DE19935231A1 - Vernetzung ionotroper Gele - Google Patents

Vernetzung ionotroper Gele

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Abstract

Ein Vernetzungsmittel zur Vernetzung ionotroper Gele durch Verbindung von Gelmolekülen über Gegenionenbrücken enthält die Gegenionen in einem an eine Trägersubstanz gebundenen Zustand. Die Gegenionen sind durch eine äußere Stoff-, Temperatur- oder Strahlungseinwirkung von der Trägersubstanz lösbar. Zur Gelvernetzung wird zunächst ein Gemisch aus den zu vernetzenden Gelmolekülen und dem Vernetzungsmittel bereitgestellt, aus diesem Gemisch ein Formkörper gebildet und dann durch eine äußere Stoff-, Temperatur- oder Strahlungseinwirkung die Vernetzung der Gelmoleküle durch Freigabe der Gegenionen von der Trägersubstanz ausgelöst.

Description

Die Erfindung betrifft ein Vernetzungsmittel zur Vernetzung ionotroper Gele, Stoffzusammensetzungen aus ionotropen Gelen und derartigen Vernetzungsmitteln, ein Verfahren zur Vernet­ zung ionotroper Gele und Anwendungen des Vernetzungsmittels.
Ionotrope Gele sind hochelastische, reversibel quellbare und Ionenaustauschende Gele, die aus Makromolekülen bestehen, wel­ che durch Ionenbrücken miteinander vernetzt sind. Die Ionen­ brücken werden durch Gegenionen zu den Gelmolekülen gebildet. Es ist bekannt, wässrig gelöste ionotrope Gele einfach dadurch zu vernetzen, daß der Gellösung eine geeignete Gegenionenlö­ sung zugesetzt wird. Diese Vernetzung im Lösungsvolumen be­ sitzt jedoch den Nachteil, daß die Vernetzung oder Polymeri­ sation ungleichförmig verläuft, da gerade in den Volumenberei­ chen, in denen die Vernetzung bereits stattgefunden hat, der Stofftransport von Gegenionen zu weiteren vernetzbaren Gelmo­ lekülen behindert wird. Im Ergebnis der herkömmlichen Vernet­ zung in der Lösung ergeben sich somit auf molekularer Ebene ungleichmäßig vernetzte Gele, die zu Endprodukten mit unregel­ mäßigen Geloberflächen führen. Diese Inhomogenität stellt ei­ nen Nachteil dar, der die Anwendung vernetzter Gele, insbeson­ dere im Bereich der Biologie und Medizin, stark einschränkt.
Ein Beispiel für Ionotrope Gele ist durch die aus Algen gewon­ nenen Alginate gegeben. Alginate besitzen zahlreiche Anwendun­ gen in der Lebensmitteltechnik (s. z. B. Askar in "Alimenta", Bd. 21, 1982, S. 165 ff.) und auch in der Medizin, Biochemie und Biotechnologie. Beispielsweise wird in DE-OS 42 04 012 die Bildung von mit Ba2+-Ionen vernetzten Alginatkapseln für Anwen­ dungen in der Implantationsmedizin beschrieben. Die Alginat­ kapseln werden hergestellt, indem eine Alginatlösung mit den einzukapselnden biologischen Zellen tropfenweise in eine Ba2+-Lösung gegeben wird. Beim Eintropfen in die Ionenlösung beginnt unmittelbar die Gelvernetzung, die zu geschlossenen Alginatkapseln führt. Allerdings tritt auch bei dieser Kapsel­ bildung das obengenannte Problem einer inhomogenen Vernetzung auf. Die Vernetzung beginnt von der äußeren Oberfläche her, die selbst nach Vernetzung die Ionenbrückenbildung zwischen Gelmolekülen unterhalb der Oberfläche behindert. Im Ergebnis besitzen die Alginatkapseln in molekularem Maßstab unregelmä­ ßige Oberflächen.
Untersuchungen mit dem Rasterkraftmikroskop (AFM) haben erge­ ben, daß eine mögliche immunologische Reaktivität der Oberflä­ che von Alginatkapseln gerade durch geometrische Inhomogenitä­ ten hervorgerufen werden können. Die zellulären Prozesse, die die primären Fremdkörperreaktionen hervorrufen (d. h. die Ab­ sonderung von Materialspuren durch Fibroplasten, Makrophagen und/oder Lymphozyten während ihrer Wanderung über Oberflä­ chen), werden durch Vernetzungsinhomogenitäten nachteilig be­ einflußt.
