DE3611809A1 - Einrichtung zur erdbebensicherung von bauwerken - Google Patents
Einrichtung zur erdbebensicherung von bauwerkenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Erdbebensicherung
von Bauwerken.
Es gibt verschiedene Ansätze, Bauwerke erdbebensicher zu
gestalten. Man kann beispielsweise die Gebäudekonstruktion
so steif auslegen, daß sie im Erdbebenfall aller Voraussicht
nach im linearen Verformungsbereich bleibt. Damit geht aber
ein erheblicher, ökonomisch in der Regel nicht zu rechtfer
tigender Bauaufwand einher. Auch muß eine Annahme über die
maximal zu erwartende Erdbebenbelastung getroffen werden,
womit beträchtliche Unsicherheiten verbunden sind. Noch so
hohe bauliche Sicherheitsfaktoren können sich daher im Einzel
fall einmal als ungenügend erweisen.
Alternativ besteht die Möglichkeit, Energiedissipationszonen
in ein Bauwerk einzubauen. Diese sollen die während eines
Erdbebens in das Bauwerk eingetragene Energie durch bewußt
in Kauf genommene Zerstörung aufnehmen, wobei insbesondere
zu fordern ist, daß der Gebäudedeckenabstand erhalten bleibt.
Auch hier ist man aber mit Unsicherheiten hinsichtlich der
maximal zu erwartenden Erdbebeneinwirkung konfrontiert. Weiter
ist nachteilig, daß bei einem Erdbeben schwere, nicht selten
irreparable Schäden an dem Bauwerk auftreten.
Ein weiterer Vorschlag nach dem Stand der Technik geht dahin,
zwischen dem Fundament und dem Oberbau des Bauwerks schwin
gungsisolierende Auflager vorzusehen. Man geht hier von der
Feststellung aus, daß die bei einem Erdbeben stochastisch
zweidimensional auftretenden, im wesentlichen horizontalen
Bodenbewegungen für ein Bauwerk besonders gefährlich sind,
da es normalerweise nicht auf hohe Schubbelastungen ausgelegt
ist. Vertikale Bodenbewegungen, die bei einem Erdbeben auch
auftreten, lassen sich hingegen wegen der Standardbelastung
eines Bauwerks in Vertikalrichtung und der insofern üblicher
weise vorgesehenen hohen Sicherheitsfaktoren relativ leicht
beherrschen. Das Auflager soll also eine relative Gleitbewe
gung von Fundament und Oberbau in Horizontalrichtung ermögli
chen, wobei im Idealfall das Gebäude während eines Erdbebens
aufgrund seiner Massenträgheit in Ruhe bleibt, während sich
der Boden unter ihm bewegt.
Bekannte Auflager zur Schwingungsisolation von Bauwerken
enthalten ein Federelement, beispielsweise in Gestalt eines
Blocks aus elastomerem Material mit eingelegten horizontalen
Stahlscheiben (EP-A 76 573) oder einer Schraubendruckfeder
(DE-OS 30 47 762). Die Abfederung muß dabei so weich sein, daß
das aus Gebäude und Federelement bestehende schwingungs
fähige System eine Eigenfrequenz hat, die deutlich niedriger
liegt als die niedrigste zu erwartende Anregungsfrequenz
durch Erdstöße. Nur so ist gewährleistet, daß das Bauwerk
bei einem Erdbeben im wesentlichen in Ruhe bleibt, und daß
gefährliche Resonanzen vermieden werden. Die sehr weiche
Abfederung in horizontaler Richtung ist aber angesichts der
auch im Normalfall an einem Gebäude angreifenden Schubspan
nungen insbesondere durch Windlast problematisch. Insbeson
dere Böen können ein nur auf einer weichen Feder stehendes
Gebäude in merkliche Schwingungen versetzen, was für Insas
sen nicht tolerabel ist.
