DE3535050C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft das in den Ansprüchen 1 bis 3 angegebene Verfahren zur kontinuierlichen
Herstellung von Äthanol aus zuckerhaltigen Substraten
durch Vergären der Zucker mittels eines flockulierenden
Stammes von Zymomonas mobilis unter anearoben Bedingungen
und bei einem pH-Wert von 4,5 bis 7.
Ein Verfahren dieser Art ist aus der US-A-44 13 058
bekannt. Dabei gelangt ein schräggestellter Rohrreaktor
zum Einsatz, an dessen unterem Ende das zuckerhaltige
Substrat zugeführt und im Bereich von dessen oberem Ende
das vergorene, äthanolhaltige Substrat abgezogen wird. Die
Durchströmungsgeschwindigkeit wird so eingestellt, daß die
Umwandlung von Zucker zu Äthanol gewährleistet ist, die
eingesetzte Kultur eines flockulierenden Stammes von Zymomonas
mobilis
jedoch keinesfalls aus dem Reaktor ausgetragen wird. Der
Rohrreaktor ist nahezu über seine ganze Länge mit einer
Reihe von CO₂-Ableitungsöffnungen versehen, von denen
jeweils Leitungen wegführen. Die freien Enden dieser Leitungen
münden etwa in Höhe des oberen Endes des Rohrreaktors
oder geringfügig darüber in die umgebende Luft. Die
Mündungen der Leitungen sind beispielsweise mit Wattebäuschchen
verschlossen.
Da die Mikroorganismenkultur nicht ausgetragen werden
darf, muß die Substrat-Durchsatzrate bei dem bekannten
Verfahren sehr sorgfältig überwacht werden.
Die Konstruktion des eingesetzten Rohrreaktors ist derart
aufwendig, daß eine Übertragung auf technischen Maßstab
gar nicht oder nur sehr schwer möglich ist. Darüber hinaus
müßten bestehende Anlagen mit üblichen Fermentoren vollständig
ersetzt werden, wodurch besonders hohe Investitionskosten
entstehen.
Auch nach der DE-A-31 48 329 wird ein flockulierender
Stamm von Zymomonas mobilis zur
Herstellung von Äthanol aus einem Kohlenhydratsubstrat
verwendet. Das beschriebene Verfahren ist jedoch nur halbkontinuierlich.
Zunächst wird dabei ein beimpftes Fermentationsmedium
in einem Fermentor geschüttelt. Nach Beendigung
der Kohlendioxidentwicklung werden die Bakterienzellkolonien
absetzen gelassen, der äthanolhaltige Überstand
wird abgezogen und durch frisches Fermentationsmedium
ersetzt.
Ein zweistufiges Fermentierverfahren zur Herstellung von
Äthanol unter Verwendung von Zymomonas mobilis-Stämmen
ist weiter in der EB-B-00 47 641
beschrieben, wobei in der ersten Stufe eine
Bakterienzellsuspension erzeugt und in der zweiten Stufe
durch Zugabe fermentierbaren Zuckers zu dieser Suspension
Äthanol hergestellt wird. In der zweiten Stufe soll nur
geringfügige Bakterienzellenvermehrung stattfinden. Flockulierende
Zymomonas mobilis-Stämme werden nicht in Betracht
gezogen, weswegen eine Abtrennung der eingesetzten
Bakterienkulturen vom Fermentationsmedium durch Sedimentation
in der industriellen Praxis nicht möglich ist, sondern
energie- und zeitraubende Zentrifugations- oder Filtrationsmethoden
zu diesem Zweck eingesetzt werden müssen.
Aus "Die Branntweinwirtschaft", 1. Septemberheft 1982,
Seite 277, linke Spalte, ist es bekannt, bei der Herstellung
von Äthanol einen bestimmten Stamm der Art Zymomonas mobilis
einzusetzen und nach der beendeten Fermentation die mit der
Flüssigkeit austretende Bakterienkultur in einem Absetzbehälter
abzutrennen und dem Fermenter erneut zuzuführen.
