DE19943601A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung einer Radbremse eines Fahrzeugs - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung einer Radbremse eines FahrzeugsInfo
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Abstract
Es werden ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung einer Radbremse vorgeschlagen, die mittels wenigstens eines elektrischen Stellsignals betätigt wird und die sich außerhalb des Bremsvorgangs in einer Lüftspielposition befindet. Zu Beginn eines Bremsvorgangs wird das Stellsignal auf der Basis eines Vorsteuersignals gebildet, welches betriebsgrößenabhängig ist.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Steuerung einer Radbremse eines Fahrzeugs.
Die Einstellung des Lüftspiels an einer Radbremse ist mit
Blick auf den stets vorhandenen Bremsbelagverschleiß sowie
Änderungen in den Randbedingungen, wie zum Beispiel der
Bremsentemperatur wünschenswert. Dies gilt besonders für ein
elektromotorisch betriebenes Radbremssystem bei Kraftfahr
zeugen, bei dem die Radbremsen durch Ansteuern elektromoto
rischer Bremsensteller betätigt werden, ist aber auch für
andere elektrisch gesteuerte Radbremsen z. B. auch hydrauli
scher oder pneumatischer Basis relevant. Bei einem elek
trisch gesteuerten Bremssystem sollte in allen Betriebspunk
ten im ungebremsten Zustand ein gefordertes Lüftspiel (Ab
stand zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe bzw. -trommel)
eingehalten werden. Dies gilt vor allem bei elektromotori
schen Bremssysteme, da dort das Lüftspiel aktiv, d. h. durch
Ansteuern der Bremsensteller eingestellt werden muß.
Elek
tromotorisch betriebene Radbremsen für Kraftfahrzeuge sind
bekannt, beispielsweise aus der WO-A 94/24453, wo die Zu
spannkraft durch einen Elektromotor erzeugt wird.
Bei der Lüftspieleinstellung ist zu beachten, daß einerseits
ein kleines Lüftspiel gewünscht ist, um die Zeit, die benö
tigt wird, die Bremsbeläge anzulegen, möglichst gering zu
halten, andererseits ein größeres Lüftspiel notwendig ist,
um in allen Betriebsfällen, auch zum Beispiel beim Auftreten
eines Bremsscheibenschlages oder bei Schlechtwegstrecken
durch die Elastizität der Radaufhängung (Achsschenkel,
etc.), im ungebremsten Zustand keine Reibverluste zwischen
Bremsscheibe und Bremsbelag mehr zu haben.
Wird zumindest in ausgewählten Betriebszuständen ein erwei
teres Lüftspiel der Radbremse eingestellt, so ergibt sich
das Problem, daß bei Beginn eines vom Fahrer gewünschten
Bremsvorgangs die Zeit, die zur Überwindung dieses Lift
spiels benötigt wird, zu groß ist. Daraus kann zuletzt ein
vergrößerter Bremsweg resultieren. Die nicht vorveröffent
lichte deutsche Patenanmeldung 198 26 052.0-21 beschreibt
zur Lösung dieser Problemstellung, daß bei Bremsbeginn zur
Lüftspielüberwindung eine Steuerung des Bremsenstellers der
Radbremse eingesetzt wird, mit deren Hilfe eine möglichst
schnelle Überwindung des Lüftspiels vorgenommen werden kann,
während im Teilbremsbereich eine Regelung im geschlossenen
Regelkreis des Bremsenstellers erfolgt. Diese Lösung verbes
sert wirkungsvoll die Dynamik der Bremsbetätigung am Beginn
eines Bremsvorgangs, führt zu ausreichendem Aufbau von Zu
spannkraft am Aktuator und zu einer Vermeidung eines mögli
cherweise verlängerten Bremswegs. Allerdings wird im Rahmen
der älteren Anmeldung der Schwerpunkt auf eine möglichst
schnelle Überwindung des Lüftspiels und somit auf eine mög
lichst maximale Ansteuersignalgröße für den Bremsensteller
gelegt, ohne daß andere Gesichtpunkte wie Komfort und Fahr
zeugverhalten berücksichtigt werden.
Es ist Aufgabe der Erfindung, Maßnahmen anzugeben, durch
welche bei der Lüftspielüberwindung zu Beginn eines Brems
vorgangs solche Gesichtpunkte berücksichtigt werden können.
Dies wird durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprü
che erreicht.
