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Die Erfindung betrifft ein Sitzbezugsmittel nach dem Oberbegriff von Anspruch 1 und eine Vorrichtung zum Sitzen nach Anspruch dem Oberbegriff von Anspruch 13.
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Bekannt sind Sitzaufbauten, die in der Regel so ausgeführt sind, das der Federungskomfort durch eine zugrundeliegende Befederung aus Federn oder Federelementen gebildet wird und durch eine weitere Lage von Elementen, die sich an die einsitzende Person anpassen, wodurch der Druck, den die einsitzende Person ausübt, auf eine größere Fläche verteilt wird. Weiterhin sind Schaumstoffauflagen in den Sitz integriert, die einer schalenartigen Anpassung an die einsitzende Person dienen.
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Nachteilig ist insbesondere, dass durch diese Schaumstoffauflage die Durchlässigkeit für Wasserdampf reduziert wird. Dies führt zu einer Stauwärme, die schon nach kurzer Zeit als warm und unangenehm empfunden wird. Diese Stauwärme führt zu einer Erhöhung der Feuchte und Temperatur an der Kontaktfläche zwischen Person und Sitz, die nicht mehr an die Umgebung abgeführt wird und einen erheblich schlechteren Komfort zur Folge hat. Der Sitz kann nicht mehr atmen und der thermophysiologische Sitzkomfort wird somit eingeschränkt. So ist aus Untersuchungen bekannt, dass die Temperaturen in einem Komfortbereich bei 25°C bis 26°C und 50% relativer Feuchte liegen sollten. Mit durchschnittlichen Temperaturen von 33°C und 80% relativer Luftfeuchte liegen die mit Schaumstoff ausgeführte Polster weit außerhalb des Bereichs für ein angenehmes Sitzklima. Dies führt unter anderem zu einer erhöhten geistigen und körperlichen Belastung und erhöht die Anzahl der Autounfälle um bis zu 30%, wie aus weiteren Untersuchungen bekannt ist.
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So genannte Klimasitze versuchen, die entstehende Stauwärme durch aktive Ventilation der Sitzflächen zu bewältigen. Nachteilig ist hierbei, dass durch die Notwendigkeit die Sitze durch die Schaumstofflage hindurch zu belüften, ein nicht unerheblicher technischer Aufwand notwendig wird, der bei nicht sachgerechter Auslegung zur Auskühlung des Körpers führen kann. Die Ventilatoren führen zu einer nicht zu vernachlässigenden Belastung des Stromnetzes in einem Fahrzeug und zu einem erhöhten Energieverbrauch.
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Weiterhin ist insbesondere nachteilig, dass der Aufbau aus verschiedensten Materialien besteht, die nach Beendigung der Nutzung einer Wiederverwendung, dem Recycling im Materialkreislauf entgegenstehen. Die Materialien müssen aufwendig durch die Zerlegung des Bauteils, insbesondere des Sitz und der Rückenlehne separiert werden.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine einfache und stabile Vorrichtung zum Sitzen bereitzustellen, die die Nachteile des Stand der Technik überwindet.
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Die Aufgabe wird gelöst durch ein Sitzbezugsmittel mit
- – einem Mittel zum Halten einer Person durch Übertragung der entstehenden Kräfte in die Sitzkonstruktion zur Basisbefederung,
- – einem Mittel zur anthropometrischen Anpassung an die Person und
- – einem thermophysiologischen Mittel,
wobei das Sitzbezugsmittel im wesentlichen in einem einzigen Tragemittel zusammengefasst ausgebildet ist, wobei das Tragemittel ein Textilmaterial umfasst, das eine dreidimensionale, perpendikular ausgerichtete Struktur aufweist, wobei die dreidimensionate Struktur ein Abstandsgewirke mit Polfäden und/oder ein Abstandsgewebe mit Stegfäden oder Terrygewebe ist, die jeweils eine Komponente in z-Richtung der Struktur aufweisen, die ungleich Null ist, und eine vorbestimmte Dicke und/oder Anordnungsdichte aufweisen.
