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Auch für die offene Reposition sind Vorrichtungen entwickelt worden.
Ein bekanntes Gerät (Aesculap Katalog 1975) besteht aus zwei Schraubzwingen, die
miteinander über zwei Gewindestangen und eine diese überbrückende Schloßmutter verbunden
sind. Durch Drehung der Schloßmutter in der einen oder anderen Richtung können die
an den Bruchenden angebrachten, senkrecht auf dem Knochen stehenden Schraubzwingen
voneinander entfernt oder einander genähert werden.
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Einstellschrauben lassen ferner eine vertikale Verstellung der Schraubzwingen
zu, so daß auch gegeneinander versetzte Knochenenden reponiert werden können.
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Allen bekannten Geräten gemeinsam ist der Nachteil, daß Schwierigkeiten
auftreten, wenn die Frakturenden abgewinkelt sind oder wenn der gebrochene Knochen
im normalen Zustand gekrümmt ist, da es dann schwierig ist, die Geräte an den Knochenenden
anzubringen und die Kräfte so zur Wirkung kommen zu lassen, daß eine einwandfreie
Reposition erzielt wird.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Repositionsgerät für
die offene Osteosynthese bei Knochenbrüchen zu schaffen, das eine Ausrichtung der
Knochenfragmente auch bei komplizierten Brüchen ermöglicht, und das auch in solchen
Fällen die Durchführung einer Osteosynthese ohne Hilfe eines Assistenten ermöglicht.
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Die gestellte Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß
das Repositionsgerät aus zwei geraden an ihrem einen Ende um eine feste Drehachse
drehbar miteinander verbundenen Schienen besteht, daß auf jeder Schiene eine auf
dieser verschiebbar in jeder Lage festlegbare Befestigungsvorrichtung angeordnet
ist, die an einem der beiden zu reponierenden Knochenenden anbringbar ist, und daß
Arretierungsmittel vorgesehen sind, durch die die Schienen in einer wählbaren Winkellage
festlegbar sind.
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Durch die Verwendung von um eine feste Drehachse drehbaren Schienen
ist es möglich, das Gerät auch ohne Schwierigkeiten an abgewinkelten und einander
überlappenden Knochenenden anzubringen. Durch die verschiebbaren Befestigungsvorrichtungen
ist eine leichte Anpassung an alle vorhandenen Gegebenheiten möglich, und es können
auch bei der Reposition schnell Korrekturen ausgeführt werden.
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Vorzugsweise besitzen die Schienen einen prismatischen Querschnitt,
so daß die Befestigungsvorrichtungen nur in einer gemeinsamen Ebene verschoben werden
können. Es kann aber auch eine der Schienen mit rundem Querschnitt versehen werden.
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Dabei ist es zweckmäßig, daß jede Befestigungsvorrichtung eine dem
Querschnitt der Schienen angepaßte Öffnung besitzt, durch die die zugehörige Schiene
hindurchverläuft. Mittels einer Feststellschraube, die in einer die Öffnung begrenzenden
Wand angebracht ist, kann die jeweilige Befestigungsvorrichtung in jeder beliebigen
Lage arretiert werden.
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Vorzugsweise ist eine der Schienen als Zahnstange ausgebildet und
in der zugehörigen Befestigungsvorrichtung ein Zahnrad so gelagert, daß es mit der
Zahnstange kämmt. Hierdurch läßt sich auf besonders einfache Weise eine Feineinstellung
während des Repositionsvorganges vornehmen. Dabei greift zweckmäßigerweise an der
Achse des Zahnrades ein senkrecht zu dieser verlaufender Hebel an, durch den das
Zahnrad in Drehung versetzbar ist.
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Wenn große Zugkräfte aufgebracht werden müssen, kann es zweckmäßig
sein, dem Zahnrad ein oder mehrere Zahnräder als Übersetzungsgetriebe vorzuschalten.
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Es können beide Befestigungsvorrichtungen die Knochenenden umgreifende
Schraubzwingen enthalten.
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Stattdessen können die Befestigungsvorrichtungen auch auf die Knochenenden
aufschraubbare Füße besitzen.
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In praktischer Ausgestaltung der Erfindung ist an den Schienen im
Bereich der festen Drehachse jeweils ein Hebelarm zur Drehung der Schienen um ihre
Drehachse angebracht. Hierdurch kann die Vorrichtung in eine Winkellage gebracht
werden, in der die Schienen an die
durch den Bruch vorgegebene Lage der Knochenenden
angepaßt werden können.
