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Verabreichungseinrichtung für Medizin
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Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der chirurgischen Instrumentation
und speziell auf eine verbesserte Einrichtung und ein Verfahren zur Verabreichung
gewisser Medikamente in fester Form unter der Haut sowie auch auf die Herstellung
dieser Medikamente selbst.
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Während bei den meisten subkutanen Anwendungen die Verwendung eines
flüssigen Medikaments durch eine Injektionsspritze in Betracht gezogen wird, machen
einige Behandlungsverfahren die Einführung kleiner Mengen eines Medikaments in den
Blutstrom über eine längere Zeit auf im wesentlichen kontinuierlicher Basis notwendig.
Dieses Erfordernis wird am besten durch die Anwendung eines Medikamentes als fester
Depotkörper erfüllt, über dessen freie Oberfläche hin eine Auflösung in den Blutstrom
erfolgt.
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Ein typisches Beispiel für dieses Verfahren ist die Behandlung von
Frauen wegen Östrogenmangels in der Monopause, wobei 17p-Östradiol-Depotkörper verwendet
werden. Solcher Ersatz hat eine Anzahl von wichtigen, begrüßenswerten Wirkungen
. In bekannten Verfahren liegt die implantierte Dosis in der Form von verpreßten
zylindrischen Pellets oder Dosierkörpern mit einem Gehalt von 25 mg an 17ß-Östradiol
ohne Exzipient vor. Die Depotkörper messen ungefähr 3,2 mm im Durchmesser und sind
3,5 mm lang. Die Implantation erfolgt unter Verwendung eines Röhrchens mit dem gleichen
Innendurchmesser wie der des Depotkörpers, nämlich 3,2 mm, und ist mit zwei Hohlnadeln
versehen. Die erste Hohlnadel ist zugespitzt zur Einführung des Röhrchens, und die
zweite Hohlnadel ist stumpf zur Einführung des Depotkörpers. Nachdem eine geringe
Menge an schmerzstillendem Mittel intra- und subkutan injiziert worden ist, wird
ein kurzer Einschnitt in die
Haut mit einem scharfen Skalpell gemacht.
Durch diesen Einschnitt wird das Röhrchen mit der zugespitzten Hohlnadel einige
Zentimeter in das subkutane Fettgewebe eingeführt, und zwar nahezu parallel zur
Haut, wonach der zu implantierende Depotkörper in dem Röhrchen eingefügt und durch
dieses unter Verwendung der stumpfen Hohlnadel gezogen wird, wonach das Röhrchen
abgezogen wird. Ein oder zwei Nahtstiche sind notwendig, um den Einschnitt zu schließen.
Während ein geschickter Chirurg das Verfahren in wenigen Minuten ausführen kann,
müssen das Röhrchen und die Hohlnadeln für jeden Gebrauch sterilisiert werden, und
das Verfahren kann kaum als bequem eingeschätzt werden.
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Ferner ist der bekannte Depotkörper von einer Größe, daß die fortgeführte
Verabreichung von Östrogen für ungefähr drei Monate reicht.
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Es sprechen gewichtige medizinische Gründe dafür, daß die optimale
Behandlung von Frauen, die eine Östrogenersatztherapie erhalten, darin besteht,
daß geringe tägliche Dosen von Östradiol für drei oder vier Wochen verabreicht werden,
wonach fünf oder sieben Tage verabreichungsfrei folgen sollten bzw. eine kleine
Dosis von entgegengesetzt wirkendem Progestin während der letzten 10 oder 12 Tage
der Östrogenbehandlung folgen sollten (zur Zeit nachfolgend der Anwendung von oraler
Medikation).
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Die medizinische Forschung hat ergeben, daß die orale Verabreichung
von unphysiologisch hohen Dosen an Östrogen die Leber schädigt, wodurch eine geänderte
Leberproteinsynthese folgt und erhöhte Risiken wegen zahlreicher unerwünschter Nebenwirkungen
auftreten: hoher Blutdruck erhöhte Blutgerinnungsgefahr (Phlebitis), Lungenblutgerinsel,
Gehirnblutgerinsel, geänderte Blutlipide (möglicherweise mit erhöhtem Risiko von
Herzkranzgefäßerkrankungen) und gutartigen vaskularen Tumoren der Leber selbst (welche
aufbrechen können und bluten).
