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Die Erfindung betrifft ein Einrichtungssystem für Apotheken. Insbesondere betrifft die Erfindung ein Einrichtungssystem mit einem Aufbewahrungssystem für Waren zur Anbietung in Apotheken. Das Aufbewahrungssystem dient der Präsentation und Bevorratung von Waren, welche Kunden innerhalb der Apotheke zur Anschauung präsentiert werden. Insbesondere ist das Aufbewahrungssystem für den Freiwahlbereich einer Apotheke geeignet, wo das erfindungsgemäße Aufbewahrungssystem einen dort platzierbaren Warenbehälter, beispielsweise einen Schrank oder eine Vitrine aufweist.
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In Apotheken werden meist zwei verschiedene Präsentationsbereiche für Waren unterschieden. Einerseits gibt es die Sichtwahl, dort werden insbesondere apothekenpflichtige Arzneimittel außerhalb der Kundenreichweite angeboten. Außerdem gibt es einen Freiwahlbereich, durch den sich der Kunde bewegen kann und in dem er sich selbst bedienen kann. Die dort ausgestellten Produkte sind apothekenübliche Waren, keine zugelassenen Arzneimittel. Beispiele für Produkte im Freiwahlbereich sind insbesondere Kosmetikprodukte, Hygieneartikel und Diätprodukte.
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Die Trennung dieser Bereiche kann zu einer Hemmung des Verbrauchers und Konsumenten führen, sich für geeignete, aber nicht unmittelbar betrachtbare und zugängliche Produkte zu interessieren. Der Kunde muss für solche Produkte, die sich im Sichtwahlbereich, z. B. hinter dem Apotheker und seinem Tresen befinden, um deren Herausgabe zur Anschauung bitten. Dies bindet einerseits qualifizierte Kräfte in der Apotheke und kann unter Umständen zu einer mangelnden Akzeptanz auf Seiten des Kunden für den Erwerb der durchaus geeigneten Produkte führen.
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Aufgabe der Erfindung ist es, den Kunden trotz Einhaltung der per Gesetzen und Verordnungen vorgegebenen Unzugänglichkeit für gewisse Produkte eine bestmögliche Präsentation der Produkte zu ermöglichen.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Aufbewahrungssystem gemäß Schutzanspruch 1.
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Das erfindungsgemäße System dient der Präsentation und auch der Bevorratung von Waren für Apotheken. In dem Freiwahlbereich einer Apotheke ist ein Warenbehälter des Aufbewahrungssystems platziert. Der Warenbehälter ist für Kunden, die sich durch den Freiwahlbereich bewegen einsehbar und entsprechend sind die im Warenbehälter angeordneten Produkte für den Kunden unmittelbar und direkt zu betrachten. Dazu weist der Warenbehälter einen transparenten Bereich, insbesondere eine Glas- oder Kunststoffscheibe auf, es ist jedoch auch möglich, eine Vergitterung vorzusehen.
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Der Warenbehälter ist allseitig geschlossen, jedoch mit wenigstens einer Öffnung zum Zugang zum Inneren des Warenbehälters ausgebildet, wobei diese Öffnung durch eine verriegelbare Abdeckung abschließbar ist. Der Warenbehälter entspricht also zunächst einem Konzept, wie es hinlänglich von Schauvitrinen in verschiedenen Bereichen des Handels bekannt ist. Eine solche Vitrine, beispielsweise Schmuckauslage oder auch Medikamentenauslage kann von einem autorisierten Bediener, beispielsweise mittels eines herkömmlichen Schlüssels geöffnet werden.
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Erfindungsgemäß ist jedoch die verschließbare Abdeckung des Warenbehälters mit einer elektrisch betätigten Schließeinrichtung versehen. Diese kann insbesondere in einem Schloss bestehen, was durch ein elektrisches Signal zur Öffnung freigegeben wird, beim Zuklappen oder Anlegen der Abdeckung jedoch verrastet, so dass nicht ohne entsprechendes Schließmittel eine erneute Öffnung bewirkt werden kann.
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Diese elektrisch betätigbare Schließeinrichtung des Warenbehälters ist mit einem Empfänger gekoppelt. Der Empfänger dient dazu, eine Autorisierungsnachricht, also eine codierte Signalfolge entgegenzunehmen und die Schließeinrichtung in Abhängigkeit von der empfangene Autorisierungsnachricht zu betätigen. Empfängt und decodiert also der Empfänger eine Autorisierungsnachricht, wird die Schließeinrichtung im Falle der erfolgreichen Prüfung betätigt und die Öffnung der Warenbehälter freigegeben.
