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Beschrieben werden eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Ermitteln einer Manipulation des absoluten Kilometerstandes eines Fahrzeugs.
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Es sind Fälle bekannt, bei denen der absolute Kilometerstand des Wegstreckenzählers/Tachometers/Kilometerzählers eines Fahrzeugs manipuliert wurde, um damit bspw. einen Käufer eines Fahrzeugs über den tatsächlichen absoluten Kilometerstand zu täuschen, etwa um einen höheren Verkaufspreis zu erzielen. Der Begriff „absoluter Kilometerstand” bezeichnet vorliegend eine Gesamtfahrleistung bzw. einen akkumulierten Kilometerstand des Fahrzeugs.
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Die manipulative Veränderung des Kilometerstandes selbst war bisher in Deutschland nicht strafbar. Demgemäß hatten sich in den letzten Jahren Gewerbetreibende darauf spezialisiert, gegen entsprechende Bezahlung den Stand des Wegstreckenzählers (Tachometer) wunschgemäß zu verändern. Dem wurde nunmehr durch die Einführung des Paragraphen § 22b Straßenverkehrsgesetz (Missbrauch von Wegstreckenzählern und Geschwindigkeitsbegrenzern) ein Riegel vorgeschoben. Strafbar macht sich nunmehr in Deutschland, wer Tachometer manipuliert. Dies gilt sowohl für elektronische als auch mechanische Tachometer. Darüber hinaus ist auch die Vorbereitung einer solchen Tachomanipulation durch Herstellen, Verkauf oder Überlassen entsprechender Computerprogramme strafbar.
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Gleichwohl ist davon auszugehen, dass auch künftig kriminelle Elemente derartige Manipulationen des absoluten Kilometerstandes an Fahrzeugen vornehmen werden. Es besteht daher ein Bedarf eine Manipulation des absoluten Kilometerstandes eines Fahrzeugs möglichst einfach und gesichert zu ermitteln.
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Aus der
DE 20 2007 007 694 U1 ist eine Anordnung zur Korrektur und dem Abgleich des in einem automatisch geführten elektronischen Fahrtenbuch auf einem Server mit Hilfe eines GPS(Global Positioning System)-Mobilfunk-Telematiksystems hinterlegten Kilometerstands eines Kraftfahrzeugs mit der Anzeige des Kilometerstands in dem Kraftfahrzeug offenbart. Dabei besteht die beschriebene Anordnung im Wesentlichen aus dem GPS-Mobilfunk-Telematiksystem und einem, mit der Box dieses Telematiksystems über eine Datenverbindung gekoppeltem Anzeige- und Eingabegerät, das mindestens ein Anzeigefeld, eine Kartenleseeinheit, wie für Chip- oder Magnetkarten sowie Tasten für manuelle Eingaben aufweist, besteht.
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Es besteht daher die Aufgabe, ein einfaches und sicheres Ermitteln einer Manipulation des absoluten Kilometerstandes eines Fahrzeugs zu ermöglichen.
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Eine Ausführungsform, die die vorstehende Aufgabe löst, ergibt sich aus den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche. Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche. Weitere Merkmale, Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, sowie der Erläuterung von Ausführungsbeispielen, die in den Figuren dargestellt sind.
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Vorgeschlagen wird eine Vorrichtung zum Ermitteln einer Manipulation des absoluten Kilometerstandes eines Fahrzeugs gelöst. Diese Vorrichtung umfasst ein erstes Sensormittel zum Ermitteln eines ersten absoluten Kilometerstandes K1 des Fahrzeugs; ein zweites Sensormittel zum Ermitteln eines zweiten absoluten Kilometerstandes K2 des Fahrzeugs, wobei das erste und das zweite Sensormittel sich durch den Sensor und das Berechnungsverfahren zur Ermittlung des ersten K1 und zweiten K2 absoluten Kilometerstandes unterscheiden, und das zweite Sensormittel den zweiten absoluten Kilometerstand K2 auf Basis von bereitgestellten Satellitennavigationsdaten ermittelt; ein Anzeigemittel zum Anzeigen des ersten absoluten Kilometerstandes K1 im Fahrzeug, ein Speichermittel zum Speichern des zweiten absoluten Kilometerstandes K2 im Fahrzeug; ein Vergleichsmittel, zum Ermitteln einer Differenz D zwischen ersten K1 und zweiten K2 absoluten Kilometerstand: D = |K2 – K1|, wobei das Vergleichsmittel im Fall, dass die Differenz D größer als ein vorgegebener Grenzwert G ist, ein Warnsignal erzeugt und dieses Warnsignal in dem Speichermittel speichert.
