DE3621827A1 - Falttechnik und schwerpunktstabilisierung fuer ein aufricht-rollstuhlsystem - Google Patents
Falttechnik und schwerpunktstabilisierung fuer ein aufricht-rollstuhlsystemInfo
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Description
Die technologischen Rehabilitationsverfahren zur Rehabilitation von
Paraplegikern und Patienten mit Systemerkrankungen des Bewegungsapparates
können in Zukunft nur weiter vorangetrieben werden, wenn die dazu
notwendigen Hilfsmittel funktionell und ästhetisch entscheidend verbessert
werden. Sie müssen hochgradig anthropomorph sein.
Die bisher bekannten Mittel, wie Rollstühle, selbstfahrende Rollstühle und
herkömmlichen Aufrichtsysteme entsprechen diesen Forderungen nicht. Sie sind
zu voluminös und schwer. Die umfangreiche, direkt sichtbare Mechanik gibt
diesen einen "maschinösen" Charakter, der zu dem natürlichen Bild des
Menschen im Widerspruch steht.
Die funktionellen Möglichkeiten reichen wegen des großen Raumbedarfs, des
großen Wenderadius und des Fehlens zusätzlicher wichtiger Aktionsmöglich
keiten nicht aus.
In Verbindung mit der ausschließlich sitzenden Position wird ein Bild des
"Gebrechlichen" vermittelt, das den im allgemeinen geistig völlig gesunden
Körperbehinderten noch weiter von der Normalgesellschaft abtrennt.
Die hier dargestellte Erfindung stellt einen wichtigen Fortschritt dar, der
den Bau von Sitz-Aufricht-Rollstuhlsystemen ermöglicht, die die oben geschil
derten Nachteile herkömmlicher Systeme weitgehend aufheben.
Sie ermöglicht durch die drastische Reduzierung des mechanischen Bauvolumens
durch das einsäulige dreigliedrige System 1; 2; 7 den Bau eines Rollstuhles,
den der Patient beliebig in sitzender, stehender Position und in der
Liegelage benutzen kann und der gleichzeitig wenig Auffälligkeit hervorruft.
Dies wird erreicht durch das eng am Rücken des Patienten anliegenden und
dadurch kaum optisch in Erscheinung tretenden Systems, verbunden mit zwei
kleinen Haupträdern 12 und einem flachen Grundaufbau, der die Stabili
sierungsrollen 13, Batterien 15 und ein Steuerungssystem enthält (Fig. 5).
Von diesem 3teiligen System wird der Schenkel 1 und die Parallelführung 2
durch je einen Linearaktuator mit Lagerückführung angetrieben und durch
einen Mikrocomputer kontrolliert. Durch die Parallelführung 2 wird die
Körperfixierung 7 in ihrer Lage konstant gehalten.
Die Stabilisierung des Schwerpunktes dessen Wirkungslinie mit der
Körperlängsachse des Behinderten identisch ist und die Achse der
Antriebsräder schneidet, gewährleistet, daß das Gesamtgewicht in sitzender
und stehender Position praktisch nur auf die Haupträder und nicht auf die
Hilfsräder übertragen wird.
Letzteres ermöglicht die Verwirklichung eines kleinen Fahrwerkes dessen
maximale Abmessungen in der Fahrtrichtung nur durch die dadurch leicht und
flach werdenden Stabilisierungsrollen bestimmt wird.
Durch diese Eigenschaften, kurze Baulänge und das Drehen auf der Stelle wird
es möglich, auf kleinster Fläche zu manövrieren, was eine Hauptvoraussetzung
für die Eingliederung in den normalen Gesellschaftsbereich und zur Ausübung
verschiedener Berufe ist.
Als weiteren Vorteil ergibt sich aus dieser mechanischen Anordnung das
vollautomatische Falten.
Während der Schenkel 1 und die Parallelführung durch die Linearaktuatoren 5
und 6 in Faltstellung gebracht werden, wird die Körperführung 7 nach der
Entriegelung durch die Wirkung der Torsionsfeder 9 in langsamer Drehung,
bewirkt durch den Torsionsdämpfer 10, automatisch in die Faltlage gebracht.
Letzteres ist für Schwerbehinderte wichtig. Die vollautomatische Faltung in
Verbindung mit einem vollautomatischen, auf dem Markt erhältlichen,
Hilfsgerät zum Verladen des Rollstuhls in ein Automobil vermittelt dem
Behinderten ein hohes Maß an Selbständigkeit.
Die Drehmöglichkeit der Körperfixierung 7, im Gelenkkörper 8, die zum Falten
erforderlich ist, kann aber auch in entgegengesetzter Richtung ausgenutzt
werden, um eine Liegelage zu bewirken.
