DE19930865C2 - Verfahren zur Bestimmung des Phytoplanktongehalts natürlicher Wasserproben und zur Unterscheidung verschiedener Algengruppen durch Chlorophyllfluoreszenzmessungen sowie Meßeinrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zur Bestimmung des Phytoplanktongehalts natürlicher Wasserproben und zur Unterscheidung verschiedener Algengruppen durch Chlorophyllfluoreszenzmessungen sowie Meßeinrichtung zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bestimmung des Phytoplanktongehalts natürlicher Wasserproben mit Hilfe von Chlorophyllfluoreszenzmessungen, mit der besonderen Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen Dinoflagellaten und Diatomeen, nachdem deren Summensignal mit einer bereits etablierten Methode gewonnen wurde. Das neue Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß die Wasserprobe in einem zweigeteilten Probenraum untersucht wird, wobei der eine Teil mit einem phototaktisch unwirksamen Fluoreszenz-Meßlicht und der andere Teil mit einem phototaktisch wirksamen Licht belichtet wird, welches nur bei den Dinoflagellaten typische Bewegungen zwischen den beiden Teilvolumina auslöst (positive oder negative Phototaxis). Die dadurch bedingten zeitabhängigen Fluoreszenzänderungen lassen sich durch Exponentialfunktionen der Form F = Fo È e·-t/c· + Fo - DELTAF mit relativen Amplituden DELTAF/Fo und Zeitkonstanten c beschreiben, welche für bestimmte Dinoflagellatenarten charakteristisch sind. Bei Wasserproben mit unbekanntem Gehalt an Dinoflagellaten und Diatomeen kann auf diese Weise Information über Gehalt und Artenzusammensetzung der Dinoflagellaten gewonnen werden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung des Phytoplanktongehalts natürlicher
Wasserproben und zur Unterscheidung verschiedener Algengruppen durch Chlorophyll
fluoreszenzmessungen nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1, wie aus WO 93/12415 A1
bekannt, sowie eine Meßeinrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
Derartige
Meßverfahren sind aus der Literatur bekannt (Kolbowski J and Schreiber U 1995. Computer
controlled phytoplankton analyzer based an a 4-wavelengths PAM chlorophyll fluorometer.
In: Photosynthesis: from Light to Biosphere. Mathis P ed., Vol. V, pp. 825-828, Kluwer
Academrc Publishers, Dordrecht, The Netherlands; Schreiber U 1998. Chlorophyll
fluorescence: New instruments for special applications. In: Photosynthesis: Mechanisms and
effects. Garab G ed., Vol. V, pp. 4253-4258, Kluwer Academic Publishers, Dordrecht, The
Netherlands; Beutler M, Wiltshire KH, Meyer B, Moldaenke C and Dau H 1998. Rapid
depth-profiling of the distribution of "spectral groups" of microalgae in lakes, rivers and in
the sea. In: Photosynthesis: Mechanisms and effects. Garab G ed., Vol. V, pp. 4301-4304,
Kluwer Academic Publishers, Dordrecht, The Netherlands).
