DE19956948C2 - Verwendung eines Formkörpers aus mindestens einem Nebenprodukt der Naturfasergewinnung und einem vollständig biologisch abbaubaren Bindemittel - Google Patents
Verwendung eines Formkörpers aus mindestens einem Nebenprodukt der Naturfasergewinnung und einem vollständig biologisch abbaubaren BindemittelInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Verwendung eines Formkörpers aus mindestens ei
nem Nebenprodukt der Naturfasergewinnung und einem vollständig biologisch abbaubaren
Bindemittel.
Das Grundprinzip der biologischen Abluft- und Abwasserreinigung ist seit langem bekannt.
Es besteht darin, daß die Abluft/das Abwasser durch eine Anlage geleitet wird, in der sich
entweder auf einem Trägermaterial (Biofilter) oder im Wasser (Biowäscher) Mikroorganis
men befinden, die die Schadstoffe aus der Abluft/dem Abwasser zu CO2, Wasser und Bio
masse verstoffwechseln.
In Abwasserreinigungsanlagen können zudem die nützlichen Eigenschaften von Biofilmen
verwendet werden. Dazu ist es notwendig, in der Abwasserreinigungsanlage genügend geeig
nete Oberflächen zur Verfügung zu stellen, an denen sich die Biofilme durch Immobilisierung
von Mikroorganismen ausbilden können. Durch die besondere Strukturierung der Biofilme
finden Abbauspezialisten, die im Regelfall eine relativ geringe Vermehrungsgeschwindigkeit
aufweisen, hier günstigere Entwicklungsmöglichkeiten als in Suspensionen. In Folge der An
wesenheit dieser hochspezialisierten Mikroorganismen können auch biologisch schwer ab
baubare Substanzen (z. B. Xenobiotika) in Biofilmen eliminiert werden. Im Prozeß der biolo
gischen Abwasserreinigung kann die Nutzung von Biofilmen zu einer erhöhten Nitrifikati
onsleistung führen und die Prozeßstabilität bei Belastungsschwankungen erhöhen. Der Stoff
transport innerhalb eines Biofilms erfolgt diffusionslimitiert, so daß sich bei entsprechenden
Abbaugeschwindigkeiten Konzentrationsgradienten ausbilden. Aufgrund der geringen Lös
lichkeit von Sauerstoff in wässerigen Medien können sich innerhalb eines Biofilms neben
aeroben auch anoxische bzw. anaerobe Zonen ausbilden, die wiederum die Denitrifikation
ermöglichen.
Die bisherige Entwicklungen versuchen mit Hilfe von synthetischen Trägermaterialien, die an
Stützkörpern befestigt werden, einen optimalen Abbau der Schadstoffe zu ermöglichen. Die
entstehende Biomasse, die sich auf dem Trägermaterial ansammelt, führt in der Regel zu an
steigendem Druckverlust über den Biofilter und schließlich zum Verstopfen des Systems.
Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen in biologischen Abluft- und Abwasserreini
gungsanlagen erfolgt bisher überwiegend im Bereich der Abluftreinigung. Bei den bisher ein
gesetzten nachwachsenden Rohstoffen handelt es sich beispielsweise um gerissenes Wurzel
holz, Heidekraut oder die Grobabsiebung aus Pflanzenkompostieranlagen, die mit anorgani
schen Stützmaterialien, beispielsweise Blähton oder Styropor, versetzt werden, um eine be
stimmte Porosität zu erzielen, die innerhalb der Standzeit weitestgehend erhalten bleibt. Das
gemischte Filtermaterial wird als Schüttung in den Filter eingebracht und ist bei einem Wech
sel des Filtermaterials nach Erreichen der Standzeit bzw. bei übermäßigem Anstieg des
Druckverlustes in der Filterschicht über einen zulässigen Grenzwert hinaus nur aufwendig zu
trennen bzw. zu fraktionieren.
Für den Fall, daß die Filterschicht durch Faservliese (im weiteren Sinne) realisiert wird,
kommen in der Regel Papier oder anorganische Materialien, beispielsweise Glasfasern, zum
Einsatz, die bei einem Filterwechsel aufwendig zu entsorgen sind.
