DE3623747A1 - Stoffe zur experimentellen untersuchung von membranproteinen und verfahren zu deren herstellung - Google Patents
Stoffe zur experimentellen untersuchung von membranproteinen und verfahren zu deren herstellungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Stoffe und deren Herstellung
zur selektiven Anreicherung und experimentellen Untersuchung
von Membranproteinen.
Biologische Membrane sind seit langem Gegenstand
intensiver Forschung. Die in Membranstrukturen eingelagerten
Proteine weisen einen meist hohen Glykosilierungsgrad
und eine hohe Lipophilie auf.
Bei der Arbeit mit diesen Proteinen in physiologischen
Medien sind daher Detergentien notwendig. Sowohl die
z. Z. verwendeten kommerziellen Detergentien, z. B.
Polyethylenglykole und deren Derivate, Sulfobetaine,
aliphatische Sulfonsäuren und Glykoside als auch die
mit Glycin oder Taurin konjugierten Gallensäuren sind
für Membranproteine nicht selektiv.
Nur durch eine hohe Selektivität für bestimmte Membranfunktionen
ist jedoch z. B. eine Anreicherung, Isolierung
und experimentelle Untersuchung bestimmter gewünschter
Proteine möglich.
Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde,
Verbindungen zu synthetisieren, die neben einer
guten Detergentienwirkung auch eine hohe Selektivität
für bestimmte Membranproteine aufweisen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß -
bevorzugt in 3- oder 7-Stellung - substituierte,
konjugierte Cholsäurederivate verwendet werden.
Sie haben neben einer überraschend hohen Selektivität
auch andere für die Arbeit mit Membranproteinen sehr
günstige Eigenschaften. Bevorzugt mit 4-Amino-7-
Benzamido-3α,12α-5β-Taurocholsäure sind selektive
Solubilisierungen von Membranproteinen verschiedener
Spezies möglich.
Die entstehenden Proteinsolubilisate sind aufgrund der
hohen Wasserlöslichkeit der Cholsäurederivate kältestabile
klare Lösungen.
Weder Phasentrennungen noch das Ausflocken von Detergens
oder Proteinen werden beim Abkühlen oder Einfrieren
beobachtet.
Zur Herstellung der 7-Amino-Cholsäure wird Cholsäure
nach Fieser und Rajagopolan (IACS 71, 3935) in 7-
Stellung oxidiert, nach Redel et al. (Bull. Soc. Chin. Fr.
1949, S. 877) zum Oxim umwandelt und nach Tserng et al.
(J. Lipid Res. 18, 404, 1977) mit Taurin konjugiert;
sowie anschließend unter Druck am Platinkontakt zum
Amin hydriert. Das Amin wird anschließend mit einem
Nitroarylalkohol oder einer aromatischen Nitrocarbonsäure,
bevorzugt 4-Nitrobenzoesäure unter Zusatz von
N-Ethoxycarbonyl-2-ethoxy-1,2-dihydrochinolin (EEDQ)
in Dimethylformamid (DMF) gekuppelt und das 4-Nitrobenzamid
in essigsaurer methanolischer Lösung mit PtO₂
×H₂O als Katalysator zur Aminoverbindung, bevorzugt
zum 4-Aminobenzoesäurederivat hydriert.
Die Synthese der 3- und/oder 7-Hydroxy-Taurocholsäureester
erfolgt analog durch Umsetzen der entsprechenden
Hydroxyverbindung mit einem Nitroarylalkohol oder einer
aromatischen Nitrocarbonsäure, bevorzugt 4-Nitrobenzoesäure
unter Zusatz von EEDQ in DMF. Anschließend wird,
wie beschrieben, am PtO₂-Kontakt hydriert.
Handelsübliche Cholsäure (Merck) wird nach Fieser und
Rajagopalan (JACS 71, 3935) in 7-Stellung oxidiert und
nach Redel et al. (Bull. Soc. Chim. Fr. 1949, S. 877) zum
Oxim umgesetzt.