Der derzeitige Stand der Technik wird durch ein Meßverfahren gekennzeichnet, welches bei
dem im Handel erhältlichen PHYTO-PAM Chlorophyllfluorometer verwirklicht ist, welches
bei Schreiber (1998) beschrieben ist. Dieses Gerät verwendet lichtemittierende Dioden (LED)
zur periodisch-alternierenden Fluoreszenzanregung mit 10 µs Meßlichtpulsen bei vier
verschiedenen Wellenlängen. Mit Hilfe eines Computergestützten
Dekonvolutierungsprogramms ermittelt diese Einrichtung den Beitrag von drei verschiedenen
Algengruppen zum Gesamtfluoreszenzsignal aufgrund der unterschiedlichen
Fluoreszenzanregungseigenschaften. Nach geeigneter Kalibrierung kann mit diesem
Verfahren innerhalb weniger Sekunden quantitative Information über die Chlorophyllgehalte
der in einer Wasserprobe befindlichen Grünalgen, Diatomeen + Dinoflagellaten und
Blaualgen (Cyanobakterien) gewonnen werden. Ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 ist in der eingangs genannten WO 93/12415 A1 beschrieben. Da sich die
Diatomeen in ihren Photosynthese-Antennenpigmenten nicht wesentlich von den
Dinoflagellaten unterscheiden, kann jedoch mit keinem der bekannten Verfahren zwischen
diesen beiden wichtigen Phytoplanktongruppen unterschieden werden. In der Praxis bedeutet
dies eine beträchtliche Einschränkung der bisher verfügbaren Methodik, da Diatomeen und
Dinoflagellaten, welche einen Großteil des marinen Phytoplanktons umfassen, aus
ökophysiologischer/ökotoxikologischer Sicht recht unterschiedliche Rollen spielen. So sind
für die sogenannten "Roten Tiden" vorwiegend Dinoflagellaten verantwortlich. In
Verbindung mit den Roten Tiden tritt ein Massensterben von Fischen und anderen
Meeresorganismen auf, welches durch Toxine verursacht wird (vor allem Saxitoxin), die von
den Dinoflagellaten ausgeschieden werden. Beim Menschen kann dieses Gift nach Verzehr
von infizierten Austern und Muscheln zu Lähmungen und Tod durch Ersticken führen. Zur
Vermeidung derartiger Schäden ist die routinemäßige Bestimmung des Dinoflagellatengehalts
von Küstengewässern zur Früherkennung eines beschleunigten Wachstums weltweit von
großer praktischer Bedeutung. Die bisher übliche Bestimmung durch mikroskopische
Auszählung ist sehr zeitaufwendig und im Rahmen eines flächendeckenden
Überwachungsprogramms aus Kostengründen kaum realisierbar.
Der vorliegenden Erfindung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu ersinnen,
das es erlaubt, trotz mangelnder Unterschiede zwischen den Fluoreszenzanregungsspektren
von Diatomeen und Dinoflagellaten, dennoch mit Hilfe von Fluoreszenzmessungen auf
schnelle und einfache Weise zwischen diesen beiden Phytoplanktongruppen zu unterscheiden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
Eine weitere Aufgabe bestand darin, eine Meßeinrichtung zu schaffen, welche die
Anwendung dieses neuen Verfahrens in Kombination mit der inzwischen etablierten
Algenerkennung auf der Grundlage unterschiedlicher Fluoreszenzanregungsspektren
ermöglicht und somit im Prinzip auch in einem modifizierten PHYTO-PAM
Chlorophyllfluorometer integriert werden kann.
Diese weitere Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 2 gelöst.
Dadurch, dass gemäß Anspruch 1 nur ein Teilvolumen der zu untersuchenden Wasserprobe
zur Messung der Chlorophyllfluoreszenz herangezogen wird und dieses Teilvolumen einer
anderen Belichtung als das Restvolumen unterworfen wird, können die bekannten
Unterschiede im phototaktischen Verhalten von Dinoflagellaten und Diatomeen zu deren
Erkennung und Quantifizierung genutzt werden. Die Dinoflagellaten sind im Gegensatz zu
den Diatomeen mit Flagellen ausgestattet, welche ihnen eine hohe Beweglichkeit verleihen.
