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VERFAHREN UND PROZESSKAMMER FUR DIE GERICHTETE ERSTARRUNG
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UND ABSCHRECKUNG VON SCHMELZFLUSSIGEN METALLPROBEN 1. Stand der Technik
Gradient>;nheizeinrichtungen werden in der Metallforschung für eine Zahl techni
;cb-wissenschaftlich bedeutungsvoller Experimente auf de Cebiet der gerichteten
Erstarrung von Metallschmelzen eingesetzt.
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Während sich unter Schwerkrafteinfluß mit einer gerichteten Erster.
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rung 3. B. hochreine Metalle, vorgeformte Einkristalle oder polykristalline
Metallegierungen mit orientierten Einzelkristallen herstellen lassen, besteht im
Weltraum zusätzlich die Möglichkeit, bei den gegebenen Mikrogravi tationsbedinguiigen
maßhaltige Bauteile mit orientierten Einzelkristallen oder homogenisierte Dispersionslegierungen
herzustellen. Die Weltraumbedingungen bieten damit der Meta! forschung neue Möglichkeiten
zur Findung und Entwicklung von Materialien mit wesentlich verbesserten Eigenschaften.
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Die bisher ausgeführten Gradientenheizeinrichtungen, die sowohl für
Bodenexperimente als auch für Experimente im Weltraum ausgelegt und gebaut wurden,
sind in ihrem Leistungsvermögen unter Weltraumbediragungen erheblich eingeschränkt.
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Die Ursachen hierfür sind die Leistungsbegrenzung der eingesetzten
Strahlungsheizelemente, deren Betriebstemperatur auf 1700° C begrenzt ist und die
notwendigerweise berührungsfreie Wärmeabfuhr Yoder gerichtet erstarrenden Probe
an das Ringspaltkühlelement.
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Mittels Strahlung im Vakuum können von Aluminiumproben ca. 4 W cm
und von Kupferproben ca. 18 W cm 2 an das Ringspaltkühlelement abgeführt werden.
Höhere Abkühlraten lassen sich mit einer Heliumfüll der Prozeßkammer erreichen.
Die Verbesserungen der Abkühlraten gegen über der Strahlungskühlung liegen bei Aluminiumproben
in der Größer ordnung 6-8, bei Kupferproben erreichen sie eine Größenordnung von
3-1.
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Der Wunsch nach verbesserten Abkühlraten wird in den bisher realies
ten Anlagen mit einem beträchtlichen konstruktiven und apparativer Aufwand zu erreichen
versucht.
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Bisher wurden folgende Maßnahmen und Einrichtungen angewandt.
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- Die Prozeßkammern werden für den Weltraumbetrieb gasdicht verschließbar
ausgeführt.
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- Eine ausreichend dimensionierte Gasversorgung wird mitgeführt.
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- Eine Vakuumanlage zur Evakuierung der Prozeßkammer wird mitgeführ
- Gasversorgung und Evakuierungseinrichtung sind entsprechend den Sicherheitsbestimmungen
für flugtaugliche Druckbehälter ausgelegt - Die Ofenisolation ist wegen der Gasfüllung
wesentlich dicker aus geführt, höhere Wärmeverluste und eine trägere Temperaturregelun
des Ofens sind jedoch unvermeidbar.
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- Der Spalt des Ringspaltkühlelements ist sehr eng bemessen ( # 0,5
mm). Das bedingt eine hohe Maßhaltigkeit der Proben und ihre sehr genaue Zentrierung,
sowie eine präzise arbeitende Vorschubeinrichtung der Prozeßkammer.
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- Die Helium-Kontamination der Umgebung ist unvermeidbar.
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Welche Maßnahmen sicherstellen, daß andere Experimente durch au.'
strömendes Helium nicht negativ beeinflußt werden, ist nicht bel Die beschriebenen
Maßnahmen und Einrichtungen gelten nur für die lisierung stationärer Temperaturgradienten.
Will man zusätzlich P ben abschrecken können, so sind hierfür weitere Ausrüstungen
erfo derlich.
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In Bodenexperimenten haben sich für das Abschrecken der Proben so
die konverktive Gaskühlung als auch die Sprühwasserkühlung mit par tieller Verdampfung
bewährt. Die konvektive Gaskühlung ist zwar 5 Weltraum anwendbar, der hohe Gasbedarf
von ca. 100-150 Normliter lium für eine Probenabschreckung läßt jedoch nur einen
begrenzter Einsatz zu.
