DE2230116A1 - Verhinderung von zahnkaries - Google Patents

Verhinderung von zahnkaries

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Description

DR.-ING. VON KREISLER DR.-ING. SCHONWALD DR.-ING. TH. MEYER DR. FUES DIPL.-CHEM. ALEK VON KREISLER DIPL-CHEM. CAROLA KELLER DR.-ING. KLÖPSCH DIPL.-ING. SELTlNG
KÖLN 1, DEICHMANNHAUS
Köln, den 20. Juni 10?2 Ke /Ax
Heikki Luoma
■Toppe !und in tie Y D 50, Haukilahti (Finnland).
Verhinderung γοη Zahnkaries
Aus sehr zahlreichen und zuverlässigen Untersuchungen muß man zu dem Schluß kommen, daß der Hauptfaktor, der die Karies verursacht, der Gebrauch von gewöhnlichem Tafelzucker oder Saccharose ist, den der Mensch täglieh in seiner Nahrung,beispielsweise in Form von daraus zubereiteten oder damit gesüßten essbaren oder trinkbaren Produkten oder als solchen zu sich.nimmt. Einen weiteren Hauptfaktor stellen die Bakterien dar, die auf den Oberflächen der Zähne leben und dort Beläge oder Plaques bilden. Von den Bakterien verusachen wiederum nur einige die Zahnkaries ο Wenn einer dieser beiden Hauptfaktoren im Mund nicht vorliegt, kann der andere Faktor allein keine Karies verursachen, oder die Karies entsteht unter dem Einfluß anderer Faktoren nur in sehr geringem Umfang.
Beispielsweise verursachen Nahrungsmittel, die ausschließlich Fette und Protein enthalten, keine Karies, selbst wenn die Zähne reichlich mit Belag bedeckt -sind» Andererseits gelang es durch besondere Maßnahmen, den Mund von Versuchstieren vollständig frei von Bakterien zu halten. Hierbei entsteht keine Karies, selbst wenn die Nahrung bis zu einem Anteil von 2/3 aus Zucker be-
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steht. Bürsten der Zähne verringert ebenfalls vorübergehend die Bakterienbedeckung. Bei der Reinigung werden jedoch nicht die schwierig zugänglichen Stellen auf den Zahnflächen erfasst, wo tatsächlich die häufigsten Ausgangspunkte der Karies zu finden sind. Es ist somit durch systematische Mundhygiene möglich, die Karies zu verringern, aber aus den vorstehend genannten Gründen ist diese Verringerung nur teilweise und beträgt vielleicht etwa
Dies alles rührt daher, daß eine chemisch reine Substanz mit einfacher Struktur, der Zucker, ein Nahrungsmittel ist, das von Bakterien viel leichter verwertet wird als beispielsweise Stärke. Zucker .ist im Speichel in sehr hohen Konzentrationen löslich■> Dieser Prozess hat wiederum zur Folge, daß er in den dicken Bakterienbelägen bis hinab zu ihren tiefsten Schichten, die für die Bakterien zugänglich sind und an die Zahnoberflächen angrenzen, absorbiert wird. In diesen Belägen wird der Zucker als Folge einer Fermentation leicht in Säuren umgewandelt, die bei genügender Konzentration die Mineralstoffe im Zahn auflösen. Bisher war es üblich, den Aciditätsgrad des Belages des menschlichen Zahns nur nach der Aufnahme von Zucker zu beobachten. Plötzliche Aciditätssteigerungen oder Senkungen des Pg-Wertes, die nach jeder erneuten Aufnahme von Zucker wieder auftraten,- konnten hierbei festgestellt werden. Nach den neuesten Beobachtungen finden im Zahnbelag auch andere Erscheinungen statt, die zusätzlich zu den Säuren den Zahn lösen oder die Auflösungsgeschwindigkeit stark beeinflussen» Zu diesen Erscheinungen gehören der Übergang von Zahnphosphat in die Bakterien des Belages, enzymatische Auflösung usw„ Der Beitrag jedes einzelnen Faktors zum Entstehen der Karies variiert wahrscheinlich in Abhängigkeit von seiner Lage.
Auf Grund ausschließlich theoretischer Annahmen über die Eigenschaften von Speichel und ihrer Veränderungen und
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sehr begrenzter Beobachtungen am Zahnbelag und Zahnstein herrschte lange Zeit die Ansicht vor, daß der Zahnbelag während der Aufnahme von Zucker hinsichtlich seiner Acidität nahezu neutral oder vorzugsweise basisch bleiben würde«, In Finnland konnte jedoch erstmals absolut schlüssig nachgewiesen werden (Luoma, Acta odontologica scandinavica, Vol.22, Supplement 41, 1964), daß im Zahnbelag. selbst größere Steigerungen der Acidität bereits während der Aufnahme von Zucker eintreten können. Bei fortgesetzter Aufnahme von Zucker, in einigen Fällen für 30 Minuten, konnten Erniedrigungen um 1 bis 1,5 Pjj-Einheiten im Zahnbelag selbst während der ersten 5 Minuten festgestellt werden. Die Änderung blieb während der gesamten Aufnahmezeit von 30 Minuten und anschließend nach ihrer Beendigung ungefähr weitere 20 Minuten bestehen (Luoma & Luoma, Caries Research, Vol«2, 1968; Luoma et al, Journal of Dental Research, Volo49, 197O)„ Die Beobachtung wurde von anderen Forschern bestätigt (Graf & Mühlemann, Helvetica Odontologica Acta, Vol.10, 1966). Günstige Bedingungen für den Angriff von Karies auf die Zähne werden somit bereits während der Zeit geschaffen, zu der Zucker oder zuckerhaltige Produkte aufgenommen werden<,
Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, die Verhütung der Zahnkaries beim Menschen mit größerer Wirksamkeit als nach den bekannten Methoden zu erreichen»
Die Erfindung ist im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, daß Natriumfluorid, das als solches als Substanz bekannt ist, die der Zahnkaries entgegenwirkt, in einer physiologisch verträglichen Menge der Saccharose entweder als solche oder als Bestandteil eines für die menschliche Ernährung vorgesehenen essbaren oder trinkbaren Produkts, gegebenenfalls bei zusätzlicher Zugabe einer Puffersubstanz zugesetzt wird.
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Gemäß der Erfindung wird Natriumfluorid und gegebenenfalls auch die Puffersubstanz zusammen mit dem Zucker (Saccharose) in einer so frühen Phase der Stelle zugeführt, an der die Karies begonnen hat und sich entwickelt, daß die kariesverhütende Substanz einen äußerst wirksamen Einfluß ausüben kann.
Als Puffersubstanz wird vorteilhaft eine Natrlumbicarbonat Phosphat-Kombination verwendet» Als Phosphate werden gewöhnlich saure, physiologisch verträgliche Orthophosphatsalze, insbesondere saures Kaliumorthophosphat KH2PO., verwendet.
Die vorstehend genannten Zusatzstoffe werden dem Zucker in winzigen Mengen zugesetzt, die im allgemeinen so niedrig sind, daß der NaF-Gehalt des Zuckers 0,0010 bis 0,0022 Gew<,-# und der Gehalt an der Kombination von Natriumbicarbonat und Phosphat 1,5 bis 4 Gew.-$ beträgt. Das Molverhältnis der letztgenannten beiden Zusatzstoffe beträgt zweckmäßig 9,82:1. Wenn beispielsweise die Kombination NaHCO,-KH2PO. verwendet wird, beträgt der NaHCO,-, Gehalt 1,29 bis 3,43 Gew.-# und der KH2P04-Gehalt 0,21 bis 0,57 $
Natriumfluorid wirkt der Bildung von Karies auf den Kontaktflächen der Zähne sehr stark und auf den Kauflächen weniger stark entgegen. Durch Zusatz der Kombinationen von Carbonat und Phosphat zum Zucker ist es möglich, die Änderungen der Acidität des Zahnbelages insbesondere während der Nahrungsaufnahme zu verhüten und gleichzeitig die prophylaktische Wirkung von Natriumfluorid auf die Karies auf den Kauflächen zu steigern.
Bei Verwendung von Zucker zur Herstellung oder Zubereitung eines Produkts von saurem Charakter wird dem Zucker keine Puffersubstanz, sondern nur Natriumfluorid zugesetzt, durch dessen alleinige Verwendung bereits gute Ergebnisse bei der .Verhütung von Karies erzielt werden, wie bei
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1 .
durchgeführten Tierversuchen festgestellt wurde. Bei diesen Tierversuchen konnte ferner eine überraschende Steigerung des Wachstums und des allgemeinen Zustandes der Tiere beobachtet werden, die unter Zusatz der kariesprophylaktischen Mittel gemäß der Erfindung gefüttert wurden.
Die an Ratten durchgeführten Versuche lieferten klare Beweise,, daß bei Verwendung der kariesprophylaktischen Zusätze gemäß der Erfindung gleiche positive Ergebnisse auch in der Verhütung der Karies beim Menschen erhalten werden.
Nachstehend werden als Beispiel Tierversuche und ihre Ergebnisse beschrieben»
Ratten, die ein Alter von 21 Tagen hatten, wurden in drei Gruppen eingeteilt, die jeweils ein Futter von verschiedener Zusammensetzung erhielten. Jedes Tier in jeder Gruppe erhielt die gleiche Grunddiät. Die Fütterungsdauer betrug 40 Tage. Das verabreichte Putter, das ernährungsmäßig als ausreichend anzusehen war, enthielt reichlich Zucker (Saccharose). Das Futter der BPF-Gruppe unterschied sich von dem der Vergleichsgruppe nur darin, daß sein .Zuckeranteil 0,0015 Gew.-fo NaF und 2,7 Gew.-^ der Kombination von NaHCO5 und KH2PO. enthielt. Das Futter der Gruppe F unterschied sich von dem der Gruppe BPF nur darin, daß es die NaHCO5-KH2PO4-KoIiIb i nation nicht enthielt. Am Ende der Fütterungsperiode wurde die Zahl von kariösen Kayitäten eines bestimmten Grades, d„h. die Zahl von KariesläsjLonen in verschiedenen Kariestypen, bei jedem einzelnen Tier jeder Gruppe gezählt. In der folgenden Tabelle ist die Zahl der Kariesläsionen in jeder Gruppe und der Kariestyp als Mittelwert für das Einzeltier angegeben. Die in der Tabelle in Klammern angegebenen Zahlen sind die Prozentsätze, die angeben, um wieviel niedriger der Kariesgrad bei der Versuchsgruppe im Vergleich zu dem gleichen Kariestyp bei den Vergleichsgruppen
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Kariestyp ■ Kariesläsionen, durchschnittliche
Zahlprο Tier
Vergleichs- Gruppe Gruppe P gruppen BPF
Karies an den Kauflächen, Kavitation 7,2 1,1 (-8596) 2,4(-67#)
Karies an den Kontaktflächen, Dentin 3,9 0,5(-87^) 1,9(-51$)
Karies an der Kontaktfläche, Grenzfläche
zwischen Dentin und
Zahnschmelz 3,9 1,0(-74#) 2,5(-36?£)
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Claims (1)

