-
Mit Hilfe des rfindungsgemäßen Verfahrens wird eine rasche Entwicklung
mit 100%iger Sicherheit bei den somatischen Hybridkulturen erzielt. Mit diesem Verfahren
ist es erstmals möglich, jeden beliebigen Wildtyp
miteinander zu
kombinieren und den entstandenen Hybriden zu regenerieren.
-
Derartige Kombinationen von Protoplasten unterschiedlicher Elternpflanzen
sind bei Nutzpflanzen, beispielsweise der Kartoffel, von hohem züchterischen und
ökonomischen Interesse, z. B. für die Züchtung von Nematodenresistenten Kartoffelsorten
ohne Beeinträchtigung des Ertrages. Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen
sich somatische Hybriden sowohl von Pflanzen gleicher Art als auch unterschiedlicher
Art sowie auch von Pflanzen unterschiedlicher Gattung in relativ kurzer Zeit erzeugen,
die dann nach üblicher Entwicklung auf ihre Brauchbarkeit in der Praxis getestet
werden können.
-
Das neue Prinzip der Förderung der Kultur durch eine auxotrophe Ammenkultur
bei der Entwicklung des isolierten Fusionsprotoplasten ist auch anwendbar auf auxotrophe
somatische Hybriden, vorausgesetzt, daß diese einen anderen Zusatz als essentiellen,
d. h. als lebensnotwendigen Nährstoff benötigen als die Ammen-Zellkultur. Dem Nährmedium
sind dann bei der gemeinsamen Kultur zunächst beide essentiellen Zusatzstoffe hinzuzufügen.
Die Selektion der angestrebten Hybridlinien erfolgt auch in diesem Fall durch Absterben-lassen
der auxotrophen Ammen-Zellkultur durch Entzug des essentiellen Zusatzes für diese
Zell-Linie, während der für die betreffenden auxotrophen Hybrid-Zellen erforderliche
essentielle Zusatz während der Selektion in dem Kulturmedium nicht verringert wird
und daher der gewünschte auxotrophe somatische Hybride am Leben bleibt.
-
Gute Ergebnisse wurden mit Protoplasten der Nitratreduktase-defekten-Mutante
cnx-68 von Nicotiana tabacum (Müller und Grafe, Mol. Gen. Genet (1978)161,S. 67-76)
als Ammenkultur erzielt. Diese Mutante benötigt als Stickstoffquelle im Nährmedium
Aminosäuren als essentiellen Zusatz. Andere bekannte brauchbare auxotrophe Zell-Linien
höherer Pflanzen sind in der nachfolgenden Tabelle angegeben, jeweils mit den als
Zusatz geeigneten Substanzen im Nährmedium, die diese Zell-Linien am Leben erhalten.
Derartige auxotrophe Zell-Linien eignen sich gut als Ammenkultur für somatische
Hybriden, z. B. auch für Kartoffel-Heterokarien oder für die Entwicklung anderer
genetisch manipulierter Protoplasten oder Zellen.
-
Auxotrophe Zell-Linien höherer Planzen Art Defekt für: Literatur Datura
innoxia 1. Nitratred uktase J. King, V. Khanna Plant Physiol. (1980) (Stechapfel)
(Aminosäure 66 : 632-636 2. Adenin J. King, R. B. Horsch,. A. D. Savage, 3. Pantothensäure
Planta(t980) 149 :480-484 Glycine max 1. Glutamin oder Aspargin E. l. Roth, K. G.
Lark Plant Cell Reports (Soja) (1982)1:157-160 Hyoscyamus muticus 1. Nitratreduktase
A. Strauß, F. Bucher, P. J. King, (Bilsenkraut (Aminosäuren) Planta(1981) 153 :75-80
2. Histidin CH. Gebhardt, V. Schnebli, P. J. King 3. Tryptophan Planta(1981) 153:81-89
4. Nicotinamid 5. Gruppen von Aminosäuren Nicotiana plumbaginifolia 1. Nitratreduktase
L. Marton, T. M. Dung, R. R. Mendel, (Tabak) (Aminosäuren) P Maliga Mol.Gen. Genet
(1982) 182 :301-304 2. Isoleucin V. Sidorov, L. Menczel, P. Maliga, 3. Uracil Nature(1981)294
:87-88 4. Leucin Petunia »Mitchel« 1. Nitratreduktase A. Steffen, O. Schieder pers.
comm.