Ein gemeinsamer gravierender Nachteil aller angeführten,
bekannten Verfahren besteht in der absoluten Notwendigkeit,
sterilisierte Substrate einzusetzen. Der mit einer
sterilen Gärführung verbundene Aufwand setzt die Wirtschaftlichkeit
eines solchen Verfahrens sehr stark herab,
eine Tatsache, welche auch in dem Artikel "Ethanol production
by Zymomonas and Saccharomyces, Advantages and Dis
advantages" in Eur. Journ. of Applied Microbiology and
Biotechnology 18, 1983 Seiten 387-391 klar zum Ausdruck
kommt.
Würde man nämlich nach den bekannten Verfahren ohne Steri
lisierung arbeiten, bestünde die große Gefahr einer Infek
tion, insbesondere durch Milchsäurebakterien oder durch
die - ähnlich wie Zymomonas mobilis - noch dazu bis zu
Konzentrationen von etwa 15 Vol.% äthanoltoleranten Hefen.
Zymomonas mobilis weist die zwei- bis dreifache spezifi
sche Äthanol-Produktionsrate von Hefe bei gleichzeitig
höheren Ausbeuten auf und benötigt überdies keinen Sauer
stoff für sein Wachstum, wohingegen Hefe zur ausreichenden
Erzeugung von Biomasse wenigstens geringfügig belüftet
werden muß.
Um diese attraktiven Vorteile von Zymomonas mobilis auch
für die industrielle Erzeugung von Äthanol nutzen zu kön
nen, stellt sich die Erfindung die Aufgabe, die aufgezeig
ten Nachteile und Schwierigkeiten der bekannten Verfahren
zu überwinden und ein betriebssicheres Verfahren zu schaf
fen, welches ohne Sterilisation der Substrate auskommt und
für dessen Durchführung auch bestehende Gäranlagen nach
lediglich geringfügiger Adaption bestens geeignet sind.
Die gestellte Aufgabe wird bei einem Verfahren der ein
gangs definierten Art erfindungsgemäß gemäß Anspruch 1 durch die Kombina
tion der folgenden Maßnahmen gelöst:
- - daß das Substrat ohne vorherige Sterilisation gemeinsam mit den Zymomonas mobilis-Zellen durch wenigstens drei Gärungsstufen geführt wird,
- - daß in jeder Gärungsstufe eine Konzentration von zumindest 4 Vol.% Ethanol aufrecht erhalten wird,
- - daß die Verweilzeit des aus dem Substrat und den Zymomonas mobilis-Zellen bestehenden Gärmediums im Gesamtsystem auf höchstens 3 1/3 h, vorzugsweise auf 0,8 bis 2,5 h, eingestellt wird oder daß die Verdünnungsrate des Gärmediums im Gesamtsystem auf mindestens 0,3 h-1, vorzugsweise auf 0,4 bis 1,25 h-1, eingestellt wird, und
- - daß nach der letzten Gärungsstufe in an sich bekannter Weise die Zymomonas mobilis-Zellen durch Sedimentation abgeschieden und in die erste Gärungsstufe rückgeführt werden und das von den Zymomonas mobilis-Zellen abgetrennte ethanolhaltige Substrat abgezogen wird.
Für die einzelnen Gärungsstufen sind hintereinander ge
schaltete Fermentoren, vorzugsweise drei bis sechs Fermen
toren, vorgesehen. Auf diese Weise können die Alkohol-
bzw. Substratkonzentrationen für die einzelnen Stufen
individuell eingestellt werden. Auch die Temperatur in
jeder Stufe ist gesondert regelbar. Das zuckerhaltige
Substrat durchfließt kontinuierlich alle Gärungsstufen,
wobei die Zucker nach und nach vergoren werden. Zusätzli
ches Substrat und ein Agens zur Regelung des pH-Wertes,
beispielsweise Lauge, können notwendigenfalls in jeden
Fermentor bzw. jede Gärungsstufe gesondert zudosiert wer
den, so daß durch genaue Abstimmung des Verhältnisses von
Mikroorganismenpopulation zur Alkohol- und Zuckerkonzen
tration in jeder Stufe maximale Produktivität erreicht
wird. In allen Fermentoren kann zu diesem Zweck ein be
stimmter Substratüberschuß eingehalten werden. Gerade dies
ist bei einstufiger Gärführung nicht möglich, weil man
dabei - um Verluste zu vermeiden - die im Substrat enthal
tenen Zucker möglichst weitgehend vergären muß.
