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Die
Erfindung betrifft Vorrichtungen zum besseren Handhaben von Stiften,
insbesondere betrifft sie ergonomisch an die Schreibhaltung angepasste Griffe
von Stiften, wie Schreib-, Zeichen- oder Malstiften, Griffeln, Pinseln
oder Federkielen u.s.w.
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Gängige bekannte
Stifte und Stiftadaptionen, die üblicherweise
aus Kunststoffen oder Leichtmetallen, wie Aluminium, gefertigt sind,
erleichtern zwar gegenüber
klassischen Stiften und Stiftadaptionen das Greifen und Halten des
Stifts durch Vergrößerung und/oder
ergonomische Anpassung der Grifffläche, bieten aber Menschen mit
tiefensensibler Wahrnehmungsstörung
keinen besonderen Vorteil.
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In
den vergangenen zwanzig bis dreißig Jahren hat sich bei technischen
Entwicklungen die Neigung durchgesetzt, Alltagsgegenstände immer
kleiner zu machen und von immer geringerem Gewicht herzustellen,
z. B. Tafelbestecke, Geschirr (Töpfe, Tassen,
Teller), Telefonapparate, Textilien, Federbetten u.s.w.
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Normalerweise
wird im allgemeinen davon ausgegangen, dass die Handhabung eines
Gegenstandes einfacher wird, je geringer sein Gewicht ist. Diese
Hypothese ist bisher auch im Zusammenhang mit Stiften allgemein
verbreitet. Die Produktentwickler, Therapeuten und Pädagogen
sind also der Ansicht, dass die Stifte zwar eine große Grifffläche aufweisen,
aber auch sehr leichtgewichtig sein müssten, damit die Benützer mit
ihnen gut zurecht kämen.
Zu diesem Trugschluß kommt
man u.a. auch deswegen, weil man meint, die Betroffenen seien ja
gehandicapt und hätten
es also „eh
schon schwer" genug
und könnten
nicht noch zusätzlich
mit schweren Gegenständen
hantieren.
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Zum
anderen zeigen die betroffenen Personen meist Verkrampfungen in
der Schreibhand und üben
unwillkürlich
einen erhöhten
Druck auf den Stift aus. Deshalb erhalten die Betroffenen leichte
Stifte, um diesen unerwünschten
Ergebnissen entgegen zu wirken.
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Man
geht davon aus, dass die Verkrampfungen und der Druck auf den Stift
dadurch auftreten, dass der Patient über zu wenig Feinmotorik verfügt, um den
Stift zu führen,
und folgert, dass ein leichter Stift die feinmotorische Entwicklung
unterstützt
und die Handhabung erleichtert.
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Mit
diesem wegen der Materialersparnis vordergründig tatsächlich erzielten partiellen
technischen Fortschritt gehen aber einher deutlich steigende und
immer häufiger
auftretende Störungen
der tiefensensiblen Wahrnehmungsleistung im Kindesalter. Die Ausbildung
der sensomotorischen Leistungsfähigkeit
wird, wie festgestellt wurde, behindert.
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Bei
einer erworbenen Tiefensensibilitätsstörung, z. B. durch Schlaganfall,
fehlen die geeigneten Gegenstände
im Alltag, um dieser Schwäche
entgegen treten zu können.
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Die
fehlende Sensibilität
fällt stärker ins
Gewicht und tritt deutlicher hervor als noch vor dreißig Jahren.
Es bestand daher ein Bedarf an Hilfsvorrichtungen, die das Ergreifen,
Halten und Führen
des Stifts besser ermöglichen
als die bekannten Hilfsvorrichtungen und die insbesondere auch Menschen
mit tiefensensibler Wahrnehmungsstörung die Stifthandhabung erleichtern.
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Es
wurde nun überraschender
Weise gefunden, dass z. B. bei Menschen mit Perzeptionsstörungen eine
gezielte Stiftführung
gerade dann erst möglich
wird, wenn sie nicht einen leichten, sondern im Gegenteil gerade
einen besonders schweren Stift zum Schreiben, Zeichnen oder Malen
erhalten.
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Gegenstand
der Erfindung ist eine ergonomische Stifthülse zum besseren Greifen, Halten
und Führen
des Stiftes, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie aus einem
schweren Material, wie Metall, Mineralien u.s.w., besteht. Das Hülsenmaterial
kann z. b. rostfreier Stahl, Gusseisen, ein anderes Schwermetall
oder eine Legierung solcher Metalle, wobei das schwere Material,
insbesondere Metall gegebenenfalls mit einem Kunststoffüberzug versehen
ist, Keramik, Metallkeramik (Cermets), ein anderer Verbundstoff,
Porzellan, Halbedelstein oder auch, wenn die Herstellungskosten
in Ausnahmefällen
eine geringe Rolle spielen, ein Edelmetall, beispielsweise Gold,
Silber oder Platin, sein.