Gerade die bei Schüttschichtfiltern auftretenden Setzungs- und Verdichtungseffekte des Fil
termaterials sowie die physikalisch bedingte Randgängigkeit der Gasströmung im Filter ma
chen eine Vorhersage über die Standzeit und die effektive Reinigungsleistung nur sehr schwer
möglich. Die Stützmaterialien sind nicht in der Lage, die Filterschicht so weit zu stabilisieren,
daß die Porosität in befriedigender Weise aufrechterhalten wird. Die Setzungs- und Verdich
tungsvorgänge führen dazu, daß sich das Rieselwasser im Filtermaterial Kanäle schafft, durch
die es bevorzugt abströmen kann. Hierdurch kommt es zwangsläufig zu einer starken Un
gleichverteilung der Feuchtigkeit, wodurch große Bereiche im Filtermaterial austrocknen. An
diesen Stellen kommt es dann zum Filterdurchbruch, das heißt zu einem Zustand, bei dem die
sogenannte Massentransportzone das Ende der Stoffübertragungsanlage (in Strömungsrich
tung der fluiden Phase) erreicht hat, wobei die Massentransportzone derjenige Bereich ist,
innerhalb dessen ein Stofftransport aus der fluiden Phase an das Adsorbens stattfindet, solan
ge das Adsorbens nicht gesättigt ist. Dies bedeutet nichts anderes, als das der Biofilter stark
inhomogen ist.
Die DE 198 14 910 A1 offenbart einen Formkörper, bestehend aus Hanfschäben und einem
Zusatzstoff, zum Beispiel einem natürlichen anorganischen Bindemittel. Die Hanfschäben
werden ohne vorherige Zerkleinerung in eine Pelletierpresse gegeben. Die Verdichtung zur
gewünschten Pelletgröße erfolgt in einem Preßkanal.
Aus der DE 43 27 159 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung von Sorptionsmitteln auf der Ba
sis von Smektiten, also quellfähigen Tonmineralien, und zellulosehaltigen Materialien mit
niedrigem Schüttgewicht und hoher Saugfähigkeit bekannt. Die Sorptionsmittel dienen unter
anderem als Aufsaugmittel für Flüssigkeiten sowie als Streumaterial für Heimtiere, insbeson
dere als Katzenstreu.
Die WO 8303255 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines flüssigkeitsabsorbieren
den Granulats, das mineralische Zuschlagsstoffe enthält, die Wasser und/oder Trübstoffe bin
den.
Die DE 40 19 466 A1 beschreibt ein Schichtmaterial, das durch Chitosan zusammengehalten
wird. Es enthält zusätzlich einen Stoff zur Hydrophobierung und wird als Formkörper ver
wendet, der durch Erhitzen und Formen gebildet ist.
Aus der DE 197 32 077 A1 ergibt sich ein Verfahren zur Behandlung und Verarbeitung von
nachwachsenden Rohstoffen, zum Beispiel landwirtschaftliche Nutzpflanzen wie Raps, Senf,
Leinen, Hanf, Sonnenblumen, Mais, Mohn, Lupinen, Erbsen, Klee, Luzerne, Weizen, Rog
gen, Gerste, Hafer, wobei das Ausgangsmaterial unter anderem zur Herstellung von Filtern
verwendet wird.
Die EP 0 572 728 A1 bezieht sich auf eine Matte zur Aussaat von zum Beispiel Gras. Die
Matte besteht aus drei Schichten, die miteinander vernäht sind. Dabei kann das Stützgewebe
aus verschiedenen natürlichen Materialien bestehen.
Die DE 198 13 022 A1 betrifft einen Aufwuchskörper, der aus geschmolzenem Biopolymer
hergestellt wird.
In der DE 42 32 992 A1 wird ein Verfahren zur biologischen Abluftreinigung beschrieben,
welches durch gezielte Berieselung der Mikroorganismen auf den Tropfkörper eine erhöhte
biologische Abbauleistung der in der Abluft befindlichen Schadstoffe zur Folge hat. Dieses
Verfahren sieht jedoch für die Entfernung der Biomassen nach Anstieg des Druckverlustes
den Austausch des gesamten Trägermaterials vor, welche wiederum sehr arbeitsaufwendig
und kostenintensiv ist. Die Bildung von Biomasse kann durch gezielte Nährsalzlimitierung
oder auch Nährsalzerhöhung reduziert bzw. beeinflußt werden, welche im VDI-Bericht 1104
biologische Abgasreinigung, VDI-Verlag GmbH, Düsseldorf, 1994, beschrieben ist, jedoch
den Austausch des Materials mit der entstandenen Biomasse nicht erübrigt.