Die Substrate werden zweckmäßig mit hohem Zuckergehalt
zugeführt, was den Vorteil bietet, daß diese über längere
Zeiträume lagerfähig sind, ohne einen mikrobiellen Befall
befürchten zu müssen. Wässeriges Verdünnungsmedium wird
nur in der ersten Gärungsstufe zugesetzt. Eine resultie
rende Zuckerkonzentration des Substrates von etwa 15% hat
sich als besonders günstig erwiesen.
Zymomonas mobilis kann Zucker wie Glucose, Fructose und
Saccharose vergären, welche beispielsweise in Melasse,
Stärke- und Zellulosehydrolysaten enthalten sind.
Im Substrat sind weiters Nährsalze, wie Ammoniumsulfat,
sowie Vitamine in bekannter Art und Menge enthalten. Als
weiterer positiver Nebeneffekt des erfindungsgemäßen Ver
fahrens hat sich herausgestellt, daß sich der übliche
Zusatz von sehr teurem Hefeextrakt dabei weitestgehend
erübrigt und stattdessen Maisquellwasser eingesetzt werden
kann.
Zymomonas mobilis findet bei pH-Werten zwischen 4,5 und 7
die besten Wachstumsbedingungen vor (vgl. "Ethanol produc
tion by Zymomonas mobilis" in Advances in Biochemical
Engineering, Vol. 23, Seite 37).
Unter einem pH-Wert von 4 tritt bereits deutliche Wachs
tumshemmung ein und bei einem pH-Wert von etwa 3 stellt
das Bakterium die Vermehrung ganz ein. Der günstigste pH-
Wert-Bereich für eine Gärung mit Zymomonas mobilis liegt
daher zwischen 4,5 und 6,0; ein pH-Wert von etwa 5,0 ist
optimal. In einem solchen leicht sauren Milieu finden
praktisch nur Milchsäurebakterien und Hefen günstige Le
bensbedingungen vor. Eine Infektion durch andere Mikroor
ganismen ist - wenn pH-Werte von 7 oder knapp darunter
vermieden werden - sehr wenig wahrscheinlich. Milchsäure
bakterien werden aber, obwohl heterofermentative Arten
selbst Äthanol als Stoffwechselprodukt ausscheiden, schon
ab einer Äthanolkonzentration von etwa 4 Vol.% deutlich
geschädigt.
Hefen vermehren sich am besten bei pH-Werten von 4 bis 6,
hinsichtlich ihrer Äthanoltoleranz und Temperaturempfind
lichkeit verhalten sie sich nahezu gleich wie Zymomonas
mobilis.
Zymomonas ist jedoch streng anaerob und wird durch Sauer
stoff geschädigt. Hefe kann zwar auch völlig ohne Sauer
stoff wachsen und gären, verträgt aber andererseits Sauer
stoff und wird durch ihn zu vermehrter Zellbildung ange
regt. Ganz deutlich ist dies aus den spezifischen Wachs
tumsraten von aerob bzw. anaerob gezüchteten Hefen erkenn
bar. Hat eine ohne Sauerstoff gezüchtete Hefe vom Typ
Saccharomyces eine spezifische Wachstumsrate von etwa
0,15 h-1, so hat dieselbe Hefe unter Belüftung eine
Wachstumsrate von 0,25 h-1, wächst also fast doppelt so
schnell. Zymomonas mobilis wächst anaerob etwa so schnell
wie eine belüftete Hefe, bei längerem Sauerstoffzutritt
stirbt das Bakterium sogar ab.