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Die alternative perenterale Methode der Zuführung von Östrogen direkt
in den Systemkreislauf führt zu einer langandauernden Einwirkung von Östrogen, welches
ohne Opposition und kontinuierlich erfolgt. Solches Vor-
gehen,
ob nun auf dem oralen oder parenteralen Weg, führt zu einem erhöhten Risiko von
Uteruscarcinom. Deshalb besteht die ideale Methode in der Verwendung eines kleinen
Depotkörpers , der nur 3 bis 4 Wochen hält, der für die Progesterinzufuhr bis zur
Reifung der Uterusauskleidung reicht und bequem und schmerzlos anwendbar ist, so
daß die monatliche Wiederholung für die meisten Patienten durchführbar wäre. Die
andere parenterale Alternative, die Verwendung von intermuskulärer Injektion von
Östradiol in Ö1, führt zu vorübergehend sehr hohen Östrogenpegeln, die in unvorhergesehener
Weise langsam abnehmen und schmerzvoll sind. Die Erfindung hat mit der Beseitigung
dieser Nachteile und Nebeneffekte dieser Ersatztherapie zu tun.
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Einrichtungen zur Implantation von Depotkörpern unter der Haut sind
in der Veterinärmedizin bekannt (US-PSen 4 105 030, 4 223 674) . Diese Einrichtungen
sind jedoch nicht zur Anwendung bei menschlichen Patienten geeignet. Es werden Nadeln
mit einem Durchmesser von 2,7 bis 4 mm und von 80 bis 90 mm Länge in Betracht gezogen.
Derart große Nadeln würden unverträglich schmerzhaft für Routineanwendungen beim
Menschen sein. Keine der bekannten Einrichtungen ist zur Handhabung einer feinen,
frei verfügbaren Nadel eingerichtet. Die Stößelstange oder das Verschlußstück dieser
Einrichtungen würden nicht in eine feine Nadel passen, noch würde der komplexe Mechanismus
zum Abziehen der Nadeln korrekt mit einem feinen Verschlußstück funktionieren, ohne
daß die Nadel verbiegt oder bricht.
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Bei den bekannten Einrichtungen wird ein Depotkörper in der Größe
von 2,5 bis 3,5 mm Durchmesser in Betracht gezogen. Die Implantierung von Depotkörpern
dieser Größe führt zu einer nicht annehmbaren, großen Wunde im Patienten.
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Am wichtigsten jedoch ist der Umstand, daß keine der bekannten Einrichtungen
in genügender Weise steril für menschliche Zwecke verwendet werden kann. Die Einrichtung
nach der US-PS 4 105 030 zeigt eine Frontnadel-
führung, welche
in Kontakt mit der Zylinderführung der Nadel vor der Verabreichung kommt. In der
Einrichtung nach der US-PS 4 223 674 besteht das Erfordernis, eine Verschlußschraube
über den Führungszylinderder Nadel zu schieben, und zwar bei jedem Wechsel, so daß
eine Verschmutzung bei jedem Nadelwechsel in Kauf genommen wird.
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Obwohl beide Schriften die Verwendung eines Einsatzes offenbaren,
wird nicht die Ausbildung einer Einheit enthaltend die Nadel, den Depotkörper und
ein steriles verfügbares Verschlußstück gelehrt. Bei der Einrichtung nach der US-PS
4 223 674 ist es notwendig, das Instrument gegen den Patienten zu drücken, um das
Abziehen der Nadel einzuleiten, was mit menschlichen Patienten nicht möglich ist.
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Die Einrichtung nach der US-PS 4 105 030 weist eine Feder zum Abziehen
der Nadel auf, was ebenfalls nur in der Veterinärmedizin brauchbar erscheint. Die
beiden Offenbarungen zeigen somit Einrichtungen, die nicht für den menschlichen
Gebrauch geeignet sind.
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Die Lösung der gestellten Aufgabe ergibt sich aus den Ansprüchen.
