DE2141008C3 - Kernreaktor mit schnellen Neutronen - Google Patents
Kernreaktor mit schnellen NeutronenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf die Kernenergietechnik, und zwar auf einen Kernreaktor mit schnellen
Neutronen, der für Atomkraftwerke, insbesondere für Kernkraftwerke mit großer Leistung benutzt werden
kann.
Verschiedene Bauarten von Kernreaktoren mit schnellen Neutronen sind weitgehend bekannt. Die zur
Energieerzeugung bestimmten Kernreaktoren mit schnellen Neutronen weisen gewöhnlich einen äußeren
Brutmantel auf, in dem sich der Brutstoff, z. B. natürliches oder angereichertes (verarmtes) Uran und/oder
Thorium, befindet.
Der Brutmantel ist zur nutzbaren Absorption von Neutronen bestimmt, die aus der Spaltzone (auch
aktive Zone oder Reaktorkern oder -core genannt) abwandern. Bei der Absorption im Uran oder Thorium
bewirken diese Neutronen eine zusätzliche Energiefreisetzung im Reaktor und die Erzeugung von Spaltstoffen,
wie Plutonium Pu23B bzw. Uran U233.
Der äußere Brutmantel umfaßt die Spaltzone des Reaktors, die einen Spaltstoff enthält und in der Regel
zylinderförmig ausgeführt wird. Der äußere Brutmantel wird in einen über und unter der Spaltzone liegenden
Stirnmantel und einen Seitenmantel eingeteilt. Bei Kraftwerksreaktoren besteht die Spaltzone gewöhnlich
aus mehreren, z. B. zwei oder drei, konzentrischen Spaltzonenteilen, die sich voneinander durch die
Spaltstoffkonzentration unterscheiden. Beispielsweise wird der Pu23*-Gehalt im Kernbrennstoff eines Plutoniumreaktors,
z. B. in einem Uran- und Plutoniumgemisch, zur Peripherie der Spaltzone hin größer.
Ähnlicherweise vergrößert sich zur Peripherie hin der U238-Gehalt im Kernbrennstoff (z. B. in einem U236-
und U238-Gemisch) eines Uranreaktors.
Der Hauptzweck der Bildung derartiger Zonenteile mit unterschiedlicher Konzentration des Spaltstoffisotops
in der Spaltzone ist die Ausnutzung des Effekts, der als Ausgleich durch Anreicherung bezeichnet wird
und gewährleistet einen Ausgleich des Profils vom Wärmeentwicklungsfeld entlang des Reaktorradius,
eine Reduzierung des radialen Ungleichmäßigkeitskoeffizienien (Kr) der Wärmeabgabe, eine Erhöhung
der Energieabgabe (MW/kg) sowie eine Beschleunigung der Spaltstoff regenerierung (Ansammlung neuer Spaltstoffe
in Prozent/Jahr).
Die beschriebenen schnellen Reaktoren mit einem Ausgleich im Profil des Wärmeentwicklungsfelds
durch Bildung von Spaltzonenteilen mit unterschiedlicher Spaltstoffkonzentration (Ausgleich durch An-
reicherung) weisen aber einen wesentlichen Mangel auf, und zwar eine bedeutende Verformung des Wärmeentwicklungsfeids,
die eigentlich zum Verschwinden des Ausgleicheffekts bei diesem Feld während eines
längeren Reaktorbetriebs ohne Überlastung (V2 Jahr
und mehr) führt. Dies ist durch unterschiedliche Brutfaktoren in den Zonenteilen mit verschiedener Anreicherung
bedingt. Der kleinere Brutfaktor im äußeren Teil der Spaltzone führt zum relativen Sinken der
Wärmeentwicklung an der Peripherie und zur relativen
»o Erhöhung der Wärmeentwicklung im Zentrum der Reaktorspaltzone. Da für die Reaktorkonstruktion der
Zeitraum mit größter Belastung während einer Reaktorreise bestimmend ist, muß man bei der Reaktorprcjektierung
die Ungleichmäßigkeit der Wärmeent-
»5 wicklung, den Abfall der Energieabgabe des Brennstoffs
während des Brennstoffzyklus und eine verlangsamte Aufspeicherung des neuen Brennstoffs berücksichtigen.
Dies führt aber zur Kostenerhühung für die von dem Atomkraftwerk erzeugte Energie.