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Die
Erfindung wird auf den beigefügten
beiden Zeichnungsblättern
(Seiten 5 und 6; 1 bis 6) an Hand
einiger Ausführungsformen
der erfindungsgemäßen Stifthülse näher veranschaulicht.
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Auf
dem ersten Zeichnungsblatt (Seite 5) ist eine besonders einfache
Ausführungsform
der neuen Stifthülse
aus einem Metall, z. B. Gusseisen oder Stahl, skizziert. Viele Varianten
sind möglich,
und ihre Ausführung
liegt im Ermessen des Fachmanns.
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1 ist
eine Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Stifthülse 1. Der Durchmesser
der zentralen Bohrung 2 sollte so groß sein, dass die Hülse 1 über den
Stift – in
der Zeichnung nicht gezeigt – gezogen
werden kann, aber dass dabei das Spiel zwischen Stift und Hülse doch
nicht allzu groß ist.
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Mit
der Feststellschraube 3 kann die Hülse 1 auf dem Stift
gesichert werden. Die Stärke
der Hülse variiert
je nach dem gewünschten
Therapie-Übungsgewicht.
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2 ist
eine Draufsicht auf die Stifthülse 1 von
vorne. 3 ist eine seitliche Teilansicht der Stifthülse, wobei
die Hülse
teilweise aufgeschnitten ist.
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Auf
dem zweiten Zeichnungsblatt (Seite 6) ist eine an und für sich bekannte
dreiteilige (4 bis 6) Einklemm-
und Manipuliervorrichtung zum Einsetzen in eine erfindungsgemäßen Stifthülse gezeichnet,
wobei das erste Teil, also 4, „explodiert" dargestellt ist.
Die Kombination einer Mine, z. B. Bleistiftmine, und der zugehörigen Einklemm-
und Manipuliervorrichtung mit der neuen Stifthülse stellt eine besondere Ausführungsform
der Erfindung da.
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- 1
- Stifthülse
- 2
- Bohrung
- 3
- Feststellschraube
- 4
- Stifthalteklammer
- 5
- Rutschhemmende
Rillen
- 6
- Gewinde
- 7
- Sprungfeder
- 8
- Führungshülse
- 9
- Gegengewinde
- 10
- Stopring
für die
Feder 7
- 11
- Druckknopf
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Die
Flügel – z. B.
vier, es können
aber auch mehr oder weniger Flügel
zur Anwendung kommen – der
Stifthalteklammer 4 sind im freien Zustand, wie in der 4 gezeigt,
nach außen
gerichtet und werden beim Zusammenbau der mehrteiligen Stifthülse zusammengedrückt.
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Der
Innendurchmesser der Sprungfeder 7 (s. 5)
ist größer als
der Außendurchmesser
der Führungshülse 8 (s. 6).
Zum Zwecke des Zusammenbaus wird die Sprungfeder 7 (s. 5)
auf die Führungshülse 8 (s. 6)
geschoben, und beide zusammen werden von hinten in die äußere Hülse aus
beispielsweise Gusseisen eingeführt.
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Die
Stifthalteklammer 4 wird von vorne mit der Führungshülse 8 über das
Gegengewinde 9 unter Druck von hinten verschraubt.
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In
der Ruhestellung ist die Stifthalteklammer 4 geschlossen
und hält
den Stift – nicht
gezeigtfest. Wird Druck auf den Druckknopf 11 ausgeübt, schiebt sich
die Halterung nach vorne und gibt den Stift frei.
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Durch
Anwendung der neuen Stifthülse
werden die Probleme von Patienten mit Tiefensensibilitätsstörungen und/oder
Tonusregulierungsproblematiken, wie in eigenen therapeutischen und
pädagogischen
Untersuchungen überraschend
festgestellt wurde, überwunden
und gelöst.
Zielgruppen sind z. B. Menschen mit Störungen der Tiefensensibilität, denen
es aufgrund ihres Krankheitsbildes schwer fällt, mit den gängigen Stiften
bzw. Stiftadaptionen umzugehen, Kinder oder Erwachsene mit angeborener
oder erworbener Funktionsstörung,
z. B. Kinder mit sensorischer Integrationsstörung, perzeptionsgestörte Kinder,
wie AHDS-Kinder, an Morbus Down erkrankte Personen sowie an nicht
genauer umschriebenen geistigen Behinderungen, Apoplex, Schädelhirntrauma
und ähnlichen
neurologischen Erkrankungen leidende Personen.
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Unter
Tiefensensibilität
versteht man allgemein die Empfindsamkeit für Lage, Stellung, Bewegung,
Druck, Kraftdosierung oder Vibrationen. Die propiozeptiven, sensiblen
Informationen kommen vor allem aus den Muskeln, Sehnen und Gelenken.