Um die unter strikt anaeroben Bedingungen geringere Wachs
tumsrate von Hefen gegenüber Zymomonas mobilis zur Infek
tionsvermeidung auszunützen, ist als ein weiteres erfin
dungsgemäßes Kombinationsmerkmal die Einstellung einer
geringen Verweilzeit bzw. einer hohen Verdünnungsrate des
Gärmediums im Gesamtsystem der Gärungsstufen bzw. Fermen
toren vorgesehen. Infolge der hohen Durchflußraten wird
ein Aufkommen von Hefen gleichsam durch Ausspülen der
infizierenden Zellen verhindert. Beispielsweise ist die
Durchflußrate bei einer Verweilzeit von 2 h im Gesamtsy
stem für das Aufkommen von Hefe schon mehr als dreimal zu
hoch. Darüber hinaus wird durch diese Maßnahme eine beson
ders hohe Äthanol-Produktion erzielt.
Ein Teil der Zymomonas mobilis-Flocken verbleibt - auch
wenn das Gesamtsystem den Gleichgewichtszustand mit
gleichbleibender kontinuierlicher Durchströmung erreicht
hat - in den einzelnen Gärungsstufen. Ein geringerer, von
der eingehaltenen Verweilzeit abhängender Teil der Flocken
wird aus den Stufen ausgetragen und in die jeweils nächste
Stufe übergeführt. Nach der letzten Gärungsstufe werden
die vom Substrat mitgeführten Flocken abgeschieden, wobei
die Abtrennung vom Substrat auf einfachste Weise durch
Sedimentation erfolgt. Bei dieser durch Verwendung flocku
lierender Zymomonas mobilis-Stämme ermöglichten Separation
wird ein Großteil eventuell im Gärmedium enthaltener
Fremd-Mikroorganismen mit dem überstehenden äthanolhalti
gen Substrat aus dem System entfernt, wohingegen bei einer
Abtrennung mittels Zentrifugieren oder Filtrieren sämtli
che Fremdorganismen gemeinsam mit Zymomonas mobilis rück
geführt würden.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsge
mäßen Verfahrens wird wenigstens ein Teil des in den
einzelnen Gärungsstufen gebildeten CO2 in jeder Stufe im
Kreislauf geführt.
Dabei wird das CO2 vom Gasraum der Fermentoren abgezogen
und vorzugsweise fein verteilt von unten her wieder in die
Fermentoren eingeleitet, in denen das Gas durch das Gärme
dium strömt und dort für eine gleichmäßige Verteilung der
Zymomonas mobilis-Flocken sorgt. Außerdem werden auf diese
Weise eventuelle Ablagerungen im Bodenbereich der Fermen
toren verhindert.
Um eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Flocken im
gesamten Fermentationsraum zu gewährleisten, hat es sich
auch als günstig erwiesen, das Gärmedium jeweils vom Boden
der einzelnen Fermentoren abzuziehen und dem Kopf des
nächsten Fermentors zuzuführen.
Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung des erfindungsge
mäßen Verfahrens besteht darin, daß zumindest ein Teil der
nach Gewinnung des Äthanols aus dem abgezogenen äthanol
haltigen Substrat verbleibenden Schlempe in die erste
Gärungsstufe rückgeführt wird.
Die Gewinnung des Äthanols erfolgt beispielsweise durch
Rektifikation des abgezogenen vergorenen Substrates, des
sen Äthanolgehalt in den meisten Fällen etwa 9 bis
10 Vol.% beträgt. Die verbleibende, infolge der bei der
Rektifikation erfolgten Erhitzung nahezu sterile Schlempe
enthält noch Nährstoffreste, welche bei Rückführung der
Schlempe von den Mikroorganismen verwertet werden können.
