DE19948414C2 - Verfahren zum Aufbau eines Kommunikationsnetzes - Google Patents
Verfahren zum Aufbau eines KommunikationsnetzesInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufbau eines hierarchisch strukturier
ten Kommunikationsnetzes für Telefonvekehr und Internet-Einwahlverkehr, mit
Knoten, die sich in ihrer Hierarchiestufe und ihrer technischen Ausstattung un
terscheiden und von denen zumindest einer als Internet-Schnittstelle ausgestal
tet ist und die miteinander durch Leitungen verbunden sind, die unterschiedli
che Bandbreiten haben und/oder auf unterschiedlichen Übertragungsmedien
basieren.
Der Zugang zum Internet erfolgt für die große Mehrzahl der Benutzer über ein
öffentliches oder privates Telefonnetz. Da der Telefonmarkt in den meisten Län
dern liberalisiert worden ist, können die Nutzer zwischen unterschiedlichen Be
treibern von Telefon-Leitungsnetzen und/oder Mobilfunknetzen wählen. Die Lei
tungen, die den Anschluß des Teilnehmers mit einem Vermittlungsknoten ver
binden, sind jedoch in der Regel in der Hand eines einzelnen Netzbetreibers, der
im folgenden als Primärnetzbetreiber bezeichnet werden soll. Wenn der Teilneh
mer das Netz eines anderen Netzbetreibers benutzen möchte, so erfolgt der
Übergang in das Netz dieses anderen Netzbetreibers, im folgenden als Sekundär
netzbetreiber bezeichnet, an speziellen Verbindungspunkten, die als PoIs (Points
of Interconnection) bezeichnet werden. Es ergibt sich somit eine hierarchische
Netzstruktur, bei der die unterste Ebene durch die einzelnen Teilnehmeran
schlüsse und die nächsthöhere Ebene durch die PoIs gebildet wird.
Auch das Netz des Sekundärnetzbetreibers ist im allgemeinen hierarchisch auf
baut. Die oberste Ebene wird durch eine Anzahl vollvernetzter Knoten gebildet,
die durch leistungsfähige Leitungen wie Breitband-Kupferkabel, Glasfaserkabel,
Funkleitungen und dergleichen miteinander verbunden sind. Diese Knoten und
die zugehörigen Verbindungen bilden gewissermaßen das Rückgrat des Netzes
und werden als "Backbone" bezeichnet. Häufig gibt es zwischen dem Backbone
und den PoIs noch mindestens eine weitere Hierarchieebene. In der Praxis ha
ben die Knoten der höheren Ebenen zumeist auch die Funktion eines PoIs. Beim
Aufbau eines Kommunikationsnetzes ist deshalb für jeden einzelnen Knoten zu
spezifizieren, welcher Hierarchieebene er angehören soll, welche Knoten der
niedrigeren Hierarchieebenen direkt mit diesem Knoten verbunden werden sol
len und, sofern es sich nicht um einen Backbone-Knoten handelt, mit welchem
Knoten der nächsthöheren Hierarchieebene der betreffende Knoten verbunden
sein soll. Diese Spezifikationen werden im folgenden als Konfiguration des Net
zes bezeichnet. Weiterhin muß beim Aufbau des Netzes festgelegt werden, wel
che technische Ausstattung die verschiedenen Knoten erhalten sollen und wie
die Leitungen, durch die diese Knoten miteinander verbunden sind, technisch
realisiert werden sollen. Diese Festlegungen werden im folgenden als "Dimensio
nierung" bezeichnet. Die technische Aufgabe besteht nun darin, eine Konfigura
tion und Dimensionierung des Netzes zu finden, die bei geringstmöglichem In
stallations- und Betriebsaufwand eine bedarfgerechte Bedienung sämtlicher
Teilnehmer ermöglicht. Grundlage hierfür ist eine Ermittlung des Bedarfs an
hand statistischer Daten über die aktuelle oder für die Zukunft zu erwartende
räumliche und zeitliche Verteilung der Dichte des Datenverkehrs.
