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Kehlkopfprothese für die Stimmrehabiiitierung
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Stand der Technik Die Erfindung befaßt sich mit sogenannten Kehlkopfprothesen.
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Es ist bekannt, daß für Patienten, denen der Kehlkopf operativ entfernt
werden mußte, die chirurgische Möglichkeit besteht, für das aufragende Ende der
Luftröhre eine Austrittsöffnung an der Halsvorderseite unterhalb des Kinns zu schaffen,
um die lebensnotwendige Luftführung, also das Ein- und Ausatmen zu ermöglichen.
Durch diese Maßnahme kann aber dem Operierten noch nicht die Fähigkeit wieder gegeben
werden, die Luftführung auch zur Tonbildung, also zum Sprechen zu verwenden. Mannigfache
Vorschläge, Schwingungen in der Mundhöhle in elektrische Impulse und diese in Töne
umzuwandeln, werden größtenteils als ungeeignet angesehen, weil sie eine künstliche,
roboterähnliche Sprache erzeugen, die sowohl vom Sprechenden als auch vom Hörenden
als unangenehm empfunden wird.
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Aus diesem Grunde wurde eine Methode entwickelt, bei der von der
durch die Operation geschaffenen Halsöffnung aus und unmittelbar am Luftröhrenaustritt
eine
Verbindung zur Speiseröhre geschaffen wird, und in diese Verbindung, den sogenannten
11Shunt", von außen ein Ventil eingesteckt wird, das mit seinem freien Ende in die
Speiseröhre hineinreicht und die insufflierte Luft sprachlich dosiert in Richtung
der Mundhöhle lenken soll.
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Dabei wird von der Erkenntnis Gebrauch gemacht, daß der Kehlkopflose
zur Stimmbildung fähig ist, wenn ein Luftstrom in den oberen Speiseröhrenbereich
fließt. Durch diesen Luftstrom werden die im Ruhezustand die lichte Weite der Speiseröhre
verlegenden Schleimhautfalten des Hypopharynx in Form von Schwingungen bewegt und
erzeugen so Töne.
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Eine bekannte Prothese ist unter dem Namen Blom-Singer-Prothese»
eingeführt und besteht aus enem aus einem Silikonkunststoff gefertigten Röhrchen,
das an einem Ende offen und am gegenüberliegenden Ende kappenartig geschlossen,
dort aber mit einem in horizontaler Achsebene eingeschnittenen Schlitz versehen
ist. Am äußeren offenen Ende weist dieses Röhrchen zwei in gestreckter Linie liegende,
biegsame Flügel auf, mit denen es außen am Hals, z.B. mit Heftpflasterstreifen oder
einem um den Hals führenden Faden befestigt werden kann. Nahe dem äußeren Ende ist
ferner eine Öffnung angebracht.
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Bei Benutzung dieser Prothese zeigt sich aber u.a. der Nachteil,
daß die eintretende Luft in einem nicht unerheblichen Prozentsatz anstatt für die
Tonbildung in Richtung des Schlundes geführt zu werden, in den Magen gepumpt oder
gegen die Rückwand der Speiseröhre geblasen wird. Dies läßt sich mit einer mit Barium-Sulfat-Staub
angereicherten Luft im Röntgenbild nachweisen und ist selbst dann der Fall, wenn
man versucht, dem durch eine entsprechend aufwärts in Richtung der Mundhöhle gegebenen
Lage der Prothese beim Einoperieren entgegenzuwirken. Das Prothesenbett muß nämlich
am überstreckten Hals, d.h. mit in den Nacken gelegtem Kopf, angelegt werden, wobei
die Luftröhre durch Narben fixiert ist, während die Schleimhaut des Speiseweges
mit der Uberstreckung wandert. Kehren Kopf und Hals nach der Operation in die Normallage
zurück, bleibt der Luftröhrenteil des Prothesenbettes fixiert, während der bewegliche
Speiseröhrenteil nach unten gleitet und eine dementsprechende Neigung der Prothesenspitze
in einer Richtung weg von der Mundhöhle bewirkt. Das ruft zunächst die Schwierigkeit
hervor, daß beim Eintreten des Luftstromes in den Speiseröhrenbereich zu viele Schleimhautfalten
des im Ruhezustand kollabierten unteren Hypopharynx geöffnet werden müssen, was
einen zu hohen Kraftauf-
wand, d.h. zu hohen Druck beim Durchblasen
der Luft erfordert und damit eine erschwerte oder auch unmöglich gemachte Stimmbildung
zur Folge hat. Außerdem dehnt die direkt gegen die Speiseröhrenwand eingeblasene
Luft diesen Bereich aus, wodurch peristaltische Wellen des Speiseweges ausgelöst
werden, durch die Luft in den Magen gefördert wird.
