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Die Erfindung betrifft eine Führungseinrichtung zur Führung eines bewegbaren Möbelteils, wie Schublade oder dergleichen, in einem Möbelkorpus eines Möbels, mit wenigstens einer Führungseinheit, die eine am Möbelkorpus befestigbare oder befestigte Korpusschiene und wenigstens eine mittels Führungsmitteln beweglich an der Korpusschiene geführte Laufschiene aufweist, wobei Anschlagmittel zur Dämpfung der Einfahrbewegung des bewegbaren Möbelteils in die Schließstellung und/oder zur Dämpfung der Ausfahrbewegung in die Offenstellung vorgesehen sind.
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Bei bewegbaren Möbelteilen besteht der Bedarf, harte Anschläge beim Einfahren in die Schließstellung beziehungsweise Ausfahren in die Offenstellung zu verhindern. Zum einen können dadurch Beschädigungen am bewegbaren Möbelteil oder am Möbelkorpus auftreten zum anderen tritt dabei eine nicht unerhebliche Geräuschbelastung auf.
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Um diesem Problem abzuhelfen sind aus dem Stand der Technik bereits zahlreiche Varianten von Endanschlagdämpfungen bekannt. Es gibt beispielsweise weiche Endanschläge aus gummiartigen Materialen sowie federartige Kunststoffteile, die den Aufprall dämpfen und die Geräusche mildern. Diese Systeme sind meist als Anschlag- oder Dämpfvorrichtungen ausgeführt. Als Dämpfvorrichtungen werden häufig Fluiddämpfer, insbesondere Öldämpfer eingesetzt, die in der Regel als Lineardämpfer ausgeführt sind. Eine häufig verwendete Bauform ist die eines Kolbendämpfers, der ein Dämpfergehäuse und einen darin verschieblich gelagerten Dämpferkolben aufweist, der den Gehäuseinnenraum in zwei Kolbenkammern unterteilt, zwischen denen Dämpfungsmedium, beispielsweise Hydrauliköl, hin und her strömbar ist. Der Dämpferkolben ist in der Regel mit einer Kolbenstange verbunden, die aus dem Dämpfergehäuse herausgeführt ist und an der die zu dämpfende Linearbewegung abgegriffen wird.
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine Führungseinrichtung zur Führung eines bewegbaren Möbelteils der eingangs erwähnten Art zu schaffen, bei der eine Anschlagdämpfung in einfacher Weise realisierbar ist ohne dass die Bauabmessungen der Führungseinrichtung vergrößert werden.
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Diese Aufgabe wird durch eine Führungseinrichtung mit den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs 1 gelöst. Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen dargestellt.
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Die erfindungsgemäße Führungseinrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass die Anschlagmittel wenigstens ein den Führungsmitteln zugeordnetes Anschlagelement aufweisen, das bei der Bewegung der Laufschiene mitbewegbar ist und beim Einfahren in die Schließ- oder Ausfahren in die Offenstellung auf ein zugeordnetes Anschlagglied auffährt.
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Durch die Zuordnung des wenigstens einen Anschlagelements zu den Führungsmitteln entfällt der Bedarf, die Anschlagmittel beispielsweise in einer separaten Baugruppe anzuordnen und an einer der Schienen der Führungseinrichtung beziehungsweise am Möbelkorpus zu befestigen. Es ist also möglich, dass wenigstens ein Anschlagelement in die Führungsmittel zu integrieren, wodurch die Bauabmessung der Führungseinrichtung im Gegensatz zu den vorher erwähnten separaten Anbauteilen nicht vergrößert wird. Zweckmäßigerweise sind die Anschlagmittel durch den Benutzer nicht sichtbar, was der Ästhetik förderlich ist.
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Bei einer Weiterbildung der Erfindung sind die Führungsmittel mit dem Anschlagelement relativ beweglich zur Lauf- und zur Korpusschiene gelagert und das Anschlagglied ist an der Lauf- und/oder Korpusschiene angeordnet.
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Eine besonders kostengünstige Möglichkeit zur Herstellung des Anschlagglieds ist dessen Herstellung aus dem Material der Lauf- oder Korpusschiene, insbesondere ist es möglich, das Anschlagglied aus dem Material der Lauf- oder Korpusschiene herauszuformen.
