-
Die Erfindung bezieht sich auf einen Roller, insbesondere Kinderroller, mit einem Hinterrad, welches eine eine Lauffläche umfassende Luftbereifung aufweist, und mit einem Schutzblech, das das Hinterrad über einen Teil seines Umfangs abdeckt.
-
Als Kinderroller aus Holz ist der Roller eines der ältesten Kinderfahrzeuge überhaupt. War das Interesse an ihm mit dem Aufkommen technisch aufwendiger, mehrspuriger Kinderfahrzeuge wie Go-Karts und solcher, deren Chassis aus Kunststoff hergestellt ist und bestimmte Fahrzeugtypen nachbildet, vorübergehend zurückgegangen, so stieg es seit Bekanntwerden der sogenannten „Kickboards”, die wegen ihrer kleinen Räder ein oft problematisches Fahrverhalten zeigen, nahezu sprunghaft wieder an.
-
Der „klassische” Kinderroller weist einen als Doppelrohrrahmen ausgebildeten Rahmen auf, an dessen vorderem Ende ein Lenkkopf zur lenkbaren Lagerung einer Vorderradanordnung angebracht ist. An seinem hinteren Ende ist das Hinterrad gelagert. Von dem Hinterrad erstreckt sich nach vorn ein etwa parallel zum Untergrund verlaufender, im folgenden „horizontal” genannter Trittbrettbereich, an dem ein Trittbrett befestigt ist, auf welchem der Benutzer des Rollers sein Standbein abstützt. Vorn mündet der Trittbrettbereich in einen zum Lenkkopf ansteigenden Rahmenbereich. Durch den Lenkkopf hindurch erstreckt sich eine Lenksäule, an deren unteren Ende eine Aufnahme für das Vorderrad – üblicherweise eine Gabelanordnung – und an dessen oberem Ende die Lenkstange angeordnet ist. Um den Fahrkomfort und auch die Fahrsicherheit zu erhöhen, sind derartige Kinderroller soft- oder luftbereift. Unter „softbereift” ist eine Bereifung aus einem Vollmaterial zu verstehen, das eine Nachgiebigkeit aufweist, die geeignet ist, Stöße in ähnlicher Weise zu dämpfen wie eine Luftbereifung. Als Vollmaterial kommen beispielsweise Ethylenvinylacetat(EVA)- oder Polyurethan(PU)-Materialien in Betracht. Sie weisen am Hinterrad eine Bremse auf, die eine an dem Rahmen um eine zur parallel zur Hinterradachse verlaufende Lagerachse verschwenkbar gelagerte Wippe umfasst. Der sich einerseits der Lagerachse erstreckende Teil der Wippe verläuft etwa parallel zur Lauffläche des Hinterrades, der andere ragt vom Hinterrad aus gesehen nach vorn über einen Bereich des Trittbretts hinaus. Unter Überwindung einer Federkraft kann durch Hinabtreten dieses Bereichs der andere Schenkel zur Erzeugung der Bremswirkung gegen die Lauffläche des Hinterrades gedrückt werden.
-
Diese Ausgestaltung der Bremse findet bereits seit Jahrzehnten nahezu unverändert bei Luftbereiften Rollern Verwendung, obgleich sie unter anderem die folgenden Nachteile aufweist:
- – Der einen Teil des Trittbretts überragende Bereich der Bremswippe reduziert die effektiv nutzbare Länge des Trittbretts.
- – Je nach Ausführungsform steht der gegen die Lauffläche des Hinterrads verlagerbare Bremsschenkel über die Unterseite des Rahmens über. Es besteht dann die Gefahr, dass die Bremse beim Überfahren großer Unebenheiten, wie beispielsweise beim Überfahren eines Bordsteines, unerwünscht betätigt wird.
- – Da der Betätigungsschenkel auch bei nicht aktivierter Bremse relativ dicht über dem Trittbrett angeordnet ist, ist der erzielbare Betätigungsweg des Bremsschenkels begrenzt. Die Bremskraft kann daher sehr abhängig vom Luftdruck des Hinterradreifens sein und deutlich nachlassen, wenn sich beim Bremsen die Lauffläche des Hinterrades soweit eindrücken lässt, dass der Betätigungsschenkel bis auf das Trittbrett hinabgedrückt werden kann.
-
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen klassischen Kinderroller mit Luftbereifung hinsichtlich seiner Bremsanordnung zu verbessern.
-
Erfindungsgemäß dient nun das hintere Schutzblech selbst der Ausbildung der Hinterradbremse. Hierzu ist es derart angeordnet, dass es unter Überwindung einer Rückstellkraft zumindest mit einem Teil seiner Länge gegen die Lauffläche des Hinterrades verlagerbar ist.