Durch die betriebsgrößenabhängige Vorgabe der Größe eines
Vorsteuerstellsignals und/oder Aktivierungsdauer einer Vor
steuerung des Bremsenstellers neben oder anstelle der Rege
lung zur Lüftspielüberwindung bei Bremsbeginn werden Ge
sichtpunkte wie Komfort und Fahrzeugverhalten auch in diesem
Betriebszustand berücksichtigt, ohne daß auf eine Dynamik
verbesserung der Bremseneinstellung verzichtet werden müßte.
Besonders vorteilhaft ist, das Vorsteuerstellsignal und/oder
Aktivierungsdauer der Vorsteuerung des Bremsenstellers in
Abhängigkeit vom Bremswunsch und/oder der Änderung des
Bremswunsches und/oder der Fahrgeschwindigkeit vorzugeben.
Dadurch wird es ermöglicht, daß neben Dynamikgründen auch
Komfortgründe bei der Lüftspielüberwindung berücksichtigt
werden. Beispielsweise wird in vorteilhafter Weise bei lang
samer Fahrt und/oder sanftem Anbremsen durch die Berücksich
tigung des Bremswunsches eine entsprechende komfortable
Bremsensteuerung zu Beginn des Bremsvorgangs bereitgestellt
werden, während bei schneller Fahrt und/oder starkem Anbrem
sen durch den Fahrer oder einer Zusatzfunktion eine entspre
chend schnelle Steuerung mit großem Ansteuersignal und somit
einer schnellen Überwindung des Lüftspiels ermöglicht wird.
Besonders vorteilhaft ist, daß der die Radbremse während des
Bremsbetriebs im Teilbereich implementierte Regler auf die
sen Teilbereich optimiert werden kann, ohne daß die Dynamik
der Radbremse bei Bremsbeginn leidet.
Insbesondere bei Verwendung eines elektromotorischen Brem
senstellers wird das Anlaufverhalten des Stellmotors und das
Überwinden des Lüftspiels deutlich verbessert, wobei den Dy
namikanforderungen an eine Radbremse genügt werden kann.
Besonders vorteilhaft ist, daß die zur Überwindung des Lüft
spiels verwendete Steuerung abhängig von weiteren Betriebs
größen, wie Kurvenfahrt, etc. abhängig ist. Dadurch wird die
Dauer und/oder Größe der Vorsteuerung weiter optimiert.
Besonders vorteilhaft ist, daß die Radbremse zu Beginn des
Bremsvorgangs über beide Ansteuerpfade (Regelung und Vor
steuerung) betätigt wird.
Weitere Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Be
schreibung von Ausführungsbeispielen bzw. aus den abhängigen
Patentansprüchen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsformen näher erläutert. Fig. 1
zeigt ein Übersichtsblockschaltbild einer Bremsanlage mit
einer elektromotorischen Zuspannung der Radbremsen am Bei
spiel eines Radpaars. In Fig. 2 ist anhand eines Flußdia
gramms die Realisierung der Vorsteuerung als Rechnerprogramm
dargestellt. In Fig. 3 schließlich ist an einem Beispiel
die Wirkungsweise der Steuerung anhand von Zeitdiagrammen
dargestellt.
Fig. 1 zeigt ein Übersichtsblockschaltbild einer Bremsanla
ge mit einer elektromotorischen Zuspannung der Bremsen am
Beispiel eines Radpaares. Dieses Radpaar könnte einer Achse
oder einer Diagonalen des Fahrzeugs zugeordnet sein. Dabei
ist mit 10 das Bremspedal des Fahrzeugs dargestellt. Der
Bremswunsch des Fahrers wird über das Sensorsystem 12 durch
Winkel-, Weg- und/oder Kraftmessung erfaßt und über die Lei
tungen 14 einem elektronischen Steuerungssystem 16 zuge
führt. Dieses Steuerungssystem ist in einer vorteilhaften
Auslegung aus dezentral aufgeteilten Steuereinheiten aufge
baut. Das Sensorsystem 12 wie auch zumindest teilweise das
elektronische Steuerungssystem 16 sind redundant ausgeführt.
