DE19919655A1 - Flurförderzeug mit Kippsicherung - Google Patents
Flurförderzeug mit KippsicherungInfo
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Abstract
Flurförderzeug, insbesondere Gabelstapler, bei dem an einem Fahrzeugrahmen Vorder- und Hinterräder gelagert sind, von denen mindestens eines antreibbar ist, einem Lastaufnahmemittel, das mit Hilfe eines Kraftgerätes mindestens in der Höhe verstellbar ist und einer Sicherheitseinrichtung, die ein Kippen des Flurförderzeugs erfaßt und mindestens mit einem Warnsignalgeber in Wirkverbindung steht, wobei mindestens einem Rad ein Lastsensor zugeordnet ist und die Sicherheitseinrichtung eine Vergleichseinrichtung aufweist, die ein Signal auf den Warnsignalgeber gibt, wenn eine oder mehrere der gemessenen Radlasten einen vorgegebenen Wert unterschreiten.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Flurförderzeug, insbesondere Gabelstapler, nach
dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Während des Betriebs von Flurförderzeugen kann es last- und bauartbedingt zu Sta
bilitätsproblemen kommen, welche durch statische und dynamische Ursachen hervor
gerufen werden.
Bei Gabelstaplern liegt der Schwerpunkt der Last naturgemäß außerhalb der Stand
fläche des Fahrzeugs. Je nach Größe der Last ändert sich die Schwerpunktlage des
Gesamtsystems signifikant. Im Extremfall verschiebt er sich bis über die lastseitige
Kippkante hinaus, was zu einem Umkippen des Fahrzeugs führt. Ist der Schwerpunkt
der aufzunehmenden Last bezüglich der Längsachse des Fahrzeugs seitlich versetzt,
so verschiebt sich der Schwerpunkt des Gesamtsystems in Richtung der seitlichen Be
grenzung der Standfläche des Fahrzeugs und überschreitet diese im Extremfall. Hier
aus resultiert dann ein seitliches Umkippen des Fahrzeugs.
Viele Flurförderzeuge sind mit Lastmanipulationsmitteln ausgerüstet, mit denen die
Lage der Last nach Lastaufnahme verändert werden kann. So sind teleskopierbare,
neigbare, verschiebbare und schwenkbare Hubeinrichtungen für Flurförderzeuge be
kannt. Durch Betätigung der Einrichtungen zur Positionierung der Last kann die Lage
des Lastschwerpunkts und damit auch die Lage des Gesamtschwerpunkts des Flurför
derzeugs in jede beliebige Raumrichtung verschoben werden. Damit kann in Extrem
fällen die Projektion des Gesamtschwerpunkts auf die Standebene der Begrenzungs
linien der Standfläche des Fahrzeugs an beliebigen Orten überschreiten, was wie
derum zur Instabilität des Fahrzeugs führt.
Zusätzlich zu einer ungewollten Verschiebung des Lastschwerpunkts mit den be
schriebenen Folgen kann auch durch extreme Verformungen von Komponenten des
Fahrzeugs oder der Lastmanipulationsmittel eine Schwerpunktverschiebung hervor
gerufen werden. Schließlich kann ein Grund für statische Stabilitätsprobleme darin
bestehen, daß sich das Fahrzeug auf einer schiefen Ebene befindet. Auch hier verläßt
unter Umständen die Projektion des Gesamtschwerpunkts auf die Standebene in Ge
wichtskraftrichtung die Standfläche an beliebigen Begrenzungslinien.
Als dynamische Ursache für Stabilitätsprobleme bei Flurförderzeugen ist zunächst ein
starkes Abbremsen oder Beschleunigen des Flurförderzeugs zu nennen. Hierbei wird
nicht die Schwerpunktlage bezüglich der Standflächenbegrenzung des Fahrzeugs ver
ändert, sondern die am Massenschwerpunkt des Systems wirkenden Trägheitskräfte
verursachen durch ihren Hebelarm zur Standfläche des Fahrzeugs ein dem Stand
moment entgegenwirkendes Kippmoment. Wenn das Kippmoment die Größe des
Standmoments überschreitet, resultiert hieraus wieder Instabilität und ein Kippen des
Fahrzeugs. Nach dem gleichen Mechanismus kommt es bei Kurvenfahrt des Flur
förderzeugs durch die am Systemschwerpunkt wirkende Zentrifugalkraft zur Insta
bilität des Fahrzeugs. Außerdem kann Instabilität des Flurförderzeugs durch vertikale
Beschleunigungsstöße an den Lastmassen hervorgerufen werden.
