DE3414083C2 - - Google Patents
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Description
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von
durch lebende Zellen produzierten, nicht sekretierten
Substanzen.
Die Fortschritte in der Zellbiologie führten zu
der Erkenntnis, daß die Konzentration einer Anzahl
biologisch aktiver Substanzen innerhalb der Zelle
wesentlich größer ist als im umgebenden Medium.
Diese Substanzen werden aufgrund ihrer Molekülmasse,
ihrer Ladung oder aus anderen Gründen
nicht leicht durch die Zellmembran transportiert
oder auch von den Zellen überhaupt nicht sezerniert.
Bisherige Verfahren zur Gewinnung dieser Produkte
erforderten das Aufbrechen oder die Lyse der Zellmembran.
Aufgrund der Zellyse wird das Medium
mit Zellfragmenten sowie unerwünschten hochmolekularen
Verunreinigungen kontaminiert. Da die
Konzentration der nicht sekretierten Substanzen
im Vergleich mit der Gesamtkonzentration der Zellbestandteile
relativ klein ist, stößt die Gewinnung
solcher interessierender Substanzen in zahlreichen
Fällen auf große Schwierigkeiten. Unter nicht
sekretierten Substanzen werden hierbei Substanzen
verstanden, die innerhalb der Zelle in signifikanten,
gewinnbaren Mengen produziert werden, jedoch
nicht oder nur teilweise sekretiert werden.
Ein begleitendes Problem besteht in der Freisetzung
von Pyrogenen, d. h. Fieber hervorrufenden
Substanzen, aus den Zellen während der Zellyse.
Zahlreiche zu den Prokaryonten gehörenden Bakterien
und insbesondere die Gram-negativen Enterobakterien
erzeugen pyrogene Endotoxine. Da diese Gram-negativen
Bakterien, beispielsweise E. coli, Bazillen
sowie Pseudomonas Grundbakterien darstellen, die
bei der DNA-Rekombinanttechnik verwendet werden,
stellen die von diesen Bakterien erzeugten pyrogenen
Endotoxine ein gravierendes Problem dar. Diese
pyrogenen Substanzen sind hauptsächlich Lipopolysaccharide
mit Molekülmassen über 5 · 10⁴.
Eine Anzahl von Enzymen und anderen nicht sekretierten
interessierenden Substanzen besitzen niedrigere
Molekülmassen als Pyrogene, so daß ein Verfahren
zur molekularen Abtrennung von bei der Zellyse
freigesetzten Verunreinigungen bei der Reinigung
und Gewinnung solcher Substanzen günstig wäre.
In der US-PS 44 09 331 ist ein Verfahren zur Gewinnung
von durch Zellen erzeugten Substanzen angegeben.
Bei diesem Verfahren können die von den Zellen
sekretierten Substanzen mit niederer Molekülmasse
durch die semipermeable Membran von Mikrokapseln, in
denen sich die Zellen befinden, hindurchdiffundieren
und bei minimaler Kontamination im extrakapsulären
Medium gewonnen werden, wobei die von den Zellen ausgeschiedenen
Substanzen mit höherer Molekülmasse
innerhalb der Mikrokapseln festgehalten und durch
Zerstörung der Kapselmembran ohne Lyse der Zelle
gewonnen werden können.
Der Erfindung liegt demgegenüber die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zur Gewinnung von durch
lebende Zellen produzierten, nicht sekretierten
Substanzen anzugeben, mit dem diese Substanzen im wesentlichen
frei von Verunreinigungen gewonnen werden können.
Zugleich soll dieses Verfahren die im
wesentlichen pyrogenfreie Gewinnung nicht
sekretierter Substanzen von pyrogenerzeugenden
Mikroorganismen ermöglichen. Ferner soll die
Lyse der Zellmembranen eingekapselter Zellen
ohne Zerstörung der Membran der umgebenden Mikrokapsel
möglich sein. Weiterhin soll die Gewinnung
niedermolekularer, nicht sekretierter Substanzen
von genetisch modifizierten Bakterien möglich sein.
Die Aufgabe wird gemäß Anspruch 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand
der Unteransprüche.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist gekennzeichnet
durch folgende Schritte:
- (A) Einkapseln der Zellen innerhalb von Kapselmembranen mit Permeabilitätseigenschaften, die den Durchtritt der betreffenden Substanz erlauben, hochmolekulare Verunreinigungen jedoch zurückhalten,
- (B) Suspendieren der eingekapselten Zellen in einem wäßrigen Kulturmedium,
- (C) Ablaufenlassen der Stoffwechseltätigkeit der Zellen innerhalb der Kapselmembranen,
- (D) Lysieren der Zellmembranen der Zellen ohne Aufbrechen der Kapselmembranen,
- (E) Diffundierenlassen der betreffenden Substanz durch die Kapselmembranen hindurch in die extrakapsuläre Flüssigkeit hinein und
- (F) Gewinnung der betreffenden Substanz aus der extrakapulären Flüssigkeit.
Es ist im Rahmen der Erfindung auch möglich, in
Schritt (C) das Zellwachstum bzw. die Mitose innerhalb
der Kapseln ablaufen zu lassen, wobei in jeder
Kapsel eine Zellkolonie gebildet wird, die sich vervielfacht
und das Kapselvolumen im wesentlichen ausfüllt,
jedoch die Kapselmembran nicht zerstört.
Der Schritt (D) der Lyse der Zellmembranen wird
vorzugsweise durch Suspendieren der Kapseln in einem
Detergens bzw. einem grenzflächenaktiven Mittel vorgenommen,
das die Kapselmembranen nicht zerstört.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren werden die durch
Zellen produzierten, nicht sekretierten Substanzen
als Rohprodukt mit verringerter Konzentration an
hochmolekularen Verunreinigungen sowie höherer
spezifischer Aktivität erhalten. Das Verfahren eignet
sich insbesondere zur Gewinnung nicht sekretierter
niedermolekularer Substanzen, die von natürlichen
oder genetisch modifizierten pyrogenerzeugenden
Prokaryonten bzw. Bakterien produziert werden.
