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Titel: Verfahren zur Herstellung von r-Clobulinen
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und Immunnucleinsäuren sowie Immundialysaten und hierfür verwendete
Mittel
Beschreibung Die Erfindung bezieht sich auf die Herstellung
von immunologischem Material und insbesondere auf die Herstellung von üGlobulinen,
Immunnucleinsäuren und Immundialysaten durch Einleiten bzw. Erzeugen und Züchten
von Zelllinien in vitro.
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Eine fundamentale Notwendigkeit für das Überleben von Tieren ist
deren Fähigkeit zur Resistenz gegenüber Infektionen, die von parasitären Organismen,
wie Viren, Bakterien, Fungi und parasitischen Tieren1 hervorgerufen werden, die
ständig in der Umgebung vorhanden sind. Die Immunität von Tieren gegenüber derartigen
Organismen wird durch zahlreiche unterschiedliche Mechanismen hervorgerufen einschließlich
Phagocytose, chemische Aktivität der Antikörper und Produktion von Interferonen,
um Virus-Replikation zu verhindern.
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Während der letzten 20 Jahre wurde erheblicher Forschungsaufwand
in verschiedene immunologische Gebiete investiert einschließlich der Untersuchung
von Immunreaktionen, bei denen Material erzeugt wird, das spezifisch bestimmte in
ein Tier eingeführte Antigene bekämpft. Die Produktion von Material, das diese spezifischen
Immunreaktionen
entweder auf nicht-immunisierte Wirte überträgt,
wenn es in vivo injiziert wird1 oder aber auf "naive" Zellen, die zur Immunreaktion
fähig sind, wenn es in vitro inkubiert wird, ist offensichtlich von großer Bedeutung
für humanmedizinische und tiermedizinische Forschung. Hierzu beispielsweise H. S.
Lawrence: "The transfer in humans of delayed skin sensitivity to streptococcal M
substance and to tube=nlin with disrupted leukocytes". J. Olin-Invest, (1955), 34,
219-30 oder "Transfer of immunological in formation in humans with dialysates of
leukocyte extracts", Trans. As. Amer. Physicians, (1968), 76, 84-91. Die Anwesenheit
von lebenden Zellen ist wesentlich für die Replikation derartiger immunologischer
Stoffe.
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Lymphoide Zellen von Tieren, die gegen ein spezifisches Antigen immunisiert
worden sind, enthalten wahrscheinlich die Immuninformation innerhalb ihrer Nucleinsäuren
unter Bildung sogenannter "Immunnucleinsäuren", die wahrscheinlich die Träger des
immunologischen Gedächtnisses sind. Die Immunnucleinsäuren sind daher durch ihre
Fähigkeit gekennzeichnet, Immunreaktionsfähigkeit gegen spezifische Antigene an
"naive" Lymphozyten weiterzugeben, wenn sie in vivo injiziert werden oder wenn native
Lymphozyten mit den Immunnucleinsäuren in vitro inkubiert werden. Tiere mit derartig
empfindlich gemachten lymphoiden Zellen können leicht auf eine neue Begegnung mit
dem entsprechenden Antigen reagieren und beispielaweise den Angriffen von Bakterien-
oder Virenorganismen, die dieses Antigen tragen, widerstehen.
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Es sind zahlreiche in vitro Zellinien menschlicher und tierischer
Herkunft hergestellt bzw. erzeugt worden, aber die in vitro Produktion von r-Globulinen,
die spezifisch gegenüber einem bestimmten Antigen sind, hat
noch
zu keinem zufriedenstellenden Kultursystem geführt.
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Lymphoblastoide Zellen in Kultur bzw. Züchtung können spontan Antikörper
produzieren, die gegen unbekannte Antigene gerichtet sind1 rund sie können daher
nicht für irgendwelche praktischen Zwecke verwendet werden. Außerdem ändern Zellen
während der Kultur bzw. Züchtung häufig ihre Eigenschaften, wenn sie beliebig lang
gezüchtet werdenlund verlieren einige Attribute ihres differenzierten Status. Es
wurde deshalb als unwahrscheinlich angenommen, daß eine Zellinie gefunden werden
könnte, die fähig ist, dazu angeregt werden zu können, spezifische Immunnucleinsäuren
zu erzeugen, d.h. die fähig wäre, in die Nucleinsäuren der Zellen die Information
einzubauen, die in den exogenen spezifischen Immunnucleinsäuren vorhanden ist1 und
weiterhin zur Replikation dieser spezifischen Immunnucleinsäuren fähig wären. Die
Produktion von spezifischen Antikörpern ( (-Globulinen) unter Verwendung einer Zellinienkultur
wurde ebenfalls als unwahrscheinlich bzw. unmöglich angesehen.
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Es wurde jedoch im Verlauf der Forschungsarbeiten über eine vorhandene
lymphoblastoide Zellinie, bekannt als LDV/7, überraschenderweise gefunden, daß -
wenn LDV/7-Zellen mit spezifischen Immunnucleinsäuren (nachfolgend i-RNS und i-DNS
bezeichnet) inkubiert werden, die von menschlichen oder tierischen Gebern erhalten
worden sind -lymphoide Zellen,die zuvor gegenüber einem gegebenen Antigen sensibilisiert
worden sind, die immunologische Information einbauen und die einbauenden Moleküle
replizieren. Außerdem hat sich gezeigt, daß beim Auftrennen oder Aufbrechen von
induzierten LDV/7-Zellen und anschließender Dialyse die Dialysate spezifische zellvermittelte
Immunität auf andere Zellen sowohl in vivo als auch in vitro übertragen. In der
Tat ließ sich diese
Immunität auf native LDV/7-Zellen übertragen,
die dann weitermachten und die ursprünglich verwendeten Immunnucleinsäuren replizierten.
Ein Dialysat mit diesen Eigenschaften wird nachfolgend als Immundialysat bezeichnet.
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Es wurde auch gefunden, daß beim Inkubieren der Zellinie mit Immunnucleinsäuren
und/oder Immundialysaten die Zellen dazu angeregt werden, (-Globuline zu erzeugen,
die spezifisch sind gegenüber dem Antigen, gegen das der ursprüngliche Donor immunisiert
worden ist.
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Die LDV/7-Zellinie wurde aus periphären Blutleukozyten erhalten von
einer 75 Jahre alten offensichtlich gesunden männlichen Versuchsperson.
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Die Zellen können in Suspensionskulturen (Submersverfahren) entweder
diskontinuierlich in statischen Kulturen oder kontinuierlich in "Spinner"-Rulturen
(spinner cultures) und ebenfalls auf Agar gezüchtet werden. Diese Eigenschaft ist
besonders nützlich, weil sie es möglich macht, gut eingeführte bakteriologische
Methoden auf die in vitro-Kontrolle von Humanzellen anzuwenden. Beispielsweise ist
Klonauswahl (Cloning) möglich und es ist ebenfalls möglich, die Wirkung zahlreicher
Faktoren-wie Kolonie-stimulierender Faktor-auf die Differenzierung der Zellen zu
untersuchen.