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Die Erfindung umfasst ein Material zur Befederung und Polsterung von Sitzen in einer Ausführung, die die tragende Funktion, die Basisbefederung und die Anpassung an die einsitzende Person in im wesentlichen einem Mittel übernimmt. Die Vorrichtung ermöglicht es, mit einem Material eine Basisbefederung und zugleich eine anthropometrischen Anpassung an Personen mit hohem thermophysiologischem Sitzkomfort darzustellen. Dieses Material dient somit einerseits der Basisbefederung, die die Überleitung der entstehenden Kräfte in die Rahmenkonstruktion des Sitzes ermöglicht, und andererseits der anthropometrischen Anpassung. Durch die Gestaltung und den Aufbau des Materials wird zugleich ein hoher thermophysiologischer Komfort erreicht. Stauwärme die durch eine unzureichende Luftdurchlässigkeit verursacht wird, wird so verhindert. Durch die angegebene Vorrichtung ist es beispielsweise möglich, einen Autositz im wesentlichen ohne Schaumstoff herzustellen.
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Ein Materialmix im Aufbau wird vermieden. Ein erhöhter thermophysiologischer Sitzkomfort zeigt sich durch eine ungehinderte Wärme- und Feuchteabfuhr an die Umgebung. Durch die vorgeschlagene dreidimensionalen, perpendikular ausgerichteten elastischen Lagenstruktur ist ein freier Austausch mit der Umgebung ermöglicht und eine gute Luftdurchlässigkeit gewährleistet, wobei zugleich eine starke Trageeigenschaft erhalten bleibt.
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Das vorgeschlagene Abstandsgewirke ist ein doppelflächiges Textil, bei dem die kettengewirkten Warenflächen durch abstandshaltenden Verbindungsfäden, sogenannte Polfäden, auf Distanz gehalten werden. Polfäden werden in dieser Erfindung vorteilhaft als Monofilamente vorgeschlagen, die vorteilhaft Polyester, insbesondere ein elastisches Polymer, umfassen. Zudem wird hierdurch einem Kippen der Struktur unter Druckbelastung vorgebeugt.
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Das vorgeschlagene Abstandsgewebe besteht aus zwei Gewebedecklagen, die durch abstandshaltende Stegfäden auf einem vorbestimmten Abstand gehalten werden.
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Es handelt sich dabei um Maschenwaren, Gewirke oder Gewebe, die um die dritte Dimension erweitert wurden.
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Vorteilhaft ist es, wenn die Polfäden und/oder Stegfäden einen rechteckigen Querschnitt aufweisen. Hierdurch ist eine hohe Steifheit gegen Kippen sowie eine mögliche Vorgabe einer Kipprichtung und eine gute Federung, insbesondere in eine bevorzugte Richtung gegeben.
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Vorteilhaft ist es, wenn die Polfäden und/oder Stegfäden eine Dicke von etwa 0,2 bis etwa 1 mm aufweisen, insbesondere etwa 0,32 bis etwa 0,64 mm und/oder einen Querschnitt von etwa 0,2 bis etwa 2 mm2, insbesondere Querschnittsseitenlängen von etwa 0,3 mm × etwa 0,8 mm.
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Vorteilhaft ist es, wenn als Polfäden und/oder Stegfäden elastische Monofilamente umfasst sind, die insbesondere ein thermoplastisches Polyester-Elastomer (TPE-E) aufweisen, insbesondere mit hoher Wiedererholungsfähigkeit. Die Polfäden bzw. Stegfäden weisen durch die spezielle Materialkombination eine hohe Resilienz auf. Zur vollflächigen Federung kann vorteilhaft ein Material eingesetzt werden, das in einer Achse mit elastischen Monofilamenten einem thermoplastische Polyester – Elastomer (TPE-E) besteht, beispielsweise aus Hytrel®. Diese Fasern können sowohl in einer Stoffrichtung als auch in zwei senkrechten Stoffrichtungen eingesetzt werden und bilden so eine elastische Komponente, die sowohl die tragende Funktion als Basisbefederung übernimmt.
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Vorteilhaft ist es, wenn im wesentlichen elastische Fasern in vorgegebenen Bereichen in zumindest einer Längsrichtung der Struktur angeordnet sind.
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Dieses Gewebe kann somit in einer oder beispielsweise auch in zwei Richtungen aus elastischen Fasern gewebt sein, die eine größere Dehnbarkeit besitzen und sich so eine grobe Anpassung oder eine bessere Lastverteilung ergibt und keine zusätzlichen Federn erforderlich sind.
