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Die Erfindung betrifft eine Drainagevorrichtung zur Versorgung von enteroatmosphärischen Fisteln beim offenen Abdomen. Wenn sich eine Fistel bei der Behandlung eines offenen Abdomens ausbildet, kann man von einer schwierigen Lage oder Komplikation ausgehen. Dies ergibt sich daraus, dass sich im Vergleich mit enterokutanen Fisteln zwangsläufig Schwierigkeiten bei der Versorgung und bei gleichzeitigem Schutz der umgebenden Wunde ergeben. Ein operativer Verschluss der Fistel oder eine Resektion des Fisteltragenden Daumsegmentes sind oft nicht durchführbar bzw. ratsam oder nicht mit einem Operations- bzw. Indikationserfolg behaftet.
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Es gibt eine realistische Möglichkeit zur Versorgung der Fistel, getrennt vom anderen Wundbereich, sprich bei der Behandlung erfolgt eine Separierung der Fistel von einem Wundbereich, der anders zu behandeln ist. Die Anwendung der separierten Fistelversorgung, verbunden mit einer Vakuumtherapie für den restlichen Wundbereich, ergibt in der Anwendungspraxis verwendbare Ergebnisse. Die vorliegende Erfindung soll eine sichere Platzierung der Ableitung sowie eine sichere Trennung der Fistel vom Vakuumsystem ergeben. Dadurch soll eine ungestörte Granulation der Wundoberfläche bei einer kontrollierten Versorgung bzw. Ableitung des Fistelinhaltes erfolgen.
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Es kann, als weiterer Hintergrund, eine Vielzahl von Fisteln beim Menschen vorkommen. Diese Fisteln können aus einer Vielzahl von Gründen vorkommen, wie etwa, aber nicht beschränkt auf, aufgrund eines angeborenen Defekts, aufgrund eines Ergebnisses einer entzündlichen Darmerkrankung, wie etwa Morbus Crohn, einer Bestrahlung, eines Traumas, wie etwa einer Geburt, oder aufgrund einer Nebenwirkung eines chirurgischen Eingriffes. Ferner können mehrere verschiedene Typen von Fisteln vorkommen, beispielsweise urethrovaginale Fisteln, vesikovaginale Fisteln, tracheoösophageale Fisteln, gastrokutane Fisteln und jegliche Anzahl von anorektalen Fisteln, wie etwa rektovaginale Fisteln, rektovesikale Fisteln, rektourethrale Fisteln oder rektoprostatische Fisteln (siehe
DE 11 2009 001 300 T5 ).
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Anorektale Fisteln können auf eine Infektion in den Analdrüsen zurückzuführen sein, welche sich um den distalen Analkanal herum befinden, der die anatomische Landmarke bildet, die als Linea dentata bezeichnet wird. Man findet ca. 20 bis 40 solcher Drüsen beim Menschen. Eine Infektion in einer Analdrüse kann zu einem Abszess führen. Dieser Abszess kann durch Weichgewebe (z. B. durch oder um die Schließmuskeln) in die Perianalhaut verlaufen, wo er entweder spontan oder chirurgisch abfließt. Der daraus entstehende leere Raum durch das Weichgewebe wird als eine Fistel bezeichnet. Die interne oder innere Öffnung der Fistel, die sich üblicherweise an oder nahe der Linea dentata befindet, wird als die primäre Öffnung bezeichnet. Jegliche externen oder äußeren Öffnungen, die sich üblicherweise in der Perianalhaut befinden, werden als sekundäre Öffnungen bezeichnet.
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Der Pfad, den diese Fisteln nehmen, und ihre Komplexität können variieren. Eine Fistel mag einen „geradlinigen” Weg von der primären zu der sekundären Öffnung nehmen, was als eine einfache Fistel bekannt ist. Alternativ mag die Fistel aus mehreren Trakten bestehen, die sich von der primären Öffnung verzweigen, und mehrere sekundäre Öffnungen aufweisen. Dies ist als eine komplexe Fistel bekannt.