So sind die phototaktischen Bewegungen der Dinoflagellaten erfahrungsgemäß besonders
schnell und ausgeprägt. Dagegen sind die phototaktischen Bewegungen der Diatomeen relativ
langsam und erfordern außerdem einen festen Untergrund (z. B. Sediment), so dass sie in
freiem Wasser praktisch keine Rolle spielen. Weiterhin ist bekannt, dass die meisten
Dinoflagellaten im Gegensatz zu den Diatomeen eine besonders hohe Lichtempfindlichkeit
aufweisen (Richardson K, Beardall J and Raven JA 1983 Adaptation of unicellular algae to
irradiance: An analysis of strategies. New Phytol. 93: 157-191). Bei moderaten
Lichtintensitäten werden die Dinoflagellaten, wie andere bewegliche Algen, vom Licht
angezogen, welches sie zum Betreiben der lebensnotwendigen Photosynthese benötigen
(positive Phototaxis), wobei ein spezieller Lichtrezeptor mitwirkt (Levandowsky M and
Kaneta PM 1987 In: Behaviour in Dinoflagellates. Taylor FJR ed. pp. 360-397, Blackwell
Scientific Publications, Oxford, UK). Wird die Lichtintensität jedoch so weit erhöht, dass die
Gefahr einer Lichtschädigung besteht, wandern die Dinoflagellaten vom Licht weg und
können so eine Schädigung vermeiden (negative Phototaxis).
Die vorliegende Erfindung nutzt dieses typische phototaktische Verhalten der Dinoflagellaten
zu deren Unterscheidung von den Diatomeen. Das erfindungsgemäße Meßverfahren bedient
sich zu diesem Zwecke eines besonderen Probenraums, welcher in zwei Bereiche
(Teilvolumina) mit unterschiedlichen Lichtbedingungen gegliedert ist, zwischen denen sich
die Dinoflagellaten entsprechend ihrer phototaktischen Eigenschaften verteilen können. Nur
eines dieser Teilvolumina wird mit Meßlicht bestrahlt und wird somit bei der
Fluoreszenzmessung erfaßt (Meßlichtvolumen). Dagegen wird nur das Restvolumen mit
einem phototaktisch wirksamen Zusatzlicht bestrahlt. Wenn dieses Licht eingeschaltet wird,
bewegen sich bei positiver Phototaxis die Dinoflagellaten in Richtung des Lichtes. Während
vor dem Einschalten des phototaktisch wirksamen Lichts die Zellen in einer anscheinend
ungeordneten Bewegung zwischen dem Meßlicht- und dem Restvolumen fluktuieren, werden
nach Einschalten dieses Lichtes solche Zellen, die sich zufällig von dem Meßlicht- in das
Restvolumen bewegen dort "gefangen", indem sie in Lichtrichtung gelockt werden. In dieser
Weise kommt es zu einer Nettobewegung der Dinoflagellaten vom Meßvolumen in das
Restvolumen.
Da die Chlorophyllfluoreszenzintensität der Chlorophyllkonzentration und damit der
Zelldichte proportional ist, drückt sich eine durch Phototaxis bewirkte Wanderung von
Dinoflagellaten zwischen Meßlicht- und Restvolumen in einer entsprechenden
Fluoreszenzänderung aus. Das Meßlicht kann so schwach gehalten werden, dass es praktisch
keine phototaktische Wirkung ausübt. Dann liegt vor Einschalten des phototaktisch
wirksamen Lichts eine weitgehend homogene Verteilung der Dinoflagellaten vor, welcher
eine definierte Fluoreszenzintensität entspricht. Durch selektive Belichtung des Restvolumens
mit einem Licht, welches bei Dinoflagellaten eine positive Phototaxis auslöst (z. B. Blaulicht
mit ca. 500 µ Einstein/m2 s), wird mit dem Verschwinden der Dinoflagellaten aus dem
Meßlichtvolumen eine entsprechende Erniedrigung der Chlorophyllfluoreszenz
hervorgerufen. Die Kinetik dieses Fluoreszenzabfalls folgt in erster Näherung einer
exponentiellen Abklingkurve, welche durch eine charakteristische Zeitkonstante und eine
charakteristische Amplitude gekennzeichnet ist. Diese Parameter, die bei den einzelnen
Dinoflagellatenarten relative Unterschiede aufweisen, können mit Hilfe einer Computer
gestützten Signalanalyse, wie sie z. B. bei dem den Stand der Technik beschreibenden
PHYTO-PAM Cblorophyllfluorometer routinemäßig erfolgt, problemlos quantifiziert werden.