-
Eine verlagerbare Anordnung eines hinteren Schutzblechs zur Erzielung einer Bremswirkung ist für sich genommen bereits von den sogenannten „Kickboards” bekannt. Bei diesen wirkt die Innenseite des Schutzblechs auf die harte Lauffläche des skateboardrollenartig ausgestalteten Hinterrades.
-
Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass die Verwendung des hinteren Schutzblechs als Bremsmittel auch bei einem luftbereiften, klassischen Roller eingesetzt werden kann und zudem gemäß der bei diesen Rollern bekannten Bremsanordnung unter anderem noch die folgenden Vorteile aufweist:
- – Der mit der Herstellung des Rollers verbundene Aufwand ist reduziert, da eine vom Schutzblech separat ausgebildete Bremsanordnung überflüssig wird.
- – Sämtliche, mit der Lauffläche zum Bewirken der Bremswirkung dienenden Bauteile befinden sich oberhalb des Trittbretts. Es besteht daher nicht die Gefahr, dass beim Fahren die Bremswirkung erzeugenden Teile am Untergrund „hängenbleiben”.
- – Die ansonsten bauartbedingte Maximalauslenkung des die Bremswirkung erzeugenden Teils der Bremse fehlt. Das Schutzblech kann im Extremfall bis auf die Felge des Hinterrades verlagert werden, so dass eine Bremswirkung auch bei nahezu „platter” Hinterradbereifung erzielt werden kann.
-
Die Schwenkachse, um welche das Schutzblech unter Überwindung der Rückstellkraft verlagerbar ist, verläuft vorzugsweise – wie auch bei der herkömmlichen Bremswippe – etwa parallel zur Achse des Hinterrades.
-
Die Rückstellkraft kann durch eine die Schwenkachse umgebende Schenkelfeder erzeugt werden.
-
Besonders bevorzugt ist es, wenn das Schutzblech einen inneren Krümmungsradius aufweist, der zumindest über einen Teil seiner Länge etwa der Summe aus Radius des Hinterrades und Abstand der der Lauffläche des Hinterrades zugewandten Innenseite des Schutzblechs in der rückgestellten Position entspricht. Der Abstand zwischen der Lauffläche des Hinterrades und der Innenseite des Schutzblechs ist im rückgestellten Zustand des Schutzblechs dann über einen wesentlichen Teil seiner Länge etwa konstant, so dass sich ein besonders harmonisches Erscheinungsbild ergibt. Ein Niederdrücken des Schutzblechs führt dann dazu, dass es zunächst nahezu linienhaft an der Lauffläche des Hinterrades anliegt, sich mit zunehmendem Druck durch die Nachgiebigkeit der Hinterradbereifung jedoch eine flächenhafte Anlage mit zunehmender Größe der Fläche ausbildet. Die Bremswirkung nimmt daher bei dieser Ausgestaltung mit zunehmendem Bremsdruck überproportional zu.
-
Ferner ist bevorzugt, wenn der innere Krümmungsradius zum hinteren Ende des Schutzblechs hin abnimmt. Aufgrund dieser Maßnahme ist gewährleistet, dass auch bei festem Niederdrücken des Schutzblechs und hoher Nachgiebigkeit der Hinterradbereifung das hintere, freie Ende des Schutzblechs stets von der Lauffläche des Hinterrads absteht. Hierdurch ist gewährleistet, dass sich die Kanten des freien Endes nicht in ein etwa vorhandenes Reifenprofil „eingraben”, das zu einem unerwünschten Blockieren des Hinterrades und/oder auch zu einer Beschädigung des Schutzblechs führen könnte.
-
Besonders bevorzugt ist die Schwenkachse des hinteren Schutzblechs unterhalb einer Trittfläche des Rollers, die üblicherweise von einem Trittbrett gebildet wird, angeordnet. Aufgrund dieser Maßnahme wird die größtmögliche, effektive Länge der Trittfläche erzielt, und der von dem Roller vermittelte optische Eindruck durch Fehlen von oben sichtbarer Lageranordnungen verbessert.
-
Bei einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform umfasst das Schutzblech einen aus Vollmaterial, vorzugsweise aus einem metallischen Vollmaterial, gefertigten Anlenkteil, der die Schwenkachse umfasst, und einen an dem Anlenkteil angebrachten Abdeckteil aufweist. Bei diesem Schutzblech werden die durch die Trittbelastung teilweise erheblichen im Bereich der Schwenkachse entstehenden Kräfte von dem Anlenkteil sicher aufgenommen. Das Abdeckteil kann dann kostengünstig beispielsweise aus Kunststoff im Spritzgussverfahren hergestellt sein.