Es muß daher durch besondere Maßnahmen an den bekannten Aufla
gern sichergestellt sein, daß sie durch Windlast an dem Bauwerk
auftretende Schubspannungen im wesentlichen starr auf das
Fundament übertragen. Bei der DE-OS 31 51 011 sind hierzu
neben einem elastischen Auflager starre Stützen vorgesehen,
die normalerweise den Oberbau des Gebäudes tragen und im
Erdbebenfall zerstört werden. Man sucht so zugleich dem Pro
blem der Materialermüdung zu begegnen, das bei allen ständig
unter Last stehenden Federelementen auftritt.
Elastische Auflager erfordern weiter eine Dämpfung, damit
die im Erdbebenfall eingetragene Verformungsenergie schnell
und ohne große Relativbewegungen zwischen Fundament und Ober
bau dissipiert wird. Auch verhindert die Dämpfung, daß das
Gebäude in resonante Schwingung gerät. Als Dämpfungsglieder
sind nach dem Stand der Technik hydraulische Stoßdämpfer,
mit Viskoseflüssigkeit gefüllte Behälter (DE-OS 31 51 011)
und mit einstellbarer Federkraft beaufschlagte Reib
flächen (EP-A 76 573) bekannt.
Zusammenfassend, sind an ein zur Schwingungsisolation eines
Bauwerks im Erdbebenfall dienendes Auflager folgende For
derungen zu stellen:
- 1) Das Auflager muß die Last des Bauwerks auf Dauer ohne Materialermüdung und ohne wesentliche Formänderung auf das Fundament abtragen;
- 2) das Auflager muß sich unter insbesondere durch Windlast auf ein Gebäude einwirkenden üblichen Seitenkräften schub steif verhalten und die entsprechenden Schubspannungen zum Fundament hin ableiten;
- 3) das Auflager muß sich unter den durch Erdbebeneinwirkung auftretenden Belastungen schubweich verhalten, so daß sich zur seismischen Isolierung des Gebäudes eine Art hori zontal gleitende Lagerung ergibt;
- 4) das Auflager muß im Erdbebenfall eine starke Dämpfung haben, damit die bei seiner Verformung in das aus Bauwerk und Auflager bestehende mechanische System eingetragene Energie ohne große Bewegungen des Bauwerks dissipiert wird und resonante Schwingungen des Bauwerks vermieden werden.
Diese Forderungen werden bei den Auflagern nach dem Stand
der Technik wenn überhaupt nur mit hohem Aufwand erfüllt.
Die bekannten Kombinationen aus Federbein und Dämpfer sind
im Aufbau komplizierte, materialkostenintensive Konstruktio
nen. Ihre Auslegung, Montage und Abstimmung ist Arbeit für
Spezialisten, und nicht zuletzt ist eine laufende Wartung
der Auflager erforderlich.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Einrichtung zur Erdbeben
sicherung von Bauwerken mit einem zwischen dem Fundament
und dem Oberbau des Bauwerks anzuordnenden und letzteres
gegen im wesentlichen horizontal auftretende Erdbebenwirkungen
isolierenden, konstruktiv unaufwendigen Auflager anzugeben,
das sich unter Verwendung kostengünstiger, baustellenüblicher
Materialien bei Einsatz weniger Fachkräfte installieren läßt,
praktisch wartungsfrei ist und die gewünschten Eigenschaften
einer stabilen Langzeittragfähigkeit, Schubsteifigkeit unter
Windlast und Schubweichheit und hoher Dämpfung unter Erdbeben
einwirkung im wesentlichen materialimmanent in sich vereinigt.
Ein zur Lösung dieser Aufgabe vorgeschlagenes Auflager hat
ein geschlossenes, unter Erdbebeneinwirkung bei in guter
Näherung konstantem Volumen verformbares Gehäuse, das mit
einer körnigen, mit Flüssigkeit gesättigten, unter Erdbe
beneinwirkung verflüssigbaren Substanz gefüllt ist.