Sie stellen im übertragenen Sinne einen "Fingerabdruck" der Dinoflagellaten dar, welcher zu
deren Erkennung und Quantifizierung in gemischten Phytoplanktonpopulationen dienen kann.
In der Praxis erfolgt diese Computer-gestützte Signalanalyse im Anschluß an die Abtrennung
des Summensignals von Dinoflagellaten + Diatomeen von denen der anderen Algengruppen
auf der Grundlage der unterschiedlichen Fluoreszenzanregungs-Charakteristika. Deshalb wird
die Quantifizierung der Dinoflagellaten und die Unterscheidung verschiedener
Dinoflagellaten-Arten auch nicht durch die Phototaxis anderer Algengruppen (z. B.
Euglenophyceen, Chlamydomonadaceen bei den Grünalgen) gestört.
Andererseits kann das gleiche Verfahren im Prinzip auch dazu dienen, innerhalb der Gruppe
der Grünalgen verschiedene Arten aufgrund derer unterschiedlichen phototaktischen
Verhalten zu unterscheiden und zu quantifizieren. Generell funktioniert das Computer
gestützte Meßverfahren im Sinne eines "Experten-Systems", d. h. die Datenanalyse basiert auf
gespeicherter Detailinformation über das phototaktische Verhalten der relevanten Algenarten.
Diese Information (charakteristische Amplituden und Zeitkonstanten) muß zuvor an
Reinkulturen dieser Algenarten unter definierten Bedingungen in derselben Meßeinrichtung
gewonnen werden.
Besondere Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung sind naheliegend, um spezifische
Merkmale im phototaktischen Verhalten einzelner Algengruppen zu erfassen und für die
Erkennung zu nutzen. So ist das Ausmaß der phototaktischen Bewegung bei jeder
Algengruppe durch ein bestimmtes Aktionsspektrum charakterisiert (Halldal P 1961.
Ultraviolet action spectra of positive and negative phototaxis in Platymonas subcordiformis.
Physiologia Plantarum 14: 133-139). Dementsprechend kann das phototaktische Signal
bestimmter Algengruppen durch die Wahl von Lichtquellen mit bestimmten
Emissionsmaxima optimiert werden. Dazu bieten sich in einer zur Durchführung des
Meßverfahrens geeigneten Meßeinrichtung gemäß Anspruch 2 Gruppen von
lichtemittierenden Dioden (LED-Arrays) an, wobei zum Anlocken der Dinoflagellaten die
verbreiteten Blaulicht-LEDs mit einem Emissionspeak bei 470 nm optimal sind. Andererseits
ist es in der Praxis von Vorteil, das Meßlichtvolumen einem starken, photosynthetisch aktiven
Licht aussetzen zu können, wobei normalerweise nicht erwünscht ist, dass dieses gleichzeitig
eine phototaktische Wirkung hat. So benutzt das dem Stand der Technik entsprechende
PHYTO-PAM Chlorophyllfluorometer sättigende Lichtpulse zur Bestimmung der effektiven
photochemischen Quantenausbeute, welche Aussagen über den physiologischen Zustand der
Algen erlaubt (Schreiber 1998). Zu diesem Zwecke kann bei einer bevorzugten Ausführung
der erfindungsgemäßen Meßeinrichtung das Meßlichtvolumen mit sättigenden Rotlichtpulsen
belichtet werden, da Wellenlängen oberhalb von 550 nm erfahrungsgemäß phototaktisch
unwirksam sind.
Es ist naheliegend, in einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Meßverfahrens neben der positiven auch die negative Phototaxis von Dinoflagellaten und
anderen phototaktisch aktiven Phytoplanktongruppen zu nutzen. Bei Erhöhung der
Lichtintensität im Restvolumen des Probenraums auf einen übersättigenden Wert, bewirkt die
Fluchtbewegung in das Meßlichtvolumen eine Fluoreszenzerhöhung, welche analog zur
Fluoreszenzerniedrigung bei positiver Phototaxis zur Erkennung und Quantifizierung
herangezogen werden kann.