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Gemäß Erfindung wird eine verbesserte Vorrichtung zur subkutanen Implantation
eines festen, länglichen, zusammengesetzten Depotkörpers in Betracht gezogen, was
etwas mit der Verabreichung einer flüssigen Droge unter Verwendung einer konventionellen
Spritze gemeinsam hat. Die Einrichtung weist einen Hohlzylinder zur Führung zweier
Arme oder Stangen auf, die ein Eingriffsende für einen Einsatz am distalen Ende
besitzen. Ein verfügbar versiegeltes vorsterilisiertes Einsatzelement schließt eine
Hohlnadel mit Einrichtungen an der Basis oder der Nabe zum Eingriff in das Ende
ein. Ein Depotkörper von zylindrischer Gestalt ist in der Nadel angeordnet,und ein
stumpfes Verschlußstück oder Stift erstreckt sich durch die Basis der Nadel. Nach
Einfügung unter der Haut werden die Führungsarme oder Stangen nach auswärts innerhalb
des Zylinders bewegt, was zum Abzug der Nadel führt. Das Verschlußstück bzw. der
Stift bleibt festgehalten und hält den Depotkörper in der implantierten Lage, wobei
dieser
durch den Abzug der Nadel aufgedeckt wird. Nach der Implantation
des Depotkörpers wird das Einsatzelement entfernt. Es sind zwei Arten von Depotkörper
vorgesehen.
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Ein Depotkörper aus reinem Östradiol liefert nur Östrogen, wobei am
Ende eines Zyklus eine Ergänzung durch orale Verabreichung von Progestin erfolgen
kann. Ein zweiter Typ enthält einen Kern aus Progesteron-Östradiol-Gemisch von 0,2
mm Durchmesser, wodurch im letzten Drittel des Zyklus Progestin freigegeben wird.
Die genaue Größe und die proportionalen Anteile im Kern können variiert werden,
um die speziellen Anforderungen anzupassen.
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In einem bevorzugten Verfahren der Depotkörperherstellung wird ein
Kern aus einem biologisch inerten Polymer verwendet, der biologisch abbaubar ist,
beispielsweise Polylactin, Polylacton, Polylactid usw., welche Materialien sind,
aus denen synthetisches, absorbierbares Nahtmaterial ständig hergestellt werden.
Ein solcher Kern wird mit einer dünnen Schicht von aktiver Medizin beschichtet,
beispielsweise Östrogen, Östrogen-Progestogen, Hormonantagonist oder andere Wirkmittel.
Die Depotkörper sind im allgemeinen 15 bis 25 mm lang und weisen einen Durchmesser
im Bereich von 0,04 bis 0,068 mm auf. Die Herstellung der Depotkörper kann in verschiedener
Weise erfolgen. Der Faserkern kann durch Eintauchen in eine Östradiolschmelze und
Ziehen durch eine Matrize beschichtet werden, während er noch heiß ist, um den Außendurchmesser
festzulegen. Man kann den Kern auch wiederholt in eine Lösung von Östradiol und
einem flüchtigen Lösungsmittel tauchen, um eine Schicht der gewünschten Dicke aufzubauen.
Schließlich ist es möglich, die Spraybeschichtung von Östradiol in einem flüchtigen
Lösungsmittel anzuwenden, wobei die Faser rotiert und einem feinen Druckspray unterliegt.
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Die Vorteile der Verwendung eines beschichteten inerten Faserkerns
bestehen in der Leichtigkeit der Fabrikation eines Schicht-Depotkörpers durch Eintauchverfahren
oder Sprayverfahren in aufeinanderfolgenden Schichten
von Lösungen
von verschiedenen Zusammensetzungen sowie der Tatsache, daß die für die Absorption
verfügbare Oberflächengröße sich sehr wenig ändert, d.h. in der Größenordnung von
weniger als 10 %, gesehen vom Einsetzen der Absorption bis zur vollständigen Auflösung
der Droge.
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Dadurch wird eine nahezu konstante Geschwindigkeit der Medizinabgabe
für die Gesamtdauer der Wirkung des Depotkörpers sowie ein rasches Aussetzen der
Wirkung bei dessen Aufbrauch erzielt.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden anhand der Zeichnung beschrieben.
Dabei zeigt: Fig. 1 eine Verabreichungseinrichtung, von der Seite gesehen, teilweise
aufgebrochen, sowie mit entferntem Nadeleinsatz, Fig. 2 die Verabreichungseinrichtung
im Längsschnitt und mit eingesetztem Nadeleinsatz in der Bereitschaftsstellung,
Fig. 3 den Nadeleinsatz als solchen im Längsschnitt, Fig. 4 einen Längsschnitt durch
einen Depotkörper, Fig. 5 einen Querschnitt durch den Depotkörper nach Fig. 4, Fig.
6 die Verabreichungseinrichtung im Längsschnitt und in der Implantierstellung, Fig.
