-
Vornehmlich
im stationären
Bereich bei der Betreuung von bettlägerigen Patienten oder Pflegepatienten
ist der Einsatz von Ableitungsauffangsystemen, die zum Ableiten
und Aufnehmen des Urins des Patienten dienen, von Nöten. Bekannte
Systeme verwenden entweder einen Auffangbeutel, vornehmlich einen
Beinbeutel oder sogenannte Urinenten. Urinauffangbeutel sind in
der Regel nur zum einmaligen Gebrauch, höchstens aber über ca.
drei Tage benutzbar, wonach sie zu entsorgen sind. Neben den auf Grund
der Einmal-Benutzung beachtlichen Kosten dieses Auffangsystems stellt
die Entsorgung ein beachtliches Problem dar, da nicht geklärt ist,
ob Urinauffangbehälter
als normaler Abfall oder als Sondermüll entsorgt werden müssen. In
der momentanen Situation, wo solche Beutel als normaler Abfall entsorgt
werden, können
sie durch andere im Müll
befindliche Gegenstände
verletzt werden. Wenngleich die Urinbeutel vor ihrer Entsorgung
geleert werden, ist eine vollständige
Entleerung nicht gewährleistet, so
dass bei einer Verletzung der gegebenenfalls bakteriell infizierte
Resturin auslaufen kann, so dass die infizierenden Bakterien, vornehmlich
im Sommer, durch vermehrte Keimbildung infolge des Wärmeeinflusses
verbreitet werden können.
-
Urinenten,
die in Pflegeheimen, Krankenhäusern
und anderen medizinischen Bereichen verwendet werden, können zwar,
nachdem es sich um stabile Behälter
handelt, maschinell gereinigt werden. Gleichwohl kann eine 100-prozentige
Reinigung und damit eine vollständige
Keimfreiheit nicht gewährleistet
werden, da aufgrund der Form der Urinenten Kanten und Hinterschneidungen
gegeben sind, in denen sich leicht Bakterien festsetzen können, die
während
der maschinellen Reinigung nicht entfernt werden können.
-
Der
Erfindung liegt damit das Problem zugrunde, einen Urinauffangbehälter anzugeben,
der mehrfach verwendbar ist, und der eine verbesserte Reinigung
ermöglicht.
-
Zur
Lösung
dieses Problems ist erfindungsgemäß ein Urinauffangbehälter vorgesehen,
bestehend aus einem stabilen Behälterkorpus
und einem lösbaren,
den Behälterkorpus
schließenden
Deckel, wobei der Behälterkorpus
eine kantenfreie Form aufweist.
-
Der
Behälterkorpus
des erfindungsgemäßen Urinauffangbehälters ist
kantenfrei, das heißt,
an ihm sind keine Hinterschneidungen, Nischen oder sonstige Kanten
vorhanden, an denen sich Keime festsetzen können. Infolgedessen ist eine
vollständige
Reinigung möglich.
Der Behälterkorpus,
der mit dem Urin in Berührung
kommt, kann, nachdem der erfindungsgemäß vorgesehene Deckel lösbar ist,
weit geöffnet
werden, so dass er vollständig
und großräumig zugänglich ist
und die Reinigungsflüssigkeit
an alle Korpusstellen gelangen kann. Damit ist eine vollständige, den
Vorschriften des Hygienegesetzes entsprechende Reinigung und Sterilisation
des Behälters möglich.
-
Der
Behälterkorpus
kann nach einer ersten Erfindungsalternative einen vorzugsweise
im Wesentlichen zylindrischen Korpusabschnitt aufweisen, der über einen
gerundeten Abschnitt in den Boden übergeht. Der Boden steht bei
dieser Ausführungsform
horizontal, so dass ein Abstellen des Behälters möglich ist.
-
Alternativ
besteht die Möglichkeit,
dass der an den vorzugsweise im Wesentlichen zylindrischen Korpusabschnitt
anschließende
Boden selbst rundlich ist, das heißt, der Korpus weist bodenseitig
eine halbkugelartige Form auf.