-
(Pctunie) (Aminosäuren) Rosa damascena 1. Nitratreduktase T. M. Murphy,
C. W. Imrie (Damaszener Rose) (Aminosäuren) Plant Physiol (1981) 67: 9 : 910-916
Die als Ammenkultur dienende Protoplastsuspension der auxotrophen Zell-Linie enthält
im Falle der cnx-68 Mutante von Nicotiana tabacum die üblichen Substrate des als
Stickstoffquelle für die Hybrid-Zellen dienenden Nitrats und ist zusätzlich durch
Aminosäuren ergänzt. Für das Absterben der Ammenkultur wird dann der Aminosäure-Zusatz
im Kulturmedium weggelassen, wenn ein ausreichendes Wachstum der Hybriden erreicht
ist.
-
Die Identifizierung der somatischen Hybriden kann in an sich bekannter
Weise vorgenommen werden, beispielsweise mit Hilfe von Isoenzym-Untersuchungen aufgrund
des von den Elternpflanzen verschiedenen elektrophoretischen Isoenzymmusters, oder
mit Hilfe gaschromatographischer Untersuchungen.
-
Die Herstellung der Hybridprotoplasten durch Fusion der Protoplasten
unterschiedlicher Elternpflanzen kann in an sich bekannter Weise erfolgen, z. B.
mit Hilfe eines Polyethylenglykol, Ca(N03)2 und Mannit enthaltenden Fusionsmediums
bei einem pH-Wert im alkalischen Bereich. Die hierfür benötigten Protoplasten werden
aus dem Blattmesophyll der betreffenden Pflanzen, vorteilhafterweise aus aseptischen
Schößlingsspitzen-Kultu-
ren gewonnen, in einer Enzymlösung, enthaltend
Cellulase und Macerozym, inkubiert und mit Meerwasser (600 bis 800 mOsm., vorzugsweise
700 bis 750 mOsm) gewaschen. Als sehr zweckmäßig hat sich dafür Nordseewasser von
der Insel Sylt erwiesen. Nach einer Fusion können die entstandenen Fusionsprodukte
mit Mikropipetten, die durch einen Mikromanipulator (Leitz) gehandhabt werden, isoliert
werden.
-
Es hat sich nun gezeigt, daß man vorteilhafterweise die Fusion in
einer Suspension der beiden Protoplastenarten durchführen soll. In diesem Falle
werden schnell zahlreiche Hybridprotoplasten gebildet, die dann mit dem Mikroskop
erkannt und leicht isoliert werden können, wodurch verhindert wird, daß die Protoplasten
Klumpen bilden und am Boden der für die Kultur verwendeten Petrischale kleben bleiben.
Daher können die Fusionsprodukte, d h. die Heterokarien früher und leichter isoliert
werden, als nach bisher üblichen Verfahren, wie es bei Gleba und Hoffmann, Mol.
Gen. Genet. 165, 257 -267, 1978, und Patnaik et al., Plant Sci. Lett.24, 105-110,
1982, beschrieben worden ist.
-
Das erfindungsgemäße Aufzuchtverfahren für die somatischen Hybride
eignet sich besonders auch für die Herstellung von neuen Kartoffelsorten, die gegen
Nematoden resistent sind. Besonders zwei Nematoden-Arten stellen in der Praxis eine
ernsthafte Gefahr für die Kartoffelproduktion dar. Es sind dies: Globodera pallida
und Globodera rostochiensis. Gegen die erste Art existiert noch keine resistente
Kartoffelsorte, während bei der zweiten Art resistente Kartoffelsorten existieren,
diese jedoch in ihrem Ertrag nicht die Werte anderer Sorten erreichen. Der Einsatz
von Nematoziden bei der Bekämpfung der Schädlinge ist nicht nur teuer, sondern ist
auch aus ökologischen Überlegungen immer stärkerer Kritik ausgesetzt.
