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Herbizide Mittel
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Die Erfindung betrifft synergistische herbizide Wirkstoffkombinationen
zur Bekämpfung insbesondere von Flughafer.
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Ungräser sind von großer und wachsender Bedeutung in zahlreichen Feldkulturen.
Unter ihnen kommt Flughafer (Wildhafer) als annuellem Samenungras in zahlreichen
kulturen eine herausragende Bedeutung zu, insbesondere im Getreidebau.
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Flughafer stellt ein besonderes Bekämfpungsproblem dar.
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Das Ungras läuft aus unterschiedlichen Bodentiefen unregelmäßig, in
zeitlicher Folge auf, so daß im Feldbestand in der Regel sehr unterschiedliche Wachstums
stadien vorliegen.
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Eine chemische Bekämpfung von Flughafer ist heute grundsätzlich möglich.
Die bekannten Flughafemittel haben jedoch oft nur unzureichende, weil unvollständige
Wirkung. Grund für diese unzureichende Wirkung ist eine mehr oder weniger ausgeprägte
Stadienabhängigkeit der Wirkung; zuverlässige Wirkung ist meist nur bei sehr jungen
bis jungen Flughaferstadien zu erwarten, so im 1,5- bis 2,5-Blatt (Barbane), im
2- bis 3,5-Blatt (Chlorfenprop-methyl), im 2- bis 4,5-Blatt (Difenzoquat) oder im
2- bis ~6-Blatt (Benzoylpropäthyl). Nach chemischen Bekämpfungsmaßnahmen können
somit ältere Flughaferstadien überleben.
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Flughafer hat als annuelles Samenungras eine große Samenproduktion.
Eine Pflanze kann bis zu 250 Samen bilden, die bis zu 10 Jahren im Boden keimfähig
ausdauern können.
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Schon ein kleiner Teil überlebender Pflanzen kann deshalb zu einer
starken und nachhtltigen Verseuchung der Felder führen.
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Die Situation der chemischen Flughaferbekämpfung ist deshalb
unbefriedigend,
wobei das wesentliche Problem in der gegenwärtig andauernden Jiederverseuchung der
lfulturflächen zu sehen ist. Ein entscheidender Aspekt der Flughaferbekämpfung ist
deshalb die Unterbindung der Rispen-und Samenbildung bei überlebenden Pflanzen.
Die EffeRtivität einer Bekämpfungsmaßnahme wird nach der Anzahl der gebildeten Rispen
beurteilt.
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Ein anderes Problem mit den verfügbaren Flughaferherbiziden ist deren
begrenzte Selektivität in den erforderlichen Aufwandmengen für die verschiedenen
Getreidearten, eine Folge der engen Venqandtschaft des Ungrases mit den Getreiden.
Die Flughafermittel können deshalb zumeist nicht in voller Breite im Getreidebau
eingesetzt werden. Die Verbesserung der chemischen Flughaferbekämpfung muß demnach
die folgenden Zielpunkte verfolgen: a) eine vollständigere Kontrolle durch aa) eine
Verringerung der Stadienabhängigkeit der Wirkung; und/oder ab) eine vollständigere
Unterdrückung der Rispen-und Samenbildung bei eventuell überlebenden Pflanzen; b)
eine verbesserte Getreideverträglichkeit/-seelektivität der Flughaferbehandlung,
die den sicheren Einsatz solcher Mittel in allen Getreidekulturen ermöglicht.
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Die Erfindung löst die Aufgabe, die Flughaferbekämpfung im Sinne der
Punkte a) und b) zu verbessern. Die Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß herbizide
Mittel auf der Basis der bekannten Wirkstoffe 1,2-Dimethyl-3,5-diphenylpyrazoliumsalze,
(z.B. Difenzoquat), 2-Chlor-3-(4-chlorphenyl)-propionsäuremethylester (Chlorfenprop-methyl),
2-(N-BenzOyl-3,4-dichlorphenylamino)-propionsäureäthyl- ; ester (Benzoylprop-äthyl),
2-(N-Benzoyl-3-chlor-4-fluor
phenylamino)-propionsäureisopropylester
(Flampropisopropyl 2- ( N-3enzoyl- 3- chlor-4- fluorpherrlamino ) -propionsäuremethylester
(Flamprop-methyl) oder 4-Chlorbut-2-ynyl-N-(3-chlorphenyl)-carbamat (Barbane) neben
Hilfs- und/oder Trägerstoffen als synergistischen Zusatz eine Verbindung der allgemeinen
Formel
in der R für Wasserstoff, für ein Äquivalent eines anorganischen oder organischen
Kations oder für ein Cl-C6-Alkyl und X für Wasserstoff oder Chlor steht, enthalten.