Aus DE 197 19 170 A1 ist ein Verfahren zum Aufbau eines Telekommunikati
onsnetzes bekannt, das die folgenden Schritte aufweist:
- - Vorgabe möglicher Standorte für die Knoten,
- - Erstellen von Verkehrsstatistiken für Bestimmung der erforderlichen Kom munikationskapazitäten,
- - Erstellen einer Konfiguration für das Netz, einschließlich Dimensionierung der Netzelemente, d. h., der Knoten und Leitungen, anhand der Spitzenbela stung, die sich für das jeweilige Netzelement aus den Verkehrsstatistiken ergibt, unter Berücksichtigung einer Bewertungsfunktion, die den Installations- und Betriebsaufwand für die Konfiguration repräsentiert,
- - Optimieren der Konfiguration und
- - Einrichten der Knoten und Leitungen gemäß der optimierten Konfiguration.
Wenn der Sekundärnetzbetreiber auch einen Zugang zum Internet anbietet und
in seinem Netz entsprechende Internet-Einwahlknoten bereitstellt, so besteht
der Datenverkehr nicht nur aus Telefonverbindungen von Teilnehmer zu Teil
nehmer, sondern auch aus Internet-Einwahlverkehr zwischen den Teilnehmern
und den im Sekundärnetz bereitgestellten Einwahlknoten. Da für den Internet-
Einwahlverkehr ein anderes Übertragungsprotokoll als für den Telefonverkehr
benutzt wird, muß in diesem Fall bei der Konfiguration des Netzes auch spezifiziert
werden, welche Knoten als Schnittstelle zwischen dem telefonspezifischen
Übertragungsprotokoll und dem internetspezifischen Übertragungsprotokoll
ausgestaltet werden sollen.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Aufbau eines Kommunikations
netzes für Telefonverkehr und Internet-Einwahlverkehr anzugeben, das bei ge
ringstmöglichem Installations- und Betriebsaufwand eine bedarfsgerechte Bedie
nung beider Verkehrsarten ermöglicht.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die folgenden Schritte:
- a) Vorgabe möglicher Standorte für die Knoten,
- b) Erstellen gesonderter Verkehrsstatistiken für den Telefonverkehr und den Internet-Einwahlverkehr,
- c) Vorgabe einer Anfangskonfiguration für das Netz
- d) Dimensionieren der Netzelemente, d. h., der Knoten und Leitungen, anhand der Spitzenbelastung, die sich für das jeweilige Netzelement aus den beiden in Schritt (b) erstellten Verkehrsstatistiken ergibt,
- e) Berechnen einer Bewertungsfunktion, die den Installations- und Be triebsaufwand für die aktuelle Konfiguration repräsentiert,
- f) Verändern der Konfiguration nach dem Zufallsprinzip und Wiederholen der Schritte (d) und (e) für die neue Konfiguration,
- g) Vergleichen der Bewertungsfunktionen für die neue und die alte Konfigura tion und Entscheiden, welche Konfiguration als aktuelle Konfiguration über nommen wird, nach einem Simulated-Annealing-Algorithmus,
- h) Wiederholen der Schritte (f) und (g), bis die Bewertungsfunktion konvergiert,
- i) Einrichten der Knoten und Leitungen gemäß der in Schritt (h) erhaltenen Konfiguration.
Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß sich bei der Konfiguration und
Dimensionierung des Netzes beträchtliche Synergieerffekte erzielen lassen, wenn
die Ermittlung des Bedarfs auf der Grundlage der Verkehrsstatistiken für beide
Verkehrsarten und unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Besonderheiten er
folgt. Diese Synergieeffekte ergeben sich daraus, daß für den Telefonverkehr und
den Internet-Einwahlverkehr auf den unteren Ebenen dieselben Leitungen be
nutzt werden, dann jedoch auf einer der höheren Ebenen eine Differenzierung
stattfindet, und daß sich die räumlichen und zeitlichen Verkehrsdichteprofile
für den Telefonverkehr einerseits und den Internet-Einwahlverkehr andererseits
erheblich voneinander unterscheiden. Beispielsweise ist es häufig so, daß der
Telefonverkehr die höchste Dichte am Tage, während der normalen Bürozeiten
aufweist, während der Internet-Einwahlverkehr die größte Dichte in den Abend-
und Nachtstunden erreicht. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren führt dieser
Effekt automatisch dazu, daß die Knoten und Leitungen auf den unteren Ebe
nen, die vom Telefon- und Internetverkehr gemeinsam benutzt werden, kleiner
dimensioniert werden, so daß entsprechende Kosteneinsparungen erzielt wer
den. Ähnliche Einsparungseffekte können sich aus der unterschiedlichen räum
lichen Verteilung der Verkehrsdichten ergeben. Wenn beispielsweise in einer bestimmten
Region der Internetverkehr einen besonders hohen Anteil am gesam
ten Verkehrsaufkommen aufweist, so lassen sich die Leitungen in dieser Region
dadurch entlasten und kostengünstiger gestalten, daß in dieser Region die Dich
te der Schnittstellen zum Internet erhöht wird und damit die Leitungen für den
Internetverkehr effizienter ausgenutzt werden. Einsparungseffekte dieser Art
werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren automatisch erreicht, ohne daß
der Anwender des Verfahrens hierzu besondere Überlegungen anstellen oder die
Situation im einzelnen analysieren muß.
Das Verfahren ist außerdem besonders geeignet für eine Optimierung in den
Fällen, in denen auch ein Teil des Telefonverkehrs über das Internet abgewickelt
wird. Die Entscheidung, ob die gesamte Übertragungskapazität oder zumindest
ein Teil der Übertragungskapazität für den Telefonverkehr zwischen zwei Knoten
durch Direktleitungen oder über das Internet bereitgestellt wird, stellt dann ei
nen weiteren Parameter der Konfiguration und Optimierung des Netzes dar.
Ausgangspunkt des Verfahrens ist eine vom Anwender vorgegebene Anfangskon
figuration, die dann nach einem in der Literatur als "Simulated Annealing" (Si
muliertes Tempern) bekannten Verfahren optimiert wird. Dabei werden an der
Anfangskonfiguration nach dem Zufallsprinzip kleine Änderungen vorgenom
men, beispielsweise dadurch, daß die Hierarchiestufe eines Knotens angehoben
oder gesenkt wird, daß man einen PoI ganz entfallen läßt oder einen speziellen
Knoten als zusätzliche Internet-Schnittstelle ausgestaltet. Jeder einzelne Knoten
und und jede einzelne Leitung in der geänderten Konfiguration wird dann an
hand der Verkehrsstatistiken so dimensioniert, daß sowohl für den Telefonver
kehr als auch für den Internet-Einwahlverkehr eine ausreichende Kapazität zur
Verfügung steht. Für jeden Knoten und jede Leitung entsteht abhängig von der
Dimensionierung ein bestimmter Installationsaufwand, der in eine Bewertungs
funktion für die gegebene Konfiguration eingeht. Darüber hinaus entsteht für je
den Knoten und jede Leitung ein gewisser Aufwand für den Betrieb und die Un
terhaltung. Auch dieser Aufwand geht nach einem bestimmten Kostenmodell in
die Bewertungsfunktion ein. Ebenso fließen in die Bewertungsfunktion auch die
Kosten für Fremdleistungen ein, insbesondere die Kosten für die Bereitstellung
von Netzkomponenten durch den Primärnetzbetreiber. Die so berechnete Bewer
tungsfunktion stellt somit ein Maß für die Gesamtkosten für die Installation und
den Betrieb des Netzes dar. Nach jeder zufälligen Änderung der Netzkonfigurati
on und entsprechender Dimensionierung wird die Bewertungsfunktion erneut
berechnet. Änderungen der Konfiguration, die zu einer höheren Bewertungs
funktion geführt haben, werden gemäß dem Simulated-Annealing-Algorithmus
entweder übernommen oder verworfen. Dieser Algorithmus ist den Prozessen
nachempfunden, die beim Erhitzen und Abkühlen eines Festkörpers dazu füh
ren, daß der Festkörper die energieärmste Kristallstruktur annimmt. In der "Er
wärmungsphase" werden auch zufällige Änderungen der Konfiguration zugelas
sen, die zu einer höheren Energie bzw. Bewertungsfunktion führen. Erst in einer
anschließenden "Abkühlungsphase" erfolgt dann eine Minimierung der Bewer
tungsfunktion. Durch das ein- oder mehrmalige "Erwärmen" wird verhindert,
daß die Konfiguration in einem weit vom absoluten Minimum entfernten lokalen
Minimum hängenbleibt. Es läßt sich zeigen, daß ein solches Verfahren nach
und nach zu einer Konfiguration konvergiert, bei der die Bewertungsfunktion in
der Nähe eines zumindest relativen Optimums liegt.
