DE19957171A1 - Verfahren zur Erkennung eines unsymmetrischen Bremseneingriffs bei Kraftfahrzeugen - Google Patents
Verfahren zur Erkennung eines unsymmetrischen Bremseneingriffs bei KraftfahrzeugenInfo
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Abstract
Die Erfindung befasst sich mit einem Verfahren zur Erkennung eines unsymmetrischen Bremseneingriffs bei Kraftfahrzeugen, die mit einem elektrischen Lenksystem ausgerüstet sind, und ist dadurch gekennzeichnet, dass während der Fahrt des Kraftfahrzeugs bei einem Bremseneingriff an den gelenkten Rädern eine nicht durch das Lenkrad bewirkte Radauslenkung derselben erfasst, von anderen möglichen, eine Radauslenkung bewirkenden Einflüssen unterschieden und daraus ein unsymmetrischer Bremseneingriff erkannt wird (Figur 2).
Description
Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Erkennung
eines unsymmetrischen Bremseneingriffs bei Kraftfahrzeugen,
die mit einem elektrischen Lenksystem ausgerüstet sind.
Zukünftig werden vermehrt elektrische Lenksysteme
eingesetzt. Dabei ist das Lenkrad nicht mehr mechanisch
oder hydraulisch mit den gelenkten Fahrzeugrädern
gekoppelt. Die gewünschte Lenkbewegung wird z. B. mittels
eines Drehmomentensensors am Lenkrad erfasst, und abhängig
davon wird dann ein elektrischer Lenkstellmotor für die
Auslenkung der gelenkten Fahrzeugräder angesteuert.
Alternativ können beide gelenkten Fahrzeugräder separat
durch getrennte elektrische Lenkstellmotoren gelenkt
werden.
Ein bekanntes elektrisches Lenksystem ist z. B. in der
DE 197 51 125 der Robert Bosch GmbH beschrieben und soll hier
kurz als ein Beispiel erläutert werden, bei dem sich das
erfindungsgemäße Verfahren anwenden lässt. Bei einem
solchen Lenksystem werden die vom Fahrer durch das Lenkrad
aufgebrachten Lenkradbewegungen, die durch einen
Momentensensor erfasst werden, in einem
Überlagerungsgetriebe mit den Bewegungen des elektrischen
Lenkstellmotors überlagert. Die so entstandene
Gesamtbewegung wird dann über ein Lenkgetriebe bzw. ein
Lenkgestänge an die lenkbaren Räder, im allgemeinen die
Vorderräder zur Einstellung des Lenkwinkels weitergeleitet.
Mit einem derartigen elektrischen Lenksystem, welches auch
"Steer-by-Wire"-Lenksystem genannt wird, lässt sich das
dynamische Lenkverhalten des Fahrzeugs nicht nur abhängig
von dem am Lenkrad aufgebrachten Fahrerlenkwunsch sondern
auch abhängig von anderen fahrdynamikrelevanten Größen, wie
z. B. Fahrbahnbeschaffenheit, Beladungszustand des
Kraftfahrzeugs, Seitenwindstärke etc. beeinflussen. Ein
solches elektrisches Lenksystem kann auch die bei
Bremsungen auf sogenannten µ-Split-Fahrbahnen vorkommenden
Abweichungen von der geraden Fahrt, bei denen die
Fahrbahnreibwerte auf der rechten und linken Fahrzeugseite
signifikant verschieden sind, kompensieren.
Eine weitere potentielle Anwendung eines solchen
elektrischen Lenksystems ist die Unwucht- und
Luftdruckerkennung der gelenkten Fahrzeugräder aufgrund der
erfassten Lenkmomente (unveröffentlichte DE 199 06 300.1
der Robert Bosch GmbH).
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Erkennung
eines unsymmetrischen Bremseneingriffs bei Kraftfahrzeugen
zu schaffen, welches unter Ausnutzung der durch ein
elektrisches Lenksystem (wie es oben geschildert wurde)
gegebenen Möglichkeiten erkennen kann, wenn das Fahrzeug
bei einem Bremsvorgang aufgrund eines unterschiedlichen
Bremseneingriffs am linken und rechten gelenkten Rad aus
der Spur zu geraten droht.