Eine Möglichkeit zum Austrag der überschüssigen Biomasse ist der DE-OS 32 27 678 zu ent
nehmen. Das darin offenbarte Verfahren eignet sich jedoch ausschließlich für schwimmfähige
Füllkörper, da die Füllkörper dadurch gereinigt werden, daß der Reaktionsraum mit Wasser
geflutet wird. Die Reinigung erfolgt durch den natürlichen Auftrieb der Trägerkörper und die
Relativbewegung zueinander. Im Falle eines starken Bewuchses mit Biomasse wird die Rei
nigung durch auftretender Scherwirkungen erschwert.
Ein ähnliches Verfahren ist in der DE 196 09 053 C1 offenbart, welches ebenfalls mit Hilfe
einer Wasserflutung des Reaktors die Biomasse von den Füllkörpern entfernt. Dies wird
durch abwechselndes Durchleiten eines ansteigenden Luftstromes unterstützt. Die Biomasse
schert bei diesen Vorgängen ab, flotiert beim Fluten mit Wasser und sammelt sich oberhalb
der Füllkörperschüttung an. Das beanspruchte Verfahren benötigt für die aufwendige Biomas
senentfernung einen hohen Kenntnisstand des Personals, damit es nicht zu verminderten Ab
bauleistungen durch Kanalbildung und Totzonen kommt.
In DE 195 19 325 A1 wird die Verwendung von inerten, strukturstabilen Trägermaterialien
aus Kunstfasern offenbart, die an Stützkörpern befestigt sind. Die verwendeten Kunstfasern
aus Polyamid oder Polyester besitzen jedoch den Nachteil, daß sie aufwendig entsorgt werden
müssen.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, die Biomassenentfernung und -entsorgung
in biologischen Abluft- und Abwasserreinigungsanlagen zu erleichtern.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch die Verwendung eines Formkörpers aus
mindestens einem Nebenprodukt der Naturfasergewinnung und einem vollständig biologisch
abbaubaren Bindemittel als Aufwuchskörper in einem biologischen Reaktor.
Bei dem Nebenprodukt kann es sich insbesondere um Hanf oder Flachs handeln. Als biologi
scher Reaktor ist insbesondere ein Biofilter und Biowäscher denkbar.
Bei der Verwendung kann vorgesehen sein, daß der Formkörper eine Porosität im Bereich
von 40 bis 99 Vol% aufweist. Dies wird durch Kürzen des faserigen Nebenproduktes auf eine
relativ einheitliche Faserlänge/Partikellänge erreicht.
Vorzugsweise weist der Formkörper eine Porosität im Bereich von 75 bis 98 Vol% auf.
Gemäß einer weiteren besonderen Ausführungsform der Erfindung kann vorgesehen sein, daß
die Porosität räumlich konstant ist.
Günstigerweise weist der Formkörper Fasern und/oder Partikeln mit einer Länge im Bereich
von 1 mm bis 100 mm auf. Die optimale Länge der Fasern oder Partikeln hängt vom jeweili
gen Durchmesser der Fasern oder der Partikeln ab.
Insbesondere kann dabei vorgesehen sein, daß der Formkörper Fasern und/oder Partikeln mit
einer Länge im Bereich von 5 mm und 25 mm aufweist.
Andererseits kann auch vorgesehen sein, daß der Formkörper Fasern und/Partikeln mit einer
Länge im Bereich von 3 mm und 300 mm aufweist. Dies ist bei der biologischen Behandlung
von flüssigen Medien erforderlich, da sich in dem Fall die Faser- bzw. Partikellänge zusätz
lich noch nach der Dicke des biologischen Rasens richtet. Dieser darf den zwischen den Fa
sern oder Partikeln entstehenden Raum nicht zuwachsen lassen.
Vorzugsweise ist das Bindemittel ein handelsüblicher Kleber. Ein derartiger Kleber verfügt
bei ausreichender Wasserbeständigkeit noch über eine gute Haftwirkung und eine gewisse
biologische Abbaubarkeit.
Weiterhin kann vorgesehen sein, daß das Bindemittel Stärke oder Harz oder Pflanzenöl oder
eine beliebige Kombination derselben ist.