In der einfachsten Version werden bei dem Verfahren lediglich zwei unterschied
liche Verkehrsströme berücksichtigt, nämlich einerseits der Telefonverkehr und
andererseits der Internet-Einwahlverkehr. Das Verfahren läßt sich jedoch analog
dahingehend erweitern, daß zusätzliche oder andere Verkehrsströme gesondert
berücksichtigt werden, beispielsweise Auslandstelefongespräche.
Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel anhand der Zeichnung näher erläu
tert.
Es zeigen:
Fig. 1 ein vereinfachtes Blockdiagramm eines Kommunikationsnetzes;
Fig. 2 ein Beispiel einer Verbindungsmatrix, die die räumliche Ver
kehrsstatistik des Telefonverkehrs repräsentiert;
Fig. 3a u. 3b Beispiele für zeitliche Verkehrsstatistiken des Telefon- und des
Internet-Einwahlverkehrs; und
Fig. 4 ein Flußdiagramm zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Ver
fahrens.
In Fig. 1 ist ein hierarchisch strukturiertes Kommunikationsnetz dargestellt, das
vier Hierarchieebenen aufweist, die als Ebene 0, Ebene 1, Ebene 2 und Ebene 3
bezeichnet sind. Die unterste Ebene 0 besteht aus Knoten 10, bei denen es sich
um Teilnehmeranschlüsse handelt, die durch Leitungen 12 eines Primärnetzbe
treibers mit Knoten 14 der Ebene 1 verbunden sind. Bei den Knoten 14 der Ebe
ne 1 handelt es sich um sogenannte PoIs, d. h., um Schnittstellen zwischen dem
Netz des Primärnetzbetreibers und dem aus den Ebenen 1, 2 und 3 bestehenden
Netz eines Sekundärnetzbetreibers, das mit Hilfe des hier beschriebenen Verfah
rens optimiert werden soll. Jeder Knoten 14 ist durch die Leitungen 12 des Pri
märnetzes mit einer Vielzahl von Teilnehmern (Knoten 10) verbunden. In einem
praktischen Beispiel bedient ein Knoten 14 die Teilnehmer mehrerer Ortsnetze
des öffentlichen Telefonnetzes.
Die Knoten 14 sind nicht direkt untereinander verbunden, sondern sind jeweils
über eine Leitung 16 mit einem Knoten 18 der Ebene 2 verbunden.
Jeder Knoten 18 bedient mehrere Knoten 14 und ist über eine Leitung 20 mit ei
nem Knoten 22 der Ebene 3, des sogenannten Backbones, verbunden. Die Kno
ten 22 des Backbones, von denen in Fig. 1 nur zwei dargestellt sind, sind durch
sehr leistungsfähige Leitungen 24 vollständig miteinander vernetzt.