Die Aufgabe wird anspruchsgemäß gelöst.
Gemäß einem wesentlichen Aspekt der Erfindung ist das
erfindungsgemäße Verfahren dadurch gekennzeichnet, dass ein
Erfassungsschritt vorgesehen ist, der während der Fahrt bei
einem Bremseneingriff an den gelenkten Rädern eine nicht
durch das Lenkrad bewirkte Radauslenkung derselben erfasst,
dass ein Unterscheidungsschritt vorgesehen ist, der die
erfasste Radauslenkung von anderen möglichen, eine
Radauslenkung bewirkenden Einflüssen unterscheidet und dass
schließlich ein Erkennungsschritt vorgesehen ist, der
daraus einen unsymmetrischen Bremseneingriff erkennt.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahren sowie einer
das Verfahren durchführenden Vorrichtung bestehen darin,
dass sie einen unsymmetrischen Bremseneingriff sicher
erkennen können und dass durch die Nutzung der durch das
elektrische Lenksystem des Kraftfahrzeugs vorhandenen
Möglichkeiten eine kostengünstige und keine wesentlichen
Hardware-Eingriffe benötigende automatische Erkennung
unsymmetrischer Bremseneingriffe ermöglicht wird.
Die erfindungsgemäße Lösung kann sich weitgehend auf
vorhandene Hard- und Softwaremittel des elektrischen
Lenksystems sowie auf Signale von ohnehin in einem solchen
mit einem elektrischen Lenksystem ausgestatteten Fahrzeug
vorhandene Sensoren stützen.
Fig. 1 zeigt schematisch ein Blockschaltbild einer zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
einsetzbaren Vorrichtung in Kombination mit einem
elektrischen Lenksystem.
Fig. 2 zeigt ein Flussdiagramm, das zur Erläuterung des
erfindungsgemäßen Verfahrens dient.
In Fig. 1 ist in Form eines Funktionsblockschaltbilds ein
elektrisches Lenksystem eines Kraftfahrzeugs in Kombination
mit einer zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
eingerichteten Vorrichtung gezeigt. Davon wird zunächst das
elektrische Lenksystem beschrieben. Ein an einem Lenkrad 7
vorgegebener Lenkradwinkel wird von einem Lenkradsensor 4
erfasst und ein entsprechendes Lenkradwinkelsignal an eine
Regel/Steuereinheit 1 gegeben, die über eine (nicht
gezeigte) Leistungseinheit einen elektrischen
Lenkstellmotor 2 mit einem Stellsignal beaufschlagt, das
zumindest von dem am Lenkrad 7 vorgegebenen Lenkwunsch aber
auch von anderen fahrdynamikrelevanten Größen abhängt. Der
elektrische Lenkstellmotor 2 ist mit einem Lenkgetriebe 3
gekoppelt, welches einen entsprechenden Lenkwinkel an den
Vorderrädern VL und VR einstellt. Der Lenkwinkel δL, δR kann
mit einem Sensor 6, 8 direkt am Lenkgetriebe 3 erfasst und
als Istsignal der Regel/Steuereinheit 1 zurückgeführt
werden. Ferner kann der Motorstrom des Lenkstellmotors 2
als Iststrom I der Lenkregel/Steuereinheit 1 eingegeben
werden. In Fig. 1 nicht gezeigte Drehmomentsensoren können
vorgesehen sein, um das Drehmoment an den Vorderrädern VL
und VR zu erfassen. Die Regel/Steuereinheit 1 kann zur
Berücksichtigung fahrdynamischer Größen weitere
Sensorsignale Sens1, Sens2 und Sens3 von im Fahrzeug
angebrachten Sensoren, wie z. B. einem
Querbeschleunigungssensor, einem Giersensor etc. und auch
von einer Motorsteuereinheit empfangen, die ein Signal über
die Fahrbahnbeschaffenheit, die gefahrene Geschwindigkeit
usw. liefert. Die zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens eingerichtete Vorrichtung ist in Fig. 1 als
Regel/Steuerblock 10 eingezeichnet, der eingangsseitig
ebenfalls die genannten Sensorsignale Sens1, Sens2, Sens3
und optionell ein Signal Sens4, das eine erfasste Änderung
der Radumlaufgeschwindigkeit angibt, empfängt und
ausgangsseitig Bremskraftsignale FL, FR erzeugt, die
jeweils an einen linken und rechten Bremskraftregler 11, 12
übertragen werden, die der nicht eingezeichneten linken und
rechten Bremse an den Vorderrädern VL und VR zugeordnet
sind.