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Für die Probenabschreckung im Weltraum gilt zur Zeit als bevorzu Alternative
die Sprühwasserkuhlung mit partieller Verdampfung. N der Gasversorgung und der Evakuierungseinrichtung
für die Gradie experimente wird hierfür die Gradientenheizanlage zusätzlich mit
nem
Druckwasserreservoir und einem Zeolithspeicher ausgerüstet. De: Zeolithspeicher
soll das versprühte Wasser adsorbieren und so ver hindern, daß Wasser an die Umgebung
abgegeben wird, bzw. die Evakuierungseinrichtung verstopft wird. Für eine Probenabschreckung
den ca. 10-15 cm' Wasser, und für dessen Adsorption etwa 1,5 - 2,5 Zeolith benötigt
Die Sprüheinhrichtung wird unmittelbar vor dem Abschreckvorgang mit einem Schnellvorschub
in die Nähe der Erstarrungsfront der Probe positioniert.
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Unbekannt ist, wie die aufgeheizte Ofenkammer gegen die Sprühwasse-.
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einwirkung geschützt wird, und welche Maßnahmen gegen einen Wasser.
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austritt getroffen werden.
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Beide Abschreckungsmethoden erscheinen vom Aufwand her zumindest f
unbemannte Raumfahrtexperimente nicht geeignet, und für bemannte Raumfahrtexperimente
als risikoreich.
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2. Technisches KonzeDt der Hochleistungsprozeßkammer.
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Kennzeichen der Hochleistungsprozeßkammer sind die Hochtemperaturheizeinrichtung
welche Prozeßtemperaturen von mindestens 1800 °C zuläßt, die Prozeßkammerisolation
mit verminderten Wärmeverlusten.
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und das Flüssiginetall-Ringspalt-Kühlelement mit Reservoir und Dosiervorrichtung
Als wärmeleitendes Flüssigmetall für den Ringspalt wurde eine Leg rung aus Gallium
Indium mit 10 gew-% Indium ausgewählt.
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Wichtige Eigenschafter dieser Legierung sind: - Die Legierung hat
einen Schmelzpunkt von -28 °C.
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- Der Dampfdruck liegt oberhalb 2000 °C.
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- Bei 500 0C beträgt der Dampfdruck noch weniger als 10 8 mbar..
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- Das Wärmeleitvermögen ist ca. 100 mal größer als das von Helium
- Die Legierung ist weder toxisch noch aggressiv oder brennbar.
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Aufgabe der Prozeßkammer Die Prozeßkammer ist Bestandteil einer neuartigen,
sehr leistung fähigen raumflugtauglichen Gradientenheizanlage. Sie dient als ko
binierte Heiz- und Kühleinrichtung für metallurgische Experimente Wahlweise können
in der Prozeßkammer Cradientenexperîmente mit ge richteter Probenerstarrung oder
Schmelzexperimente mit Probenabschreckung durchgeführt werden.
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Die Prozeßkammer ist für den Experimentalbetrieb am Boden und fü den
Mikrogravitationsbetrieb im Weltraum geeignet.
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Es ist vorgesehen, Energieversorgung Meßeinrichtung, mechanisch Struktur
und Ofenvorschub sowie die Kühleinrichtungen von raumf erprobten Komponenten zu
übernehmen.
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Eine entsprechende Anpassung der Prozeßkammer an diese Einricht ist
vorgesehen.
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Aufbau und Funktionsweise der Prozeßkammer Die Prozeßkammer besteht
aus der Ofenkammer, dem Flüssigmetallspaltkühlelement, dem Heizer, einer Testprobe
und dem Flüssigme reservoir mit Dosiereinrichtung.
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Die Ofenkammer ist innen mit einer mehrlagigen Metallfolienisc: ausgekleidet
und außen wahlweise strahlungsgekühlt oder wasser Die Innenwand des Ofenmantels
ist mit einer reflektierenden Be tung versehen.
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Das Flüssigmetall-Ringspaltkühlelement bildet zusammen mit dei Testprobe
den stirnseitigen Ofenverschluß. Es ist an der Ofen kammer angeflanscht. Die Probe
ist im Zentrum des Ringspaltkü elements angeordnet. Der konzentrische Ringspalt
ist im Gradi tenbetrieb mit Flüssigmetall ausgefüllt Das Ringspaltkühlele selbst
ist wassergekühlt.
