-
[Technisches Gebiet]
-
Wärmedämmung
von Fassaden bei Gebäuden und Bauwerken nutzt in der Regel
die guten Wärmeisolationseigenschaften von Luft aus. Diese
wird entweder in größere Hohlräume eingeschlossen,
wie z. B. in Hohlkammerelementen, oder aber in offen- oder geschlossenporigen
Schäumen wie z. B. Styropor eingeschlossen. Ziel ist in
allen Fällen, eine möglichst große Mengen
Luft pro Volumen Dämmmaterial einzuschließen.
Das Dämmmaterial wird im montierten Zustand von harten
Schalen umgeben: auf der inneren Seite des Gebäudes die
Hauswand, meist aus Ziegeln oder Putz, auf der äußeren
Seite die aufgebrachte Deckschicht mit Putzaufbau. Diese harten Schalen
mit einem großen Luftanteil dazwischen wirken gut wärmeisolierend
und sind optisch ansprechend. Nachteilig ist jedoch, dass dieser
Aufbau gleichzeitig einen guten akustischen Resonator darstellt,
der von außen eingebrachten Schall gut leitet bzw. verstärkt.
-
Wenn
dauerhaft von außen der Resonator angeregt wird, insbesondere
durch Pochen oder Klopfen, ist es für die Bewohner im Innern
des Gebäudes stark störend. Es hat sich gezeigt,
dass die guten akustischen Eigenschaften wärmegedämmter Fassaden
verschiedene Tiere, insbesondere Spechte und Buntspechte, anlocken.
In der rauen Fassadenoberfläche insbesondere im Bereich
von Kanten und Ecken finden die Tiere guten Halt, von wo aus diese
die Fassade mit ihrem Schnabel bearbeiten. Dabei wird ein lautes
Pochen erzeugt. In vielen Fällen ist der Specht in der
Lage, die obere Putzschicht zu durchstoßen und ein Loch
in der darunter liegenden, weicheren Dämmschicht zu erzeugen.
Sobald der Specht die ursprüngliche Hauswand mit Putz oder
Steinen ohne Hohlklang erreicht, stoppt er üblicherweise
seine Arbeit. Die entstandenen Löcher haben mehrere Nachteile:
an dieser Stelle ist die Wärmedämmung nicht mehr
vorhanden, gleichzeitig kann Feuchtigkeit z. B. durch Regen in die
Fassade eindringen. Dadurch wird der Befall mit Pilzen und Bakterien
gefördert. Schließlich stören die Löcher das
Erscheinungsbild der Fassade erheblich. Die Löcher müssen
dann in aufwendiger Arbeit wieder verfüllt werden.
-
[Aufgabe der Erfindung]
-
Es
ist daher Aufgabe der Erfindung, den Specht zu veranlassen, das
Pochen sehr schnell und vorteilhaft bereits nach dem ersten Pochen
bzw. Schlag wieder aufzugeben, ohne die thermischen Eigenschaften
der Wärmedämmfassaden zu beeinträchtigen.
Das Tier soll dabei keinen Schaden nehmen. Diese Aufgabe wird durch
die Erfindung nach der Lehre der Ansprüche gelöst.
-
Im
Folgenden wird die Erfindung anhand von Spechten und insbesondere
Buntspechten beschrieben. Die Erfindung ist nicht auf diese Tierart
beschränkt.
-
[Lösungen aus dem Stand der Technik]
-
Eine
erste Klasse von Lösungen aus dem Stand der Technik beeinträchtigt
die körperliche Unversehrtheit bzw. Integrität
der Spechte. Dazu gehören z. B. Jagd oder Methoden, die
Gifte verwenden. Diese Methoden sind zum einen für das
Umfeld, in denen sie eingesetzt werden, nicht unproblematisch (spielende
Kinder in der Nähe des Hauses), zum anderen meist verboten.
Insbesondere steht der Buntspecht in Deutschland unter Naturschutz.
-
Eine
weitere Klasse von Lösungen aus dem Stand der Technik nutzt
natürliche Feind- und Fluchtreflexe des Spechts. Als Feinde
bekannt sind Marder, Habicht oder Uhu, sodass versucht wird, mit
künstlichen Attrappen dieser natürlichen Feinde
den Specht zu verjagen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass hier eine
schnelle Gewöhnung eintritt.