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Der anatomische Pfad, den solche Fisteln nehmen, wird entsprechend ihrer Beziehung zu den analen Schließmuskeln klassifiziert. Der anale Schließmuskel besteht aus zwei konzentrischen Muskelbändern, dem inneren oder internen Schließmuskel und dem äußeren oder externen Schließmuskel. Fisteln, welche zwischen den zwei konzentrischen analen Schließmuskeln verlaufen, werden als intersphinktere Fisteln bezeichnet. Solche, die zwischen dem internen und externen Schließmuskel verlaufen, werden als transsphinktere Fisteln bezeichnet, und solche, die über beide Schließmuskeln hinweg verlaufen, werden als suprasphinktere Fisteln bezeichnet. Fisteln, die auf Morbus Crohn zurückzuführen sind, „ignorieren” diese anatomischen Ebenen üblicherweise und werden als „extraanatomische” Fisteln bezeichnet.
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Behandlungsoptionen für gastrointestinale Fisteln variieren. Abhängig von der klinischen Situation mögen Patienten eine intravenöse Ernährung und eine Zeitspanne ohne Nahrung benötigen, um der Fistel Zeit zu geben, sich von selbst zu schließen. In der Tat mag eine nichtchirurgische Therapie eine spontane Schließung der Fistel ermöglichen, obwohl dies laut einer Schätzung in weniger als 30% der Fälle erwartet werden kann. Es werden unterschiedliche Zeitdauern empfohlen, um eine spontane Schließung von Fisteln zu ermöglichen, und zwar reichend von 30 Tagen bis zu 6 bis 8 Wochen. Während dieser präoperativen Vorbereitung verhindert eine externe Steuerung der Fisteldrainage ein Reißen der Haut und stellt Leitungen für einen Flüssigkeits- und Elektrolytaustausch bereit. In einigen Fällen ist eine Operation notwendig, um den Darmabschnitt, der von einer nicht heilenden Fistel betroffen ist, zu entfernen.
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Im Gebrauchsmuster 20 2011 101 620.3 wird das Einkleben eines Dichteinsatzes bei vorgestanzten Löchern im Wundschaum beschrieben.
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Das
GB 20 2012 008 303.1 beschreibt die Anwendung eines flexiblen Dichteinsatzes mit einer Folienumhüllung, die aber bei Komprimierung des Wundschaums die Abflussöffnung schließt und nicht vakuumdicht ist.
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Im
GB 20 2012 009 086.0 wird ein, in einem Wundschaum eingesteckter Hohlkörper mit einem Durchflussdurchmesser mittels Wundfolie über der Fistel komprimiert.
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Das
GB 20 2014 009 520.5 beinhaltet einen Labyrinthdrain, durch den die Fistelflüssigkeit ablaufen kann.
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Im
GB 20 2014 009 521.3 wird eine Gleithülse mit einer Kugeldichtung für den Abflussschlauch beschrieben.
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Es besteht weiterhin ein Bedarf an verbesserten und/oder alternativen Vorrichtungen und Verfahren zum Behandeln von Fisteln, einschließlich rektovaginaler Fisteln. Die vorliegende Erfindung spricht solche Bedürfnisse an.
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Die Erfindung ermöglicht den Ablauf der Fistelflüssigkeit bei Aufrechterhaltung der Vakuumwundbehandlung einer Wunde. Dabei wird die genaue Platzierung des Ablaufes mit einer Kunststofffolie als versiegelter Schaumstoff, genannt Hohlkörper, mit einem Ablaufloch für die Fistelflüssigkeit erreicht.