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Die Zellinie wurde ursprünglich mit Hilfe folgenden Verfahrens angezüchtet
(die Prozentangaben beziehen sich in der gesamten Beschreibung jeweils auf das Volumen):
Aus der ursprünglichen Blutprobe wurden die meisten Erythrozyten durch Zugabe von
20% Plasmagel abgetrennt und nach Sedimentation in Teströhrchen verworfen. Die gewonnene
Suspension wies ein Verhältnis von Erythrozyten zu Leukozyten < 20:1 auf. Die
so gewonnenen Leukozyten
wurden uann in RPNI 1640 Nährlösung suspendiert,
die 2010 Kälberfötenserum enthielt, nit einer Konzentration von 2 x 106 Leukozyten
je ml. Zweimal wöchentlich wurde 2/3 der Nährlösung durch frische Nährlösung ersetzt.
Da innerhalb der ersten Wochen Zelltod eintrat, wurden die Kulturen eingeengt oder
konzentriert entsprechend der Notwendigkeit, die Zellkonzentration über 106 Zellen
Je ml zu halten.
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Die Zellen wurden in gläsernen Roux-Flaschen gezüchtet. Sechs Wochen
nach Kulturbeginn zeigten die Zellen in einer dieser Flaschen Wachstumsmerkmale,
d.h.
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sie wurden größer und begangen sich zu multiplizieren; diese Zellen
wurden verwendet, um die lDV/7-Zellinie anzuzüchten.
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Diese Zellinie ist seither in großen Mengen gezüchtet worden unter
Verwendung der nachfolgend beschriebenen Vermehrungs-Arbeitsweisen: Die LDV/7-Zellinie
kann in zahlreichen Nährlösungen gehalten werden. Sie können in RPPII 1640 Lösung,
die 5 bis 30ß0 Kälberfötenserum enthält, gezüchtet werden; vorzugsweise besteht
die Nährlösung aus RPMI Lösung, enthaltend lQ'o Kälberfötenserum. Zusätzlich können
Nährlösungen nach McCoy und Eagle (I4cCoy's and Eagle's Essential Medium) zum Anlegen
von Tochterkulturen der Zellinie verwendet werden.
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Die Zellen wachsen in Suspension bei 370C und bilden Klumpen, die
durch leichtes Rühren oder Bewegen der Nährlösung verteilt werden können. Es werden
mindestens drei Zeilpassagen je Woche vorgenommen. Die übliche Keim- bzw.
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Impfzeit beträgt 5 x 105 Zellen je ml und man läßt dle Zellen in statischer
Kultur wachsenlbis eine Konzentration von 106 Zellen je ml erreicht ist. Die Zellen
wachsen auch in "Spinner"-Kultur, wobei ein rotierender, steriler Magnetrührer die
Zellen in der nährlösung in Suspension hält. Auf diese Weise kann eine höhere Konzentration
im Bereich von 1,5 x 106 Zellen je ml erreicht werden. Der prozentuale Anteil an
abgestorbenen Zellen liegt etwa in der Größenordnung von 5, kann aber je nach den
Kulturbedingungen schwanken. Die Fortpflanzungs- oder Gen eration szeit der Zellen
beträgt etwa 24 Stunden und hängt wiederum von den Bedingungen ab.
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Allgemein sind die Bedingungen, wie pH-Wert und Temperatur, unter
denen die Zellinie vervielfältigt wird, im wesentlichen die gleichen, wie sie Leukozyten
im menschen antreffen.
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Karyotype-Analyse der Zellen ergab, daß die LDV/7-Zellinie hypotetraploid
ist. Die Anzahl Chromosomen schwankte zwischen 80 und 93. Eine Untersuchung der
Morphologie dieser Zellen unter dem Lichtmikroskop ergab heterogene (unterschiedliche)
Zellgröße und ein blasenartiges Aussehen der meisten Zellen. Weitere Untersuchungen
mit dem Elektronenmikroskop bestätigten die Heterogenität der Zellinie und zeigtenrunde,
einkernige Zellen unterschiedlicher Größe mit zytoplasmischer Differenzierung und
rohem endoplasmischem Reticulum sowie Macrophagen-Eigenschaften. Es gibt offenbar
mindestens 2 Zellpopulationen: die eine besteht aus kleinen Zellen mit pl (15 /um
und die andere aus großen Zellen mit 15 bis 30 /um. Offensichtlich leiten sich die
großen Zellen von den kleinen ab.
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Drei Klone (Zuchtsorten bzw. Rassen) wurden erhalten von mit Chromosom-Zahfn84
für den ersten sowie 85 für den
zweiten und dritten, was die Wirksamkeit
der Klonauswahl (Selektivität) erweist.
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Die phagocyteren Eigenschaften der Zellen wurden ebenfalls unter
dem Elektronenmikroskop untersucht. Es war deutlich zu erkennen, daß einige der
Zellen von den anderen Zellen gefressen (phagocytised) wurden. Keine Viren teilchen
ließen sich in den Aufnahmen unter dem Elektronenmikroskop nachweisen, und zwar
weder in Proben, die unter normalen Kulturbedingungen entnommen worden waren,noch
von Proben aus bei +40°C gezüchteten Kulturen.
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Es ist bemerkenswert, daß diese Zellinie sehr empfindlich ist gegenüber
dem Nebennierenrindenhormon Cortison; dies läßt die Anwesenheit von lymphoblastoiden
Zellen und/oder Stammzellen vermuten. Es ist weiterhin bemerkenswert, daß keine
EB Virus-Antigene mittels Immunofluoreszenz nachgewiesen wurden.
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Die Gewebeuntersuchung der LDV/7-Zellen in Hinblick auf Gewebeverträglichkeit
HL-A Antigene zeigte das Vorhandensein folgender Spezifitäten: HIA 2 und BLA 32
für den ersten Ort und HLA Spezifität W 14 für den zweiten Ort. Jedoch wurde auch
schwächere Reaktivität mit anderen Antisera für andere HLA Spezifitäten beobachtet;
aber dies wurde als nicht-spezifisch angesehen.
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LDV/7-Zellen sind im Laboratoire diImmunobiologie, FacultS de Medecine
Broussa.is Httel-Dieu, 15, rue de l'Ecole de llEdecíne, Paris 75006, hinterlegt
und stehen der Öffeutlichkeit auf Anforderung zur Verfügung.
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Ss ist nicht in allen Fällen möglich, immunologisches Material aus
anderen bestehenden Zellinien zu produzieren, weil nicht alle Zellinien in der oben
in Verbindung mit der LDV/7-Zellinie beschriebenen Weise angeregt bzw.