7 eine vergrößerte Ansicht eines Depotkörpers, teilweise geschnitten, Fig. 8 einen
weiteren Depotkörper.
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Die Verabreichungseinrichtung 10 weist im wesentlichen eine Führungseinrichtung
11, einen Nadeleinsatz 12 und einen Depotkörper 13 auf.
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Die Führungseinrichtung 11 ist wiederverwendbar und besteht vorzugsweise
aus Metall. Sie enthält im wesentlichen eine längliche Hülse oder Buchse 16, an
deren hinterem Ende 17 Fingergriffe 18 angebracht sind, und zwar an der äußeren
Oberfläche 19. Am rückwärtigen Ende ist eine Kappe 20 entfernbar befestigt, und
zwar durch Aufschrauben. Die Kappe 20 weist einen mittig angeordneten Vorsprung
21 mit innerer Anschlagoberfläche auf, ferner sind zwei Durchgangsbohrungen 22 und
23 vorgesehen. Das vordere Ende 24 der Verabreichungseinrichtung wird teilweise
durch eine Wand 25 geschlossen, in der sich eine Öffnung 26 befindet. In der Hülse,
Buchse oder Führungszylinder 16 ist ein Stößel 30 in Gleitführung geführt, der am
hinteren Ende 31 einen Fingergriff 32 aufweist, der über Führungsstangen 33, 34
mit dem inneren Teil des
Stößels 30 verbunden ist, wobei die Stangen
33, 34 durch die Durchgangsbohrungen 32, 33 hindurchreichen und bei einem zylinderförmigen
Kolben 37 enden, der eine mittig angeordnete Aussparung 38 und Befestigungseinrichtungen
39 für den Nadeleinsatz besitzt. Die Befestigungseinrichtung kann vom Bajonett-Typ
sein, es kann sich aber auch um eine einfache Schraubverbindung handeln.
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Der Nadeleinsatz 12 weist eine Hohlnadel 40 mit einer geschärften
Spitze 41 und einem rückwärtigen Ende 42 auf, welches als Nabe 43 und mit Befestigungseinrichtungen
gestaltet ist, die mit der Befestigungseinrichtung 39 zusammenarbeiten. Ein Stift
44 liegt mit seinem rückwärtigen Ende 45 an der Anschlagfläche 21 an und reicht
mit seinem vorderen Ende 46 in die Hohlnadel 40 hinein, wie bei 47 in Fig. 3 ersichtlich.
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Der Depotkörper 15 enthält 8 mg Östradiol und weist einen Durchmesser
von 0,6 mm entsprechend der Bohrung der Nadel auf und ist 20 mm lang. Er kann einen
Kern von ungefähr 0,2 mm Durchmesser aus Progesteron/Östradiol-Mischung enthalten,
um während des letzten Drittels des Zyklus Progestin abzugeben. Der Kern ist schließlich
von einer Hülse aus reinem Östradiol mit einem Außendurchmesser von 0,4 mm umgeben.
Die Größe dieses Depotkörpers ist daraufhin kalkuliert, einen normalen physiologischen
Spiegel an Östradiol während 3 oder 4 Wochen aufrecht zu erhalten, bevor er komplett
absorbiert ist. Die Einstellung der exakten Größe und des Progesterongehaltes kann
entsprechend geeigneter Erfahrung notwendig sein.
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Die Verabreichung des Depotkörpers ist aufgrund der zeichnerischen
Darstellungen klar ersichtlich. Zum Zusammenbau der Einrichtung kann der Schraubdeckel
20 vom Führungszylinder 16 abgeschraubt werden, und zwar zusammen mit den Stangen
33, 34 und der Verriegelungseinrichtung 37. Der Nadeleinsatz 12 wird dann an der
Verriegelungseinrichtung 37 befestigt, so daß der Stift 44 durch die Verriegelungseinrichtung
hindurchreicht und mit seinem freien Ende 15 am Anschlag 21 des Schraubdeckels 20
zur Anlage kommt. Der Nadeleinsatz 12 wird
dann durch die Zylinderführung
16 geschoben und kommt aus der mittigen Öffnung 26 heraus, worauf der Schraubdeckel
wieder auf der Zylinderführung 16 aufgeschraubt wird. Fig. 2 zeigt die zusammengebaute
Verabreichungseinrichtung 10 mit der Nadel im Unterhaut-Fettgewebe eines Patienten.
