DE19926274A1 - Verfahren und Vorrichtung zur simultanen Bestimmung von Oberflächentopometrie und der Einfluß der weiteren brechenden Medien des Auges mit Hilfe der modifizierten Placidoring-Videotopographie und einer Strahlprofilanalyse - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur simultanen Bestimmung von Oberflächentopometrie und der Einfluß der weiteren brechenden Medien des Auges mit Hilfe der modifizierten Placidoring-Videotopographie und einer StrahlprofilanalyseInfo
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Abstract
Aus der Verknüpfung beider Verfahren ergibt sich eine neue diagnostisch und therapeutische Erfindungshöhe, die bislang in der diagnostischen und therapeutisch orientierten Ophthalmo-Chirurgie unerreicht ist.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bestimmung der
Oberflächentopometrie eines spiegelnden Körpers, vorzugsweise der menschlichen Hornhaut
und die gleichzeitige Gewinnung refraktiven Daten aus der gesamten Tiefe des Auges, mit
seinen tiefer liegende brechende Strukturen wie Hornhautrückfläche, Linsenvorderfläche und
Linsenrückfläche sowie der Auftreffpunkt der eingehenden Lichtstrahlen (Netzhaut).
Ein Verfahren zur Bestimmung der Krümmungseigenschaffen der Hornhaut durch punktweises
Vermessen (Videokeratometrie oder Videotopographie) ist bekannt und unter anderen von den
Anmeldern patentiert.
Die Videokeratometrie, typischerweise ermittelt durch Projizieren eines konzentrischen
Ringmusters nach dem Placido-Prinzip und Rückspiegelung oder Spiegelung desselben am
Tränenfilm der Hornhaut, wird dabei durch eine Kamera aufgenommen. Aus der Lage und
relativen Beziehung der ringmusterbildenden Projektionspunkte wird auf die
Hornhauttopographie der Oberfläche rückgeschlossen.
Verfahren dieser Art bedürfen zur Aufnahme des gespiegelten Placidosystems einer
konzentrisch und koaxial angebrachten Videokamera im Projektionskopf. Deren
Vorhandensein es verhindert, daß ein ca. 0,5 mm großer zentraler Hornhautbereich durch diese
Messung mit erfasst wird. Andererseits wird die zentrale optische Zone der Hornhaut, welche
den größten Anteil am Brechungssystem Auge hat, gerade durch den zentralen Hornhautanteil,
- typischerweise der Durchtrittspunkt der visuellen Achse -, charakterisiert. Eine besondere
Gewichtung erhält diese zentrale, ring- oder signaturfreie Zone durch den Stiles-Crowford-
Effekt, der die zentrale Hornhaut gegenüber der Peripherie übergewichtet.
Eine weiteres typisches Element der konventionellen Videotopographie, welche erhebliche
Einschränkungen über die Weiterentwicklung der Refraktions- und Implantationschirurgie
beinhaltet, ist das Fehlen von Informationen von der Hornhautrückfläche, sowie von den
tieferen Abschnitten des brechenden Systems, wie Linsenvorderfläche und Linsenrückfläche.
Ein neues Verfahren der Strahlprofil- oder auch Wellenfrontanalyse (Abb. 1), im späteren
detaillierter beschrieben, liefert nun die Information der Gesamtbrechung des Auges. Aus der
Differenz der Oberflächentopographie und der Gesamtbrechung läßt sich der Einfluß und der
Betrag der tiefer im Auge liegenden optischen Medien bestimmen.
Die Placido-Ringprojektion hat den Vorteil im Millisekunden-Bereich ein punktweißes
Vermessen der Hornhautoberfläche (typischerweise mehr als 10.000 Messpunkte) zu
ermöglichen, mit dem Nachteil des Fehlens von Informationen aus tieferen Augenabschnitten.
Letzteres kann die Wellenfrontanalyse ebenfalls bei kürzester Meßzeit liefern.
Aus der Verknüpfung der beiden Verfahren (Abb. 2) und weiteren speziellen Maßnahmen
ergibt sich eine neue Erfindungshöhe mit einer völlig neuen Qualität der Hornhauttopographie,
die zu erheblichen Konsequenzen für die diagnostische und therapeutische Ophthalmologie
führen muß.
Das System besteht prinzipiell aus zwei Komponenten (Abb. 2), die miteinander verknüpft
werden können. Die erste besteht aus einem Konus mit beliebigen Öffnungswinkel. Die
Konuswand besteht aus mehreren abwechselnden leuchtenden und nicht leuchtenden Ringen
(Prinzip nach Placido, Placidokonus). Die leuchtenden Ringen können sowohl
monochromatisch als auch monochromatisch mit geometrischen Kodierungen und auch
mehrfarbig kodiert sein. Dieser leuchtende Körper wird nun an einer spiegelnden Oberfläche
z. B. Hornautoberfläche gespiegelt. Das Spiegelbild wird über eine Linse auf eine Videokamera
(CCD-Sensor) abgebildet. Das Bild der Oberfläche mit dem Spiegelbild der Konusringe wird
dann einem Rechner zur weiteren Verarbeitung zugeführt. Dies alles ist noch das Prinzip der
Videotopographie nach Placido.