-
Um die durch Herabdrücken des Schutzblechs erzielte Bremswirkung weiter zu erhöhen, kann das Schutzblech über einen Teil der Länge, die gegen die Lauffläche des Hinterrades verlagerbar ist, eine den Reibwert zwischen Lauffläche und Schutzblechinnenseite erhöhende Maßnahme umfassen. Beispielsweise kann die Innenseite in diesem Bereich aufgeraut oder mit Rippen, Noppen oder ähnlichem versehen sein.
-
Darüber hinaus kann das Schutzblech auf der Oberseite einen Bereich mit eine Abrutschgefahr reduzierenden Mitteln aufweisen. Diese können eine geeignete Profilierung oder auch beispielsweise einen Einsatz aus einem nachgiebigen, rutschhemmenden Belag umfassen.
-
Das hintere Schutzblech überragt die Achse des Hinterrades nach hinten vorzugsweise um einen Winkel im Bereich von 10° bis 60°. Ganz besonders beträgt dieser Winkel etwa 15°, da durch diese Ausgestaltung der Hinterradbereich des erfindungsgemäßen Rollers ein besonders zeitgemäßes, optisch ansprechendes Erscheinungsbild erfährt.
-
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Rollers dargestellt. Es zeigen:
-
1 einen erfindungsgemäßen Roller in einer perspektivischen Ansicht gemäß Fahrtrichtung von schräg vorn rechts;
-
2 – ausschnittsweise – den Bereich der Hinterradanordnung von schräg links hinten;
-
3 den Bereich der Hinterradanordnung von oben;
-
4 den Bereich der Hinterradanordnung von hinten sowie
-
5 den Bereich der Hinterradanordnung von links.
-
Bei dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel eines Rollers 100 handelt es sich um einen Kinderroller. Er umfasst einen Rahmen 1, der als zwei im Wesentlichen parallel verlaufende Rohre 2, 3 aufweisender Doppelrohrrahmen ausgebildet ist. Er umfasst einen Trittbrettbereich 4, der sich bei aufrecht stehendem Roller in geringer Höhe über den Boden erstreckt. Vom Trittbrettbereich 4 nach hinten steigen die beiden offen endenden Rohre 2, 3 leicht an und sind zur Ausbildung einer Hinterradaufnahme 5 in senkrechter Richtung zusammengedrückt. Nach vorn geht der Trittbrettbereich 4 über in einen zum Lenkkopf ansteigenden Bereich 6, dessen vorderes Ende 7 derart flachgedrückt ist, dass es mit einem rohrabschnittförmigen Lenkkopf 8 beispielsweise durch Verschweißen verbindbar ist. Der Lenkkopf 8 dient der lenkbaren Lagerung einer Vorderradanordnung 9, die eine Lenksäule 10 umfasst, die sich durch den Lenkkopf 8 hindurch erstreckt. Sie ist an ihrem unteren Ende mit einer Gabelanordnung 11 zur Aufnahme des Vorderrades 12 und an ihrem anderen Ende mit der Lenkstange 13 verbunden. Am hinteren Ende des Trittbrettbereichs 4 ist ein Schutzblech 14 vorgesehen, dessen Anbringung und Funktionsweise weiter unten noch beschrieben wird. Es dient der teilweisen Abdeckung der Lauffläche 15 der Bereifung 16 des Hinterrads 17, die als Luftbereifung ausgebildet ist.
-
Um im nicht benutzten Zustand aufrecht abgestellt werden zu können, ist unterhalb eines Trittbretts 4' im hinteren Bereich des Trittbretts 4 ein wahlweise ausklappbarer Bügelständer 18 vorgesehen.
-
Die Anordnung und Ausgestaltung des hinteren Schutzblechs 14 soll nun anhand der 2 bis 5, in denen zum Zwecke der besseren Übersicht der Bügelständer 18 und das Trittbrett 4' nicht eingezeichnet sind, im Einzelnen erläutert werden.
-
In Fahrtrichtung gesehen hinter einer Lagervorrichtung 19 für den Bügelständer ist an jedem der beiden Rohre 2, 3 eine Lasche 20, 20' befestigt, die sich von den Rohren 2, 3 etwa senkrecht nach unten erstreckt. Die beiden Laschen 20, 20' sind zwecks Erhöhung der Stabilität über eine quer verlaufende Brücke 21 an ihrer Vorderseite miteinander verbunden.