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angereizt werden tonnen. Es hat sich vor allem gezeigt,
daß
drei Lymphoblsstoid-Zellinien aus an Leukämie leidenden Patienten, zwei Zellinien
aus Burkitt Lymphoma Tumoren und drei bestehende Zellinien aus peripheren Blutlymphozyten
von gesunden Versuchspersonen nicht angeregt bzw. angereizt werden konnten. Ein
erfolgreicher Anreiz (inductonj wurde jedoch bei Lymphoblastoid-Zellinien BRI 8
und BEC 11 erreicht, jedoch nicht in dem Ausmaß wie bei der LDVj7-Zelllinie.
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Es hat sich gezeigt, daß eine Bedingung, die erfüllt werden muß,
damit eine Zellinie erfolgreich auf einfache Weise angeregt bzw. angereizt werden
kann und anschließend spezifische (-Globuline produziert, darin besteht, eine Zellinie
zu verwenden, die bereits t-Globuline produziert.
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Diese \L-Globuline sind natürlich gegen unbekannte Antigene gerichtet
wie oben angegeben. Beispielsweise können Zellinien lymphoider Herkunft (Myeloma
oder Lymphoblastoid-Zellinien), die diesem Kriterium genügen, dazu angeregt werden,
spezifische -Globuline i-RNS und i-DNS zu produzieren. Jedoch sollte die Möglichkeit,
dass Zellinien, die nicht spontan y-Globuline produzieren, ebenfalls angeregt bzw.
dazu angereizt werden können, nicht ausgeschlossen werden. Anregung von Zellinien,
die bereits spontan r-Globuline erzeugenlunter Anwendung der weiter oben in Verbindung
mit der LDV/7-Zellinie beschriebenen Methoden wird daher zur Produktion von g-Globulinen
führen, die die gleiche Spezifität aufweisen wie das anregende bzw. anreizende Material.
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Gegenstand der Erfindung ist daher die Herstellung von W-Globulinen
und Immunnucleinsäuren (wie zuvor definiert), die beide einem gegebenen Antigen
gegenüber spezifisch sind; das Verfahren ist dadurch gkennzeichnet, daß man 1. in
vitro eine a,nreizbare Zellinie in Gegenwart von spezifischen Immunnucleinsäuren
oder spezifischen
Immundialysaten züchtet, die entweder aus Lymphoid-Zellen
eines menschlichen oder tierischen Spenders, die gegenüber dem spezifischen Antigen
sensibilisiert worden sind( oder aus Zellen einer zuvor angeregten Zellinie, die
gegen besagtes spezifisches Antigen sensibilisiert worden ist1 oder in Gegenwart
der flüssigen Phase einer Kultur aus zuvor angeregter Zellinie, die gegen besagtes
spezifisches Antigen sensibilisiert worden ist, erhalten wurden, und daß man 2.
Globuline aus der flüssigen Phase der auf diese Weise angeregten bzw. angereizten
Zellkultur extrahiert und/oder die Immunnucleinsäuren aus den auf diese Weise gezüchteten
Zellen extrahiert.
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Erfindungsgemäß wird auch ein Verfahren zur Herstellung von Immundialysaten
(wie zuvor definiert) bereitgestellt, daß dadurch gekennzeichnet ist, daß man 1.
in vitro eine anregbare Zellinie in Gegenwart der spezifischen Immunnucleinsäuren
züchtet, die entweder auf Lymphoidzellen eines menschlichen oder tierischen Spenders,
die gegenüber besagtem spezifischen Antigen sensibilisiert worden sind1 oder aus
Zellen einer zuvor angeregten Zellinie, die gegen besagtes spezifisches Antigen
sensibilisiert worden sindloder in Gegenwart der flüssigen Phase einer Kultur aus
einer zuvor angeregten Zellinie, die gegen besagtes spezifisches Antigen sensibilisiert
worden ist, erhalten wurden, und 2. aus den so gezüchteten Zellen das Immundialysat
erhält.
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Um die Anregung bestimmter Zellinien zu bewirken, reichen die in
Verbindung mit der LDV/7-Zellinie angewandten Bedingungen. In anderen Zellen kann
es nötig sein, diese Arbeitsweisen in trivialer Weise abzuändern, beispielaweise
hinsichtlich der Inkubationszeit, oder es werden subtilere Änderungen notwendig,
beispielsweise Veränderungen der Zellenoberfläche durch Anwendung von proteolytischen
Enzymen oder Behandlung mit von Embryonen stammenden Nucleinsäuren.
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Die erfindungsgemäß verwendeten Zellinien schließen die Mutanten-Zellinien,
die sich von der LDV/7-Zellinie ableiten, ein. Eine solche Mutanten-Zellinie muß
natürlich beständig sein, damit sie praktisch verwertbar ist.
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Die vererbbare Veränderung, die die Mutanten-Zellinie hervorruft,
kann spontan erfolgt sein oder durch verschiedene chemische Stoffe oder physikalische
Mittel1 wie Röntgenstrahlen oder UV-Strahlung hervorgerufen worden sein.
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Für das erfindungsgemäße Verfahren zur Erzeugung spezifischer r-Globuline
werden bevorzugt Zellinien lymphoider Herkunft (Myeloma oder Lymphoblastoid-Zellinien)
gezüchtet die spontan vor der Anregung bzw. Anreizung )r-Globuline erzeugen, beispielsweise
gegen unbekannte Antigene in ihrer Nährlösung. Insbesondere bevorzugt werden die
Myeloma-Zellinien. Wird eine lymphoblastoide Zellinie verwendet, so wird hier die
LDV/7-Zeninie besonders bevorzugt gezüchtet.
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Sowohl bei der Erzeugung von Immunnucleiasäuren, insbesondere i-RNSsowie
von Immundialysaten nach der Erfindung können anregbare bzw. anreizbare Zellinien
lymphoider Herkunft, wie oben angegeben, verwendet werden,
die
spontan spezifische r-Globuline erzeugen, bevor sie angeregt oder angereizt werden.
Die Verwendung der LDV/7-Lymphoblastoiden-Zellinie wird wiederum bevorzugt. Diese
Zellinien können natürlich auch bei der Bildung von Immundialysaten mit Hilfe des
oben beschriebenen Verfahrens Verwendung finden.