Hierzu ist zur Erzielung von Zwischenstellungen der Gelenkkörper 8, mit
weiteren Nuten zu versehen.
Die wahlweise sitzende und stehende Position und die Anpassung der Sitzhöhe
an Tisch und Werkbank erweitert das berufliche Tätigkeitsfeld und den
gesamten Lebensraum in erheblichem Maße. Auch werden Rehabilitationskosten
gesenkt.
Ein Lehrer, Arzt, Bibliothekar, Verkäufer usw. kann weiter in seinem Fach
tätig sein. Er kann seine langjährig erworbenen Kenntnisse weiter anwenden
und bedarf keiner kostspieligen Umschulung.
Aber auch dort, wo eine Umschulung notwendig wird, ist es möglich, auf die
Veranlagung des Behinderten einzugehen, wenn teilweise eine stehende
Position bei der Berufsausübung gefordert wird.
Die Fixierung des Oberkörpers und die Aufnahme eines Teiles des
Körpergewichtes im Bereich des Schultergürtels spielt in dem
Gesamtzusammenhang eine vielfältige Rolle. Sie wirkt dem Ausknicken der
Beine des gelähmten Körpers entgegen.
Es wird somit möglich, die das Ausknicken verhindernde Reaktionskraft im
Bereich des Kniegelenkes zu reduzieren und somit Schädigungen desselben zu
vermeiden.
Die Aufnahme eines Teiles der Gewichtskräfte durch die Körperfixierung im
Bereich des Schultergürtels bewirkt auch eine starke Entlastung der
Wirbelsäule.
Durch diese Maßnahme wird für den Einsatzbereich des Aufricht-Systems ein
breites Feld von Anwendungen bei Systemerkrankungen des Bewegungsapparates
und bei Erkrankungen im Wirbelsäulenbereich eröffnet.
Patienten mit teilweisen Lähmungen, die bisher den Sitz-Rollstuhl wegen
dessen anfangs dargestellter negativer Eigenschaften (so lange es ging)
vermieden haben, steht jetzt ein Rehabilitationsgerät zur Verfügung, das bei
verbesserter Lebensqualität und Arbeitsmöglichkeit aber auch als
Therapiegerät schon lange anstehende Erfordernisse erfüllt.
Herkömmliche Therapieapparate wie das Ducroquet und das Milwaukee-Korsett
versuchen die Wirbelsäule zu entlasten oder zu strecken, indem sie die dazu
notwendigen Kräfte am Schädel ansetzen. Diese Methode führt zu Überlastungen
der möglicherweise gesunden Halswirbelsäule und ist aus statischer
Überlegung fehlerhaft.
Wenn man nämlich die zu entlastende Kraft am Kopf ansetzt, müßte diese auch
noch das Körpergewicht überwinden, wenn eine wirksame Entlastung der Brust-,
Lenden- und Kreuzwirbel erfolgen soll. Solche Kräfte kann aber die
Halswirbelsäule nicht verkraften.
Diese obengenannten und andere Spannapparate sind aber auch nur kurzzeitig
und stationär anwendbar, während dieser Aufricht-Rollstuhl eine
Langzeitbehandlung zuläßt.
Bei der vorliegenden Anordnung werden die Kräfte zur Entlastung der Wirbel
säule in den Schultergürtel eingeleitet und der Halswirbelsäulenbereich
bleibt unberührt.
In eigenen Untersuchungen wurde nachgewiesen, daß diese bis zu 30% des
Körpergewichtes betragen können und somit einen großen therapeutischen
Effekt ermöglichen. Sie beeinflussen erst bei ca. 10% des Körpergewichtes
geringfügig die Atmungsexkursionen und erlauben daher eine Langzeitbehand
lung mit hoher Effizienz.
Der Punkt Therapie spielt aber auch beim Querschnittsgelähmten eine wichtige
Rolle. Für ihn ist die ständige oder teilweise, sowie im Wechsel eingenomme
ne Stehposition von größter Bedeutung.
Die statische Belastung der Knochen durch das Körpergewicht und die
zusätzlichen dynamischen Krafteinwirkungen, die sich beim Sport und den
anderen Aktivitäten des Oberkörpers im Aufricht-Rollstuhl ergeben, über
tragen sich auf die Knochen des unteren Bewegungsapparates. Sie stellen die
idealen Reizzustände dar, die der Entkalkung des Knochens entgegenwirken.
Die aufrechte Haltung ist aber auch für die physiologischen Vorgänge der
Entleerung von Darm und Harnwegen von größter Wichtigkeit.
Ein weiterer Vorteil der Verminderung des Körpergewichtes ist die
Verhinderung von Überlastungen der Haut und die Bildung von Druckgeschwüren.