Die Mehrzahl der hochmolekularen Pyrogene wie
etwa Endotoxine verbleibt dabei innerhalb der
Kapseln, während die niedermolekularen Substanzen
rasch durch die Poren der Kapselmembranen hindurch
nach außen diffundieren. Die Membranporen
stellen dabei gewundene Kanäle dar, die den Durchtritt
der angestrebten niedermolekularen Substanzen
durch die Kapselmembranen erlauben, die unerwünschten
hochmolekularen Verunreinigungen jedoch
zurückhalten.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der
Zeichnung näher erläutert; es zeigt
Fig. 1 eine Wachstumskurve eines genetisch
modifizierten, pyrogenerzeugenden
Bakteriums, welches das Enzym Penicillinase
produziert. Aus dem Diagramm geht hervor,
daß die Einkapselung des Bakteriums
seine Wachstumsgeschwindigkeit im Vergleich
mit einer herkömmlichen Suspensionskultur
nicht beeinträchtigt,
Fig. 2 ein Diagramm zur Abhängigkeit der Konzentration
an Penicillinase von der Kultivierungsdauer,
aus dem hervorgeht, daß die
intrazelluläre Produktion der betreffenden
Substanz unabhängig davon, ob die Zellen
in einer herkömmlichen Suspensionskultur
oder in einer eingekapselten Kultur kultiviert
werden, im wesentlichen identisch ist,
Fig. 3 ein Diagramm zur Abhängigkeit der Konzentration
an Penicillinase von der Zeit, das
die Kinetik der Freisetzung der Penicillinase
durch die semipermeablen Kapselmembranen nach
der Lyse der Zellmembranen erläutert,
Fig. 4 ein Diagramm zur Abhängigkeit der Pyrogenkonzentration
in der extrakapsulären Flüssigkeit,
in der intrakapsulären Flüssigkeit
sowie in einem herkömmlichen Suspensionskulturmedium
nach der Lyse der Zellen
und
Fig. 5 Wachstumskurven einer Eukaryonten-Zellkultur,
aus denen hervorgeht,
daß die Wachstumsgeschwindigkeit im Vergleich
mit einer herkömmlichen Suspensionskultur
durch die Einkapselung nicht
beeinträchtigt wird.
Das Verfahren eignet sich für beliebige Systeme
von Zellen, die eine angestrebte Substanz mit
einer Molekülmasse produzieren, die niedriger
ist als die Molekülmasse potentieller Verunreinigungen.
Das Verfahren eignet sich besonders
zur Kultivierung von Prokaryontenzellen als Quelle
für entsprechende nicht sekretierte Substanzen, wobei
hierfür natürlich vorkommende wie auch genetisch
modifizierte Zellen gleichermaßen in Frage kommen.
Prokaryontenzellen benötigen zur Zellernährung in
erster Linie niedermolekulare Substanzen, die
leicht durch die semipermeable Membran hindurchtransportiert
werden können, was das Zellwachstum
und die Mitose erleichtert und zu einer höheren
Produktion an der angestrebten Substanz führt.
Die Zellkolonien werden dabei sich vermehren gelassen, bis sie
die Kapseln im wesentlichen ausfüllen, die Kapselmembranen
jedoch noch nicht brechen.
Wie oben erwähnt, werden bei den meisten
DNA-Rekombinantverfahren Gram-negative Enterobakterien
als Wirtsorganismen verwendet. Viele dieser Bakterien
produzieren pyrogene Endotoxine, die bei der Zellyse
freigesetzt werden. Zur Gewinnung einer
angestrebten, von derartigen pyrogenen Kulturen
erzeugten Substanz in einer verwendbaren Form müssen
die Pyrogene normalerweise abgetrennt werden.
Praktisch alle derartigen Pyrogene besitzen Molekülmassen
über 5 · 10⁴.
Eine semipermeable Membran
mit Permeabilitätseigenschaften, die den Transport
von Molekülen mit einer Geschwindigkeit erlaubt,
die in reziproker Abhängigkeit zu ihrem Molekulargewicht
steht, oder den Transport hochmolekularer
Verunreinigungen verhindert, kann entsprechend erfindungsgemäß
die Reinigung der angestrebten niedermolekularen
Produkte in signifikanter Weise verbessern.
Ein weiterer, sehr vorteilhafter Aspekt des
Erfindungskonzepts ist, daß die Sterilhaltung von
Kulturen in sehr einfacher Weise möglich ist, wodurch
wiederum die Möglichkeit einer Verunreinigung
der Kultur oder des Produkts verringert ist. Da
die Menge der von den Zellen produzierten Substanz
nur sehr klein ist, stellen derartige Verunreinigungen
der Kultur eines der Hauptprobleme im Stand
der Technik dar. Durch die Einkapselung wird eine
physikalische Barriere gegen jedwede Kontamination
erzeugt.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist auf eine
große Vielzahl von durch Zellen produzierten Substanzen
anwendbar, insbesondere solche mit relativ kleiner
Molekülmasse. Beispiele für Pyrogene, die
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren eliminiert werden
können, sind etwa Endotoxine, wie sie von E. coli
als Lipoproteide produziert werden. Eine Voraussetzung
für die Anwendbarkeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens liegt entsprechend darin, daß die zu gewinnende
Substanz eine kleinere Molekülmasse aufweist
als das Pyrogen oder andere Verunreinigungen,
die ausgeschlossen werden sollen.
Die Durchführbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens
hängt zum Teil davon ab, ob es gelingt, entsprechende
Zellen in einer semipermeablen Membran
einzukapseln, ohne daß hierdurch ihre Lebensfähigkeit
ungünstig beeinflußt wird.
Im folgenden wird ein geeignetes Mikroverkapselungsverfahren
im einzelnen erläutert, das erfolgreich
zur Herstellung lebensfähiger Zellkulturen
herangezogen wurde. Die Aufrechterhaltung der Lebensfähigkeit
einer Zellkultur verlangt, daß ausreichend
Nährstoffe und Sauerstoff durch die Kapselmembranen
hindurchtransportiert werden können. Die Mikrokapselmembranen
schließen ferner verunreinigende
Bakterien von der Kultur aus. Die Kapselmembranen
müssen unter pH-Bedingungen erzeugt werden, unter
denen die Lebensfähigkeit der Zellen nicht beeinträchtigt
wird. Die Größe der Mikrokapseln kann
innerhalb eines sehr weiten Bereichs variieren;
die besten Ergebnisse wurden mit Kapseln mit
einem Durchmesser von 100 bis 1000 µm erzielt.
