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Die
Erfindung betrifft den Lanzenanfang des Gasleitsystems.
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Gasleitsysteme
werden in Fahrzeugen eingebaut, um im Falle eines Aufpralls in Sekundenbruchteilen kissenartige,
flexible Hohlkörper
aufzublasen, die den Aufprall der Fahrzeuginsassen auf Fahrzeugteile
mindern oder verhindern sollen. Beim Aufprall wird das in einer
Gaspatrone zentral gespeicherte Gas freigesetzt und durch ein Gasleitsystem
in einen oder in die verschiedenen Hohlkörper geleitet. Das Gasleitsystem
besteht unter anderem neben den kissenartigen Hohlkörpern aus
einer Lanze, in der Regel einem mehrteiligen Rohr aus Metall. In
den Anfang der Lanze, der einen entsprechend großen Durchmesser aufweist, ist
eine Gaspatrone eingesetzt, die mit einem Sensor verbunden ist.
Zeigt der Sensor eine zu starke Verzögerung des Fahrzeugs an, wird
die Gaspatrone ausgelöst.
Die aufzublasenden Hohlkörper
sind an der Lanze angeordnet. Die Lanze weist im Bereich der Hohlkörper Austrittsöffnungen
für das
Gas auf. Das Ende der Lanze ist in der Regel am Fahrzeug befestigt.
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Beim
Auslösen
und Entladen der Gaspatrone entsteht ein Druck von bis zu 150 bar,
der unmittelbar radial auf die Wand des Lanzenanfangs wirkt, da
die Gasentladung – bezogen
auf die Lanze – in
radialer Richtung erfolgt. Das radial ausströmende Gas wird dann umgelenkt
und breitet sich in der Lanze hin zu den zu füllenden Hohlkörpern wegen
des größeren Volumens
der Lanze unter wesentlich geringerem Druck aus.
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Die
Gaspatrone ist in ein erstes Ende des Gasleitsystems eingesetzt,
den sogenannten Lanzenanfang. Sie weist einen größeren Durchmesser auf als die
Rohre des Gasleitsystems. Deshalb ist bei Gasleitsystemen, die aus
dem Stand der Technik bekannt sind, der Lanzenanfang aus einem Rohrstück mit größerem, an
die Gaspatrone angepassten Durchmesser gefertigt. Über eine
Verjüngung
an einem Ende dieses Rohrstücks
ist der Lanzenanfang dann form- und/oder kraftschlüssig an
den Rohren des Gasleitsystems befestigt. Auf diese Befestigung ist
große
Aufmerksamkeit zu verwenden, da die Verbin dung unbedingt gasdicht
herzustellen ist, damit die große
Druckbelastung beim Entladen der Gaspatrone sicher aufgefangen wird.
Die Gasdichtigkeit ist entscheidend, da Gasverluste dazu führen, dass
die Hohlräume
der Luftpolster nicht vorschriftsmäßig aufgeblasen werden und
dann keine Schutzwirkung entfalten.
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Nachteilig
bei dem bekannten Lanzenanfang ist, dass er als separates Bauteil
mit von den Rohren der Lanze unterschiedlichen Dimensionen hergestellt,
gelagert und verbunden werden muss. Für das Verbinden der beiden
Bauteile sind aufwändige
Vorrichtungen erforderlich.
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Der
Lanzenanfang, der nach dem Zusammenfügen des Gasleitsystems die
Gaspatrone aufnimmt, wird bei bekannten Ausführungen mit einer Wanddicke
von ca. 1 mm hergestellt, um den hohen Drücken beim Auslösen der
Gaspatrone standhalten zu können.
Daran schließt
sich bei diesen Ausführungen
die Lanze mit einem Rohrstück
mit ca. 0,6 mm Wandstärke
an. Wegen der hohen Drücke
werden an die Verbindung zwischen dem Lanzenanfang und dem Rohr
der Lanze außerordentlich
hohe Ansprüche
gestellt.
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Es
ist das Bestreben der Hersteller von Gasleitsystemen, dieses Bauteil,
den Lanzenanfang, einfacher und preiswerter herzustellen, allerdings
ist ein Produkt, das diesen Anforderungen genügt, bisher nicht bekannt.
