Absorption mit Pigmenten aus Blei, Bleioxid oder anderen
Substanzen versehen. Die Frontelektrode 1 besteht aus einem
inerten, dünnen Halbleiterfilm z. B. aus Silizium, Indiumoxid,
Zinnoxid, Bleioxid, Bleisulfid, mit einer genügenden Infrarottransparenz.
Wird der Frontkontakt negativ vorgespannt,
dann scheidet sich in der Schicht 4 eine metallische Bleischicht
aus. Eine entsprechende Menge Blei geht dafür an der
Rückelektrode 2 in PbF₂ über. Zum Steuern des ε-Wertes
reicht die Erzeugung einer Metallschicht von 100 bis 300 Å
Dicke. Die Höhe der Steuerspannung von typisch 1 bis 10 Volt
bestimmt die Geschwindigkeit des Effektes. Der Vorgang läuft
in der Größenordnung von Sekunden ab. Möglich ist es auch,
die Schichten 3 und 4 identisch auszubilden. Frontseitig
kann die Zelle durch eine IR-transparente Deckschicht oder
eine Folie, z. B. Polyethylen geschützt werden.
Fig. 3 zeigt eine bezüglich Wirkung und Zyklenfestigkeit
optimierte Ausführung, bei der die Bildung und Auflösung der
Reflektorschicht homogen, also gleichmäßig über die Fläche
verläfut. Dies wird dadurch erreicht, daß die Reaktionszone
Pb/PbF₂ räumlich begrenzt ist. Die aktiven Zonen bestehen
hier aus zwei dünnen Schichten 7 (PbF₂) und 8 (Pb) von einigen
100 Å Schichtdicke, welche durch eine selektiv ionenleitende
Schicht (Festelektrolyt) oder eine ionenleitende Polymermembran
9 getrennt sind. Bei Verwendung eines Anionenleiters
wie PbF₂ für die Schichten 7 und 8 muß die Schicht 9
für das bewegliche Anion, hier das Fluorion, durchlässig sein.
Dafür eignen sich z. B. andere (bleifreie) fluoridische Ionenleiter,
wie KBiF₄, BaF₂, SrF₂, Ba1-xLaxF2+x und ähnliche
Verbindungen.
Beim Schalten wandelt sich die PbF₂-Schicht 7 quantitativ
in Pb 7′ um, beim Umpolen läuft die Reaktion in umgekehrter
Richtung ab. Die Funktion der Rückelektrode 2 übernimmt eine
gegen das Fluor-Ion inerte Metallschicht, wie Molybdän oder
eine Halbleiterschicht, wie sie am Frontkontakt eingesetzt
ist. Nicht gezeigt ist, daß die PbF₂/Pb-Zelle auch im Absorbermodus
betrieben werden kann, wenn die PbF₂-Schicht 7
beim Herstellen wesentlich dicker als die Pb-Schicht 8 ausgeführt
wird. Diese Unsymmetrie wirkt sich dergestalt aus,
daß bei negativ gepoltem Frontkontakt das Blei in der PbF₂-
Schicht dispersiv in Form von Körnern oder Whiskern ausfällt
(Zustand H), während bei positivem Frontkontakt die rückwärtige
dünne PbF₂-Schicht komplett zu Pb umgewandelt wird, so
daß eine reflexionsfähige geschlossene Metallschicht entsteht
(Zustand N). In diesem Fall muß die Schicht 9 IR-
transparent sein.
Das System PbF₂/Pb steht hier stellvertretend für die Gruppe
der festen Ionenleiter, die aus einer Verbindung mit einem
stabilen Metall hervorgehen. Beispiele sind Anionenleiter wie
Halogenverbindungen des Zinns, des Wismuths des Mangans, des
Zirkoniums, sowie Kationenleiter vom Typ AgJ und ionenleitende
Kupferhalogenide.
Fig. 4 und 5 zeigen andere Ausführungsformen der Erfindung
die auf elektrisch leitfähigen Polymerschichten basieren,
deren Leitfähigkeit durch elektrochemische Dotierung im
Betrieb gesteuert werden kann. Beispiele sind Polypyrrol,
Polyanilin und Polythiophen.
Fig. 4 zeigt den Aufbau für eine Reflektorsteuerung.
Es werden zweckmäßigerweise zwei identische reaktionsfähige
Polymerschichten 10 und 11 angrenzend an die
beiden Elektroden eingesetzt. Dazwischen befindet sich
ein Ionenleiter 12, der das zur Dotierung verwendete Ion
übertragen kann. Dieser kann aus einem wäßrigen Elektrolyten,
aus einem Festelektrolyten oder aus halbfesten,
gelartigen Substanzen bestehen. Gut bewährt haben sich
die Kombination von Polyanilinschichten, die durch Protonen
dotierbar sind, mit Elektrolyten aus polymeren Sulfonsäuren,
sowie Polypyrrolschichten in Kombination mit
NaClO₄ oder LiClO₄-Elektrolyten und Dotierung durch
Na⁺- oder Li⁺-Ionen.