Die Erfindung bedient sich damit zur Erdbebensicherung von
Bauwerken einer gezielten Verflüssigung von Material, auf
dem das Bauwerk steht. Die insofern vergleichsweise heranzu
ziehende Bodenverflüssigung ist ein in der Bautechnik bekann
tes Phänomen, das Gebäude zum Absinken, und Tunnelbauten
zum Aufschwimmen bringt und daher generell vermieden werden
muß. Die Erfindung macht sich nun gerade die Änderung von
Materialeigenschaften bei der Verflüssigung zu Nutze.
Zur Erläuterung des Prinzips kann man exemplarisch ein ab
geschlossenes Gehäuse betrachten, das gänzlich von mit Was
ser gesättigtem Sand angefüllt ist. Im nicht verflüssigten
Zustand trägt der Sand eine darauf ruhende Last durch Rei
bung an den Korngrenzen ab. Es herrscht ein Porenwasserdruck
Null, und der Sand verhält sich schubsteif. Läßt man nun
insbesondere wiederholt eine genügend hohe Schubkraft auf
das System wirken, so erfährt der Sand unter der Normalkraft
der Last eine Verdichtung, und es wird Porenwasser freige
setzt. Bei Volumenkonstanz oder annähernder Volumenkonstanz
des Gehäuses kann kein Wasserverlust eintreten, und der
Porenwasserdruck steigt an. Sobald der Porenwasserdruck
den Binnendruck in dem Gehäuse erreicht, tritt eine Ver
flüssigung des Sands ein, der sich dann schubweich verhält.
Die Last des Gehäuses wird weiter von der verflüssigten
Substanz getragen, im wesentlichen also vom freigesetzen
Porenwasser, das man in guter Näherung als inkompressibel
betrachten kann.
Für das erfindungsgemäße, zur Erdbebensicherung von Bau
werken dienende Auflager findet allgemein eine körnige,
mit Flüssigkeit gesättigte Substanz Verwendung, die im Nor
malfall nicht verflüssigt ist, und unter Erdbebeneinwir
kung verflüssigt. Die Substanz ist körnig, damit eine zur
Verflüssigung erforderliche Verdichtung möglich ist. Sie
ist mit Flüssigkeit gesättigt, damit bei der Verdichtung
quantitativ Flüssigkeit freigesetzt und nicht wieder vom
Porenvolumen der Substanz aufgenommen wird. Die Substanz
ist in einem soweit dichten und haltbaren Gehäuse enthalten,
daß im Verflüssigungsfall kein nennenswerter Flüssigkeitsver
lust eintritt, und daß die verflüssigte Substanz nicht ein
fach seitlich weggedrückt wird, sondern unter Druckerhöhung
eine tragende Funktion übernimmt. Das Gehäuse wird normaler
weise ein abgeschlossener Behälter sein, doch kann es auch
natürliche Wände haben, wenn der erforderliche Einschluß
der verflüssigbaren Substanz gewährleistet ist. Das Gehäuse
ist verformbar, damit es durch die Boden
bewegungen eines Erdbebens deformiert werden kann, wobei
es im linearen Verformungsbereich bleiben sollte, damit
die Volumenkonstanz gewährleistet ist. Das Gehäuse ist mit
der verflüssigbaren Substanz gefüllt, damit die bei Erdbeben
einwirkung auftretenden, das Gehäuse verformenden Schubkräfte
voll auf die verflüssigbare Substanz weitergegeben werden,
und damit nach erfolgter Verflüssigung die inkompressible
Flüssigkeit, und nicht etwa ein Luftpolster, die Last des
Gebäudes ohne nennenswerte Volumenveränderung des Auflagers
übernimmt.
Das erfindungsgemäße Auflager läßt sich in unaufwendiger,
baustellenüblicher Technik unter Einsatz von baustellen
üblichen Materialien erstellen. Eine Anpassung an bauliche
und örtliche Gegebenheiten, insbesondere im Hinblick auf
die zu erwartende Erdbebeneinflüsse, ist durch Wahl einer
geeigneten Zusammensetzung der körnigen Substanz möglich.