Die Verwendung von Gruppen lichtemittierender Dioden (LED-Array) in der ersten
Lichtquelle und der zweiten Lichtquelle gemäß Anspruch 2 ist von Vorteil, weil LEDs
in Ausführungen mit phototaktisch wirksamem Blau- und phototaktisch
unwirksamem/photosynthetisch wirksamem Rotlicht verfügbar sind. LEDs sind auch
aufgrund ihrer trägheitslosen Ansteuerbarkeit, hohen Leuchtdichte und geringen Größe
vorteilhaft. Diese Eigenschaften stellen eine wichtige Voraussetzung dafür dar, dass das neue
Meßverfahren in Verbindung mit dem bereits etablierten PHYTO-PAM
Chlorophyllfluorometer, eingesetzt werden kann, welches die technischen Mittel zur
pulsmodulierten Ansteuerung verschiedenfarbiger LEDs aufweist.
Indem gemäß Anspruch 3 für die zweite, phototaktisch wirksame Lichtquelle solche
LED-Typen eingesetzt werden, deren Emissionsmaximum dem Maximum des
phototaktischen Aktionsspektrums (Peakwellenlänge) der zu erfassenden Algenklasse
entspricht, wird bei gegebener Stromstärke die Wirkung des Lichts optimiert. Weiterhin
können Unterschiede in den Peakwellenlängen zur Algenklassenerkennung herangezogen
werden.
Dadurch, dass entsprechend Anspruch 4 eine phototaktisch unwirksame Intensität des
Meßlichts gewählt wird, ist vor der eigentlichen phototaktischen Belichtung des
Restvolumens eine homogene Verteilung der beweglichen Zellen in Meßlicht- und
Restvolumen gewährleistet. Diese Bedingung stellt eine wichtige Voraussetzung für die
quantitative Bestimmung der Dinoflagellaten-Konzentration in der zu untersuchenden
Wasserprobe dar.
Indem gemäß Anspruch 5 die als LED-Array ausgestaltete erste Lichtquelle nicht nur
schwaches Meßlicht sondern auch starkes, photosynthetisch aktives Rotlicht aussendet, kann
mit der gleichen Meßeinrichtung auch die photosynthetische Aktivität der in einer
Wasserprobe enthaltenen Mikroalgen untersucht werden. Durch die Verwendung von Rotlicht
wird gewährleistet, dass bei Messung der photosynthetischen Aktivität keine phototaktische
Reaktion ausgelöst wird.
Nachfolgend wird anhand von Zeichnungen das Prinzip des
Meßverfahrens in Verbindung mit einer typischen Ausführungsform der dazugehörigen
Meßeinrichtung (Phototaxis-Chlorophyllfluorometer) beschrieben. In den Zeichnungen zeigt
Abb. 1 das Prinzip des Phototaxis-Chlorophyllfluoreszenz-Meßverfahrens in Verbindung mit
einer stark schematisierten Meßeinrichtung (Phototaxis-Chlorophyllfluorometer),
Abb. 2 ein Zeitdiagramm der mit einer Ausführungsform des Phototaxis-
Chlorophyllfluorometers bei plötzlich einsetzender Belichtung mit phototaktisch aktivem
Licht gemessenen Fluoreszenzänderungen.
In Abb. 1 ist das Prinzip des Phototaxis-Chlorophyllfluoreszenz-Meßverfahrens in Verbindung mit einer Meßeinrichtung dargestellt.