Günstigerweise liegt der Anteil des Bindemittels im Bereich von 1 Gew.-% bis 20 Gew.-% des
Nebenproduktrohmaterials. Der Anteil hängt dabei von der Art des Bindemittels ab.
Besonders bevorzugt liegt der Anteil des Bindemittels im Bereich von 3 Gew.-% bis 5 Gew.-%
des Nebenproduktrohmaterials.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann vorgesehen sein, daß der Form
körper die Gestalt eines Kegelmantels aufweist.
Dabei kann vorgesehen sein, daß der Kegelmantel eine kreisrunde Grundfläche aufweist.
Alternativ kann auch vorgesehen sein, daß der Kegelmantel eine eckige Grundfläche aufweist.
Außerdem können mindestens zwei ineinandergeschachtelte Aufwuchskörper vorgesehen
sein.
Ferner können mindestens zwei zueinander parallel angeordnete Aufwuchskörper vorgesehen
sein.
Vorzugsweise sind die Aufwuchskörper in einem Gehäuse angeordnet, das eine Halterungs
einrichtung zum Halten der Aufwuchskörper und eine verschließbare Öffnung zum Heraus
nehmen eines belegten Aufwuchskörpers aufweist.
Auch kann vorgesehen sein, daß das Gehäuse eine Einrichtung aufweist, die ein Einbringen
eines neuen Aufwuchskörpers ermöglicht.
Schließlich kann der biologische Reaktor bei der biologischen Abwasserreinigung oder Ab
luftreinigung eingesetzt werden.
Der Erfindung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, daß durch die Verwendung des
Formkörpers eine kostengünstige Entsorgung der Biomasse, beispielsweise in Form von
Kompostierung oder Vergasung, durch einfaches Entfernen des gesamten Aufwuchskörpers
ermöglicht wird. Zudem läßt sich verfahrenstechnisch jeder beliebige Betriebszustand einer
Abluft- oder Abwasserproblematik durch eine optimale Anpassung der Verfahrensdurchfüh
rung an die Gegebenheiten der jeweiligen Schadstoffsituation in den zu reinigenden Abluft-
und Abwasserströmen einstellen.
Weiterhin läßt sich durch Verwendung eines natürlichen Rohstoffes, der durch Zerkleinerung
und Klassierung Faser oder Partikeln von gleicher Größe und Struktur hervorbringt, und
durch Verwendung eines Bindemittels, welches im Herstellungsprozeß eine gleichmäßige und
während der Betriebszeit stabile Porosität erzeugt, eine gleichmäßige Durchströmung des
Aufwuchskörpers und damit der Filtereinrichtung erzeugen. Hierdurch wird der Abluft oder
dem Abwasser die maximal mögliche Fläche für einen biologischen Rasen entgegengebracht.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und aus der
nachstehenden Beschreibung, in der Ausführungsbeispiele anhand der schematischen Zeich
nungen im einzelnen erläutert sind. Dabei zeigt:
Fig. 1 schematisch eine biologische Abluftreinigungsanlage mit einem Biofilter, der mehrere
Aufwuchskörper aufweist;
Fig. 2a eine Seitenansicht eines Aufwuchskörpers;
Fig. 2b einen Schnitt entlang der Linie A-A Fig. 2a in Draufsicht;
Fig. 2c eine Seitenansicht einer weiteren besonderen Ausführungsform des Aufwuchskör
pers;
Fig. 2d einen Schnitt entlang der Linie B-B von Fig. 2c in Draufsicht;
Fig. 3a mehrere ineinandergeschachtelte Aufwuchskörper vor der Verwendung in einer Ab
luft- bzw. Abwasserreinigungsanlage;
Fig. 3b die Aufwuchskörper von Fig. 3a nach Verwendung in einer Abluft- bzw. Abwas
serreinigungsanlage;
Fig. 4 eine besondere Ausführungsform eines Biofilters; und
Fig. 5 schematisch eine biologische Abwasserreinigungsanlage mit einem Biofilter, der
mehrere Aufwuchskörper aufweist.
In Fig. 1 ist ein vereinfachtes Schaltbild einer Abluftreinigungsanlage dargestellt, die einen
Biofilter 5 umfaßt, in dem fünf Aufwuchskörper 8 ineinandergeschachtelt angeordnet sind.