-
Schließlich besteht
die Möglichkeit,
den Behälterkorpus – gesehen
im Längsausschnitt – im Wesentlichen
kugelförmig
auszuführen.
-
Insgesamt
besitzt der Behälterkorpus
eine blasenartige Form, die über
unterschiedliche Wand- beziehungsweise Bodengeometrien erreicht
wird beziehungsweise verschiedenartig sein kann. In jedem Fall ist
aber gewährleistet,
dass keinerlei Kanten, Hinterschneidungen, Winkel etc. im Korpusbereich, der
mit dem Urin in Verbindung kommt, gegeben sind.
-
Im
Querschnitt kann der Behälterkorpus
rund oder oval sein, je nach Ausgestaltung und Anbringort. Ein ovaler
Korpus ist insgesamt etwas schmaler, er kann also leicht in Bereichen
mit etwas geringerem Platzangebot positioniert werden. Natürlich sind
je nach Größe des Korpus
unterschiedliche Behältervolumina
realisierbar.
-
Für ein einfaches Öffnen und
Schließen
des Deckels und zur Sicherstellung eines dichten Verschlusses ist
der Deckel zweckmäßigerweise über Rast-
oder Schnappverschlüsse
mit dem Behälterkorpus
verbindbar. Bevorzugt ist er vollständig entnehmbar, so dass beide
Teile voneinander getrennt werden können, was der Reinigung dienlich
ist. Denkbar ist aber auch, den Deckel an einer Seite über ein
Scharnier anzulenken.
-
Für eine einfache
Verbindung des Urinauffangbehälters
mit der Urinzuführleitung,
die beispielsweise in einen Katheter übergeht, ist am Deckel zweckmäßigerweise
ein Einlaufstutzen vorgesehen, an den die Urinzuführleitung
anschließbar
ist, wobei der Einlaufstutzen bevorzugt ein sich konisch erweiterndes
Anschlussstück
aufweist, an das der Harnableitungsschlauch angeschlossen werden
kann, über den
ein Katheter oder Urinalkondom mit dem erfindungsgemäßen Urinauffangbehälter verbunden
wird. Die konische Erweiterung lässt
ein einfaches Anschließen
zu.
-
Eine
zweckmäßige Erfindungsausgestaltung sieht
vor, dass der Einlaufstutzen in ein in das Behälterinnere führendes
Ablaufrohr übergeht. Über dieses
Ablaufrohr wird der zulaufende Urin in das Behälterinnere geführt, das
heißt,
er fällt
nicht unmittelbar deckelseitig in das Behälterinnere, sondern wird im Rohr
tief in das Behälterinnere
geführt.
Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn am Ablaufrohr mehrere seitliche
Ablauföffnungen
vorgesehen sind. Das Ablaufrohr ist bei dieser Erfindungsausgestaltung
am unteren Ende geschlossen, der Urin läuft ausschließlich über diese
seitlichen Ablauföffnungen
ab. Dies hat den Vorteil, dass sich der Urin auf mehrere feine Strahlen,
definiert über
den Öffnungsquerschnitt,
aufteilt, mithin also nicht über
das Rohr in den Behälter als
Flüssigkeitssäule stürze, sondern
sich über
die mehreren Öffnungen
beim Einlauf verteilt. Hierdurch wird das Einlaufgeräusch minimiert,
das heißt,
der Zulauf ist kaum hörbar. Über eine
kleine Ablauföffnung
am sonst geschlossenen Rohrende kann sichergestellt werden, dass
das Rohr beim Öffnen
und Entnehmen des Deckels vollständig
leer läuft.