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Es kommt ferner vor, daß der im Endbereich der Prothese liegende
Ventilschlitz durch Druck von außen mehr oder minder zugehalten wird. Dieser Druck
entsteht entweder dadurch, daß die innere Prothesenspitze gegen die Wirbelsäule
drückt oder dadurch, daß sie durch den beim Sprechen die Halsöffnung schließenden
Finger nach innen gedrückt wird. Dann kann der Ventilschlitz zugehalten werden oder
sich zumindest so schwer öffnen lassen, daß der Benutzer unverhältnismäßig hohen
Druck für die Luft führung braucht. Um dem entgegenzuwirken, müssen, je nach den
körperlichen Gegebenheiten der Operierten, Prothesen der verschiedensten Länge bereitgehalten
werden. Zur Zeit sind deshalb sieben verschiedene Längen im Gebrauch.
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Außerdem muß man den Sitz der Prothese röntgenbildlich überwachen
können, und hierzu sind nach dem Stande der Technik sogenannte Phantom- oder
Dummy-Prothesen
üblich, die aus einem Material bestehen, das im Röntgenbild kontrastiert, so daß
man tatsächlich den Sitz dieser Phantomprothesen und nicht den Sitz der danach gegen
diese ausgetauschten richtigen Prothesen kontrolliert.
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Bekannt ist ferner die PANJE- oder XOMED-Prothese, die sich von der
Blom-Singer-Prothese dadurch unterscheidet, daß sie grundsätzlich kürzer ist, anstatt
eines etwas längeren horizontal liegenden Schlitzes einen relativ kurzen Kreuzschlitz
als Ventil aufweist und daß die Befestigung am Shunt mittels zweier, entsprechend
der Shuntlänge angebrachter Teller oder Flansche bewerkstelligt wird, von denen
der innere eben und der äußere konisch mit in Richtung auf die Halsöffnung zunehmendem
Durchmesser ist. Die mit Bezug auf die Blom-Singer-Prothese geschilderten Nachteile
treten auch bei der PANJE-Prothese auf, wobei zusätzlich der kurze Kreuzschlitz
besonders schwer öffnet, d.h. einen hohen Druck der zur Stimmbildung durchgeführten
Luft erfordert. Die sehr kurze Prothese begegnet zwar der Gefahr, mit ihrem schlitzseitigen
Ende gegen die Rückwand der Speiseröhre zu stoßen und so in die falsche Richtung
gebogen oder zugehalten zu werden, wird dadurch aber, d.h. ihrer Kürze wegen, leicht
von Schleimhautfalten oder Polypen überwuchert.
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Aufgabe Ausgehend von der Erkenntnis, daß für die Tonbildung das
Ventil einerseits leicht und andererseits nicht zu leicht zu öffnen sein soll, damit
einerseits das Sprechen ohne Mühe und mit der hierfür feinen Dosierung der Luftführung
vorgenommen werden kann und andererseits nicht die gesamte mit Druck geführte Luft
auf einmal zischend entweicht, und ferner von der Erkenntnis ausgehend, daß für
die Tonbildung auch entscheidend ist, daß die insufflierte Luft tatsächlich in Richtung
der Mundhöhle geleitet und nicht, auch nicht teilweise, in Richtung Magen entweicht,
und daß schließlich der Benutzer die Prothese einfach einsetzen und entfernen soll,
daß sie einwandfrei sitzen soll, ohne sich drehen zu können und daß ihr Sitz im
Röntgenbild kontrolliert werden kann, lag der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine
Kehlkopfprothese zu schaffen, die für die Stimmrehabilitierung Kehlkopfloser eine
Luftführung schafft, die die Luft gut dosierbar dorthin leitet, wo sie für die Stimmbildung
gebraucht wird, deren Ventil mit verhältnismäßig geringem Luftdruck öffnet und nicht
verlegt oder einfach zugehalten werden kann, die einfach einzusetzen und zu entfernen
ist, deren Sitz gut kontrolliert werden kann sowie auch durch Röntgen leicht gefunden
werden kann, wenn sie ein-
mal aus Versehen insuffliert wurde und
die schließlich in möglichst wenigen unterschiedlichen Längen für die Versorgung
aller Patienten ausreichen soll.