-
Die Laschen 20, 20' umfassen jeweils eine etwa mittig angeordnete Bohrung 22, 22', welche der Aufnahme einer Schraube 23 dienen, die durch eine aufgeschraubte Mutter 24 gegen Herausrutschen gesichert ist.
-
Zwischen den Laschen 20, 20' erstreckt sich die Schraube 23 durch eine Bohrung 25 in einem aus Massivwerkstoff gefertigten Anlenkteil 26 des Schutzblechs 14. Sie definiert so eine Schwenkachse S, um die das Schutzblech 14 zwischen einer in der Zeichnung dargestellten rückgestellten Position und einer Position, in welcher das Schutzblech 14 mit seiner Innenseite 27 zumindest teilweise auf der Lauffläche 15 der Bereifung 16 anliegt, verschwenkbar ist.
-
Die Schraube 23 ist zwischen den beiden Laschen 20, 20' von einer in der Zeichnung lediglich schematisch angedeuteten Schenkelfeder 28 umgeben. Diese stützt sich einerseits an der Brücke 21, andererseits an dem Anlenkteil 26 des Schutzblechs 14 ab, dass sie es im ansonsten unbelasteten Zustand in die in der Zeichnung dargestellte Rückstellposition verschwenkt.
-
Das Anlenkteil 26 des Schutzblechs 14 umfasst einen oberen konvexen Bereich 29 und einen darunter befindlichen, konkaven Bereich 30. Der konvexe Bereich 29 kann zur Verschwenkbetätigung beispielsweise mit dem Ballen des Antriebsfußes einer fahrenden Person niedergedrückt werden. Der konkave Bereich 30 sorgt dafür, dass der Trittbrettbereich 4 eine maximale effektive Länge aufweist.
-
An das Anlenkteil 26 des Schutzblechs 14 ist ein Abdeckteil 31 befestigt. Es ist aus einem Kunststoffmaterial gefertigt und umfasst einen strukturierten Bereich 32, über den ebenfalls das Schutzblech 14 um die Schwenkachse S durch Hinabtreten verschwenkt werden kann. Die Strukturierung dient dabei der Reduzierung der Gefahr, ungewollt abzurutschen.
-
Wie insbesondere aus 5 hervorgeht, weist das Schutzblech 14 über einen Winkelbereich von etwa 90° einen inneren Krümmungsradius Ri auf, der der Summe aus Radius des Reifens Rr und dem Abstand A zwischen der Lauffläche 15 und der Innenseite 27 entspricht. Zum Trittbrettbereich hin mündet der Bereich mit dem Krümmungsradius Ri in einen etwa geraden, in der rückgestellten Position etwa senkrechten Bereich 33, zum unteren Ende in einen Bereich 35 größeren Durchmessers. Die Innenseite 27 ist in dem Bereich 36, der beim Verschwenken des Schutzblechs 14 mit der Lauffläche 15 der Bereifung 16 in Kontakt kommt, mit einer Reibwert erhöhenden Maßnahme wie beispielsweise einer rauen Oberfläche versehen, die im Detail in der Zeichnung nicht erkennbar ist.
-
Das hintere Ende 34 des Schutzblechs 14 überragt die Achse des Hinterrades von der Senkrechten aus gemessen um einen Winkel α von etwa 15°.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Rahmen
- 2
- Rohr
- 3
- Rohr
- 4
- Trittbrettbereich
- 4'
- Trittbrett
- 5
- Hinterradaufnahme
- 6
- Bereich
- 7
- vorderes Ende
- 8
- Lenkkopf
- 9
- Vorderradanordnung
- 10
- Lenksäule
- 11
- Gabelanordnung
- 12
- Vorderrad
- 13
- Lenker
- 14
- Schutzblech
- 15
- Lauffläche
- 16
- Bereifung
- 17
- Hinterrad
- 18
- Bügelständer
- 19
- Lagervorrichtung
- 20, 20'
- Lasche
- 21
- Brücke
- 22, 22'
- Bohrung
- 23
- Schraube
- 24
- Mutter
- 25
- Bohrung
- 26
- Anlenkteil
- 27
- Innenseite
- 28
- Schenkelfeder
- 29
- konvexer Bereich
- 30
- konkaver Bereich
- 31
- Abdeckteil
- 23
- Bereich
- 33
- Bereich
- 34
- hinteres Ende
- 35
- Bereich
- 36
- Bereich
- 100
- Roller
- A
- Abstand
- Ri
- Krümmungsradius
- Rr
- Krümmungsradius
- S
- Schwenkachse