Dieses Gerät soll nun kombiniert werden mit einem neuen Strahlprofil- oder auch
Wellenfrontanalysator (Abb. 1).
Der Strahlprofil- oder Wellenfrontanalysator besteht aus einer Laserquelle, die ein bekanntes
Strahlprofil, z. B. Gaußform, aussendet. Diese Laserquelle kann z. B. eine infrarote Laserquelle
oder auch eine anderer bekannter Wellenlänge sein. Über einen Strahlteiler wird diese
Wellenfront mittels eines entsprechenden Sensorfeldes, z. B. Hartmann-Shack-Sensor,
ausgelesen und deren Profil bestimmt. Der nicht ausgespiegelte Anteil des Laserstrahls wird in
das Auge eingestrahlt. Der Durchmesser des Laserstrahls richtet sich nach dem Durchmesser
der Pupille und muß eventuell je nach Art der Laserquelle aufgeweitet oder verkleinert werden.
Die an der Retina, bzw. an dem rückwärtigen Pol des Auges, gespiegelte Wellenfront wird
wiederum an einem teiltransparenten Spiegel auf das Sensorfeld umgelenkt. Die Differenz der
beiden Wellenfronten, Eingangswelle und im Auge reflektierte Welle, lassen Rückschlüsse auf
lokale Laufzeitunterschiede zu. Damit lassen sich lokale Brechungsdifferenzen bestimmen.
Zusammen mit der Oberflächentopographie läßt sich nicht nur die Hornhautoberfläche in Form
und Krümmung ortskodiert beschreiben, sondern auch der Einfluß der tiefer liegende
brechende Medien auf die Gesamtbrechkraft bestimmen.
Um die beiden Messverfahren zu vereinen, wird in den Strahlengang des Placidotopometers an
beliebiger Stelle eine Öffnung eingebracht (Abb. 2), durch die der Laserstrahl des
Wellenfrontanalysators geführt werden kann. Im Inneren des Placidokonus wird ein kleiner
Umlenkspiegel befestigt, der den Laserstrahl des Wellenfrontanalysators parallel oder unter
bekannten Winkel zur Achse Objekt - Videokamera umleitet. Dieser Umlenkspiegel kann
sowohl zentral als auch außerhalb des Zentrum des Placidokonus angebracht werden. Anstelle
des Umlenkspiegels kommen auch andere strahllenkende Objekte (z. B. Prismen usw.) in
Betracht.
Die so gewonnenen Daten können z. B. zur Bestimmung der Gesamtbiometrie des Auges
herangezogen werden. Biometrie bedeutet: Kennt man den Krümmungsradius der
Hornhautoberfläche (Videotopographie nach Placido) und die Längeninformationen des Auges
kann z. B. eine individuelle, hochpräzise Berechnung einer künstlichen Linse (grauer Star)
durchgeführt werden.
Die vorab beschriebenen Messungen können sowohl innerhalb einer Aufnahmesequenz als auch
sequentiell ablaufen. Auch jede beliebige Kombination der einzelnen Messungen innerhalb
definierbarer Zeitintervalle sind vorstellbar.
Beide Messvorgänge müssen über eine entsprechende Software koordiniert werden, die
sowohl die Aufnahmenabfolge als auch die Auswahl der benötigten Informationen je nach
Fragestellung steuert. So sind zu bereits bestehenden Softwarepunkten der Videotopographie
nach Placido weiter Punkte zu erstellen z. B. Berechnung von künstlichen Linsen (IOL-
Berechnung). Entsprechend der Fragestellung, die der Bediener aus dem Menü auswählt, kann
das Programm die entsprechenden Messungen aussuchen und nach notwendiger Reihenfolge
ablaufen lassen. Die gewonnen Messergebnisse werden ausgewertet und dem Bediener
dargestellt. Dies kann kodiert, z. B. durch farbkodierte Karten, für die Radien oder
Höhenwerten von künstlichen Linsen erfolgen und/oder auch als Computerdatei für
weiterführende Produktionslinien.
Aus der Verknüpfung dieser Verfahren ergibt sich eine qualitativ neuartig und quantitativ
bislang nicht zugängliche Beschreibung des Auges in diagnostischer und therapeutischer
Absicht:
In Kombination mit von den Anmeldern ebenfalls entwickelten Verfahren zur Bestimmung der
absoluten Koordinaten im freien Raum (Europäisches Patent 95937759.9, Deutsches Patent
195 16 309.5) und damit die Möglichkeit einer schnellen Berechnung der Strahlverfolgung (Ray
Tracing) wäre so erstmals die Möglichkeit gegeben, nicht nur die optischen Grenzflächen,
sondern auch die optische Qualität der Medien (einer Normalbevölkerung oder am nicht
krankhaft veränderten individuellen Auge) messtechnisch objektivierend zu bestimmen.
Mit Hilfe von Ray-Tracing-Programmen kann dann in vivo und in situ, nach Gewinnen der
Daten nach dem erfindungsgemäßen Vorgehen, das Gesamtbrechungssystem einschließlich von
Medientrübungen, Narbenbildungen der Wundheilungsverläufen erstmals quantifiziert werden.