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Dabei bilden die Hebelarme jeweils einen spitzen Winkel mit der zugehörigen
Schiene. Auf diese Weise können auch Knochenenden noch erfaßt werden, die nach unten
abgewinkelt sind. Ein geeigneter Winkel beträgt etwa 75°.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist an einem der Hebelarme
in der Nähe seines freien Endes ein Stellbügel angebracht, der einen dem Abstand
vom Drehpunkt entsprechenden Krümmungsradius aufweist, und der an dem anderen Hebelarm
in jeder eingestellten Winkellage der Hebel zueinander arretierbar ist. Hierdurch
kann die endgültige Repositionslage fixiert werden, so daß ohne Hilfe eines Assistenten
Hilfsmittel an den Knochenenden angebracht werden können, die diesen in der reponierten
Lage halten, auch nachdem anschließend die Vorrichtung entfernt worden ist.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher erläutert.
In der Zeichnung bedeuten: Fig. iA-iD die verschiedenen Bewegungen der Knochenenden
bei der Reposition, F i g. 2 das erfindungsgemäße Repositionsgerät ohne Befestigungsvorrichtungen
perspektivisch in einer Explosionsdarstellung, F i g. 3 das Repositionsgerät in
einer Seitenansicht, F i g. 4 eine Befestigungsvorrichtung mit Getriebe in einer
perspektivischen Explosionsdarstellung, F i g. 5 eine Befestigungsvorrichtung ohne
Getriebe in einer perspektivischen Explosionsdarstellung und F i g. 6a und 6b Abwandlungen
der Befestigungsvorrichtungen von F i g. 4 und 5 zum Aufschrauben auf die Knochenenden.
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F i g. 1 zeigt einen Knochenbruch, bei dem die Bruchflächen schräg
verlaufen und die Knochenenden einander überlappen. Ein solcher Bruch kann praktisch
nur näch Freilegen der Bruchstelle reponiert werden. Dabei werden gemäß F i g. IA
zunächst die beiden sich überlappenden Knochenenden auseinandergezogen. Anschließend
werden die Knochenenden aus der Wunde gemäß F i g. 1 B herausgehebelt. Sie können
dann gemäß F i g. l C aneinander angepaßt und gemäß F i g. l D durch Pressen in
die ursprüngliche Lage zurückbewegt werden.
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Das in F i g. 2 dargestellte Repositionsgerät enthält zwei gerade
Schienen 3 und 4, die an ihrem einen Ende drehbar miteinander verbunden sind. Zu
diesem Zweck ist das Ende der Schiene 3 mit zwei im Abstand voneinander angeordneten
Augen 5 versehen, zwischen die ein Ansatz 6 an der Schiene 4 eintaucht, und durch
eine Bohrung 7 im vorderen Auge 5 ist eine Schraube 8 durch den Ansatz 6 hindurch
in ein Gewinde des hinteren Auges 5 einschraubbar. Der Schaft 9 der Schraube 8 bildet
eine feste Drehachse, so daß die Schienen 3 und 4 nur in einer zur Drehachse 9 senkrechten
Ebene verschwenkbar sind. In Abwandlung dieser Anordnung kann die Schraube 8 in
einem Langloch in einer der Schienen verschiebbar angeordnet werden, so daß die
beiden Schienen in unterschiedliche Höhe zueinander gebracht werden können, wobei
die Drehbarkeit natürlich erhalten bleibt.
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Die Schienen weisen einen prismatischen Querschnitt auf, im vorliegenden
Ausführungsbeispiel einen rechtekkigen Querschnitt, so daß auf den Schienen weiter
unten noch näher erläuterte Befestigungsvorrichtungen bewegbar und in jeder Lage
festlegbar so angeordnet werden können, daß sie sich um die Achse der Schienen 3
und
4 nicht drehen können. Die Schiene 3 ist als Zahnstange ausgebildet, um eine fein
dosierbare Verstellung der Befestigungsvorrichtung auf der Schiene zu ermöglichen.
Gegebenenfalls kann auch eine der Schienen mit rundem Querschnitt versehen werden,
so daß die eine Befestigungsvorrichtung auch in einer von der anderen Befestigungsvorrichtung
abweichenden Lage auf ihrer zugehörigen Schiene festlegbar ist.