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Die Vorrichtung sieht somit zwei vollständig unabhängige Pfade zur Ermittlung des absoluten Kilometerstandes des Fahrzeugs vor. Der erste Pfad umfasst das erste Sensormittel, mit dem der erste absolute Kilometerstandes K1 des Fahrzeugs ermittelt wird, sowie ein Anzeigemittel, mit dem der ermittelte erste absolute Kilometerstandes K1 im Fahrzeug angezeigt wird. Der erste Pfad entspricht in einer Ausführungsform den standardmäßig in heutigen Fahrzeugen vorhandenen Einrichtungen zur Ermittlung und Anzeige des absoluten Kilometerstands.
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Das erste Sensormittel umfasst in einer Ausführungsform einen Sensor zur Erfassung einer Rad-, Getriebe, oder Wellendrehzahl, einen Rechner zur Ermittlung der zurückgelegen Strecke pro Fahrt auf Basis der Messdaten des Sensors, und einen Addierer zur Ermittlung des ersten absoluten Kilometerstandes.
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Der zweite Pfad umfasst ein zweites Sensormittel zum Ermitteln des zweiten absoluten Kilometerstandes K2 des Fahrzeugs, wobei sich das erste und das zweite Sensormittel sich durch den Sensor und das Berechnungsverfahren zur Ermittlung des ersten K1 und zweiten K2 absoluten Kilometerstandes unterscheiden. Weiterhin basiert die Ermittlung des zweiten absoluten Kilometerstandes K2 auf bereitgestellten Satellitennavigationsdaten bspw. von einem GPS-, Galileo- oder GEONASS-Empfänger. Solche Satellitennavigationsdaten werden bspw. von einem in dem Fahrzeug vorhandenen Navigationssystem zur Verfügung gestellt. Alternativ weist die Vorrichtung selbst einen entsprechenden Satellitenempfänger auf. Schließlich umfasst der zweite Pfad ein Speichermittel zum Speichern des zweiten absoluten Kilometerstandes K2 im Fahrzeug. Im Unterschied zum ersten Pfad, wird der zweite absolute Kilometerstand K2 nicht angezeigt sonder ausschließlich gespeichert.
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Schließlich umfasst die Vorrichtung das Vergleichsmittel, mit dem eine Differenz D zwischen ersten K1 und zweiten K2 absoluten Kilometerstand: D = |K2 – K1| ermittelbar ist, wobei das Vergleichsmittel im Fall, dass die Differenz D größer als ein vorgegebener Grenzwert G ist, ein Warnsignal erzeugt und dieses Warnsignal in dem Speichermittel speichert.
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Ein Nutzer erlangt bei der Vorrichtung somit grundsätzlich keinerlei Kenntnis davon, dass es in dem Fahrzeug einen zweiten unabhängigen Pfad zur Ermittlung des absoluten Kilometerstandes des Fahrzeugs gibt. Durch die Ermittlung der Differenz D wird eine Manipulation des absoluten Kilometerstandes im ersten Pfad detektiert, wenn der die Differenz D den Grenzwert überschreitet: D > G. Der Grenzwert G wird bevorzugt aus dem Bereich von: 10% von K1 bis 75% von K1 gewählt ist, oder beträgt 20% von K1, 30% von K1, 40% von K1, 50% von K1, oder 60% von K1. Der Grenzwert bestimmt sich also als Prozentanteil von K1. Durch eine entsprechende Wahl des Grenzwertes G kann verhindert werden, dass natürlich auftretende Differenzen zwischen dem ersten K1 und zweiten K2 absoluten Kilometerstand (bspw. durch Fahren mit unterschiedlichen Reifen/Reifendrücken etc.) nicht zu einer Überschreitung des Grenzwertes führen, und somit eine Differenz D, die den Grenzwert G überschreitet mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Manipulation des Kilometerzählers im ersten Pfad hindeutet.