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Ein portabler elektronischer Schlüssel in Gestalt eines Identifikationsgebers (ID-Gebers) ist vorgesehen, um zur Übermittlung der Autorisierungsnachricht an den Empfänger zu dienen. Derartige ID-Geber sind beispielsweise aus dem Kraftfahrzeugbereich hinlänglich bekannt, wo sie der schlüssellosen Zugangskontrolle (Keyless-Entry) dienen. Auch aus dem Bereich der NFC-Systeme sind entsprechende Geräte bekannt. Ein solcher ID-Geber enthält eine eindeutige Kennung, die eine Autorisierung zur Betätigung einer Schließeinrichtung signalisiert. In diesem Zusammenhang wird ausdrücklich auf den Stand der Technik zu solchen Fahrzeugschließsystemen verwiesen, wo eine drahtlose Übermittlung zwischen einem ID-Geber und einer fahrzeugseitigen Steuereinrichtung sowie die zugehörigen Abfragedialoge umfänglich diskutiert und dokumentiert sind.
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Erfindungsgemäß ist also das Aufbewahrungssystem für die Apotheke so ausgebildet, dass für den Kunden problemlos einsehbare Bereiche im Freiwahlbereich der Apotheke bereitgestellt werden, die jedoch keinen Zugriff auf die darin präsentierte Ware erlauben. Kommt jedoch ein Bediener, beispielsweise ein Apotheker oder eine andere autorisierte Person in diesen Bereich, kann dieser die entsprechende Öffnung des Warenbehälters ohne Komfortverlust und Zeitverlust vornehmen. Der ID-Geber ist nämlich zur drahtlosen Kommunikation mit dem Empfänger am Warenbehälter ausgebildet, so dass bei Annäherung der Person mit dem ID-Geber die Abdeckung zur Betätigung der Öffnung freigegeben wird. Dazu ist keine jeweilige aktive Freischaltung erforderlich, stattdessen erfolgt die Freischaltung automatisch bei Annäherung des ID-Gebers.
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Wann und wie die Kommunikation zwischen ID-Geber und Empfänger der verschließbaren Einrichtung initiiert wird, ist variierbar. Da der Warenbehälter mit einer Stromversorgung versehen ist und stationär aufgestellt ist, kann bei geringem Energiebedarf eine wiederholte Abfrage (polling) seitens der stationären Einrichtung erfolgen, auf die ein in der Nähe befindlicher ID-Geber reagieren kann. Eine solche Abfrage kann mehrmals pro Sekunde erfolgen, so dass es zu keiner wesentlichen Verzögerung beim Öffnungsvorgang eines Behälters kommt.
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Alternativ kann ein Sensor im Bereich der Abdeckung angeordnet sein, so dass beim Berühren eine Kommunikation initiiert wird. Entsprechende kapazitive, berührungsempfindliche Systeme sind ebenfalls aus Kraftfahrzeugtechnik bei Schließsystemen bekannt. Nähert sich also ein Träger eines ID-Gebers an den Warenbehälter an und berührt beispielsweise eine Griffleise oder eine Handhabe an der Abdeckung, so wird dies als kapazitives Sensorsignal registriert und es erfolgt unverzüglich eine Abfrage des ID-Gebers. Dies geschieht üblicherweise so schnell, dass der Kommunikations- und Autorisierungsvorgang abgeschlossen ist, bevor überhaupt eine Öffnungsbewegung des Benutzers ausgeführt wird.
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Wesentlich ist, dass es sich bei der Kommunikation zwischen ID-Geber und Empfänger um eine Nahfeldkommunikation handelt, so dass nur dann, wenn der autorisierte Bediener mit seinem ID-Geber sich in unmittelbarer Nähe des Warenbehälters befindet, auch eine Öffnung stattfinden kann.
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Bevorzugt ist der ID-Geber so ausgebildet, dass er sich beim Tragen von der autorisierten Person in unmittelbarer Nähe zu der Empfängereinrichtung an der Abdeckung befindet. Dafür kann der ID-Geber beispielsweise am Handgelenk als Armreif des autorisierten Trägers ausgebildet sein oder auch an ein Uhrband angeklippt werden. Der Bediener braucht dann nur seine entsprechend mit dem ID-Geber ausgestattete Hand dem Warenbehälter anzunähern, um eine Distanzverringerung zwischen Empfänger und ID-Geber zu erreichen und den Autorisierungsdialog erfolgreich abzuschließen.