-
Der
erfindungsgemäße Urinauffangbehälter weist
in Weiterbildung des Erfindungsgedankens zweckmäßigerweise eine vorzugsweise
deckelseitige Einrichtung zur Füllstandsanzeige
auf, über
die dem Patienten oder dem Pflegepersonal signalisiert wird, dass
ein vorbestimmter Füllstand
erreicht und eine Leerung des Behälters erforderlich ist. Diese Füllstandsanzeige
kann einen Sensor und ein Mittel zur Gabe eines optischen und/oder
akustischen Signals bei Erreichen eines vorbestimmten Füllstands umfassen.
Denkbar ist jedweder elektrische oder elektromechanische Sensor,
der das Erfassen eines Flüssigkeitsniveaus
ermöglicht.
Die Anzeigemittel können
beispielsweise eine oder mehrere LED's enthalten, die leuchten oder blinken,
wenn der Sensor ein entsprechendes Signal gibt. Ein akustisches
Anzeigemittel kann beispielsweise in Form eines Summers oder Piepsers
ausgebildet sein.
-
Alternativ
zu dieser Ausgestaltung ist es auch denkbar, dass die Füllstandsanzeige
eine mechanische Anzeige umfassend einen im Behälterinneren befindlichen Schwimmer
mit zugeordnetem deckelseitigen Anzeigemittel umfasst. Im Inneren schwimmt
also ein Schwimmer auf dem Urin auf, über den bei Erreichen eines
entsprechenden Füllstandes
das deckelseitige Anzeigemittel betätigt wird.
-
Bevor
der Behälter
abgenommen wird, muss in jedem Fall die Klappensperrvorrichtung
am Harnableitungsschlauch geschlossen werden, bevor dieser abgezogen
wird. Der Einlaufstutzen selbst kann über ein geeignetes Verschlussmittel,
z.B. eine Verschlusskappe oder dergleichen zu Transportzwecken verschlossen
werden.
-
Weitere
Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus
dem im folgenden beschriebenen Ausführungsbeispiel sowie anhand der
Zeichnungen. Dabei zeigen:
-
1 eine Schnittansicht durch
einen erfindungsgemäßen Urinauffangbehälter,
-
2 eine Seitenansicht des
Behälterkorpus
des erfindungsgemäßen Urinauffangbehälters aus 1, und
-
3 eine Aufsicht auf den
Behälterkorpus aus 2.
-
1 zeigt einen erfindungsgemäßen Urinauffangbehälter 1,
bestehend aus einem Behälterkorpus 2,
der oberseitig offen ist und über
einen Deckel 3 verschlossen werden kann.
-
Der
Behälterkorpus 2 ist,
wie den Figuren zu entnehmen ist, im Inneren vollständig kantenfrei,
das heißt,
es sind keinerlei Kanten, Hinterschneidungen, Winkel oder dergleichen
vorhanden, an denen sich Keime festsetzen können. Im gezeigten Ausführungsbeispiel
weist der Behälterkorpus 2 oberseitig die Öffnung 4 auf,
ausgehend von welcher sich der Korpus zunächst etwas verjüngt, um
sich anschließend
wieder zu erweitern. Er geht in einen im gezeigten Beispiel im Wesentlichen
zylindrischen Korpusabschnitt 5 über, der in den Boden 6 übergeht,
der eine rundliche, kugelschalenartige Form aufweist.
-
Der
Deckel 3 kann am Behälterkorpus 2 über Rast-
oder Schnappverschlüsse 7 lösbar befestigt werden,
er kann zur Gänze
entnommen werden. Ein solcher Rat- oder Schnappverschluss kann beispielsweise
als deckelseitig umlaufende Rast nase ausgeführt sein, die den seitlichen
Rand des Behälterkorpus
beim Aufschnappen des Deckels umgreift. Denkbar ist jedweder Verschlussmechanismus,
der ein sicheres Verschließen
ermöglicht.
Zur Erzielung einer vollständigen
Dichtheit ist es denkbar, zwischen Behälterkorpus und Deckel einen
Dichtungsring einzubringen, der bevorzugt bereits an einem der Teile
befestigt ist.