-
Die
Erhöhung der Attraktivität des Umfelds der wärmegedämmten
Fassade durch alten Baumbestand oder gesondert platzierte Baumstücke
wirken nicht ablenkend auf den Specht.
-
Der
Stand der Technik nennt als weitere Klasse auch einfache technische
Lösungen wie Windspiele oder bewegte Elemente, die in Form
von gespannten Seilen oder Audio Compact Disks an Hausfassaden angebracht
werden. Obschon diese Methoden einfach und kostengünstig
sind, wirken sie jedoch nur in ihrem unmittelbaren Schwenkbereich. Bereits
wenige Zentimeter neben solchen Windspielen finden sich neue Fassadenlöcher
durch Spechte. Netze sind optisch nachteilig und können
zur Falle für die Spechte werden, aus denen sie sich nicht
aus eigener Kraft wieder befreien können.
-
Zusätzlich
ist bekannt, akustische Signale zur Abwehr von Spechten zu verwenden.
Hier können einfache laute Signale aber auch komplexe Signalformen
wie Gefahren-Warnlaute der eigenen Vogelart oder Laute natürlicher
Feinde verwendet werden. Diese Lösungen können
aufgrund des Wohnumfeldes nicht dauerhaft eingesetzt werden, sondern bedürfen
einer aufwendigen Technik mit Bewegungsmelder, Geräuschgenerator
und Energieversorgung. Diese Lösungen sind aufwendig und
teuer, und auch hier stellt sich ein Gewöhnungseffekt beim
Specht ein.
-
Aus
der Abwehr von Katzen sind Lösungen mit verspritztem Wasserstrahl
bekannt, die auch mit einem Bewegungsmelder gekoppelt sind. Für
die Taubenabwehr ist aus der
EP
2004051664 eine Lösung bekannt, die auf die Verwendung
magnetischer Felder setzt. Es hat sich gezeigt, dass ein grüner
Laserstrahl – obschon ungefährlich – vom
Specht dauerhaft als bedrohlich wahrgenommen wird. Derartige Lösungen
sind für den Einsatz im Wohnumfeld sehr aufwendig und mit
besonderen Hürden aufgrund von Laserschutzbestimmungen
behaftet.
-
Grundsätzlich
eignen sich weiter Verfahren, die auf die unterschiedliche Sinneswahrnehmung zwischen
dem Specht und dem Menschen stützen. Es ist z. B. bekannt,
dass der Specht über eine im Vergleich zum Menschen deutlich
bessere Sehfähigkeit im ultravioletten Bereich des optischen
Spektrums verfügt. Lichtsignale zur Abwehr würden
vom Specht gut wahrgenommen, vom Menschen jedoch nicht. Obwohl zur
Abwehr von Spechten grundsätzlich geeignet, scheitern derartige
Systeme nicht nur an dem hohen zu treibenden Aufwand, sondern auch an
allfälligen Sicherheitsbestimmungen für UV-Strahlung
emittierende Geräte.
-
Eine
weitere Gruppe von Erfindungen stellt auf die Veränderung
der Fassadenoberfläche ab. Anders als Vögel wie
der Kolibri sind Spechte nicht in der Lage, im Flug in der Luft
an einer Position stehen zu bleiben und Nahrung aufzunehmen, vielmehr müssen
Spechte sich am Untergrund festkrallen. Es ist daher naheliegend,
Lösungen vorzuschlagen, die die raue Fassadenoberfläche
mit einer glatten Überzugsschicht überzieht, damit
der Vogel keinen Halt zum Greifen auf der Fassadenfläche
findet. Diese Idee beruht grundsätzlich auf der Beobachtung,
dass Spechtschäden von Gebäuden, die mit einer
Glas- oder Metallfassade ausgestattet sind, nicht berichtet werden.
Derartige Lösungen sind grundsätzlich bekannt,
sind aber optisch meist nachteilig und teuer.