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Diese Aufgabe löst die Erfindung durch die in den Ansprüchen angegebenen
Mittel.
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Ausführungsbeispiele Die Erfindung ist in den Zeichnungen an mehreren
Ausführungsbeispielen zur Anschauung gebracht und anhand dieser nachfolgend beschrieben.
Es stellen dar: Fig. 1 eine schematische Darstellung des Luft-und Speiseröhrenbereiches
eines Kehlkop£-operierten mit einer eingesetzten Kehlkopfprothese in verkleinertem
Maßstab; Fig. 2 eine Kehlkopfprothese nach der Erz in dung einfacher Ausführungsform
etwa im Maßstab 2 : 1 in der teilweise geschnittenen Seitenansicht; Fig. 3 eine
Prothese nach Fig. 1 in der Vorderansicht; Fig. 4 eine Prothese einer weiter entwickelten
erfindungsgemäßen Ausführungsvariante in der Darstellungsart und im Maßstab der
Fig. 2
In der schematischen Darstellung der Fig. 1 ist die durch
Operation verkürzte und nach oben abgeschlossene Luftröhre mit 1 bezeichnet. 2 ist
ihre durch Operation hergestellte Halsöffnung, während 3 die zur Mundhöhle 4 führende
Speiseröhre ist. Die eingesetzte Kehlkopfprothese ist mit 5 bezeichnet, für die
operativ der Shunt 6 als Verbindung zwischen Luft- und Speiseröhre geschaffen wurde.
Wenn nun der Benutzer Luft eingeatmet hat und dann mit dem Finger die Halsöffnung
2 zuhält, so wird die in Pfeilrichtung 7 aus der Lunge geförderte Luft durch die
Prothese in Richtung der Mundhöhle 4 gelenkt und hierzu aus dem Ventilschlitz der
Prothese dosiert austreten. Die erfindungsgemäße Ausbildung der Prothese ermöglicht
es, daß die Luft nicht gegen die Speiseröhrenrückwand 8 bläst oder gemäß dem Pfeil
9 in den Magen gepumpt wird.
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Bei dem einfachen Ausführungsbeispiel der Fig. 2 und 3 ist die Prothese
in der eingesetzten Stellung dargestellt, d.h. die allgemein mit 10 bezeichnete
Prothese weist eine solche Krümmung auf, daß der in vertikaler Ebene verlaufende
Ventilschlitz 11 nicht gegen die Speiseröhrenrückwand anstoßen kann und der Luftführung
von vornherein eine Richtung auf die Mundhöhle hin vorgegeben ist. Dabei ist zweckmäßig
der sich an die Einströmöffnung 12 an-
schließende Bereich 13 in
oder etwa in Länge des Shuntes gerade verlaufend, also nicht gekrümmt.
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Wie aus Fig. 3 ersichtlich, sind die Flügel 14a,14b V-förmig im Winkel
zur Horizontalen angeordnet, was insbesondere bei kleineren Luftröhrenaustritten
den Vorteil bringt, daß das obere, am Hals angenähte Luftröhrenende nicht mehr als
unbedingt erforderlich verlegt wird, was mit sich bringt, daß dann das geförderte
Atemvolumen durch die Prothese nicht oder nur unwesentlich eingeschränkt wird. Außerdem
kann man sich mit derartig geformten Flügeln leichtr die richtige Lage der eingesetzten
Prothese mit Ventilschlitz aufwärts, also nach oben gekrümmt merken, V-förmig angesetzte
Flügel verhindern außerdem, daß der sie am Hals haltende, in die Löcher 15 eingefädelte
Faden nach oben in Richtung Kinn wandert.