Neben der Beeinflussung der immunologischen Reaktivität von Alginattransplantaten beschränkt die Vernetzungsinhomogenität ferner in nachteiliger Weise die Langzeitstabilität der trans­ plantierten Kapseln. Die Alginatkapseln sind im transplantier­ ten Zustand je nach den Umgebungsverhältnissen einer Wasser­ aufnahme oder einem Wasserentzug ausgesetzt, so daß eine Kap­ selverformung und damit einhergehend eine Kraftwirkung auf das Kapselmaterial auftritt. Es ist davon auszugehen, daß die in­ homogene Vernetzung von Alginaten die Widerstandsfähigkeit der Kapseln gegenüber derartigen Kraftwirkungen nachteilig verrin­ gert.
Die genannten Probleme treten auch bei anderen ionotropen Ge­ len auf, die beispielsweise in der Zahnmedizin eingesetzt wer­ den. Es besteht daher ein Interesse, ionotrope Gele selbst auf molekularer Ebene homogen zu vernetzen, um die bisherigen Be­ schränkungen bei den Anwendungen in der Biologie und Medizin zu überwinden.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Vernet­ zungsmittel für ionotrope Gele anzugeben, mit dem eine homoge­ ne Gelvernetzung erzielt wird. Die Aufgabe der Erfindung ist es auch, ein verbessertes Vernetzungsverfahren zur Bildung ho­ mogen vernetzter Gele und neuartige Anwendungen der Gele zu beschreiben. Diese Aufgaben werden durch ein Vernetzungsmit­ tel, eine Gellösung, eine Pulverzusammensetzung und ein Ver­ fahren mit den Merkmalen entsprechend den Patentansprüchen 1, 7, 8 bzw. 9 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Anwen­ dungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprü­ chen.
Die Grundidee der Erfindung besteht in der Schaffung eines Vernetzungsmittels zur Vernetzung ionotroper Gele durch Ver­ bindung von Gelmolekülen über Gegenionen-Brücken, bei dem das Vernetzungsmittel die Gegenionen in einem an eine Trägersub­ stanz gebundenen Zustand enthält, wobei die Gegenionen durch eine äußere Stoff-, Temperatur- oder Strahlungseinwirkung von der Trägersubstanz lösbar sind. Ein derartiges Vernetzungsmit­ tel ermöglicht die Durchführung eines neuartigen Vernetzungs­ verfahrens, bei dem zunächst eine homogene Durchmischung der zu vernetzenden Gelmoleküle einerseits und der an die Träger­ substanz gebundenen Gegenionen andererseits bereitgestellt und in eine anwendungsabhängig gewünschte Form gebracht wird, woraufhin durch Auslösung der Stoff-, Temperatur- oder Strah­ lungseinwirkung die Gegenionen im Vernetzungsmittel freige­ setzt werden und die Gegenionen Brücken zwischen den Gelmole­ külen aufbauen. Diese Durchmischung der Ausgangskomponenten kann entweder im gelösten Zustand oder auch im getrockneten, fein pulverisierten Zustand gegeben sein. Im Unterschied zur herkömmlichen Vernetzung, bei der die Gegenionenbrückenbildung unmittelbar beim Vermengen der gelösten Ausgangskomponenten mit den oben ausgeführten Nachteilen für die Homogenität der Vernetzung gestartet wird, kann erfindungsgemäß zunächst für eine gleichmäßige Verteilung des Vernetzungsmittels zwischen den ionotropen Molekülen gesorgt werden. In den Ausgangskompo­ nenten sind vor der Vernetzung die Gegenionen im noch unwirk­ samen, da an die Trägersubstanz gebundenen Zustand räumlich homogen verteilt, so daß bei einsetzender Vernetzung nach Be­ ginn der äußeren Stoff-, Temperatur- oder Strahlungseinwirkung keine nachteilige Behinderung des Gegenionentransports auf­ tritt.
