DE19926579A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Verwesung von Leichen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Verwesung von LeichenInfo
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Abstract
Bei einem Verfahren zur Verwesung von Leichen wird der zu verwesenden Leiche reiner Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherte Luft mit einer Sauerstoffkonzentration von 21 Vol.-% bis 100 Vol.-% zugeführt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Verwesung von
Leichen.
Bei der Einebnung von Gräbern, welches aus Platzgründen nach 30 Jahren
Totenruhe gesetzlich möglich ist, werden oft unverweste sogenannte
"Wachsleichen" vorgefunden.
Dieses auf Friedhöfen weitverbreitete Phänomen, daß anstelle von Humus und
Gebeinen fast komplett erhaltene Leichen exhumiert werden müssen, ist
problematisch für die Friedhofsangestellten, die die Exhumierung durchführen
müssen und stellt ein Entsorgungsproblem dar.
Entweder wird der Grabschacht von 1,8 m auf 2,5 m vertieft und die Wachsleiche
mit Erde bedeckt und der neue Sarg darüber angeordnet oder in Krematorien
verbrannt oder erneut beerdigt.
Unverweste Wachsleichen werden vor allem in nassen, lehm- und tonhaltigen
Böden gefunden.
Es ist bekannt, daß die Verwesung der Leichen, die auf einer Tiefe von ca. 1,8 m
liegen, nicht durch Würmer und Insekten verursacht wird, deren Wirkungsbereich
auf ca. 0,3 m Tiefe begrenzt ist, sondern durch körpereigene Enzyme, die durch
die Darmflora gebildet werden.
Für die Aktivität der aus der Darmflora gebildeten körpereigenen Enzyme ist
Sauerstoff notwendig. Durch deren Reaktion entstehen im Leichnam
Temperaturen bis 30°C, die die Verwesung beschleunigen. Bei geeignetem
luftdurchlässigen trockenen Sand oder Humusboden ist die Verwesung nach 5
Jahren komplett abgeschlossen. Nur die Gebeine sind noch übrig.
Bei nassen, lehm- und tonhaltigen Böden wird der Zerfall aber sehr stark
behindert, da die Sauerstoffzufuhr unterbrochen ist und das umgebende Wasser
zusätzlich Zerfallsreaktionen kühlt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Nachteile des eingangs genannten
Standes der Technik zu überwinden und ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zu
schaffen, bei dem eine Verwesung auch in nassen, lehm- und tonhaltigen Böden
in relativ kurzer Zeit möglich ist.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird durch ein Verfahren zur
Verwesung von Leichen gelöst, das dadurch gekennzeichnet ist, daß der zu
verwesenden Leiche reiner Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherte Luft mit
einer Sauerstoffkonzentration von 21 Vol.-% bis 100 Vol.-% zugeführt wird.
Die Zuführung erfolgt dosiert, je nach den örtlichen Bedingungen für die
Verwesung.
Nach der Erfindung ist es vorgesehen, daß der reine Sauerstoff oder mit
Sauerstoff angereicherte Luft durch poröse Schläuche oder Gasverteilerrohre
zugeführt wird.
Erfindungsgemäß kann der reine Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherte
Luft ebenso durch ein Injektionsrohr zugeführt werden.
Nach der Erfindung wird der reine Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherte
luft mindestens fünf Jahre vor der Räumung der zu verwesenden Leichen aus
den Gräbern zugeführt.
Insbesondere bei bestehenden Gräbern mit zu erwartenden Wachsleichen wird
durch die Sauerstoffzufuhr mindestens 5 Jahre vor Räumung der Gräber eine
vollständige Verwesung sichergestellt.
Es ist nach der Erfindung vorgesehen, daß der Leiche ein biologisch aktiver Stoff
zugeführt wird. Die Zufuhr kann vorteilhaft durch die
Sauerstoffeintragsvorrichtung, zum Beispiel einen porösen Schlauch, ein
Gasverteilerrohr oder ein Injektionsrohr, erfolgen. Die Zufuhr kann vorteilhaft
direkt in den Leichnam erfolgen, bevor Sauerstoff zugeführt wird. Ein biologisch
aktiver Stoff wird insbesondere dann zugeführt, wenn die zur Verwesung
notwendigen Enzyme in der Leiche inaktiv sind.