Justierarbeiten entfallen. Es tritt auch über sehr lange
Standzeiten keine Materialermüdung ein, und das System ist
praktisch wartungsfrei. Im Erdbebenfall bleibt das Gebäude
in seiner Gesamtheit intakt, und es besteht sogar die Mög
lichkeit, das Auflagern ohne kompletten Austausch wieder
in seine Bereitstellung zu versetzen, indem man Flüssig
keit abläßt und die körnige Substanz wieder in ihren nicht
verflüssigten Normalzustand versetzt.
Für die Erfindung kommen aus einer oder mehreren Komponenten
bestehende körnige mineralische Substanzen natürlichen oder
künstlichen Ursprungs in Betracht. In erster Linie ist an
Sand zu denken, und zwar sowohl Natursand, als auch Brech
sand, vorzugsweise Sand mit einer definierten Sieblinie.
Ein weiteres mögliches Material ist gemahlener Natur- oder
Kunststein, wobei in letzterem Fall insbesondere an hydrau
lisch gebundene Phasen beispielsweise mit Zement oder Gips
als Bindemittel zu denken ist. Die verwendete Substanz kann
aber auch lehmig sein oder einen lehmigen Anteil haben,
wobei insbesondere Schluff, Mergel und Ton in Betracht kommt.
Weitere mögliche Materialien sind feinkörnige Schlacke,
Keramik und Glas.
Die die körnige Substanz sättigende Flüssigkeit ist vor
zugsweise Wasser, für das ein klarer Kostenvorteil spricht.
Wasser steht auf der Baustelle und am fertigen Bauwerk ohne
weiteres zur Verfügung. Ein im Lauf der Zeit am Auflager
möglicherweise auftretender Flüssigkeitsverlust kann so
leicht ausgeglichen werden, insbesondere mit Leitungswasser,
gegebenenfalls aber auch mit Abwasser. Bei einem Auflager,
das unterhalb des Grundwasserspiegels eingebaut wird, muß
nicht absolute Wasserdichtigkeit des Gehäuses gewährleistet
sein; vielmehr kann man beispielsweise durch Mikroporösität
des Gehäuses einen gewissen Wasseraustausch mit der Umgebung
zulassen, aufgrund dessen eine ständige Sättigung der körni
gen Substanz mit Wasser automatisch gewährleistet ist. Die
Erfindung ist aber nicht auf die Verwendung von Wasser be
schränkt; es können vielmehr auch andere Flüssigkeiten zum
Einsatz kommen, beispielsweise Öl.
Das Gehäuse des erfindungsgemäßen Auflagers kann aus zwei
im wesentlichen horizontal einzubauenden Platten aufgebaut
sein, die mittels einer verformbaren Seitenwand insbesondere
in Gestalt einer Membran o.ä. miteinander verbunden sind.
Die Platten können insbesondere aus Beton oder Stahl beste
hen, und für die Membran kommt als Material Metall oder
Kunststoff in Betracht, wobei letzterer faserverstärkt sein
kann. Allgemein sind Materialien zu verwenden, die bei Kon
takt mit Wasser als sättigender Flüssigkeit auch über lange
Zeit hinweg nicht korrodieren. Ein Aufbau des Gehäuses aus
zwei im wesentlichen parallelen Platten ist konstruktiv
besonders einfach, da ein herkömmliches Gebäude im wesent
lichen nur durch Vorsehen einer oder mehrerer zusätzlicher
Fundamentplatten modifiziert wird. Für die abgedichtete
Verbindung zweier Platten aus Beton oder Stahl mit einer
Membran kann auf Standardtechniken zurückgegriffen werden,
wie sie beispielsweise im Schwimmbadbau üblich sind. Die
Erfindung ist aber nicht auf ein
behälterartiges Gehäuse der genannten Art beschränkt. Es
ist beispielsweise auch möglich, ein Kissen aus elastomerem,
eventuell faserverstärktem Material mit der verflüssigbaren
Substanz zu füllen, oder letztere unterhalb des Grundwasser
spiegels unmittelbar auf den Boden aufzubringen, wenn nur
der erforderliche Einschluß gewährleistet ist.