Bei der Einkapselung der Zellen bildet eine
mit den Zellen physiologisch verträgliche wasserlösliche
Substanz, die wasserunlöslich gemacht werden
kann, um die einzelnen Zellen oder Gruppen von Zellen
herum eine formbeständige, zusammenhängende Masse
bzw. "temporäre Matrix". Diese temporäre Matrix kann
dann so behandelt werden, daß eine dauerhaftere
semipermeable Membran um die Zelle herum abgeschieden
wird, wobei zugleich die Lebensfähigkeit der
Zellen gewährleistet ist. Die wasserlösliche Substanz
wird, typischerweise in einer Menge von größenordnungsmäßig
0,5 bis 2%, zu einer Suspension der Zellen in
einer entsprechenden Salzlösung zugegeben, worauf das
resultierende Gemisch in Tröpfchen umgewandelt wird.
Die erzeugten Tröpfchen werden dann zur Ausbildung
der temporären Matrix wasserunlöslich gemacht und
in Gelform übergeführt. Diese temporäre Matrix
wird mit einer dauerhafteren Kapselmembran versehen,
wobei das Kapselinnere vorzugsweise wieder
verflüssigt wird, indem die Bedingungen wiederhergestellt
werden, unter denen die wasserlösliche
Substanz flüssig war. Der Wiederverflüssigungsschritt
erlaubt den Stofftransport von Nährstoffen
sowie das Zellwachstum.
Als Materialien zur Ausbildung der temporären
Matrix können beliebige nichttoxische, wasserlösliche
Materialien Verwendung finden, die durch
Änderung der Ionenumgebung oder Ionenkonzentration
in eine formbeständige Masse übergeführt werden
können. Das Material sollte ferner eine Vielzahl
leicht ionisierbarer anionischer Gruppen, beispielsweise
Carboxylgruppen, enthalten, die durch
Salzbildung mit Polymeren reagieren können, die
eine Vielzahl von kationischen Gruppen enthalten. Wie
aus dem folgenden hervorgeht, ermöglicht die Verwendung
dieses Typs von Material die Ausbildung einer
permanenten Kapselmembran mit einer wählbaren Obergrenze
der Permeabilität ohne Schwierigkeiten auf
den Oberflächenschichten der temporären Matrix.
Bevorzugte Materialien zur Erzeugung der
temporären Matrix sind saure, wasserlösliche
natürliche oder synthetische Polysaccharid-Polymere
bzw. -Gummis. Derartige Materialien sind handelsüblich.
Sie werden in der Regel aus pflanzlichem Material
extrahiert und dienen zumeist als Lebensmittelzusätze.
Bevorzugter wasserlöslicher Gummi
ist Natriumalginat. Alginate im Molekülmassenbereich
von 150 000 aufwärts können verwendet werden,
eignen sich jedoch wegen ihrer molekularen
Dimensionen und ihrer Viskosität im allgemeinen
nicht zur Permeation der am Ende des Verfahrens
erzeugten Kapselmembranen. Alginate mit niedrigerer
Molekülmasse, beispielsweise im Bereich von
50 000 bis 80 000, lassen sich leichter durch
Diffusion durch eine Membran mit ausreichender
Porosität aus dem intrakapsulären Volumen entfernen
und sind daher bevorzugt. Andere verwendbare Polymere
sind saure Fraktionen von Guargummi, Carrageenan,
Pectin, Traganthgummi oder etwa Xanthangummi.
Diese Materialien weisen glycosidisch verknüpfte
Saccharidketten auf. Ihre freien Säuregruppen
liegen in vielen Fällen in der Alkalimetallionenform
vor, beispielsweise in der Natriumform.
Beim Austausch dieser Alkalimetallionen gegen mehrwertige
Ionen wie etwa von Calcium oder Aluminium
werden die wasserlöslichen Polysaccharidmoleküle
unter Ausbildung eines wasserunlöslichen,
formbeständigen Gels "vernetzt", das
durch Abtrennung der mehrwertigen Ionen durch Ionenaustausch
oder Komplexbildung, etwa mit einem Chelatbildner,
wieder in Lösung gebracht werden kann. Obgleich
im wesentlichen jedes mehrwertige Ion, das
mit dem sauren Gummi ein Salz bilden kann, für diese
Verfahrensweise geeignet ist, ist die Verwendung
physiologisch verträglicher Ionen wie beispielsweise von
Calciumionen bevorzugt. Hierbei kann ausgenützt werden,
daß derartige Ionen dazu geeignet sind, Gewebe
im lebenden Zustand zu erhalten. Während andere
mehrwertige Kationen verwendbar sind, ergab sich,
daß Magnesiumionen bei der Gelerzeugung mit Natriumalginat
unwirksam sind.
Eine typische Verfahrensweise zur Herstellung
von Mikrokapseln umfaßt folgende Schritte: Zunächst
werden die Zellen in einer Lösung einer Konzentration
von 0,5 bis 2,5% (G/V) des ausgewählten Polymers
in physiologischer Salzlösung suspendiert. Bei
Verwendung von Natriumalginat liegt eine brauchbare
Konzentration im Bereich von 0,6 bis 2,4%
(G/V). Anschließend werden aus der die Zellen enthaltenden
Polymerlösung Tröpfchen der gewünschten
Größe hergestellt, die unmittelbar darauf unter
Ausbildung formbeständiger Massen in die Gelform
übergeführt werden, wobei die Geltröpfchen vorzugsweise,
jedoch nicht zwingend, sphärische oder
sphäroidale Form besitzen. Die Tröpfchenerzeugung
kann nach an sich bekannten Verfahren vorgenommen
werden, beispielsweise nach der nachstehend angegebenen
Verfahrensweise.
Ein Rohr, das eine wäßrige Lösung mehrwertiger
Kationen, beispielsweise eine 1,5%ige (G/V) CaCl₂-
Lösung, enthält, wird mit einem Stopfen versehen,
der eine Tropfenerzeugungsvorrichtung trägt. Die
Vorrichtung besteht aus einem Gehäuse mit einer
oberen Lufteinlaßdüse und einem länglichen Hohlkörper,
der mit gleitender Reibung im Stopfen eingepaßt
ist. Eine mit einer Schrittpumpe ausgerüstete
10-ml-Spritze ist oberhalb des Gehäuses vorgesehen,
wobei eine Nadel, beispielsweise eine mit Polytetrafluorethylen
beschichtete Nadel von 0,25 mm Durchmesser,
durch die gesamte Länge des Gehäuses hindurchgeht.