Claims (9)
1. Die Anwendung der Falttechnik und Schwerpunktstabilisierung bei einem
Aufricht-Rollstuhl ist dadurch gekennzeichnet, daß sich die mit der
senkrechten Schwerpunktlinie S des Behinderten deckende Wirkungslinie
der Kraft F G aus dem Gesamtgewicht von Benutzer und Gerät in sitzender
und stehender Position mit der Achse der Antriebsräder schneidet und
somit eine Drehung um den Körpermittelpunkt ermöglicht.
Mit dieser Falttechnik kann der Aufricht-Rollstuhl gleichzeitig in eine
Sitz- und Stehposition sowie in eine Liegelage mit beliebigen
Zwischenstellungen und durch weiteres Einschwenken vollautomatisch in
einen gefalteten Zustand mit extrem geringen äußeren Abmessungen
gebracht werden (Fig. 1-4).
In stehender Position wird bei dieser Anordnung ein Teil des
Körpergewichtes durch die Körperfixierung 7 im Bereich des
Schultergürtels aufgenommen (Fig. 5).
2. Apparatur nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß die beiden
Schenkel 1 und die Parallelführung 2, die aus einem außenliegenden und
innenliegenden Schenkel besteht, durch unabhängige Aktuatoren 5 und 6
bewegt und durch Lagerrückführungen kontrolliert werden (Fig. 5).
3. Apparatur nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß die Körper
fixierung 7, die am Gelenkkörper 8 befestigt ist durch die Wirkung einer
Torsionsfeder 9 nach dem Auslösen einer elektrisch betätigten Klinke
die in die Nuten 14 einrastet und durch einen Torsionsdämpfer 10
gedämpft, durch Umklappen in Pfeilrichtung in die Faltstellung gebracht
wird (Fig. 3+6).
4. Apparatur nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß durch die Aufnahme
eines Teils des Körpergewichts F K ′ durch die Körperfixierung 7, die
schädliche, das Ausknicken der Beine bewirkende Reaktionskraft F R im
Kniebereich entscheidend vermindert wird (Fig. 5).
5. Apparatur nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß der Schenkel 1 und
die Parallelführung 2 durch Linearaktuatoren in beliebigen
Zwischenstellungen in die Sitz-, Steh- und Faltposition gebracht werden
kann (Fig. 5).
6. Apparatur nach Anspruch 2 dadurch gekennzeichnet, daß anstelle der
Linearaktuatoren zum Antrieb der Schenkel 1 und der Parallelführung 2
blockierbare rotatorische Antriebe treten.
7. Apparatur nach Anspruch 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Körperfixierung 7 auch entgegengesetzt der Faltrichtung im Gelenk
körper 8, gedreht werden kann und durch eine Anzahl Nuten 14 in die die
Klinke 11 einrastet, in verschiedene Liegelagen gebracht werden kann
(Fig. 1+6).
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3621827A DE3621827C2 (de) | 1986-06-28 | 1986-06-28 | Aufricht-Rollstuhl |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3621827A DE3621827C2 (de) | 1986-06-28 | 1986-06-28 | Aufricht-Rollstuhl |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3621827A1 true DE3621827A1 (de) | 1988-01-28 |
DE3621827C2 DE3621827C2 (de) | 1998-07-30 |
Family
ID=6304003
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE3621827A Expired - Fee Related DE3621827C2 (de) | 1986-06-28 | 1986-06-28 | Aufricht-Rollstuhl |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3621827C2 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4435023A1 (de) * | 1994-09-25 | 1996-03-28 | Frithjof Kremeike | Sitzgelegenheit mit Rückenlehne, dadurch gekennzeichnet, daß man sie von hinten besteigen kann |
FR2729562A1 (fr) * | 1995-01-19 | 1996-07-26 | Guatteri Fabien | Dispositif de verticalisation pour paraplegiques pouvant se deplacer dans toutes les directions et pivoter sur soi meme avec le seul concours de la force musculaire |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2517418A1 (de) * | 1975-04-19 | 1976-11-04 | Wienand | Rollstuhl |
DE2703727A1 (de) * | 1977-01-29 | 1978-08-03 | Tuenkers Kg | Rollstuhl, insbesondere zimmerrollstuhl fuer koerperbehinderte, gehbehinderte und kranke |
-
1986
- 1986-06-28 DE DE3621827A patent/DE3621827C2/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (2)
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FR2729562A1 (fr) * | 1995-01-19 | 1996-07-26 | Guatteri Fabien | Dispositif de verticalisation pour paraplegiques pouvant se deplacer dans toutes les directions et pivoter sur soi meme avec le seul concours de la force musculaire |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE3621827C2 (de) | 1998-07-30 |
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Legal Events
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