Unter dem Einfluß des elektrischen Feldes ändert sich die
Dotierung und damit die Leitfähigkeit der beiden aktiven
Polymerschichten 10 und 11 wechselseitig. Im Zustand N in
Fig. 4 links ist die frontseitige Polymerschicht hochleitfähig
(metallähnlich), im Zustand H ist sie weniger
leitfähig oder isolierend, so daß gegenüber Infrarotstrahlung
mehr oder weniger starke absorbierende Wirkung
auftritt.
Der Reflektormodus eignet sich nur für Polymere, welche
tatsächlich eine metallähnliche Leitfähigkeit (z. B. besser
als 10 Ω-1cm-1) annehmen können, um eine genügend hohe
Reflektivität bzw. (niedrige Emissivität) zu erreichen.
Modifikationen, welche nur mittlere Leitfähigkeit aufweisen
und dafür im alternativen Schaltzustand in den
IR-transparenten Bereich gelangen, werden besser im
Absorbermodus betrieben.
Fig. 5 zeigt eine solche Ausführung einer Zelle, die im
Absorbermodus betrieben wird. Hier wird die Reflektorwirkung
im Zustand N durch eine zusätzliche Metallschicht 13
hinter der frontseitigen aktiven Polymerschicht 10 erzeugt.
Diese Reflektorschicht muß mikroporös sein, um die Diffusion
der Dotierionen nicht zu behindern, andererseits muß
sie eine genügende Schichtdicke (bevorzugt <10 nm) und
Geschlossenheit aufweisen, um die niedrigemittierende Wirkung
aufrecht zu erhalten. Gute Ergebnisse können hier mit
dünnen Edelmetallschichten aus Gold und Platin in Schichtdicken
von 100 bis 300 Å erzielt werden. Für Systeme mit
Protonendotierung eignen sich besonders gut Palladiumschichten
aufgrund ihrer hohen Wasserstoffpermeabilität.
Statt der beschriebenen rückseitigen steuerbaren Polymerschicht
11 kann auch eine andere organische oder anorganische
Ionenspeicherschicht vorgesehen sein, die die zur
elektrochemischen Dotierung der steuerbaren Schichten 6 oder
10 notwendigen Ionen nach Bedarf speichert oder abgibt.
Die Herstellung der beschriebenen Schichtsysteme kann grundsätzlich
nach bekannten Beschichtungsverfahren erfolgen. Für
die Darstellung von Versuchzellen nach den Fig. 1 bis 5
wurden bisher folgende Verfahren erfolgreich eingesetzt:
Die anorganischen Ionenleiter (PbF₂, AgJ u. a.) sowie Metallschichten
(Pb, Mo, Au, Pt, Pd, Ag) wurden durch Hochvakuumbedampfung
gewonnen. Für die Abscheidung transparenter Halbleiterschichten
auf Basis Indium-Zinn-Oxid (ITO) wurde wie
üblich das Kathodenzerstäuben (Sputtern) herangezogen. Die
Polymerschichten wurden durch bekannte chemische und elektrochemische
Verfahren erzeugt.
Zum Beispiel können homogene Schichten aus Polyanilin durch
anodische Oxidation von Anilin aus einer sauren, wäßrigen
Lösung bestehend aus H₂SO₄-NaSO₄, HCl-NH₄Cl oder HClO₄-NaClO₄
erzeugt werden. Typische Oxidationspotentiale sind 0,8 bis
1,2 V.
Polypyrrolschichten werden bevorzugt aus wasserfreien
Elektrolyten polymerisiert, z. B. aus Et₄NBF₄ (Tetraethylammoniumfluorborat)
in Acetonitril mit Pyrrol als Monomer.
Die elektrochemische Polymerisation kann potentiostatisch
(1,3-2 V), galvanostatisch (ca. 1 mA/cm²) oder mit einer
dreieckförmigen Wechselspannung (0,2 . . . 2 V) erfolgen.
Bevorzugte Schichtdicken und Materialien sind Gegenstände
von Unteransprüchen.
Claims (11)
1. Vorrichtung zum Steuern der Abgabe von Strahlungswärme,
für Kühler, Wärmetauscher oder Raumfahrzeuge, mit Zellen,
deren Wärmeemissionsgrad unabhängig voneinander mittels
elektrischer Ansteuerung einstellbar ist, dadurch
gekennzeichnet, daß die
Zellen aus einem Schichtsystem bestehen und die Hochfrequenzleitfähigkeit
mindestens einer Schichtzone durch
eine reversible elektrochemische Reaktion in der Zelle
verändert werden kann, wobei die Zellen folgenden Aufbau
haben:
- a) eine durchgehende oder durchbrochene, infrarotdurchlässige Frontelektrode (1),
- b) eine Rückelektrode (2),
- c) eine steuerbare Schicht (4), die bevorzugt unmittelbar hinter der Frontelektrode (1) in mindestens einem Schaltzustand eine hohe elektrische metallähnliche Leitfähigkeit annehmen kann (Reflektorsteuerung) und
- d) eine dahinterliegende infrarotabsorbierende, ionenleitende Schicht (3).