Über einen Ansaugstutzen 1 wird die mit Geruchs- und Schadstoffen belastete Abluft (Roh
gas) der Abluftreinigungsanlage zugeführt, wobei zum Ansaugen des Rohrgases ein Ventila
tor 2 verwendet wird. Das Rohgas wird vor dem Eintritt in den Biofilter 5 in einer Kolonne 3
im Gegenstrom befeuchtet. Eine Vorlage 4 dient als Reservoir für die Befeuchtungsflüssig
keit, die ebenfalls Mikroorganismen enthält, die schon einen Anteil der wasserlöslichen
Schadstoffe abbauen. Das ablaufende Wasser wird in der Vorlage 4 gesammelt, bei Bedarf
mechanisch und/oder biologisch gereinigt und erneut zum Befeuchten der in dem Biofilter 5
vorhandenen Aufwuchskörper 8 genutzt. Der Wasserkreislauf wird über Ventile 7 und eine
Pumpe 9 geregelt, so daß eine Einstellung der in der Zeiteinheit eingebrachten Wassermenge
in die Kolonne 3 und den Biofilter 5 möglich ist. Die Verweilzeit des feuchten Rohgases wird
über die Porosität, den Volumenstrom und die Anzahl der ineinandergeschachtelten Auf
wuchskörper 8 eingestellt. Das gereinigte Rohgas verläßt die Abluftreinigungsanlage über
einen Austrittsstutzen 6 als Reingas.
In Fig. 2a ist eine Seitenansicht eines Aufwuchskörpers gemäß einer ersten besonderen Aus
führungsform dargestellt. Der Aufwuchskörper 8 liegt in Gestalt eines Kegelmantels mit einer
kreisrunden Grundfläche 10 (siehe Fig. 2b) vor. Je höher die zum Herstellen des Formkör
pers verwendeten Preßdrücke sind, desto mehr wird damit die spätere Porosität abgesenkt. Es
sollte daher von hohen Preßdrücken Abstand genommen werden.
Fig. 2c zeigt eine weitere besondere Ausführungsform eines Aufwuchskörpers. Der Auf
wuchskörper 8 weist die Gestalt eines Kegelmantels mit einer quadratischen Grundfläche 10
mit abgerundeten Ecken auf (siehe Fig. 2d).
In Fig. 3a sind mehrere ineinandergeschachtelte Aufwuchskörper 8 vor der Verwendung in
einer Abluftreinigungsanlage und in Fig. 3b nach der Verwendung in einer Abluftreini
gungsanlage dargestellt. Die zu reinigende Abluft trifft in Fig. 3a oben auf die Kegelman
telaußenfläche (Anströmfläche 11) des obersten Aufwuchskörpers 8 und verläßt die ineinan
dergeschachtelten Aufwuchskörper 8 an dem gegenüberliegenden Ende (in Fig. 3a unten).
Die Größe der Anströmfläche 11 richtet sich nach dem zulässigen Druckverlust in der Abluf
treinigungsanlage. Das Maß hierfür ist die Anströmgeschwindigkeit. Sie liegt zwischen 0,001 m/s
und 2 m/s und richtet sich ebenfalls nach der Partikelgröße oder Faserlänge des Nebenprodukts
der Naturfasergewinnung, aus dem die Aufwuchskörper bestehen. Als besonders
vorteilhaft haben sich Geschwindigkeiten zwischen 0,1 m/s und 0,3 m/s erwiesen.
In Fig. 3b hat sich bereits ein biologischer Rasen (dunkel dargestellt), und zwar an der An
strömseite am stärksten, gebildet. Gleichzeitig tragen Ablagerungen von Aerosolen auf der
Anströmseite zu einer Verringerung der Porosität und zu einer Erhöhung des Druckverlustes
bei.