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Die Immunnucleinsäure oder - in dem Verfahren zur Herstellung spezifischer
(-Globuline oder Immunnucleinsäuren -das Immundialysat, das verwendet wirdlum am
Anfang die verwendete Zellinie anzuregen, wird aus einem zuvor immunisierten menschlichen
oder tierischen Spender (Donor) gewonnen, beispielsweise aus Schafen, Kaninchen,
Meerschweinchen oder Ratten. Wird von Tieren als Spendern ausgegangen, so ist bei
Verwendung von keimfreien Tieren, die gegen ein Antigen immunisiert sind, praktisch
eine monospezifische Sensibilisierung oder Empfindlichmachung möglich. Die i-RNS
kann aus den Lymphoid-Zellen des Spenders mit heißem Phenol und i-DNS mit kalten
Phenol extrahiert werden und unter Verwendung eines starken chelatbildenden Mittels,
beispielsweise Natrium-4-aminosalicylatlsowie eines Detergens wie Natriumtriisopropylnaphthalinsulfonat.
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Wenn diese Immunnucleinsäuren oder Immundialysate mit einer anregbaren
Zellinie inkubiert werden, die zur Replikation der anregenden Moleküle fähig ist;
beispielsweise erhält man mit den Lymphoblastoid-Zellinien, die als LDV/7 und BRI
8 bekannt sind, große Mengen Immunnucleinsäuren, die einem gegebenen Antigen gegenüber
spezifisch sind. Die Replikation, der anregenden bzw.
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als Muster dienenden Immunnucleinsäuren findet in dem Zellkultursystem
zur gleichen Zeit statt wie die Replikation der zelleigenen Nucleinsäuren während
des normalen Verlaufs der Zellteilung. Es kann somit auf die Derepression von endogenen
Nucleinsäuren, d.h.Derepression der DNS zurückzuführen sein, daß dann die entsprechende
i-RNS
produziert wird. Es muß aber bemerkt werden, daß vermutlich
keine Artenschranke (species barrier) vorhanden ist, die beispielsweise die Induktion
bzw. Anregung der lymphoblastoiden Zellinie LDV/7 menschlicher Herkunft durch i-RNS,
erhalten aus den lymphoiden Zellen von Schafen, verhindert.
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Ein Immundialysat kann anschließend durch Aufbrechen der angeregten
Zellen, beispielsweise durch wiederholtes Frieren und Auftauen oder mit Hilfe eines
Homogenisators und anschließendes Dialysieren des Homogenatalhergestellt werden.
Dieses gegenüber einem gegebenen Antigen sensibilisierte Immundialysat aus menschlichen
oder tierischen Leukozyten enthält Moleküle mit Molekulargewicht < 10.000.
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Das Dialysat ist in der Lage, die immunologische Inforration auf die
Zellen in der Kultur zu übertragen. Es hat sich gezeigt, daß diese Zellen nach dem
Inkubieren mit dem anregenden Immundialysat i-RNS und i-DNS produzierten, die die
gleiche Spezifität aufwiesen bzw. trugen wie das zur Anregung verwendete Immundialysat.
Die Aktivität des Immundialysats wurde durch Behandeln mit RNS-ase oder DNS-ase
nicht zerstört, jedoch durch Behandlung mit Pronase.
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Dies legt nahe, daß die Information getragen wurde von einem kleinen
Protein mit Molekulargewicht unter 10.000 und daß diese Information in eine Nucleinsäure
transscribiert werden konnte. Zwar ist der Mechanismus einer solchen Transscription
noch nicht aufgeklärt; das Ergebnis jedoch, nämlich die Übertragung der Information
von Proteinen auf Nucleinsäurenlist bei dem derzeitigen Stand der Kenntnisse in
der Molekularbiologie völlig unerwartet.
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Es ist anzumerken, daß Nachweise aus Jüngster Zeit nahelegen, daß
die für die Übertragung der Immunität auf ein spezifisches Antigen verantwortliche
i-RNS Messenger-RNS ist (vergl. P. Bibello, M. Fishman and G. Koch, Cell Immunol,
D , 309-319 (1976)).
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Spezifische Antikörper ( f1,-Globuline) wurden in der flüssigen Phase
gefunden, die aus Kulturen von Zellen, angeregt mit i-RNS, i-DNS und/oder Immundialysatenlerhalten
wurde. Überraschenderweise zeigten diese spezifischen -Globuline (überwiegend IgG)
stets Bumanspezifität, wenn die verwendete Zellinie menschlichen Ursprungs war,
aibst wenn. die anregende Immunnucleinsäure tierischer Herkunft war, beispielsweise
vom Schaf oder Kaninchen stammte. Dies legt erneut die Derepression des Wirtszellengenoms
durch die Tier-Nucleinsäure nahe. Diese Hypothese wird durch folgenden Nachweis
gestützt: Der Vorgang der Anregung (Induktion) der Zellinien ruft Veränderungen
in der Zelloberfläche hervor und insbesondere das Auftreten von spezifischen Antigenrezeptoren,
die wahrscheinlich 't-Globuline sind. Außerdem zeigen Experimente, die unter Verwendung
von LDV/7-Zellen, Schaf- i-RNS und Kaninchen-Antischaf-f-globulin durchgeführt wurden,
daß keine Schafg -globuline in den angeregten Kulturen nachweisbar sind; dies spricht
dafür, daß die von den LDV/7-Zellen produzierten spezifischen t-Globuline Human-Allotypen
waren.
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Außerdem waren ebenfalls nur Human-Allotypen vorhanden, wenn die spezifischen
Antikörper auf einer Immunoadsorbenskolonne für das entsprechende Antigen extrahiert
und nach Elution geprüft wurden.
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Weiterhin regt die Inkubation von nicht angeregten Zellen mit der
flüssigen Phase aus einer angeregten Kultur die Produktion von i-DNS und i-RNS in
den "na.iven" Zellen an und ebenso häufig die Produktion von spezifischem {-Globulin.
Infolgedessen können die anregenden Faktoren des Gewebekulturmediums ebenso wie
die Antikörper extrahiert und gereinigt werden. Die t-Globuline können extrahiert
werden unter Verwendung einer spezifischen Immunoadsorbens-Kolonne mit dem entsprechenden
Antigen oder einenGenerationswechsel bedingenden (xenogeneic) Anti-human-Globulinantikörper
an das Medium enthaltene
spezifische f-Globulin bindet. Die t-Globuline
können dann leicht durch anschließende Elution erhalten werden.
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In den nachfolgenden Beispielen wurden hauptsächlich ein bestimmtes
Hämocyanin, und zwar Key-hole limpet haemocyanin (KLH)1als sensibilisierendes Antigen
verwendet; dies geschah aus Gründen der experimentellen Bequemlichkeit und bedeutet
keinerlei Einschränkung mit Bezug auf die sensibilisierenden Antigene, die verwendet
werden können. Andere Antigene wie Brucella-Bakterien, Ooccidiodin oder Histoplasmin
wurden ebenfalls mit Erfolg verwendet.