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Besonders bevorzugt ist es dabei, einen ID-Geber und ein Empfangsgerät zu verwenden, welche nach einem standardisierten Kommunikationsprotokoll mit standardisierten technischen Spezifikationen arbeiten. Insbesondere ist es bevorzugt, eine NFC-Übertragung zwischen ID-Geber und Empfänger zu etablieren. Die NFC-Technik ist eine technisch weit entwickelte Nahfeld-Kommunikation gemäß einem internationalen Übertragungsstandard. Diese Kommunikationstechnik erfüllt sowohl die Anforderungen hinsichtlich der Übertragungsgeschwindigkeit als auch der kurzen Reichweite, wie sie erfindungsgemäß gewünscht ist. Außerdem kann dann auf technisch etablierte Lösungen für technisch robuste Bediensysteme zurückgegriffen werden. Es gibt bereits zahlreiche am Markt verfügbare Systeme, welche einen entsprechenden Empfänger bereitstellen, der gemäß dem NFC-Standard arbeitet (beispielsweise ein entsprechender NFC-Leser der Firma Advanced Card Systems Limited). In der Kombination eines solchen Empfängersystems mit einem üblichen, elektrisch betätigbaren Türöffnung wird das erfindungsgemäße System in einfacher Weise realisierbar.
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In einer Weiterbildung können auch andere Übertragungswege genutzt werden, insbesondere kann auch die zumindest teilweise Übertragung von Signalen durch den menschlichen Körper erfolgen. Eine solche Übertragung stellt noch besser sicher, dass der betätigende Bediener auch tatsächlich der autorisierte Bediener ist, da von dem ID-Geber über den Körper des Bedieners eine unmittelbare Kopplung zu der Einrichtung hergestellt wird. Derartige Systeme sind aus anderen Bereichen ebenfalls bekannt, beispielsweise aus dem Bereich der überwachten Hygieneeinrichtung in Krankenhäusern, wo die ordnungsgemäße Händereinigung durch ID-Geber der Bediensteten und Herstellung einer leitenden Verbindung durch den Körper des Trägers zu den Seifenspendern überwacht wird.
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Die Erfindung wird nun anhand eines Beispiels näher erläutert.
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1 zeigt den Grundriss eines Apothekenraums 1. Betritt ein Kunde die Apotheke durch die Tür 2, befindet er sich im sogenannten Freiwahlbereich, also dem Bereich des Apothekenraumes 1, der für ihn frei zugänglich ist. In dem Freiwahlbereich sind erfindungsgemäße Warenbehälter in Gestalt von Vitrinen 5a, 5b, 5c, 5d, 5e und 5f aufgestellt, die in der Darstellung mit einem ersten Füllmuster versehen sind. Diese Einrichtungen weisen die oben beschriebenen elektrisch betätigbaren Schließmechanismen auf, die nur bei Annäherung eines autorisierenden ID-Gebers über Nahfeldkommunikation zu öffnen sind. Die Regale 6a, 6b, 6c weisen eine zweite Art von Füllmuster auf und enthält frei zugänglich Produkte, die auch in der herkömmlichen Freiwahl zur Verfügung stehen, insbesondere Pflegekosmetik, Diätprodukte, Mundpflegeprodukte oder Pflaster oder ähnliches.
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Die Regale 7a, 7b, 7c befinden sich hinter der Bedientheke und sind nur der Sichtwahl vorbehalten, für den Kunden also nicht unmittelbar zugänglich.
