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Die Erfindung betrifft eine Rollwagenfördervorrichtung für in der industriellen Fertigung und in der Logistik eingesetzte Rollwagen, die eine auf wenigstens drei bzw. vier Rollen stehende Ladefläche zum Transport von Bauteilen, insbesondere Montagebauteilen, in einer Fertigungshalle und/oder Lagerhalle aufweisen, nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie ein Rollwagenfördersystem nach dem Oberbegriff des Anspruchs 11.
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Aus dem Stand der Technik ist es bekannt, in der sog. Kommissionierzone einer Fertigungs- bzw. Lagerhalle Rollwagen, die auch als Warenkörbe bezeichnet werden, einzusetzen, um Waren, wie z.B. Montagebauteile, transportieren zu können. Diese herkömmlichen Rollwagen werden von Hand beladen und auch von Hand verschoben.
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Aufgabe der Erfindung ist es, Prozessabläufe in der Fertigung und Logistik ergonomischer gestalten zu können.
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Die Aufgabe wird, ausgehend vom eingangs beschriebenen Warenkorb-Handling, durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 bzw. 11 gelöst.
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Durch die in den abhängigen Ansprüchen genannten Maßnahmen sind vorteilhafte Ausführungen und Weiterbildungen der Erfindung möglich.
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Die erfindungsgemäße Rollwagenfördervorrichtung ermöglicht in vorteilhafter Weise die Realisierung eines automatisierten bzw. halbautomatisierten Förderers, wodurch die Ergonomie deutlich verbessert werden kann und der Mitarbeiter, der den Rollwagen bzw. Warenkorb bestückt, mehr Spielraum bei seiner Tätigkeit erhält.
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Die erfindungsgemäße Rollwagenfördervorrichtung kann für in der industriellen Fertigung oder in der Logistik eingesetzte Rollwagen, die eine auf wenigstens drei, insbesondere vier Rollen stehende Ladefläche zum Transport von Bauteilen, insbesondere Montagebauteilen, in einer Fertigungshalle aufweist / aufweisen, verwendet werden. In der sogenannten Kommissionierzone werden derartige Rollwagen, die auch als Warenkörbe bezeichnet werden, von Hand oder gegebenenfalls auch von Robotern mit Teilen wie Montagebauteilen bestückt. Der Rollwagen muss dabei durch die Kommissionierzone bewegt werden, währender Mitarbeiter sich parallel zum Rollwagen bewegt und nach vorgegebener Stückliste die Ware kommissioniert und so den Wagen bestückt.
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Die Rollwagenfördervorrichtung gem. der Erfindung übernimmt diesen Transport des Rollwagens. Hierzu ist erfindungsgemäß eine Transportstrecke vorgesehen ist, entlang der ein Förderband als Stetigförderer angeordnet ist, welches in Bezug auf die gesamte Transportstrecke stationär angeordnet und bei welchem jeder Abschnitt des Förderbandes über die gesamte Transportstrecke verfahrbar ist. Das Förderband wird zwar kontinuierlich bewegt, es ist im Bereich der Transportstrecke aber in diesem vorgegebenen Bereich stationär angeordnet. Grundsätzlich könnte also ein Rollwagen an jeder beliebigen Stelle der Transportstrecke und bei kontinuierlicher Bewegung zu jeder Zeit in das Förderband und in den Transportmechanismus eingeklinkt werden.
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Das Förderband kann im Rundlauf arbeiten, d.h. es kann eine in sich geschlossene Kurve ausbilden. Denkbar ist im Allgemeinen auch, dass das Förderband über Umlenkrollen an den Enden der Transportstrecke umgelenkt und parallel im Untergrund gegenläufig bewegt wird.