Zentrale Elemente einer dazugehörigen Meßeinrichtung sind ein Probenraum mit
transparenten Wänden 1, welcher in zwei Teilvolumina (Meßlichtvolumen 2 und
Restvolumen 3) gegliedert ist, sowie einem ersten ringförmigen LED-Array als erste Lichtquelle 4 zur Belichtung des
Meßlichtvolumens 2 mit verschiedenfarbigem schwachen Meßlicht zur Anregung der
Chlorophyllfluoreszenz und Rotlicht zum Treiben der Photosynthese, und einem zweiten ringförmigen
LED-Array als zweite Lichtquelle 5 zur Belichtung des Restvolumens 3 mit phototaktisch wirksamem Blaulicht. Die
im Meßlichtvolumen 2 angeregte Fluoreszenz (schlangenförmiger Pfeil) wird durch eine
Linse 6 gesammelt und über ein optisches Filter 7, welches gestreutes Meßlicht absorbiert
(gerader Pfeil) und die Fluoreszenz transmittiert, auf einen Photodetektor 8 gebündelt, wo das
Fluoreszenzsignal in ein elektrisches Signal umgewandelt und auf eine dem Stand der
Technik entsprechende, übliche Weise weiter verarbeitet wird. Der wesentliche Aspekt des
Meßverfahrens besteht darin, dass durch die selektive Belichtung mit phototaktisch
wirksamem Licht (LED-Array 5) im Restvolumen 3 eine selektive Bewegung phototaktisch
aktiver Algen ausgelöst wird, welche die Algenverteilung im Meßlichtvolumen 2 in
charakteristischer Weise verändert, was sich wiederum in der mit Hilfe der optischen
Elemente 6-8 gemessenen Chlorophyllfluoreszenz widerspiegelt, so dass Rückschlüsse auf
die Art und Menge der phototaktisch aktiven Algen möglich sind.
Abb. 2 zeigt den typischen Zeitverlauf der Chlorophyllfluoreszenzintensität F bei plötzlicher
Belichtung einer Wasserprobe, welche phototaktisch aktive Dinoflagellaten enthält, mit
phototaktisch wirksamem Blaulicht. Vor Beginn der phototaktischen Belichtung erfaßt das
schwache Meßlicht im Meßlichtvolumen eine konstante Fluoreszenzintensität Fo, welche ein
Maß für die Konzentration des über Meßlicht- und Restvolumen gleichmäßig verteilten
Chlorophylls ist. Nach Beginn der plötzlichen Belichtung sinkt die Fluoreszenzintensität um
den Wert ΔF ab. Die Abklingkinetik entspricht in erster Näherung einer Exponentialfunktion
der Form
F = Fo.e-t/c + Fo - ΔF.
Die durch die phototaktische Bewegung bewirkte
Fluoreszenzänderung wird quantitativ durch die relative Amplituden-Änderung ΔF/Fo sowie
die Zeitkonstante c der exponentiellen Abklingkinetik beschrieben.
Claims (6)
1. Verfahren zur Bestimmung des Phytoplanktongehalts natürlicher Wasserproben und
zur Unterscheidung verschiedener Algengruppen aufgrund von
Chlorophyllfluoreszenzmessungen unter Verwendung von Meßlicht- und
Starklichtpulsen unterschiedlicher Intensität, Frequenz, Phase und Wellenlänge
gekennzeichnet durch
Anregung der Fluoreszenz mit einem schwachen Meßlicht in einem definierten Teilvolumen als Meßlichtvolumen (2) einer Wasserprobe von reinen Kulturen verschiedener, in der Praxis relevanter Phytoplanktonarten in einem Probenraum (1);
Belichtung des Restvolumens (3) der Wasserprobe mit phototaktisch wirksamem Licht;
sprunghafte Veränderung der Lichtintensität in dem Restvolumen (3) der Wasserprobe relativ zum Meßlichtvolumen (2), so dass bei Anwesenheit phototaktisch aktiver Phytoplanktonarten relative Konzentrationsverschiebungen zwischen den beiden Volumina induziert werden;
Erfassung und digitale Speicherung der auf diese Weise induzierten zeitabhängigen Fluoreszenzänderungen bei den Messungen an den reinen Kulturen der verschiedenen, in der Praxis relevanten Phytoplanktonarten;
Computer-gestützte Beschreibung der gemessenen zeitlichen Fluoreszenzänderungen durch Exponentialfunktionen und Speicherung von deren charakteristischen Zeitkonstanten und relativen Amplituden im Computer;
Messung der unter denselben experimentellen Bedingungen induzierten zeitabhängigen Fluoreszenzänderungen an einer natürlichen Wasserprobe und Computer-gestützte Beschreibung der gemessenen zeitlichen Fluoreszenzänderungen durch die Summe der für die verschiedenen relevanten Phytoplanktonarten zuvor gespeicherten Exponentialfunktionen, mit Bestimmung der relativen Amplituden, welche die relativen Konzentrationen dieser Phytoplanktonarten in der Wasserprobe ergeben.