Bei bevorzugten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Ver­ netzungsmittels wird die Trägersubstanz durch sogenannte Kä­ figsubstanzen oder Cage-Substanzen gebildet, die in einem elektronischen Grundzustand die Gegenionen (multivalente Kationen oder Anionen) binden und in einem elektronischen An­ regungszustand die Gegenionen frei geben. Anwendungsabhängig werden bevorzugt Cage-Substanzen für divalente Kationen, z. B. Ca2+- oder Ba2+-Cageverbindungen, verwendet. Der Übergang von dem einen zum anderen Zustand kann vorteilhafterweise durch eine einfache Bestrahlung mit Licht einer geeigneten Wellen­ länge ausgelöst werden. Gemäß einer abgewandelten Ausführungs­ form der Erfindung sind die Gegenionen und die Trägersubstanz als Salzverbindung im Vernetzungsmittel enthalten, die durch eine Änderung des pH-Wertes der Umgebungslösung auflösbar ist.
Die Erfindung liefert die folgenden Vorteile. Die erfindungs­ gemäße Vernetzung ermöglicht eine im gesamten Ausgangsvolumen simultan einsetzende und damit homogen verlaufende Gelvernet­ zung. Damit können Gelproben mit einer auf molekularer Ebene homogenen und glatten Oberfläche geschaffen werden, die bei Anwendung als Transplantate oder als Füllstoffe in der Zahnme­ dizin eine verbesserte Biokompatibilität bzw. Stabilität zei­ gen. Mit der Erfindung werden aber auch völlig neue Anwendun­ gen ionotroper Gele geschaffen, da mit dem neuen Vernetzungs­ mittel die Handhabung der Gele wesentlich vereinfacht wird. Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden aus der Beschreibung der beigefügten Zeichnungen ersichtlich. Es zei­ gen:
Fig. 1 eine schematische Illustration der Wirkung des erfindungsgemäßen Vernetzungsmittels,
Fig. 2 eine schematische Darstellung einer ersten Anordnung zur Implementierung des erfindungs­ gemäßen Verfahrens,
Fig. 3 eine schematische Darstellung einer weiteren Anordnung zur Implementierung des erfindungs­ gemäßen Verfahrens,
Fig. 4 eine Illustration zur Anwendung der Erfindung bei der Bildung von Wundverbänden, und
Fig. 5 eine Illustration zur Anwendung der Erfindung in der Zahnmedizin.
Die Erfindung wird im folgenden unter Bezug auf die Vernetzung von Alginaten mit zweiwertigen Kationen beschrieben. Der Bezug auf Alginate wird hier nur beispielhaft gegeben. Die Erfindung ist in entsprechender Weise auch bei anderen ionotropen Gelen, z. B. bei DEAE-Polyhydrodyverbindungen, insbesondere für kosme­ tische Anwendungen, und bei Polysacchariden anwendbar, die un­ ter dem Namen Sephadex (registrierte Marke) bekannt sind. Wei­ tere Beispiele sind ionotrope Zellulosederivate und Anionen- oder Kationenaustauscher wie DEAA-Zellulose, DEAE-Zellulose, ECTEOLA-Zellulose, TEAE-Zellulose, DEAE-Sephadex, n-Octyl­ amino-Sephadex, Polyaminopolystyren, Amberlite IR-45, Amberlite IRA-93, Amberlite IRA-410, oder Amberlite IRA-900, bzw. cm-Zellulose, Zellulose-Citrat, P-Zellulose, Amberlite CG-50, Amberlite IRC-50, Amberlite IR-120, Amberlite IR-200, Amberlite XE-97, oder Dowex-50. Die im folgenden erläuterten Prinzipien der Erfindung sind dabei entsprechend anwendbar.
Ein erfindungsgemäßes Vernetzungsmittel besteht aus einer Trä­ gersubstanz-Gegenionen-Verbindung. Diese Verbindung kann phy­ sikalischer oder chemischer Natur sein. Bei der Verwendung von Cage-Substanzen als Trägersubstanz wird jeweils ein Gegenion von einem Cage-Molekül wie in einer käfigförmigen Umhüllung gehalten. Beispiele für Cage-Substanzen sind z. B. DM-Nitrophen (registrierte Marke von Calbiochem Novablochem), welches zur Käfigbildung für Ca2+- oder Mg2+-Ionen geeignet ist, odet die von J. H. Kaplan et al. in "Proc. Nat. Acad. Sci. USA", Bd. 85, 1988, S. 6571 ff. beschriebenen Chelatmoleküle, die ebenfalls als Cagesubstanzen für Ca2+-Ionen geeignet sind. Die Cage-Substanzen zeichnen sich dadurch aus, daß sie im Grundzu­ stand die käfigförmige Molekülgestalt besitzen und bei elek­ tronischer Anregung einer Konformationsänderung eingehen, so daß das gefangene Ion freigegeben wird. Diese elektronische Anregung erfolgt beispielsweise durch eine UV-Belichtung.