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Damit ein Rollwagen mitbewegt wird, umfasst das Förderband Rast- und/oder Haltemittel zum Erfassen und Halten wenigstens eines Rades, insbesondere zweier Räder des Rollwagens, um das erfasste und gehaltene Rad oder die erfassten und gehaltenen Räder mit der Bewegung des Förderbandes mitzuführen, wobei entlang der Transportstrecke eine Rollstrecke vorgesehen ist, auf der das nicht vom Förderband gehaltene Rad oder die nicht vom Förderband gehaltenen Räder eine der Bewegung des Förderbandes in Geschwindigkeit und Richtung entsprechende Rollbewegung durchführen können. In der Regel dreht sich mindestens ein Rad des Rollwagens daher nicht, nämlich das bzw. die Räder, die auf dem Förderband stehen und gehalten werden, während die übrigen Räder des Wagens, die sich auf der Rollstrecke befinden, sich drehen, um die Bewegung des Rollwagens entlang der Transportstrecke zu begleiten. Diese Transportmöglichkeit ermöglicht eine bessere Anpassung und Flexibilität, wenn z.B. Rollwagen unterschiedlicher Spurbreite eingesetzt werden, denn wenn in Fahrtrichtung parallel geführte Rollen gezogen werden sollen, muss die Spurbreite vorgegeben sein.
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Da das Förderband als Stetigförderer arbeitet, können die Rollwagen zum Transport jederzeit bei laufendem Förderband auf das Förderband eingebracht werden.
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Erfindungsgemäß kann ein besonderer Sicherheitsvorteil erreicht werden, wenn die Rast- bzw. Haltemittel für die Zwecke des Transports den Rollwagen ausreichend festhalten, im Kollisionsfall diese Verbindung zwischen Rast- bzw. Haltemittel jedoch gelöst werden kann und z.B. der Rollwagen hängen bleibt, während das Förderband weiterfährt. Dies kann bei Ausführungsbeispielen, wie weiter unten beschrieben, dadurch erreicht werden, dass die auf dem Förderband stehenden Räder des Rollwagens über Reibung gehalten werden oder in leicht vertieften Mulden oder mit kleinen Barrierestegen gehalten werden, die aber auch beim Auftreten größerer Kräfte oder Stöße ohne Weiteres überwindbar sind. Eine zusätzliche Sicherheitseinrichtung wie eine Abschaltautomatik kann daher gegebenenfalls eingespart werden.
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Grundsätzlich kann das Förderband für sich allein entlang der Transportstrecke verlegt werden, was jedoch bedeutet, dass es in einer in der Regel belebten Fertigungs- / Lagerhalle ein Hindernis bzw. eine „Stolperfalle“ darstellt und somit ein Sicherheitsrisiko. Um dieses Risiko zu minimieren, ist bei einem Ausführungsbeispiel der Erfindung eine Platte vorgesehen, auf der die Transportstrecke und/oder die Rollstrecke angeordnet ist/sind und/oder welche die Transportstrecke und/oder die Rollstrecke. Diese Platte wirkt gewissermaßen als Podest. In den Randbereichen des Podests kann der Abstand zum Boden, auf dem die Rollwagenfördervorrichtung liegt, durch einen kontinuierlichen Übergang bzw. Rampen überbrückt werden, sodass die Stolpergefahr noch einmal minimiert wird, weil keine Stufe bzw. kein sprunghafter Höhenunterschied vorliegt.
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Bei einer besonders bevorzugten Weiterbildung der Erfindung ist die Platte bzw. das Podest maximal 100 mm, vorzugsweise 50 bis 70 mm hoch, d.h. der Höhenunterschied zum Boden wird möglichst klein gewählt, sodass auch bei Betreten des Podests kein großes Hindernis zu überwinden ist und die Fördervorrichtung keine Barriere darstellt.
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Ferner ist denkbar, dass eine Ausführungsform es vorsieht, das Förderband in den Boden einzulassen. Hierdurch wird zwar ein Podest vermieden, es wird freilich jedoch die Flexibilität der Vorrichtung beeinträchtigt und es wird in den Bau der Fertigungs- oder Lagerhalle, in der die Vorrichtung zum Einsatz kommen soll, massiv eingegriffen, sodass ein Abbau bzw. eine Neugestaltung erschwert wird.