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Es ist dargestellt, dass erfindungsgemäß sowohl Sichtwahlprodukte als auch Freiwahlprodukte für den Kunden in dieser erfindungsgemäßen Apothekenanordnung für den Kunden komfortabel und unmittelbar einsehbar präsentiert werden können. Dabei wird jederzeit gewährleistet, dass der Kunde sich bei solchen Produkten, die ursprünglich der Sichtwahl vorbehalten waren, nicht frei bedienen kann, diese jedoch aus nächster Nähe in Augenschein nehmen kann. Hersteller können auf diese Weise ihr gesamtes Produktspektrum zur unmittelbaren Einsichtnahme des Kunden präsentieren, ohne auf eine Unterscheidung nach Sichtwahl oder Freiwahl Rücksicht nehmen zu müssen. Für den Kunden entsteht wiederum der Vorteil, dass eine volle Produktpalette ohne die vorgenannten Einschränkungen bereitgestellt wird und er das für ihn am ehesten geeignete Produkt auswählen kann, ohne Rücksicht auf Sichtwahl oder Freiwahl. Der erfindungsgemäße System führt daher zu mehr Transparenz und Kundenfreundlichkeit sowie besserer Auswahlmöglichkeit des Kunden zu entsprechenden Produkten. Für eine Bedienperson, beispielsweise eine Apothekerin oder einen Apotheker, bedeuten die verschlossenen Vitrinen oder Aufnahmen 5a–5f keine Komforteinbußen. Da sie über einen ID-Geber verfügen, den sie komfortabel und bequem und ohne körperliche Belastung am Körper tragen können, ist für sie der Inhalt der Vitrinen ebenso zugänglich als wären diese nicht verschlossen. Die drahtlose Nahfeldkommunikation des ID-Gebers zu den Schließmechanismen der Aufnahmen 5a–5f erlaubt den unmittelbaren Zugang, so dass zwanglos im Kundengespräch oder auf Kundenwunsch ein Medikament oder Präparat oder Produkt entnommen werden kann. Gerade diese Zwanglosigkeit und Herabsetzung der Bedienschwelle erleichtert sowohl die Kommunikation zwischen Apotheker und Kunden als auch die Akzeptanz der entsprechenden Einrichtung.
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Durch diese Einrichtungen steht außerdem dem Kunden eine deutlich größere Auswahl von Produkten zur Verfügung, als dies in herkömmlichen Apotheken der Fall ist. Die bisher der Sichtwahl vorbehaltenen Produkte sind grundsätzlich weiterhin Produkte mit Zugriffsbeschränkung, jedoch frei im Raum verteilt und einsehbar durch den Kunden, ohne dass er sich ihrer bemächtigen kann.
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2 zeigt eine vergrößerte schematische Darstellung der Vitrinen, wie sie in Bild 1 unter den Bezeichnungen 5a–5f gezeigt sind. Eine Vitrine 20 weist einen transparenten einsehbaren Bereich 21 auf, in welchem Produkte für die Sichtwahl 22 angeordnet sind. Die Vitrine ist über eine elektrisch ansteuerbare, herkömmliche Verriegelung 25 verschossen. Nähert sich die Hand 26 eines Apothekers, der am Handgelenk, beispielsweise an seinem Band der Armbanduhr einen ID-Geber 27 trägt, so gelangt der ID-Geber zwangsläufig in dem Bereich eines am Schloss 25 angeordneten Empfängers, so dass eine Nahfeldkommunikation zwischen Empfänger des Schlosses 25 und dem ID-Geber 27 erfolgt. In diesem Ausführungsbeispiel ist dafür der Empfänger als Sendeempfänger ausgebildet und fragt die Nahfeldumgebung wiederholt, beispielsweise 10 Mal pro Sekunde ab. Gelangt der ID-Geber 27 in dieses Abfragefeld, erfolgt ein Autorisierungsdialog und das Schloss 25 wird nach erfolgreicher Autorisierung freigeschaltet. Dies geschieht so rasch, dass die Hand 26 ohne Unterbrechung die Öffnungsbewegung an der Vitrine 20 vollziehen kann. Entsprechende Autorisierungssysteme sind, wie oben bereits gesagt, aus der Technik bekannt. Auch NFC-Kommunikationssysteme, beispielsweise NFC-Bezahlsysteme wickeln eine Autorisierung ab. Die technische Realisierbarkeit ist daher in einfacher Weise möglich. Wesentlich ist, dass die Autorisierung nur im Nahfeld wirksam funktioniert und nur nach erfolgreicher Identifizierung des Trägers eines ID-Gebers. Es ist dabei im Übrigen auch möglich, verschiedenen ID-Gebern unterschiedliche Zugänglichkeiten einzuräumen. Beispielsweise können verschiedene Schränke oder Vitrinen im Apothekenbereich nur durch bestimmtes Fachpersonal zu öffnen sein, während andere Bereiche auch von Hilfskräften zu öffnen sind.