Die Knoten 18 und 22 der Ebenen 2 und 3 können über Leitungen 12 des Pri
märnetzes auch direkt mit Knoten 10 der Ebene 0 verbunden sein und somit
ebenso wie die Knoten 14 die Funktion von PoIs erfüllen. Bei den Örtlichkeiten,
in denen die Knoten 14 und ggfs. auch die Knoten 18 und 22 untergebracht
sind, wird es sich häufig um angemietete Räume oder Einrichtungen in Vermitt
lungsstellen des Primärnetzbetreibers handeln. Die Leitungen 16, 20 und 24
zwischen den Knoten der Ebenen 1 bis 3 gehören dagegen zum Netz des Sekun
därnetzbetreibers und können sich hinsichtlich ihrer Übertragungskapazität
und hinsichtlich der benutzten Übertragungsmedien unterscheiden. Auch die
Kapazität und technische Ausstattung der Knoten 14, 18 und 22 kann je nach
Bedarf unterschiedlich sein. Beispielsweise können diese Knoten mit Multiple
xern ausgestattet sein oder TDM-Vermittlungssystem für die Übertragung von
Sprachinformationen nach dem TDM-Verfahren (Time Division Multiplexing)
aufweisen. Weiterhin können diese Knoten mit sogenannten Remote Access Ser
vern (RAS) ausgestattet sein, die als Internet-Schnittstellen fungieren und die
Anpassung der Internet-Einwahldaten an das im Internet gebräuchliche IP-Pro
tokoll vornehmen. Schließlich können einzelne Knoten, vornehmlich Knoten 22
des Backbones, ein Internet-Gateway (IG) aufweisen, das die eigentliche Verbin
dung zwischen dem Netz des Sekundärnetzbetreibers und dem Internet dar
stellt.
Wenn ein Teilnehmer das Sekundärnetz für ein Ferngespräch benutzen will, so
wird er über die Leitungen 12 des Primärnetzes mit dem nächstgelegenen PoI
(z. B. einem der Knoten 14) verbunden, und von dort wird das Gespräch über
das Sekundärnetz zu dem PoI weitergeleitet, der dem angerufenen Teilnehmer
(Knoten 10) am nächsten liegt. Die Weiterleitung des Gesprächs von diesem PoI
zum Teilnehmer erfolgt dann wieder über das Primärnetz. Ein Beispiel eines sol
chen Übertragungsweges 26 für den Telefonverkehr ist in Fig. 1 gestrichelt dar
gestellt. In diesem Fall erfolgt die Übertragung über zwei Knoten 18 der Ebene 2,
die mit demselben Knoten 22 der Ebene 3 verbunden sind. Im allgemeinen Fall
wird das Gespräch jedoch über die Leitung 24 zu einem anderen Knoten 22 des
Backbones und dann zu einem diesem Knoten mittelbar oder unmittelbar zuge
ordneten PoI übertragen werden.
Ein Beispiel eines Übertragungsweges 28 für den Internet-Einwahlverkehr ist in
Fig. 1 strichpunktiert dargestellt. In den unteren Ebenen erfolgt die Datenüber
tragung auf denselben Kanälen wie beim Telefonverkehr, d. h., zunächst über
das Primärnetz und dann über die PoIs des Sekundärnetzbetreibers. Sobald die
Daten jedoch auf irgendeiner der Ebenen 1, 2 oder 3 zu einem Knoten gelangen,
der mit einer Internet-Schnittstelle (RAS) ausgestattet ist, werden die Daten über
das Backbone zum nächsten Internet-Gateway (IG) weitergeleitet.
Die Knoten 14, 18, 22 und Leitungen 16, 20, 24 des Sekundärnetzbetreibers
müssen so dimensioniert sein, daß jederzeit und in jedem Teil des Netzes eine
ausreichende Übertragungskapazität zur Verfügung steht. Andererseits ist je
doch eine Überdimensionierung zu vermeiden, damit keine unnötigen Kosten
entstehen.
