DE3605776A1 - Prothese fuer gelenke des menschlichen koerpers, bei denen im gelenkspalt knorpelscheiben (diskus) sitzen - Google Patents
Prothese fuer gelenke des menschlichen koerpers, bei denen im gelenkspalt knorpelscheiben (diskus) sitzenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Prothese für Gelenke des
menschlichen Körpers, bei denen im Gelenkspalt Knorpelscheiben
auftreten.
Es sind bereits Gelenkprothesen für verschiedene, menschliche
Gelenke bekannt. Zu nennen sind hier beispielsweise künstliche
Hüftgelenke, Kniegelenke u.s.w. Diesen Gelenken ist gemeinsam,
daß sie das vollständige Gelenk ersetzen können.
Es gibt jedoch auch Gelenke, bei denen im Gelenkspalt
Knorpelscheiben sitzen. Diese Knorpelscheiben können u. U. durch
Krankheiten oder Unfälle beschädigt oder zerstört werden. Sie
müssen dann aus dem Gelenk entfernt werden, was allerdings
ebenfalls schwerwiegende Folgen nach sich ziehen kann, da
nunmehr die Gelenkknochen direkt aufeinanderstoßen, was zu
einem erhöhten Verschleiß führen kann. Die Gelenkfunktion kann
dabei weitgehend verloren gehen, was zu andauernden
Schmerzzuständen führen kann.
Aufgabe der Erfindung ist es hier Abhilfe zu schaffen und eine
Prothese zu schaffen, die den Austausch des vollständigen
Gelenkes nicht erforderlich macht, und gleichzeitig die
natürliche Gelenkfunktion auf Dauer sicherstellt, ohne das es
zu nachteiligen Nebenwirkungen kommt.
Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, indem die
Knorpelscheiben durch Kunststofformkörper ersetzt werden. Ein
Austausch des vollständigen Gelenkes ist nicht mehr
erforderlich. Dieses ist auch bei verschiedenen Gelenken, für
die infrage kommenden Indikationen nicht angestrbt. Mit solchen
Kunststofformkörpern können nunmehr auch Störungen des
Kiefergelenkes behoben werden, die sich bisher einer Behandlung
entzogen.
Zweckmäßigerweise sind die Kunststofformteile der natürlichen
Form der Knorpelscheibe derart nachgebildet, daß bei ihrem
Einsatz im Gelenkspalt die natürliche Gelenkkinematik
wiederhergestellt ist. Die aus dem Gelenk entfernten
Knorpelscheiben sind durch gleichartig ausgebildete
Kunststoffteile zu ersetzen. Hierzu ist es erforderlich, die
natürliche Kinematik des Gelenkes zu kennen, so daß auf die
spezielle Form der Knorpelscheiben, bzw. auf die der sie
ersetzenden Kunststofformteile rückgeschlossen werden kann.
Infolge der besonderen Eigenart der Knorpelscheiben, d. h. durch
ihre Biegsamkeit, durch eventuell vorhandene Schäden und durch
die relativ flachen Oberflächenkrümmungen, ist die
erforderliche Form für die sie ersetzenden Kunststofformteile
nicht ohne weiteres erkennbar.
Die Anmelder konnten durch ihre Arbeiten die Kinematik des
Kiefergelenkes aufklären. Es wurde dabei festgestellt, daß der
Diskus im Kiefergelenk für eine korrekte Gelenkfunktion von
entscheidender Bedeutung ist, wobei insbesondere seine Größe
und seine Querschnittsform von Wichtigkeit ist. Nur wenn die
Größe und die Querschnittsform des Diskus korrekt nachgebildet
wird, kann eine ordnungsgemäße Gelenkfunktion wiederhergestellt
werden. Hierbei ist von besonderer Bedeutung, daß der Diskus
flächig auf den entsprechenden Gelenkflächen aufliegt, wobei
die einander gegenüberliegenden Gelenkflächen unterschiedliche
Krümmungen aufweisen. Die große Auflagefläche führt zu einer
günstigen Druckverteilung, was den etwaigen Verschleiß mindert.
Die unterschiedlich gekrümmten Gelenkflächen ermöglichen
besondere Bewegungen. Tatsächlich ist das Kiefergelenk
einzigartig, da es zusammen mit dem Diskus ein Doppelgelenk
bildet, so daß besondere Bewegungsmöglichkeiten, wie sie
insbesondere beim Kauen und Sprechen erforderlich sind, gegeben
sind.