  1. Paten t,a nsprüche
    (]J Verwendung von Natriumfluorid in physiologisch unbedenklichen Mengen, gegebenenfalls in Kombination mit einem Puffer, als Zusatz zu Zucker, der als solcher oder als Bestandteil von essbaren oder trinkbaren Produkten für die menschliche Ernährung verwendet wird, zur Verhinderung der Zahnkaries.
    2) Verwendung von Natriurnfluorid gernäss Anspruch 1 in Mengen von 0,0010 bis 0,0022 Gew.-^, bezogen auf das. Gewicht der Saccharose, für den in Anspruch 1 genannten Zweck.
    5) Verwendung von Natriumfluorid gemäss Anspruch 1 und
    2 in Kombination mit einem Gemisch von Natriumcarbonat und einem physiologisch unbedenklichen Phosphat, insbesondere einem Orthophos^hat, vorzugsweise Monokaliumorthophosphat, als Puffer für den in Anspruch 1 genannten Zweck.
    4) Verwendung von Natriumfluorid gemäss Anspruch 1 bis
    3 in Kombination mit 1,5 bis 4 Gew.-% Puffersubstanz, vorzugsweise einem Gemisch aus 1,29 bis 3,j54 Gew.-^ Natriumbicarbonat und 0,21 bis 0,5? Gew.-^ Phosphat, jeweils bezogen auf Saccharose, für den in Anspruch 1 genannten Zweck.
    209882/0708 bad oRIQ,NAL
DE2230116A 1971-07-01 1972-06-21 Verwendung von Natriumfluorid als Saccharose-Zusatz zur Verhinderung der Zahnkaries Expired DE2230116C2 (de)

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