Das Gehäuse des erfindungsgemäßen Auflagers hat vorzugswei
se kreisrunden Grundriß, und es kann im wesentlichen kreis
zylindrisch sein. Damit ist räumliche Homogenität gegenüber
den im wesentlichen horizontalen Erdbebeneinwirkungen gewähr
leistet, die stochastisch zweidimensional auftreten. Außer
dem werden Diskontinuitäten der Seitenwand vermieden, die
Schwachstellen bilden könnten, so daß man einen robusten,
der auftretenden Druckbelastung problemlos standhaltenden
Aufbau erhält.
Wie schon erwähnt, kann das Gehäuse eine den Wasseraustausch
mit der Umgebung ermöglichende Wasserdurchlässigkeit haben.
In nasser Umgebung ist so eine ständige Sättigung der körni
gen Substanz mit Wasser automatisch gewährleistet, was den
Wartungsaufwand weiter verringert. Bei einem Gehäuse, das
aus Beton besteht, ist eine entsprechende Mikroporösität
von Haus aus vorhanden. Die Wasserdurchlässigkeit darf aber
natürlich nicht soweit gehen, daß bei der Verflüssigung
der Substanz freiwerdendes Porenwasser schnell entweichen
kann; das Gehäuse muß vielmehr dieses unter Druck stehende
Wasser mindestens für die Dauer des Erdbebens halten.
Das Gehäuse kann einen in sein Inneres führenden absperrbaren
Flüssigkeitsanschluß haben. Es ist damit möglich, ein Ver
lustvolumen an Flüssigkeit zu ergänzen. Der Flüssigkeits
anschluß muß absperrbar, und im Normalfall geschlossen sein,
damit die Volumenkonstanz des Auflagers gewährleistet ist.
Es besteht die Möglichkeit, die Wasseranschlüsse mehrerer
an einem Gebäude vorgesehener Auflager miteinander und gege
benenfalls mit einem Reservoir zu verbinden. Der Flüssig
keitsanschluß kann weiter zum Ablassen von Flüssigkeit nach
einem Erdbeben dienen, wodurch man die körnige Substanz
wieder in den nicht verflüssigten Zustand versetzt.
Das Gehäuse kann eine äußere Schutzabdeckung für die bei
spielsweise als Membran gestaltete verformbare Seitenwand
haben. Diese Abdeckung kann auch unter Abdichtung einen
äußeren Ringraum umschließen, der ebenfalls verflüssigbare
Substanz oder auch ein Luftpolster enthalten kann. Auch
andere Abteilungen des Auflagers sind möglich. Man kann
so eine mehrfache Dichtsicherheit und eine verbesserte Dämp
fung erreichen. Allgemein versteht sich, daß die abgeschlos
senen Volumina der erfindungsgemäßen Auflager nicht zu groß
sein dürfen, damit nicht trotz der Volumenkonstanz
im Erdbebenfall Verformungen der Auflager auftreten, die
das darauf stehende Gebäude gefährden.
Das erfindungsgemäße Auflager kann als komplettes Modul,
eventuell einschließlich Füllung, vorgefertigt sein. Doch
besteht auch die Möglichkeit, Teile des Auflagers, insbe
sondere die Gehäuseplatten, auf der Baustelle anzufertigen.
Das Auflager kann austauschbar zwischen Fundament und Oberbau
des Bauwerks angeordnet sein, so daß es nach einem Erdbe
ben erneuert werden kann. Man kann das Auflager aber auch
untrennbar in das Bauwerk integrieren, wozu insbesondere
eine seiner Gehäuseplatten Teil des Fundaments sein kann.
Es braucht dann letztlich nur eine zusätzliche Fundament
platte und eine Zwischenlage aus unaufwendigem Material,
um das Bauwerk erdbebensicher zu machen.