Der Kondylus kann einmal eine Rotationsbewegung und
andererseits lineare Bewegungen ausführen. Für jede Bewegung
sind durch den Diskus eigene Gelenkflächen vorgesehen. Die, auf
dem Kondylus aufliegende Fläche des Diskus erlaubt dabei die
Rotationsbewegung, und die den Kondylus abgekehrte Fläche des
Diskus ermöglicht eine ebenfalls rotatorische Gleitbewegung des
Kondylus längs des Os temporale. Durch diese Aufteilung der
Funktion können durch das Gelenk außerordentlich hohe
Belastungen abgefangen werden, da für jede Bewegung eine eigene
Lagerfläche zur Verfügung steht. Ein, dem Diskus ersetzender
Kunststoffkörper muß die gleichen Funktionen erfüllen und ist
daher in seiner Oberflächengestaltung entsprechend auszubilden.
In Vereinfachung der Natur wird hierbei das Doppelkammergelenk
zu einem Einkammergelenk bei gleicher Funktionstüchtigkeit.
Der Kunststofformkörper ist dabei vorzugsweise etwas größer
ausgebildet als der natürliche Diskus und weist an seinem Rand
leicht verstärkte Verdickungen auf, so daß er bei
Protrusionsbewegungen des Unterkiefers auf dem Kondylus sitzen
bleibt und von diesem bei der Bewegung mitgeführt wird. Der
Kunststofformkörper ist anatomisch geformt und am Rand mit
wulstigen Verdickungen versehen. Der natürliche Diskus ist im
Gelenk von Muskeln und Bändern gehalten. Eine Verbindung des
Kunststofformkörpers mit diesen Bändern und Muskeln ist jedoch
nicht möglich. Durch die besondere Ausgestaltung des Kunststofformkörpers
kann dieser Mangel jedoch ausgeglichen werden.
Für die Verdickungen und Vergrößerungen des Kunststofformkörpers
steht im Gelenkspalt genügend Platz zur Verfügung.
Der Kunststofformkörper besteht vorzugsweise aus Silikon-
Kautschuk, welcher körperverträglich ist. Zugleich läßt sich
mit einem solchen Material die Elastizität der natürlichen
Knorpelscheibe nachbilden. Selbstverständlich lassen sich auch
andere Stoffe mit gleicher mechanischer Beschaffenheit
verwenden.
Eine Ausführungsform der Erfindung wird im folgenden anhand der
beiliegenden Zeichnungen im einzelnen erläutert. Dabei zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung des Kiefergelenkes mit dem
darin enthaltenen Diskus;
Fig. 2 eine Ansicht von oben auf einen, den Diskus ersetzenden
Formkörper;
Fig. 3 eine Ansicht von unten auf den Formkörper gemäß Fig. 2;
Fig. 4 einen Schnitt durch den Formkörper gemäß der Linie IV-IV
nach Fig. 2 und
Fig. 5 einen Schnitt durch den Formkörper gemäß Linie V-V nach
Fig. 2.
In Fig. 1 ist schematisch ein Kiefergelenk von der Seite her
dargestellt. Der Kondylus 1 ist dabei unterhalb des Os
temporale 2 angeordnet. Beide Knochen sind mit Gelenkflächen 3
bzw. 4 versehen. Sie sind voneinander durch einen Kunststofformkörper 5
getrennt, dessen Oberflächen in ihrer Krümmung
den Gelenkflächen angepaßt sind. Der Kondylus 1 ist in der
Lage, eine Rotationsbewegung als auch eine lineare Bewegung
auszuführen. Die Rotationsbewegung erfolgt dabei um die Achse RK.
Die entsprechende Gelenkfläche 3 ist kreisförmig gerundet
und liegt in einer Vertiefung des Formkörpers 5. Die lineare
Bewegung des Kondulus 1 erfolgt längs des Os temporale 2, etwa
in Richtung des Pfeiles P. Der Formkörper 5 gleitet dabei auf
der Gelenkfläche 4. Für jede Bewegung ist eine gesonderte
Gelenkfläche vorgesehen, so daß die auftretenden Belastungen
auf zwei Gelenkflächen verteilt werden. Der Kunststoffformkörper 5
liegt dabei vollflächig auf den angrenzenden Gelenkflächen
auf, so daß Druckbelastungen über die gesamte Fläche verteilt
aufgefangen werden. Punktförmige Kontakte zwischen dem Kondulus 1
und dem Os temporale 2 treten nicht auf. Der Kunststofformkörper 5
übernimmt daher im vollen Umfang die Funktion des im
Kiefergelenk vorhandenen Diskus.