-
Es hat sich gezeigt, daß Resistenzen gegen G. pallida in einigen
Kartoffel-Wildtypsorten, z. B. bei Solanum gourlayi und Solanum vernei, vorkommen.
Diese Eigenschaften werden polygen vererbt, das heißt, mehrere Gene sind für die
Ausprägung dieser Resistenzen verantwortlich. Bei üblichen Kreuzungen spalten diese
Gene auf, weshalb die Resistenz dann nach und nach verlorengeht. Die einzige Möglichkeit
solche Resistenzen auf Sortenniveau zu transferieren, besteht darin, durch somatische
Hybridisierung eine vollständige Übertragung aller an einer Resistenz beteiligten
Gene zu gewährleisten. Durch Fusion der Protoplasten können Heterokarien erhalten
werden, die die gewünschte Kombination von Eigenschaften der Elternpflanzen aufweisen,
so daß-die Resistenz in einem Zuchtklon enthalten ist, der als Ausgangsmaterial
für neue, dringend notwendige, hochresistente Sorten dienen kann. Dabei spielen
neben der Nematodenresistenz auch solche gegen verschiedene Viren, Bakterien und
Pilze in der Praxis eine große Rolle. Das erfindungsgemäße Fusionsverfahren ebenso
wie das neue Kultur- und Selektionsverfahren ermöglicht nun viel schneller und sicherer
als bisher die neuen Hybriden bis zur Kallusbildung zu propagieren und dann zur
neuen Pflanze zu entwickeln, worauf die tatsächlichen praktischen Eigenschaften
der neuen Sorte ermittelt und verglichen werden können. Die neue Methode zur Gewinnung
der somatischen Hybriden ist natürlich nicht nur bei der Kartoffel, sondern bei
jedem beliebigen pflanzlichen Ausgangsmaterial anwendbar.
-
Die Erfindung wird in den folgenden Beispielen und an Hand der Figuren
näher erläutert.
-
Die Beispiele 1 und 2 beziehen sich auf die Hybridisierung von Nicotiana
tabacum mit Nicotiana paniculata bzw. Nicotiana sylvestris.
-
Beispiel 3 beschreibt die Erzeugung somatischer Hybriden aus Nicotania
tabacum und Petunia hybrida.
-
Derartige Hybriden aus den beiden unterschiedlichen Gattungen Nicotiana
und Petunia sind bisher noch nicht beschrieben worden.
-
Fig. 1 zeigt eine Mikrophotographie eines fusionierten Protoplasten
von Nicotiana paniculata und Nicotiana tabacum cnx-68, eine Stunde nach der Fusion
mit eingestellter Pipette (Vergrößerung x 200), neben Protoplasten nicht fusionierter
Elterntypen. Der fusionierte Protoplast (N. tabacum cnx 68 + N. paniculata), der
aufgrund seiner Chloroplasten und seines starken Cytoplasmas zu erkennen ist, befindet
sich direkt vor der Mikrokapillare, die zur Selektion der fusionierten Protoplasten
verwendet wird.
-
Fig. 2 zeigt, ebenfalls in M'ikrophotographie, regenerierende Hybridkalli
von Nicotiana paniculata und Nicotiana tabacum cnx-68, selektiert durch allmählichen
Entzug der als Wirkstoff in der Ammenkultur notwendigen Aminosäuren und dadurch
bedingtem verringertem Wachstum der Mutanten-Zell-Linie (Vergrößerung x 3). Es sind
einige gut wachsende (größere) Kolonien und viele schlecht wachsende (kleine, absterbende)
der Ammenkultur zu erkennen.