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Im Bereich der festen Drehachse gehen die Schienen 3 und 4 jeweils
in einen Hebelarm 10 bzw. 11 über, wobei die Hebelarme mit der zugehörigen Schiene
ei nen spitzen Winkel bilden, der vorzugsweise in der Größenordnung von 750 liegt.
An den freien Enden der Hebelarme 10 und 11 sind kugelförmige Handgriffe 12 und
13 angebracht, die jeweils mit den Fingern einer Hand erfaßbar sind und aus der
dargestellten Lage, in der die Schienen 3 und 4 geradlinig verlaufen, aufeinander
zu oder voneinander weg bewegt werden können, um die Schienen 3 und 4 in eine Winkellage
zueinander zu bringen. Am oberen Ende des Hebelarms 11 ist das eine Ende eines Stellbügels
14 mittels einer Schraube 15 und einer Mutter 16 festgeschraubt. Der Stellbügel
14 weist eine Krümmung auf, deren Radius dem Abstand zwischen der festen Drehachse
9 und der Achse der Schraube 15 entspricht. Das freie Ende des Stellbügels 14 ist
gabelförmig geschlitzt, und der Schlitz greift über den Schaft einer in den Hebelarm
10 eingesetzten Schraube 17, so daß der Stellbügel durch Festdrehen einer Rändelmutter
18 auf der Schraube 17 am Hebelarm 10 festlegbar ist Hierdurch kann jede eingestellte
Winkellage der Schienen 3 und 4 fixiert werden. Die freien Enden der Hebelarme können
auch aus ihrer Ebene z. B. S-förmig herausgebogen werden, damit die Arbeit an der
Bruchstelle nicht behindert wird.
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F i g. 3 zeigt die Schienen 3 und 4 mit je einer Befestigungsvorrichtung
19 bzw. 20. Die Befestigungsvorrichtung 19 ist in Einzelheiten in F i g. 4 und die
Befestigungsvorrichtung 20 in F i g. 6a dargestellt. Die Befestigungsvorrichtung
19 enthält einen Basiskörper 21 mit einer Öffnung 22, in die die Schiene 3 einführbar
ist. Die Öffnung 22 geht in eine runde Ausnehmung 23 über, in der ein Zahnrad 24
angeordnet ist. Beim Aufschieben des Basiskörpers 21 auf die Schiene 3 gelangen
die Zähne der Schiene 3 mit den Zähnen des Zahnrades 24 in Eingriff, so daß der
Basiskörper durch Antrieb des Zahnrades auf der Schiene 3 entlangbewegt werden kann.
Eine Abdeckplatte 25 ist mittels Schrauben 26 an den Basiskörper 21 anschraubbar
und verschließt dann die Öffnung 22 und die Ausnehmung 23 mit dem darin befindlichen
Zahnrad 24. Eine mit Gewinde versehene Achse 27, die am Zahnrad 24 befestigt ist,
ragt durch eine Bohrung 28 in der Abdeckplatte 25 nach außen, wobei auf das Gewinde
eine Rändelmutter aufschraubbar ist, so daß das Zahnrad 24 gegen die Abdeckplatte
25 gezogen und dadurch arretiert werden kann. Zum Antrieb des Zahnrades und damit
zum Verschieben der Befestigungsvorrichtung dient ein durch das Ende der Achse 27
hindurchsteckbarer und durch eine Mutter 37 gesicherter Stift 30.
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Wenn große Zugkräfte überwunden werden müssen, z. B. bei einem Oberschenkelbruch,
ist es zweckmäßig, dem Zahnrad ein oder mehrere weitere Zahnräder als Übersetzungsgetriebe
vorzuschalten, wobei der Antrieb auf das erste Zahnrad der Kette wirken muß.
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Am rückwärtigen Ende des Basiskörpers 21 befindet sich ein Ansatz
31 mit einer Bohrung 32, durch die ein Gewindestift 33 von unten einführbar ist
und durch Aufschrauben einer Flügelmutter 34 in der Bohrung 32 auf-
und abwärts bewegbar
ist. Am unteren Ende des Gewindestiftes 33 befindet sich ein gabelförmiger, gewölbter
Fuß 35, dem im eingeschraubten Zustand eine gekrümmte Gegenplatte 36 am unteren
Ende des Basiskörpers 21 gegenübersteht. Hierdurch wird eine Schraubzwinge gebildet,
wobei durch Anziehen der Flügelmutter 34 ein Knochenende zwischen dem Fuß 35 und
der Gegenplatte 36 einspannbar ist.