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Vorteilhaft ist es, wenn die elastischen Fasern Basisfäden, insbesondere Schussfäden und/oder Kettfäden sind. Hierdurch wird somit eine Basisbefederung aufgebaut, die in eine oder vorteilhaft auch zwei Stoffrichtungen eine tragende Funktion ausübt.
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Vorteilhaft ist es, wenn die elastische Fasern zumindest in vorbestimmten Bereichen in zwei Längsrichtungen angeordnet sind, die zumindest eine senkrechte Komponente zueinander aufweisen. Die hierdurch unterstützte Basisbefederung ist besonders stabil und leistungsfähig, sowie flexibel anpassbar.
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Vorteilhaft ist es, wenn die Struktur im Sinne eines Terrygewebes aufgebaut ist, wobei eine Höhe der Stegfäden von etwa 6 bis etwa 16 mm vorgesehen ist. Vorteilhaft wird in dem Gewebe in Schussrichtung ein elastischer Faden eingelegt, das als Terrygewebe mit einer Polhöhe, auch als Schlingenhöhe bezeichnet, von 6 mm bis 16 mm in Kettrichtung ausgeführt wurde und in Schussrichtung 60 bis 160 Monofilamente, insbesondere elastisch, von 0,2 mm bis 1 mm hat.
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Vorteilhaft ist es, wenn die Gewebelagen des Abstandsgewebes in einem Abstand von etwa 6 bis etwa 25 mm vorgesehen sind. Das Abstands- oder Doppelgewebe weist in einer Lage elastischer Monofilamente in Schussrichtung mit einer Dichte 60 bis 160 Filamente und einem Durchmesser von 0,2 mm bis 1 mm auf, wobei die andere Lage auch unelastisch ausgeführt werden kann. Die beiden Gewebelagen sind in einem Abstand von 6 bis 25 mm ausgeführt und durch einen Stegfaden aus einem Monofilament gehalten, wobei das Monofilament in einem Durchmesser von 0,2 mm bis 2 mm bzw. einen Querschnitt zwischen 0,5 mm bis 3 mm2 hat.
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Vorteilhaft ist es, wenn Schussfäden in Schussrichtung und/oder Kettfäden etwa 60 bis etwa 160 Monofilamente pro 100 mm Breite aufweisen. Das Abstandsgewirke oder das Abstandsgewebe wird mit einem Schussfadeneintrag versehen, wobei eine sehr stabile und vorteilhafte Ausgestaltung darin besteht, dass zwischen 60 bis 160 Monofilamente, insbesondere elastisch, pro 100 mm Breite vorgesehen sind mit einen Durchmesser von 0,2 mm bis 1 mm.
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Vorteilhaft ist es, wenn die Schussfäden und/oder Kettfäden eine Dicke von etwa 0,2 bis etwa 1 mm haben.
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Vorteilhaft ist es, wenn das Terrygewebe mit einem Stehfaden versehen ist, der in die Gewirkekonstruktion als mitlaufender Kettbaumfaden eingebaut ist. In diesem Zusammenhang können vorteilhaft Monofilamente eingebunden werden mit einem Durchmesser von 0,2 mm bis 1 mm und einer Dichte von 60 bis 160 Monofilamenten, insbesondere elastisch, pro 100 mm Breite.
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Die Aufgaben wir weiterhin gelöst durch eine Vorrichtung zum Sitzen, insbesondere in einem Fahrzeug, mit einer Sitzkonstruktion und einem Sitzbezug umfassend ein Sitzbezugsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 12.
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Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und der nachstehenden Beschreibung, in der Ausführungsbeispiele des Gegenstands der Erfindung in Verbindung mit den Zeichnungen näher erläutert sind. Die Anführungen in den folgenden Ausführungsformen sind nicht einschränkend sondern lediglich beispielhaft zu verstehen.
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Es zeigen:
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1 einen Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Tragemittels, beispielhaft als Abstandsgewirke,
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2 einen Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Tragemittels, beispielhaft als Abstandsgewirke,
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3 einen Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Tragemittels, beispielhaft ein Terrygewebe,
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4 einen Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Tragemittels, beispielhaft ein Abstandsgewebe, und
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5 einen Ausschnitt eines Querschnitts.