Das Innere des Gehäues ist so ausgebildet,
daß die Spitze der Nadel einer konstanten
laminaren Luftströmung ausgesetzt ist, so daß die
Vorrichtung als Zerstäuber wirkt. Die Luft entweicht
durch eine Öffnung im Stopfen aus dem Rohr. Bei Betätigung
der Schrittpumpe werden schrittweise aus
der Spritze, die mit der das einzukapselnde Material
enthaltenden Lösung gefüllt ist, Lösungströpfchen
herausgedrückt, die an der Nadelspitze erscheinen.
Die Lösungströpfchen werden jeweils vom Luftstrom
abgerissen und fallen etwa 2,5 cm tief in die CaCl₂-
Lösung, in der sie durch Aufnahme von Calciumionen
unmittelbar in den Gelzustand übergehen. Der Abstand
zwischen der Nadelspitze und der Oberfläche der
CaCl₂-Lösung ist bei diesem speziellen Beispiel
groß genug, daß die Natriumalginat-Zellsuspension
die physikalisch günstigste Form anzunehmen vermag,
nämlich die Form einer Kugel, d. h. maximales Volumen
bei minimaler Oberfläche.
Diese Verfahrensweise führt zu einer Art Vernetzung
des Gels und zur Bildung einer hochviskosen,
formbeständigen, zu Schutzzwecken dienenden temporären
Matrix, die das suspendierte Gewebe bzw. die suspendierten
Zellen und das entsprechende Medium enthält. Die
einzelnen Matrixkügelchen sammeln sich in der Lösung
als separate Phase an und können beispielsweise
durch Absaugen abgetrennt werden.
Im nächsten Schritt wird eine semipermeable
Membran auf der Oberfläche der temporären Matrix
durch "Vernetzung" von Oberflächenschichten aufgebracht.
Dies kann dadurch erfolgen, daß die in
Gelform übergeführte temporäre Matrix einer wäßrigen
Lösung eines Polymers ausgesetzt wird, das kationische
Gruppen enthält, die mit den anionischen
funktionellen Gruppen in den Gelmolekülen reagieren
können. Polymere, die säurereaktive Gruppen
wie etwa freie Imino- oder Aminogruppen enthalten,
sind hierbei bevorzugt. So wird beispielsweise
ein Polysaccharidgummi durch Wechselwirkung (Bildung
von Salzbindungen) zwischen den Carboxylgruppen
und den Imino- oder Aminogruppen vernetzt.
Die Permeabilität kann hierbei innerhalb bestimmter
Grenzen durch Auswahl der Molekülmasse
des eingesetzten vernetzenden Polymers sowie
durch Einstellung der Konzentration der Polymerlösung
und die Dauer der Exposition eingestellt
bzw. gesteuert werden. Eine Lösung eines Polymers
mit niederer Molekülmasse penetriert innerhalb
einer gegebenen Zeitdauer weiter in die
temporären Kapseln hinein, als dies bei einem
Polymer mit hoher Molekülmasse der Fall ist.
Der Penetrationsgrad des Vernetzungsmittels läßt sich
mit der resultierenden Permeabilität korrelieren.
Allgemein gilt, daß die Porengröße um so größer ist,
je höher die Molekülmasse und je kleiner die
Eindringtiefe sind. Allgemein sind Polymere mit
einer Molekülmasse im Bereich von 3000 bis
100 000 oder auch darüber je nach Dauer der Reaktion,
der Konzentration der Polymerlösung und dem angestrebten
Permeabilitätsgrad verwendbar. Bei Verwendung
von Polylysin mit einer mittleren Molekülmasse
von etwa 35 000 lassen sich günstige
Ergebnisse bei einer Reaktionsdauer von 2 min unter
Rühren und Verwendung einer physiologischen Salzlösung
erzielen, die 0,0167% Polylysin enthält.
Hierbei werden Kapselmembranen mit einer Obergrenze
der Permeabilität erhalten, die einer
Molekülmasse von etwa 100 000 entspricht.
Optimale Reaktionsbedingungen, die sich zur Kontrolle
bzw. Einstellung der Permeabilität in einem gegebenen
System eignen, sind aufgrund der obigen
Leitlinien leicht empirisch zu ermitteln. Nach
diesem Verfahren kann die Obergrenze der Permeabilität
der Kapselmembranen auf einen gewünschten Wert
eingestellt werden.
Beispiele für geeignete vernetzende Polymere
sind Proteine und Polypeptide natürlichen oder
synthetischen Ursprungs mit freien Amino- oder
Iminogruppen, Polyethylenamine, Polyethylenimine
sowie etwa Polyvinylamine. Polylysin wurde sowohl
in der D- als auch in der L-Form erfolgreich eingesetzt.
Ferner sind auch Proteine wie Polyarginin,
Polycitrullin und Polyornithin verwendbar. Polymere
mit höherer positiver Ladungsdichte wie beispielsweise
Polyvinylamin haften stark an den anionischen Gruppen
der Gelmoleküle unter Ausbildung stabiler Assoziatmoleküle,
weshalb entsprechende Kapselmembranen
schwieriger aufzubrechen sind.
Zur weiteren Einstellung der Porengröße kann
eine zusätzliche Beschichtung mit einem kationischen
Polymer oder einem Gummi herangezogen werden. Diese
zusätzliche Beschichtung kann aus dem gleichen Polymer
bestehen, das auch zur Erzeugung der temporären
Matrix herangezogen wurde; hierfür können jedoch
auch beliebige andere geeignete Polymere herangezogen
werden, beispielsweise die oben beschriebenen Polymeren.
Auf Mikrokapseln aus Natriumalginat/Poly-L-
Lysin konnte z. B. günstig eine Polyvinylaminbeschichtung
aufgebracht werden.
Durch Behandlung mit einer verdünnten Gellösung
werden freie Aminogruppen auf der Kapseloberfläche
gebunden und blockiert, die sonst zu einer Verklumpung
der Kapsel führen könnten.
In diesem Stadium der Einkapselung weisen die
gewonnenen Kapseln eine semipermeable Membran auf,
die eine in Gelform übergeführte Lösung des
Polymers, ein mit dem betreffenden Zelltyp verträgliches
Kulturmedium sowie eine oder mehrere
Zellen umgibt. Da der Stofftransport innerhalb
der Kapsel und durch die Kapselmembran hindurch
beschleunigt werden soll, ist es bevorzugt, das Gel im
Kapselinneren wieder zur wasserlöslichen Form zu verflüssigen.