Dabei ist der Depotkörper an der gewünschten Implantierstelle gelegen,und die Verabreichungseinrichtung
wird demgemäß wie folgt entfernt: Die Führungseinrichtung 11 wird an der dargestellten
Stelle gelassen, indem die Einrichtung mit den Fingergriffen 18 gehalten wird. Durch
Ziehen am Griff 32 nach außen wird die Nadel 40 abgezogen, während der Stift 44
an Ort und Stelle bleibt. Dadurch wird der Depotkörper gewissermaßen gegenüber der
Nadel aufgedeckt und kommt allmählich mit dem Gewebe in Berührung, bis der Stößel
30 seine äußerste Lage erreicht hat, wobei das Ende 46 des Stifts 44 bis jenseits
des Endes der Nadel reicht. Dabei wird derDepotkörper gänzlich frei,und die Verabreichungseinrichkann
ohne Schwierigkeiten abgezogen werden.
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Die Verabreichungseinrichtung kann auch dann als brauchbar angesehen
werden, wenn das Führungselement 11 fortgelassen wird und dafür von Hand betätigbare
Einrichtungen an der etwas vergrößerten Nabe des Nadeleinsatzes 12 vorgesehen werden,
welches zwischen dem Zeigefinger und Mittelfinger gehalten wird, während das äußere
Ende des Stiftes 44 mit einer Daumenbetätigungseinrichtung versehen wird. In diesem
Fall werden Indexeinrichtungen auf der äußeren Oberfläche des Stiftes vorgesehen,
um anzuzeigen, wann die Nadel vollständig abgezogen ist.
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Wie bereits erwähnt, besitzt die bevorzugte Ausführungsform des Depotkörpers
einen Kern aus einem biologisch inerten und biologisch abbaubaren Polymer der in
Fig. 7 und 8 dargestellten Form. Fig. 7 zeigt einen Östradioldepotkörper sowohl
im Längs- als auch im Querschnitt. Der Kern ist 0,6 mm dick , die Östradiolschicht
it 0,025 mm stark. Fig. 8 zeigt einen ähnlichen Depotkörper für aufeinander folgende
Verabreichung von zuerst reinem Östradiol, dann einer Östradiol-Progeston-Kombina-
tion
zur Anregung des normalen Menstruationszyklusses.
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Beide Depotkörper sind so ausgelegt, daß ungefähr 100 ug Östradiol
täglich abgegeben werden, und zwar während ungefähr 21 bis 23 Tagen. Der in Fig.
8 dargestellte Depotkörper liefert zusätzlich noch ungefähr 50 ug Norgestrel pro
Tag während der letzten 10 bis 12 Tage des Zyklusses.
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Durchgeführte Experimente legen nahe, daß die Dichte der Östradiolschicht
ungefähr 2 mg/mm2 betragen soll und daß die Absorptionsgeschwindigkeit von einem
Oberflächenbereich von ungefähr 40 bis 50 mm2 zufriedenstellend ist.
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Der in Fig. 7 dargestellte Depotkörper hat eine Ausgangsoberfläche
von ungefähr 45 mm2 und eine Endoberfläche von ungefähr 43 mm2 nach Beendigung der
Absorption der Östradiolschicht. Er enthält ungefähr 2,2 mg Östradiol.
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Die Depotkörper können gemäß zahlreichen Verfahren hergestellt werden.
Das Faserkern kann durch ein tauchen in eine Östradiolschmelze beschichtet werden,
wonach der noch heiße Körper durch eine Matrize gezogen wird, um den äußeren Durchmesser
festzulegen. Der Kern kann auch wiederholt in eine Lösung von Östradiol und einem
flüchtigen Lösungsmittel getaucht werden, um die Beschichtung auf eine gewünschte
Dicke zu bringen.
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Schließlich ist es möglich, eine Spraybeschichtung mit Östradiol in
einem flüchtigen Lösungsmittel vorzunehmen, wobei eine rotierende Faser einem feinen
Druckspray ausgesetzt wird. Dies kann leicht dadurch bewerkstelligt werden, daß
der Kern von einer Vorratsquelle zu einer Behandlungsstelle gefördert wird und anschließend
der behandelte Kern nach Trocknung oder Verfestigung auf eine Speicherspule aufgewickelt
wird. Die Depotkörper selbst können-von variierender Stärke sein, indem die effektive
Länge variiert wird, indem individuelle Depotkörper von einem länglichen Strang
in gewünschten Intervallen abgeschnitten werden, vorzugsweise mit automatischer
Einrichtung.