Die Konjugation mit Taurin erfolgt nach Tserng et al.
(J. Lipid Res. 18, S. 404, 1977).
Das Natriumsalz der erhaltenen 7-Hydroxyiminotaurocholsäure
wird nun unter Druck zum Amin hydriert:
8,54 g 7-Hydroxyiminotaurocholsäure Natriumsalz = 15,5 mM werden in 40 ml MeOH gelöst, mit 50 mg PtO₂×H₂O versetzt und 3 Tage unter 60 bar hydriert. Der Katalysator wird abfiltriert und das Lösungsmittel abgezogen. Der Rückstand wird in Wasser gelöst und lyophilisiert. Die erhaltene 7-NH₂-Taurocholsäure wird mit Hilfe von EEDQ an 4-NO₂-Benzoesäure gekuppelt und entstandene Benzamidoderivate unter Normaldruck zur 4′-NH₂-Benzamidotaurocholsäure hydriert.
Beispiel eines typischen Reaktionsansatzes:
8,54 g 7-Hydroxyiminotaurocholsäure Natriumsalz = 15,5 mM werden in 40 ml MeOH gelöst, mit 50 mg PtO₂×H₂O versetzt und 3 Tage unter 60 bar hydriert. Der Katalysator wird abfiltriert und das Lösungsmittel abgezogen. Der Rückstand wird in Wasser gelöst und lyophilisiert. Die erhaltene 7-NH₂-Taurocholsäure wird mit Hilfe von EEDQ an 4-NO₂-Benzoesäure gekuppelt und entstandene Benzamidoderivate unter Normaldruck zur 4′-NH₂-Benzamidotaurocholsäure hydriert.
Beispiel eines typischen Reaktionsansatzes:
8,12 g 7-NH₂-Taurocholsäure= 15,2 mM
3,60 g 4-NO₂-Benzoesäure= 21,5 mM
5,64 g EEDQ= 22,8 mM
Lösungsmittel: abs. DMF + 3,3 ml Triethylamin p.a.
Man legt die 7-NH₂-Taurocholsäure mit dem EEDQ in DMF vor
und gibt die Benzoesäure dazu. Nach der Zugabe von
Triethylamin wird unter Rühren auf 90°C erwärmt und drei
Stunden gerührt. Nach dem Abkühlen wird mit eiskaltem
Ether versetzt und über Nacht stehengelassen. Der
Niederschlag wird in 0,2 n methanolischer NaOH gelöst
und mit eiskaltem Ether gefällt. Das Produkt wird
abgesaugt, in Wasser gelöst und lyophilisiert.
Die Hydrierung des 4′-NO₂-Benzamids wird in essigsaurer
methanolischer Lösung mit PtO₂×H₂O bei Normaldruck
und Raumtemperatur durchgeführt. Der Katalystor wird
abfiltriert und das Produkt lyophilisiert. Die erhaltene
Substanz ist bis zu 90% rein (Dünnschichtchromatographie)
und sauber genug für den Einsatz als Detergens.
Die Gesamtausbeute bezogen auf Cholsäure beträgt: 18%.
Die Zellkerne werden nach der modifizierten Methode von
Dwyer und Blobel (Dwyer, N. Blobel, G. J. Cell. Biology
70, 581-591) aus Rinderleberzellen isoliert und subfraktioniert.
Die erhaltene, bis zu diesem Schritt nicht
lösliche Subfraktion enthält die gesuchten Proteine quantitativ.
Diese Fraktion wird mit 2%iger 4′-NH₂-BATC (4′-NH₂-7-Benzamidotaurocholsäure)
in 100 mM Tris/HCl-Puffer pH 7,4
45 min bei Raumtemperatur inkubiert.
Es wird abzentrifugiert und die Proteine im Überstand mit
Aceton gefällt.
Die Analyse auf dem 10% Polyacrylamidgel zeigt, daß die
gesuchten Proteine zu ca. 50-75% im Überstand zu finden
sind und selektiv angereichert worden sind.