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Die Wuchshemmer der Formel I wirken in den einzusetzenden Aufwandmengen
(etwa 0,1 kg/ha im Falle X gleich Chlor, etwa 0,5 kg/ha im Falle X gleich Wasserstoff)
nicht oder nur sehr wenig gegen Flughafer. Es ist deshalb überraschend, daß dieselben
Aufwandmengen in Mischung mit einem der genannten Flughaferherbizide zu einer sehr
starken Steigerung der Flughaferwirkung fuhren können, die das vegetative Wachstum
des Ungrases und ganz besonders die Rispen- und Samenbildung betrifft.
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Auf der Grundlage dieser Wirkungssteigerung ist es möglich, die für
eine erfolgreiche Bekämpfung erforderlichen Aufwandmengen an Flughaferherbiziden
in den synergistischen Gemischen auf bis zu 1/4 der normalerweise erforderlichen
Mengen zu senken. Hierdurch werden entscheidende Verbesserungen der Getreideverträglichkeit
möglich, welche
eine breitere An'ndung solcher synergistlscher Gemische
in den verschiedenen Getreiden eröffnen.
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Der Vorteil der mit den erfindungsgemäßen synergistischen Gemischen
erreicht wird, liegt damit in der wesentlich verbesserten, weil vollständigeren
FlughaferDekämpfung, insbesondere hinsichtlich der Rispenkontrolle, im Verein mit
verbesserter Selektivitat für die Getreidearten durch Senkung der Aufwandmengen
an Flughaferherbiziden.
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Entsprechend der Wirkungssteigerung durch den Zusatz von Verbindungen
der Formel I werden die bekannten Flughaferherbizide in 80 bis 25 % der üblichen
Aufwandmenge/ha angewendet, während der Zusatz an Verbindungen der Formel I zwischen
0,025 und 0,2, vorzugsweise Q,05 und 0,1 kg/ha, liegt für den Fall X gleich Chlor
und zwischen 0,1 und 1, vorzugsweise 0,25 und 0,5 kg/ha, für den Fall X gleich Wasserstoff.
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In der Praxis bedeutet dies, daß erfindungsgemäß Difenzoquat mit 0,80
- 0,25 kg/ha, Chlorfenprop-methyl mit 3,2 - 1 kg/ha, Benzoylpropäthyl mit 1,2 -
0,38 kg/ha, Flamprop-isopropyl mit 0,6 - 0,2 kg/ha, Flamprop-methyl mit 0,4 - 0,13
kg/ha Barbane mit 0,4 - 0,13 kg/ha eingesetzt wird.
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Dabei wird im allgemeinen zweckmäßig im Rahmen der oben eflähnten
Aufwandmengen eine hohe Flughaferherbizid-Dosis mit einer niedrigen Dosis einer
Verbindung der Formel I kombiniert, andererseits eine niedrige Dosis an Flughaferherbizid
mit einer hohen Dosis der Verbindung der Formel 1.
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Da die erfindungsgemäß verwendbaren Wirkstoffe größtenteils als fertige
Formulierungen im Handel sind, werden die Kombinationen zweckmäßig als Tankmischungen
eingesetzt, wobei pro ha im Ackerbau übliche SpritzbrUhmengen
(etia
100 bis 1000, vorzugsweise 200 bis 600 Ltr. pro ha) ausgebracht werden. Diese können
auch zusätzliche Netz-und Haftmittel und nicht-phytotoxische Öle enthalten. Als
günstig hat sich der Zusatz von aktivierenden Stoffen t»!ie pflanzenverträgliche
Mineralöle und nichtionische Netzmittel er.,iesen. Hier sind beispielsweise zu nennen
äthoxylierte partielle Ester von mehrwertigen Alkoholen, z.B. äthoxyliertes Sorbitomonolaurat,
Alkylarylpolyglykoläther, äthoxylierte mittlere und höhere Alkohole (5 - 40 Mol
Äthylenoxid/Mol Alkohol), z.B. Isotridecylalkoholpolyglykoläther (mit 8 Mol Äthylenoxid).
