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Mittel zur selektiven Unkrautbekämpfung
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine neue Wirkstoffkombination,
die aus einem bekannten Pyridoxy-phenoxypropionsäure-Derivat einerseits und aus
einem bekannten Triazinon andererseits besteht und besonders gut zur selektiven
Unkrautbekämpfung in Nutzpflanzenkulturen geeignet ist.
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Es ist bereits bekannt geworden, daß 2-/4-(3,5-Dichlorpyridin-2-oxy)-phenoxZ7-propionsäure-(trimethylsilyl)-methylester
herbizide Wirksamkeit besitzt (vgl. EP-OS 0 096 354). Weiterhin ist bekannt, daß
sich Unkräuter mit Hilfe von 4-Amino-6-tert.-butyl-3-ethylthio-1,2,4-triazin-5(4H)-on
selektiv bekämpfen lassen (vgl. US-PS 3 671 523). Die genannten Stoffe zeichnen
sich durch eine gute selektive herbizide Wirksamkeit aus, jedoch läßt die Verträglichkeit
gegenüber Kulturpflanzen in manchen Fällen zu wünschen übrig.
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Es wurde nun gefunden, daß die neue Wirkstoffkombination aus
(a)
2-Z4-(3,5-Dichlor-pyridin-2-oxy)-phenoxZ7-propionsäure- (trimethylsilyl) -methylester
der Formel
und (b) 4-Amino-6-tert.-butyl-3-ethylthio-1,2,4-triazin-5(4H)-on der Formel
eine besonders gute selektive herbizide Wirksamkeit aufweist.
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Uberraschenderweise ist die Verträglichkeit der erfindungsgemäßen
Wirkstoffkombination gegenüber Kulturpflanzen deutlich höher als die Summe der Verträglichkeiten
der einzelnen Wirkstoffe. Es liegt also ein nicht vorhersehbarer antagonistischer
Effekt und nicht nur eine Wirkungsergänzung vor.
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Die Verbindung der Formel (I) enthält ein asymmetrisch substituiertes
Kohlenstoffatom in der Propionsäure-Einheit und kann deshalb in zwei enantiomeren
Formen
vorliegen. Die Erfindung betrifft sowohl eine Wirkstoffkombination,
welche das Racemat der Verbindung der Formel (I) enthält, als auch eine Wirkstoffkombination,
welche das R-Enantiomere*) der Verbindung der Formel (I) enthält.
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Die in der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination enthaltenen Wirkstoffe
sind bereits bekannt (vgl. EP-OS 0 096 354 und US-PS 3 671 523).
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Der antagonistische Effekt der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination
zeigt sich vor allem dann, wenn die Wirkstoffe der Formeln (I) und (II) in bestimmten
Gewichtsverhältnissen vorhanden sind. Jedoch können die Gewichtsverhältnisse in
der Wirkstoffkombination in relativ großen Bereichen variiert werden. Im allgemeinen
entfallen auf 1 Gewichtsteil an Wirkstoff der Formel (II) 0,01 bis 0,6 Gewichtsteile,
vorzugsweise 0,05 bis 0,5 Gewichtsteile an Wirkstoff der Formel (I).
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Die erfindungsgemäße Wirkstoffkombination zeigt eine sehr gute Wirkung
gegen Unkräuter und Ungräser in Nutzpflanzenkulturen, insbesondere in Getreide.
Unter Unkräutern und Ungräsern im weitesten Sinne sind alle Pflanzen zu verstehen,
die an Orten wachsen, wo sie unerwünscht sind.
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*) Unter dem R-Enantiomeren ist im vorliegenden Fall diejenige optisch
aktive Verbindung der Formel (I) zu verstehen, die am asymmetrisch substituierten
Kohlenstoffatom der Propionsäure-Einheit die R-Konfiguration aufweist.
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Die erfindungsgemäße Wirkstoffkombination kann z.B.