3c Die Entwicklung von Atomkraftwerken mit schnellen
Reaktoren wird in der nächsten Zukunft durch einen Anstieg der Einheitsleistung auf über 1000 bis
2000 MW gekennzeichnet sein. Kernreaktoren mit schnellen Neutronen und einer so hohen Leistung
(2500 bis 4000 MW) we.sen nun mehrere Besonderheiten
auf: Anstieg des Reaktivitäts-Brutfaktors, der eine prinzipielle Möglichkeit eines längeren ununterbrochenen
Reaktorbetriebs (bis zu einem Jahr und darüber) ergibt, größere Ungleichmäßigkeit der Wärmaentwicklung
in der Spaltzone des Reaktors. Im betreffenden Falle ist die Instabilität des Wärmeentwirklungsfelds
ein Hindernis für die Benutzung der sich im Prinzip ergebenden Möglichkeit, die Dauer des
ununterbrochenen Reaktorbetriebs zu verlängern, und führt zusätzlich zum schlechteren Profil des Wärmeentwicklungsfelds
in der Spaltzone des Reaktors.
Es ist schließlich ein Kernreaktor für schnelle Neutronen mit einem Brutmantel, der eine aus einem inneren
und einem äußeren Zonenteil gebildete Spaltzone umgibt, wobei die Zonenteile konzentrisch angeordnet
sind, bekannt geworden (vergleiche deutsche Offenlegungsschrift 15 89001), dessen Spaltzone ein Volumen
von 3000 1 hat und im inneren Spaltzonenteil, der 800 1 groß ist, U236, dispergiert in Th232, enthält,
während der äußere Spaltzonenteil durch Pu, dispergiert in U238, gebildet ist. Auf diese Weise soll ein
negativer bzw. verhältnismäßig niedriger positiver Natriumschwundkoeffizient der Reaktivität des Kernreaktors
erzielt werden, d. h. die Reaktivität soll bei Verlust an Natrium als Kühlmittel ab- bzw. nur gering
zunehmen.
Auch dieser bekannte Kernreaktor zeigt wegen des Vorhandenseins von Th (in metallischer oder beliebiger
sonstiger Form) im inneren Spaltzonenteil eine ungleichmäßige Wärmeentwicklung in der Spaltzone,
d. h. ein instabiles Wärmeentwicklungsfeld in ihr.
Die Erfindung hat als Aufgabe, die Ungleichmäßigkeit der Wärmeentwcklung in der Spaltzone des
Reaktors zu reduzieren und das Wärmeentwicklungsfeld in der Reaktorspaltzone zu stabilisieren, d. h. den
kleinsten Wert des Ungleichmäßigkeitsfaktors der Wärmeentwicklung während des kontinuierlichen
Reaktorbetriebs aufrechtzuerhalten und dadurch die Energieabgabe sowie das Tempo der Brennstoffrückgewinnung
zu erhöhen und die Energiekosten in Atomkraftwerken zu senken, indem die Reaktorspaltzone
so ausgeführt wird, daß der Reaktor bei einem optimalen anfänglichen Profil des Wärmeentwicklungsfelds gleiche Brutfaktoren in den Spaltzonenteile/i
aufweist, die ein stabiles Wärmeentwicklungsfeld während des Reaktorbetriebs gewährleisten.
Diese Aufgabe wird bei einem Kernreaktor für schnelle Neutronen mit einem Brutmantel, der eine
aus einem inneren und einen äußeren Zonenteil gebildete Spaltzone umgibt, wobei die Zonenteile konzentrisch
angeordnet sind, dadurch gelöst, daß als Kernbrennstoff im äußeren Spaltzonenteil Pu239 und im
inneren Spaltzonenteil U235 vorgesehen ist, wobei das Volumen des inneren Spaltzonenteils ungefähr 20 bis
90/0 vom Gesamtvolumen der Spaltzone beträgt.
Der erfindungsgemäße Reaktor mit schnellen Neutronen weist alle Vorteile eines durch Anreicherung
ausgeglichenen Reaktors auf (z. B. identischer Aufbau der Brennstoffelemente in den Spaltzonenteilen) und
ist außerdem durch vorteilhafte Eigenschaften, nämlich zeitlich stabilen Betrieb und einen kleineren Ungleichmäßigkeitsfaktor
der Wärmeentwicklung, ausgezeichnet.
Die Mengen von Pu239 und U236 in den Spaltzonenteilen
sollten in einem Verhältnis von 0,5 bis 5 vorliegen. Plutonium kann als Oxyd (PuO2+UO2) und Uran
als Metall benutzt werden.