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Es
ist Aufgabe der Erfindung, einen Lanzenanfang für ein Gasleitsystem zur Aufnahme
einer Gaspatrone vorzuschlagen, das einen preiswerten und sicheren
Lanzenanfang darstellt.
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Die
erfindungsgemäße Aufgabe
wird gelöst
mit solchen Lanzenanfang, bei dem ein Rohr aus Metall im Bereich
des zu schaffenden Lanzenanfangs mindestens abschnittsweise von
einem ersten Durchmesser D1 auf einen zweiten,
größeren Durchmesser
D2 aufgeweitet wird.
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Die
erforderliche Aufweitung vom normalen Rohrdurchmesser des Gasleitsystems
auf den Rohrdurchmesser des Lanzenanfangs geht an sich nicht über die
Grenzen der Auf weitung hinaus, die mit bekannten Verfahren zu erreichen
sind. Allerdings ist es bisher nicht gelungen, einen Lanzenanfang
für ein
Gasleitsystem zur Aufnahme einer Gaspatrone so aufzuweiten, dass
nach dem Aufweiten eine Druckfestigkeit des Lanzenanfangs von bis
zu ca. 100 bar, vorzugsweise bis zu ca. 130 bar, besonders bevorzugt
von bis zu 150 bar gewährleistet
ist. Es hat sich aber bei Versuchen der Anmelderin gezeigt, dass überraschenderweise
eine solche Aufweitung doch möglich
ist.
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Der
entscheidende Vorteil des erfindungsgemäßen Gegenstands ist darin zu
sehen, dass ein mit dem Gasleitsystem, insbesondere mit dessen Lanze,
integral verbundener Lanzenanfang vorgeschlagen wird. Das Bearbeiten,
Lagern und Verbinden von zwei Werkstücken entfällt. Entsprechend ist die vorgeschlagene
Lösung
weitaus preiswerter als die Herstellung von Lanzenanfängen für Gasleitsysteme
nach dem Stand der Technik.
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Der
Lanzenanfang wird nach einer bevorzugten Ausführungsform, ausgehend von dem
für die
Lanze des Gasleitsystems verwendeten Rohrs, mit an sich bekannten
Verfahren der Kalt- oder Warmverformung mindestens abschnittsweise
aufgeweitet. Dabei kann der Lanzenanfang von dessen Ansatz an der
Lanze des Gasleitsystems bis zum dem vom Gasleitsystem abgewandten,
freien Ende, durch das die Gaspatrone eingesetzt wird, stetig von
einem Durchmesser D1 des Gasleitsystems
auf einen größeren Durchmesser
D2 zunehmen. Es ist aber genauso möglich, dass
die Aufweitung von einem Durchmesser D1 auf
einen Durchmesser D2 in einem definierten Übergangsabschnitt
des Lanzenanfangs erfolgt, und dass der Lanzenanfang einen weiteren
Aufnahmeabschnitt für
die Gaspatrone mit dem Durchmesser D2 aufweist.
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Die
Formung des Lanzenanfangs richtet sich im wesentlichen nach der
Form der Gaspatrone und den Anforderungen des jeweiligen Fahrzeugtyps,
in dem das Gasleitsystem eingesetzt werden soll.
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Zur
Herstellung eines erfindungsgemäßen Lanzenanfangs
für ein
Gasleitsystem ist es erforderlich, dass das Rohr der Lanze des Gasleitsystems
für den
zu schaffenden Lanzenanfang mindestens abschnittsweise innerhalb
einer Strecke von weniger als 50 mm, vorzugsweise weniger als 30
mm, besonders bevorzugt von weniger als 20 mm bezogen auf die Längsachse
des Rohrs aus Metall von dem Durchmesser D1 auf
den Durchmesser D2 aufgeweitet wird.
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Nach
einer weiter bevorzugten Ausführungsform
wird bei dem mindestens abschnittsweisen Aufweiten des zu schaffenden
Lanzenanfangs einer Lanze eines Gasleitsystems der Ausgangs-Durchmesser
D1 des zur Herstellung der Lanze verwendeten
Rohrs um mehr als 10%, vorzugsweise um mehr als 30%, besonders bevorzugt
um mehr als 45% auf einen Durchmesser D2 für den Lanzenanfang
vergrößert. Die
Aufweitung des Durchmessers D1 kann also
erfindungsgemäß in Abstimmung
auf die aufzunehmende Gaspatrone vorgenommen werden.