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Die Erfindung beinhaltet die Schwerpunkte, dass der Zylinder aus einem weichen Schaumstoff besteht, der mittels Folie gegen Lufteintritt im Innenlumen versiegelt ist und bei Komprimierung des Wundschaumes mittels Vakuum ebenfalls die Komprimierungshöhe des Wundschaumes annimmt. Eine stabile, obige, stoffschlüssig mit dem Zylinder verbundene Scheibe gibt die notwendige Platzierfestigkeit für einen Ballon, der sich, mittels Luft aufgepumpt, im Innenlumen verklemmt und durch ein im Ballon befestigtes Abflussrohr Fistelflüssigkeit ablaufen lässt.
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Die Erfindung wird nachstehend anhand von schematischen Skizzen näher erläutert.
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Es zeigen:
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1: die Erfindung mit platziertem Ballon im Schaumstoffzylinder
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2: die Erfindung als Ballon mit Ballonrohr.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Schaumstoffzylinder
- 2
- Druckscheibe
- 3
- Klebeschicht
- 4
- Abflussdurchmesser
- 5
- Folienhülse
- 6
- Ballon
- 7
- Ballonrohr
- 8
- Abflussschlauch
- 9
- Luftleitung
- 10
- Kontrollballon
- 11
- Ventil
- 12
- Zylinderdurchmesser
- 13
- Luftkanal
- 14
- Ballonbefestigung
- 15
- Pufferzone
- 16
- Ballondichtdurchmesser
- 17
- Ballonbreite
- 18
- Fistelflüssigkeit
- 19
- Zylinderhöhe
- 20
- Luft
- 21
- Anstich
- 22
- Markierung
- 23
- Schnitt
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In der 1 ist die erfindungsgemäße Fisteldrainage schematisch so dargestellt, dass ein Schaumstoffzylinder (1) mit Zylinderdurchmesser (12), Zylinderhöhe (19) und Abflussdurchmesser (4) mittels Folienhülse (5) das Innenlumen vor Lufteintritt schützt. Weiterhin ist eine durch eine Klebeschicht (3) befestigte Druckscheibe (2), für die Platziersicherheit des Ballons (6), auf dem Schaumstoffzylinder (1) montiert. Der Ballon (6) wird oben im Abflussdurchmesser (4) platziert und mittels Luft (20) durch ein Ventil (11), einen Kontrollballon (10), eine Luftleitung (9) und einen Luftkanal (13) aufgespannt. Dadurch tritt zwischen Folienhülse (5) und Ballon (6) eine Abdichtung ein. Die Fistelflüssigkeit (18) kann durch das Ballonrohr (7) ablaufen. Das Ballonrohr (7) kann mit einem Abflussschlauch (8) bestückt werden. Die vorhandene Pufferzone (15) gibt eine ausreichende Sicherheit bei Fistelkontakt. Der Vorteil liegt in der anpassungsfähigen, elastischen Ballonabdichtung, die u. a. je Bewegung des Wundschaumes, in dem der Schaumstoffzylinder (1) platziert wird, ohne Probleme mitgeht. Bis zur Markierung (22) kann mittels Schnitt (23) eine Verkürzung des Ballonrohres (7) erfolgen.
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Die 2 zeigt den Ballon (6) mit dem Ballonrohr (7). Das Ballonrohr (7) besitzt einen Luftkanal (13), welcher mit der Luftleitung (9), dem Kontrollballon (10) und dem Ventil (11) verbunden wird. Über den Anstich (21) wird der Ballon (6) mit der Ballonbefestigung (14) befestigt. Die Ballonbefestigung (14) wird so praktiziert, dass eine Pufferzone (15) zum Ballonrohr (7) entsteht, damit ein direkter Kontakt mit der Fistel und dem Ballonrohr (7) vermieden wird. Der Ballon (6) wird in einer sehr flachen Ballonbreite (17) gefertigt, damit genug Abstand zur Fistel bleibt. Der Ballondichtdurchmesser (16) wird durch die zugeführte Luft (20) reguliert.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 112009001300 T5 [0003]
- GB 202012008303 [0009]
- GB 202012009086 [0010]
- GB 202014009520 [0011]
- GB 202014009521 [0012]