Außerdem wird auf diese Weise der Frischwasserbedarf ge
senkt. Die Rückführung ist allerdings dadurch begrenzt,
daß der Gehalt des Substrates an in der Schlempe mitge
führten unverwertbaren Stoffen nicht zu hoch ansteigen
darf.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand der folgenden
Beispiele und der Zeichnung noch näher erläutert.
Der Gärprozeß wurde dreistufig in einer durch die Zeich
nung schematisch veranschaulichten Anlage durchgeführt.
Drei hintereinander geschaltete, geschlossene, im wesent
lichen zylindrische Fermentoren sind in der Zeichnung mit
1a, 1b und 1c bezeichnet. Knapp über dem Boden der Fermen
toren ist jeweils ein Gasverteilungsorgan, beispielsweise
eine Glasfritte 2a, 2b und 2c eingebaut. An den dritten
Fermentor 1c schließt sich ein Absetzbehälter 3 von glei
cher Bauart wie die Fermentoren, jedoch mit nach unten
kegelförmig zulaufendem Bodenteil, an.
Über die Leitung 4 kann den Fermentoren 1a, 1b und 1c
konzentriertes zuckerhaltiges Substrat zugeführt werden,
wobei in den Zweigleitungen jeweils Absperrorgane 5a, 5b
und 5c vorgesehen sind. Weiters ist eine Laugenleitung 6
vorgesehen, von der gleichfalls Zweigleitungen zu den
Fermentoren 1a, 1b und 1c führen.
In jeder dieser Zweigleitungen befindet sich ein Zufluß
regler 7a, 7b und 7c. Als Zuflußregler eignen sich bei
spielsweise Magnetventile, welche von nicht dargestellten
pH-Meßsonden in den Fermentoren gesteuert sein können. Der
erste der hintereinander geschalteten Fermentoren 1a weist
zusätzlich noch eine Zuleitung 8 für Frischwasser oder
rückgeführte Schlempe auf. Vom Gasraum jedes der Fermento
ren 1a, 1b und 1c führt eine Gasleitung über Verdichter
9a, 9b und 9c zu dem Gasverteilungsorgan 2a, 2b bzw. 2c im
Bodenteil des jeweiligen Fermentors.
Zur Abführung überschüssiger Gasmengen ist im Kopfteil
jedes Fermentors 1a bis 1c und des Absetzbehälters 3 auch
eine mit Absperrorganen 10a, 10b, 10c und 10d ausgestat
tete Gasableitung installiert. Die sich im konisch ausge
bildeten Bodenteil des Absetzbehälters 3 ansammelnde Bio
masse wird mittels einer Pumpe 11 über die Dickstofflei
tung 12 wieder zum Kopfteil des ersten Fermentors 1a
rückgeführt. Das Gärmedium wird jeweils vom Bodenteil der
Fermentoren 1a und 1b abgeführt, durch die Leitungen 13
und 13′ dem Kopfteil des nächsten Fermentors 1b bzw. 1c
und vom Bodenteil des Fermentors 1c durch die Leitung 13′′
dem Kopfteil des Absetzbehälters 3 zugeführt. Aus dem
Absetzbehälter 3 wird das äthanolhaltige Substrat durch
die Überlaufleitung 14 abgezogen. Alle Fermentoren und der
Absetzbehälter können zwecks Thermostatisierung mit einem
nicht dargestellten Doppelmantel, durch welchen ein Wärme
übertragungsmedium strömt, ausgerüstet sein.
Die Fermentoren und der Absetzbehälter der verwendeten
Anlage wiesen einen Innendurchmesser von etwa 12 cm und
eine Höhe von ca. 55 cm auf, ihr Füllvolumen betrug je
weils 5 l. Als Gasverteilungsorgan war knapp über dem
Boden der Fermentoren eine Glasfritte eingebaut, sämtliche
Fermentoren sowie der Absetzbehälter waren mit einem Dop
pelmantel versehen.