Im folgenden wird die Erfindung durch die Beschreibung von Ausführungsbeispielen und an Hand der
Zeichnung näher erläutert. Hierbei zeigt
Fig. 1 ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäß aufgebauten Kernreaktors mit schnellen Neutronen im
Längsschnitt;
Fig. 2 ein anderes Ausführungsbeispiel des Kernreaktors mit schnellen Neutronen;
Fig. 3 einen Schnitt nach III-Ill von Fig. 1 und 2;
Fig. 4 eine graphische Darstellung der Änderung des Ungleichmäßigkeitsfaktors der Wärmeentwicklung
in der Spaltzone des erfindungsgemäßen Kernreaktors (Vollinie) und eines bekannten durch Anreicherung
ausgeglichenen Plutoniumreaktors (Strichlinie).
Wie aus Fig. 1 ersichtlich, besitzt der Kernreaktor eine aus zwei Zonenteilen 1 und 2 bestehende Spaltzone
A, Der äußere Zonenteil 1 besteht aus Paketen von Brennstoffelementen, die einen Plutoniumbrennstoff,
und zwar Uran238 und Plutonium239, enthalten.
Den inneren Zonenteil 2 bilden Pakete mit Brennstoffelementen, die einen angereicherten U ran-Brennstoff
(Uran235 und Uran238) enthalten. Der Rauminhalt des inneren Zonenteils beträgt ungefähr 20 bis 90% vom
Gesamtvolumen der Spaltzone. Das Verhältnis von Pu239 zu U23S kann man in der Spaltzone des Reaktors
in den Grenzen von 1:2 bis 5:1 variieren. Beim Überschreiten der erwähnten Grenzen kann die Gleichheit
der Brutfaktoren in den Zonenteilen mit verschiedenen Brennstoffarten nicht mehr gesichert werden,
und die Reaktorkennwerte werden dabei bedeutend schlechter.
Die Spaltzone ist von allen Seiten von einem äußeren Brutmantel B umgeben. Ein Seitenteil 3 und Stirnteile 4
und 5 des Brutmantels B enthalten abgereLhertes (verarmtes) oder natürliches Uran.
Es ist auch eine Abänderung der Spaltzone A möglich. Wie in Fig. 2 dargestellt ist, sind die Brennstoff pakete
in ihrer Höhe in Teile eingeteilt: Der Brutstoff des unteren und des oberen Stirnteils 4 und 5 besteht
aus abgereichertem Uran, den inneren Zonenteil b
bildet ein Brennstoffpaketteil mit angereichertem Uran, der von dem unteren und dem oberen Stirnteil 4 und 5
xo des Pakets durch Zwischenabschnitte 6 und 7 des Pakets mit dem Plutoniumbrennstoff getrennt ist.
In der Draufsicht (Fig. 3) stellen die Spaltzonenteile konzentrische Ringe dar, die von sechskantigen (oder
quadratischen) Brennstoffpaketen gebildet werden.
Uran und Plutonium können als Metall, Oxyd, Karbid, Natrid usw. verwendet werden. Von Interesse
ist auch eine kombinierte Benutzung dieser Stoffe. So kann z. B. der Plutoniumbrennstoff als Gemisch von
Oxyden und der Uranbrennstoff als Metallegierung
ao verwendet werden.
Die Vorteile der Erfindung sind bei der Betrachtung der Fig. 4 gut erkennbar, in der die Änderung des
radialen Ungleichmäßigkeitsfaktors der Wärmeentwicklung während eines ununterbrochenen Reaktor-
»5 betriebs (in Jahren) dargestellt ist. Die Vollinie zeigt
den Verlauf des Wärmeentwicklungsfelds in einem Reaktor mit gemeinsamer Benutzung von Uran235 und
Plutonium239, die Strichlinie gibt das Verhalten des Wärmeentwicklungsfelds in einem durch Anreicherung
ausgeglichenen Plutoniumbrüter an.
Während des ununterbrochenen Betriebs des Kernreaktors mit Spaltzonenteilen, die Uran235 und Plutonium239
enthalten, ist die Stabilität des Profils vom Wärmeentwicklungsfeld durch die Gleichheit der
Koeffizienten der Wärmeentwicklungs-Regeneration in den Teilen der Spaltzone gesichert. Der erhöhte
V-Wert (also die Anzahl der neu entstandenen Neutronen pro absorbiertes Neutron) des Brennstoffs im
äußeren Zonenteil (Pu239 und U238) im Vergleich mit dem Brennstoff des inneren Zonenteüs (U239 und U238)
führt zu relativ stärkerem Übergang der Neutronen aus dem äußeren Zonenteil 1 in den inneren Zonenteil 2
und sichert praktisch den absoluten Ausgleich des Wärmeentwicklungsfelds im inneren Zonenteil. Infolgedtssen
bleibt die Verteilung der Wärmeentwicklung während des Reaktorbetriebs nicht nur konstant,
sondern ist auch optimaler als bei verschiedenen Ausgleichsverfahren (Kr = 1,12).