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Nach
der Lehre der Erfindung wird vorgeschlagen, dass das mindestens
abschnittsweise Aufweiten von einem ersten Durchmesser D1 auf einen zweiten Durchmesser D2 schrittweise oder kontinuierlich erfolgt. Je
nach Ausmaß der
Aufweitung und Art des zu verarbeitenden Materials ist es für den Fachmann
einfach zu ermitteln, in welcher Weise, schrittweise oder kontinuierlich,
die bekannten Verfahren und Vorrichtungen zur Aufweitung bzw. Umformung
von Rohrenden einzusetzen sind.
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Der
erfindungsgemäße Lanzenanfang
kann besonders einfach hergestellt werden, wenn ein Rohr aus Metall
verwendet wird, dessen maximale Dehnung mindestens 30%, vorzugsweise
40%, besonders bevorzugt über
50% beträgt.
Die maximale Dehnung eines Rohres kann ohne weiteres ermittelt werden.
Dieser Werkstoffparameter kann auch dazu beitragen, das Verfahren
zur Aufweitung (schrittweise oder kontinuierlich) festzulegen.
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Es
hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, dass ein Rohr aus Metall
verwendet wird, dessen Zugfestigkeit mindestens 250 N/mm2, vorzugsweise mindestens 300 N/mm2, besonders bevorzugt über 350 N/mm2 beträgt. Ein
Werkstoff mit solchen Zugfestigkeiten ist auch nach dem Aufweiten
noch den Kräften
(bis zu 150 bar Druckbelastung) gewachsen, die beim Entladen der
Gaspatrone aufzufangen sind.
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Nach
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
wird ein Rohr aus Metall verwen det, dass eine Legierung aus
Kohlenstoff: | 0,010
bis 1,000 Gewichtsprozent (Gew.-%), |
Silicium
: | 0,001
bis 0.500 Gew.-%, |
Mangan: | 0,030
bis 0,200 Gew.-%, |
Phosphor: | 0,030
bis 0,150 Gew.-%, |
Schwefel: | 0,001
bis 0,020 Gew.-%, |
Aluminium: | 0,025
bis 0,100 Gew.-%, |
Rest: | Eisen |
aufweist. Diese Legierungen haben sich als besonders
fest und gleichzeitig dehnbar und damit als besonders geeignet erwiesen.
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Weiter
wird bevorzugt, wenn ein Rohr verwendet wird, dessen Wandmaterial
eine möglichst
hohe Dichte aufweist.
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Weiter
wird bevorzugt, dass das Material, aus dem das Rohr für die Lanze
hergestellt ist, und aus dem der Lanzenanfang integral geformt wird,
mindestens eine der folgenden Behandlungen erfahren hat: Wärmebehandlung,
Warmwalzen, Kaltwalzen, Glühen.
Diese Vorbehandlungen, einzeln oder auch in Kombination miteinander
verbessern die Bearbeitugseigenschaften des Materials, aus dem das
Rohr für
die Lanze hergestellt ist. Die Behandlungen an sich sind langjährig bekannt
und es liegt im Können
des in der Metallherstellung und -bearbeitung erfahrenen Fachmanns,
diese Behandlungen durchzuführen.
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Nachstehend
wird die erfindungsgemäße Lanze
am Beispiel einiger Ausführungsbeispiele
näher erläutert. Es
zeigt:
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1 eine
erste Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Lanze;
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2 eine
zweite Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Lanze.
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1 zeigt
eine Lanze 2 eines Gasleitsystems. Das Gasleitsystem ist
in einem Fahrzeug angeordnet und dient dazu, im Falle eines Aufpralls
die Insassen des Fahrzeugs zu schützen.
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Das
Gasleitsystem setzt sich zusammen aus der Lanze 2 mit dem
erfindungsgemäß integral
angeformten Lanzenanfang 4 sowie kissenartigen, flexiblen
Hohlkörpern
(hier nicht näher
dargestellt), die im Falle eines Aufpralls in wenigen Millisekunden
aufgeblasen sind. Die Hohlkörper
werden durch die Entladung einer Gaspatrone 6 aufgeblasen,
die in 1 schematisch dargestellt ist.
