DE3527387A1 - Verfahren zum elektromagnetischen ruehren metallischer schmelzen - Google Patents
Verfahren zum elektromagnetischen ruehren metallischer schmelzenInfo
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- B—PERFORMING OPERATIONS; TRANSPORTING
- B22—CASTING; POWDER METALLURGY
- B22D—CASTING OF METALS; CASTING OF OTHER SUBSTANCES BY THE SAME PROCESSES OR DEVICES
- B22D11/00—Continuous casting of metals, i.e. casting in indefinite lengths
- B22D11/10—Supplying or treating molten metal
- B22D11/11—Treating the molten metal
- B22D11/114—Treating the molten metal by using agitating or vibrating means
- B22D11/115—Treating the molten metal by using agitating or vibrating means by using magnetic fields
Description
Die Erfindung betrifft ein Rührverfahren für elektrisch leitende
Flüssigkeiten, insbesondere metallische Schmelzen. Das Verfahren
gemäß der Erfindung kann insbesondere angewendet werden zum
elektromagnetischen Rühren des flüssigen Kerns von Stahl
strängen, die nach dem Stranggußverfahren produziert werden.
Stand der Technik ist das elektromagnetische Rühren beim Strang
gießen von Stahl mittels magnetischer Drehfelder bzw. mittels
magnetischer Wanderfelder bzw. einer Kombination beider Feld
typen.
Das elektromagnetische Rühren metallischer Schmelzen beruht all
gemein auf folgenden physikalischen Prinzipien:
Zeitlich veränderliche magnetische Felder durchdringen die
Schmelze und induzieren in ihr elektrische Ströme. Aus dem Zu
sammenwirken dieser Ströme mit dem Magnetfeld resultiert eine
Kraftdichte (Lorentz-Kraft). Hierdurch wird die Schmelze in Be
wegung gesetzt. Diese Strömung führt sowohl zu erwünschten wie
unerwünschten Auswirkungen auf die Erstarrungsstruktur des ge
gossenen Produktes. Insbesondere findet man bei gerührten Stahl
strängen eine Vergrößerung der Zone mit globulitischer Kristall
struktur, eine reduzierte Kernseigerung, sowie eine verminderte
Neigung zur Bildung von Lunkern. Folgende Mechanismen wurden in
diesem Zusammenhang als Ursachen diskutiert:
- a) Die Strömung führt zu einer gleichmäßigen Verteilung von Kristallisationskeimen.
- b) Durch die Strömung werden an der Erstarrungsfront Dentriten arme abgebrochen oder abgeschmolzen. Diese gelangen in die Restschmelze und wirken als Kristallisationskeime.
- c) Die Strömung führt durch eine gleichmäßigere Temperaturver teilung zu einem beschleunigten Abbau der Überhitzung (der Differenz zwischen der Schmelzentemperatur und der Liquidus temperatur) im oberen Bereich des Stranges und damit zu einem früheren Einsetzen globulitischer Erstarrung.
Da die Struktur von gerührten Strängen weitgehend mit derjenigen
übereinstimmt, die bei mit niedriger Überhitzung gegossenen
Strängen gefundenen wird, scheint vor allem Punkt "c)" von Be
deutung zu sein.
Besonders nachteilig beim elektromagnetischen Rühren ist die
Ausbildung sogenannter weißer Streifen. Hierbei handelt es sich
um Zonen mit reduziertem Gehalt an Legierungselementen insbeson
dere auch Kohlenstoff, die folgendermaßen entstehen:
Beim Erstarren von Stahl ist die Kohlenstoffkonzentration in der
flüssigen Phase höher als in der festen Phase. An der Erstar
rungsfront stellt sich daher ein Konzentrationsgradient an
Kohlenstoff ein. Durch Diffusion, die bei hohen Temperaturen
sehr rasch erfolgen kann, wird dieser Konzentrationsgradient zum
Teil wieder ausgeglichen. Bei den herkömmlichen Rührverfahren
treten an der Erstarrungsfront hohe Geschwindigkeitsgradienten
auf. Die Strömung führt dann zu einem konvektiven Abtransport
der mit Kohlenstoff angereicherten Schmelze. Dadurch wird ein
Konzentrationsausgleich durch Diffusion verhindert und es ent
stehen die sogenannten "weißen Streifen". Zu deren Reduzierung
wurden nach dem gegenwärtigen Stand der Technik folgende Maß
nahmen angewendet:
- a) Rühren mit reduzierten Kraftdichten
- b) Alternierendes Umschalten der Rührrichtung.
Bei beiden Verfahren ist die in der Mitte des flüssigen Kerns
erreichbare Strömungsgeschwindigkeit begrenzt durch die Größe
der für die Bildung weißer Streifen kritischen Geschwindigkeit
im Bereich der Erstarrungsfront. Hierdurch wird die Effektivität
des Rührens hinsichtlich des Abbaus der Überhitzung beträchtlich
vermindert.