Erfindungsgemäß enthält die mit Sauerstoff angereicherte Luft einen
Sauerstoffanteil von 90 bis 100 Vol.-%.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird ferner durch eine Vorrichtung
zur Verwesung von Leichen gelöst, welche dadurch gekennzeichnet ist, daß im
Bereich der zu verwesenden Leiche eine Sauerstoffeintragsvorrichtung,
vorzugsweise ein poröser Schlauch, ein Gasverteilerrohr oder ein Injektionsrohr,
angeordnet ist und mit einer Quelle für Sauerstoff oder mit Sauerstoff
angereicherte Luft verbunden ist.
Nach der Erfindung ist die Eintragsvorrichtung für Sauerstoff oder mit Sauerstoff
angereicherte Luft innerhalb des Sarges der zu verwesenden Leiche angeordnet.
Alternativ kann die Eintragsvorrichtung auch außerhalb des Sarges angeordnet
sein. Vorteilhaft ist die Eintragsvorrichtung in der Grabsohle in einer
gasdurchlässigen Kiesschicht eingebettet. Es besteht auch die Möglichkeit, den
Sauerstoff direkt durch Rohre bis in die Nähe des Sarges zu leiten.
Erfindungsgemäß ist die Eintragsvorrichtung zumindest zeitweise mit einer Quelle
für einen biologisch aktiven Stoff verbunden.
Das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung wird vorzugsweise
verwendet für die Verwesung von Leichen, insbesondere Wachsleichen, in
nassen, lehm- und tonhaltigen Böden.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung sowie das Verfahren werden nun anhand
einer Abbildung (Figur) näher erläutert.
Die Figur zeigt eine Zufuhr von Sauerstoff in einen Bereich unterhalb eines Sarges
durch ein Gasverteilerrohr.
Bei der in der in Figur dargestellten Vorrichtung wird Sauerstoff aus einer Quelle,
beispielsweise ein Sauerstofftank 1, über eine Leitung 2 in ein Gasverteilerrohr 3
geführt. Der Sauerstoff tritt aus und gelangt über eine gasdurchlässige Schicht,
beispielsweise eine Kiesschicht 4, in den Bereich des Sarges 5 unterhalb der
Erdoberfläche 6, in welchem Sarg sich der Leichnam befindet. So wird, bei
entsprechender Sauerstoffzufuhr in Abhängigkeit von den örtlichen Bedingungen,
die Verwesung der Leiche sichergestellt.
Claims (11)
1. Verfahren zur Verwesung von Leichen,
dadurch gekennzeichnet,
daß der zu verwesenden Leiche reiner Sauerstoff oder mit Sauerstoff
angereicherte Luft mit einer Sauerstoffkonzentration von 21 Vol.-% bis 100
Vol.% zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der reine Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherte Luft durch poröse
Schläuche oder Gasverteilerrohre zugeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der reine Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherte Luft durch ein
Injektionsrohr zugeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der reine Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherte Luft mindestens
fünf Jahre vor der Räumung der zu verwesenden Leichen aus den Gräbern
zugeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Leiche ein biologisch aktiver Stoff zugeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mit Sauerstoff angereicherte Luft einen Sauerstoffanteil von 90 bis
100 Vol.-% enthält.
7. Vorrichtung zur Verwesung von Leichen, insbesondere zur Durchführung
des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Bereich der zu verwesenden Leiche eine
Sauerstoffeintragsvorrichtung, vorzugsweise ein poröser Schlauch, ein
Gasverteilerrohr oder ein Injektionsrohr, angeordnet ist und mit einer Quelle
für Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherte Luft verbunden ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Eintragsvorrichtung für Sauerstoff oder mit Sauerstoff angereicherte
Luft innerhalb des Sarges der zu verwesenden Leiche angeordnet ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Eintragungsvorrichtung zumindest zeitweise mit einer Quelle für
einen biologisch aktiven Stoff verbunden ist.
10. Verwendung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6 oder einer
Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verfahren oder die Vorrichtung für die Verwesung von Leichen in
nassen, lehm - und tonhaltigen Böden eingesetzt wird.
11. Verwendung nach Anspruch 10 zur Verwesung von Wachsleichen.
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