-
Der
Deckel 3 ist von einem Einlaufstutzen 8 durchsetzt,
an dessen oberem Ende ein sich konisch erweiterndes Anschlussstück 9 vorgesehen
ist, an das ein Urinzufuhrschlauch anschließbar ist, über den wiederum beispielsweise
ein Blasen katheter oder ein Urinalkondom angeschlossen werden kann. Der
Einlaufstutzen 8 geht in ein Ablaufrohr 10 über, das
tief in das Behälterinnere
bis nahe dem Boden führt.
Am unteren Ende 11 ist das Ablaufrohr verschlossen, während über seine
Länge verteilt
eine Vielzahl von Ablauföffnungen 12 vorgesehen
sind, die in beliebiger Verteilung angebracht sein können. Beispielsweise
können
sie ringförmig
und um 90° zueinander
versetzt über
die Länge
des Ablaufrohrs 10 verteilt vorgesehen sein. Der zulaufende
Urin teilt sich in eine Vielzahl dünner, vom Durchmesser der vorzugsweise
ovalen Ablauföffnungen 12 bestimmter Einzelstrahlen
auf, das heißt,
der Urin stürzt
nicht direkt in den Behälter,
sondern läuft
relativ geräuscharm über die
Ablauföffnungen 12 ab.
-
Des
Weiteren ist am Deckel eine Einrichtung 13 zur Füllstandsanzeige
vorgesehen. Diese umfasst im gezeigten Beispiel einen nicht näher gezeigten Sensor 14 sowie
ein optisches oder akustisches Anzeigemittel 15. Der Sensor 14 kann
beispielsweise ein Licht-optischer Sensor sein, über den in einem Reflexionsverfahren
die Urinoberfläche
erfasst und in ihrer Höhe
bestimmt wird. Die Anzeigeeinrichtung 15 kann beispielsweise
eine Blinkanzeige in Form einer oder mehrerer LED's oder ein akustischer
Warner sein. Eine Stromversorgung, z.B. eine Knopfzelle, ist integriert.
-
Wird über die
Einrichtung 13 zur Füllstandsanzeige
angezeigt, dass ein hinreichendes, vorbestimmtes Niveau erreicht
ist, wird der Urinauffangbehälter
ausgetauscht. Hierzu ist zunächst
der Urinzuführschlauch,
der in 1 nicht näher gezeigt
ist, zu verschließen
und vom Anschlussstück 9 zu
lösen. Dieses
wird anschließend
beispielsweise über
eine Aufsteckkappe oder dergleichen verschlossen, wonach der Behälter entnommen
und ausgetauscht werden kann. Zum Entleeren wird der Deckel 3 geöffnet, das
heißt,
der oder die Rast- und/oder Schnappverschlüsse 7 werden gelöst und der
Urin entleert. Anschließend
werden der Deckel samt seiner Komponenten wie auch der Behälterkorpus
in entsprechenden Reinigungseinrichtungen keimfrei gereinigt.
-
Den 2 und 3 ist die konkrete des Behälterkorpus 2 zu
entnehmen, der in 2 in
einer Seiten- und in 3 in
einer Aufsicht dargestellt ist. Ersichtlich weist der Behälterkorpus
eine ovalähnliche Form
auf, das heißt,
er ist etwas länglich
gezogen, besitzt jedoch insgesamt die Form einer Blase. Denkbar
ist aber auch, ihm eine insgesamt symmetrische, runde Form zu geben,
auch ist es denkbar, ihn, bezogen auf die Seitenansicht, kugelig
auszuführen.
-
Über die
im Bereich des oberen Randes vorgesehene Befestigungsösen 16 kann
der Urinauffangbehälter 1 beispielsweise
an einem Patientenbett oder dergleichen angehängt werden.
-
Als
Materialien für
den Behälterkorpus 2 wie auch
den Deckel 3 können
beliebige Materialien wie Stahl, Titan, Kunststoffe oder andere
Materialien eingesetzt werden, solange sie eine entsprechende chemische
Reinigung zur Erzielung der gewünschten Keimfreiheit
zulassen.