Zur Erdbebensicherung eines Gebäudes kann ein einziges
erfindungsgemäßes Auflager genügen. In der Regel wird aber
zwischen Fundament und Oberbau eine Mehrzahl von Auflagern
vorhanden sein, auf die sich die Gebäudelast verteilt.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnungen nä
her erläutert. Teilweise schematisch zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch ein Auflager zur Erdbe
bensicherung von Bauwerken;
Fig. 2 ein Diagramm, das Verflüssigungsgrenzen von ver
schiedenen, mit Flüssigkeit gesättigten körnigen
Materialien in Abhängigkeit vom Verhältnis der
angreifenden Schubspannung τ zur Normalspannung σ
und der Anzahl der Lastspielwechsel r zeigt;
Fig. 3 ein Diagramm, das den Gang von Schubmodul G und
Dämpfung ξ bei der Verflüssigung eines mit Flüssig
keit gesättigten Materials zeigt; unabhängiger
Parameter ist hier die prozentuale zyklische Schub
verformungsamplitude γ.
Fig. 1 zeigt ein Auflager, das zur Erdbebensicherung eines
Bauwerks zwischen Fundament und Oberbau eingebaut wird.
Das Auflager hat ein Gehäuse von kreisrundem Grundriß, das
aus einer unteren Platte 10, einer oberen Platte 12 und einer
die Platten 10, 12 verbindende, verformbaren Seitenwand
14 besteht. Die Platten 10, 12 kommen parallel zueinander
im wesentlichen horizontal zu liegen. Die untere Platte
10 ist entweder selbst eine fest im Boden verankerte Funda
mentplatte, oder sie ist mit einer solchen Fundamentplatte
dauerhaft starr verbunden. Auf der oberen Platte 12 baut
eine tragende Säule oder tragende Wand 16 auf, die zum Ober
bau eines gegen Erdbebeneinwirkung zu sichernden Bauwerks
gehört. Der Oberbau wird durch das Auflager gegen im wesent
lichen horizontale seismische Schwingungen isoliert.
Die Seitenwand 14 ist membranartig gestaltet, kreisringför
mig und nach außen gewölbt. Sie trägt an ihren axialen Enden
einstückig angeformte Dichtringe 18, die unter Abdichtung
in umlaufende Ringnuten der Platten 10, 12 eingreifen.
Die untere Platte 10 hat einen nach oben abstehenden umlau
fenden Randsteg 20, der die Seitenwand 14 außen umschließt.
Zwischen der Oberkante des Randstegs 20 und der oberen Platte
12 bleibt ein Spalt, der durch eine Schutzabdeckung 22 ver
schlossen ist. Es wird so ein Ringraum radial außen von
der Seitenwand 14 abgeteilt. Die Schutzabdeckung 22 kann
ebenso wie die Seitenwand 14 unter Abdichtung mit den Platten
10, 12 verbunden sein, so daß in den Ringraum ein Luftpolster
eingeschlossen ist. Im wesentlichen dient die Schutzabdek
kung 22 aber dazu, Einwirkungen von der Seitenwand 14 fern
zuhalten, die ihre Dichtigkeit beeinträchtigen könnten.
Die untere Platte 10 ist bis auf die Höhe des Randstegs
20 ins Erdreich 24 eingebettet. Eine als Erdleitung ausge
bildete Wasserleitung 26 führt zu einem Wasseranschluß im
Mittelbereich der unteren Platte 10. Der Wasseranschluß
mündet in dem von der membranartigen Seitenwand 14 umschlos
senen Teil des Auflagers, der gänzlich mit einer körnigen
Substanz, insbesondere Sand angefüllt ist. Bei installiertem
Auflager ist dieser Sand mit Wasser gesättigt, und die Was
serleitung 26 ist abgesperrt.
Im Normalfall ohne Erdbebeneinwirkung ist der mit Wasser
gesättigte Sand in einem nicht verflüssigten Zustand. Er
trägt dann die Gebäudelast 16 durch Reibung an den Korngren
zen auf das Fundament ab, und der Porenwasserdruck im In
nern des Auflagers ist Null. Der Sand verhält sich dabei
schubsteif gegenüber Seitenkräften, wie sie durch Windlast
an dem Gebäude auftreten, und leitet entsprechende Schub
spannungen zum Fundament hin ab.