Anregung der Fluoreszenz mit einem schwachen Meßlicht in einem definierten Teilvolumen als Meßlichtvolumen (2) einer Wasserprobe von reinen Kulturen verschiedener, in der Praxis relevanter Phytoplanktonarten in einem Probenraum (1);
Belichtung des Restvolumens (3) der Wasserprobe mit phototaktisch wirksamem Licht;
sprunghafte Veränderung der Lichtintensität in dem Restvolumen (3) der Wasserprobe relativ zum Meßlichtvolumen (2), so dass bei Anwesenheit phototaktisch aktiver Phytoplanktonarten relative Konzentrationsverschiebungen zwischen den beiden Volumina induziert werden;
Erfassung und digitale Speicherung der auf diese Weise induzierten zeitabhängigen Fluoreszenzänderungen bei den Messungen an den reinen Kulturen der verschiedenen, in der Praxis relevanten Phytoplanktonarten;
Computer-gestützte Beschreibung der gemessenen zeitlichen Fluoreszenzänderungen durch Exponentialfunktionen und Speicherung von deren charakteristischen Zeitkonstanten und relativen Amplituden im Computer;
Messung der unter denselben experimentellen Bedingungen induzierten zeitabhängigen Fluoreszenzänderungen an einer natürlichen Wasserprobe und Computer-gestützte Beschreibung der gemessenen zeitlichen Fluoreszenzänderungen durch die Summe der für die verschiedenen relevanten Phytoplanktonarten zuvor gespeicherten Exponentialfunktionen, mit Bestimmung der relativen Amplituden, welche die relativen Konzentrationen dieser Phytoplanktonarten in der Wasserprobe ergeben.
2. Meßeinrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, dass eine erste Lichtquelle (4), welche als Meßlicht zur
Fluoreszenzanregung im Meßlichtvolumen (2) dient und eine zweite Lichtquelle (5),
welche zur phototaktischen Belichtung im Restvolumen (3) der zu untersuchenden
Wasserprobe dient, vorgesehen sind, die jeweils aus Gruppen von lichtemittierenden Dioden
mit unterschiedlichen Emissions-Wellenlängen und Intensitäten bestehen.
3. Meßeinrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite
Lichtquelle (5) zur Belichtung des Restvolumens (3) der Wasserprobe aus einem LED-
Array besteht, dessen Emissionsmaximum dem Maximum des phototaktischen
Aktionsspektrums der zu erfassenden Algenklasse entspricht.
4. Meßeinrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Intensität
der ersten Lichtquelle so niedrig gewählt ist, dass deren Licht phototaktisch
unwirksam ist.
5. Meßeinrichtung nach einem der Ansprüche 2-4, dadurch gekennzeichnet, dass die
erste Lichtquelle (4) aus einem LED-Array besteht, das außer verschiedenfarbigen
LEDs für die schwache Meßbelichtung auch rote LEDs für eine starke,
photosynthetisch wirksame Belichtung aufweist.
6. Meßeinrichtung nach einem der Ansprüche 2-5, dadurch gekennzeichnet, dass die
erste Lichtquelle (4) und die zweite Lichtquelle (5) ringförmig ausgebildet sind.
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