Das elektronische Steuerungssystem betätigt über die Aus
gangsleitungen 18 und 20 die Elektromotoren 23 und 24, bei
spielsweise mittels eines pulsweitenmodulierten Spannungs
signals unter Verwendung einer H-Brückenendstufe oder mit
tels elektronisch kommutierter SR-Motoren (switched
reluctance). Die Elektromotoren sind Teil von Bremsenstel
lern 26 und 28. Die rotatorischen Bewegungen dieser Motoren
werden in den nachgeschalteten Getriebestufen 58 und 60 in
translatorische Bewegungen umgeformt, die zu Verschiebungen
der Bremsbeläge 30 und 32 führen. Die Bremsbeläge werden in
den Bremssätteln 34 und 36 geführt und wirken auf die Brems
scheiben 38 und 40 der Räder 1 und 2. Daneben ist in einem
bevorzugten Ausführungsbeispiel eine elektrisch betätigbare
Verriegelungseinrichtung vorgesehen, mit deren Hilfe der
Bremsensteller in der aktuellen Position verriegelt werden
kann, so daß der Elektromotor stromlos geschaltet werden
kann, z. B. durch die Arretierung des Rotors des Elektromo
tors. Die Position des Bremsenstellers wird dann ohne Ener
gieaufwand gehalten.
An jedem Rad werden Kraft- oder Momentensensoren 42 und 44
eingesetzt, deren Signale über die Meßleitungen 46 und 48
dem elektronischen Steuerungssystem 16 zugeführt werden.
Mittels dieser Sensoren werden in einer Ausführungsvariante
die axialen Abstützkräfte der Steller bei einem Bremsvorgang
gemessen und bilden damit ein Maß für die auf die Brems
scheibe wirkenden Normalkräfte. Bremskraft ist daher hier
die Kraft, mit der die Bremsbacken gegen die Bremsscheibe
bzw. -trommel drücken. In einer anderen Ausführungsvariante
werden die radialen Abstützkräfte der Bremsbeläge gemessen
und damit ein Maß für die in den Bremsscheiben auftretenden
Reibkräfte bzw. deren Reibmomente gebildet. Zudem werden
über die Sensoren 50 und 52 die Radgeschwindigkeiten erfaßt
und über die Eingangsleitungen 54 und 56 dem Steuerungssy
stem 16 übermittelt. Ferner sind Winkelsensoren 62 und 64
vorgesehen, deren Signale über die Leitungen 66 und 68 dem
Steuerungssystem 16 zugeführt werden. Diese Winkelsensoren
sind in einem bevorzugten Ausführungsbeispiel Hallsensoren,
welche zum Beispiel die Umdrehung des Elektromotors des
Bremsenstellers erfassen und pro Umdrehung mehrere Impulse
liefern, deren Anzahl ein Maß für den zurückgelegten Winkel
und damit für den zurückgelegten Weg der Bremsbeläge ist. In
anderen Ausführungsbeispielen werden andere Sensoren, zum
Beispiel induktive Sensoren, Potentiometer, etc. zur Weg-
oder Winkelmessung eingesetzt.
Im elektronischen Steuerungssystems 16 werden aus dem erfaß
ten Bremswunsch entsprechend vorprogrammierte Kennfelder
Sollwerte für die einzelnen Radbremsen oder Gruppen von Rad
bremsen ermittelt. Diese Sollwerte entsprechen beispielswei
se denen in einem Rad oder einem Radpaar einzustellenden
Bremsmomenten oder Bremskräften, deren Größen unter anderem
von der Achslastverteilung des Fahrzeugs abhängen. Aus den
ermittelten, ggf. radindividuellen Sollwerten wird durch
Vergleich mit den von den Sensoren 42 und 44 gemessenen Ist-
Werten der Bremskräfte bzw. der Bremsmomente Regeldifferen
zen ermittelt, die Regelalgorithmen, zum Beispiel in Form
zeitdiskreter PID-Regler, zugeführt werden. Das Stellsignal
dieser Regler wird zur Ansteuerung der Elektromotoren ver
wendet, wobei entsprechende Ansteuersignale über die Leitun
gen 18 und 20 ausgegeben werden.