Bei einem Erdbeben wirken vom Boden her wesentlich höhere
Schubkräfte auf das Auflager, das dabei im Bereich der Sei
tenwand 14 verformt wird. Das Gehäusevolumen des Auflagers
bleibt dabei im wesentlichen konstant, und die Dichtigkeit
bleibt erhalten, so daß kein Wasserverlust eintritt, auch
nicht durch die abgesperrte Wasserleitung 26. Das mit Was
ser gesättigte körnige Material im Innern des Auflagers
wird verdichtet, und Porenwasser freigesetzt, so daß aufgrund
der Volumenkonstanz der Porenwasserdruck steigt. Sobald
er den Binnendruck im Gehäuse des Auflagers erreicht, tritt
eine Verflüssigung des Materials ein, das sich nun schub
weich verhält und horizontale Gleitbewegungen zwischen Funda
ment und Oberbau ermöglicht, so daß letzterer von Boden
schwingungen isoliert ist. Die Last des Gebäudes wird in
dieser Phase vom hydrostatischen Druck der verflüssigten
Substanz abgetragen. Nach dem Erdbeben kann mittels der
Leitung 26 Wasser aus dem Auflager abgelassen werden, worauf
das körnige Material unter einiger Verdichtung in den nicht
verflüssigten Normalzustand zurückkehrt. Es ist eine wieder
holte erneute Verflüssigung möglich. In der Regel wird man
aber im Rahmen der nach einem Erdbeben vorgenommenen Baumaß
nahmen die Auflager, bei denen Verflüssigung aufgetreten
ist, insgesamt ersetzen.
Fig. 2 zeigt Verflüssigungsgrenzen für verschiedene, mit
Wasser gesättigte körnige Substanzen. An der Ordinate ist
das Verhältnis der an dem Material angreifenden Schubspannung
t zur Normalspannung σ aufgetragen. Damit ist ein Belastungs
niveau des Materials definiert. Die Abszisse zeigt in loga
rithmischem Maßstab eine Anzahl zyklischer Lastspielwechsel
r. Eine zu einem bestimmten Material gehörige Kurve der
Kurvenschar läßt erkennen, wieviel Lastspielwechsel bei
einem bestimmten Belastungsniveau erforderlich sind, um
das mit Wasser gesättigte Material zu verflüssigen. Der
Übergang in den verflüssigten Zustand kann dabei auf verschiedene
Art und Weise quantifiziert sein, beispielsweise durch einen
Anstieg des Porenwasserdrucks über eine vorgegebene Grenze.
Unterhalb der Kurve in der Nähe der Abszisse gibt es einen
Bereich niedrigen Belastungsniveaus, wo auch durch noch so
viele Lastspielwechsel keine Verflüssigung des Materials
eintritt. Bei hohem Belastungsniveau genügen dagegen zu
nehmend weniger Lastspielwechsel, um die Verflüssigung her
beizuführen.
Man hat nun die durch Windlast an einem Bauwerk anfallenden
und auf das Auflager übertragenen Schubspannungen τ, und
desgleichen die durch die Last des Gebäudes wirkenden Nor
malspannungen σ anhand der Gebäudekonstruktion, der vorge
sehenen Anzahl von Auflagern usw. weitgehend in der Hand.
Die bei Erdbebeneinwirkung auftretenden, viel größeren Schub
spannungen kann man abschätzen und eine Schwelle vorgeben,
oberhalb derer eine seismische Entkopplung des Gebäudes
durch Materialverflüssigung eintreten soll. Im Idealfall
erfolgt die Verflüssigung schon beim ersten Erdstoß der ent
sprechenden Stärke. Die ideale Verflüssigungskennlinie hat
daher einen Verlauf, wie er gestrichelt in Fig. 2 dargestellt
ist. Durch Auswahl und gegebenenfalls Mischung von körnigem
Material, insbesondere Sand von definierter Sieblinie, kann
man sich dem idealen Verflüssigungsverhalten weitgehend
annähern.