Von besonderer praktischer Bedeutung ist dies für die Bestimmung der optischen Aberrationen
der Hornhaut und ihr Auftreten, z. B. bei Hornhautnarbenbildungen, einer nicht seltenen
Komplikation hornhautchirurgischer Eingriffe.
Für die automatisierte Laserchirurgie ergibt sich durch die Kombination beider Verfahren eine
bislang nicht erreichte lückenlose topometrisch/topographische Darstellung der Hornhaut von
äußerst peripher bis zum Durchtrittspunkt der visuellen Achse durch die Hornhaut. Hieraus
wiederum resultiert die Möglichkeit den vollständigen Datensatz (ev. mit seiner Verknüpfung
mit Ray-Tracing-Programmen) dazu zu benutzen, das individuell optimale Ablationsmuster für
die Hornhautvorderfläche mit photoablativen Lasern einzubringen. Die so gewonnenen Daten
lassen sich - nach dem Verfahren Topolink - eben wegen ihrer Vollständigkeit über den
gesamten Hornhautquerschnitt - dazu benutzen, den Ablationsvorgang vom manuellem
Geschick des Operateurs zu lösen und ihn als Datensatz für den automatisierten Gewebeabtrag
im Laser selbst bereitzustellen.
Irregulärer Astigmatismus, irreguläre Narbenbildungen, der Einfluß oberflächlicher oder tiefer
Hornhautnarben ließe sich damit für ein individuell errechnetes Ablationsoptimum bereitstellen,
um das visuelle Ergebnis zu optimieren. Alternative Strategien könnten simuliert werden.
Aus der Hornhauttopographie und der Wellenfrontanalyse im Auge ergibt sich eine neue
Möglichkeiten der Berechnung einer individuell gefertigten Intraokularlinse. Auf diese Weise
ließen sich erstmals den Einzelpatienten visusoptimierende Brechungsverhältnisse, sowohl für
die Kontaktlinsenversorgung als auch für die Versorgung mit Intraokularlinsenherstellern.
Damit können die Grenzen der bisherigen Kontaktlinsenversorgungs- wie auch der Versorgung
mit intraokularen Linsenimplantaten tiefgreifend verändert werden. Nicht zuletzt liegt dem
auch ein für das Gesundheitssystem insgesamt kostenminimierender Ansatz zu Grunde, in dem
die bislang noch über 70% der Fälle erforderliche Versorgung mit zusätzlicher Korrekturhilfen,
wie Brille, vermeidbar wird.
Claims (7)
1. Ein Verfahren zur Bestimmung der parazentralen mittelperipheren und peripheren
Hornhautkrümmung durch Aufprojizieren eines Placido-Ringsystems auf die Hornhaut,
Reflexion und Spiegelung im Tränenfilm und Wiederauffangen des Bildes nach dem Prinzip der
Videotopographie.
2. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1 gekennzeichnet dadurch, daß im Bereich der
Pupillenöffnung ein bekanntes Strahlprofil und/oder eine Wellenfront einer Laserquelle
eingespiegelt und koaxial auf die Hornhaut und die tieferen Augenabschnitte gerichtet wird.
(Fig. 1).
3. Verfahren und Anspruch nach 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß die Projektion des
Wellenfrontanalysators statisch oder dynamisch erfolgen kann.
4. Verfahren nach Anspruch 1-3 dadurch gekennzeichnet, daß durch entsprechende
mathematische Auswertung der Wellenfront eine Gesamtbrechkraftverteilung des Auges mit
lokaler Kodierung erstellt wird.
5. Verfahren und Vorrichtung nach 1-4 dadurch gekennzeichnet, daß alle gemessenen
optische Größen (Hornhautoberfläche, Hornhautrückfläche, Linsenvorderfläche,
Linsenvorderfläche, Linsenrückfläche und Netzhaut) erfasst und als optisches Charakteristika
des individuellen zu messenden Auges gespeichert werden.
6. Das Verfahren und die Vorrichtung nach den oben genannten Ansprüchen sind dadurch
gekennzeichnet, daß neben den oberflächentopographischen Informationen der optischen
Grenzflächen des brechenden Apparates im Auge bis zur Netzhaut, entlang der Z-Achse
bestimmt werden. Diese Informationen werden verknüpft mit dem aus der Placido-
Ringprojektion resultierenden, hochauflösenden Messvorgang der mittleren und peripheren
Hornhaut.
7. Das Verfahren und die Vorrichtung nach den oben genannten Ansprüchen sind dadurch
gekennzeichnet, daß durch Differenzbildung der optischen Ergebnisse aus
Hornhautoberflächentopographie und Wellenfrontanalyse neben
Hornhautoberflächeninformationen, wie Krümmungsradien, Brechkraft und absolute
Höhenwert auch äquivalente Daten für tiefer liegende Strukturen wie Hornhautrückfläche,
Linsenoberfläche, Linsenrückfläche und Retinaoberfläche gewonnen werden können.
Priority Applications (9)
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