Der Kern des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin,
durch Beobachtung der Reifenauslenkung bei einem
Bremseneingriff während eines günstigen Betriebszustands
des Fahrzeugs eine unsymmetrische Bremse (linkes und
rechtes Rad bremst unterschiedlich) zu erkennen.
Wirkt die Fahrzeugbremse unsymmetrisch, so würde nach einem
Bremseneingriff bei konventioneller Lenkung auf das Lenkrad
7 eine Drehkraft einwirken. Wird dabei das Lenkrad 7 nicht
festgehalten oder wird nicht gegengelenkt, so kann das
Fahrzeug unter Umständen ungewollt seine Richtung ändern,
d. h. die Spur verlassen.
Beim Einsatz einer elektrischen Lenkung, wie sie
beispielhaft in Fig. 1 dargestellt ist, kann diese
Änderung der Reifenauslenkung erfasst werden. Dies kann
z. B. durch Erfassung der Änderung der Lenkkraft des
Lenkstellmotors 2, durch Erfassung der Änderung des durch
den Motor 2 fließenden Stroms bei gleichbleibender
Spannung, durch eine direkte Wegmessung der Auslenkung
(Lenkwinkel δL, δR), durch Messen der Änderung des
Drehmoments (bei Einsatz eines Drehmomentensensors) oder
durch Auswertung von im Reifen integrierten Sensoren zur
Ermittlung der Belastung des Reifens geschehen.
Fig. 2 zeigt ein Beispiel eines vereinfachten
Ablaufdiagramms zur Erläuterung des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
Nach dem Start der Routine wird in einem Schritt S1
entschieden, ob ein Betriebszustand vorliegt, der zur
Überprüfung der Bremsensymmetrie geeignet bzw. günstig ist.
Z. B. darf das Fahrzeug nicht auf einer schlechten
Wegstrecke fahren. Wenn der Betriebszustand zur Prüfung der
Bremsensymmetrie nicht günstig ist, erfolgt Abbruch
(Schritt S7). Wenn dagegen ein günstiger Betriebszustand
vorhanden ist (Entscheidung JA), wird in einem Schritt S2
geprüft, ob der Bremseneingriff einen vorbestimmten
Schwellwert überschreitet. Wenn dies nicht der Fall ist,
wird die Prüfung auf Bremsensymmetrie abgebrochen (Schritt
S7). Wenn sich im Schritt S2 ergibt, dass der
Bremseneingriff größer als der vorbestimmte Schwellwert ist
(Entscheidung JA), wird in einem Schritt S3 geprüft, ob die
Änderung der Radauslenkung größer als ein anderer
vorbestimmter Schwellwert ist. Wenn dies nicht der Fall
ist, wird entschieden, dass die Bremse in Ordnung ist
(Schritt S5) und danach abgebrochen (Schritt S7). Wenn im
Schritt S3 erkannt wurde, dass die Änderung der
Radauslenkung größer als der Schwellwert ist (Entscheidung
JA), wird im Schritt S4 erkannt, dass die Bremse
unsymmetrisch ist. Dann kann sich ein Schritt S6
anschließen, der eine Symmetrierung des Bremseingriffs
durch Variation der Bremskräfte des linken und rechten Rads
herbeiführt. Danach ist die in Fig. 2 gezeigte Routine
beendet.