Zu Beginn des Fermentationsprozesses wurde in allen Fer
mentoren und im Absetzbehälter ein nährstoff- und vitamin
haltiges Substrat mit 15% Zucker vorgelegt, wobei mit
gleichem Erfolg Glucose, invertierte Saccharose oder ein
Stärkehydrolysat zur Bereitung des Substrates eingesetzt
wurden. Die in den Behältern enthaltene Luft wurde durch
Spülung mit CO2 oder Stickstoff verdrängt und das Ge
samtsystem wurde mit etwa 70 g Zymomonas mobilis-Flocken
beimpft. Diese Bakterienkultur war in einer Vorfermen
tation gezüchtet worden, da es erfahrungsgemäß einige Tage
dauert, bis nach einer Beimpfung des Substrates mit einem
flockulierenden Stamm von Zymomonas mobilis die Flocken
auch tatsächlich gebildet werden.
Nach der Beimpfung wurde das System sechs Stunden lang
ohne Zulauf belassen, bis intensive Gasentwicklung ein
setzte und die Äthanolkonzentration in jedem Fermentor
etwa 4 Vol.% erreicht hatte. Das in den Gärungsstufen
gebildete CO2 wurde über die Verdichter 9a, 9b und 9c in
jeder Stufe bzw. in jedem Fermentor im Kreislauf geführt.
Sodann wurde mit dem Zulauf von konzentriertem Substrat
und Verdünnungsflüssigkeit begonnen. Die Anfangseinstel
lungen waren 150 ml Substrat mit 60% Zucker/h und 750 ml
Frischwasser/h in den ersten Fermentor 1a sowie 100 ml
Substrat mit 60% Zucker/h in den zweiten Fermentor 1b, so
daß als Resultat eine Zuckerkonzentration von 15% bei
einem Gesamtdurchfluß von 1 l/h eingestellt wurde. Obwohl
das Substrat ursprünglich auf den pH-Wert von 5,0 einge
stellt war, mußte zur Aufrechterhaltung dieses pH-Wertes
laufend Lauge zugesetzt werden, weil als Folge der Auf
nahme von NH4⊕ aus dem im Substrat enthaltenen Ammonium
sulfat durch den Organimus eine Säuerung des Gärmediums
stattfand.
Durch intensive Rückführung der sich im Bodenteil des
Absetzbehälters 3 ansammelnden Bakterienflocken wurde die
Biomassekonzentration laufend erhöht, so daß sie schließ
lich im Gleichgewicht zwischen 20 und 25 g Trockensub
stanz/l lag. Bedingt durch die hohe spezifische Produkti
vität von Zymomonas mobilis konnte daraufhin die Gesamtzu
laufmenge von 1 l/h auf 6 l/h erhöht werden, ohne daß im
Gärmedium unvergorener Zucker nach dem dritten Fermentor
1c festgestellt wurde. Im vergorenen Substrat aus der
Überlaufleitung 14 wurden 9,0 bis 9,2 Vol.% Äthanol gemes
sen, was einer Ausbeute von 93 bis 95% d.Th. entspricht.
Bei einem Zulauf von 6 l/h und einem effektiven Gärvolumen
von 15 l (3×5 l; Verweilzeit im Gesamtsystem dementspre
chend 2,5 h) ergibt sich daher eine volumetrische Produk
tivität von ca. 36 l Äthanol/m3/h.
Sogar noch höhere Produktivitäten sind mit der beschriebe
nen Anlage erreichbar. Berücksichtigt man jedoch indu
strielle Größenordnungen, so stellt die Abführung der
entwickelten Fermentationswärme aus den entsprechend
größeren Behältern bei noch höherem Durchsatz bereits ein
schwer lösbares Problem dar.
Die Gärung wurde in der beschriebenen Versuchsanlage drei
Wochen lang kontinuierlich geführt. Es traten keine Infek
tionsprobleme auf, obwohl weder das Substratkonzentrat
noch die Verdünnungsflüssigkeit sterilisiert worden waren.