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bei den folgenden Pflanzen verwendet werden: Dikotyle Unkräuter der
Gattungen: Sinapis, Lepidium, Galium, Stellaria, Matricaria, Anthemis, Galinsoga,
Chenopodium, Urtica, Senecio, Amaranthus, Portulaca, Xanthium, Convolvulus, Ipomoea,
Polygonum, Sesbania, Ambrosia, Cirsium, Carduus, Sonchus, Solanum, Rorippa, Rotala,
Lindernia, Lamium, Veronica, Abutilon, Emex, Datura, Viola, Galeopsis, Papaver,
Centaurea.
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Dikotyle Kulturen der Gattungen: Gossypium, Glycine, Beta, Daucus,
Phaseolus, Pisum, Solanum, Linum, Ipomoea, Vicia, Nicotiana, Lycopersicon, Arachis,
Brassica, Lactuca, Cucumis, Cucurbita.
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Monokotyle Unkräuter der Gattungen: Echinochloa, Setaria, Panicum,
Digitaria, Phleum, Poa, Festuca, Eleusine, Brachiaria, Lolium, Bromus, Avena, Cyperus,
Sorghum, Agropyron, Cynodon, Monochoria, Fimbristylis, Sagittaria, Eleocharis, Scirpus,
Paspalum, Ischaemum, Sphenoclea, Dactyloctenium, Agrostis, Alopecurus, Apera.
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Monokotyle Kulturen der Gattungen: Oryza, Zea, Triticum, Hordeum,
Avena, Secale, Sorghum, Panicum, Saccharum, Ananas, Asparagus, Allium.
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Die Verwendung der erfindungsgemäßen Wirkstoffe ist jedoch keineswegs
auf diese Gattungen beschränkt, sondern erstreckt sich in gleicher Weise auch auf
andere Pflanzen.
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Der Einsatz der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination zur selektiven
Unkrautbekämpfung ist vorzugsweise möglich in Getreidekulturen, wie zum Beispiel
Weizen und Gerste.
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Die Wirkstoffkombination kann in die üblichen Formulierungen übergeführt
werden, wie Lösungen, Emulsionen, Spritzpulver, Suspensionen, Pulver, Stäubemittel,
Pasten, lösliche Pulver, Granulate, Suspensions-Emulsions-Konzentrate, Wirkstoff-int'prägnierte
Natur- und synthetische Stoffe, Feinstverkapselungen in polymeren Stoffen.
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Diese Formulierungen werden in bekannter Weise hergestellt, z.B. durch
Vermischen der Wirkstoffe mit Streckmitteln, also flüssigen Lösungsmitteln, unter
Druck stehenden verflüssigten Gasen und/oder festen Trägerstoffen, gegebenenfalls
unter Verwendung von oberflächenaktiven Mitteln, also Emulgiermitteln und/oder Dispergiermitteln
und/oder schaumerzeugenden Mitteln.
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Im Falle der Benutzung von Wasser als Streckmittel können z.B. auch
organische Lösungsmittel als Hilfslösungsmittel verwendet werden. Als flüssige Lösungsmittel
kommen im wesentlichen in Frage: Aromaten, wie Xylol, Toluol oder Alkylnaphthaline,
chlorierte Aromaten oder chlorierte aliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Chlorbenzole,
Chlorethylene oder Methylenchlorid, aliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Cyclohexan
oder Paraffine, z.B. Erdölfraktionen, Alkohole, wie Butanol oder Glycol sowie deren
Ether und Ester, Ketone, wie
Aceton, Methylethylketon, Methylisobutylketon
oder Cyclohexanon, stark polare Lösungsmittel, wie Dimethylformamid und Dimethylsulfoxid,
sowie Wasser.