Die erwähnten Vorteile schaffen eine bedeutende technische Reserve be' der Projektierung von schnellen
energetischen Reaktoren nach der Erfindung: Im Vergleich mit einem durch Anreicherung ausgeglichenen
Reaktor beträgt die Temperaturreserve an der Hülle * 50 bis 6O0C und in der Mitte eines Brennstoffoxydstabs
200 bis 4000C, Maschenabstand (h) des durch Brennstoffstäbe gebildeten Gitters kann bis
zum minimal zulässigen Wert von 1,15 reduziert werden; die Höhe der Spaltzone kann bis zum optimalen
physikalischen Wert vergrößert werden mit gleichzeitiger Erhöhung der durchschnittlichen Erwärmung
des Kühlmittels (Wärmeträgers) bis zum optimalen Wert von etwa 250 bis 28O0C bei maximal zulässiger
Geschwindigkeit des Kühlmittels (Natriums). Die Ausnutzung der erwähnten Reserven ergibt bedeutende
technische und wirtschaftliche Vorteile von Kernkraftwerken mit schnellen Reaktoren nach der
Erfindung im Vergleich mit den durch Anreicherung ausgeglichenen schnellen Reaktoren (vgl. Tabelle).
Reaktor | Plutoniumspeicherungsrate | 1,0 | Reaktortyp | Uran | |
Kennwerte | gem. | [kg/MW (el) Jahr] | Pluto- | kon | |
Erfindung | nium- | verter | |||
1000 | brütcr | 1000 | |||
Leistung [MW (el)] | 750 | 1000 | 600 | ||
Energieabgabe [kW/1] | 550 | ||||
[kg Brennstoff im | 2,3 | 3,0 | |||
Zyklus/MW (el)] | 2,5 | ||||
0,75 | |||||
1,0 |
Den in der Tabelle angeführten Ergebnissen ist noch hinzuzufügen, daß in der anfänglichen Entwicklungsperiode der Kernenergietechnik die Energieabgabe der
schnellen Reaktoren der entscheidende Kennwert in bezug auf den Spaltstoffverbrauch und somit auf das
Volumen der Gewinnung von natürlichem Uran ist. Der Bau von schnellen Reaktoren gemäß der Erfindung
ermöglicht es, den Brennstoffverbrauch im Reaktor um 15 bis 20% zu verringern.
Es ist darauf hinzuweisen, daß der erfindungsgemäße Reaktor mit gemeinsamer Benutzung von Uran235 und
Plutonium239 und mit dem in der Spaltzone erfindungsgemäß angeordneten Kernbrennstoff (Uranbrennstoff
im Zentrum und Pltuoniumbrennstoff an der Peripherie der Spaltzone) durch einen negativeren Wert des
Natrium-Reaktivitätsfaktors im Vergleich mit dem Pluloniumbrüter ausgezeichnet ist. Das ist vom Standpunkt
der Betriebssicherheit des Reaktors von Bedeutung.
Die Benutzung der Erfindung beschränkt sich nicht auf die Wahl eines Projekts für den Bau eines schnellen
Reaktors. Sie kann für Reaktoren mit beliebigem Aufbau des Reaktorbehälters benutzt werden: für eine
integrierte oder eine Kreislauf-Bauart mit einer beliebigen Form der Brennstofflemente (Stäbe, Platten
usw.) und der Brennstoffhülle (quadratische, sechskantige, zylindrische Form usw.). Die Erfindung kann
auch für jedes Kühlmittel im schnellen Reaktor (z. B.
ϊ0 flüssiges Metall oder Gas) oder jede Brennstoffarl
(Oxyd-, Karbid- oder Metallbrennstoff) verwendet werden.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (3)
1. Kernreaktor für schnelle Neutronen mit einem Brutmantel, der eine aus einem inneren und einem
äußeren Zonenteil gebildete Spaltzone umgibt, wobei die Zonenteile konzentrisch angeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet, daß als Kernbrennstoff im äußeren Spaltzonenteil (1)
Pu23' und im inneren Spaltzonen teil (2) U235 vorgesehen
ist, wobei das Volumen des inneren Spaltzonenteils (2) ungefähr 20 bis 90% vom Gesamtvolumen
der Spaltzone beträgt.
2. Kernreaktor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis der Mengen von
Pu239 und U235 in den Spaltzonenteilen (1, 2)
0,5 bis 5 beträgt.
3. Kernreaktor nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Plutonium als Oxyd
(PuO2-I-UO,) und das Uran als Metall vorgesehen
ist.
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