Dies kann durch Wiederherstellung der Bedingungen
erfolgen, unter denen das Gel flüssig ist, beispielsweise
durch Abtrennung der Calciumionen oder
anderer mehrwertiger Kationen aus dem inneren Gel.
Das Medium in der Kapsel kann in einfacher Weise
dadurch wieder verflüssigt werden, daß die Kapseln
in phosphatgepufferte Salzlösung eingebracht werden,
die Alkalimetallionen und Wasserstoffionen
enthält. Die Calciumionen bzw. andere mehrwertige
Ionen werden hierbei innerhalb des Gels gegen einwertige
Ionen ausgetauscht, wenn die Kapseln unter
Rühren in eine solche Lösung eingetaucht werden.
Für den gleichen Zweck können auch Lösungen von Natriumcitrat
verwendet werden, das zur Maskierung der
zweiwertigen Ionen dient.
Die wie oben eingekapselten Zellkulturen können
in einem Kulturmedium suspendiert werden, das
speziell so zusammengesetzt ist, daß es alle Anforderungen
der jeweils verwendeten Zellen erfüllt
und die Zellen darin normalen Stoffwechsel
zeigen. Die Bestandteile solcher Medien, die üblicherweise
zur Förderung des Wachstums der Zellen herangezogen
werden, besitzen typischerweise relativ
niederer Molekülmasse und diffundieren leicht
durch die Kapselmembranen hindurch in die Mikroumgebung
der Zellen, wo sie durch die Zellmembranen
permeieren. Die Stoffwechselprodukte
der Zellen, die in das intrakapsuläre Medium hinein
sekretiert werden, diffundieren ebenfalls, wenn
ihre Molekülmasse unter der Obergrenze der
Permeabilität der Kapselmembranen liegt, hindurch
und sammeln sich im extrakapsulären Medium an.
Die eingekapselten Zellen können unter
Bedingungen der Temperatur, des pH-Werts und der
Ionenumgebung kultiviert werden, die gleich sind
wie bei herkömmlichen Kulturen. Die Wachstumsrate
der Kultur wird dabei durch die Mikroverkapselung
nicht verschlechtert. Durch die Zellkultivierung füllen
sich dabei die Kapseln mit Zellen aus, was jedoch
nicht zu einem Bruch der Kapselmembran führt.
Nach dem Wachsen der Kultur ist die Hauptmenge
der angestrebten nicht sekretierten
Substanz noch in den Zellen enthalten. Zur Gewinnung
dieser Substanz werden die Zellen aus
dem zum Wachstum verwendeten Kulturmedium entfernt,
worauf die Zellmembranen ohne Zerstörung
der Kapselmembranen lysiert werden. Ein bevorzugtes
Verfahren zur Durchführung der Zellyse besteht
im Suspendieren der Zellen in einem Detergens
bzw. grenzflächenaktiven Mittel, das die Zellmembranen
nicht aufbricht, jedoch zur Lyse der Zellmembranen
führt. Hierfür wurden eine Reihe von
Detergentien erfolgreich eingesetzt, beispielsweise
Natriumdodecylsulfat, Natriumdesoxycholat sowie
nichtionische Detergentien, jedoch ist die
Verwendung von Guanidinhydrochlorid
bei Prokaryontenzellen bevorzugt. Überraschenderweise
führen Detergentien, die zum Aufbrechen
ionischer Wechselwirkungen führen, wie beispielsweise
Natriumdodecylsulfat, Natriumdesoxycholat
und Guanidinhydrochlorid, nicht zur Zerstörung
der Mikrokapselmembranen und sind daher zur Anwendung
bei Prokaryontenzellen bevorzugt.
Gemäß einer typischen Verfahrensweise werden
die Kapseln durch Absaugen vom Kulturmedium getrennt,
mit gepufferter Salzlösung gewaschen und
mit einem gleichen Volumen beispielsweise einer
4M Guanidinhydrochloridlösung gemischt. Die erhaltene
Suspension wird dann mit 2M Guanidinhydrochloridlösung
verdünnt, bis die Kapseln etwa ¹/₁₀
des gesamten Flüssigkeitsvolumens ausmachen.
Anschließend wird die Suspension bei 37°C inkubiert,
worauf das Produkt aus dem Überstand
gewonnen wird.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von
Beispielen näher erläutert, aus denen die besondere
Effektivität des erfindungsgemäßen Verfahrens hervorgeht.
Das Beispiel erläutert die Effektivität des erfindungsgemäßen
Verfahrens bei Prokaryontenzellen
unter Vergleich des Einkapselungsverfahrens mit
der üblichen Standard-Kultivierungstechnik, d. h.
monodispersen Suspensionen, bei genetisch modifizierten
Bakterien. In diesem Beispiel wurde ein
Stamm von E. coli verwendet, der durch Einführung
eines Penicillinase produzierenden Plasmids modifiziert
war. Dieses entsprechend ampicillinresistente
Bakterium steht beispielhaft für genetisch modifizierte
Zellen, die erfindungsgemäß günstig kultiviert
werden können. Das eingesetzte Bakterium produziert
ein pyrogenes Lipopolysaccharid, d. h. ein Endotoxin,
mit einer mittleren Molekülmasse von mehr
als etwa 5 · 10⁴. Dieses Endotoxin stellt das Hauptproblem
bei der Reinigung von Produkten dar, die
in vivo verwendet werden sollen. Lediglich etwa
20% der Penicillinase werden von den Zellen
sekretiert, während der Rest innerhalb der Zelle
zurückgehalten wird. Die vom eingeführten Plasmid produzierte
Penicillinase besitzt eine Molekülmasse
von etwa 3 · 10⁴.
Der erste Verfahrensschritt bestand in der Einkapselung
der Zellen. Eine Kultur des Bakteriums,
die gefroren aufbewahrt worden war, wurde
über Nacht in Standard-Luria-Nährlösung (LB) inkubiert.
Die LB-Nährlösung enthielt 10 g/l Trypton,
5 g/l Hefeextrakt,
10 g/l Natriumchlorid und
25 mg/l Ampicillin. Das Medium wurde durch
Lösen der obigen Bestandteile und Sterilisation
des Gemischs durch Filtration durch ein 0,22-µm-
Filter hergestellt. Dieses
Medium fördert das Wachstum der Zellen, während
andere, nicht ampicillinresistente Stämme
eliminiert werden.