Die Tiefensensibilität
gibt auch das Gefühl
für die
Position im Raum und das Bewegungsausmaß (Kinästhetik) des Körpers.
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Aufgrund
einer vorliegenden Störung
der Tiefensensibilität
können
die Betroffenen nur schwer mit den gängigen Stiften umgehen. Um
einen Stift gezielt einsetzen zu können, muß der Mensch in der Lage sein,
die Position, Stellung und Bewegung von Arm, Hand und Fingern unbewusst
zu erkennen, zu steuern und zu kontrollieren. Er muß den Druck
auf den Stift regulieren und die Bewegungsrichtungen gleichzeitig
steuern können.
Für den
gezielten Stiftgebrauch sind außer
der Tiefensensibilität
zusätzlich noch
sehr viele andere Teilleistungen notwendig. Oft scheitern die Betroffenen
jedoch schnell an den kinästhetischen
bzw. propiozeptiven Defiziten.
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Das
Problem der Betroffenen liegt möglicherweise
darin, dass sie den Gegenstand für
kurze Zeit tatsächlich
wahrnehmen, aber sehr schnell ausblenden und sozusagen „vergessen", dass ihre Aufmerksamkeit
auf andere Dinge gerichtet wird, wie z. B. welcher Buchstabe kommt,
wo ist die Zeile auf dem Blatt, wo fange ich an, wie wird der Buchstabe
geschrieben u.s.w. Nachdem der Betroffene den Stift in der Hand „vergessen" hat, kann er ihn
sich nur durch visuelle Kontrolle in das Gedächtnis zurückrufen, hat aber so noch keinen
taktilpropiozeptiven Reiz, um die Bewegung einzuschätzen. Meist
sind die Schreibversuche ungeschickt, die Schrift ist überschießend, viel zu
groß u.ä. Der Stift
rutscht auch gelegentlich aus der Hand oder schwebt über dem
Papier, oder die Stiftspitze bricht ab oder verformt sich. Alle,
die vorher schon schreiben konnten, geben schnell und frustriert
auf.
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Kinder
mit tiefensensiblen Störungen,
die das Schreiben erlernen sollen, meiden den Gebrauch eines Stifts überhaupt,
solange es geht. Infolgedessen fehlt ein langes Maltraining, das
Voraussetzung für
eine flüssige
Schrift ist. Die Stifthaltung ist bei solchen Kindern oft verkrampft,
und sie üben
zu viel Druck auf den Stift aus. Um die Buchstaben korrekt und flüssig schreiben
zu können,
müssen
sie sehr lange üben
und viele Misserfolge erleben, da sie den Stift einfach nicht sicher
in die gewünschte
Richtung führen
können.
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Wenn
dagegen der Stift schwer in der Hand liegt, kann die Reizschwelle
zur Informationsweiterleitung in den Neuronen dauerhaft überwunden
werden, und als Folge davon werden sowohl der Griff als auch die
Führung
verbessert. Durch das Gewicht der erfindungsgemäßen Stifthülse bleibt der Stift also „im Gedächtnis". Die Reize sind
deutlich genug, um dauerhaft im Gehirn Aktivität (Reizinformation – Verarbeitung – Reaktion)
auszulösen.
Somit funktioniert die normale Wahrnehmung – nur eben mit einem sehr starken
Reiz.
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Das
angewandte Gewicht der Hülse
sollte anfangs sehr hoch gewählt
werden, kann aber im Laufe einer Überganszeit langsam reduziert
werden, da die Wahrnehmungsfunktion keine starre Einheit ist, sondern
sich adaptieren lässt.
Die Betroffenen können
somit die erforderlichen Bewegungsabläufe schneller automatisieren
(Neuerwerb der Schreibfähigkeit)
oder wieder aktivieren.
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Durch
Anwendung der neuen ergonomischen Stifthülse der Erfindung können die
Nachteile der zum bekannten Stand der Technik gehörenden Hilfsvorrichtungen,
die das Ergreifen, Halten und Führen
des Stifts besser ermöglichen
sollen, insbesondere bei Patienten mit Tiefensensibilitätsstörungen in überraschender
Weise überwunden
werden.
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Es
liegt im Bereich des Fachmanns, die vorstehend beschriebene, in
den beigeschlossenen Zeichnungen illustrierte und in den Schutzansprüchen beanspruchte,
erfindungsgemäße Stiftadaption so
zu variieren bzw. abzuwandeln, dass sie auch auf andere Alltags-
und/oder Spezialgegenstände
anwendbar ist, wie beispielsweise Zahnbürsten-, Messer- Gabel-, Löffel-, Kamm-,
Bürsten-
oder Handwerkszeuggriffe.