Nach Beendigung der Bremsung wird das Lüftspiel an den Rad
bremsen eingestellt. Dies kann auf verschiedene Art und Wei
se erfolgen. Im einfachsten Ausführungsbeispiel wird im Rah
men einer Winkel- bzw. Lageregelung über das entsprechende
Meßsignal ein vorgegebener Winkel bzw. eine vorgegebene Lage
eingestellt. Dieser Sollwinkel bzw. diese Sollage entspricht
einem vorgegebenen Lüftspiel, d. h. einem vorbestimmten Ab
stand der Bremsbeläge zur Scheibe bzw. Trommel, wobei der
Winkel bzw. die Lage der Bremsbeläge beim Lösen der Bremse
berücksichtigt wird. In einem anderen Ausführungsbeispiel
wird das Lösen der Radbremse erfaßt und durch Ansteuerung
des Stellmotors beispielsweise für eine bestimmte Zeit oder
auf der Basis des dann vorliegenden Nullwertes bzw. Nullwin
kels ein vorbestimmtes Lüftspiel eingestellt. In einem ande
ren Ausführungsbeispiel wird die Einstellung des Lüftspiels
über den Momenten- bzw. Kraftregler vorgenommen, indem aus
dem gemessenen Wegsignal bzw. Winkelsignal unter Berücksich
tigung des Nullwertes dieses Signals bei Lösen der Radbremse
ein Istmoment bzw. eine Istkraft über eine Kennlinie berech
net wird. Diese Kennlinie entspricht dem Zusammenhang zwi
schen Bremsmoment bzw. Bremskraft und Winkel bzw. Weg des
Bremsbelags. Der berechnete Istwert dient dann zur Momenten-
bzw. Kraftregelung, wobei über den fiktiven Istwert ein vor
bestimmtes Lüftspiel eingestellt wird. Die nachfolgend be
schriebene Vorgehensweise ist unabhängig von der konkreten
Art und Weise, in der das Lüftspiel eingestellt wird.
Erfolgt während einer bestimmten Zeitdauer nach Beendigung
des Bremsvorgangs kein weiterer Bremswunsch, so wird in ei
nem Ausführungsbeispiel ein erweitertes Lüftspiel im Rahmen
einer der oben genannten Vorgehensweisen eingestellt, wel
ches zu einem größeren Abstand zwischen Bremsbelag und
Bremsscheibe führt. Die erweitere Lüftspieleinstellung er
folgt dabei nur dann, wenn die Fahrzeuggeschwindigkeit über
einer bestimmten Grenzgeschwindigkeit liegt. Entsprechend
wird das erweiterte Lüftspiel dann eingestellt, wenn ein au
tomatisch geregelter Geschwindigkeitswunsch, z. B. von einem
Fahrgeschwindigkeitsregler, vorliegt. In diesem Fall spielt
der Ablauf der Zeitdauer keine Rolle, so daß das erweiterte
Lüftspiel bereits früher eingestellt wird. Wird bei Beginn
eines erneuten Bremsvorgangs zum Zuspannen der Radbremse le
diglich der oben beschriebene Regler, der auf den Teilbrems
bereich optimiert ist, eingesetzt, so ist in einigen Anwen
dungsbeispielen die Dynamik der Bremsenzuspannung unnötig
begrenzt, da Zeit verloren geht, bis, das Lüftspiel überwun
den ist und bis eine Zuspannkraft am Aktuator aufgebaut wer
den kann. Die Folge ist ein unnötig verlängerter Bremsweg.
Durch die Ergänzung der Regelung um eine Vorsteuerung, die
zusätzlich oder anstelle der Regelung bei Beginn des Brems
vorgangs auf die Radbremse wirkt, wird eine schnellere Über
windung des Lüftspiels und ein nahezu verzugsfreier Aufbau
der Bremskraft an der Radbremse erreicht. Das Anlaufen des
elektromotorischen Stellmotors ist ebenfalls verbessert. Um
dem Elektromotor die zum Loslaufen benötigte Energie, mit
deren Hilfe das Losbrechmoment überwunden wird, bereitzu
stellen, wird zu Beginn des Bremsvorgangs ein Vorsteueran
steuersignal für die Radbremse erzeugt. Dieses wird entweder
anstelle oder zusätzlich zum Reglerausgangssignal dem Brem
saktuator zugeführt. Das auf diese Weise gebildete Ge
samtstellsignal ist größer als das vom Regler erzeugte, so
daß eine schnellere Zuspannung des Aktuators erfolgt. Die
Dauer, für die dieses Vorsteuerstellsignal erzeugt wird
und/oder die Größe dieses Vorsteuerstellsignals ist dabei in
der Regel so gewählt, daß ein genügend schnelles Ansprechen
des Aktuators erfolgt und unnötige Verzugszeiten vermieden
werden. Allerdings gibt es Situationen, beispielsweise bei
langsamer Fahrt oder bei sanftem Anbremsen, in denen eine
dynamische Zuspannung der Radbremse und somit ein schnelles
Ansprechen des Bremsaktuators nicht erwünscht ist. Daher ist
vorgesehen, die Dauer, für die das Vorsteuersignal erzeugt
wird, und/oder die Größe dieses Signals betriebsgrößenabhän
gig vorzugeben, beispielsweise fahrgeschwindigkeitsabhängig,
bremswunschabhängig, bremswunschgradientenabhängig, etc.