Die Plasmamembranfraktion wird in isoton. Phosphatpuffer
pH 7,4 aufgenommen und mit festem 4′-NH₂-BATC versetzt, so daß
man eine 2%ige Lösung erhält. Man rührt bei Raumtemperatur
30 min und zentrifugiert dann ab. Im Überstand finden sich
bis zu 80% angereichert Transportproteine für verschiedene
organische Anionen und Fremdstoffe.
Die Zellmembrane von Bacillus subtilis wurden nach der
Lysozym-Methode in Anlehnung an Dedonder et al. (Marquet, M.,
Wagner, M.-C., De Donder R. 1971, Biochemie 53, 1131 [1971])
präpariert und in 50 mM Tris/HCl-Puffer, pH 8 aufgenommen.
Zur Solubilisieurng der Membrane wurden verschiedene
Konzentrationen von 4′-NH₂-BATC (0,1-4%) eingestellt
und bei 4°C 30 min inkubiert. Anschließend wurde 30 min
bei 4°C mit 40 000×g zentrifugiert, wobei jeweils klare
Überstände erhalten wurden.
Als optimale Detergenskonzentration erwies sich dabei ein
Gehalt von 2% 4′-NH₂-BATC, womit ca. 50% der Proteine der
Bacillus subtilis-Zellmambran solubilisiert werden konnten.
Claims (6)
1. Cholansäurederivate der allgemeinen Formel
wobei
R₁= NH-CH₂-CH₂-SO₃H, NH-CH₂-COOH bzw. deren Alkalisalze R3,4,5= H, CH₃, C₂H₅, i-C₃H₇, n-C₃H₇, t-Butyl, i-Butyl, n-Pentyl, i-Amyl, Cyclohexyl, Acetyl, Br-Acetyl Succinyl, Benzoyl, Benzyl, 2,3,4-R₆- Benzoyl und 2,3,4-Benzyl R₆= NO₂, N₃, NCS, NH₂, N(R3,4,5)₂, Cl, Fbedeuten, dadurch gekennzeichnet, daß sie zur selektiven Isolierung und Charakterisierung von Membranproteinen dienen.
R₁= NH-CH₂-CH₂-SO₃H, NH-CH₂-COOH bzw. deren Alkalisalze R3,4,5= H, CH₃, C₂H₅, i-C₃H₇, n-C₃H₇, t-Butyl, i-Butyl, n-Pentyl, i-Amyl, Cyclohexyl, Acetyl, Br-Acetyl Succinyl, Benzoyl, Benzyl, 2,3,4-R₆- Benzoyl und 2,3,4-Benzyl R₆= NO₂, N₃, NCS, NH₂, N(R3,4,5)₂, Cl, Fbedeuten, dadurch gekennzeichnet, daß sie zur selektiven Isolierung und Charakterisierung von Membranproteinen dienen.
2. Cholansäurederivat nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß es sich um 4′-Amino-7-Benzamido-3α,
12α-5β-Taurocholsäure handelt.
3. Cholsäurederivate der allgemeinen Formel
wobei
R₁ = NH-CH₂-CH₂-SO₃H, NH-CH₂-COOH bzw. deren Alkalisalze
R₂ und/oder R₂′ -O-R₅
R₅ = R3,4,5 nach Anspruch 1
bedeuten.
R₁ = NH-CH₂-CH₂-SO₃H, NH-CH₂-COOH bzw. deren Alkalisalze
R₂ und/oder R₂′ -O-R₅
R₅ = R3,4,5 nach Anspruch 1
bedeuten.
4. Verfahren zur Herstellung der Verbindungen nach den
Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß
Cholsäure in 7-Stellung oxidiert, zum Oxim umgewandelt
und mit Taurin konjugiert wird; sowie anschließend mit
einem aromatischen Nitroarylalkohol oder einer aromatischen
Nitrocarbonsäure in Gegenwart von N-Ethoxycarbonyl-2-ethoxy-
1,2-dihydrochinolin (EEDQ) in Dimethylformamid (DMF)
gekuppelt und anschließend in essigsaurer Lösung mit
PtO₂×H₂O als Katalysator zur Aminoverbindung hydriert
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
mit 4-Nitrobenzoesäure gekuppelt wird und die Verbindung
4-Amino-7-Benzamido-3α,12α-5β-Taurocholsäure erhalten
wird.