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Zudem sind verschiedene Ausführungsvarianten denkbar, bei denen Förderband und Rollstrecke auf gleicher oder unterschiedlicher Höhe angeordnet sind. Vorteilhaft ist meistens eine Anordnung auf gleicher Höhe, da dies auch bedeutet, dass die Ladefläche des Rollwagens eben ausgerichtet ist. Je nach den vorliegenden Bedingungen, etwa Gefälle am Boden der Kommissionierzone oder sonstigen Umständen, etwa ob eine leichte Schräglage des Rollwagens dessen Bestückung begünstigt, können aber auch andere Varianten gewählt werden, bei denen sodann die Rollstrecke über oder unter dem Höhenniveau des Förderbandes liegt.
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Ist zudem das Förderband bei einer Ausführungsform vertieft bzw. in einer Rille angeordnet, so können die Seitenränder als Führung für die Räder dienen. Stattdessen bzw. zusätzlich können auch parallel zum Förderband Führungs- bzw. Barriereleisten angebracht werden, um die Führung zu verbessern, sodass insbesondere in einer Kurve noch einmal die Gefahr verringert wird, dass der Rollwagen aus der Führung springt.
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Außerdem sind verschiedene Varianten der Erfindung denkbar, wie das Förderband selbst gestaltet sein kann. Prinzipiell kann das Förderband als Kette ausgebildet sein, welche Stege oder Leisten als Barrieren aufweisen, die in regelmäßigen Abständen angeordnet sind, sodass die Räder der Rollwagen z.B. dazwischen einrasten können und gehaltert werden. Eine solche Kette wird in der Regel am Ende der Transportstrecke über Umlenkrollen umgeleitet und parallel zurückgeführt. Ketten eignen sich meist jedoch nur für eine gerade Transportstrecke. Das Umlenken und parallele Zurückführen benötigt in der Höhe aber auch einen gewissen Platzbedarf, der zum unauffälligen Unterbringen der Fördervorrichtung in der Kommissionierzone jedoch, wie oben beschrieben, eher gering gehalten werden soll. Bei einer bevorzugten Weiterbildung ist das Förderband deshalb als Aneinanderreihung von schuppenartigen Bandgliedern ausgebildet ist, wobei die Bandglieder in einer Ebene parallel zur Platte gegeneinander verschiebbar und/oder verdrehbar angeordnet sind. Hierdurch kann der Platzbedarf in der Höhe verringert und eine Kurvenfahrt ermöglicht werden. Die Bandglieder sind in bevorzugter Weise bei einer Ausführungsform dort, wo sie aneinander angrenzen, abgerundet und greifen formschlüssig ineinander, sodass sie sich gegeneinander bei einer Kurvenfahrt verdrehen können.
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Um den Rollwagen auf dem Förderband zu halten, können die Rast- bzw. Haltemittel ebenfalls je nach Ausführungsform der Erfindung verschieden ausgebildet sein. Grundsätzlich können, auch bei einer Ausführung mit Bandgliedern, Barrierestege verwendet werden, die von den Rädern bei gleichmäßiger Bewegung des Förderbandes ohne starke Beschleunigungen in Transportrichtung nicht ohne Weiteres überwunden werden. Eine solche mechanische Barriere kann auch dadurch erreicht werden, dass die Bandglieder Mulden aufweisen, in welche die Räder eingebracht werden können, oder die Bandglieder werden schräg, gegebenen falls überlappend, angeordnet, sodass das Förderband eine Art Zahnprofil oder Sägezahnprofil aufweist, in dessen Lücken die Räder gehalten werden.
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Denkbar ist auch, dass die Oberfläche des Förderbandes im Vergleich zur Oberfläche der Räder mit hoher Reibung ausgestattet ist.
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In besonders vorteilhafter Weise kann die Rollwagenfördervorrichtung auch auf gekrümmten Transportstrecken verwendet werden und ist folglich sehr flexibel einsetzbar.