Beispielsweise ist die Dauer des Vorsteuersignals und/oder
dessen Größe umso kleiner und/oder je geringer die Fahrzeug
geschwindigkeit, je geringer der Bremswunsch und/oder je ge
ringer der Bremswunschgradient ist. Diese Betriebsgrößenab
hängigkeiten werden wie auch die nachfolgend genannten je
nach Ausführung einzeln oder in beliebiger Kombination ein
gesetzt.
Im folgenden ist die erfindungsgemäße Vorgehensweise am Bei
spiel eines elektromechanischen Bremssystems gezeigt, eine
entsprechende Anwendung der Vorgehensweise erfolgt jedoch
auch im Zusammenhang mit elektrohydraulisch und/oder elek
tropneumatisch gesteuerten Radbremsen.
Bei einem elektrisch gesteuerten Bremssystem wird der Brems
wunsch des Fahrers M mittels einer geeigneten Sensorik
und/oder der Bremswunsch eines Zusatzsystems über elektroni
sche Verbindungen eingelesen. Während des Bremsvorgangs re
gelt der implementierte Regler den Bremswunsch, der eine Zu
spannkraft, ein Bremsmoment, etc. repräsentiert ein. Derar
tige Regelalgorithmen sind bekannt. Darüber hinaus wird, wie
beispielsweise im eingangs genannten Stand der Technik dar
gestellt, außerhalb des Bremsvorgangs ein Lüftspiel der Rad
bremse eingestellt. Zur Verbesserung des Anlaufverhaltens
des Stellmotors und/oder zur Überwindung des Lüftspiels wird
eine separate Vorsteuerung eingesetzt, durch die die Dynami
kanforderungen an die Radbremse erfüllt werden. Auch hierzu
wird die Bremswunschvorgabe M eingelesen. In einem bevorzug
ten Ausführungsbeispiel wird ferner der Gradient dieser
Bremswunschvorgabe M' ermittelt. Ist der Bremswunsch erstma
lig größer Null und befindet sich der Steller noch in der
Lüftspielposition, wird die Vorsteuerung aktiviert. Zu Be
ginn der Bremsung wird dann für eine fest oder betriebsgrö
ßenabhängig vorgegebene Zeitdauer ein Vorsteuerstellsignal
ausgegeben, dessen Größe einer maximal möglichen Ansteuersi
gnalgröße entspricht oder dessen Größe auf einen von der ma
ximal möglichen Ansteuersignalgröße abweichenden Wert vorge
geben ist oder betriebsgrößenabhängig ist. Ist die vorgege
bene Zeitdauer beendet, wird die Vorsteuerung deaktiviert
und für den weiteren Verlauf des Bremsvorgangs bestimmt der
Regler allein das Stellsignal für den Motor. Die Dauer der
Vorsteuerung wird bevorzugt durch eine Funktion bestimmt,
die betriebsgrößenabhängig ist. In einem bevorzugten Ausfüh
rungsbeispiel wird dabei die Sollwertvorgabe und der dazuge
hörige Gradient berücksichtigt. In anderen Ausführungsbei
spielen wird nur eine dieser Vorgaben oder auch andere Be
triebsgrößen wie beispielsweise die Fahrzeuggeschwindigkeit,
etc. berücksichtigt. Die Größe des Vorsteuerstellsignals für
den elektromotorischen Antrieb (z. B. der Strom, die Span
nung, Tastverhältnis, etc.) wird durch eine andere Funktion
ebenfalls abhängig von Betriebsgrößen ermittelt. Dabei kön
nen die gleichen oder andere Betriebsgrößen wie zur Bestim
mung der Zeitdauer verwendet werden. Bei der Vorgabe der das
Stellsignal bildenden Funktion werden Dynamikanforderungen
und Komfortanforderungen an die Bremsensteuerung berücksich
tigt. Beispielsweise wird bei langsamer Fahrt und/oder sanf
tem Aatremsen (kleiner Gradient des Bremswunsches) eine ge
ringere Stellgröße ausreichend sein, als bei schneller Fahrt
und/oder starkem Anbremsen (großer Gradient).