Fig. 4 zeigt einen Biofilter 5, der ein Gehäuse 12 aufweist, in dem fünf ineinandergeschach
telte Aufwuchskörper 8 angeordnet sind. Die Aufwuchskörper 8 sind so in das Gehäuse 12
eingebracht, daß sie entweder von oben oder von unten, jedoch immer von deren Außenseite
(hier Kegelmantelaußenfläche) mit der zu reinigenden Abluft 13 oder im Falle einer Abwas
serreinigungsanlage dem Abwasser durchströmt werden. Das Gehäuse 12 weist eine ver
schließbare Öffnung in Form eines Deckels 14 auf. Dadurch wird es möglich, nach Erreichen
eines gewissen Druckverlustes aufgrund ansteigendem Biomassenbewuchs den äußeren Auf
wuchskörper 8 auszutauschen, indem nach Öffnen des Deckels 14 der belegte Aufwuchskör
per 8 entfernt und beispielsweise durch Umstellung von Halterungen 1 S. die auch den Abluft
strom am Aufwuchskörper vorbei verhindern, die Aufwuchskörper um eine Stufe nach oben
verschoben werden, so daß von unten durch Herausziehen eines Rostes 16 ein neuer Auf
wuchskörper in den Biofilter 5 eingebracht werden kann. Selbstverständlich sind auch andere
Ausgestaltungen zum Zwecke eines schnellen Aufwuchskörperwechsels möglich und in ana
loger Weise bei einer Durchströmung von unten nach oben zu gestalten. Der herausgenom
mene Aufwuchskörper muß nicht fraktioniert werden, sondern kann den weiteren Verfahrens
schritten, beispielsweise Kompostierung oder Vergasung, zugeführt werden. Die Entfernung
der Biomasse erfolgt nicht durch Austauschen des gesamten Filterbetts, sondern durch ge
zielte Entfernung des Aufwuchskörpers an der Anströmseite. Es läßt sich somit ein leichtes
Entfernen der entstehenden Biomasse insoweit durchführen, als daß der Aufwuchskörper auf
der Anströmseite bei Erreichen eines spezifischen Druckverlustes entfernt und auf der Ab
strömseite durch einen neuen Aufwuchskörper ersetzt wird.
In Fig. 5 ist ein vereinfachtes Schaltbild einer Abwasserreinigungsanlage dargestellt, die
einen Biofilter 5 umfaßt, in dem jeweils fünf ineinandergeschachtelte Aufwuchskörper 8 par
allel angeordnet sind. Über einen Wasserzulaufstutzen 17 wird das mit Schadstoffen belastete
Abwasser über einen Rechen 27 (Grobgutabscheidung) einer Abwasservorlage 18 zugeführt.
Über ein Ventil 17 gelangt das Abwasser in eine mechanische Klärung 19, in der ebenfalls
vorhandene Partikel abgetrennt werden. Die in der Abwasservorlage 18 und der mechani
schen Klärung 19 absinkenden Partikel werden in einem Schlammfang 20 gesammelt. Die
mechanische Klärung ist notwendig, um den Biofilter nicht unnötig mit Partikeln zu belasten.
Das grob geklärte Abwasser 24 geht nun in den Biofilter 5. In dem Biofilter S sind fünf inein
andergeschachtelte Aufwuchskörper 8 parallel angeordnet. Die Aufwuchskörper 8 befinden
sich in separaten Bereichen, sogenannten herausziehbaren Käfigen 23, die auf der Unterseite
durch ein Sieb 22 und an der Oberseite vollständig für die Wasserzirkulation geöffnet sind.
Die Zirkulation des Abwassers durch die Aufwuchskörper 8 wird durch eine Luftzufuhr 21
hervorgerufen. Die Verweilzeit des Abwassers im Biofilter wird die über Porosität, den Vo
lumenstrom und die Anzahl der ineinandergeschachtelten Aufwuchskörper 8 eingestellt. Das
gereinigte Abwasser verläßt die Abwasserreinigung über einen Austrittsstutzen 26. Die sich
auf den Aufwuchskörpern ansammelnde Biomasse verringert die Porosität, so daß auch in der
Abwasserreinigungsanlage vorzugsweise angelehnt an Fig. 4 der Austausch der Aufwuchs
körper erfolgt.
Schließlich soll noch ein Beispiel einer besonderen Ausführungsform des Verfahrens zur Her
stellung eines Aufwuchskörpers für Mikroorganismen und/oder zur Immobilisierung von Mi
kroorganismen beschrieben werden:
Es werden 30 Liter Hanfschäben (handelsüblich, als Pferdeeinstreu) über ein 2 mm-Sieb von Feinstpartikeln, Staub und Schnittmehl befreit und in einen 50 Liter PVC-Behälter gegeben.
Es werden 30 Liter Hanfschäben (handelsüblich, als Pferdeeinstreu) über ein 2 mm-Sieb von Feinstpartikeln, Staub und Schnittmehl befreit und in einen 50 Liter PVC-Behälter gegeben.
