DE19938138A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Identifikation einer Biopolymersequenz auf Festkörperoberflächen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Identifikation einer Biopolymersequenz auf FestkörperoberflächenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Identifikation eines auf ein einer ersten Oberfläche eines Festkörpersubstrats aufgebrachten ersten Biopolymers, wobei das erste Biopolymer mit einem dazu affinen zweiten Biopolymer in Kontakt gebracht wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Identifikation einer spezifischen Biopolymersequenz, die auf
einer Festkörperoberfläche gebunden ist.
Aus der US 5,780,234 ist bekannt, daß Nukleinsäuren, an die
kovalent Donator- und Akzeptorgruppen als Elektronentrans
fereinheiten angebracht sind, eine extrem schnelle und lang
reichweitige Elektronenleitung aufweisen können. Werden diese
Elektronentransfereinheiten an zwei komplementären Nuklein
säuren angebracht, kann diese Methode auch zur Detektion der
Hybridisation eingesetzt werden.
In der US 5,780,234 wird auch die Möglichkeit genannt, Elek
trodenoberflächen als eine der Elektronentransfereinheiten zu
verwenden.
Die in DNA-Einzel- und Doppelsträngen auftretenden Leitfähig
keitsphänomene wurden in zahlreichen Arbeiten eingehend un
tersucht. So untersuchten H.-W. Fink et al. [H. W. Fink, C.
Schönenberger, Nature 398, 407 (1999)] sowohl die Leitfähig
keit von DNA-Molekülen, als auch den Einfluß elektroaktiver
Gruppen. Die an einzelnen DNA-Doppelsträngen gemessenen Leit
fähigkeiten wurden in der Größenordnung guter Halbleiter oder
leitfähiger Polymere angegeben. Es wird jedoch auch auf die
zum Teil noch eklatanten Diskrepanzen zwischen verschiedenen
experimentellen Befunden und theoretischen Vorhersagen hinge
wiesen.
Hohe Leitfähigkeit und schneller Ladungstransfer auch über
große Abstände wurde auch an Monolagen von DNA-Doppelsträngen
auf Elektrodenoberflächen gemessen [S. O. Kelley, N. M. Jack
son, M. G. Hill, J. K. Barton, Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 38,
941 (1999)]. Einzelne Mismatches in der Basensequenz der Dop
pelhelices können diesen Ladungstransport allerdings ent
scheidend behindern. Dies legt nahe, daß durch elektronische
Detektion der DNA-Hybridisation eine hohe Spezifizität und
Sensitivität auch auf einzelne Punktdefekte erreicht werden
kann.
Aufgabe dieser Erfindung ist es, eine neue Technologie be
reitzustellen, die es ermöglicht, an eine feste Oberfläche
fixierte Biopolymere eindeutig und sensitiv zu identifizie
ren.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchskomplexex
einzeln oder in Kombination gelöst.
Unter Biopolymer wird insbesondere ein aus Nukleotiden oder
Aminosäuren gebildetes Polymer verstanten, z. B. DNA, RNA,
PNA, PTO, Peptid, Protein u. dgl..
Die Identifikation wird durch eine hierzu affine Biopolymer
sequenz vorgenommen, die sowohl in Lösung, als auch auf einer
zweiten Festkörperoberfläche vorliegen kann. Die Detektion
kann über elektronische und optische Verfahren erfolgen.
Die elektronische Detektion durch z. B. bei der Hybridisation
auftretenden Leitfähigkeitsänderung zwischen zwei oder an ei
ner Oberfläche sowohl im Bezug auf Sensitivität, Spezifizität
und apparative Umsetzung bietet entscheidende Vorteile.
Mögliche Einsatzfelder der hier entwickelten Methode können
eine große Bandbreite von der medizinischen Diagnostik bis
hin zur Identifikations-, Codierungs- und Erkennungstechnik
umfassen.