Zur Ermittlung des Bedarfs wird für den Telefonverkehr und für den Internet-
Einwahlverkehr je eine Verkehrsmatrix erstellt, die die räumliche Verteilung der
Verkehrsdichte angibt. Fig. 2 zeigt als Beispiel eine Verkehrsmatrix für den Tele
fonverkehr. Der räumliche Ausdehnungsbereich des Netzes wird in Regionen A,
B, C, . . . aufgeteilt. Die Matrix gibt dann für jedes Paar von Regionen, beispiels
weise A und B, die Häufigkeit von Telefongesprächen von A nach B bzw. von B
nach A an. Im gezeigten Beispiel wird zwischen den beiden Richtungen der Tele
fonverbindung (von A nach B oder von B nach A) unterschieden. Wenn auf diese
Unterscheidung verzichtet wird, halbiert sich der Datenumfang der Verkehrsma
trix.
Eine entsprechende Verkehrsmatrix wird auch für den Internet-Einwahlverkehr
erstellt.
Für die Erstellung beider Verkehrsmatrizen kann beispielsweise ein Software-
Werkzeug benutzt werden, das von der Nortel Dasa Network Systems GmbH &
Co. KG, Friedrichshafen, unter der Bezeichnung "TraffMate" angeboten wird.
Neben der räumlichen Verteilung der Verkehrsdichte wird auch die zeitliche
Dichteverteilung der Verkehrsströme ermittelt, und zwar wiederum gesondert
für den Telefonverkehr und für den Internet-Einwahlverkehr. Die Fig. 3a und 3b
zeigen Tagesprofile für die zeitliche Verteilung der Verkehrsdichte in Form von
Balkendiagrammen, wobei jeder Balken einem Zeitintervall von einer Stunde
entspricht. Man erkennt, daß sich die Tagesprofile der Verkehrsströme deutlich
voneinander unterscheiden. Während beim Telefonverkehr die Verkehrsdichte
nachts äußerst gering ist und erst bei Arbeitsbeginn gegen 8 Uhr morgens ab
rupt ansteigt und dann im Laufe des Nachmittags wieder abfällt, zeichnet sich
der Internetverkehr durch eine hohe Verkehrsdichte in den Abend- und Nacht
stunden aus, während ein Minimum in den frühen Morgenstunden erreicht
wird.
Die Tagesprofile gemäß Fig. 3a und 3b können für das Netz als Ganzes erstellt
werden, unter der realistischen Annahme, daß die Gewohnheiten der Netzbenut
zer keine allzu großen räumlichen Unterschiede aufweisen. Wahlweise ist es je
doch möglich, die Tagesprofile räumlich aufzulösen, indem beispielsweise für je
des Matrixelement der Verkehrsmatrix nach Fig. 2 ein gesondertes Tagesprofil
erstellt wird.
Die Verkehrsstatistiken gemäß Fig. 2 und 3 werden elektronisch aufbereitet und
gespeichert und bilden die Grundlage für den Aufbau des Kommunikationsnet
zes nach einem Verfahren, das nachstehend unter Bezugnahme auf Fig. 4 näher
erläutert wird.
Das Verfahren beginnt damit, daß in Schritt S1 eine bestimmte Anfangskonfigu
ration und -dimensionierung des Netzes vorgegeben wird. Dabei werden die Orte
und die Hierarchiestruktur sämtlicher Knoten 14, 18 und 22 des Sekundärnet
zes spezifiziert und in ein Datenverarbeitungssystem eingegeben, in dem das be
schriebene Verfahren implementiert ist. Sofern bei der Anfangskonfiguration ei
nige mögliche PoIs nicht benutzt werden, gibt man zusätzlich auch die Orte die
ser PoIs ein. Weiterhin kann für jeden PoI spezifiziert werden, welche techni
schen Ausstattungen dort installierbar sind. Die Dimensionierung der einzelnen
Netzwerkelemente (Knoten und Leitungen) erfolgt mit Hilfe eines Softwaremo
duls, das auf die Statistikdaten gemäß Fig. 2 und 3 zurückgreift und sicher
stellt, daß für alle zu erwartenden Verbindungshäufigkeiten eine ausreichende
Kapazität zur Verfügung steht. In der Praxis werden für eine gegebene Leitung,
d. h., für eine Verbindung von Knoten zu Knoten, unterschiedliche Übertra
gungskanäle zur Verfügung stehen. Das Softwaremodul berechnet dann die
preisgünstigste Kombination von Übertragungskanälen, mit der die geforderte
Übertragungskapazität erreicht wird.