1 ml der Suspension wurde 3 min zentrifugiert,
wobei ein kleines Bakterienpellet erhalten wurde.
Die Bakterien wurden in 0,2 ml 0,15 M Natriumchloridlösung
resuspendiert und gründlich in
20 ml einer 1,6%igen (G/V) Lösung von Natriumalginat
eingemischt.
Die temporäre Matrix wurde dann dadurch hergestellt,
daß das Alginat-Bakterien-Gemisch durch
eine Tropfenerzeugungsvorrichtung (wie oben beschrieben)
hindurchgedrückt wurde, und die resultierenden flüssigen Mikrokügelchen
mit einer 1,2%igen (G/V) CaCl₂-Lösung zur
Gelbildung des Alginats in Kontakt gebracht wurden.
Die temporäre Matrix wurde dann wiederholt mit einer
0,15 M Natriumchloridlösung gewaschen und dann zur
Ausbildung der Kapselmembranen 6 min in eine Lösung
von Poly-L-lysin (Molekülmasse 6,5 · 10⁴)
einer Konzentration von 0,5 g/l eingebracht. Die erhaltenen
Kapseln wurden dann in einer 0,2%igen
(G/V) CaCl₂-Lösung, einer 0,014%igen (G/V) CHES-
Pufferlösung (N-Cyclohexylaminoethansulfonsäure)
mit pH 7,4 und anschließend einer 0,2%igen
(G/V) CaCl₂-Lösung gewaschen. Eine zweite Beschichtung
von Polyvinylamin (PVA) wurde durch Einbringen
der Kapseln in eine 0,6%ige (G/V) Lösung von PVA
in Salzlösung während 5 min erzeugt.
Die erhaltenen Kapseln wurden dann zweimal mit Salzlösung
gewaschen und anschließend 4 min in eine
0,06%ige (G/V) Natriumalginat/Salzlösung eingebracht.
Nach zwei zusätzlichen Waschvorgängen mit Salzlösung
wurden die Kapseln zweimal mit 55 mM Natriumcitrat-
Salzlösung gewaschen, wobei der erste Waschvorgang
16 min und der zweite Waschvorgang 6 min dauerten.
Nach zwei zusätzlichen Waschvorgängen mit Salzlösung
wurden die Kapseln in frischer LB-Nährlösung resuspendiert,
der Natriumcitrat zu einer Endkonzentration
von 10 mM zugesetzt worden war, um die Rückumwandlung
des Alginats in ein Gel zu verhindern.
Die Zellen wurden dann vor der Gewinnung 24 h
bei 37°C inkubiert.
Die erhaltenen Ergebnisse sind in Fig. 1 zusammengefaßt,
in der die Wachstumsrate bei eingekapselten
Zellen mit der Wachstumsrate von Zellen in einer herkömmlichen
Suspensionskultur verglichen ist. Proben
von beiden Kulturen wurden zu verschiedenen Zeitpunkten
entnommen, wobei die Konzentration jeweils
durch Messung der Absorption bei 550 nm ermittelt
wurde. Wie Fig. 1 zeigt, waren die erhaltenen Wachstumsraten
praktisch identisch, woraus hervorgeht,
daß die Einkapselung die Lebensfähigkeit der Zellen
nicht negativ beeinflußt. Die Kapseln besaßen eine
mittlere Größe von etwa 800 µm, wobei jede Kapsel
bis zu etwa 10⁵ Zellen enthielt.
Nach dem Wachstum der Zellkultur wurden die
Kapseln durch Absaugen vom LB-Nährmedium getrennt
und wiederholt mit steriler, phosphatgepufferter
Salzlösung (PBS) gewaschen. Nach Messung des Volumens
der Kapseln wurde eine gleiche Menge 4M Guanidinhydrochloridlösung
in PBS zugesetzt. Die resultierende
Suspension wurde dann mit 2M Guanidinhydrochloridlösung
verdünnt, bis das Kapselvolumen etwa
10% des Flüssigkeitsvolumens ausmachte. Die Kapseln
wurden danach in einer Kulturflasche
bei 37°C inkubiert, wobei zu verschiedenen Zeitpunkten
Proben des Überstands und Proben der Kapseln
entnommen wurden. Zu jedem Zeitpunkt wurden 3 ml der
suspendierten Kapsellösung aus der Kultur herauspipettiert.
Der Überstand wurde als Probe abgezogen,
während die Kapseln mit einem gleichen Volumen
frischer 2M Guanidinhydrochloridlösung versetzt
wurden. Die Kapselmembran wurde unter Verwendung
eines 7-ml-Homogenisators
aufgebrochen. Mit einer Tischzentrifuge
wurden dann die Kapselmembranen und die Zellmembranfragmente
abzentrifugiert; der resultierende Überstand
wurde als intrakapsuläres Probenmaterial angesehen.
Jede Probe wurde auf ihre Enzymkonzentration
sowie ihre Endotoxinkonzentration geprüft. Zur
Bestimmung der Enzymkonzentration wurden die Proben
mit Wasser auf ein Volumen von 1 ml verdünnt und
mit 1 ml einer 1%igen Gelatinelösung in Wasser
versetzt. Das Gelatine-Proben-Gemisch wurde anschließend
zu 5 ml Phosphatpufferlösung pH 6,5
mit 2 mg/l Penicillin G zugegeben und 30 min
bei 30°C inkubiert. 10 ml eines Gemischs von
0,017 N Jodlösung, 0,6 M Kaliumjodid und 1,75 M
Natriumacetatlösung pH 4,0 wurden zu dem erhaltenen
Gemisch zugegeben, worauf nochmals 10 min inkubiert
wurde. Die resultierende gefärbte Lösung wurde
dann mit 0,017 N Natriumthiosulfatlösung titriert,
bis die Farbe vollständig verschwand. Der Test
beruht auf der Reaktion zwischen Penicillosäure
und freiem Jod. Die in der Probe vorhandene Penicillinase
reagiert mit dem zugesetzten Penicillin
unter Bildung von Penicillosäure, die ihrerseits
mit freiem Jod reagiert, wobei Jod aus der Lösung
verbraucht wird. Das Natriumthiosulfat reagiert
ebenfalls mit freiem Jod, so daß die Menge an
zur Entfärbung verbrauchtem Thiosulfat ein
Maß für die Menge an in der Lösung vorliegender
Penicillosäure und damit indirekt ein Maß für die
Penicillinaseaktivität darstellt. Je weniger Thiosulfat
zur Entfärbung der Lösung gebraucht wird, desto
höher war die Penicillinaseaktivität in der ursprünglichen
Lösung. Die Penicillinaseaktivität wird
durch die Einheiten an Penicillin gemessen, das
pro Zeiteinheit in Penicillosäure umgewandelt
wird.