Die erfindungsgemäße Identifikation der Biopolymere auf einer
Festkörperoberfläche erfolgt vorteilhafterweise nach folgen
der Vorgehensweise:
- a) Die auf der Festkörperoberfläche fixierten (ersten) Biopo lymere werden mit dazu affinen (zweiten) Biopolymeren in Kon takt gebracht, was eine spezifische Reaktion (bei Nukleinsäu ren eine Hybridisation zu Doppelsträngen) zur Folge hat. Die zweiten Biopolymere können sich sowohl in Lösung befinden, als auch auf einer Gegenoberfläche fixiert sein, die z. B. durch Aufeinanderpressen mit den zu identifizierenden Molekü len in Kontakt gebracht wird.
- b) Die Hybridisation kann dann über eine Änderung in der Oberflächenleitfähigkeit oder der Leitfähigkeit im Bezug auf eine Gegenelektrode gemessen werden, wenn sich die zweiten Bioplymere bzw. Zielbiopolymere in Lösung befinden. Wenn die Hybridisation zwischen zwei parallelen Oberflächen erfolgt, kann die Änderung in der Leitfähigkeit zwischen den beiden Oberflächen zur Detektion verwendet werden. Dies gilt in bei den Ausgestaltungsformen sowohl für AC- und DC- Leitfähigkeitsphänomene. Zur Erhöhung der Leitfähigkeit kön nen in den biopolymeren Dünnfilm auch Metallatome, -Ionen, - Cluster und Komplexmoleküle eingelagert werden. Alternativ kann die Detektion auch über Fluoreszenz oder andere optische Methoden erfolgen. Leitfähige Cluster können hier auch zur Verstärkung optischer Signale eingesetzt werden.
In einer Ausgestaltungsform werden als zu identifizierende
Biopolymere bzw. erste Biopolymere Nukleinsäuren einer be
stimmten Sequenz kovalent an eine leitfähige Festkörperober
fläche gebunden. Hierzu komplementäre Nukleinsäuren sind an
ein zweites leitfähiges Substrat gebunden, das mit dem ersten
durch Aufeinanderpressen in Kontakt gebracht wird. Findet Hy
bridisation der Nukleinsäuren zwischen den beiden Oberflächen
statt, wird dies eine wesentliche Verringerung des elektri
schen Widerstandes zur Folge haben, was durch konventionelle
elektronische Methoden problemlos nachweisbar ist. Durch die
mit der Hybridisation verbundenen Änderungen der Kapazitäten
in dieser Schichtstruktur werden auch veränderte Wechsel
stromwiderstände detektierbar. Weiterhin ist auch der Einsatz
elektrochemischer Signale, wie z. B. spezifischer Reduktions-
und Oxidationspeaks zur Identifikation der Hybridisation ein
setzbar.
Eine ähnliche Nachweismethode ist auch einsetzbar, wenn die
Zielbiopolymere in Lösung vorliegen. Auch hier ist der Nach
weis der Hybridisation über elektronische Meßgrößen möglich.
Bevorzugt kann hier die Änderung in der Doppellagenkapazität
auf der Oberfläche über AC- und/oder Impedanzsignale nachge
wiesen werden. Dies kann entweder über eine Gegenelektrode
erfolgen, oder aber über die strukturierte Ausgestaltung der
Detektoroberfläche. Letzteres kann in einer Aufteilung der
Oberfläche in zwei leitfähige und von einer Isolatorfläche
getrennte Teilflächen erfolgen, von denen eine die nachzuwei
senden Nukleinsäuren trägt und die andere als Gegenelektrode
dient. Auch eine Dreiteilung zur Schaffung einer zusätzlichen
Referenzelektrode für einen elektrochemischen Dreielektroden
setup ist möglich. Die Elektroden können auch zu einer Anrei
cherung geladener Zielmoleküle in der Nähe der Oberfläche ge
nutzt werden. In einer speziellen Ausgestaltungsform kann
auch eine Anreicherung und Detektion auf der Oberfläche er
reicht werden, indem eine Wechselspannung oder ein Wechsel
strom zwischen zwei Elektroden, die sich in einem kleinen Ab
stand zueinander befinden und auf denen jeweils die zu detek
tierenden Moleküle fixiert sind, angelegt wird.