Fig. 1 illustriert die Schritte einer Gelvernetzung mit einem erfindungsgemäßen Vernetzungsmittel. Das linke Bild (A) zeigt eine homogene Vermischung des Vernetzungsmittels 1 und der Gelmoleküle 2. Die schematisch gezeigten Partikel sind nicht notwendigerweise Einzelmoleküle, sondern gegebenenfalls auch größere Molekülverbände, bis hin zu Pulverpartikeln. Die Zu­ sammensetzung im Zustand (A) ist entweder trocken (Pulverzu­ stand) oder gelöst (Lösungszustand, Umgebungslösungsmittel nicht eingezeichnet).
Bei UV-Belichtung geht das System in den Zustand (B) (mittle­ res Bild) über, in dem sich das Vernetzungsmittel in die Trä­ gersubstanz 3 und die Gegenionen 4 aufgelöst hat. Die Gegen­ ionen 4 sind damit im gesamten Volumen, in dem die zu ver­ netzenden Gelmoleküle verteilt sind, ebenfalls homogen ver­ teilt. Unmittelbar nach der Freisetzung beginnt die Vernetzung (Bildung der Gegenionenbrücken 5), die zum Zustand (C) führt. Das vernetzte Gel zeichnet sich durch eine homogen verteilte Brückenbildung aus. Gegebenenfalls ist zusätzlich ein Schritt zur Extraktion der restlichen Trägersubstanz vorgesehen.
Alternativ zur Bildung der Trägersubstanz durch Cage- Substanzen kann das Vernetzungsmittel als Trägersubstanz auch Ionen enthalten, die mit den Gegenionen zur Gelvernetzung ein Salz bilden. Ein für die Alginatvernetzung durch Kalziumbrüc­ kenbildung interessierendes Vernetzungsmittel ist beispiels­ weise Kalziumcarbonat oder Bariumcarbonat. In diesem Fall wird die Freigabe der Gegenionen nicht durch eine Belichtung, son­ dern durch eine stoffliche Änderung im Umgebungslösungsmittel erzielt. Durch eine Ansäuerung der Lösung oder Suspension von Alginat und Kalziumcarbonat werden die Kalziumionen freige­ setzt und damit der Vernetzung des Alginats zur Verfügung ge­ stellt.
Bei weiteren Vernetzungsmitteln kann vorgesehen sein, daß die Trägersubstanz das Gegenion bei Erwärmung freigibt.
Fig. 2 illustriert eine erste Anwendung des erfindungsgemäßen Vernetzungsverfahrens. Zur Bildung von Alginatkapseln mit einer Düsenanordnung, wird in einem Tropfenerzeuger 10 eine Suspension aus einer Alginatlösung 11, der das Vernetzungsmit­ tel gelöst zugesetzt ist, und biologischen Zellen 12, die ver­ kapselt werden sollen, bereitgestellt. Mit einem anwendungsab­ hängig gewählten Mechanismus werden Suspensionstropfen 13, die jeweils in der Regel eine zu umhüllende Zelle enthalten, frei­ gegeben. Unmittelbar nach Freigabe werden die Tropfen mit einer Belichtungseinrichtung 14 (z. B. Blitzlampe, UV-Laser oder dgl.) belichtet. Dies entspricht dem Übergang vom Zustand (A) zum Zustand (B) gemäß Fig. 1. Die Gegenionen im Ver­ netzungsmittel werden freigegeben und die Vernetzung beginnt. Die vernetzten Kapseln werden in einer Auffangeinrichtung 15 gesammelt und anschließend ihrer weiteren Verwendung, z. B. einer Transplantation in einem lebenden Organismus, zugeführt. Die im Tropfenerzeuger 10 bereitgestellte Alginatlösung 11 aus Gelmolekülen und Vernetzungsmittel stellt einen wichtigen Ge­ sichtspunkt der Erfindung dar, da sie vorteilhafterweise be­ reits vor dem Zusatz der lebenden Zellen langzeitstabil produ­ ziert und anwendungsabhängig eingesetzt werden kann.