Das System wurde, wie unter dem voranstehenden Beispiel
beschrieben, hochgefahren und sodann bei einem Gesamtzu
lauf von 6 l/h die pH-Regelung ausgeschaltet. Durch die
erwähnte Säuerung infolge NH4⊕-Aufnahme von Zymomonas
mobilis sank der pH-Wert des Gärmediums allmählich ab und
erreichte schließlich einen Wert von 2,8. Als erste Reak
tion des Systems trat unvergorener Zucker im Überlauf 14
auf, so daß die Durchflußrate zurückgenommen werden mußte.
Nach ca. 30 h konnten die ersten Hefezellen im Mikroskop
festgestellt werden, welche sich laufend vermehrten und
schließlich auch in den Bakterienflocken zu finden waren.
Nachdem die Durchflußrate auf nur mehr 0,6 l/h vermindert
werden mußte, wurde die Fermentation abgebrochen.
Das System wurde wieder wie beschrieben auf optimale Lei
stung hochgefahren und anschließend anstelle des gebilde
ten CO2 Luft über die Fritten 2a, 2b und 2c eingeblasen.
Als erste Auswirkung wurde festgestellt, daß die Ausbeute
an Äthanol deutlich unter 90% sank, wahrscheinlich wegen
vermehrter Bildung von Nebenprodukten, wie Essigsäure oder
Acetaldehyd. In weiterer Folge mußte auch die Durchfluß
rate zurückgenommen werden, was schließlich wieder zur
Folge hatte, daß - überdies begünstigt durch die Sauer
stoffzufuhr - Hefezellen im Gärmedium aufkamen.
Anders als gemäß dem Vergleichsbeispiel 1 konnte der opti
male Betriebszustand des Systems wieder hergestellt wer
den, indem die Luftzufuhr abgestellt und wieder mit CO2
begast wurde. Dies war deshalb möglich, weil im Gegensatz
zur Verfahrensführung nach Vergleichsbeispiel 1 das Bakte
rium Zymomonas mobilis nicht dauerhaft geschädigt wurde,
sondern nur ungünstigeren Bedingungen ausgesetzt war. Nach
Abstellen der Luftzufuhr verbesserte sich zunächst wieder
die Ausbeute, die Durchflußrate konnte erhöht werden und
nach ca. 40 h war alle Hefe wieder aus dem System ausge
spült.
Claims (3)
1. Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von
Ethanol aus zuckerhaltigen Substraten durch Vergären der
Zucker mittels eines flockulierenden Stammes von Zymomonas
mobilis unter anaeroben Bedingungen und bei einem pH-Wert
von 4,5 bis 7, gekennzeichnet durch die Kombination der
folgenden Maßnahmen:
- - daß das Substrat ohne vorherige Sterilisation gemeinsam mit den Zymomonas mobilis-Zellen durch wenigstens drei Gärungsstufen geführt wird,
- - daß in jeder Gärungsstufe eine Konzentration von zumindest 4 Vol.-% Ethanol aufrecht erhalten wird,
- - daß die Verweilzeit des aus dem Substrat und den Zymomonas mobilis-Zellen bestehenden Gärmediums im Gesamtsystem auf höchstens 3 1/3 h, vorzugsweise auf 0,8 bis 2,5 h, eingestellt wird oder daß die Verdünnungsrate des Gärmediums im Gesamtsystem auf mindestens 0,3 h-1, vorzugsweise auf 0,4 bis 1,25 h-1, eingestellt wird, und
- - daß nach der letzten Gärungsstufe in an sich bekannter Weise die Zymomonas mobilis-Zellen durch Sedimentation abgeschieden und in die erste Gärungsstufe rückgeführt werden und das von den Zymomonas mobilis-Zellen abgetrennte ethanolhaltige Substrat abgezogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
wenigstens ein Teil des in den einzelnen Gärungsstufen
gebildeten CO2 in jeder Stufe im Kreislauf geführt
wird.
3. Verfahren nach wenigstens einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß zumindest ein Teil der nach
Gewinnung des Äthanols aus dem abgezogenen äthanolhal
tigen Substrat verbleibenden Schlempe in die erste
Gärungsstufe rückgeführt wird.
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