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Der Gebrauch der oben beschriebenen immunologischen Stoffe, um zellbedingte
Immunität gegen spezifische Antigene zu übertragen1 ist von offenkundiger Bedeutung
auf dem Gebiet der Medizin. Die anregenden Moleküle können beispielsweise aus keimfreien
Tieren, die gegen ein Antigen immunisiert worden sind, erhalten werden, wodurch
man praktisch monospezifisch immune Mediatoren, d.h. Vermittler bzw. Zwischenträgerlerhält.
Klonauswahl der Zellkulturen nach der Anregung liefert ebenfalls eine Kultur für
die Erzeugung von monospezifischen t-Globulinen.
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Die Massenproduktion solcher Mediatoren in vitro findet vielfältige
Anwendung. Die Verwendung von Immundialysaten ist vorteilhaft gegenüber der Verwendung
von Immunnucleinsäuren, weil es kaum möglich ist, Immunreaktionen gegen die Immundialysate
zu erhalten und auf diese Weise anaphylactische Reaktionen vermieden werden.
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Außerdem ist bei Verwendung von Zelldialysaten jegliche Virengefahr
ausgeschlossen, während in Immunnucleinsäuren möglicherweise Nierengenome vorhanden
sein können, die auszuschlißen umständlich ist.
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Die Erfindung erstreckt sich auch auf ein Medikament, das in Form
einer Dosiseinheit verabreicht und mindestens
eine der Immunnucleinsäuren
(i-RNS oder i-DNS) und/oder Immundialysate spezifisch gegenüber einem gegebenen
Antigen enthält, die durch ein wie oben beschriebenes Verfahren nach der Erfindung
hergestellt worden sind. In vitro erzeugte spezifische Human (-globuline haben einen
weiten Anwendungsbereich und können als Substitute bzw. Ersatz für y-Globuline eingesetzt
werden, die aus Tieren oder Menschen gewonnen werden und derzeit üblicherweise in
der passiven Immunotherapie wie für diagnostische Zwecke Verwendung finden. Die
Erfindung bezieht sich somit auch auf ein Arzneimittel, das in Doßierungseinheitsform
verabreicht werden kann und spezifische -Globuline enthält, die mit Hilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens gewonnen bzw. erzeugt worden sind.
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Die folgenden Beispiele dienen zur näheren Erläuterung der Erfindung.
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Beispiel 1 (anfänglichen) a) Allgemeine Methode zum ursprtinglichen
Anreizen einer Zellinie mit von einem zuvor immunisierten Spender erhaltenen Immunnucleinsäuren.
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Eine SRS- oder DliS-Lösung, die aus den Bymphoidzellen eines zuvor
gegen ein spezifisches Antigen immunisierten Spenders erhalten worden war, wurde
mit DNS-ase bzw.
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mit RNS-ase behandelt, um sicherzustellen, daß keine DNS oder RIiS
mehr vorhanden war. 107 LDV/7 Zellen wurden 30 bis 60 min lang mit 0,5 bis 1,00
mg RNS oder DNS in Lösung inkubiert.
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Die Zellen wurden bei einer Konzentration von 5 x 105 Zellen/ml in
der Nährlösung RMPI 1640 ergänzt mit 10 % Kälberfoetenserum suspendiert. Man ließ
die Kultur wachsen bis die Konzentration 106 Zellen/ml betrug; dann wurde die Kultur
in frische Nährlösung verbracht, wodurch die Konzentration auf 5 x 105 Zellen/ml
fiel. Die Zellen wurden geerntet bzw. gewonnen, wenn die Gesamtausbeute 10 der Kulturen
der Größenordnung von 10 Zellen lag. Immun-RNS und Immundialysate wurden dann aus
diesen Zellen gewonnen und spezifische 'Globuline aus dem Gewebe-Nährmedium extrahiert.
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b) Allgemeine Methode der Anreizung einer Zellinie unter Verwendung
von Dialysat, das aus ursprünglich angeregten oder angereizten LDV/7 Zellen erhalten
worden ist.
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Dialysat der wie oben hergestellten Zellen wurden nach Einfrieren-Auftauen
von 109 Zellen in 10 ml destilliertem Wasser und anschließender Dialyse durch einen
Dialysebeutel unter Vakuum erhalten.
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100 ml LDV/7 Zellen mit einer Konzentration von 5 x 107 Zellen/ml
wurden mit den Dialysaten inkubiert, die aus 5 x 107 Zellen angeregt bzw. angereizt
wie oben erhalten worden waren. Die Zellen wurden nachgezüchtet bzw.
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Tochterkulturen angelegt, bis die Gesamtausbeute 2 x 109 Zellen betrug;
aus diesen wurden i-RNS, i-DNS und Immundialysate erhalten.
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Die Spezifität für bösartige Melanomaantigene der i-RNS, die aus den
gezüchteten Zellen nach Anregung oder Anreizung mit i-RNS, i-DNS oder einem Immundialysat
erhalten worden war, wurde in einem Zell-vermittelten Cytotoxizitätssystem bestimmt.
Bösartige Melanoma-Zellinien waren die Zielscheiben-Zellen. Die Cytotoxizitätsindizes
zeigten, daß Immunnukleinsäuren oder Immundialysate "nativen inaktiven peripheren
Blutlymphocyten nach Inkubation eine spezifische Cytotoxizität gegenüber den Ziel-Zellen
verleihen.
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Beispiel 2 In einer anderen Versuchsreihe wurde festgestellt, daß
durch Inkubieren von LDV/7 oder BRI 8 Zellen mit Immunnukleinsäuren oder Immundialysaten,
wie in Beispiel 1, das Auftreten von spezifischen Antigenrezeptorstellen auf der
Zelloberfläche der lymphoplastoiden Zellen angeregt wird.
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a) Wenn LDV/7 Zellen inkubiert wurden mit i-Nukleinsäuren oder Immundialysaten,
die spezifisch waren für KLH (Keyhole-limpet Haemocyanin), entwickelten die LDV/7
Zellen anschließend Rezeptorstellen für dieses Antigen.
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Dies war zu erkennen an einer rosettenartigen Bildung von SRBC (Schaf
rote Blutzellen), die zuvor mit KLH beschichtet worden waren. Außerdem ließ sich
in diesen Versuchen die Produktion von spezifischem Anti-KLH-Antikörper in der Nährlösung
nachweisen.
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b) Die lymphoplastoide Zellinie BRI 8 wurde angeregt unter Anwendung
der Arbeitsweisen nach Beispiel 1, in Gegenwart von i-RNS und in einem zweiten Versuch
mit Immundialysaten, die beide spezifisch waren für KLH. Anschließend wurde Rosettenbildung
beobachtet, wie im Versuch a).
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Beispiel 3 Die in dieser Versuchsreihe verwendete i-RNS wurde aus
den Lymphknoten und der Milz von Schafen extrahiert, die mit entweder Melanoma-oder
Coloncarcinoma-Zellen immunisiert worden waren. Die aus Schafen isolierte Immun-RNS
wird nachfolgend abgekürzt als Is-RNS bezeichnet. Als Kontrolle wurde L-RNS aus
Schafen, die mit KLH immunisiert worden waren, verwendet.