-
Weiterhin
kann die Putzoberfläche mit einer dünnen, kaum
bis nicht sichtbaren aber harten Oberfläche, z. B. aus
einem glasartigen Werkstoff überzogen werden. Ohne die
akustischen Eigenschaften der Fassade zu ändern, wäre
diese Lösung so hart, dass sie vom Specht nicht durchdrungen
werden könnte. Obwohl diese Lösung keine Löcher
provoziert, ist doch das akustische Ergebnis unbefriedigend. Neben
höheren Kosten ist hier auch zu bedenken, dass durch das
höhere Gewicht Montage und Befestigung der Fassade angepasst
werden müsste.
-
Aus
der
US 6'576'673 B2 ist
eine Methode zur Beschichtung von Holzmasten für die Stromversorgung
und Telefonverbindungen in ländlichen Gebieten bekannt.
Als wirksamer Bestandteil dienen Isophorone (3,5,5-trimethyl-2-cyclohexen-1)
in einer Matrix aus Verdicker und Wachsen, wobei schließlich nach
einer Mischung mit Keramikpellets in einem Harz eine streichbare Überzugsschicht
entsteht. Hierbei wird die wirksame Chemikalie in einer mechanisch
feste Auftragsmatrix gebunden. Beim Klopfen des Spechts wird die
wirksame Chemikalie freigesetzt und der Specht abgewehrt. Nachteilig
an der Lehrer dieser Erfindung ist es aber, dass ein Specht vielfach
an den Holzpfahl klopfen muss, bevor der Abwehrmechanismus durch
Freisetzung der Isophorone wirksam werden kann. Dies ist für
Stromleitungspfähle in dünn besiedelten bis unbewohnten Gebieten
akzeptabel, doch für die Abwehr von Spechten an Hausfassaden
nicht, da hier eine Abwehr bereits nach dem ersten Klopfen erfolgen
muss, um die Lärmbelästigung der Anwohner zu minimieren.
Des Weiteren ist die Verwendung chemischer Stoffe zur Tierabwehr
bei den in Deutschland unter Naturschutz stehenden Spechten nicht
geeignet.
-
Aus
der
CA 670 006 aus demselben
technischen Gebiet des Schutzes von Pfosten für elektrische
Versorgungsleitungen und Zaunpfähle ist ein Verfahren bekannt,
bei dem der chemischen Holzdruckimprägnierung ein weiterer
chemischer Bestandteil hinzugefügt wird, der Spechte abwehren hilft.
Dieser chemische Hilfsstoff wird aus der Klasse der Para-Benzoquinone
gewählt und zeigt in Feldversuchen eine gute Spechtabwehr.
Diese Methode ist allerdings für die Anwendung in Hausfassaden
auf nicht geeignet, da eine Druckimprägnierung einer Fassade
bzw. eines Fassadenelements nicht möglich ist. Auch ist
diese Methode in ihrer Anwendung auf Holzmaterialien als Untergrund
beschränkt. Gleichwohl wird der Specht auch hier erst nach
mehrmaligem Pochen abgewehrt, wodurch die akustischen Ziele der
Erfindung nicht erreicht werden können.
-
[Beschreibung der Erfindung]
-
Es
ist also Ziel der vorliegenden Erfindung, einen neuen Aufbau einer
Wärmedämm-Fassade anzugeben, die bei unveränderter
Wärmedämmung und ohne optische Beeinträchtigungen
eine dauerhafte und sichere Abwehr von Spechten erlaubt. Erreicht
wird dieses Ziel dadurch, dass in eine übliche Farbe zum
Anstrich des Gebäudes zusätzliche Mittel eingebracht
werden.
-
Die
in der Farbe eingebrachten Mittel verhalten sich solange vollkommen
passiv, solange keine Energie in die Fassade durch Spechtklopfen
eingebracht wird. Erst mit der durch das Klopfen oder Pochen des
Spechts eingebrachten Energie werden die in der Fassadenfarbe eingebrachten
Mittel aktiviert.