Im bevorzugten Ausführungsbeispiel wird die geschilderte
Vorsteuerung mittels eines Rechnerprogramms einer Rech
nereinheit des Steuerungssystems 16 realisiert. Das Flußdia
gramm in Fig. 2 skizziert ein solches Rechnerprogramm.
Das geschilderte Programm wird zu vorgegebenen Zeitpunkten
mit Einschalten der Versorgungsspannung der Steuereinrich
tung gestartet. Im ersten Schritt 100 wird eine Marke "Sta
tus" und ein Zähler "Lauf" jeweils auf den Wert Null ge
setzt. Weist die Marke den Wert Null auf, ist die Vorsteue
rung deaktiviert bzw. ihre Stellgröße hat den Wert Null. Ist
die Marke auf dem Wert 1 und hat der Zähler seinen Maximal
wert noch nicht erreicht, so ist die Vorsteuerung aktiv und
das Stellsignal wird wie nachstehend beschrieben gebildet
und ausgegeben. Im darauffolgenden Schritt 102 wird die vom
Fahrer oder von Zusatzfunktionen wie einer Antriebsschlupf
regelung, einer Fahrdynamikregelung, einer adaptiven Fahrge
schwindigkeitsregelung, etc. stammende Sollwertvorgabe M
eingelesen und deren zeitlichen Gradient M' berechnet. Dar
aufhin wird im Schritt 104 nach Maßgabe der aus dem Stand
der Technik bekannten Regel- und Lüftspielalgorithmen je
nach Betriebszustand ein Regelstellsignal gebildet. Im dar
auffolgenden Abfrageschritt 106 wird überprüft, ob der Zu
stellwunsch größer Null ist, d. h. ob eine über einen be
stimmten Minimalwert hinausgehende Sollwertvorgabe vorliegt,
und ob die Position des Radbremsenstellers der Lüftspielpo
sition entspricht. Dies wird entweder durch die rückgemelde
te Position des Stellers ermittelt oder durch eine rech
nerintern gebildete Marke, die gesetzt wird, wenn die Lüft
spielposition eingestellt ist. Ist die Antwort in Schritt
106 ja, d. h. liegt ein Bremsbeginn vor und ist der Aktuator
in seiner Lüftspielposition, so wird gemäß Schritt 108 die
Marke "Status" auf 1 gesetzt. Ist die Antwort im Schritt 106
nein, d. h. befindet sich das System nach Beginn oder außer
halb des Bremsvorgangs, so wird im Abfrageschritt 110 über
prüft, ob die Statusmarke den Wert 1 aufweist. Ist dies
nicht der Fall, wird gemäß Schritt 112 das im Schritt 104
berechnete Regelstellsignal als Ansteuergröße für den Brem
sensteller ausgegeben. Die Vorsteuerung ist deaktiviert, so
daß kein Vorsteuerstellsignal zu berücksichtigen ist. Dabei
ist zu beachten, daß im bevorzugten Ausführungsbeispiel ei
ner elektromechanischen Bremse ein Ansteuersignal nur dann
ausgegeben wird, wenn eine Bewegung des Bremsenstellers er
forderlich ist. Wird der Bremsensteller in einer Position
gehalten, wird ein Verriegelungsmittel angesteuert, so daß
für diesen Fall die Ausgabe des Regelstellsignals nicht er
folgt. Nach Schritt 112 wird das Programm zum nächsten
Durchlaufzeitpunkt mit Schritt 102 wiederholt.