Ein alternatives, lösungsmittelfreies Verfahren ist schema­ tisch in Fig. 3 illustriert. In einer Mühle 20 ist ein Vor­ ratsbehälter 21 vorgesehen, in dem die getrockneten Ausgangs­ komponenten aus unvernetztem Gelmaterial und Vernetzungsmittel vorgemischt werden. In einem Mahlwerk 22 werden die Ausgangs­ komponenten gemahlen, so daß sich ein homogenes Gemisch ent­ sprechend dem Zustand (A) in Fig. 1 ergibt. Dieses Gemisch 23 wird in einer Auffangeinrichtung 24 gesammelt und beispiels­ weise mit einer Preßeinrichtung 25 zu Tabletten oder Pellets 26 verpreßt. Diese Tabletten 26 werden dann der weiteren An­ wendung (s. unten) zugeführt. Unmittelbar vor der gewünschten Vernetzung erfolgt ein Anlösen oder Aufquellen des verpreßten Pulvers und die Belichtung oder Temperierung oder Stoffzufüh­ rung zur Freigabe der Gegenionen von der Trägersubstanz im Vernetzungsmittel. Alternativ kann das Gemisch 23 auch als Schicht 27 mit einer Beschichtungseinrichtung 28 auf einem ge­ eigneten Substrat aufgetragen werden. Nach einem geeigneten Vorquellen oder Anlösen erfolgt eine Belichtung der gequolle­ nen oder angelösten Schicht 27 mit einer Belichtungseinrich­ tung zur Auslösung der Gelvernetzung. Anschließend kann die Gelschicht vom Substrat abgelöst, ggf. zerkleinert und der weiteren Anwendung zugeführt werden.
Im folgenden werden bevorzugte Anwendungen erfindungsgemäß vernetzter Gele beschrieben.
Bildung von Wundverbänden
Fig. 4 illustriert eine neuartige und besonderes vorteilhafte Anwendung ionotroper Gele zur Bildung von provisorischen Wund­ verbänden, z. B. bei Arbeits- oder Sportverletzungen. Eine Gel­ lösung, die eine wässrige Lösung der zu vernetzenden Gelmole­ küle und des Vernetzungsmittels umfaßt, wird als Abdeckschicht 50 auf der Verletzung 51 aufgebracht. Während oder unmittelbar nach dem Aufbringen der Schicht 50 erfolgt mit einer Belich­ tungseinrichtung 52 die Freigabe der Gegenionen aus dem Ver­ netzungsmittel, so daß die Vernetzung des Gels gestartet und nach kurzer Zeit die geschlossene Gelschicht ausgebildet ist.
Bei dieser Anwendung wirkt sich die Biokompatibilität ionotro­ per Gele besonders vorteilhaft aus, da mit dem direkt aufge­ brachten Wundverband lediglich Stoffe mit dem freiliegenden Gewebe in Kontakt kommen, die hautfreundlich sind und eine vernachlässigbare oder keine Abwehrreaktion auslösen.
Ein in der beschriebenen Art hergestellter Wundverband eignet sich besonders gut zum Schutz gegen Verbrennungen, da die sta­ bil vernetzten Alginate einen zuverlässigen Austtrocknungs­ schutz für das abgedeckt Gewebe darstellen.
Bildung provisorischer Zahnfüllungen
Eine weitere Anwendung der Erfindung, insbesondere der gemäß Fig. 3 hergestellten, verpreßten Pulverzusammensetzung 26 liegt in der Schaffung von Zahnfüllungen. Die Tablette 26 wird als provisorische Füllung in einen Hohlraum im Zahn einge­ führt, angelöst oder aufgequollen und einer Belichtung mit der Belichtungseinrichtung 53 unterzogen. Unmittelbar durch die Belichtung wird die Freigabe der Gegenionen im gesamten Körper der Tablette 26 ausgelöst.
Analoge Anwendungen ergeben sich bei der Schaffung provisori­ scher Implante in Knochenmaterialien.
Anwendungen in der Lebensmitteltechnik
Erfindungsgemäß vernetzte Alginate lassen sich mit besonderem Vorteil in an sich bekannter Weise als Bestandteil von Lebens­ mitteln zur Veränderung von deren Festigkeits- oder Ge­ schmackseigenschaften verwenden.