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Dementsprechend umfasst ein erfindungsgemäßes Rollwagenfördersystem eine Rollwagenfördervorrichtung gem. der Erfindung bzw. gem. einem Ausführungsbeispiel der Erfindung sowie wenigstens einen Rollwagen, der eine auf wenigstens drei, insbesondere vier Rollen stehende Ladefläche zum Transport von Bauteilen, insbesondere Montagebauteilen, in einer Fertigungshalle und/oder Lagerhalle aufweist. Mit diesem Rollwagenfördersystem können die zuvor genannten Vorteile gegenüber dem Stand der Technik erreicht werden.
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Figurenliste
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt und wird nachstehend unter Angabe weiterer Einzelheiten und Vorteile näher erläutert. Im Einzelnen zeigen:
- 1-3: eine Rollwagenfördervorrichtung gem. der Erfindung in verschiedenen Ansichten / Schnitten.
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1 zeigt einen Schnitt A-A durch eine Rollwagenfördervorrichtung 1 mit einem Förderband 2, das in ein Podest 3 eingelassen ist. Zu beiden Seiten hin ist das Förderband 2 von Barriereleisten 4 zur Führung begrenzt, sodass die Räder eines Rollwagens in der Spur des Förderbandes 2 geführt werden. Das Förderband 2 ist eben ausgebildet, sodass die Räder eines Rollwagens über die Reibung gehalten werden.
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In der Mitte erhebt sich die in einem Kasten untergebrachte Steuerungsvorrichtung 5 zum Antrieb und zur Steuerung der Rollwagenfördervorrichtung 1.
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Zur Veranschaulichung verschiedener Ausführungsformen besitzt das plattenförmige Podest 3 im Bereich der Rollstrecke 6 (in 1: links von der Steuerungsvorrichtung 5) eine größere Höhe H1 als im Bereich der Rollstrecke 7 (in 1: rechts von der Steuerungsvorrichtung 5), also H1 > H2. Im Bereich der Rollstrecke 7 kann die Ladefläche der zu transportierenden Rollwagen eben verlaufen, da Förderband 2 und Rollstrecke 7 auf gleicher Höhe H2 liegen, während entsprechend im Bereich der Rollstrecke 6 diese höher liegt als das Förderband 2.
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2 wiederum zeigt eine Draufsicht auf die Rollwagenfördervorrichtung 1 bzw. das Rollwagenfördersystem S. Auch der Bereich des Schnitts A-A (vgl. 1) ist eingezeichnet. Gestrichelt gezeichnet ist ein Rollwagen W mit vier Rädern WR, von denen zwei auf der Rollstrecke 7 stehen und zwei auf dem Förderband 2, sodass beim Transport das Förderband 2 den Wagen W mitzieht. Der Weg entlang dem Förderband 2 bzw. den Rollstrecken 6, 7, 8 entspricht der Transportstrecke T. Im Bereich der Rollstrecke 8 ist diese gekrümmt bzw. halbkreisförmig ausgebildet.
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Zum einfachen Betreten bzw. Auffahren mit dem Rollwagen W auf das Podest 3 ist im Bereich des Anfangs T1 und des Endes T2 der Transportstrecke T eine Rampe 9 angebracht, um einen stufenlosen, ohne Schlag abrollbaren Zugang zu ermöglichen. Die Transportrichtung ist hier mit den Pfeilen V eingezeichnet.
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3 zeigt eine Seitenansicht des Rollwagenfördersystems S, die auch den Übergang über die Rampe 9 mit einer Steigung von 3,7° zum Podest 3 veranschaulicht.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Rollwagenfördervorrichtung
- 2
- Förderband
- 3
- Podest / Platte
- 4
- Barriere-/Führungsleiste
- 5
- Steuerungsvorrichtung
- 6
- Rollstrecke (gerader Bereich)
- 7
- Rollstrecke (gerader Bereich)
- 8
- Rollstrecke (Kurvenbereich)
- 9
- Rampe
- A-A
- Schnitt
- H1
- Höhe
- H2
- Höhe
- S
- Rollwagenfördersystem
- T
- Transportstrecke
- T1
- Beginn der Transportstrecke
- T2
- Ende der Transportstrecke
- V
- Transportrichtung
- W
- Rollwagen
- WR
- Rad