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Das Schema für die Immunisierung der Schafe, sowie das Verfahren der
Extraktion von i-RNS mit heißem Phenol sind von D.H. Kern, D. Fritze, C.R. Drogemüller
und Y.H. Pilch in "J. Nat. Cancer. Inst." 57, 97-103 (1976) bzw. von L.L. Veltman,
D.H. Kern und Y.H. Pilch in "Cell. Immunol." 131, 367-377 (1974) beschrieben. Die
i-RNS-Präparate wurden auf ihren Proteingehalt sowie ihren Gehalt an DNS und RNS
hin untersucht und dieser bestimmt. Ebenfalls bestimmt wurden die Saccharosedichtegradientprofile
der i-RNS, da diese erlauben, Abbauvorgänge, die biologische Aktivität zerstören,
abzuschätzen (hierzu Y.H. Pilch, K.P. Ramming und P.J. Deckels, in WMethods in Cancer
Research", (Herausgeber H. Bush) Bd. 9, New York, Academic Press, 1973, 195-259.
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Die biologische Aktivität dieser i-RNSen wurde mit Hilfe eines in
vitro Mikrocytotoxizitätstestes bestimmt (hierzu RflA in the Immune Response", H.
Friedinan, Herausgeber Annt tJ.Y. Acad. Sci., 207 (1973). Ihre Fähigkeit, normale
bzw.
Allotypen hervorrufende, allogenart ige humanperiphere Blutlymphocyten zu cytotoxischen
Effektorzellen umzuwandeln, wurde nach der in vitro Inkubation von Lymphocyten mit
i-RNS getestet; anschließend wurde die Cytotoxizitätsaktivität der behandelten Lymphocyten
gegen gezüchtete Humantumorzellen des gleichen histologischen Typs untersucht, wie
sie zum Immunisieren des Is-RNS Donorschafs verwendet worden waren.
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Die lymphoplastoide Zellinie LDV/7 wurde mit is-RNS,wie folgt, angeregt:
1 mg Ia-RNS wurde in 0,5 ml RPMI 1640 Nährlösung gelöst.
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Diese Lösung wurde mit Bezug auf Saccharose 0,35 molar eingestellt.
107 LDV/7 Zellen wurden anschließend in dieser Lösung suspendiert und mindestens
30 min lang bei 3700 unter ständigem Rühren inkubiert. Am Ende der Inkubation wurde
frische Nährlösung zugegeben und das Endvolumen auf 20 ml eingestellt, wordurch
die Zellkonzentration auf 5 x 105 Zellen/ml sank. Da die mittlere Verdopplungszeit
dieser Zellinie, wenn sie unter statischen Bedingungen gezüchtet wird, in der Größenordnung
von 24 h liegt, wurde ein gleiches Volumen wie das vorhandene an frischer Nährlösung
(RPMI 1640, ergänzt durch 10 0 Kälberfoetenserum) jeden Tag zugegeben, bis das gesamte
Volumen der Kultur 3 1 ausmachte, entsprechend einer Ausbeute von etwa 2 x 109 Zellen.
Ein gleicher Anteil von 107 Zellen aus dieser Kultur wurde ein zweites Mal mit der
gleichen Is-RNS unter Befolgung der gleichen Arbeitsweise angeregt. Dieser neu angeregte
Anteil diente zum Beimpfen einer zweiten Kultur, die wiederum ergänzt wurde durch
frische Nährlösung und die man wachsen ließ, bis eine gewünschte Anzahl Zellen erreicht
worden war. Üblicherweise läßt man diese zweite Kultur so lange wachsen, bis man
4 x 109 Zellen erhält. Die Zellen aus beiden Kulturen wurden zusammengegeben und
gefroren bei -200C aufbewahrt. I-RNS wurde aus den gefrorenen
Zellen
extrahiert (Ic-RNS) und,wie oben beschrieben, hinsichtlich der biologischen Aktivität
untersucht.
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Üblicherweise werden aus i09 Zellen 0,7 bis 1,5 mg Gesamt-RNS erhalten.
Alle Ansätze von Ic-RNS, die auf diese Weise extrahiert wurden, ergaben ein nicht
nachteilig verändertes (abgebautes) Profil der Saccharose-Dichtegradienten.
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Die aus den gezüchteten EDV/7 Zellen extrahierten Ic-RNSn wurden hinsichtlich
ihrer Fähigkeit geprüft, naive Humanlymphocyten zur Cytotoxizität gegenüber Tumor-Zielzellen
in vitro anzuregen. Die Humanlymphocyten wurden aus dem peripheren Blut eines gesunden
Spenders auf Ficoliisopaque Gradienten isoliert. Ihre Aktivität wurde mit derjenigen
der anregenden Is-RNS-Präparate verglichen.
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In acht von zehn Versuchen wurde gezeigt, daß Ic-RNS-Präparate in
der Lage waren, naiven Allotypen hervorrufenden (allogeneic) Lymphocyten eine significante
Cytotoxizität für Tumor-Zielzellen zu verleihen. In Tabelle I sind die Ergebnisse
aus zwei typischen erfolgreichen Versuchen zusammengefaßt: Allotypen-hervorrufende
Humanlymphocyten aus dem peripheren Blut eines gesunden Spenders wurden als Effektorzellen
verwendet. 5 x 107 Zellen wurden mit i-RNS inkubiert, die extrahiert worden war
aus a) nicht-angeresten EDV/7 Zellen (c-RNS), b) einem Schaf, immunisiert mit KLH
(Is-RNSk), c) einem Schaf, immunisiert mit Human Colon Carcinoma Zellen (Is-RNSc),
d) einem Schaf, immunisiert mit Human Melanoma Zellen (Is-RNSm) und e) drei Ansätzen
von EDV/7 Zellen (Ic-RNS) nach Anregung mit Jeweils einem der drei verschiedenen
Arten von Is-RNS (k, c und m). Lymphocyten, die ohne i-RNS inkubiert wurden,
dienten
als Kontrolle (Cl). Jeder Zahlenwert stellt den Mittelwert aus sechs Meßwerten dar.
Signifikante Unterschiede (P < 0,005) wurden zwischen der Aktivität der I-RNSn
erhalten entweder aus dem mit Tumorzellen immunisierten Schaf oder von LDV/7 Kulturen,
angeregt mit diesen Antitumor Is-RNSn einerseits und den Kontrollen (Lymphocyten
inkubiert ohne RNS, c-RNS, Is-RNSlc oder Ic-RNSk) andererseits erhalten. Keine signifikanten
Unterschiede wurde zwischen den Cytotoxizitätsindizes, die mit aktivem Is-RNS-Präparaten
und den Ic-RNSn aus LDV/7 Zellen, angeregt mit diesen Is-RNSn beobachtet. NT bedeutet
nicht geprüft.