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Die Prothese nach Fig. 4 besteht aus einem Tragrohr 16 aus Metall,
z.B. poliertem Edelstahl, auf das der allgemein mit 17 bezeichnete Prothesenkörper
aus einem Elastomer, z.B. Silikonkunststoff, aufgezogen ist. Das Tragrohr 16 ist
so lang, daß es die Krümmung 18 noch bestimmt. Das hat u.aO den Vorteil, daß der
eigentliche Prothesenkörper mit gerader Achse 19 gefertigt werden kann, eine erhebliche
Herstellungsvereinfachung. Wenn das Tragrohr aus poliertem
Edelstahl
besteht, wird außerdem gegenüber Kunststoff die Luftreibung herabgesetzt und damit
die Luftführung erleichtert und die Prothese als Ganzes bei der Reinigung geschont.
Außerhalb des Tragrohres befindet sich also nur oder im wesentlichen nur der den
Ventilschlitz 20 aufweisende Kappenbereich 21 des Prothesenkörpers 17.
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Im Abstand der Länge 22 des Shunts ist außen an der Seite der Einströmöffnung
23 ein ebener Befestigungsteller 24 und innen ein konischer Befestigungsteller 25
angeordnet, die sich innen und außen in der Umgebung des Shunts anlegen und so die
Prothese halten. Dabei soll insbesondere der innere Teller 25 aus sehr weichem Material
bestehen und die in Fig. 4 dargestellte Konizität mit in Wichtung der Speiseröhre
abnehmendem Durchmesser aufweisen, weil dies das Einführen wesentlich erleichtert.
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26 ist eine konische Durchmesservergrößerung am außentellerseitigen
Ende des Prothesenkörpers, der die halsseitige Shuntöffnung abdichtet, Der Schlitz
11 bzw. 20 liegt, wie aus Fig. 3 am besten hervorgeht, bei eingesetzter, nach oben
gerichteter Prothese in der Vertikalebene, weil er dann nicht oder mindestens nicht
so stark zugedrückt werden kann, wenn das innere Ende der Prothese einmal sich doch
irgendwo gegen legen sollte.
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Der Ventilschlitz ist, weil er die Luft zur Tonbildung dosiert austreten
lassen muß, ein besonders wichtiges Element, weshalb nicht nur seine Lage, sondern
auch seine Form und Größe Gegenstand erfinderischer Uberlegungen war. Das Ventil
öffnet umso leichter, je mehr der Schlitz außerhalb der Mittelebene, also zum Rand
hin liegt, weil dann gewissermaßen eine weiche Ventillippe, nämlich jener oberhalb
des Schlitzes liegende kleinere Teil entsteht. Dieser Vorteil würde aber mit dem
Nachteil einer viel größeren Instabilität erkauft. Die Stabilität ist aber auch
wichtig, da das Ventil nicht nur leicht öffnen, sondern auch gut und dichtend schließen
muß. Die Erfindung sieht deshalb einen meridian oder parameridian liegenden Schlitz
vor, und das leichte - aber nicht zu leichte - Öffnen wird durch die Schlitzlänge
gewährleistet, für die die Erfindung eine Länge von 10 bis 12, insbesondere 11 mm
vorsieht.
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Weil die Lage der Speiseröhre 3 im Verhältnis zur Luftröhre 1 und
auch die des Shunts 6 unterschiedlich sein kann, kann eine Anpassung der Krümmung
der Prothese an die patientspezifischen Gegebenheiten zweckmäßig sein. Hierzu kann
die Krümmung des Tragrohres 16 veränderbar gemacht werden, z.B. dadurch, d in dem
Krümmungsbereich der ttohrquerschnitt etwas vermindert ist, wodurch der Arzt mit
einem Werkzeug in Gestalt eines in ein oder beide Rohrenden gesteckten Hebels das
vorgebogene Tragrohr mehr oder weniger biegn kann,
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