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Als Heizelement kommen entweder ein formstabiles Widerstandsheizeie
ment aus einem Kohlenstoffverbundwerkstoff oder eine Hochfrequenz heizanlage zum
Einsatz. Das Heizelement bzw. die Induktionsspule er in der Prozeßkammer konzentrisch
angeordnet. Die Probe befindet sic im Zwentrum des Heizelementes Im Falle einer
Hochfrequenzheizung werden die Leistungselektronik die Senderöhre auf die Ofenkammer
montiert. EMC-Störungen werden durch eine vollständige Kapselung vermieden.
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Das Flüssigmetallreservoir ist innerhalb des Mantels oder außerhalt
um den Mantel der Ofenkammer angeordnet. Die Versorgung des Ringspaltkühlelements
mit Flüssigmetall erfolgt über eine Dosiereinrichtung.
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Am Ofenmantel befinden sich die Halterungen für den Ofenvorschub us
für die Strukturbefestigung, sowie die Anschlüsse für die Stromversorgung des Heizelements
und der Kühlwasserversorgung von Ofenkamme und Ringspaltkühlement.
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Der Wärmetransport vom Widerstandsheizelement zur Probe erfolgt mittels
Strahlung. Das Heizelement ist so bemessen, daß es bei ei ner Offentemperatur von
1700 oC eine Leistung von 1000 W abgeben rca.
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Der stationare axiale Temperaturgradient in der Probe wird durch d
gleichzeitige 3eheizung und Kühlung der Probe in den hierfür vorge sehenen Zonen
der Prozeßkammer erzeugt ur rzielung der gerichteten Erstarrung gibt es zwei Möglichkeite
Entweder wird die Prozeßkammer in Achsenrichtung über die feststehende Probe bewegt,
oder die Probe wird aus der feststehenden @ zeßka:tiiner herausgezogen. Im ersten
Fall wandert die Erstarrungstro nit der Ziehgeschwindigkeit in Ziehrichtung in Längsrichtung
der P be. Im zweiten Fall wandert die Erstarrungsfront in entgegengesetz Richtung
zur Ziehrichtung in Probenhlängsrichtung.
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Die Kühlung der Probe erfolgt mittels Wärmeleitung über den mit Flüssigmetall
gefüllten konzentrischen Ringspalt an das Ringspaltkühlelement. Von dort wird die
Wärme konvektiv an das Kühlwasser abgeführt.
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Das Flüssigmetall stellt den Wärmeleitkontakt zwischen der Probe im
Zentrum und dem Ringspaltkühlelement her und sorgt dafür, daß der Kontakt während
der Ziehbewegung nicht unterbrochen wird.
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Zur Erzielung einer Probenabschreckung wird das Flüssigme-tall erst
unmittelbar vor dem Abschreckzeitpunkt in den konzentrischen Ringspalt befördert.
Die erforderliche Flüssigmetallmenge richtet sich nach der abzuschreckenden Probenmasse.
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Für die Flüssigmetalldosieung sorgt eine mechanische Dosiereinrichtung.
Die Dosiermenge wird über einen mechanisch betätigten Verdrängungskolben mit variablen
Hub festgelegt.
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Vorteile der Flüssigmetall-Ringspaltkühlung gegenüber Gas-Ringspaltkühlung
und Ringspalt-Sprühkühlung mit partieller Verdampfung.
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- Die FM-Ringspaltkühlung eignet sich gleichermaßen für die Erzeugung
stationärer Temperaturgradienten wie für die Probenabschrek kung. Eine Umrüstung
der FM-Ringspaltkühlung ist für den Wechsel von einer Kühlungsart zur anderen nicht
erforderlich.
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Die Flüssigmetall-Ringspaltkühlung arbeitet sowohl unter Gasatmosphäre
als auch im Vakuum. Für den Vakuumbetrieb vereinfacht sich der Aufbau der Prozeßkammer:
Hermetischer Offenverschluß.
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Evakuierungseinrichtung und Gasversorgung können entfallen.
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-Der Ofen und seine Umgebung werden nicht von Flüssigmetall kontaminiert.
Der Dampfdruck des Flüssigmetalls ist bei 500° C noch geringer als 10 B mbar. Er
ist damit ca. 3 Größenordnungen kleiner als der Umgebungsdruck der einhüllenden
Gaswolke im Weltraum.
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Abdampfverluste und das Auftreten des Leidenfrostphänomens sind damit
sehr unwahrscheinlich.
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die Wärmeverluste des Ofens über den FM-gekühlten Ringspalt werlauf
auf etwa 1/10 gesenkt. Die Gesamtofverluste reduzieren sich Vakuumbetrieb etwa auf
ein Drittel.
