DE19949109A1 - Antikoagulation von Blut durch Verdünnung und Separation - Google Patents
Antikoagulation von Blut durch Verdünnung und SeparationInfo
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Abstract
Es wurde ein Verfahren zur Herstellung von Blut bzw. Blutkomponenten zu Transfusionszwecken erfunden, das ohne die Gerinnungshemmung durch Debibrination oder Hinzufügen eines Antikoagulanzes (z. B. Zitrat) auskommt. Dazu wird das Blut in einem Auffangbeutel mit einer Flüssigkeit, die für intravenöse Infusion zugelassen ist, verdünnt. Die Gerinnungshemmung kommt somit durch die geringere Konzentration der Gerinnungsfaktoren zustande. Das Verdünnungsverhältnis kann je nach gewünschter Endkomponente variieren. Der Auffangbeutel wird wie gewohnt zentrifugiert, und anschließend werden die verschiedenen Blutkomponenten mittels einer Presse in Satellitenbeutel gepreßt und somit voneinander getrennt. DOLLAR A Die Vorteile dieses Verfahrens sind die Vermeidung der Nebenwirkungen der bisher verwendeten Antikoagulanzien nach Transfusion und eine bessere Qualität der Blutprodukte.
Description
Die Erfindung betrifft die grundlegende Methodik des Herstellungsverfahrens
entsprechend dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Bei der Herstellung von Blut bzw. Blutkomponenten zur Transfusion wurde die
Gerinnungshemmung bisher nur durch zwei grundlegende Methoden erreicht: 1.
Defibrination oder 2. Hinzufügen eines Antikoagulanzes.
Als Antikoagulanz der Wahl gilt zur Zeit Zitrat (in Form von CPD).
Zitrat ist jedoch für seine systemische Toxizität nach Transfusion, insbesondere bei
Austausch- und Massivtransfusionen und kinderchirurgischen Transfusionen
bekannt (DZIK 1988).
Eine Erhöhung der Zitratkonzentration führt außerdem zu einer geringeren
Lebenserwartung der Erythrozyten nach Transfusion (BUTTON 1976, JOSEPH
1994).
Aufgabe der Erfindung ist es, eine neue grundlegende Methode der
Gerinnungshemmung aufzuzeigen, die nicht zu den Nebenwirkungen von Zitrat
führt, und dennoch einfach in der Handhabung und preiswert ist.
Der Vorteil dieser neuen Methode besteht sowohl in der geringeren Toxizität nach
Transfusion, als auch in der höheren Qualität der Blutprodukte.
Die Erfindung besteht in der Kombination von Verdünnung und Separation und in
deren Anwendung zur Gerinnungshemmung. Bei der Herstellung von Blut bzw.
Blutkomponenten nach dieser grundlegenden Methode steht die Nutzung zur
Transfusion im Vordergrund. Der vorherige Kontakt des Blutes oder dessen
Komponenten mit einem herkömmlichen Antikoagulanz (z. B. Zitrat) wird vermieden.
Zur Verhinderung der Koagulation wird das Blut (und damit alle Gerinnungsfaktoren)
verdünnt. Als Verdünnungslösungen kommen alle Flüssigkeiten in Frage, die zur
intravenösen Infusion genehmigt sind. Das Verdünnungsverhältnis variiert je nach
Anwendungszweck.
Um eine längere Lagerung von Blut bzw. Blutkomponenten zu ermöglichen, müssen
die Gerinnungsfaktoren von den übrigen Blutkomponenten getrennt werden.
Ohne Separation würde es durch die Gravidation im Laufe der Lagerung zur
Koagulation kommen.
Die Separation erfolgt wie üblich durch Zentrifugation und anschließendes
Abpressen der Komponenten.
Als Blut kann sowohl venöses, arterielles und/oder Plazentablut und/oder
Wunddainageblut dienen. Das Blut kann mittels einer handelsüblichen
Spendernadel über ein geschlossenes System in den Auffangbeutel gebracht
werden - oder aber über eine separate Spritze in mehreren Arbeitsgängen.
Das Blut wird der Verdünnungslösung zugeführt. Das Verdünnungsverhältnis muß
so gewählt werden, daß es nicht zur Koagulation kommt.
Als Verdünnungslösung kommen im Prinzip alle Flüssigkeiten in Frage, die als
Infusionslösung zur intravenösen Anwendung genehmigt sind. Als Beispiele seien
physiologische Kochsalzlösung (0.9% NaCl), Ringerlösung, HAES, usw. genannt.
Blut und Verdünnungslösung vermischen sich im Auffangbeutel.
Als Auffangbeutel kommen in Prinzip alle handelsüblichen Beutel aus
handelsüblichen Materialien (z. B. PVC) in Frage. Dabei sollte es sich für die
Anwendungsbeispiele 1 und 2 (siehe unten) um einen Beutel mit je zwei Abgängen
handeln (z. B. top and button). Bei den Anwendungsbeispielen 3 und 4 ist ein
Abgang ausreichend. Die Größe bzw. das Faßvolumen der Auffangbeutel kann je
nach gewünschter Menge der Endprodukte (A-D) variieren.