In Schritt S2 wird für die so erhaltene Konfiguration und Dimensionierung eine
Bewertungsfunktion f(alt) berechnet. Diese Bewertungsfunktion dient dazu,
nach einem geeigneten Kostenmodell alle Installations- und Betriebskosten für
das Netz abzuschätzen. Diese Kosten umfassen insbesondere die Gebühren für
die Benutzung der Leitungen 12 des Primärnetzes, die von der Verkehrsdichte
an den betreffenden PoI und - bei sehr großem Einzugsbereich des PoIs - von
der durchschnittlichen Entfernung zwischen Teilnehmer und PoI abhängig ist.
Weiterhin gehen in die Bewertungsfunktion die Betriebskosten und Kapitalko
sten für die technische Ausrüstung jedes einzelnen Knotens ein, ebenso die Be
triebs- und Kapitalkosten für die netzeigenen Leitungen 16, 20 und 24. Je nach
Art des benutzten Übertragungsmediums können diese Kosten für einzelne Lei
tungen auch entfernungsabhängig sein.
In Schritt S3 werden an der aktuellen Konfiguration eine oder mehrere Ände
rungen nach dem Zufallsprinzip vorgenommen. Die Änderungen können bei
spielsweise darin bestehen, daß der Einzugsbereich eines PoIs vergrößert oder
verkleinert wird, daß ein PoI ganz aufgehoben oder ein neuer hinzugefügt wird,
daß ein Knoten 14 der Ebene 1 einem anderen Knoten 18 der Ebene 2 zugeord
net wird, daß ein Knoten der Ebene 1 in einen Knoten einer höheren Ebene ver
wandelt wird oder umgekehrt und die Zuordnung zwischen den Knoten der verschiedenen
Ebenen entsprechend angepaßt wird.
In Schritt S4 wird für die geänderte Konfiguration eine Neudimensionierung vor
genommen. Dazu kann dasselbe Softwaremodul wie in Schritt S1 benutzt wer
den.
In Schritt S5 wird für das neu konfigurierte und neu dimensionierte Netz die Be
wertungsfunktion f(neu) auf der Grundlage desselben Kostenmodells wie in
Schritt S2 berechnet. In Schritt S6 werden die Kostenfunktionen für die neue
und die alte Konfiguration verglichen, und es wird entschieden, welche der bei
den Konfigurationen die Grundlage für das weitere Verfahren bilden soll. Je höher
die angenommene "Temperatur" ist, desto eher wird auch eine Zunahme der Be
wertungsfunktion toleriert. Wird die neue Konfiguration verworfen, so erfolgt ein
Rücksprung zu Schritt S3. Andernfalls wird in Schritt S7 die geänderte Konfigu
ration zur aktuellen Konfiguration erklärt. In Schritt S8 wird dann überprüft, ob
sich die Konfiguration in der Nähe eines Minimums für die Bewertungsfunktion
stabilisiert hat. Wenn dies nicht der Fall ist, erfolgt ein Rücksprung zu Schritt
S2. Die Berechnung der Bewertungsfunktion in Schritt S2 ist dann allerdings
trivial, da diese Bewertungsfunktion gleich der zuvor in Schritt S5 berechneten
Bewertungsfunktion f(neu) ist.
Die Schleife aus den Schritten S2 bis S8 wird so oft wiederholt, bis sich in
Schritt S8 zeigt, daß die Bewertungsfunktion auch nach mehreren Änderungs
versuchen nicht mehr signifikant abgenommen hat. Dies bedeutet, daß sich die
Konfiguration dem Optimum genähert hat. In diesem Fall wird die aktuelle Kon
figuration als Ergebnis des Optimierungsprozesses ausgegeben, und das Netz
wird in dieser Konfiguration und Dimensionierung eingerichtet.