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Die Erfindung kann auch bei der Verabreichung von Depotkörpern mit
einem kontrazeptiven Mittel auf Peptidbasis angewendet werden. LHRH (Luliberin)
ist ein
10-Aminosäurepeptid (Decapeptid), welches vom Hypothalamus
abgegeben wird und die Hirnanhangdrüse dazu stimuliert, die gonadotropischen (geschlechtsanregenden)
Glycoproteinhormone, die Luteinhormone (Gelbkörperhormone LH) und die folikelstimulierenden
Hormone (FSH) zu sekretieren, welche ihrerseits die Funktion der Ovarien oder Hoden
regeln und diese dazu bringt, Geschlechtshormone und auch Eier oder Sperma zu produzieren.
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Neuerliche Forschungen haben ergeben, daß gewisse D-Aminosäure-substituierte
Analoge von LHRH auch die Gehirnanhang-Sekretion von FSH und LH hemmen können.
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Von speziellem Interesse sind solche Analogen, welche starke LHRH-Antagonistaktivität
zeigen oder keine Antagonistaktivität. Da diese Peptide einen hypogonadalen Zustand
erzeugen, d.h. die Hoden oder Ovarien werden ruhiggestellt, was reversibel ist,
wenn die Verabreichung des Materials ausgesetzt wird, können diese pharmakologische
Anwendungen bei zahlreichen medizinischen Zuständen haben, in welchen ein derartiger
Zustand wünschenswert ist. Solche Zustände schließen z.B. Prostatacarcinom, Brustkrebs,
weibliche Kontrazeption, männliche Kontrazeption, Endometriose und vorzeitige Pubertät
ein.
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Die obigen Behandlungen sind bereits bekannt.
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Jedoch wurde ein passendes Verfahren der Verabreichung dieser Peptide
an Menschen bisher nicht gefunden. Sie werden leicht im Verdauungssystem zerstört,
so daß möglicherweise keine aktive orale Zubereitung möglich ist.
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Ein System zur genauen, lang anwendbaren, dosierten parenteralen Verabreichung
ist höchst erwünscht. Im Idealfall sollte die Injektion nur wöchentlich, monatlich
oder selbst weniger häufig wiederholt werden. Da nur etwa 10 bis 50 vg/Tag dieser
Substanzen möglicherweise aktiv werden, ist der offenbarte zylindrische Schicht-Depotkörper
in einem dünnen Nadeleinsatz ideal. Es gibt relativ unlösliche Analoge, beispielsweise
NAc-1 Ala(1 )-parachlor-DPhe(2)-dTryp(3,6) LHRH, deren Eigenschaften veröffentlicht
worden sind.
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Eine passende Behandlung schließt ein, daß der Depotkörper mit ungefähr
1,5 mg eines wasserunlöslichen (fettlöslichen) Analoges beschichtet wird und eine
Oberflächengröße aufweist, die zur Abgabe von ungefähr 50 ug/Tag während 30 Tagen
berechnet ist. Wenn der Depotkörper zur Kontrazeption verwendet wird, müssen die
normalen Steroidhormone angewendet werden, da die Analoge deren Produktion und auch
das Entstehen der Gameten unterdrücken. Bei Frauen wird dies dadurch bewerkstelligt,
daß ein Depotkörper mit der Folge Östrogen-Progestogen verabreicht wird und selbst
in der gleichen Nadelimplantation wie beim LHRH-Analogdepotkörper erläutert.
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Bei Männern müßte eine alternative Methode zur Verabreichung von Testosteronen
verwendet werden.
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Die Vorteile des geschilderten Systems der Kontrazeption liegen im
Fortfall der Notwendigkeit, sich täglich an eine Pille zu erinnern. Ferner werden
die Steroide nur in einer physiologischen Dosis gegeben, verglichen mit den großen
Dosen, die für die übliche Kontrazeption benötigt werden. Das LHRH-Analog ist das
aktuelle kontrazeptive Agens, welches die Beeinträchtigung der Leber infolge hoher
Steroiddosen vermeidet. Die Anwendung vermeidet Giftwirkungen, wie diese im Zusammenhang
mit der Geburtenkontrollenpille, wie Hypertension, Phlebitis und Embolie, sowie
erhöhtes Risiko von Herzkranzgefäßerkrankungen usw. gebracht werden.