Im Idealfall sollte das Gewicht mittels einer Waage während der Spende ermittelt
werden, die den zuführenden Schlauch nach Erreichen des Zielgewichts abklemmt.
Auch eine Schüttelbewegung wäre wünschenswert (z. B. Transwaag).
(Punkt 4 ist jedoch nicht zwingend erforderlich.)
Der Auffangbeutel (inkl. durch Verbindungsschläuche verbundener, leerer
Satellitenbeutel) wird wie üblich zentrifugiert.
Zur Zentrifugation ist der Gebrauch jeder handelsüblichen Zentrifuge für Blutbeutel
möglich. Je nach Volumen des Auffangbeutels kann es notwendig sein, spezielle
Nutgehänge bzw. Einsätze oder einer größeren Zentrifuge zu benutzen. Die
Einstellung der Parameter (Umdrehungszahl, Dauer, Temperatur) sind variabel.
Der Inhalt des zentrifugierten Auffangbeutels wird mittels einer Presse über
Verbindungsschläuche in ein oder mehrere Satellitenbeutel gedrückt.
Zum Abpressen der Komponenten in die Satellitenbeutel können sowohl parallele
(z. B. Optipress) als auch nicht-parallele Pressen (z. B. Fenwal Plasma Extractor)
benutzt werden. Je nach gewünschtem Endvolumen der Produkte kann die Größe
der Pressen variieren.
Als zu- bzw. ableitende Schlauchsysteme bzw. Verbindungsschläuche und
Satellitenbeutel kommen alle handelsüblichen in Frage. Die Satellitenbeutel können
- müssen aber nicht zwingend - Additivlösungen (z. B. SAG-M) enthalten.
Zum sterilen Abschweißen der Verbindungsschläuche werden handelsübliche Geräte
verwendet.
Alle anschließenden Schritte zur Herstellung von Blutkomponenten (A-D) erfolgen
nach gängigen Methoden.
Prinzipiell ist es möglich mehrere Auffangbeutel parallel zu schalten.
Im Folgenden sollen 4 mögliche Anwendungsbeispiele genannt werden.
Als Blut dient hier Plazentablut (ca. 20-100 ml), das mittels einer Kanüle und Spritze
der Nabelschnur entnommen wird. Die sterile Spritze darf kein Antikoagulanz
enthalten. Aus der Spritze wird das Blut in den Auffangbeutel gebracht. Als
Auffangbeutel kann beispielsweise ein leerer 500 ml PVC-Beutel der Firma Baxter
(Teil des Dreibeutelsystems mit top and button) verwendet werden, der (statt mit
63 ml CPD) beispielsweise mit 400 ml steriler Kochsalzlösung (0.9% NaCl) gefüllt ist.
Der gefüllte Auffangbeutel wird bei 3320 rpm, 15 min und 22°C zentrifugiert (z. B.
mittels Hettich Rotor Silenta). Danach wird der Inhalt des Auffangbeutels mittels
einer Presse (z. B. Optipress) in je zwei Satellitenbeutel gepreßt.
Der untere Satellitenbeutel, der SAG-M enthalten darf, beinhaltet dann das
gewünschte Erythrozytenkonzentrat. Sollte eine zusätzliche Plasmaspende
gewünscht sein, kann zu deren Herstellung der obere Satellitenbeutel verwendet
werden.
Der Blutspender wird wie gewöhnlich mit einer am geschlossenen Beutelsystem
sitzenden sterilen Spendernadel gestochen. Teil des Beutelsystems kann entweder
ein Auffangbeutel von 1000 ml oder 2000 ml (Abb. 2a) oder auch mehrere parallel
geschaltete Auffangbeutel (Abb. 2 b-c) sein. Das venöse Blut (400 ml) fließt durch
einen Verbindungsschlauch, ggf. eine Vierfachgabelung (bzw. Zweifach-) und
weitere Verbindungsschläuche direkt in 4 (bzw. 2 oder 1) Auffangbeutel.
Jeder 1000 ml-Auffangbeutel (z. B. mit zwei top Abgängen und Inhaltstrenner der
Firma Terumo oder top-and-button der Firma Baxter) enthält 900 ml (bzw. 800 ml
oder 600 ml) sterile Verdünnungslösung. Als Verdünnungslösung kann im Prinzip
jede handelsübliche, für die intravenöse Infusion zugelassene Flüssigkeit dienen.
Andere Verdünnungsverhältnisse sind ebenfalls denkbar. Eine genaue Füllmenge
und optimale Durchmischung kann durch eine Schüttelwaage (z. B. Transwaag)
erreicht werden.
Der Auffangbeutel wird wie üblich steril von der Spendernadel getrennt (z. B.
Haematron III) und bei 3320 rpm und 22°C 15 min zentrifugiert (z. B. Cryofuge
Heraeus).
Anschließend wird der Inhalt des Auffangbeutels mit einer nicht-parallelen Presse
(z. B. Fenwal Plasma Extractor - nur größer) in zwei Satellitenbeutel gepreßt. Im
Falle der Wahl eines top-button-Systems wird eine parallele Presse (z. B. Optipress -
nur größer) empfohlen.