Der natürliche Diskus wird im Gelenkspalt, d. h. im Zwischenraum
zwischen dem Kondylus 1 und dem Os temporale 2 durch elastische
Bänder und Muskeln gehalten. Der Anschluß eines Kunststofformkörpers
an solche Bänder und Muskeln ist nicht möglich und
nicht erforderlich. Damit er jedoch seine Funktion korrekt
erfüllen kann, muß auch seine jeweilige Position in
Abhängigkeit von der gerade durchzuführenden Bewegung, der
Stellung des natürlichen Diskus, welcher durch Bänder und
Muskeln gesteuert ist, entsprechen. Der Kunststofformkörper ist
dazu gegenüber dem natürlichen Diskus leicht vergrößert
ausgebildet. Insbesondere sind die Kanten 6 und 7 mit minimalen
Verstärkungen der natürlichen Verdickungen versehen, welche
sicherstellen, daß der Kondylus 1 bei seinen Bewegungen den
Formkörper 5 nicht verläßt. Bei Verschiebungen des Kondylus,
d. h. bei protrusiven Bewegungen des Unterkiefers wird der
kappenartig, auf dem Kondylus aufliegende Formkörper
mitgeführt. Diese Bewegung des Formkörpers 5 entspricht dabei
der natürlichen Bewegung des Diskus. Eine Verbindung mit
Bändern und Muskeln ist aus diesem Grunde nicht mehr
erforderlich. Eine solche Verbindung ist auch u. U. gar nicht
möglich, wenn diese nämlich zu stark geschädigt sind. Der
Formkörper 5 ist vollständig von der Gelenkflüssigkeit umspült,
wodurch eine natürliche optimale Schmierung des Gelenkes und
des Diskusersatzes erreicht ist.
Der Kunststofformkörper 5 ist vorzugsweise aus einem Silikon-
Kautschuk hergestellt. Die jeweilige Form richtet sich dabei
nach dem jeweiligen Kiefergelenk. Zweckmäßig ist es eine Anzahl
vorgefertigter Formteile verschiedener Größe vorrätig zu haben,
so daß das jeweils Passende aus diesem Vorrat ausgesucht werden
kann.
Claims (7)
1. Prothese für Gelenke des menschlichen Körpers, bei denen im
Gelenkspalt Knorpelscheiben (Diskus) sitzen, dadurch
gekennzeichnet, daß sie aus einem Kunststofformkörper gebildet
ist, welcher die Knorpelscheiben ersetzt.
2. Prothese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kunststofformkörper der natürlichen Form der Knorpelscheiben
derart nachgebildet sind, daß bei ihrem Einsatz im Gelenkspalt
die natürliche Gelenkkinematik wiederhergestellt ist.
3. Prothese nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß
der Kunststofformkörper aus einem Material gebildet ist, dessen
Elastizität der der Knorpelscheibe entspricht.
4. Prothese nach Anspruch 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß der
Kunststofformkörper aus einem Silikon- Kautschuk gebildet ist.
5. Prothese nach Anspruch 1-4, dadurch gekennzeichnet, daß
der Kunststofformkörper größer ausgebildet ist als die
natürlichen Knorpelscheiben und Verdickungen aufweist, die ihn
in seiner natürlichen Position halten und keine weitere
Befestigung im Gelenkspalt erforderlich ist.
6. Prothese nach Anspruch 1-5, dadurch gekennzeichnet, daß
der Kunststofformkörper den Diskus im Kiefergelenk ersetzt.
7. Prothese nach Anspruch 1-6, dadurch gekennzeichnet, daß
der Kunststofformkörper kappenartig auf dem Kondylus sitzt und
bei prothrusiven Bewegungen durch die Verdickungen am Rand
mitgeführt wird.
Priority Applications (2)
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19863605776 DE3605776A1 (de) | 1986-02-22 | 1986-02-22 | Prothese fuer gelenke des menschlichen koerpers, bei denen im gelenkspalt knorpelscheiben (diskus) sitzen |
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DE3605776C2 DE3605776C2 (de) | 1988-10-06 |
Family
ID=6294736
Family Applications (1)
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