Das Rührverfahren gemäß der Erfindung ist dadurch gekennzeich
net, daß im zeitlichen Mittel eine Kraftdichteverteilung in der
Schmelze erstarrender Gießprodukte erreicht wird, die an der Er
starrungsfront im Vergleich zu den inneren Bereichen in entge
gengesetzte Richtung wirkt. Hierdurch kann die Strömungsge
schwindigkeit im Bereich der Erstarrungsfront auf ein unkriti
sches Maß hinsichtlich der Bildung weißer Streifen reduziert
werden, ohne daß hierdurch automatisch die Größe der Kraftdichte
und damit die Strömungsgeschwindigkeit im inneren Bereich der
Schmelze beschränkt wird.
Eine Kraftdichteverteilung, wie sie das Rührverfahren gemäß der
Erfindung kennzeichnet, kann z. B. erreicht werden durch die
Überlagerung von sich in entgegengesetzte Richtungen drehenden
Magnetfeldern, die unterschiedlich tief in das Gießprodukt ein
dringen. Bei entsprechender Wahl der Feldstärken dominiert in
den äußeren Bereichen des Gießproduktes der Kraftdichteanteil,
der aus dem weniger tief eindringenden Feld resultiert und in
dem inneren Teil der sich aus dem anderen Feld ergebende Kraft
dichteanteil. Insgesamt folgt dann die Kraftdichteverteilung,
die das Rührverfahren gemäß der Erfindung kennzeichnet. Die
Größenordnung der Kraftdichteverteilung kann durch die Stärke
der Magnetfelder varriiert werden.
Statt durch die gleichzeitige Überlagerung der Magnetfelder kann
die gewünschte Kraftdichteverteilung im zeitlichen Mittel, das
für die Strömungsverteilung maßgeblich ist, auch dadurch er
reicht werden, daß zeitlich nacheinander zunächst in einer Rich
tung mit dem ersten Feld und dann mit dem zweiten Feld in die
entgegengesetzte Richtung gerührt wird.
Die Eindringtiefe des magnetischen Feldes kann zum Beispiel bei
elektromagnetischen Rührern von heute üblicher Bauart folgender
maßen beeinflußt werden:
- a) Durch die Geschwindigkeit des magnetischen Feldes, also durch die Frequenz des angelegten Drehstromes.
- b) Durch die Polteilung (bei Linearrührern) oder durch die Zahl der Polpaare (bei Drehfeldern).
Die Geschwindigkeit des magnetischen Feldes wirkt sich über den
"Skineffekt", also durch die Rückwirkung der induzierten Ströme
auf das Magnetfeld, auf die Eindringtiefe des Feldes aus. Hohe
Frequenzen dringen weniger tief in das Gießprodukt ein. Bei der
Ausnutzung dieses Prinzips kann für ein Rührverfahren gemäß der
Erfindung ein üblicher Rührer verwendet werden, der mit einem
Drehstrom betrieben wird, welcher sich aus der Überlagerung von
Drehströmen verschiedener Frequenz und Drehrichtung ergibt.
Die Polteilung bzw, die Polpaarzahl des Rührers wirkt sich über
eine entsprechende geometrische Verteilung des magnetischen Fel
des auf die Eindringtiefe aus. Ein Rührer für ein Rührverfahren
gemäß der Erfindung kann z. B. so aufgebaut sein, daß er mit
mehreren Wicklungen unterschiedlicher Polteilung oder Polpaarzahl
versehen ist und die mit Drehströmen unterschiedlicher Richtung,
Stärke und gegebenenfalls Frequenz beaufschlagt werden. Die
unterschiedlichen Wicklungen können zur Erzielung der gewün
schten Kraftdichteverteilung auch an Drehströme gleicher Fre
quenz angeschlossen werden. Alternativ können auch bei einem
entsprechenden Rührer zeitlich nacheinander einzelne Spulen
gruppen so geschaltet werden, daß Felder unterschiedlicher Be
wegungsrichtung, Polteilung und gegebenenfalls Geschwindigkeit
entstehen.
Eine weitere technische Anwendung für ein Rührverfahren gemäß
der Erfindung ist das elektromagentische Fördern leitender Flüs
sigkeiten. Es sind mehrfach Entwicklungsversuche für das elek
tromagnetische Fördern von flüssigem Stahl unternommen worden.
Hierbei hat sich als ein Problem der Verschleiß der Feuerfest
auskleidung der Förderrinne erwiesen. Diese wird durch die Strö
mung des Stahls und den dadurch bedingten hohen Stoffübergangs
koeffizienten zwischen Stahl und Feuerfestmaterial stark be
schleunigt. Ein Rührverfahren gemäß der Erfindung ermöglicht
eine Reduzierung der Strömungsgeschwindigkeit in dem Bereich
nahe der Feuerfestauskleidung. Hierdurch werden hohe Förderraten
bei gleichzeitigem geringen Verschleiß der Auskleidung möglich.