-
Die
in die Fassade eingebrachten Mittel bestehen nach der Lehre der
abhängigen Ansprüche entweder aus Piezo-Kristallen,
Feuerstein oder aus einer jodbasierten Explosionsfarbe. Alle diese
Mittel sind einzeln und grundsätzlich aus dem Stand der Technik
bekannt, nicht aber in der Anwendung in einer Fassadenfarbe zur
Spechtabwehr. Diese Mittel verhalten sich über einen langen
Zeitraum vollkommen passiv und werden erst durch das Spechtklopfen
und die dabei eingebrachte kinetische Energie aktiviert.
-
Bei
Aktivierung der Piezo-Kristalle werden Funken und Knallgeräusche
erzeugt, ebenso wird ein Strom erzeugt. Bei der Aktivierung von
Feuerstein werden Funken erzeugt. Die Aktivierung der jodbasierten
Explosionsfarbe erzeugt Feuer, Rauch und Knallgeräusche.
-
Alle
diese Effekte zielen ab auf das natürliche Angstverhalten
von Spechten vor Feuer und lauten Geräuschen. Aus dieser
Angst wird ein natürlicher Fluchtreflex des Tieres ausgelöst.
Der Specht verlässt die Fassade, richtet keinen Schaden
an, erzeugt keinen Lärm und bleibt dauerhaft dem Gebäude
fern.
-
[Vorteile der Erfindung]
-
Es
ist daher ein erster Vorteil der Erfindung, dass die Applikation
auf eine Hauswand einfach und kostengünstig vorgenommen
werden kann. Besonders kostengünstig ist die Applikation
dann, wenn im Zuge einer üblichen Renovierungsmaßnahme
der Fassade die neue Farbe mit den erfindungsgemäßen Eigenschaften
appliziert wird.
-
Es
ist ein weiterer Vorteil der Erfindung, dass zur Auslösung
der Spechtabwehr keine Energieversorgung notwendig ist.
-
Die
Mittel zur Spechtabwehr werden aktiviert, indem der Specht selbst
an der Fassade klopft. Es ist daher ein weiterer Vorteil der Erfindung,
dass zur Spechtabwehr keine Sensoren zur Erfassung eines Klopfereignisses
durch den Specht notwendig sind. Dies ist besonders einfach und
kostengünstig.
-
Es
ist dabei vorteilhaft, dass bei seiner Flucht der Specht nicht geschädigt
wird. Es ist darüber hinaus besonders vorteilhaft, dass
die Flucht des Spechts einsetzt, nachdem der erste Schlag des Pochens
auf die Fassade erfolgt ist. Damit wird der Specht sehr schnell
abgewehrt.
-
Damit
ist weiterhin vorteilhaft, dass die Anwohner des Hauses nicht durch
anhaltendes Pochen gestört werden. Gleichzeitig ist es
besonders vorteilhaft, dass die Fassade durch den Specht nicht beschädigt
wird, wodurch teure Reparaturen vermieden werden können.
-
Die
erfindungsgemäße Außenfassade eignet sich
im Einsatz besonders für Wohngebäude. Sie ist aber
nicht darauf beschränkt. Auch an Bauwerken und insbesondere
technischen Anlagen, Gas- oder Flüssigkeitsspeichern sind
Isolierschichten vorgesehen, die vor Wärme- oder Kälteverlust
schützen sollen. Da sie grundsätzlich im Aufbau
den zuvor für Hausfassaden beschriebenen ähneln,
sind sie ebenfalls attraktiv für Spechte. Derartige Isolierschichten finden
sich auch in der Raumfahrt, wobei die Flüssigtreibstofftanks
stark gekühlt sind und vor Kälteverlust gedämmt
werden müssen. Es ist bekannt, dass diese Dämmungen
auch Spechte anziehen. Für derartige Anwendungen ist die
Erfindung nach der Lehre der Ansprüche ebenfalls geeignet.
-
Der
Fassadenaufbau kann auf ein bestehendes Gebäude nachträglich
aufgebracht oder alternativ beim Bau des Gebäudes bereits
in die Fassaden integriert werden.
-
Die
Wahl der Materialien ist so vorzunehmen, dass die Abwehreigenschaften über
einen üblichen Renovierungszyklus von Wohnhäusern
von etwa vier bis zu zehn Jahren erhalten bleiben.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert
erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information
des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- - EP 2004051664 [0010]
- - US 6576673 B2 [0014]
- - CA 670006 [0015]