200 ml eines handelüblichen Holzklebers werden mit der fünffachen Menge an Wasser und 5 ml
eines Tensids (z. B. Pril) vermischt und in eine Sprühflasche für Blumenpflege gegeben.
Unter Rühren der Schäben wird der verdünnte Holzkleber gleichmäßig auf dem Schäbenmate
rial versprüht und untergemischt. Anschließend wird die Masse in eine mit einem Trennmittel
besprühte Form (Matrize) gegeben und unter Rütteln 5 Minuten verdichtet. Danach wird die
innere Ausschalung sofort entfernt. Nach 48 Stunden kann der fertige Formkegel der äußeren
Ausschalung entnommen werden. Die angegebenen Mengen ergeben einen stabilen kegeligen
Aufwuchskörper mit einer Grundfläche mit einem Durchmesser von 60 cm, einer Höhe von
80 cm und einer Wandstärke von 4,5 cm. Die Stabilität wird dabei durch den Holzkleber er
zielt.
Die in der vorstehenden Beschreibung, in den Zeichnungen sowie in den Ansprüchen offen
barten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebigen Kombinationen
für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich
sein.
1
Ansaugstutzen
2
Ventilator
3
Kolonne
4
Vorlage
5
Biofilter
6
Austrittsstutzen
7
Ventil
8
Aufwuchskörper
9
Pumpe
10
Grundfläche
11
Anströmfläche
12
Gehäuse
13
Abluft
14
Deckel
15
Halterung
16
Rost
17
Wasserzulaufstutzen
18
Abwasservorlage
19
mechanische Klärung
20
Schlammfang
21
Luftzufuhr
22
Sieb
23
Käfig
24
Abwasser
26
Austrittstutzen
27
Rechen
Claims (19)
1. Verwendung eines Formkörpers aus mindestens einem Nebenprodukt der Naturfaserge
winnung und einem vollständig biologisch abbaubaren Bindemittel als Aufwuchskörper in
einem biologischen Reaktor.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper eine Poro
sität im Bereich von 40 bis 99 Vol% aufweist.
3. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper eine Poro
sität im Bereich von 75 bis 98 Vol% aufweist.
4. Verwendung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Porosität räumlich
konstant ist.
5. Verwendung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Formkörper Fasern und/oder Partikeln mit einer Länge im Bereich von 1 mm bis 100 mm
aufweist.
6. Verwendung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Formkörper Fasern
und/oder Partikeln mit einer Länge im Bereich von 5 mm und 25 mm aufweist.
7. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Form
körper Fasern und/oder Partikeln mit einer Länge im Bereich von 3 mm und 300 mm
aufweist.
8. Verwendung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Bindemittel ein handelsüblicher Kleber ist.
9. Verwendung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel Stärke oder
Harz oder Pflanzenöl oder eine beliebige Kombination derselben ist.
10. Verwendung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Anteil des Bindemittels im Bereich von 1 Gew.-% bis 20 Gew.-% des Nebenproduktroh
materials liegt.
11. Verwendung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil des Bindemittels
im Bereich von 3 Gew.-% bis 5 Gew.-% des Nebenproduktrohmaterials liegt.
12. Verwendung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Formkörper die Gestalt eines Kegelmantels aufweist.
13. Verwendung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Kegelmantel eine kreis
runde Grundfläche aufweist.
14. Verwendung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Kegelmantel eine ecki
ge Grundfläche aufweist.
15. Verwendung nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch minde
stens zwei ineinandergeschachtelte Aufwuchskörper (8).
16. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 14, gekennzeichnet durch mindestens zwei
zueinander parallel angeordnete Aufwuchskörper (8).
17. Verwendung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Aufwuchskörper (8) in einem Gehäuse (12) angeordnet sind, das eine Halterungseinrich
tung zum Halten der Aufwuchskörper (8) und eine verschließbare Öffnung zum Heraus
nehmen eines belegten Aufwuchskörpers (8) aufweist.
18. Verwendung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Gehäuse (12) eine Einrichtung aufweist, die ein Einbringen eines neuen Aufwuchskörpers
(8) ermöglicht.
19. Verwendung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
biologische Reaktor bei der biologischen Abwasserreinigung oder Abluftreinigung einge
setzt wird.
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