Neben der Änderung der Reifenauslenkung kann zusätzlich das
Signal Sens3 vom Giersensor und/oder das Signal Sens4, d. h.
die erfasste Änderung der Radumlaufgeschwindigkeit der
Fahrzeugreifen (die Sensoren sind in Fig. 1 nicht gezeigt)
ausgewertet werden. Ferner kann der zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens vorgesehene Regel/Steuerblock
10 von der für die Lenkung vorgesehenen Regel/Steuereinheit
1 ein Signal empfangen, welches eine µ-Split-Fahrbahn
kennzeichnet, so dass eine dadurch verursachte
Radauslenkung von Radauslenkungen unterschieden werden
kann, die durch einen unsymmetrischen Bremseneingriff
verursacht werden.
Claims (15)
1. Verfahren zur Erkennung eines unsymmetrischen
Bremseneingriffs bei Kraftfahrzeugen, die mit einem
elektrischen Lenksystem ausgerüstet sind, dadurch
gekennzeichnet, dass während der Fahrt des Kraftfahrzeugs
bei einem Bremseneingriff an den gelenkten Rädern eine
nicht durch das Lenkrad bewirkte Radauslenkung derselben
erfasst, von anderen möglichen, eine Radauslenkung
bewirkenden Einflüssen unterschieden und daraus ein
unsymmetrischer Bremseneingriff erkannt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass der Erfassungsschritt eine Änderung der Lenkkraft
eines elektrischen Lenkstellmotors erfasst.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
dass der Erfassungsschritt eine Änderung des elektrischen
Stroms durch den Lenkstellmotor bei gleicher Spannung
desselben erfasst.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Erfassungsschritt eine
Winkeländerung der Auslenkung eines gelenkten Rads erfasst.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Erfassungsschritt eine
Änderung des Drehmoments des Lenkstellmotors erfasst.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Unterscheidungsschritt
einen unsymmetrischen Bremseneingriff von durch
Fahrbahnunebenheiten verursachten Radauslenkungen
unterscheidet.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Unterscheidungsschritt
einen unsymmetrischen Bremseneingriff von durch eine
Unwucht in den gelenkten Rädern verursachten
Radauslenkungen unterscheidet.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Unterscheidungsschritt
einen unsymmetrischen Bremseneingriff von Radauslenkungen
der gelenkten Räder unterscheidet, die durch
unterschiedlichen Luftdruck dieser Räder verursacht werden.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Unterscheidungsschritt
einen unsymmetrischen Bremseneingriff von Radauslenkungen
unterscheidet, die durch eine µ-Split-Fahrbahn in den
gelenkten Rädern verursacht werden.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass zur Erkennung eines
unsymmetrischen Bremseneingriffs zusätzlich ein Signal von
einem Giersensor ausgewertet wird.
11. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass zur Erkennung eines
unsymmetrischen Bremseneingriffs zusätzlich eine Änderung
der Radumlaufgeschwindigkeit der gelenkten Räder
ausgewertet wird.
12. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass zusätzlich ein
Kompensationsschritt vorgesehen ist, der einen erkannten
unsymmetrischen Bremseneingriff durch entsprechende
Variation der Bremskräfte und/oder durch unterschiedliche
Lenkwinkel an den gelenkten Rädern symmetriert.
13. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass ein einseitiger bzw.
unsymmetrischer Bremseneingriff erzeugt wird, der durch
einen Kompensationsschritt symmetriert wird.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch
gekennzeichnet, dass der Bremseneingriff und/oder der
Kompensationsschritt zur Diagnose des Bremssystems und/oder
des Lenksystems verwendet wird.
15. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1-14, dadurch gekennzeichnet, dass sie mit
einem elektrischen Lenksystem für Kraftfahrzeuge kombiniert
ist.
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