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Als feste Trägerstoffe kommen in Frage: z.B. natürliche Gesteinsmehle,
wie Kaoline, Tonerden, Talkum, Kreide, Quarz, Attapulgit, Montmorillonit oder Diatomeenerde
und synthetische Gesteinsmehle, wie hochdisperse Kieselsäure, Aluminiumoxid und
Silikate; als feste Trägerstoffe für Granulate kommen in Frage: z.B. gebrochene
und fraktionierte natürliche Gesteine wie Calcit, Marmor, Bims, Sepiolith, Dolomit
sowie synthetische Granulate aus anorganischen und organischen Mehlen sowie Granulate
aus organischem Material wie Sägemehl, Kokosnußschalen, Maiskolben und Tabakstengel;
als Emulgier- und/oder schaumerzeugende Mittel kommen in Frage: z.B. nichtionogene
und anionische Emulgatoren, wie Polyoxyethylen-Fettsäure-Ester, Polyoxyethylen-Fettalkohol-Ether,
z.B. Alkylarylpolyglykolether, Alkylsulfonate, Alkylsulfate, Arylsulfonate sowie
Eiweißhydrolysate; als Dispergiermittel kommen in Frage: z.B. Lignin-Sulfitablaugen
und Methylcellulose.
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Als weitere Zusätze kommen oberflächenaktive Stoffe in Betracht. Vorzugsweise
verwendbar sind Lecithine, Phospholipide, Isopropylmyristat und die unter den Bezeichnungen
Agridex, Azone, Surfactant WK und Emulgator OX bekannten Substanzen.
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Es können in den Formulierungen Haftmittel wie Carboxymethylcellulose,
natürliche und synthetische pulverige
körnige oder latexförmige
Polymere verwendet werden, wie Gummiarabicum, Polyvinylalkohol, Polyvinylacetat.
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Es können Farbstoffe wie anorganische Pigmente, z.B Eisenoxid, Titanoxid,
Ferrocyanblau und organische Farbstoffe, wie Alizarin-, Azo- und Metallphthalocyaninfarbstoffe
und Spurennährstoffe wie Salze von Eisen, Mangan, Bor, Kupfer, Kobalt, Molybdän
und Zink verwendet werden.
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Die Formulierungen enthalten im allgemeinen zwischen 0,1 und 95 Gew.-%
Wirkstoff, vorzugsweise zwischen 0,5 und 90 %.
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Die erfindungsgemäße Wirkstoffkombination kann als solche oder in
ihren Formulierungen auch in Mischung mit bekannten Herbiziden zur Unkrautbekämpfung
Verwendung finden, wobei Fertigformulierung oder Tankmischung möglich ist. Auch
eine Mischung mit anderen bekannten Wirkstoffen, wie Fungiziden, Insektiziden, Akariziden,
Nematiziden, Schutzstoffen gegen Vogelfraß, Wuchsstoffen, Pflanzennährstoffen und
Bodenstrukturverbesserungsmitteln ist möglich.
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Die Wirkstoffkombination kann als solche, in Form ihrer Formulierungen
oder den daraus durch weiteres Verdünnen bereiteten Anwendungsformen, wie gebrauchsfertige
Lösungen, Suspensionen, Emulsionen, Pulver, Pasten und Granulate angewandt werden.
Die Anwendung geschieht in üblicher Weise, z.B. durch Gießen, Spritzen, Sprühen,
Streuen.
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Die erfindungsgemäße Wirkstoffkombination kann sowohl vor als auch
nach dem Auflaufen der Pflanzen appliziert werden. Sie kann auch vor der Saat in
den Boden eingearbeitet werden.
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Die aufgewandte Wirkstoffmenge kann in größeren Bereichen schwanken.
Sie hängt im wesentlichen von der Art des gewünschten Effekts ab. Im allgemeinen
liegen die Aufwandmengen zwischen 0,1 und 5 kg Wirkstoff pro ha, vorzugsweise zwischen
0,5 und i,5 kg/ha.
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Die gute herbizide Wirkung und die ausgezeichnete Pflanzenverträgl
ichkeit der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination geht aus dem nachfolgenden Beispiel
hervor.