Ein Zwischenschalten von Filtern zwischen Auffangbeutel und Folge-/bzw.
Satellitenbeuteln (z. B. Fresenius) zur Leukozytendepletion ist wünschenswert und
sinnvoll.
Die Blutkomponenten können sowohl aus dem Auffang-, als auch aus den
Satellitenbeuteln nach gängigen Verfahren gewonnen werden. Zusätzlich besteht
die Möglichkeit der sterilen Verbindung aller unteren bzw. oberen Satellitenbeutel,
um gleiche Komponenten zu einem größeren Volumen zusammenzuführen.
Im Gegensatz zu postoperativ gesammeltem Wunddrainageblut muß beim
intraoperativ gesammeltem (z. B. mittels Cellsaver) die Koagulation verhindert
werden (bisher in der Regel durch Zusatz von Antikoagulantien z. B. CPD oder
ACD).
Intraoperativ wird das Wunddrainageblut (max. 500 ml) mittels herkömmlicher Sauger
aus dem Operationsfeld entfernt. Dieses wird in den 1000 ml Auffangbeutel, der
beispielsweise 500 ml Verdünnungslösung (z. B. 0.9% NaCl) enthält, eingebracht. Zu
Prüfen ist hier die intraoperative Möglichkeit einer direkten intravenösen
Retransfusion des Wunddrainage-Verdünnungslösungs-Gemisches.
Der Vorgang des Zentrifugierens entfiele damit bei diesem Anwendungsbeispiel.
Das Zwischenschalten eines Filters zur Leukozytendepletion zwischen
Auffangbeutel und Patient wäre wünschenwert.
Zur Plasmapherese von Blut - beispielsweise zur Abnahme nur einer bestimmten,
gewünschten Komponente stehen von verschiedenen Firmen geeignete Maschinen
zur Verfügung (z. B. Cobe). Denkbar wäre zunächst das Sammeln des
Spenderblutes in einen 5000 ml/bzw. 2000 ml bzw. 1000 ml-Auffangbeutel nach
dem Prinzip des geschlossenen, sterilen Systems.
Das Blut-Verdünnungslösungs-Gemisch, dessen Verhältnis je nach gewünschter
Endkomponente gewählt werden kann, könnte ohne Zugabe von Antikoagulanz der
Maschine zur Separation zugeführt werden. Eine Möglichkeit der Vollblutspende
besteht dabei jedoch nicht.
A Auffangbeutel
B oberer Satellitenbeutel (für Plasma)
C unterer Satellitenbeutel (für Erythrozyten)
E Erythrozytensammelbeutel
G Gabelung
S Spendernadel
T Trennwand
V Verbindungsschlauch
B oberer Satellitenbeutel (für Plasma)
C unterer Satellitenbeutel (für Erythrozyten)
E Erythrozytensammelbeutel
G Gabelung
S Spendernadel
T Trennwand
V Verbindungsschlauch
Claims (7)
1. Antikoagulation von Blut im Hinblick auf die Transfusion,
dadurch gekennzeichnet, daß die Gerinnungshemmung durch die Kombination von
Verdünnung und Separation erfolgt (ohne vorherigen Zusatz von Citrate).
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß durch den Verzicht auf Zitrat Vergiftungen nach
Transfusion verhindert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Trennung der verschiedenen Blut-Komponenten
möglich ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Lagerung der Komponenten möglich ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Herstellung aus Fremd- und Eigenblut (auch
Plazentablut) möglich ist.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß auch die Anwendung bei Wunddrainageretransfusion
und Phereseapparaten möglich ist.
7. Verfahren nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Qualität der Blutprodukte erhöht wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19949109A DE19949109A1 (de) | 1999-10-12 | 1999-10-12 | Antikoagulation von Blut durch Verdünnung und Separation |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19949109A DE19949109A1 (de) | 1999-10-12 | 1999-10-12 | Antikoagulation von Blut durch Verdünnung und Separation |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19949109A1 true DE19949109A1 (de) | 2001-04-19 |
Family
ID=7925342
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19949109A Ceased DE19949109A1 (de) | 1999-10-12 | 1999-10-12 | Antikoagulation von Blut durch Verdünnung und Separation |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19949109A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2011058868A1 (ja) * | 2009-11-10 | 2011-05-19 | テルモ株式会社 | 血液バッグシステム及び血液処理方法 |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4838861A (en) * | 1986-05-02 | 1989-06-13 | Sharp David E | Blood preservation by ultrahemodilution |
DE3927633C1 (de) * | 1989-08-22 | 1990-10-04 | Fresenius Ag, 6380 Bad Homburg, De |
-
1999
- 1999-10-12 DE DE19949109A patent/DE19949109A1/de not_active Ceased
Patent Citations (2)
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US10238781B2 (en) | 2009-11-10 | 2019-03-26 | Terumo Kabushiki Kaisha | Blood bag system and blood treatment method |
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Legal Events
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