Die Endotoxinkonzentration wurde durch Einbringen
von 100 ml Endotoxinlösung, verdünnt mit
sterilem Wasser, in ein steriles Proberohr und
Zusatz eines gleichen Volumens Limulus-Ameobocytek-
Lysat (LAL) in Wasser ermittelt.
Das Proberohr wird 1 h bei 37°C inkubiert
und auf die Bildung von Koagulat geprüft. Wenn
ein Koagulat gebildet wird, das seine Lage beim
Umdrehen des Rohrs nicht ändert, ist dies ein
positiver Hinweis auf das Vorliegen eines Endotoxins.
Die Probe wird dann zur Erzielung eines
numerischen Werts in einer Verdünnungsreihe verdünnt.
In Fig. 2 ist die gesamte Penicillinaseaktivität
in Abhängigkeit von der Zeit für eine eingekapselte
Kultur sowie eine herkömmliche Suspensionskultur
dargestellt. Die Ergebnisse zeigen,
daß die gesamte Penicillinaseaktivität bei beiden
Kulturen praktisch identisch ist, woraus hervorgeht,
daß die Einkapselung die Penicillinaseproduktion
nicht beeinträchtigt.
Fig. 3 erläutert die Diffusionsgeschwindigkeit
der Penicillinase durch die semipermeablen
Kapselmembranen. Zu diesen Messungen wurden die
Kapseln zum Zeitpunkt Null in 2M Guanidinhydrochloridlösung
eingebracht, worauf die intrakapsuläre
sowie die extrakapsuläre Flüssigkeit
zu verschiedenen Zeitpunkten auf ihre Penicillinaseaktivität
geprüft wurden. Fig. 3 zeigt, daß die
anfängliche Penicillinasekonzentration im Überstand
gering ist, die Penicillinase jedoch durch
die Poren in der semipermeablen Wand hindurchdiffundiert
und mit der Zeit im extrakapsulären
Medium erscheint. Die intrakapsuläre Konzentration
der Penicillinase wird entsprechend mit fortlaufender
Zeit verringert, was den stattfindenden
Übergang der Penicillinase durch die Kapselmembran
erweist.
Fig. 4 veranschaulicht, insbesondere zusammen mit Fig. 3,
die Effektivität des erfindungsgemäßen Verfahrens,
da die Ergebnisse zeigen, daß eine Barriere gegen
den Pyrogentransport vorliegt, während der Übergang
des Enzyms durch die Kapselmembranen möglich
ist. Die Ergebnisse von Fig. 4 zeigen, daß die
extrakapsuläre Konzentration an Endotoxin um mindestens
eine Größenordnung kleiner ist als die intrakapsuläre
Konzentration. Aus diesen Zahlenwerten geht
hervor, daß die Kapselmembranen den Durchtritt des Endotoxins
behindern, während sie den freien Übergang
der Penicillinase erlauben, wodurch die
Gewinnung der Penicillinase aus der Kultur erleichtert
wird. Fig. 4 zeigt ferner, daß der
Überstand von herkömmlichen Kulturen eine etwa
100fach höhere Endotoxinkonzentration als die
extrakapsuläre Flüssigkeit im erfindungsgemäßen
Fall aufweist.
Das Beispiel erläutert, daß sich das erfindungsgemäße
Verfahren sowohl für eukaryotische als auch für
prokaryotische Zellen günstig eignet. Bei diesen
Versuchen wurde eine Friend'sche erythroleukämische
Zellinie verwendet, die von erythroleukämischen
Mäusen gewonnen wurde und in Suspensionskultur
leicht wächst. In diesen Zellen läßt sich durch
Behandlung mit Dimethylsulfoxid (DMSO) die Produktion
von Hämoglobin induzieren. Das produzierte Hämoglobin
besitzt eine Molekülmasse von etwa 6,3 · 10⁴
und wird bis zur Zellyse im wesentlichen in der
Zelle zurückgehalten.
Bei den Versuchen wurde die Lebensfähigkeit der
Zellen und die Leichtigkeit der Hämoglobinreinigung
bei den eingekapselten Zellen mit den Verhältnissen
bei entsprechenden Suspensionskulturen verglichen.
Eine Kultur der Zellen wurde 5 min zentrifugiert;
das resultierende Pellet wurde in einer
1,2%igen (G/V) Natriumchloridlösung resuspendiert.
Durch Hindurchdrücken des Alginat-Zellen-Gemischs
durch eine Tropfenerzeugungsvorrichtung (wie oben
beschrieben) und Inkontaktbringen der resultierenden
flüssigen Mikrokügelchen mit einer 1,02%igen
(G/V) CaCl₂-Lösung zur Gelbildung des Alginats wurde
eine temporäre Matrix erzeugt. Die temporäre
Matrix wurde zweimal gewaschen, wobei zunächst
5 mM CHES-Puffer pH 7,5 in 75 mM CaCl₂-Lösung und
anschließend beim zweiten Waschvorgang 75 mM CaCl₂-
Lösung verwendet wurden. Durch Zugabe einer 0,05%igen
(G/V) Lösung von Poly-L-lysin
(Molekülmasse 42 600) in 0,15 M NaCl und 3 min
Rühren wurden die permanenten Kapselmembranen erzeugt.
Die resultierenden Kapseln wurden dreimal gewaschen,
wobei zunächst 5 mM CHES-Puffer pH 7,5 in 75 mM
CaCl₂-Lösung, dann 75 mM CaCl₂-Lösung und schließlich
0,15 M NaCl-Lösung verwendet wurden. Im Anschluß
daran wurden die Kapseln 4 min mit 0,03%iger
(G/V) Natriumalginatlösung in Salzlösung inkubiert
und darauf zweimal mit dem Kulturmedium
gewaschen, das 10% (G/V) Kälberfetalserum
(FCS) und Antibiotika enthielt.
Die Mikrokapseln wurden dann mit dem Kulturmedium
in Gewebekulturflaschen gegeben und in einer
Atmosphäre mit 5% CO₂ bei 37°C inkubiert.