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Das Anschlagglied kann keilförmig ausgebildet sein, wodurch bei Kontakt mit dem Anschlagelement eine zuverlässige Dämpfung erfolgt. Zweckmäßigerweise ist das Anschlagglied als keilförmige Ausformung aus der Laufschiene herausgebildet.
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In besonders bevorzugter Weise umfassen die Führungsmittel wenigstens einen Rollenwagen, der mehrere Führungsrollen aufweist, wobei das Anschlagelement am Rollenwagen angeordnet ist.
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Bevorzugt sind mehrere, beispielsweise zwei, Rollenwägen vorgesehen, die jeweils mit wenigstens einem Anschlagelement bestückt sind und denen jeweils ein bestimmtes Anschlagglied zugeordnet ist. Beim Ausfahren in die Offenstellung kann beispielsweise der eine Rollenwagen mit seinem Anschlagelement auf das eine Anschlagglied und der andere Rollenwagen mit seinem Anschlagelement auf das andere Anschlagglied auffahren.
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Es ist möglich, dass mehrere Laufschienen vorgesehen sind, von denen eine als Möbelteilschiene, beispielsweise Schubladenschiene, und eine als zwischen der Möbelteilschiene und der Korpusschiene beweglich geführte Mittelschiene ausgebildet ist, wobei das wenigstens eine Anschlagglied an der Mittelschiene ausgebildet ist. Eine aus Korpusschiene, Mittelschiene und Schubladenschiene bestehende Führungseinrichtung wird auch als Vollauszug bezeichnet. Bei Vollauszügen werden in der Regel mehrere Rollenwägen verwendet, von denen wenigstens einer zwischen Möbelteilschiene und Mittelschiene (oberer Rollenwagen) und wenigstens einer zwischen Mittelschiene und Korpusschiene angeordnet ist. Theoretisch wäre bei einem lediglich aus Möbelteilschiene und Korpusschiene bestehenden Teilauszug der Einsatz eines einzelnen Rollenwagens denkbar.
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In besonders bevorzugter Weise ist das Anschlagglied rollenförmig, insbesondere als Anschlagrolle, ausgebildet. Da der Rollenwagen bereits mehrere Führungsrollen aufweist, ist es beispielsweise möglich, eine der Führungsrollen als Anschlagrolle umzufunktionieren.
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Dies ist beispielsweise dadurch möglich, dass die Anschlagrolle quer, insbesondere rechtwinklig zur Führungsrolle ausgerichtet ist.
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Bei einer Weiterbildung der Erfindung weist die Anschlagrolle eine elastisch verformbare Lauffläche auf. Durch die Verformbarkeit des Materials der Lauffläche wird ein besonders weicher Anschlag geschaffen. Außerdem vermindert eine solche Lauffläche aus elastisch verformbarem Material auch das Geräusch beim Einfahren in die Schließstellung oder Ausfahren in die Offenstellung. Zweckmäßigerweise besteht die Anschlagrolle aus elastisch verformbarem Material, insbesondere gummielastischen Material. Es wäre also möglich, die Anschlagrolle komplett aus elastisch verformbarem Material zu fertigen oder auch lediglich die kreisringförmige äußere Lauffläche.
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Die Erfindung umfasst ferner ein Möbel, mit einem Möbelkorpus, in dem ein bewegbares Möbelteil, insbesondere Schublade beweglich geführt ist, die nach einem der Ansprüche 1 bis 10 ausgebildet ist.
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Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im Folgenden näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
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1 eine perspektivische Darstellung einer Laufschiene gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Führungseinrichtung,
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2 eine vergrößerte Darstellung der Einzelheit X aus 1,
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3 eine perspektivische Darstellung auf ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Führungseinrichtung, mit den zwischen den relativ zueinander beweglichen Laufschienen angeordneten Führungsmitteln und
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4 eine vergrößerte Darstellung der Einzelheit Y aus 3.
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Die 1 bis 4 zeigen ein erstes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Führungseinrichtung 11. Die Führungseinrichtung 11 ist hier beispielshaft beim Einsatz an einem als Schublade ausgebildeten Möbelteil 12 gezeigt. Es ist selbstverständlich möglich, die Führungseinrichtung 11 auch an anderen Möbelteilen, beispielsweise an Türen, Klappen oder der Gleichen einzusetzen.