Hat Schritt 110 ergeben, daß die Statusmarke den Wert 1 auf
weist, so wird das Programm wie nach Schritt 108 bei erstma
liger Erkennung eines Bremswunsches bei Lüftspielposition
des Bremsenstellers fortgeführt. Im Abfrageschritt 114 wird
der Zähler mit einem vorgegebenen Grenzwert verglichen. Die
ser Grenzwert, welcher die Dauer der Aktivierung der Vor
steuerung repräsentiert, wird nach Maßgabe einer gegebenen
Funktion F aus ausgewählten Betriebsgrößen, wie beispiels
weise Bremswunsch M, Bremswunschgradient M', Fahrzeugge
schwindigkeit, etc. gebildet. Die Tendenz bei der Bildung
des Grenzwertes ist, daß die Dauer der Vorsteuerung umso
größer ist, somit die Vorsteuerung eine umso größere Wirkung
bezüglich der Dynamik des Bremseneingriffs hat, je größer
der Bremswunsch, der Gradient und/oder die Fahrzeuggeschwin
digkeit ist. Hat Schritt 114 ergeben, daß der Zählerstand
nicht über dem vorgegebenen Grenzwert ist, so wird im
Schritt 116 der Zählerstand inkrementiert. Daraufhin wird im
Schritt 118 die Größe des Stellsignals der Vorsteuerung nach
Maßgabe einer vorgegebenen Funktion G bestimmt. Die Stell
größe ist dabei im bevorzugten Ausführungsbeispiel abhängig
von Betriebsgrößen wie beispielsweise Bremswunsch M, Brems
wunschgradient M' und/oder Fahrzeuggeschwindigkeit. Auch
hier ist die Stellgröße, die im bevorzugten Ausführungsbei
spiel eines elektromotorischen Bremsenstellers einen Strom,
eine Spannung, etc. repräsentiert, umso größer, je größer
die wenigstens eine Betriebsgröße ist. Dabei kann die Stell
größe bis zu einem maximal möglichen Wert erhöht werden,
wenn beispielsweise der Fahrer sehr schnell oder sehr stark
oder bei hohen Geschwindigkeiten die Bremse betätigt. Nach
Schritt 118 wird die Stellgröße ggf. zusammen mit dem in
Schritt 104 gebildeten Regelstellsignal ausgegeben und das
Programm zum nächsten Zeitpunkt mit Schritt 102 wiederholt.
Hat Schritt 114 ergeben, daß der Zähler seinen Maximalwert
erreicht hat, so wird gemäß Schritt 120 der Zähler zurückge
setzt und die Statusmarke auf den Wert Null gesetzt. Danach
wird in Schritt 112, da bei der entsprechenden Statusangabe
die Vorsteuerung deaktiviert ist, nicht mehr das gemäß
Schritt 118 berechnete Stellsignal, sondern nur noch das Re
gelstellsignal aus Schritt 104 ausgegeben und die Bremsen
steuerung im Rahmen der aus dem Stand der Technik bekannten
Regelung durchgeführt.
Im bevorzugten Ausführungsbeispiel werden in Schritt 112 Re
gelstellsignal und Vorsteuerstellsignal zur Bildung eines
Gesamtstellsignals addiert, wobei eine Begrenzung auf die
maximal mögliche Stellgröße erfolgt.
Neben der Anwendung in elektromotorischen Bremsanlagen wird
die erfindungsgemäße Vorgehensweise auch im Zusammenhang mit
anderen Bremsanlagentypen, beispielsweise hydraulischen oder
pneumatischen Bremsanlagen eingesetzt, wobei in diesem Fall
unter Stellsignal die entsprechenden Ansteuersignale der den
Bremsdruckaufbau bereitstellenden Pumpen und/oder Ventilen
darstellt. Beispielsweise wirkt im Rahmen der Vorsteuerung
bei einer elektrohydraulischen Bremsanlage die Vorsteuer
stellgröße erhöhend auf die Ansteuersignalgröße für die Pum
pe und/oder auf die Pulslänge bzw. das Tastverhältnis des
Ansteuersignals für ein Drucksteuerventil.
Neben den Größen Bremswunsch, Bremswunschgradient und/oder
Fahrzeuggeschwindigkeit werden zur Bildung der Dauer der Ak
tivierung der Vorsteuerung und/oder der Größe des Vorsteuer
stellsignal weitere Fahrzeuggrößen berücksichtigt, wie bei
spielsweise Kurvenfahrt, Kurvenradius, etc., wobei aus Sta
bilitätsgründen bei Kurvenfahrt bzw. kleinerem Kurvenradius
eine geringere Steuergröße als bei Geradeausfahrt bzw. bei
einem größeren Radius vorgegeben wird.
In Fig. 3 ist die Wirkungsweise der oben dargestellten Vor
gehensweise anhand von Zeitdiagrammen am Beispiel einer
elektromotorischen Bremsanlage dargestellt. Fig. 3a zeigt
dabei den zeitlichen Verlauf des Bremswunsches M, Fig. 3b
den zeitlichen Verlauf der Position SPOS des Stellers und in
Fig. 3c den Verlauf der Gesamtstellgröße STELL (Regel- und
Vorsteuerstellgröße). Zunächst sei das Fahrzeug in einem
Fahrzustand. Der Bremswunsch M sei Null, die Position des
Stellers entspreche der Lüftspielposition SLÜFT. Dementspre
chend ist die Stellgröße ebenfalls Null, da der Steller über
die Verriegelungseinheit in seiner Position gehalten wird.