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Eine Weiterbildung der Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass das Anzeigemittel das erzeugte Warnsignal anzeigt. Dies erfolgt bspw. durch Anzeigen eines entsprechenden Textes, bspw. „Achtung Verdacht auf Manipulation des Kilometerzählers”, und/oder durch Anzeigen eines Warnlichts etc. Somit erhält ein Fahrzeugnutzer/Fahrer den expliziten Hinweis, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Manipulation des Kilometerstandes vorliegt, und er so die Möglichkeit hat diesem Umstand nachzugehen.
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Eine Weiterbildung der Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass das Speichermittel keine Schnittstelle zum Anschluss eines fahrzeuginternen Datensystems (bspw. CAN-Bus) aufweist. Im Rahmen einer routinemäßigen Wartung kann daher keine Manipulation am Speichermittel mittels eines Wartungscomputers vorgenommen werden.
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Eine Weiterbildung der Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass ein Beschreiben und ein Auslesen des Speichermittels derart Codegesichert ist, dass das Beschreiben des Speichermittels nur durch das zweite Sensormittel, und das Auslesen des Speichermittels nur durch das Vergleichsmittel oder durch ein externes Lesegerät möglich ist. Besonders das Auslesen durch ein externes Lesegerät unterliegt dabei in einer Ausführungsform einer individuellen Codesicherung. Manipulationen des Speichermittels können so weitestgehend ausgeschlossen werden. Eine Weiterbildung ermöglicht auch das Beschreiben des Speichermittels durch ein externes Mittel, wobei das Beschreiben bevorzugt nur möglich ist, wenn das Speichermittel mit dem externen Mittel, das externe Mittel über das Internet mit einem Sicherheitsserver verbunden ist, der den Schreibvorgang autorisiert, auf dem Speichermittels vor und nach dem Beschreiben enthaltene Daten dokumentiert.
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Eine Weiterbildung der Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass das Vergleichsmittel die Differenz D jeweils bei einer Inbetriebnahme Fahrzeugs ermittelt. Alternativ erfolgt die Ermittlung des Differenz D im Rahmen des Abstellens des Fahrzeugs. So erfolgt die Überprüfung hinsichtlich einer Manipulation des absoluten Kilometerstandes routinemäßig.
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Es wird weiterhin ein Fahrzeug mit einer vorstehend beschriebenen Vorrichtung vorgeschlagen. Das Fahrzeug kann beispielsweise ein Kraftfahrzeug, ein Bus, ein LKW sein.
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Es wird weiterhin ein Verfahren zum Ermitteln einer Manipulation des absoluten Kilometerstandes eines Fahrzeugs vorgeschlagen. Das Verfahren umfasst folgende Schritte:
- – Ermitteln eines ersten absoluten Kilometerstandes K1 des Fahrzeugs mit einem ersten Sensormittel,
- – Ermitteln eines zweiten absoluten Kilometerstandes K2 des Fahrzeugs mit einem zweiten Sensormittel, wobei das erste und das zweite Sensormittel sich durch den Sensor und das Berechnungsverfahren zur Ermittlung des ersten K1 und zweiten K2 absoluten Kilometerstandes unterscheiden, und das zweite Sensormittel den zweiten absoluten Kilometerstand K2 auf Basis von bereitgestellten Satellitennavigationsdaten ermittelt,
- – (kontinuierliches) Anzeigen des ersten absoluten Kilometerstandes K1 im Fahrzeug,
- – Speichern des zweiten absoluten Kilometerstandes K2 in einem Speichermittel im Fahrzeug, und
- – Ermitteln einer Differenz D zwischen ersten K1 und zweiten K2 absoluten Kilometerstand: D = |K2 – K1| durch ein Vergleichsmittel, wobei im Fall, dass die Differenz D größer als ein vorgegebener Grenzwert G ist, ein Warnsignal erzeugt und dieses Warnsignal in dem Speichermittel gespeichert wird.
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Eine Weiterbildung des Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass das erzeugte Warnsignal im Fahrzeug angezeigt wird.
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Eine Weiterbildung des Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass der Grenzwert G aus dem Bereich von: 10% von K1 bis 75% von K1 gewählt ist, oder 20% von K1, 30% von K1, 40% von K1, 50% von K1, oder 60% von K1 beträgt.
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Eine Weiterbildung des Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass ein Beschreiben und ein Auslesen des Speichermittels derart Codegesichert ist, dass das Beschreiben des Speichermittels nur durch das zweite Sensormittel, und das Auslesen des Speichermittels nur durch das Vergleichsmittel oder durch ein externes Lesegerät möglich ist.