-
F i g. 3 zeigt das Esterase-Isoenzymmuster der aus Nicotiana tabacum
cnx-68 und Petnunia hybrida (»Mitchell«) erhaltenen Hybrid-Zell-Linien und der beiden
Elternpflanzen bzw. Eltern-Zell-Linien. Isoenzyme sind Enzyme gleicher Funktion,
aber verschiedener Struktur. Aufgrund dieser verschiedenen Strukturen lassen sich
mit Hilfe von Polyacrylamidgelelektrophorese Unterschiede sowohl zwischen den Elternlinien
als auch im Vergleich zu den Hybridlinien feststellen.
-
Beispiel l Hybridisierung von Nicotiana tabacum mit Nicotiana paniculata
a) Herstellung der Protoplastsuspensionen Die Protoplasten von Nicotiana paniculata
wurden aus dem Blattmesophyll von Blättern aseptischer Schößlingsspitzen-Kulturen
(Schieder, Z. Pflanzenphysiologie 76, 462-466, 1975) gewonnen. Die Schößlingsspitzen
wurden auf Agar-Medium B5 (Gamborg et al, Exp. Cell Res. 50, 151 - 158, 1968) ohne
irgendwelche Pflanzenhormone kultiviert. Zur Protoplastisolierung wurde Blattmaterial
mit einer Rasierklinge in kleine Stücke geschnitten und 5 Stunden in einer Enzymlösung
vom pH-Wert 5,5 kultiviert, die mit 1% Cellulase R 10 (Onozuka), 0,2% Macerozym
R 10 und 0,6 M Mannit hergestellt worden war. Zellsuspensionen der Nitratreduktase-defekten-Mutante
cnx-68 von N. tabacum wurden auf einer Schüttelvorrichtung in dem AA-Medium nach
Müller und
Grafe (Mol. Gen. Genet. 161, 67-76, 1978) unter kontinuierlichem
Dämmerlicht bei 150 UpM kultiviert. Alle 5 Tage wurden sie in frisches Medium überführt
Die Protoplastgewinnung erfolgte in der oben angegebenen Enzymlösung, jedoch während
16 Stunden über Nacht.
-
Nach der Enzym-Inkubation wurden die Protoplasten beider Nicotiana
Arten zweimal mit 80%igem Nordseewasser (Sylt, ca. 730 mOsm) gewaschen und in 0,6
M Saccharoselösung (Krumbiegel u. Schieder, Planta 145, 371-375, 1979) aufgeschlämmt.
Die N. tabacum Protoplasten, die in der überstehenden Flüssigkeit schwammen und
für die Ammenkultur vorgesehen waren, wurden in dem Protoplast-Regenerationsmedium
V 47 (Binding, Z.
-
Pflanzenphysiologie 74, 327-356, 1974) suspendiert, dem folgende Aminosäuren
zugesetzt worden waren: Arginin (174 mg/l), Asparaginsäure (266 mgil), Glutamin
(877 mg/l); dies führte zu einer Protoplast-Enddichte von ca. 104/ml. Jeweils 2
ml dieser Protoplastsuspension wurden in Kunststoff-Petrischalen mit einem Durchmesser
von 60 mm gegeben.
-
b) Fusion der Protoplasten \Die Suspensionen der zur Fusion vorgesehenen
Protoplasten von N. paniculata und der cnx-68 Mutanten-Zell-Linie von N. tabacum
in der Saccharoselösung wurden mit 80%igem Nordseewasser verdünnt, gemìscht und
zentrifugiert. Mit einer Pipette wurde das erhaltene Sediment der Protoplastmischung
zwischen jeweils 2 Tropfen des Fusionsmcdiums überführt, die sich dicht nebeneinander
in Kunststoff-Petrischalen befanden, worauf die beiden Tropfen und die Protoplastmischung
zusammenliefen. Das Fusionsmedium bestand aus 0,1 M Ca(NO3)2, 25% Polyethylenglykol
(MG 6000) und 0,45 M Mannit und war mit KOH auf pH 9 eingestellt worden.