6. Verfahren zur Herstellung von Verbindungen der allgemeinen Formel
wobei
R₂ und/oder R₂′ -O-R₅ und
R₅ = R3,4,5 nach Anspruch 1
bedeuten, dadurch gekennzeichnet, daß die mit Taurin konjugierten Hydroxyverbindung mit einem Nitroarylalkohol oder einer aromatischen Nitrocarbonsäure in Gegenwart von EEDQ in DMF gekuppelt und anschließend in essigsaurer Lösung mit PtO₂×H₂O als Katalystor zur Aminoverbindung hydriert wird.
R₂ und/oder R₂′ -O-R₅ und
R₅ = R3,4,5 nach Anspruch 1
bedeuten, dadurch gekennzeichnet, daß die mit Taurin konjugierten Hydroxyverbindung mit einem Nitroarylalkohol oder einer aromatischen Nitrocarbonsäure in Gegenwart von EEDQ in DMF gekuppelt und anschließend in essigsaurer Lösung mit PtO₂×H₂O als Katalystor zur Aminoverbindung hydriert wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863623747 DE3623747A1 (de) | 1986-07-14 | 1986-07-14 | Stoffe zur experimentellen untersuchung von membranproteinen und verfahren zu deren herstellung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863623747 DE3623747A1 (de) | 1986-07-14 | 1986-07-14 | Stoffe zur experimentellen untersuchung von membranproteinen und verfahren zu deren herstellung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3623747A1 true DE3623747A1 (de) | 1988-01-21 |
Family
ID=6305162
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19863623747 Withdrawn DE3623747A1 (de) | 1986-07-14 | 1986-07-14 | Stoffe zur experimentellen untersuchung von membranproteinen und verfahren zu deren herstellung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3623747A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4892868A (en) * | 1984-08-17 | 1990-01-09 | Gipharmex, S.P.A. | Derivatives of biliary acids, process for the production thereof and corresponding pharmaceutical compositions |
EP0559064A2 (de) * | 1992-02-29 | 1993-09-08 | Hoechst Aktiengesellschaft | Komplexe enthaltend Glykosyl-Phosphatidylinositol-Proteine und Cholansäurederivate, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung |
AT396475B (de) * | 1988-04-30 | 1993-09-27 | Sandoz Ag | Säureadditionssalze aus amidiertem taurin oder glycin, deren herstellung und verwendung |
-
1986
- 1986-07-14 DE DE19863623747 patent/DE3623747A1/de not_active Withdrawn
Cited By (5)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4892868A (en) * | 1984-08-17 | 1990-01-09 | Gipharmex, S.P.A. | Derivatives of biliary acids, process for the production thereof and corresponding pharmaceutical compositions |
AT396475B (de) * | 1988-04-30 | 1993-09-27 | Sandoz Ag | Säureadditionssalze aus amidiertem taurin oder glycin, deren herstellung und verwendung |
EP0559064A2 (de) * | 1992-02-29 | 1993-09-08 | Hoechst Aktiengesellschaft | Komplexe enthaltend Glykosyl-Phosphatidylinositol-Proteine und Cholansäurederivate, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung |
US5268272A (en) * | 1992-02-29 | 1993-12-07 | Hoechst Aktiengesellschaft | Complexes containing glycosyl-phosphatidylinositol proteins and cholanic acid derivatives, a process for their preparation and their use |
EP0559064A3 (en) * | 1992-02-29 | 1994-11-02 | Hoechst Ag | Complexes containing glycosyl-phosphatidylinositol-proteins and cholanic acid-derivatives, process for their preparation and their use |
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