2. Vorrichtung zur Steuerung der Abgabe von Strahlungswärme
für Kühler, Wärmetauscher oder Raumfahrzeuge mit
Zellen, deren Wärmeemissionsgrad unabhängig voneinander
mittels elektrischer Ansteuerung einstellbar ist,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Zellen aus einem Schichtsystem bestehen und die
Hochfrequenzleitfähigkeit mindestens einer Schichtzone
durch eine reversible elektrochemische Reaktion in der
Zelle verändert werden kann, wobei die Zellen folgenden
Aufbau haben:
- a) eine infrarotdurchlässige Frontelektrode (1),
- b) eine Rückelektrode (2),
- c) eine steuerbare Schicht (6), die bevorzugt unmittelbar hinter der Frontelektrode (1) in mindestens einem Schaltzustand infrarotabsorbierend ist und in einem anderen Schaltzustand eine hohe Infrarotdurchlässigkeit annehmen kann (Absorbersteuerung) und
- ) eine dahinterliegende infrarotdurchlässige, ionenleitende Schicht(6).
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die steuerbare Schicht (4) aus
einem anorganischen Ionenleiter besteht, der durch
elektrochemische Reduktion und Oxidation unter Mitwirkung
eines anorganischen Festelektrolyten oder einer
ionenleitenden Polymermembran (ionenleitende Schichten
3 und 5) Ausscheidung und Auflösung metallischer Phasen
zeigt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß sich eine zweite steuerbare Schicht (8) mit einer
sehr geringen Schichtdicke vor der Rückelektrode (2)
befindet und daß die steuerbare Schicht (7) an der
Frontseite wesentlich dicker ausgebildet ist als die
hintere dünne steuerbare Schicht (8).
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die steuerbare Schicht eine elektrisch
leitfähige Polymerschicht (10) ist, deren Leitfähigkeit
und Infrarotabsorptionsgrad durch elektrochemisches
Dotieren unter Mitwirkung eines festen, halbfesten
oder flüssigen Elektrolyten (12) stark verändert
werden kann.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 2 und 5, gekennzeichnet
durch eine zusätzliche dünne reflektierende Metallschicht
(13) hinter der steuerbaren Polymerschicht (10),
wobei die Metallschicht (13) ionenpermeabel ist und die
dahinterliegende Ionenleiterschicht (12) nicht notwendigerweise
infrarotdurchlässig sein muß.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 oder 6, gekennzeichnet
durch eine zusätzliche anorganische oder organische
Ionenspeicherschicht (11) vor der Rückelektrode
(2), wobei die Ionenspeicherschicht (11) die zur elektrochemischen
Dotierung der steuerbaren Schicht (10)
notwendigen Ionen nach Bedarf speichert oder abgibt.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch folgende Schichtdicken:
- - Frontelektrode (1): 0,1-0,5 µm
- - steuerbare Schicht (4, 6, 10): 2-5 µm
- - steuerbare dünne Schicht (8): 10-20 nm
- - ionenpermeable reflektierende Schciht (13): <10 nm
- - ionenleitende Schicht (3, 5, 9, 12): 5-10 µm
- - Ionenspeicherschicht (11): 2-5 µm
- - Rückelektrode (2): 0,1-1 µm.
9. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schichten aus einem
der folgenden Materialien besteht:
- - Frontelektrode (1): In₂O₃: SnO₂ (=ITO), SnO₂, Si, Mo, ZnSe und andere Halbleiter
- - steuerbare Schicht (4, 6, 7, 8, 10):PbF₂, AgJ, RbAg₄J₅, Polyanilin (Salz der Schwefelsäure), Polypyrrol, Polythiophen und andere leitfähige Polymere
- - ionenpermeable reflektierende Schicht (13): Pd, Pt, Rh
- - ionenleitende Schicht (3, 5, 9, 12): PbF₂, AgJ; RbAg₄J₅, polymere Sulfonsäuren, polymere Carbonsäuren, H₂SO₄ gepuffert HCl gepuffert, H₂ClO₄ gepuffert
- - Ionenspeicherschicht (11): Polyanilin, Pd, Pt, Rh, ITO
- - Rückelektrode (2): Ti, Mo, Pt, Pd, Pb, Ag, ITO.
10. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die zu steuernde Strahlungsfläche
in kleinere Einheiten oder Zellen aufgeteilt
ist, jede Zelle in zwei ε-Zuständen schaltbar
ist und die Höhe der insgesamt abgestrahlten Leistung
durch die Anzahl der in einem Zustand befindlichen
Zellen gesteuert wird.
11. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die zu steuernde Strahlungsfläche
vor Einstrahlung im kurzwelligen (solaren)
Spektralbereich durch Einsatz eines Schirmes oder einer
selektiv IR-durchlässigen Beschichtung geschützt ist.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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Family
ID=6316724
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DE3643691A Expired - Fee Related DE3643691C1 (de) | 1986-12-20 | 1986-12-20 | Thermalkontrollschicht |
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