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Die Erfindung betrifft eine prismatische interspinöse Vorrichtung (minimal invasives Implantat) zum Öffnen, Vergrößern und Stabilisieren eines Dornfortsatzzwischenraumes zur Therapie und Vorbeugung von stellungsbedingten Erkrankungen und Verformungen der Wirbelsäule bei Tieren.
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Der Spinalkanal ist ein zylindrischer Raum in der Mitte der Wirbelsäule, der in einer axialen (beim Mensch vertikalen, beim Haustier horizontalen) Richtung verläuft. In dem Raum geschützt befinden sich das Rückenmark und das Nervenbündel der Cauda Equina. Bei Erkrankungen des segmentalen Knochengerüsts kommt es u.a. zu Veränderungen in Form von knöchernen Ausziehungen (Spondylophyten, Spondylosen), Bänderverdickungen sowie auch zu Arthrosen der kleinen Wirbelbogengelenke (Spondylarthrosen), die zur Verengung des Spinalkanals (Spinalkanalstenose) führen können. Die krankheitsbedingten Form- und Lageveränderungen der knöchernen Strukturen nehmen Einfluss auf die segmental austretenden Spinalnerven. Jede Art der Bewegung, insbesondere bei einer lumbosakralen Instabilität, kann zur fortschreitenden Einengung des Wirbelkanals und zur schmerzhaften Reizung der aus dem Wirbelkanal austretenden Nerven führen.
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In der Tiermedizin sind keine nicht invasiven Therapiekonzepte in diesem Bereich bekannt, die für medikamentös austherapierte Patienten zur Verfügung stehen. Oft führt der Zustand zu einer verfrühten Operation, die selbst bei geringen Erfolgsaussichten durchgeführt wird. Die Anzahl der erkrankten Hunde nimmt, im Zusammenhang mit der seit längerem steigenden Lebenserwartung der Tiere, zu. Diese Rückenerkrankungen führen die Liste der Ausmusterungsgründe u.a. der Diensthunde, Arbeitshunde und Sporthunde an.
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Die Spinalstenosen treten insbesondere in den Lendenwirbeln und dem lumbosakralen Übergang auf. Die Verformungen der Lendenwirbel und der Zwischenwirbelgelenke, sowie Deformation, Vorwölbung bzw. der Vorfall der Bandscheiben, oder die überlastungsbedingte Hypertrophie der Bänder (Ligamentum flavum, Ligamentum longitudinale dorsale) können zur Verengung des Wirbelkanals führen. Dadurch wird Druck auf die, sich im Wirbelkanal befindenden, Nerven und Blutgefäße ausgeübt. Dieses Entwicklung ist u.a. gekennzeichnet durch symptomatische, neurogene, intermittierende Störungen. Die Störungen der neurovaskulären Versorgung führen zu diversen peripheren Krankheitsbildern und Symptomen wie z.B. Claudicatio intermittens, Ischiasneuralgie, Lähmung, Kältegefühl, Lumbalschmerzen und, in fortgeschrittenen Stadien, zu Erkrankungen der Harnblase und des Enddarms (Störungen des Harnabsatzes und des Stuhlgangs).
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Im Zusammenhang mit den Veränderungen der einzelnen Segmente kommt es zur statischen und dynamischen Verstellung der Wirbelkörper und somit auch der Dornfortsätze, die dementsprechend zur Verengung der prismatischen Zwischenräume führen.
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Zu den konservativen Behandlungsmethoden, die die Lebensqualität verbessern sollen, gehören medikamentöse Therapien mit Steroiden, nichtsteroidalen Entzündungshemmern bzw. Vasodilatatoren. Die Maßnahmen führen zur Schmerzlinderung, Stabilisierung der Muskulatur und fördern die Durchblutung. Weitere nichtinvasive Methoden wie Epiduralblock oder radikuläre Blockade finden in der Tiermedizin nur vereinzelt Anwendung.
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Wenn sich konservative Therapien als wirkungslos erweisen und weitere neurologische Störungen auftreten wird nicht selten die Entscheidung für eine chirurgische Maßnahme zur neurologischen Dekompression getroffen. Eine Laminektomie, Hemilaminektomie bzw. eine Interlaminäre Fensterung wird durchgeführt um die Stenose zu erreichen und zu beseitigen. Bei diesem Verfahren ist der Patient einem erhöhten Risiko von Blutungen, ggf. begleitet von schweren Komplikationen, ausgesetzt. Eine Ausbreitung der Probleme auf benachbarte Segmente kann, insbesondere bei älteren Patienten, zu einer Verschlimmerung der Symptome führen. Darüber hinaus wird auch eine invasive chirurgische Verblockung, der durch die vorausgegangene Operation in Instabilität geratenen Wirbel, praktiziert. Die Verfahren sind, respektive Ausbreitung und Übertragung der Probleme auf benachbarte Segmente, umstritten.