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Der Begriff "Allotypen-hervorrufende Lymphocyten" wird hier mit Bezug
auf den Patienten verwendet, der die für die Immunisierung der Schafe verwendeten
Tumorzellen spendet.
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Die für die Cytotoxizitätsteste verwendeten, gezüchteten Tumorzellen
waren Allotypen hervorrufend mit Bezug auf den Tumorzellenspender und gehörten dem
gleichen histologischen Typ an, wie diejenigen, die zur Schafimmunisierung verwendet
wurden. Der gleiche Blutspender lieferte während dieser Versuche die Effektorlymphocyten.
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TABELLE 1 1 2 cl O + 0,07 0 j 9,10 c-RNS 0t03 + 0,05 0,07 t 0;05
Is-RNSk NT 0,l2 i 0,02 Ic-RNSk NT 0,10 1 0,03 Is-RNSc 0,50 + 0,06 0,38 t 0,09 Ic-RNSc
0.48 1 0,06 0,30 1 0)08 Is-RNSn 0,34 # 0,03 0)33 4- 0,08 Ic-RNSn 0,34 # 0,03 0,23
t 0t05
Es muß jedoch betont werden, daß diese Ergebnisse nhV -naheliegen,
daß die beobachtete Cytotoxizität ausschließlich auf Tumorspezifitäten zurückzuiühren
ist, da sowohl die Is-RNS als auch Ic-RNS-Präparate Immunreaktivität gegen HL,A
Spezifitäten sowie gegen mit Tumor associierten Antigenen verleihen. Was die Versuche
klar zeigen, ist, daß Ic-RNS normal Humanlymphocyten gleichartige Cytotoxizitätsindizes
verleiht wie die zur Anregung verwendete Is-RNS.
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Zu bemerken ist noch, daß die Li1V/7 Zellen in der Lage sind, Ic-RNS
zu erzeugen, die die gleichen Spezifitäten trägt wie die Is-RNSsmindestens 10 Wochen
nach der ursprünglichen Anregung und daß Ic-RNS die gleiche spezifische Aktivität
aufwies, wann immer es zwei bis zehn Wochen nach der Anregung extrahiert wurde.
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Beispiel 4 I-RNS wurde aus dem lymphoiden Gewebe von Schafen extrahiert,
die entweder mit KLH oder mit menschlichen Tumorgeweben (Melanoma,Colon Carcinoma),
KSH und Freundeschem komplettem Adjuvans (FCA) oder mit FOA alleine. I-RNS aus nicht-immunisierten
Schafen wurde unter den gleichen Bedingungen extrahiert. Eine Heißphenol-Methode
wurde für die F2fS-Extraktion angewandt. Die DNST, RNS- und Proteinkonzentration
wurde für jedes Präparat bestimmt und die Abwesenheit signifikanten Abbaus mittels
Analyse von Saccharose-Dichtearadientenprofilen bestimmt. Die I-RNS-Präparate wurden
lyophilisiert bis zum Gebrauch aufbewahrt.
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Die LDV/7 lymphoplastoide Zellinie wurde für diese Versuche verwendet.
Die Zellen wuchsen in RPMI 1640 Nährlösung (Gibco), ergänzt mit 10 % Kälberfoetenserum
(FCS), in Suspensions-*) immunisiert worden waren.
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gezüchtet kultur und ihre mittlere Verdopplungszeit unter den vorliegenden
experimentellen Bedingungen, betrug etwa 24 h.
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Für die Anregung wurden 107 LDV/7 Zellen 60 min in 1 ml RPMI 1640
Nährlösung ohne FCS, enthaltend 1 mg I-RNS, inkubiert.
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Am Ende der Inkubationszeit wurden 19 ml Nährlösung mit 10 % FCS zugegeben,
so daß die Zellkonzentration sich auf 5 x 105 Zellen/ml einstellte. Die Zellen wurden
dann unter Standard-Kulturbedingungen wachsen gelassen.
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Beweis für die Bildung von Membranrezeptoren, spezifisch für das gegebene
Antigen, auf der Oberfläche der angeregten LDV/7 Zellen: a) Immun-Cytoadhärenz Rote
Blutzellen des Schafes (SRBC) wurden mit einem gleichen Volumen 0,005 zeiger Gerbsäurelösung
gemischt und 10 min bei 370C inkubiert. Nach Waschen in Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung
(PBS) wurden die Zellen in PBS in einem Volumenverhältnis von 1 : 20 suspendiert.
1 ml dieser Suspension wurde mit 5 ml PBS, enthaltend 1 ms/ml KLH gemischt und 10
min bei 370C inkubiert, um das Antigen auf den SRBC Membranen zu fixieren. Nach
dem Waschen wurden die mit Antigen beschichteten SRBC-Zellen erneut in 5 ml PBS
suspensiert.
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Gewaschene LDV/7 Zellen wurden mit Antigen-beschichtetem SRBC gemischt
und 2 h bei 370C inkubiert. Proben wurden am Ende der Inkubation zeit entnommen,
zwischen Objektträger und Deckplättchen (aus Glas) gegeben und unter dem Mikroskop
ausgezählt. LDV/7 Zellen, an die mehr als 3 SRBC gebunden waren, wurden als "Rosetten-bildende"
Zellen angesehen.
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LDV/7 Zellen, die mit I-RNS aus mit KLH immunisiertem Schaf angeregt
waren, zeigten eine signifikant höhere Anzahl Rosetten-bildender Zellen, wenn sie
mit KLH inkubiert wurden,
als Zellen, die mit RNS aus nicht-immunisierteT'irter
mit I-RNS aus mit einem anderen Antigen als zur Beschichtung der SRBC verwendeten,
beispielsweise FCA immunisierten Schafen, angeregt worden waren. Die mittlere Anzahl
Rosetten-bildender Zellen, die für eine angeregte Kultur beobachtet wurde, lag in
der Größenordnung von 10 .
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b) Immunofluorescenz KLH, markiert mitTetramethylrhodaminisothiocanat,
Isomer G (Sigma) (RITC) wurde verwendet, um die KLH Membran Rezeptoren mittels direkter
Immunofluorecenz zu lokalisieren. 200 /ug/ml RITC, markiert mit KLH, wurden mit
6 x 105 LDV/7 Zellen während 30 min inkubiert.
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Zellen wurden unter den gleichen Bedingungen mit nicht-markiertem
KLH inkubiert. Das letztere wurde auf der Zelloberfläche nachgewiesen mit Hilfe
eines Kaninchen anti-KLH-Antiserum konjugiert an Fluorescein-isothiocyanat)Isomer
I (Sigma) (FITC). Kaninchen anti-KLH-Antisera wurden mittels dreier zweiwöchentlicher
(14-tägiger) Injektionen von 1 mg KLH hergestellt.