-
Nach 10 Minuten langer Inkubation der Protoplasten mit dem Fusionsmedium
wurden jeweils 3 ml 0,275 M Ca(NO3)2 mit pH 6 zugegeben. 5 Minuten später wurde
das gesamte Gemisch mit einer Pipette entnommen und in einem Zentrifugenröhrchen
mit 100 g zentrifugiert. Das die Protoplasten enthaltende Sediment wurde in V 47
Medium, das durch die oben angegebenen Aminosäuren ergänzt war, erneut suspendiert
und in Kunststoff-Petrischalen gegeben.
-
c) Isolierungder Heterokarien und Klonen in der Ammenkultur Mit Hilfe
des beschriebenen Fusionsverfahrens konnten bis zu 3% Heterokarien beobachtet werden.
Da sie weder zusammen noch am Boden der Petrischale klebten, konnten sie leicht
unmittelbar nach der Fusion isoliert werden (Fig. 1). Sie unterschieden sich durch
ihren intermediären Phänotypus von den Zellen der Eiternpflanzen: grüne Chloroplasten,
die von den Mesophyllprotoplasten von N. paniculata stammten und zahlreiche Cytoplasmastränge
aus den Suspensionsprotoplasten, die unterschieden werden konnten, da die Cytoplasmen
beider Partner noch nicht miteinander vermischt waren.
-
Es wurden jeweils 20 Heterokarien mit einer Mikropipette, die durch
einen Mikromanipulator (Leitz, Deutschland) gehandhabt wurde, aufgenommen und in
eine wie oben beschriebene Kunststoff-Petrischale mit Durchmesser 60 mm überführt,
die 2 ml der oben beschriebenen Protoplastsuspension der cnx-68 Mutante von N. tabacum
als Ammenkultur enthielt Insgesamt wurden in jede Schale 100 Heterokarien überführt,
die innerhalb einer Stunde isoliert werden konnten. Sie wurden jeden Tag untersucht
und konnten lange Zeit durch ihre grün gefärbten Chloroplasten identifiziert werden.
Nach 2 Tagen waren noch 70% der isolierten Heterokarien am Leben. Erste Teilungen
begannen nach 3tägiger Kultur. Nahezu 30% der isolierten Heterokarien zeigten Teilungen.
Nach 12 bis 14 Tagen war die grüne Farbe der somatischen Hybrid-Kolonien so weit
verringert, daß sie nicht länger identifiziert werden konnten. Zu dieser Zeit hatten
sich Kolonien von 8 bis 16 Zellen gebildet.
-
Nach 3 Wochen wurden die entwickelten Zell kolonien mit 0,4% weichem
Agar, gelöst in V 47 Medium; dem Aminosäuren zugesetzt worden waren, verdünnt. Weitere
3 Wochen später wurden die Zellkolonien auf Agarmedium B5 überführt, das jeweils
0,5 mg/l 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure, 6-Benzylaminopurin und 2-Naphthylessigsäure
enthielt.
-
d) Selektion und Identifizierung der somatischen Hybriden Die Selektion
wurde in 2 alternativen Versuchsreihen durchgeführt: a) Durch Verdünnen der Kulturen
mit weichem Agar; dies führte zu einem verminderten Aminosäuregehalt und damit zu
einem verminderten Wachstum der auxotrophen Mutanten-Zellkolonien von N. tabacum,
während die autotrophen Hybridzellkolonien unverändert weiter wuchsen und den anorganischen
Stickstoff metabolisierten (F i g. 2). b) Nach dem Übertragen der entwickelten Zellkolonien
auf Agarmedium B5 ohne Zusatz von Aminosäuren, was zu einer stärkeren Verringerung
der Aminosäuren und folglich zu einem Absterben der Mutanten-Zellkolonien führte.
Zwischen diesen beiden Selektionsmethoden wurden keine Unterschiede beobachtet.
-
Von 200 Heterokarien, die ursprünglich isoliert worden waren, bildeten
29 (14,5%) Kolonien, die nach 4 bis 5 Wochen durch ihren Umfang sichtbar wurden.
Nach 3 Monaten waren diese Kolonien groß genug, um die lsoenzymuntersuchung zu beginnen.
-
Die erhaltenen somatischen Hybriden wurdenaurch ihr elektrophoretisches
Isoenzymmuster charakterisiert.