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Im Folgenden wird die erfindungsgemäße Führungseinrichtung 11 jedoch am Beispielsfall Schublade erläutert. Die Schublade ist mittels der Führungseinrichtung 11 relativ zu einem Möbelkorpus (nicht dargestellt) verschieblich gelagert. Die Führungseinrichtung 11 umfasst mehrere Führungseinheiten 13, von denen zwei Führungseinheiten 13 einander entgegengesetzt liegenden Seitenränder der Schublade zugeordnet sind. In der Zeichnung ist lediglich eine einzelne Führungseinheit 13 gezeigt, jedoch ist die dem entgegengesetzten Seitenrand der Schublade zugeordnete andere Führungseinheit in identischer Weise aufgebaut.
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Die Führungseinheiten 13 besitzen jeweils eine Korpusschiene (nicht dargestellt), die beispielsweise als umgebogenes Blechbauteil ausgestaltet sein kann. Die Korpusschiene weist einen Korpuswinkel auf, der ein Montageschenkel besitzt, der mehrere, beispielsweise in Reihen hintereinander angeordnete, Befestigungslöcher aufweist, über die der Korpuswinkel mit Hilfe geeigneter Befestigungsmittel an einer zugeordneten Seitenwand einer im Möbelkorpus ausgebildeten Schubladenaufnahme positionsfest befestigt werden kann. Der Korpuswinkel besitzt einen winkelig vom Montageschenkel abstehenden Auflagenabschnitt, an dem eine ebenfalls zur Führungseinheit 13 gehörende Laufschiene mittels Führungsmitteln 14 verschieblich geführt ist. Die Laufschiene, die auch als Schubladenschiene 16 bezeichnet werden kann, ist der Schublade zugeordnet und verläuft unterhalb des Schubladen-Bodens in Tiefenrichtung.
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Neben der Schubladenschiene und der Korpusschiene ist ferner eine Mittelschiene 15 vorgesehen, die zum einen beweglich einen an der Korpusschiene geführt ist und zum anderen an der die Schubladenschiene 16 beweglich gelagert ist.
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Die Mittelschiene 15 wirkt also zwischen der Schubladenschiene 16 und der Korpusschiene. Mittelschiene 15 und Schubladenschiene 16 sind über die Führungsmittel 14 relativ beweglich zueinander geführt. Um eine Dämpfung der Einfahrbewegung der Schublade in die Schließstellung und der Dämpfung der Ausfahrbewegung in die Offenstellung zu ermöglichen, sind Anschlagmittel 17 vorgesehen.
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Die Anschlagmittel 17 weisen wenigstens ein den Führungsmitteln zugeordnetes Anschlagelement 18 auf, das bei der Bewegung der Schubladenschiene mitbewegbar ist und beim Einfahren in die Schließ-/oder Ausfahren in die Offenstellung auf ein zugeordnetes Anschlagglied 19 trifft.
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Wie in den 1 und 2 gemäß dem bevorzugten Ausführungsbeispiels zu erkennen, sind an der Mittelschiene 15 zwei Anschlagglieder 19a, 19b angeordnet. Dabei ist eines der Anschlagglieder 19b dem vorderen Mittelschienen-Ende 20b und das andere Anschlagglied 19a dem hinteren Mittelschienen-Ende 20a zugeordnet. Die Anschlagglieder 19a, 19b sind aus dem Material der Mittelschiene 15 herausgeformt. Hierzu eignet sich beispielsweise ein Prägeverfahren mit einem Prägestempel, der an der Außenseite der Mittelschiene 15 angesetzt wird und das Material der Mittelschiene nach innen drückt, sodass an der Innenseite 21 der Mittelschiene 15 die Anschlagglieder 19a, 19b entstehen.