Zum Nachweis der physikalischen Möglichkeit eines Rührerver
fahrens gemäß der Erfindung wurde ein Versuchsaufbau wie er in
Bild 1 skizziert ist, erstellt.
Die zwei Frequenzgeneratoren (1) und (2) erzeugen eine Sinus
spannung von F 1 Hz bzw. F 2 Hz. Aus diesen Sinusspannungen
werden in den Phasenschiebern (3) jeweils zwei zusätzliche um
120° und 240° verschobene Phase erzeugt. Die auf diese Weise
entstandenen Drehströme werden im Addierer (4) mit unterschied
licher Drehrichtung aufaddiert. Der resultierende Drehstrom wird
verstärkt (5) und an den Stator (6) eines Induktors mit einem
Polpaar angeschlossen. Innerhalb des Induktors befindet sich ein
mit Quecksilber gefüllter PVC-Zylinder (Innendurchmesser 80 mm).
Die Frequenzen waren mit F₁ = 300 Hz und F₂ = 2000 Hz fest
gewählt. Variiert wurden die Amplitude der beiden Sinusschwin
gungen. Die Strömung im Quecksilber wurde durch auf die Queck
silberoberfläche gestreute Partikel gemessen. Bei einer ent
sprechende Wahl der Amplitude der Sinusschwingungen stellte sich
im Quecksilber eine gegenläufige Strömung ein, die prinzipiell
in Bild 2 skizziert ist. Diese Strömung wies trotz der relativ
niedrigen mit dem erstellten Aufbau erreichbaren Strömungsge
schwindigkeiten einen hohen Turbulenzgrad auf.
Claims (9)
1. Verfahren zum elektromagnetischen Rühren oder Fördern elek
trisch leitender Flüssigkeiten, dadurch gekennzeichnet, daß
mit zwei oder mehreren magnetischen Feldern gerührt oder ge
fördert wird, wodurch im zeitlichen Mittel eine Kraftdichte
verteilung erzielt wird, die in den äußeren Bereichen der
Flüssigkeit schwächer ist als in den inneren oder die in den
äußeren Bereichen der Flüssigkeit entgegengesetzt wie in den
inneren Bereichen wirkt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mit
zwei oder mehreren magnetischen Feldern gerührt oder geför
dert wird, die sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in
unterschiedlicher Richtung bewegen.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mit
zwei oder mehr magnetischen Feldern gerührt oder gefördert
wird, die eine unterschiedliche Polteilung oder Polpaarzahl
haben und sich gegebenenfalls auch mit unterschiedlicher
Geschwindigkeit in unterschiedlicher Richtung bewegen.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1, 2 und 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß zeitlich nacheinander in verschiedenen Rich
tungen gerührt wird, wobei Felder unterschiedlicher Ge
schwindigkeit und/oder Polteilung bzw. Polpaarzahl benutzt
werden.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2 dadurch gekennzeich
net, daß die Rühr- oder Fördereinrichtungen mit einem Dreh
strom betrieben wird, der sich aus der Überlagerung von
Drehströmen mit Frequenzen im Bereich 0-30 kHz und unter
schiedlicher Drehrichtung ergibt.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1, 3 und 4 dadurch gekenn
zeichnet, daß zeitlich nacheinander verschiedene Spulen
gruppen der Rühr- oder Fördereinrichtung so geschaltet
werden, daß jeweils Felder unterschiedlicher Polteilung bzw.
Polpaarzahl und unterschiedlicher Wander- bzw. Drehrichtung
entstehen.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1, 2, 3, 4, 5 und 6 dadurch
gekennzeichnet, daß der noch flüssige Kern erstarrender Guß
stücke gerührt wird.
8. Verfahren nach dem Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
der noch flüssige Kern von Strängen, die nach dem Strangguß
verfahren gegossen werden, gerührt wird.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1, 2, 3, 4, 5 und 6 dadurch
gekennzeichnet, daß leitende Flüssigkeiten mit magnetischen
Feldern transportiert oder gefördert werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19853527387 DE3527387A1 (de) | 1985-07-31 | 1985-07-31 | Verfahren zum elektromagnetischen ruehren metallischer schmelzen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19853527387 DE3527387A1 (de) | 1985-07-31 | 1985-07-31 | Verfahren zum elektromagnetischen ruehren metallischer schmelzen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3527387A1 true DE3527387A1 (de) | 1987-02-26 |
Family
ID=6277248
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19853527387 Withdrawn DE3527387A1 (de) | 1985-07-31 | 1985-07-31 | Verfahren zum elektromagnetischen ruehren metallischer schmelzen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3527387A1 (de) |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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-
1985
- 1985-07-31 DE DE19853527387 patent/DE3527387A1/de not_active Withdrawn
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