-
Untersucht wurden jeweils die elektrophoretische Mobilität der Esterase-
und Malatdehydrogenase-Isoenzyme auf Polyacrylamidgelen. Für Esterase-lsoenzym-Untersuchungen
wurden 10%ige Gele, für Malatdehydrogenase 10% ige Gele mit 5% Spacer angewandt.
Die Trennung wurde bei einer konstanten Spannung von 50 mV durchgeführt. Die Esterasen
wurden nach Brewbaker et al (Physiol. Plant. 21, 930-940, 1968) und die Malatdehydrogenasen
nach Scandalios (Biochem.Genet.3, 37-74,1969) angefärbt.
-
Alle Hybriden zeigten das gleiche Esterase-Muster, das zwischen demjenigen
der beiden Elternlinien N.
-
tabacum cnx-68 und N. paniculata lag, die unterschiedliche elektrophoretische
Isoenzymmuster sowohl für Esterasen als auch für Malatdehydrogenasen aufweisen.
-
Außerdem wurde der Hybridcharakter einiger identifizierter Hybride
zwischen N. tabacum cnx-68 und N.
-
paniculata durch gaschromatographische Untersuchungen nach Ninnemann
und Jüttner (Z. Pflanzenphysiol.
-
103,95-107,1981) bestätigt.
-
Beispiel 2 Hybridisierung von Nicotiana tabacum und Nicotiana sylvestris
Es wurde wie in Beispiel 1 gearbeitet, mit folgendem Ergebnis: Innerhalb von 90
Minuten wurden 160 Heterokarien isoliert, von denen 29 (18,1%) Kallus bildeten.
10 somatische Hybriden wurden untersucht. Sie zeigten alle das intermediäre Isoenzymmuster
im Vergleich mit den beiden Elternlinien.
-
Beispiel 3 Hybridisierung von Nicotiana tabacum und Petunia hybrida
Es wurde analog Beispiel 1 gearbeitet, ausgehend von Protoplasten von P. hybrida
Linie W43 (Linskens und Straub, Incompatibility Newsletters 10, 123-131, 1978),
die aus Blättern von aseptischen Schößlingskulturen gewonnen wurden und der cnx-68
Zell-Linie von N. tabacum. Die Schößlinge waren auf MS-Ag-armedium kultiviert worden
(Murashige und Skoogy Physiol. Plant 15,473-497, 1962).
-
Es wurden 200 Heterokarien mechanisch isoliert und kultiviert. Unter
den Selektionsbedingungen entwickelten sich drei kleine Kalli, von denen einer abstarb.
Die beiden anderen, mit H und H2 bezeichnet, wuchsen langsam weiter. Nach einer
Wachstumsperiode von etwa 6 Monaten wurden die lsoenzymuntersuchungen durchgeführt.
Der Hybridcharakter der Zellkolonien wurde für beide Hybridlinien H1 und H2 durch
das elektrophoretische Muster von Esterasen, Malatdehydrogenasen, saure Phosphatasen
und Peroxidasen auf 10% Polyacrylamidgelen nachgewiesen. Die Gele und Proben wurden
entsprechend der Methode von Lönnendonker und Schieder (Plant Sci. Lett. 17, 135-139,
1980) hergestellt. Beide Hybridlinien zeigten Hybridbanden, die sich von den Banden
der beiden Fusionspartner deutlich und auch untereinander leicht unterschieden.
In F i g. 3 bezeichnet A das Isoenzymmuster der Elternlinie N. tabacum cnx-68; B
und C sind die Isoenzymmuster der beiden somatischen Hybridlinien Hl und H2; D ist
das Isoenzymmuster für die Elternlinie P. hybrida W43.
-
Das Wachstumsmuster der beiden Hybridlinien auf MS-Agarmedium unter
Zusatz von Benzylaminopurin, 2-Naphthylessigsäure und 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure
war sehr langsam. Eine bessere Wachstumsrate wurde auf B5 Agarmedium ohne irgend
ein Phytohormon erzielt.