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-Das Abschrecken der Proben geschieht bei der Flüssigmetall-Ringspaltkühlung
nahezu frei von Störbeschleunigungen.
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Mit dem extrem guten Wärmeleitvermögen im Flüssigmetallringspalt (Faktor
100 gegenüber Helium) sind bei Proben aus Kupfer Temperaturgradienten von 500 K
cm-1 und bei Proben aus Aluminium Temperaturgradienten von 900 K cm möglich. Die
angegebenen Temperatur gradienten sind mit einer Heizleistung von 1000 W möglich.
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Die zu erwartenden minimalen Abschreckzeiten für Kupfer und Alurnium
sind etwa gleich. Sie sind jedoch mit 0,2 5 eine Größenordnung kleiner als bei der
Sprühwasserkühlung mit partieller Verdampfung (Probendurchmesser: 10 mm) FM = Flüssigmetall
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Die linienförmige Wärmeübertragungsfläche am Probenmantel fördert die Ausbildung
von planaren Erstarrungsfronten in den Proben.
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- Das ausgezeichnete Wärmeleitvermögen des FM erlaubt größere Spalt
abmessungen. Dadurch wird das Handling auch von deformierten und geometrisch komplizierten
Proben möglich.
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Außerdem können die Anforderungen an die Maßgenauigkeit der ceizustellenden
automatischen Probenwechselein chtungen reduziert werden.
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- Der Kühlmittelverbrauch ist bei der FM-Ringspaltkühlung extrem gering.
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Mit einer Reservoirfüllung von 50 cm' Flüssigmetall (Inhalt ca. 350
g) können bis zu 125 Proben abgeschreckt oder bis zu 500 Proben stationär behandelt
werden.
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- Transportvolumen, Gewicht und Preis des Flüssigmetalls sind von
kurenzlos niedrig.
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- Der durch die Flüssigmetall-Ringspaltkühlung möglich werdende 'lkuumbetrieb
der Prozeßkammer fiihrt zu einer drastischen Gewithtseinsparung bei den Betriebseinrichtungen
der Gradientenheizaniage Vakuumversorgung, Kühlgasversorgung sowie Sprühwasser-
und Zeolith bevorratung entfallen, so daß eine Gewichtsreduktion von 50 kg durchaus
realistisch erscheint.
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-Durch die Substitution dieser Einrichtungen werden nicht nur Herstellungskosten
und im erheblichen Maße Transportkosten eingespart sondern zugleich die Betriebrisiken
und >icherheitsrisiken er Gradie-ntenheizanlage reduziert.
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- Vergleicht man die Zahl der prozessierbaren Proben, so sind für
à Behandlung der gleichen Anzahl von Proben mit einer der bisher realisierten Gradientenheizanlage
ca. 10 Raumflugmissionen erford lich.
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-Ein erheblicher Kostenvorteil ist auch aus dem reduzierten Heizen
giebedarf für die Vakuumprozeßkammer abzuleiten. Mit einer mittle ren Einsparung
von 0,1 kWh pro Betriebsstunde ist zu rechnen.
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angestrebte Leistungsdaten der Prozeßkammer 1. Ofenkammer nax. Ofentemperatur
: 1000 - 18000 C max. Ofenverluste : # 150 W bei 1700° C Ofenkammerfreiraum :#150
#x 150 mm max. Aufheizgeschwindigkeit : 500 k min-1 2. Heizelement max. Heizleistung
bei einer Ofentemperatur von 1700° C : 1000 W max. Heizertemperatur : 2000 - 2100°
C zul. Aufheizgeschwindigkeit : 1000 K min -1 3. Flüssigmetall-Ringspaltkühlung
3.1 Aluminium-Testprobe, # 10 mm maximal erreichbare stationärer -1 Temperaturgradient
in der Schmele : 900 K cm minimal erreichbare Abschreckzeit : 0,18 s 3.2 Kupfer-Testprobe.
# 10 mm maximal erreichbarer stationärer Temperaturgradient in der Schmelze : 500
K cm-1 minimal erreichbare Abschreckzeit : 0,22 s 4. Flüssigmetallreservoir Füllvolumen
: 50 cm' Füllgewicht : 350 g Flüssigmetallverbrauch Je Abschreckung : - ca. 0,4
cm Je stat. Temperaturgradient : ca. 0,1 cm'
L e e r s e i t e