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Während die einzelnen Wirkstoffe Schwächen in der Pflanzenverträglichkeit
aufweisen, zeigt die Kombination eine Pflanzenverträglichkeit, die über eine einfache
Wirkungssummierung hinausgeht.
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Ein antagonistischer Effekt liegt bei Herbiziden immer dann vor, wenn
die Pflanzenverträglichkeit der Wirkstoffkombination besser ist als die der einzeln
applizierten Wirkstoffe und gleichzeitig die herbizide Potenz nicht beeinträchtigt
wird.
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Die zu erwartende Wirkung für eine gegebene Kombination zweier Herbizide
kann (vgl. Colby, S. R., "Calculating synergistic and antagonistic responses of
herbicide combinations", Weeds 15, Seiten 20-22, 1967) wie folgt berechnet werden:
Wenn
X = 4 Schädigung durch Herbizid A bei p kg/ha Aufwandmenge und Y = % Schädigung
durch Herbizid B bei q kg/ha Aufwandmenge und E e die erwartete Schädigung der Herbizide
A und B bei p und q kg/ha Aufwandmenge bedeutet, dann ist E r X + Y - X . Y 100
Ist die tatsächliche Schädigung der Kulturpflanzen kleiner als berechnet, so ist
die Kombination in ihrer Wirkung nicht additiv; d.h. es liegt ein antagonistischer
Effekt vor.
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Wie aus dem nachfolgenden Beispiel hervorgeht, ist die schädigende
Wirkung der erfindungsgemäßen Wirkstoffkombination bei den Kulturpflanzen kleiner
als die berechnete. Es ist also ein echter antagonistischer Effekt vorhanden.
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Beispiel A Post-emergence-Test / Freiland Lösungsmittel: 5 Gew.-Teile
Aceton Emulgator: 1 Gew.-Teil Alkylarylpolyglykolether Zur Herstellung einer zweckmäßigen
Wirkstoff zubereitung vermischt man 1 Gew.-Teil Wirkstoff bzw. Wirkstoffgemisch
mit der angegebenen Menge Lösungsmittel, gibt die angegebene Menge Emulgator zu
und verdünnt das Konzentrat mit Wasser auf die gewünschte Konzentration.
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Im Freiland werden Testpflanzen, welche eine Höhe von 3 bis 10 cm
haben, mit der jeweiligen Wirkstoffzubereitung so bespritzt, daß die jeweils gewünschte
Wirkstoffmenge pro Flächeneinheit ausgebracht wird. Die Konzentration der Spritzbrühe
wird so gewählt, daß in 2000 1 Wasser/ha die jeweils gewünschte Wirkstoffmenge ausgebracht
wird.
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Nach drei Wochen wird der Schädigungsgrad der Pflanzen bonitiert in
% Schädigung im Vergleich zur Entwicklung der unbehandelten Kontrolle. Es bedeuten:
0 % keine Wirkung (wie unbehandelte Kontrolle) 100 % totale Vernichtung.
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In diesem Test zeigt die erfindungsgemäße Wirkstoffkombination eine
Pflanzenverträglichkeit, die besser ist als Pflanzenverträglichkeit der einzelnen
Wirkstoffe.
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Wirkstoffe, Wirkstoffkonzentrationen und Versuchsergebnisse gehen
aus der folgenden Tabelle hervor.
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Tabelle A Post-emergence-Test /Freiland
Wirkstoff Wirkstoffaufwand Alopecurus Gerste Weizen |
kg/ha gef.*) ber.**) gef.*) ber.**) gef.*) ber.**) |
(II) 1,25 100 0 15 |
(I) 0,18 100 10 5 |
(R-Enantiomer) |
(II) 1,25 |
+ # + # 100 100 0 10 0 19,25 |
(I) 0,18 |
(R-Enantiomer) |
*) gef. = gefundene Schädigung **) ber. = nach der oben angegebenen Colby-Formel
berechnete Schädigung