Zum Zeitpunkt T0 betätigt der Fahrer das Bremspedal, ein
Bremswunsch wird ermittelt und bis zum Lösen des Bremspedals
zum Zeitpunkt T2 konstant gehalten (vgl. Fig. 3a). Entspre
chend der vorstehenden Vorgehensweise wird zum Zeitpunkt T0
eine Stellgröße ausgegeben, die wenigstens aus der Vorsteu
erstellgröße besteht und einen relativ hohen Wert aufweist
(vgl. Fig. 3c). Der Steller bewegt sich ab dem Zeitpunkt T0
schnell aus seiner Lüftspielposition heraus (vgl. Fig. 3b).
Zum Zeitpunkt T1 sei die Vorsteuerdauer beendet, die Vor
steuerung wird deaktiviert und der Steiler im Rahmen der Re
gelung betätigt. Entsprechend wird ab dem Zeitpunkt T1 die
ausgegebene Stellgröße auf der Basis der im Vergleich zur
Vorsteuerstellgröße kleineren Regelstellgröße gebildet (vgl.
Fig. 3c). Hat die Stellerposition die zur Realisierung des
Bremswunsches notwendige Position erreicht, ist die Stell
größe Null, da der Steller in dieser Position verriegelt ist
(vgl. Fig. 3b, 3c). Zum Zeitpunkt T2 wird der Bremswunsch
zurückgenommen (vgl. Fig. 3a). Entsprechend wird die Regel
stellgröße nach Maßgabe des Regelalgorithmuses ab dem Zeit
punkt T2 zum Zurückführen des Bremsenstellers in seine Lüft
spielposition ausgegeben (vgl. Fig. 3c), was letztendlich
zur Einstellung des Stellers in seiner Lüftspielposition
(vgl. Fig. 3b) führt. Ist die Lüftspielposition erreicht,
ist die Gesamtstellgröße ebenfalls Null, da der Steller auch
in dieser Position verriegelt ist.
Claims (10)
1. Verfahren zur Steuerung einer Radbremse, die mittels we
nigstens eines elektrischen Stellsignals betätigt wird,
die sich außerhalb des Bremsvorgangs in einer Lüftspiel
position befindet, wobei zu Beginn eines Bremsvorgangs
das Stellsignal auf der Basis eines Vorsteuersignals ge
bildet wird, durch welches die Radbremse das Lüftspiel
überwindet, wobei das Vorsteuersignal betriebsgrößenab
hängig ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Betriebsgrößen wenigstens eine der Größen Brems
wunsch, Bremswunschgradient, Fahrzeuggeschwindigkeit,
Kurvenfahrt, Kurvenradius, oder eine andere Fahrzeuggröße
ist.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Dauer der Erzeugung des
Vorsteuersignals betriebsgrößenabhängig ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Größe des Vorsteuersignals
betriebsgrößenabhängig ist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Dauer und/oder die Größe
des Vorsteuersignals größer ist, je größer Bremswunsch
und/oder Bremswunschgradient und/oder Fahrzeuggeschwin
digkeit ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß das Vorsteuersignal nach Brems
beginn gebildet wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Steuerung der Radbremse im
Rahmen eines Regelkreises erfolgt, wobei ein Regelstell
signal erzeugt wird, die zumindest im Teilbremsbereich
die Radbremse betätigt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
das Vorsteuersignal dem Regelstellsignal aufgeschaltet
wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Radbremse einen elektromo
torischen Bremsensteller aufweist und das Vorsteuersignal
derart bemessen ist, daß ein dyanmisches Anlaufen des
Elektromotors bewirkt wird.
10. Vorrichtung zur Steuerung einer Radbremse, mit einem
Steuerungssystem, welches ein Stellsignal zur Betätigung
der Radbremse bildet, wobei das Stellsignal die Radbremse
außerhalb eines Bremsvorgangs in eine Lüftspielposition
führt, das Steuerungssystem Mittel umfaßt, welche zu Be
ginn eines Bremsvorgangs das Stellsignal auf der Basis
eines Vorsteuerstellsignals erzeugen, welches betriebs
größenabhängig ist.
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DE1999143601 DE19943601A1 (de) | 1999-09-11 | 1999-09-11 | Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung einer Radbremse eines Fahrzeugs |
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