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Ein Ziegen anti-Eaninchen FITC-markiertes Antiserum wurde in der indirekten
Arbeitsweise verwendet, um nicht-markierte Kaninchen anti-ELH-Antikörper zu entwickeln,
die auf der Oberfläche von LDV/7 Zellen,inkubiert mit KLH, fixiert waren.
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LDV/7 Zellen, die mit Schaf i-RNS-KLH angeregt und mit KLH inkubiert
worden waren, zeigten fluorescierende Färbung im direktem Test (unter Verwendung
von markiertem KLH) oder im indirekten Test (unter Verwendung von fluorescierendem
Kaninchen anti-KLH-Antiserum oder nicht-markiertem Kaninchen anti-KLH-Antiserum
und einem fluorescierenden Ziegen anti-Eaninchen-Antiserum), vergleiche Tabelle
II. Zellen, die mit Schaf i-RNS-FCA oder i-RNS aus nicht-immunisierten Schafen angeregt
waren,
zeigten keine Antigenrezeptoren für KLH auf ihrer Oberfläche und blieben somit nicht
fluorescierende Spezifisches Immunblockieren (IB) bestätigte die Spezifität der
Färbung. Etwa 30 % der Zellen aus den angeregten Eulturen erwiesen sich als fluorescierend.
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../Tabelle
TABELLE II nicht-ange- i-RNS-KLH regte
Zellen angeregte Zellen Direkte Färbung mit RITC markiertem KLH - + I.B.: pre-Inkubation
mit KLH und dann mit markiertem KLH Indirekte Färbung: Inkubation mit KLH und dann
mit FITC markiertem Kaninchen anti-KLH Antiserum - ++ I.B.: pre-Inkubation mit KLH,
dann mit nicht-markiertem Kaninchen-anti-KLH Antiserum, anschließend mit markiertem
Eaninchen-anti-ELH Antiserum -Indirekte Färbung: Inkubation mit KIEH, dann mit Kaninchen-anti-KLH
Antiserum und dann mit einem FITC markiertem Ziegen anti-Kaninchen r-Globulin anti-Serum
Der
Grad der Fluorescenz-Färbung ist angegeben als prozentualer Anteil der fluoreszierenden
Zellen, wie folgt: + > 30 ffi tt > 40 % +++ > 50 ffi FITC = Fluorescein-isothiocyanat
Isomer I RITC = Tetramethyl-rhodamin-isothiocyanat Isomer G.
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c) Peroxidase-diaminobenzidin (PO-DAB): vergleiche Graham, R.C. und
Karnovsky, M.J. "The early stages of absorption of injected horseradish peroxidase
in the proximal tubules of mouse kidney: ultrastructural cytochemistry by a new
technique". J. Histochem. Cytochem., 14, 291, 1966.
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106 LDV/7 Zellen, inkubiert mit 1 ml einer Lösung aus KLH (200 /ug/ml)
wurden nach gründlichem Waschen mit Earnovskyfixativ 5 min lang fixiert und dann
einem Kaninchen anti-KLH-Antiserum ausgesetzt. Nach weiterem gründlichen Waschen
wurden die Kaninchen einem Ziegen anti-Kaninchen-Antiserum, konjugiert mit Meerrettichperoxidase
(Institut Pasteur), ausgesetzt. Das Präparat wurde dann einer gesättigten Lösung
aus freier 3,3'-Diaminobenzidinbase (DAB) (Sigma) 15 min bei 200C ausgesetzt und
dann in Karnovsky-fixativ 30 min lang fixiert. Das Pellet wurde dann dehydratisiert
und in Epon 812 (Epoxyharz) eingebettet. Dünne Schnitte wurden mit Hilfe eines Reichert
Mikrotoms angefertigt und ungefärbt oder mit Blei kontrastiert in einem Philips
300 Elektronenmikroskop untersucht.
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i-RNS-KLH angeregte Zellen, inkubiert mit KLH und gefärbt mit PO-DAB
zeigten im Elektronenmikroskop eine dicke schwarze Linie auf der Außenfläche ihrer
Membranen, entsprechenc der Peroxidasereaktion und somit zeigend die KLH Fixierung
auf
den Membran-Antigen-Rezeptoren. Etwa 30 % der KLH-I-RNS Zellen erwiesen sich als
Peroxidase-positiv.
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Es wird daraus geschlossen, daß diese i-RNS(SchaSFHerkunft) Information
auf generationswechselhervorrufende lymphoplastoide Zellen in Kultur überträgt.
Die letzteren sind fähig, diese Information erneut wiederzugeben. Die Ergebnisse
zeigen, daß generationswechselhervorrufende (xenogenic) I-RNS nicht lediglich passiv
eingebaut und durch die LDV/7 lymphoplastoiden Zellen repliziert wird, sondern funktional
wird in der Weise, daß ihre Information zum Ausdruck kommt, sobald sie in die Wirtszelle
eingebaut ist. In der Tat ruft sie Änderungen der Zelloberfläche hervor, sdas Auftreten
von spezifischen Antigenrezeptoren und weiterhin Sekretion von spezifischen -Globulinen,
obwohl dieser letztere Punkt in diesem Beispiel nicht demonstriert wird.
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Beispiel 5 I-RNS wurde in der üblichen Weise aus dem Lymphoidgewebe
von Kaninchen extrahiert, die mit Brucella Bacterin immunisiert worden waren. Die
so hergestellten i-RNS-Präparate wurden verwendet, um die LDV/7 Zellinie mit Hilfe
der in Beispiel 3 beschriebenen Arbeitsweisen anzuregen. Die überstehende Flüssigkeit
aus dem Nährmedium wurde hinsichtlich der Anwesenheit von )'-Globulinen, die spezifisch
sind gegenüber Brucella bacteria, das als ursprüngliches sensibilisierend Antigen
verwendet worden war, analysiert. Das Vorhandensein derartiger spezifischer .t-Globuline
wurde mit Hilfe Immunofluorescenz-Arbeitsweisen nachgewiesen und mittels Agglutination,rn
Proben der überstehenden Flüssigkeit mit Brucella-Bakterien kombiniert wurden.
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Beispiel 6 Entsprechend der Arbeitsweise nach Beispiel 5 wurden g--Globuline,
die spezifisch waren gegenüber Coccidioidir, unter Verwendung der LDV/7 Zellinie
erzeugt. Die zur Anregung des Zellkultursystems verwendete i-RNS wurde auf den Lymphoideweben
von Kaninchen gewonnen, die zuvor gegenüber Coccidioidin sensibilisiert worden waren.