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Eine Weiterbildung des Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass das Vergleichsmittel die Differenz D jeweils bei einer Inbetriebnahme Fahrzeugs ermittelt. Eine Weiterbildung des Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass ein Übertragungsmittel vorhanden ist, mit dem das erzeugte Warnsignal an eine Zentralstelle übermittelt wird.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, in der gegebenenfalls unter Bezug auf die Zeichnung ein Ausführungsbeispiel im Einzelnen beschrieben ist. Gleiche, ähnliche und/oder funktionsgleiche Teile sind mit gleichen Bezugszeichen versehen. Es zeigt:
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1 ein Ausführungsbeispiel der vorgeschlagenen Vorrichtung
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1 zeigt ein Ausführungsbeispiel der vorgeschlagenen Vorrichtung 100 zum Ermitteln einer Manipulation des absoluten Kilometerstandes eines Fahrzeugs: Die Vorrichtung 100 umfasst: ein erstes Sensormittel 101 zum Ermitteln eines ersten absoluten Kilometerstandes K1 des Fahrzeugs, ein zweites Sensormittel 102 zum Ermitteln eines zweiten absoluten Kilometerstandes K2 des Fahrzeugs, wobei das erste 101 und das zweite 102 Sensormittel sich durch den Sensor und das Berechnungsverfahren zur Ermittlung des ersten K1 und zweiten K2 absoluten Kilometerstandes unterscheiden, und das zweite Sensormittel 102 den zweiten absoluten Kilometerstand K2 auf Basis von bereitgestellten Satellitennavigationsdaten ermittelt. Weiterhin umfasst die Vorrichtung 100 ein Anzeigemittel 103 zum Anzeigen des ersten absoluten Kilometerstandes K1 im Fahrzeug, ein Speichermittel 104 zum Speichern des zweiten absoluten Kilometerstandes K2 im Fahrzeug, und ein Vergleichsmittel 105 zum Ermitteln einer Differenz D zwischen ersten K1 und zweiten K2 absoluten Kilometerstand: D = |K2 – K1|, wobei das Vergleichsmittel 105 im Fall, dass die Differenz D größer als ein vorgegebener Grenzwert G ist, ein Warnsignal W erzeugt und dieses Warnsignal W in dem Speichermittel 104 speichert.
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Wird ein Warnsignal W erzeugt, so wird dieses Warnsignal W vom Vergleichsmittel 105 an ein Überragungsmittel 106 übermittelt, dass das Warnsignal W wiederum an eine Zentralstelle 107 übermittelt. Das Übertragungsmittel ist ein Sender, der zu Übertragung des Warnsignals ein mobiles Funknetz (UMTS, LTE. Etc.) nutzt.
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Obwohl der Erfindungsgedanke im Detail durch ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel näher illustriert und erläutert wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen. Es ist daher klar, dass eine Vielzahl von Variationsmöglichkeiten existiert. Es ist ebenfalls klar, dass beispielhaft genannte Ausführungsformen wirklich nur Beispiele darstellen, die nicht in irgendeiner Weise als Begrenzung etwa des Schutzbereichs, der Anwendungsmöglichkeiten oder der Konfiguration der Erfindung aufzufassen sind.
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Vielmehr versetzen die vorhergehende Beschreibung und die Figurenbeschreibung den Fachmann in die Lage, die beispielhaften Ausführungsformen konkret umzusetzen, wobei der Fachmann in Kenntnis des offenbarten Erfindungsgedankens vielfältige Änderungen beispielsweise hinsichtlich der Funktion oder der Anordnung einzelner, in einer beispielhaften Ausführungsform genannter Elemente vornehmen kann, ohne den Schutzbereich zu verlassen, der durch die Ansprüche und deren rechtliche Entsprechungen, wie etwa weitergehenden Erläuterung in der Beschreibung, definiert wird.
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Bezugszeichenliste
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- 100
- Vorrichtung
- 101
- erstes Sensormittel
- 102
- zweites Sensormittel
- 103
- Anzeigemittel
- 104
- Speichermittel
- 105
- Vergleichsmittel
- 106
- Übertragungsmittel
- 107
- Zentralstelle
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 202007007694 U1 [0005]