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Die beiden Wirkstoffe der erfindungsgemäßen Kombinationen können auch
gemeinsam formuliert werden. Die Formulierung, etwa Emulsionskonzentrat, Suspensionspulver,
richtet sich nach der Art des Wirkstoffs.
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Formulierungsbeispiele (Augaben in Gewichtsprozent) Emulsionskonzentrat
Difenzoquat 10 % Chlorflurenol-methyl 1 % Dimethylformamid 3 °h Mischung aus äthoxyliertem
Ricinusöl mit Alkylarylsulfonaten 3 % äthoxylierter Isotridecylalkohol 2 % Wasser
ad 100 % Emulsionskonzentrat Chlorfenprop-methyl 20 % Chlorflurenol-methyl 1 % Mischungen
aus äthoryliertem Ricinusöl mit Alkylarylsulfonaten 10 % Xylol ad 100 % Suspensionspulver
Chlorfenprop-methyl 40 % Chlorflurenol-methyl 1 % Natrium-Alkylnaphthalinsulfonat
3 % Calciumligninsulfonat 3 % Kaolin ad 100 % Emulsionskonzentrat Benzoylprop-äthyl
30 % Chlorflurenol-methyl 2 O/o Mischung aus äthoxyliertem Ricinusöl mit Alkylarylsulfonaten
8 % Xylol ad 100 %
Emulsionskonzentrat Flamprop-isopropyl 10 %
Chlorflurenol-methyl 6 % äthoxyliertes Ricinusöl 5 % äthoxylierter Isotridecylalkohol
3 5o Xylol ad 100 % Emulsionskonzentrat Barbane 10 % Chlorflurenol-methyl 6 % äthoxylierter
Isotridecylalkohol 4 % Mischungen aus äthoxyliertem Ricinusöl mit Alkylarylsulfonaten
3 % Xylol ad 100 % Die synergistische Wirkung der erfindungsgemäßen Kombinationen
zeigt sich beispielsweise in den nachstehenden Daten.
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I: Barbane ND: 0,5 kg/ha II: Chlorfenprop-methyl ND: 4,0 kg/ha III:
Difenzoquat ND: 1,0 kg/ha IV: Benzoylprop-äthyl ND: 1,5 kg/ha Cfl-m: Chlorflurenol-methyl
ND: Normaldosis (kg/ha) des Wirkstoffs In den Versuchen wurde die prozentuale Verminderung
des Wachstums in Prozent der unbehandelten Kontrolle nach 3 Wochen und die Zahl
der geschobenen Rispen in Prozent der Kontrolle nach 7 Wochen erfaßt.
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Präparat/Dosis Vegetatives Wachs- Generatives Wachstum nach 3 Wochen
tum nach 7 Wochen Pflanzenlänge in % geschobene Rispen in % - (Kontrolle) 100 100
I ND 88,2 99,2 1/2 ND 94,1 99,2 II ND 35 40,5 1/2 ND 70,5 106,2 III ND 52,5 55,2
1/2 ND 89,0 92,7 IV ND 31,4 20,5 1/2 ND 34,7 41,7 Cfl-m 0,1 kg/ha 79,4 77,1 Cfl-m
0,05 kg/ha 92,7 90,9 I 1/2 ND + Cfl-m 0,1 kg/ha 48,5 27,6 + 0,2 % Twenn 20 II 1/2
ND 34,7 9,3 + Cfl-m 0,1 kg/ha III 1/2 ND 42,5 6,4 + Cfl-m 0,1 kg/ha IV 1/2 ND 34,7
2,2 + Cfl-m 0,1 kg/ha