Aufgrund der hohen Stabilität der erfindungsgemäß homogenen Gelvernetzung eignen sich die Alginate besonders zur ge­ schmacksneutralen Verkapselung von Wirkstoffen in Lebensmit­ teln. Beispielsweise kann Fischöl in erfindungsgemäß vernetz­ ten Alginaten eingekapselt und in Brot verbacken werden. Auf­ grund der erhöhten Stabilität der homogenen Vernetzung bleiben die Alginatkapseln auch beim Backen und Verspeisen stabil, so daß eine vom Wirkstoff unbeeinflußte Geschmacksneutralität be­ wahrt bleibt.
Weitere analoge Anwendungen ergeben sich bei der Wirkstoffver­ kapselung in der Kosmetik.

Claims (16)

1. Vernetzungsmittel (1) zur Vernetzung ionotroper Gele durch Verbindung von Gelmolekülen (2) über Gegenionenbrücken (5), dadurch gekennzeichnet, daß das Vernetzungsmittel die Gegenionen (4) in einem an eine Trä­ gersubstanz (3) gebundenen Zustand enthält und die Gegenionen (4) durch eine äußere Stoff-, Temperatur- oder Strahlungsein­ wirkung von der Trägersubstanz (3) lösbar sind.
2. Vernetzungsmittel gemäß Anspruch 1, bei dem die Trägersub­ stanz aus Käfigmolekülen besteht, die in einem elektronischen Grundzustand die Gegenionen binden und in einem elektronischen Anregungszustand die Gegenionen freigeben.
3. Vernetzungsmittel gemäß Anspruch 2, bei dem die Käfigmole­ küle aus Cage-Substanzen gebildet sind, wie sie in der Zell­ physiologie zum Transport divalenter Ionen in biologische Zel­ len verwendet werden.
4. Vernetzungsmittel gemäß Anspruch 1, bei dem die Trägersub­ stanz und das Gegenion eine Salzverbindung bilden, die durch Einwirkung einer ansäuernden Lösung lösbar ist.
5. Vernetzungsmittel gemäß Anspruch 4, das aus Kalziumcarbonat besteht.
6. Vernetzungsmittel gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, das zur Vernetzung von Alginsäuremolekülen ausgelegt ist.
7. Gellösung, die ein ionotropes Gel und ein Vernetzungsmittel gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 enthält.
8. Pulverzusammensetzung bestehend aus einem getrockneten, nicht-vernetzten ionotropen Gel und einem getrockneten Ver­ netzungsmittel gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6.
9. Verfahren zur Vernetzung ionotroper Gele unter Verwendung eines Vernetzungsmittels gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, mit den Schritten:
  • - Bereitstellung eines Gemisches aus den zu vernetzenden Gel­ molekülen und dem Vernetzungsmittel,
  • - Bildung eines Schicht- oder Volumenformkörpers aus dem Ge­ misch, und
  • - Vernetzen der Gelmoleküle durch eine äußere Stoff-, Tempera­ tur- oder Strahlungseinwirkung, durch die die Gegenionen von der Trägersubstanz gelöst werden.
10. Verfahren gemäß Anspruch 1, bei dem der erste Schritt die Bereitstellung einer wässrigen Lösung der zu vernetzenden Gel­ moleküle und den Zusatz des Vernetzungsmittels umfaßt.
11. Verfahren gemäß Anspruch 9, bei dem der erste Schritt ein Vermischen und Vermahlen von Pulver aus den nicht-vernetzten Gelmolekülen und dem Vernetzungsmittel umfaßt.
12. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 9 bis 11, bei dem das Vernetzen durch eine UV-Belichtung ausgelöst wird.
13. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 9 bis 11, bei dem das Vernetzen durch eine Ansäuerung ausgelöst wird.
14. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 9 bis 13, bei dem das vernetzte ionotrope Gel in Kapselform gebildet wird.
15. Verfahren gemäß Anspruch 14, bei dem in den Kapseln leben­ de biologische Zellen eingehüllt sind.
16. Anwendung eines Vernetzungsmittels gemäß einem der Ansprü­ che 1 bis 6 oder einer Gellösung gemäß Anspruch 7 oder einer Pulverzusammensetzung gemäß Anspruch 8 zur:
  • - Bildung von Wundverbänden,
  • - Bildung von Zahnfüllungen,
  • - Bildung von Transplantatverkapselungen,
  • - Bildung von Wirkstoffverkapselungen für die Lebensmittel­ technik, und
  • - Bildung von Wirkstoffverkapselungen für die Kosmetik.
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