Fig. 3 zeigt schematisch den Schubmodul G und die Dämpfung
ξ eines mit Wasser gesättigten körnigen Materials in Ab
hängigkeit von der im logarithmischen Maßstab aufgetragenen
prozentualen zyklischen Schubverformungsamplitude γ, die
ein Maß für die Verflüssigung des Materials ist. Man er
kennt, daß bei zunehmender Verflüssigung der Schubmodul G
abfällt, und die Dämpfung ξ ansteigt. Wie gewünscht,
hat daher das erfindungsgemäße Auflager im Erdbebenfall
eine hohe Dämpfung.
- Liste der Bezugszeichen
10 untere Platte
12 obere Platte
14 Seitenwand
16 tragendes Teil
18 Dichtring
20 Randsteg
22 Schutzabdeckung
24 Erdreich
26 Wasserleitung
Claims (16)
1. Einrichtung zur Erdbebensicherung von Bauwerken mit
einem Auflager, das zwischen dem Fundament und dem Ober
bau des Bauwerks angeordnet ist und letzteren gegen
im wesentlichen horizontal auftretende Erdbebenwirkungen
isoliert, dadurch gekennzeichnet, daß das Auflager ein
geschlossenes, unter Erdbebeneinwirkung bei in guter
Näherung konstentem Volumen verformbares Gehäuse hat,
das mit einer körnigen, mit Flüssigkeit gesättigten,
unter Erdbebeneinwirkung verflüssigbaren Substanz gefüllt
ist.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine
aus einer oder mehreren Komponenten bestehende körnige
mineralische Substanz natürlichen oder künstlichen Ur
sprungs insbesondere mit einem Anteil Sand, gemahlenem
Natur- oder Kunststein, Schluff, Mergel, Ton, Schlacke,
Keramik, Glas.
3. Einrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß die körnige Substanz einen wesentlichen Anteil
Natursand und/oder Brechsand, insbesondere Sand mit
definierter Sieblinie, hat.
4. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die die Substanz sättigende Flüs
sigkeit Wasser ist.
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gehäuse aus zwei im wesentli
chen horizontal einzubauenden Platten (10, 12) aufge
baut ist, die über eine verformbare Seitenwand (14), ins
besondere eine Membran o.ä., miteinander verbunden
sind.
6. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gehäuse aus unter Wassereinwir
kung korrosionfreiem Material besteht, wobei für die
Platten (10, 12) insbesondere Beton oder rostfreier
Stahl, und für die Seitenwand (14) Metall oder Kunst
stoff mit oder ohne Faserverstärkung in Betracht kommt.
7. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gehäuse kreisrunden Grundriß
hat.
8. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gehäuse eine den Wasseraustausch
mit der Umgebung ermöglichende Wasserdurchlässigkeit
hat.
9. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gehäuse wenigstens einen in
sein Inneres führenden, absperrbaren Flüssigkeitsan
schluß (26) hat.
10. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß an dem Gehäuse eine äußere Schutz
abdeckung (22) für die Seitenwand (14) vorgesehen ist.
11. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gehäuse in eine Mehrzahl von
Kammern unterteilt ist.
12. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gehäuse eine Mehrzahl von einan
der unter Abdichtung umschließenden, verformbaren Sei
tenwänden hat.
13. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß das Auflager als komplettes Modul
vorgefertigt ist.
14. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß Teile des Auflager, insbesondere
die Platten (10, 12), auf der Baustelle angefertigt
sind.
15. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß das Auflager austauschbar zwischen
Fundament und Oberbau des Bauwerks angeordnet ist.
16. Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß das Auflager untrennbar in das Ge
bäude integiert ist, wozu insbesondere eine seiner Plat
ten (10) Teil des Fundaments sein kann.
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---|---|---|---|
DE19863611809 DE3611809A1 (de) | 1986-04-08 | 1986-04-08 | Einrichtung zur erdbebensicherung von bauwerken |
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DE3611809C2 DE3611809C2 (de) | 1990-04-19 |
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