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Die Anschlagglieder 19a, 19b sind jeweils keilförmig ausgebildet, und besitzen jeweils eine Schrägfläche 22a, 22b die im Falle des dem vorderen Mittelschienen-Ende 20b zugeordneten Anschlagglieds 19b in Richtung Offenstellung nach vorne innen schräg verläuft. Die Schrägfläche 22a des anderen Anschlagglieds 19a, das dem hinteren Mittelschienen-Ende 20a zugeordnet ist, verläuft schräg nach hinten innen. Insgesamt bilden beide Anschlagglieder 19a, 19b einen Auffahrkeil, auf den das zugeordnete Anschlagelement 18 beim Ausfahren in die Offenstellung auffährt. Die Auffahrkeile weiten sich in Folge der Schrägflächen 22a, 22b in Richtung zur jeweiligen Endlage auf, sodass der Abstand zwischen dem Anschlagelement und dem keilförmigen Anschlagglied beim Ein- bzw. Ausfahren verkürzt wird, wodurch eine Endlagendämpfung der ein- bzw. ausfahrenden Schublade erzielt wird.
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Wie insbesondere in 3 und 4 zu erkennen, umfassen die Anschlagmittel 17 gemäß bevorzugtem Ausführungsbeispiel zwei Rollenwägen 23, von denen in den 3 und 4 lediglich einer dargestellt ist. Die Rollenwägen 23 laufen auf stegförmigen Laufabschnitten 27a, 27b, die an der Mittelschiene 15 ausgebildet sind. Es ist ein oberer Rollenwagen 23 vorgesehen, der zwischen Schubladenschiene 16 und Mittelschiene 15 angeordnet ist und für die Relativbeweglichkeit zwischen der Schubladenschiene 16 und der Mittelschiene 15 sorgt. Der obere Rollenwagen 23 weist ein Anschlagelement 18 in Form einer Anschlagrolle auf, der das vordere, an der Mittelschiene 15 ausgebildete Anschlagglied 19b zugeordnet ist. Ferner ist ein zweiter Rollenwagen 23 vorgesehen, der in den 3 und 4 dargestellt ist. Der zweite oder untere Rollenwagen 23 ist zwischen der Korpusschiene 30 und der Mittelschiene 15 angeordnet und sorgt für deren Relativbeweglichkeit zueinander. Der untere Rollenwagen weist ein Anschlagelement 18 in Form einer Anschlagrolle auf. Diese ist dem an dem hinteren Mittelschienen-Ende 20a angeordnete Anschlagglied 18a zugeordnet. Die Rollenachsen 25 der Anschlagrollen des oberen und unteren Rollenwagens sind dabei im Wesentlichen rechtwinklig zu den Achsen der Führungsrollen 24 ausgerichtet. Die Laufflächen 26 der Anschlagrollen sind also zur Innenseite der Mittelschiene 15 hin gerichtet. Die Laufflächen 26 der Anschlagrollen oder die kompletten Anschlagrollen bestehen jeweils aus einem elastisch verformbaren Material. Hierzu eignet sich beispielsweise Gummimaterial.
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In der Schließstellung der Schublade stehen die beiden Rollenwägen relativ dicht beieinander und jeweils entfernt vom zugeordneten Anschlagglied 19a, 19b an der Mittelschiene 15. Beim Öffnen der Schublade bewegen sich die Rollenwägen gegenläufig voneinander weg. Beim Einfahren in die Offenstellung fährt die Anschlagrolle am oberen Rollenwagen 23 auf die zugeordnete Schrägfläche 22b des vorderen Anschlagglieds 19b auf. Gleichzeitig fährt die Anschlagrolle am unteren Rollenwagen 23 auf die zugeordnete Schrägfläche 22a des hinteren Anschlagglieds 19a auf. Die Bewegung der Schubladenschiene und somit der zugeordneten Schublade wird durch den sich verkürzenden Abstand zwischen der jeweiligen Rollenachse 25 und der jeweiligen Schrägfläche 22a, 22b abgebremst. Die Rollenachsen 25 sind jeweils ortsfest am Rollenwagen 23 angeordnet, sodass die Anschlagrolle eingeklemmt wird. Durch die elastisch verformbare Laufflächen 26 oder der insgesamt elastischen Verformbarkeit der Anschlagrollen erhält man ein besonders weiches Einfahren in die Offenstellung.
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Es ist möglich, an der Mittelschiene 15 weitere Anschlagglieder anzuordnen, die der Schließstellung der Schublade zugeordnet sind. In diesem Fall fahren die Anschlagrollen an den Rollenwägen beim Einfahren in die Schließstellung auf ein zugeordnetes Anschlagglied auf, wodurch auch die Schließbewegung gedämpft wird.