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Der Basiskörper 21 dieser Befestigungsvorrichtung kann gemäß F i
g. 6b abgewandelt werden. Hier fehlt der Ansatz 31 zur Aufnahme der Schraubzwinge
und die Gegenplatte 36. Stattdessen ist am unteren Ende des Basiskörpers unmittelbar
ein Fuß 38 befestigt, der Bohrungen 39 aufweist, die ein Anschrauben des Basiskörpers
am Knochenende ermöglichen.
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Die in F i g. 3 auf der Schiene 4 angebrachte Befestigungsvorrichtung
20 ist in F i g. 6a deutlicher erkennbar. Auch diese Befestigungsvorrichtung enthält
einen Basiskörper 39 mit einer dem Querschnitt der Schiene 4 entsprechenden Ausnehmung
40, so daß die Befestigungsvorrichtung auf die Schiene 4 aufschiebbar ist, wobei
durch eine Feststellschraube 41 eine Festlegung des Basiskörpers 39 auf der Schiene
4 möglich ist. An der Unterseite des Basiskörpers 39 befindet sich ein Fuß 42, der
ein Anschrauben der Befestigungsvorrichtung am Knochenende mittels Schrauben 43
ermöglicht.
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Die Befestigungsvorrichtung 20 kann aber auch durch die abgewandelte
Befestigungsvorrichtung gemäß F i g. 5 ersetzt werden, wo der Basiskörper 44 wiederum
einen Ansatz 31 mit einer Bohrung 32 zur Aufnahme eines Gewindestiftes 33 mit einem
gabelförmigen Fuß 35 aufweist, der in Verbindung mit der Gegenplatte 36 und der
Flügelmutter 34 eine Schraubzwinge bildet.
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Die Arbeitsweise des beschriebenen Repositionsgerätes läuft folgendermaßen
ab. Geht man davon aus, daß ein Knochenbruch gemäß F i g. IA vorliegt, so wird zunächst
die Befestigungsvorrichtung 19 auf dem Knochenende 1 fixiert. Anschließend wird
die in F i g. 5 dargestellte Klammer am anderen Knochenende 2 angebracht, wobei
darauf zu achten ist, daß die rechteckigen Öffnungen in einer gemeinsamen Achse
liegen. Dann wird beispielsweise zuerst die Schiene 3 in die Befestigungsvorrichtung
19 eingeführt. Dann werden die Knochenenden gemäß F i g. l B so weit aus der Wunde
herausgehebelt, daß die Schiene 4 in die andere Befestigungsvorrichtung eingeführt
werden kann. Dabei werden die Hebel 10 und 11 entsprechend weit auseinanderbewegt,
um die Einführung zu erleichtern. Nachdem dann die Schraubklemmen beider Befestigungsvorrichtungen
in der richtigen Lage auf den Knochenenden fixiert sind, wird der Winkel zwischen
den beiden Hebeln 10 und 11 verkleinert, wodurch die Knochenenden einerseits auseinanderbewegt
und zugleich die Bruchflächen gemäß F i g. 1C aneinander angepaßt werden.
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Die Winkelbewegung der Hebel aufeinander zu wird so lange fortgesetzt,
bis die Knochenenden eine fluchtende Lage einnehmen und die Bruchflächen sauber
aufeinanderliegen. Durch den Zahnstangentrieb der Befestigungsvorrichtung 19 kann
dabei ständig eine feine Justierung vorgenommen werden, so daß eine paßgenaue Ausrichtung
möglich ist.
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Falls sich am Ende herausstellt, daß die Bruchenden noch nicht genau
übereinstimmen, so kann durch Lokkern der Schrauben, Korrektur der Stellung der
Knochenteile zueinander sowie erneutes Anziehen der Schrauben die Anpassung verbessert
werden.
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Dadurch, daß alle beweglichen Teile in einer jeweils eingestellten
Lage arretierbar sind, und da diese Arretierung
auch wechselweise
unabhängig voneinander erfolgen kann, ist das Gerät von einer Person ohne Hilfe
eines Assistenten zu handhaben.
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Nach erfolgter Osteosynthese, also einer permanenten Befestigung
der Knochenenden aneinander, kann das Gerät mühelos entfernt werden, indem es durch
Entfernen der Feststellschrauben und Muttern in seine Einzelteile zerlegt wird.
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