Die erhaltenen Ergebnisse sind in Fig. 5 zusammengestellt,
aus der die Wachstumsrate der eingekapselten
Zellen im Vergleich zur Wachstumsrate
entsprechender Zellen in einer herkömmlichen
Suspensionskultur hervorgeht. Von den Kulturen
wurden zu verschiedenen Zeitpunkten Proben entnommen,
in denen die Zellzahl ermittelt wurde.
Die Zelldichte der Kulturen war praktisch identisch,
was zeigt, daß die Einkapselung das Zellwachstum
nicht beeinträchtigt.
Durch Behandlung mit DMSO wurde dann in den
Kulturen die Hämoglobinproduktion induziert.
Kulturen mit einer Zelldichte von 8 · 10⁵ Zellen/ml
wurden 48 h mit 1% DMSO im Kulturmedium und
dann noch 24 h mit 1,5%iger DMSO-Lösung und
schließlich 24 h mit 2%iger DMSO-Lösung inkubiert.
Die Kulturen wurden dann mit 0,15 M NaCl-
Lösung gewaschen und im fünffachen Volumen eines
zur Lyse dienenden Puffers resuspendiert, der
50 mM Tris, pH 7,0, 25 mM KCl, 5 mM MgCl₂,
1 mM β-Mercaptoethanol und 0,3% (G/V) Triton-100
enthielt. Die Kulturen wurden dann zweimal 10 min
bei 4°C inkubiert, wobei vor und nach ihrer Inkubationsperiode
vorsichtig umgeschüttelt wurde.
Die Kulturen wurden dann bei einer relativen
Zentrifugalbeschleunigung (RZB-Wert) von 10 000
10 min bei 4°C zentrifugiert, worauf die überstehende
Flüssigkeit gewonnen wurde. Der Hämoglobingehalt
wurde spektrophotometrisch bei 414 nm ermittelt;
der Gesamtgehalt an Protein wurde nach
dem Standard-Lowry-Verfahren bestimmt. Die erhaltenen
Ergebnisse sind in der nachstehenden
Tabelle zusammengefaßt.
Die in der Tabelle zusammengefaßten Daten erläutern
die Effektivität des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Die Menge des in der Suspension sowie in
den eingekapselten Kulturen erzeugten Hämoglobins
ist etwa gleich, während jedoch das Verhältnis von
Hämoglobinkonzentration zu Proteinkonzentration
(Verhältnis A/B) bei der eingekapselten Kultur
mehr als dreifach höher ist als das Verhältnis
A/B für die Suspensionskultur. Das Verhältnis A/B
stellt dabei ein Maß für die spezifische Hämoglobinaktivität
des Überstands dar. Die Ergebnisse zeigen,
daß die Mikrokapseln Proteine mit hoher Molekülmasse,
Lipide, Polysaccharide und Nucleinsäuren
zurückhalten und dadurch zu einer höheren spezifischen
Aktivität der angestrebten Substanz führen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist am günstigsten
anwendbar, wenn die nicht sekretierte, angestrebte
Substanz eine relativ kleine Molekülmasse besitzt;
das Verfahren eignet sich jedoch auch für
beliebige andere Systeme, bei denen eine im wesentlichen
nicht sekretierte Substanz sowie eine Verunreinigung
mit höherer Molekülmasse vorliegen,
da die Erfindungskonzeption breit anwendbar ist.
Claims (6)
1. Verfahren zur Gewinnung von durch lebende Zellen produzierten,
nicht sekretierten Substanzen,
gekennzeichnet durch
folgende Schritte:
- (A) Einkapseln der Zellen in Kapselmembranen mit Permeabilitätseigenschaften, die den Durchtritt der betreffenden Substanz erlauben, hochmolekulare Verunreinigungen jedoch zurückhalten,
- (B) Suspendieren der eingekapselten Zellen in einem wäßrigen Kulturmedium,
- (C) Ablaufenlassen der Stoffwechseltätigkeit der Zellen innerhalb der Kapselmembranen,
- (D) Lysieren der Zellmembranen der Zellen ohne Bruch der Kapselmembranen,
- (E) Diffundierenlassen der betreffenden Substanz durch die Kapselmembranen hindurch in die extrakapsuläre Flüssigkeit hinein und
- (F) Gewinnung der betreffenden Substanz aus der extrakapsulären Flüssigkeit.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Einkapselung der Zellen in Schritt (A) durch Ausbildung
von Kapselmembranen durch Reaktion zwischen mehreren kationischen Gruppen an Polymerketten und mehreren anionischen Gruppen an einem wasserlöslichen Polymer unter Ausbildung einer wasserunlöslichen,
durch Salzbindung gebundenen Matrix vorgenommen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einkapselung der Zellen in Schritt (A)
durch folgende Schritte vorgenommen wird:
- (a) Suspendieren der Zellen in einem wäßrigen, physiologisch mit ihnen verträglichen Medium, das ein wasserlösliches Polymer mit mehreren anionischen Gruppen enthält,
- (b) Herstellung von Tröpfchen aus der Suspension, welche die Zellen enthalten,
- (c) Überführung der Tröpfchen in den Gelzustand durch Inkontaktbringen mit einer Lösung mehrwertiger, physiologisch verträglicher Kationen unter Erhalt einer diskreten, formstabilen, wasserunlöslichen temporären Matrix und
- (d) Vernetzung von Oberflächenschichten der temporären Matrix zu einer semipermeablen Kapselmembran um die Tröpfchen herum durch Inkontaktbringen mit einem Polymer, das mehrere kationische Gruppen enthält, die gegenüber den anionischen Gruppen reaktiv sind.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet
durch den zusätzlichen Schritt des Ablaufenlassens
der Mitose der Zellen innerhalb der Kapselmembranen
unter Erhalt entsprechender Zellkolonien, die
das Volumen innerhalb der Kapselmembranen im wesentlichen
ausfüllen, ohne hierbei die Kapselmembranen zu
zerstören.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Lysieren der Zellmembranen
in Schritt (D) durch Suspendieren der eingekapselten
Zellen in einem grenzflächenaktiven Mittel vorgenommen
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß zum Lysieren der Zellmembranen in Schritt (D)
eine wäßrige Lösung von nichtionischen grenzflächenaktiven
Mitteln, Guanidinhydrochlorid, Natriumdodecylsulfat
und/oder Natriumdesoxycholat verwendet
wird.
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