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Die
Lanze 2 wird aus einem Rohr hergestellt, dessen Zusammensetzung
folgende Bestandteile umfasst: 0,075 Gew.-% Kohlenstoff, 0,35 Gew.-%
Silicium, 0,07 Gew.-% Mangan, 0,09 Gew.-% Phosphor, 0,005 Gew.-%
Schwefel, 0,067 Gew.-% Aluminium, Rest: Eisen. Die Zugfestigkeit
des verwendeten Materials liegt über
300 N/mm2.
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Diese
Metall-Legierung wird zu einem Rohr mit einem Durchmesser D1 von ca. 15 mm geformt. Zuvor wird die Legierung
geglüht
und kaltgewalzt, wodurch das Metall in seiner Struktur verdichtet
wird.
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Das
Rohr wird an einem Ende aufgeweitet. Auf einer Strecke von ca. 50
mm (bezogen auf die Längsachse
des Rohrs) wird der Durchmesser D1 (ca.
15 mm) auf einen Durchmesser D2 von ca.
21,5 mm aufgeweitet. Der Lanzenanfang 4 erfährt dabei
eine Dehnung um ca. 43% bezogen auf den Ausgangs-Durchmesser D1. An den aufgeweiteten Bereich mit dem Durchmesser
D2 schließt sich zum nicht-aufgeweiteten
Abschnitt des Rohrs mit dem Durchmesser D1 ein Übergangsbereich
an, dessen Länge
ca. 15 mm beträgt,
und in dem sich der Durchmesser des Rohrs vom größeren Durchmesser D2 auf den Ausgangs-Durchmesser D1 verjüngt.
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Der Übergangsbereich 8 und
der Bereich des Durchmessers D2 bilden den
Lanzenanfang 4, in den die Gaspatrone 6 eingesetzt
wird. Beim Auslösen
der Gaspatrone strömt
Gas (bezogen auf die Längsachse
des Rohrs) in radialer Richtung aus, trifft also mit maximalem Druck
auf die Wand der Lanze 2. Der Druck des ausströmenden Gases
liegt bei ca. 150 bar. Das Gas verteilt sich im Lanzenanfang 4 und
wird im Übergangsbereich 8 in eine
Strömung
parallel zur Längsachse
des Rohrs umgeleitet. Dabei reduziert sich der auf die Wand der
Lanze 2 wirkende Druck, zum einen, weil das Gas achsparallel
strömt
und zum anderen weil das Volumen, das zur Ausbreitung der Gasmenge
zur Verfügung
steht, ständig
größer wird,
da sich die Gasmenge, die von der Gaspatrone freigesetzt wird, in
der gesamten Lanze ausbreitet, um in die aufblasbaren Hohlkörper zu
strömen.
Es liegt auf der Hand, dass ein Reißen oder Nachgeben des Lanzenanfangs
zum Versagen des gesamten Systems führt.
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Die
Lanze weist in dem Abschnitt mit dem Durchmesser D1 mindestens
eine Austrittsöffnung 10 für jeden
aufzublasenden Hohlkörper
auf. Der Durchmesser dieser Austrittsöffnungen 10 kann bis
zu 6 mm betragen. Es können
ohne weiteres ca. 30 Austrittsöffnungen
je Lanze 2 vorgesehen sein.
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2 zeigt
eine Lanze 2 mit einem Lanzenanfang 4, die aus
demselben Material hergestellt ist wie die im Ausführungsbeispiel
gemäß 1 dargestellte
Lanze. Der Lanzenanfang 4 ist ohne Übergangsbereich so gestaltet,
dass der Durchmesser kontinuierlich bis hin zum freien Ende 12 des
Lanzenanfangs, durch das dann die Gaspatrone (nicht dargestellt)
eingesetzt wird, größer wird
bis auf einen maximalen Durchmesser D2.
Im gesamten Bereich des Lanzenendes 4 ist der Durchmesser
D2 jedoch stets größer als der Durchmesser D1. Auch hier wird der Lanzenanfang 4 durch
Aufweiten des Rohrs der Lanze 2 hergestellt.