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In den letzten Jahren wurde aus der Humanmedizin berichtet, dass durch das implantieren eines interspinösen Abstandhalters, in einem kleinen chirurgischen Eingriff, zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden konnten. Die interspinösen Abstandshalter, die beim Menschen in den Zwischenraum des Processus spinosus eingesetzt werden, sind öffentlich bekannt.
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Bei Stellungskorrekturen der Wirbel, mit Hilfe der Abstützung der benachbarten Dornfortsätze, werden bis heute beim Mensch Implantate benutzt, die überwiegend punktuellen Druck auf den jeweiligen Dornfortsatz ausüben. Die bis jetzt unbekannte prismatische Vorrichtung dagegen zeichnet sich durch eine flächige Druckübertragung aus. Daraus resultiert u.a. der zu erwartende innovative Wirkungsmechanismus der Anwendung der Vorrichtung bei Tieren.
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Die Implantation der Vorrichtung kann als minimal-invasiver Eingriff unter Analgosedation ggf. mit Lokalanästhesie durchgeführt werden. Dadurch verkürzt sich die Genesungszeit, es tritt kein Blutungsrisiko auf und es kann keine sekundäre Instabilität entstehen. Die Therapiekosten werden dementsprechend niedriger. Deshalb wäre es wünschenswert, Spinalkanalstenosen mit minimal-invasiven Verfahren zu behandeln.
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Offenlegung der Erfindung
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Die Vorrichtung wird die winklig zueinander stehenden Dornfortsätze in seiner Form so flächig abstützen, dass eine, durch krankhafte Instabilität bzw. durch Fehlstellung entstandene, wiederholte Quetschung des Nervengewebes ausbleibt. Die interspinöse Vorrichtung stützt Dank ihrer prismatischen Form innovativ flächig die benachbarten Dornfortsätze.
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Aus der
EP 1 625 835 A1 ,
EP000002725994B1 ,
EP000001920719B1 ist bekannt, dass bei Stenosen beim Mensch ein Spreizer zwischen den Dornfortsätzen zweier benachbarter Wirbel (interspinöser Spreizer) zum Einsatz kommt. WO002O06138690A2 beschreibt diverse Therapiemethoden, u.a. mit interspinösen Spreizern, die für die anatomischen Verhältnisse des Menschen konzipiert wurden. Bedingt durch die aufrechte Haltung der Wirbelsäule des Menschen ist ein solcher interspinöser Spreizer anderen Kraftvektoren ausgesetzt als beim Tier.
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Für die Tiermedizin ist die therapeutische Anwendung einer interspinösen Vorrichtung ein Novum. Dementsprechend kann der Stand der Technik für eine tiermedizinische Anwendung nicht mit den, für die Humanmedizin bestimmten Produkten, verglichen werden.
Die hiesige Erfindung ermöglicht erstmals auch die Anwendung einer Vorrichtung bei Patienten mit konischen und unregelmäßig ausgeprägten Dornfortsätzen. Auch das, bei Tieren eher ungünstige Verhältnis, zwischen Höhe der Dornfortsätze und sagitaler Breite der Zwischendornfortsatzräume, wird durch die Erfindung überwunden. Innovatorisch ist bei der Vorrichtung die Sicherung der Stellung der Dornfortsätze durch einen prismatischen Korpus, der die Rotation der Vorrichtung verhindert und die sagitale, kranio-kaudale Achse stabilisiert.
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Die aus der Humanmedizin bekannten interspinösen Spreizer weisen den Nachteil auf, dass die Kontaktflächen meistens punktuell oder kleinflächig die Dornfortsätze berühren, wodurch es zu einem Druckanstieg an den zugewandten Kanten kommen kann. Dieser Druckanstieg kann über die Zeit zu einem erhöhten Verschleiß führen.
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Weder die therapeutische noch die prophylaktische Anwendung einer interspinösen Vorrichtung ist bisher bei Tieren beschrieben. Die Anwendung dieser Erfindung unterscheidet sich von den bisher in der Medizin bekannten Spreizern in ihrer zu erwartenden Wirkung. Die Biokinematik des Rückens bei Mensch und Tier ist diametral anders. Beim Mensch ist der Spreizer u.a. an der vertikalen Lastverteilung beteiligt, welche beim Tier de facto keine Rolle spielt. Die Vorrichtung dient überwiegend der Sicherung des Zwischenwirbelraumes zur Vermeidung von pathologischen Kompressionen. Beim Tier, insbesondere beim Hund, sind die Dornfortsätze im lumbo-sakralen Abschnitt konisch geformt und bilden einen keilförmigen Zwischenraum, dem die Vorrichtung flächig angepasst wird. Die Antriebskräfte der Hinterhand werden über das Becken und die Iliosakralgelenke auf die Wirbelsäulenachse winkelig übertragen. Das führt zu einer Instabilität, welche in dieser Form beim Mensch nicht vorkommt.
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Die Dornforsätze der ersten 11 thorakalen Wirbel des Hundes sind nach kaudal geneigt und stehen beinah parallel zueinander. Dementsprechend wird die interspinöse Vorrichtung eine kleinwinklige Form aufweisen.