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1 zeigt einen Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Tragemittels 2 insbesondere eines Sitzbezugsmittels 1, mit einem Textilmittel 3 mit einer Struktur 4, beispielhaft einem Abstandsgewirke 5 mit zwei parallelen Gewirkeflächen 21, wobei ein Stehfaden 20 in die Gewirkekonstruktion als mitlaufender Kettfaden 24 der Dicke 10 in Kettrichtung 25 eingebracht ist. Unter anderem durch die Einstellung der Dichte der Kettfäden 24 auf einer Breite 19 kann die Wirkung der Fäden eingestellt werden. Die Kettrichtung 25 ist parallel zur Warenlaufrichtung 26. In z-Richtung 9 ergibt sich somit ein Abstand zwischen den Gewirkeflächen 21, der durch die elastischen Fäden stabil und zugleich federnd gehalten wird.
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2 zeigt einen Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Tragemittels 2, beispielhaft ein Abstandsgewirke 5, das zwei parallele Gewirkeflächen 21 aufweist. Zur Unterstützung der Federwirkung sind elastische Schussfäden 15 in Schussrichtung 18 eingebracht, insbesondere mit einer Dichte von zwischen 60 bis 160 Monofilamenten auf einer Breite 27 von 100 mm. Die beispielhafte Dicke 10 im Sinne eines Durchmessers kann zwischen etwa 0,2 und etwa 1 mm betragen. Die Anordnung elastischer Fäden als Basisfäden 14 kann vorteilhaft in zwei Längsrichtungen 13, 16 erfolgen.
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3 zeigt einen Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Tragemittels 2, beispielhaft ein Gewebe, in das in Schussrichtung 15 ein elastischer Schussfaden 15 eingelegt wird, das als Polgewebe, insbesondere Terrygewebe, mit einer Polhöhe 22 von etwa 6 bis etwa 16 mm in Kettrichtung ausgeführt ist, wobei Polfäden 6 mit einem bevorzugten Querschnitt 11 von 0,2 bis 4 mm2 ausgeführt sind. In Schussrichtung 18 sind als Schussfäden 15 vorteilhaft 60 bis 160 Monofilamente auf einer Breite 27 von 100 mm mit einer Dicke zwischen etwa 0,2 bis etwa 1 mm eingebracht.
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4 zeigt einen Ausschnitt eines erfindungsgemäßen Tragemittels 2, beispielhaft ein Abstandsgewebe 7 mit zwei parallelen Gewebelagen 17, wobei in den Gewebelagen 17 elastische Monofilamente mit einer Dichte zwischen etwa 60 bis etwa 160 Filamente pro 100 mm Breite 27 in Schussrichtung 18 eingebracht sind, die beispielhaft eine Dicke 10 zwischen etwa 0,2 bis etwa 1 mm aufweisen können. Die zweite Gewebelage 17 kann auch unelastisch mit Garnen ausgeführt werden. Die beiden Gewebelagen 17 sind vorteilhaft in einem Abstand 23 von etwa 6 bis etwa 25 mm ausgeführt und durch einen Stegfaden 8 aus einem Monofilament, insbesondere elastisch, gehalten, wobei das Monofilament eine Dicke 10 von etwa 0,2 bis etwa 2 mm bis oder einen Querschnitt 11 zwischen etwa 0,5 bis 3 mm2 haben kann.
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5 zeigt einen erfindungsgemäßen schematischen Querschnitt 11 eines Polfadens 6 eines Abstandsgewirkes 5 und/oder eines Stegfadens 8 eines Abstandsgewebes 7 mit Querschnittsseitenlängen 12. Hierdurch kann die mögliche Kipprichtung der Fäden beeinflusst werden. Es kann sich aber auch um einen Schussfaden 15 und/oder einen Kettfaden 24, insbesondere elastisch, handeln.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Sitzbezugsmittel
- 2
- Tragemittel
- 3
- Textilmittel
- 4
- Struktur
- 5
- Abstandsgewirke
- 6
- Polfaden
- 7
- Abstandsgewebe
- 8
- Stegfaden
- 9
- z-Richtung
- 10
- Dicke
- 11
- Querschnitt
- 12
- Querschnittsseitenlänge
- 13
- Längsrichtung
- 14
- Basisfaden
- 15
- Schussfaden
- 16
- Längsrichtung
- 17
- Gewebelage
- 18
- Schussrichtung
- 19
- Breite
- 20
- Stehfaden
- 21
- Gewirkefläche
- 22
- Polhöhe
- 23
- Abstand
- 24
- Kettfaden
- 25
- Kettrichtung
- 26
- Warenlaufrichtung
- 27
- Breite