Die elektronischen Meßgrößen können verstärkt werden, indem
in den Dünnfilm der zu detektierenden Biopolymere Metallato
me, -Cluster oder -Ionen eingebracht werden. Dies kann sowohl
vor als auch nach der Hybridisierung z. B. durch Bedampfen
oder elektrochemische Methoden erfolgen. Weiterhin ist auch
der Einsatz von Komplexen Molekülen, die sich z. B. bei Nu
kleinsäuren spezifisch an einzelsträngige Strukturen oder
auch beispielsweise als Interkalatoren an doppelsträngige
Konformationen anlagern und elektroaktive Zentren aufweisen.
Mögliche Anwendungen der hier beschriebenen Methoden können
zum Beispiel im Falle der Hybridisation zwischen zwei Fest
körperoberflächen im Bereich der Sicherheitstechnik in der
fälschungssicheren Identifikation von Banknoten, Chipkarten,
Ausweisen u. ä. liegen. Im falle der Detektion in flüssiger
Phase kann die Detektionsmethode zur Identifikation z. B. von
Chargen von Lebensmitteln, Medikamenten o. ä. eingesetzt wer
den.
Oligonukleotide einer Länge von 21 Basen werden am 5'-Ende
kovalent an die Oberfläche eines Leitfähigen Polykarbo
nat/Kohlefaser-Kunststoffes fixiert. Die an der Oberfläche
befindlichen Oligonukleotide werden mit in Lösung befindli
chen komplementären Sonden hybridisiert. Wird zwischen der
leitfähigen Kunststoffoberfläche und einer Ag/AgCl-
Gegenelektrode eine Wechselspannung einer Frequenz von 250 Hz
angelegt und der kapazitive Anteil des Wechselstromes gemes
sen, so ergibt sich bei Hybridisation bei 0,4 V ein Abfall der
Wechselstromleitfähigkeit um mehr als 10%, was einer direkten
Detektion einer spezifischen Hybridisierung und damit der zu
ermittelnden Sequenz gleichkommt. Kontrollversuche mit nicht
spezifischen Oligonukleotiden ergeben keine wesentliche Leit
fähigkeitsänderung.
Durch Aldehyd-Gruppen aktivierte Agarose-Beads werden mit
Oligonukleotiden kovalent gekoppelt und auf eine Glasoberflä
che immobilisiert. Die Oberfläche wird mit einer Testlösung
in Kontakt gebracht, die dazu komplementäre Oligonukleotide
enthält, die an einem Ende eine fluoreszierende FAM-Gruppe
und am anderen Ende eine fluoreszenzunterdrückende dT(C2-
Dabcyl)Phosphatgruppe enthalten. Weiterhin nehmen diese Nu
kleinsäuren aufgrund ihrer teilweise selbstkomplementären Ba
sensequenz in Lösung eine haarnadelförmige Sekundärstruktur
ein. Fluoreszierende und fluoreszenzunterdrückende Gruppen
befinden sich in unmittelbarer räumlicher Nähe. Bei Hybridi
sation mit den an der Oberfläche fixierten Nukleinsäuren ent
faltet sich die Sekundärstruktur der in Lösung befindlichen
Nukleotide und es wird eine starke Erhöhung der optischen Si
gnalintensität meßbar.
Claims (21)
1. Verfahren zur Identifikation eines auf ein einer ersten
Oberfläche eines Festkörpersubstrats aufgebrachten ersten
Biopolymers, wobei das erste Biopolymer mit einem dazu affi
nen zweiten Biopolymer in Kontakt gebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei sich das zweite Biopo
lymer sich auf einer zweiten Oberfläche oder in Lösung befin
det.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
die Identifikation des ersten Biopolymers vorgenommen wird
durch Auswertung eines elektronischen oder optischen Signals,
insbesondere der durch affinitätsbedingte Adhäsion ausgelö
sten Änderung der Impedanz, der Leitfähigkeit im Gleichstrom-
und/oder Wechselstrombereich in Abhängigkeit von der aufge
prägten Wechselspannungs- oder Wechselstromfrequenz.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
die Änderung der Leitfähigkeit zwischen zwei leitfähigen
Festkörperoberflächen gemessen wird, an die jeweils zueinan
der affine Biopolymere adsorbiert sind.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
die Detektion der oberflächenfixierten Biopolymere durch Re
aktion mit in Lösung befindlichen affinen Biopolymeren und
deren Detektion durch Fluoreszenz und/oder Fluoreszenzreso
nanz-Energietransfer herbeigeführt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
sich die zu identifizierenden Biopolymere in Lösung befinden
und die Detektion durch Fluoreszenzresonanz-Energietransfer
vorgenommen wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
die Detektion durch die Messung optischer Signale vorgenommen
wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
die optischen Signale durch leitfähige Cluster verstärkt wer
den, welche von der ersten die ersten Biopolymere tragenden
Oberfläche durch eine Affinitäts- und/oder Spacerschicht ge
trennt sind.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
die Detektion durch eine Wechselspannung oder einen Wechsel
strom zwischen zwei leitfähigen, durch einen Isolator ge
trennten mit dem ersten Biopolymer versehen Strukturen vorge
nommen wird.
10. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüche, wobei in
mindestens eine auf ein Substrat adsorbierte aus dem ersten
oder zweiten Biopolymer gebildete Schicht elektroaktive Me
tallatome, -Ionen, -Cluster oder Komplexmoleküle eingebracht
werden.
11. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüche, wobei eine
zusätzliche leitfähige Struktur als Referenzelektrode
und/oder eine zusätzliche leitfähige Struktur als Gegenelek
trode eingesetzt wird.
12. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem
der vorhergehenden Ansprüche, wobei auf einer ersten Oberflä
che eines Festkörpersubstrats ein erstes Biopolymer aufge
bracht ist, und wobei das erste Biopolymer mit einem dazu af
finen zweiten Biopolymer in Kontakt bringbar ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, wobei sich das zweite Bio
polymer auf einer zweiten Oberfläche oder in Lösung befindet.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12, wobei zur Identifikation
des ersten Biopolymers eine Einrichtung zur Auswertung eines
elektronischen oder optischen Signals vorgesehen ist, insbe
sondere einer durch affinitätsbedingte Adhäsion ausgelösten
Änderung der Impedanz und/oder der Leitfähigkeit im Gleich
strom und/oder Wechselstrombereich in Abhängigkeit von der
aufgeprägten Wechselspannungs- oder Wechselstromfrequenz.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 14, wobei
die Änderung der Leitfähigkeit zwischen zwei leitfähigen
Festkörperoberflächen meßbar ist, an die jeweils zueinander
affine Biopolymere adsorbiert sind.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15, wobei
die Detektion der ersten oberflächenfixierten Biopolymere
durch affinitätsbedingte Reaktion mit in Lösung befindlichen
zweiten Biopolymeren und deren Detektion durch Fluoreszenz-
und/oder Fluoreszenzresonanz-Energietransfer herbeiführbar
ist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 16, wobei
die ersten Biopolymere in Lösung sich befinden und die Detek
tion durch Fluoreszenzresonanz-Energietransfer vorgenommen
wird.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 17, wobei
die Detektion durch die Messung optischer Signale vorgenommen
wird, die durch leitfähige Cluster, welche von der ersten,
die ersten Biopolymere tragenden Oberfläche durch eine Affi
nitäts- und/oder Spacerschicht getrennt sind, verstärkbar
sind.
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 18, wobei
die Detektion durch eine Wechselspannung oder Wechselstrom
zwischen zwei leitfähigen, durch einen Isolator getrennten
Strukturen, an die jeweils spezifische Biopolymere adsorbiert
sind, vorgenommen wird.
20. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 19, wobei in
mindestens eine auf ein Substrat adsorbierte Schicht aus Bio
polymeren elektroaktive Metallatome, -Ionen, -Cluster oder
Komplexmoleküle eingebracht sind.
21. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 20, wobei
eine zusätzliche leitfähige Struktur als Referenzelektrode
und/oder eine zusätzliche leitfähige Struktur als Gegenelek
trode vorgesehen ist.
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8304 | Grant after examination procedure | ||
8381 | Inventor (new situation) |
Inventor name: HASSMANN, JOERG, DR., 91052 ERLANGEN, DE Inventor name: BERTLING, WOLF, DR., 91056 ERLANGEN, DE Inventor name: KOSAK, HANS, DR., 53123 BONN, DE |
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R119 | Application deemed withdrawn, or ip right lapsed, due to non-payment of renewal fee |
Effective date: 20140301 |