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Es liegt hier zugrunde, eine interspinöse Vorrichtung zur Abstützung der Wirbelsäule, im Bereich der konisch geformten Dornfortsätze von zwei benachbarten Wirbeln, bereitzustellen, welche durch einen minimal-invasiven Eingriff beim Patienten eingesetzt werden kann.
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Beschreibung der Zeichnungen
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Die Zeichnungen sind schematisch und nicht skaliert. Sie zeigen eine Vorrichtung als Beispiel, die für den Zwischendornfortsatzraum des 7.Lendenwirbel (7) und des 1.Sakralwirbel (8) eines Schäferhundes bemessen wurde. Die Anwendung der Vorrichtung für die thorakale und lumbale Abschnitte der Wirbelsäule ist analogisch.
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Bild 1 zeigt die perspektivische Ansicht der Vorrichtung. Die Vorrichtung besteht aus einem Körper. Der prismatische Korpus (1) liegt zwischen zwei elliptischen Flügeln (5, 6), die der seitlichen Bewegungsbeschränkung nach der Implantation dienen. An dem linken Flügel (6) ist ein Griff (7) seitlich platziert, der bei der Implantation die Positionierung ermöglicht.
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Bild 2 zeigt die Ansicht der Vorrichtung von oben. Die elliptischen Flügel (5, 6) stehen winklig zueinander. Der Winkel richtet sich nach der Breite des kranialen Randes (2) und des kaudalen Randes (3), die gemäß der Breite der entsprechenden Dornfortsätze ermittelt wurden. Breite und Länge des Griffes (7) am Implantat sind ausreichend bemessen um es mit einem üblichen chirurgischen Instrument fixieren zu können.
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Bild 3 zeigt die Ansicht der Vorrichtung von der linken Seite. Der linke Flügel (6) mit dem Griff (7) liegt vor dem Korpus, dessen ventraler Rand (4) sichtbar ist.
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Bild 4 zeigt die Ansicht der Vorrichtung von der kranialen Seite. Der prismatische Korpus (1) bildet zwischen dem kranialen Rand (2) und ventralen Rand (4) eine Auflagefläche für den kranial liegenden Dornfortsatz. Der rechte Flügel (5) und der linker Flügel (6) sind auf die Breite des prismatischen Korpus (1) voneinander gestellt. An dem linken Flügel (6) ist der Griff (7) angebracht.
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Bild 5 zeigt den Schnitt längs mittig durch die Vorrichtung. Der prismatische Korpus (1) bildet zwei Auflageflächen für die Dornfortsätze. Die Fläche zwischen dem kranialen Rand (2) und dem ventralen Rand (4) übernimmt den Kontakt mit dem Dornfortsatz des 7. Lendenwirbel (7). Die Fläche zwischen dem ventralen Rand (4) und dem dorsalen Rand (3) ist für die Kontaktaufnahme mit dem Dornfortsatz des ersten Sakralwirbels (8) ausgebildet. Die beiden genannten Flächen verhindern die unerwünschte zentrale Rotation des prismatischen Korpus (1). Die flächigen Überstände der Flügel (5, 6), über die Fläche des prismatischen Korpus (1) hinaus, gewährleisten die notwendige seitliche Bewegungsbeschränkung des Implantats ohne dabei die latero-laterale sowie die Rotationsbewegungen der Wirbel einzuschränken.
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Bild 6 zeigt eine Skizze einer Implantation in den Zwischendornfortsatzraum L7/S1 eines Hundes in lateraler Ansicht. Die dem Dornfortsatz des 1. Sakralwirbels (9) zugewandte Fläche der Vorrichtung überträgt die in der Bewegung entstehenden Kräfte über den prismatischen Korpus (1) an den kaudalen Rand des Dornfortsatzes des 7. Lendenwirbel (8) und verhindert damit die Entstehung einer schädlichen Kompression.
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Bezugszeichen der Vorrichtung:
- 1.
- prismatischer Korpus
- 2.
- kranialer Rand
- 3.
- kaudaler Rand
- 4.
- ventraler Rand
- 5.
- rechter Flügel (Bewegungsbeschränkung)
- 6.
- linker Flügel (Bewegungsbeschränkung)
- 7.
- Griff
- 8.
- Dornfortsatz des 7. Lendenwirbel (L7)
- 9.
- Dornfortsatz des Sakralwirbels (S1)
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Beschreibung der Zeichnungen
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- Bild 1. Vorrichtung, perspektivische Ansicht
- Bild 2. Vorrichtung, Ansicht von oben
- Bild 3. Vorrichtung, Ansicht von der linken Seite
- Bild 4. Vorrichtung, Ansicht von kranial
- Bild 5. Vorrichtung, Schnitt längst mittig
- Bild 6. Skizze der Vorrichtung, Schnitt längst mittig an der Implantationsstelle L7/S1
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 1625835 A1 [0012]
- EP 000002725994 B1 [0012]
- EP 000001920719 B1 [0012]