Selbstverständlich eignet sich die oben beschriebene Prozedur ebenso zur Opti
mierung eines bereits bestehenden Netzes, wenn sich die Bedingungen, bei
spielsweise die Kostenstruktur und/oder die Verkehrsstatistik geändert haben.
In Versuchen wurden Netzwerkkonfigurationen nach dem oben beschriebenen
Verfahren unter Berücksichtigung sowohl der Verkehrsstatistiken für Telefon
verkehr als auch der Verkehrsstatistiken für Internetverkehr berechnet, und die
Ergebnisse wurden mit Netzkonfigurationen verglichen, die allein unter Berück
sichtigung der Verkehrsstatistiken für den Telefonverkehr oder allein unter Be
rücksichtigung der Verkehrsstatistiken für den Internet-Einwahlverkehr optimiert
worden waren. Bei dem erfindunsgemäßen Verfahren ergab sich im
Durchschnitt eine um etwa 20% geringere Bewertungsfunktion. Dies beweist,
daß mit dem erfindungsgemäßen Verfahren beträchtliche Synergieeffekte er
reichbar und entsprechende Kostenersparnisse erzielbar sind.
Claims (3)
1. Verfahren zum Aufbau eines hierarchisch strukturierten Kommunikations
netzes für Telefonverkehr und Internet-Einwahlverkehr, mit Knoten (14, 18,
22), die sich in ihrer Hierarchiestufe und ihrer technischen Ausstattung unter
scheiden und von denen zumindest einer als Internet-Schnittstelle (RAS) ausge
staltet ist und die miteinander durch Leitungen (16, 20, 24) verbunden sind, die
unterschiedliche Bandbreiten haben und/oder auf unterschiedlichen Übertra
gungsmedien basieren, mit den folgenden Schritten:
- a) Vorgabe möglicher Standorte für die Knoten (14, 18, 22),
- b) Erstellen gesonderter Verkehrsstatistiken für den Telefonverkehr und den Internet-Einwahlverkehr,
- c) Vorgabe einer Anfangskonfiguration für das Netz,
- d) Dimensionieren der Netzelemente, d. h., der Knoten und Leitungen, anhand der Spitzenbelastung, die sich für das jeweilige Netzelement aus den beiden in Schritt (b) erstellten Verkehrsstatistiken ergibt,
- e) Berechnen einer Bewertungsfunktion, die den Installations- und Be triebsaufwand für die aktuelle Konfiguration repräsentiert,
- f) Verändern der Konfiguration nach dem Zufallsprinzip und Wiederholen der Schritte (d) und (e) für die neue Konfiguration,
- g) Vergleichen der Bewertungsfunktionen für die neue und die alte Konfigura tion und Entscheiden, welche Konfiguration als aktuelle Konfiguration über nommen wird, nach einem Simulated-Annealing-Algorithmus;
- h) Wiederholen der Schritte (f) und (g), bis die Bewertungsfunktion konvergiert,
- i) Einrichten der Knoten und Leitungen gemäß der in Schritt (h) erhaltenen Konfiguration.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verkehrs
statistiken sowohl die räumliche Verteilung als auch die zeitliche Verteilung für
den Telefonverkehr einerseits und den Internet-Einwahlverkehr andererseits an
geben.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die mög
lichen Konfigurationen auch solche Konfigurationen einschließen, bei denen ein
Teil des Telefonverkehrs über das Internet erfolgt.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1999148414 DE19948414C2 (de) | 1999-10-07 | 1999-10-07 | Verfahren zum Aufbau eines Kommunikationsnetzes |
EP20000120964 EP1091544A2 (de) | 1999-10-07 | 2000-09-27 | Verfahren zur Herstellung von Kommunikationsnetzen |
CA 2322142 CA2322142A1 (en) | 1999-10-07 | 2000-10-04 | Process for constructing a communication network |
Applications Claiming Priority (1)
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