Naturgemäß ist man bestrebt, die beschriebenen instabilen Zustände des Flurförder
zeugs zu erfassen und den Bediener durch eine Warnanzeige auf die kritische Situa
tion aufmerksam zu machen. Aus DE-OS 21 32 842 ist bekannt, dem Hydraulikkreis
des Hubzylinders von Flurförderzeugen einen Sensor zuzuordnen, der den Druck er
mittelt und über den Druck die Größe der Last. Naturgemäß hängt der Schwerpunkt
des Gesamtsystems von der Höhe der Last ab. Aus DE-PS 46 93 1 ist ferner bekannt
geworden, neben den Drucksensoren im Hydraulikkreis auch Sensoren für die Erfas
sung der Neigung des Hubgerüstes und für die Erfassung der Höhe des Lastauf
nahmemittels in ein Kippsicherungssystem mit einzubeziehen.
Aus EP 0 465 838 ist ferner bekannt, die Relativbewegung zwischen einer Hinter
achsbaugruppe und dem Fahrzeugrahmen des Flurförderzeugs zu sensieren, um auf
diese Weise das beginnende Kippen des Fahrzeugs um die Vorderachse zu erfassen.
Trotz der damit verbundenen aufwendigen Fahrwerkskonstruktion kann naturgemäß
nur die Instabilität bezüglich einer Kippkante erfaßt werden.
Aus EP 0 483 493 ist ein Flurförderzeug mit einer Überwachungseinrichtung für den
Belastungszustand bekanntgeworden. Eine Meßvorrichtung, beispielsweise mit Hilfe
von Dehnungsmeßstreifen arbeitend, nimmt vertikale und parallel zur Fahrzeuglängs
achse auftretende horizontale Lagerkräfte auf. Die Meßvorrichtung steht mit einer
Meßdatenverrechnungseinheit in Verbindung, die an einem Belastungszustand-An
zeigegerät angeschlossen ist. Mit Hilfe des bekannten Systems werden von außen auf
das Flurförderzeug wirkende Lasten, z. B. Hublastmasse, Hublastmoment usw. und die
aktuelle Konstellation des Fahrzeugs, z. B. Hubhöhe, Mastneigung usw. bestimmt und
mit Hilfe der Daten die kritischen Zustände bestimmt. Da jedoch, wie erörtert, viele
Ursachen für instabile Zustände des Fahrzeugs verantwortlich sein können, erfordert
die Art der Überlasterfassung, daß eine Vielzahl von Zustandsdaten des Flurförder
zeugs sensiert und überwacht werden müssen.
Aus EP 0 873 893 ist bekannt, zusätzlich dynamische Zustände, wie Fahrgeschwin
digkeit und Lenkwinkel des Fahrzeugs zu erfassen, um auch dynamische Instabilitäts
situationen zu erkennen. Auch hierfür ist erforderlich, eine Vielzahl von Daten zu er
fassen und zu verarbeiten, um den gewünschten Sicherheitseffekt zu erhalten.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Flurförderzeug mit einer Kippsiche
rung zu schaffen, die besonders einfach ausgeführt ist und mit Sicherheit die verschie
denen Instabilitäten des Fahrzeugs erfaßt.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
Die Erfindung geht von der Kenntnis aus, daß jede Art von Instabilität dadurch ge
kennzeichnet ist, daß die vertikalen Reaktionskräfte eines oder mehrerer Räder des
Flurförderzeugs zu Null werden. Daher wird bei der Erfindung mindestens einem Rad
ein Radlastsensor zugeordnet, dessen Signale auf eine Vergleichsvorrichtung gehen
und die ein Warnsignal abgibt, wenn die gemessenen Radlasten einen vorgegebenen
unteren Grenzwert unterschreiten.
Bei der Erfindung ist es völlig nebensächlich, welche der zahlreichen Ursachen für
eine tatsächliche oder beginnende Instabilität maßgeblich sind. Entscheidend ist bei
der Erfindung letztlich, daß die Instabilität erkannt bzw. die Annäherung des Fahr
zeugs an einen instabilen Zustand rechtzeitig festgestellt wird. Bei der Erfindung wer
den nicht nur statische, sondern auch dynamische Instabilitäten erkannt und auch sol
che, welche durch eine Neigung der Aufstandsfläche hervorgerufen werden.
Durch Abgabe eines Warnsignals kann der Bediener des Flurförderzeugs rechtzeitig
gewarnt werden. Es ist jedoch auch denkbar, auf eine oder mehrere Funktionen des
Flurförderzeugs einzuwirken, nämlich auf die Höhe der Last, den Lenkeinschlag, die
Geschwindigkeit des Fahrzeugs, die Mastneigung, die Verschiebung des Lastauf
nahmemittels in Richtung der Längsachse und/oder auch quer dazu, auf die Höhenein
stellung eines oder mehrerer Stoßdämpfer oder dergleichen mehr. In manchen Fällen
können die Flurförderzeuge auch mit einer Stabilisierungseinrichtung versehen sein,
mit deren Hilfe dem instabilen Zustand entgegengewirkt wird. Diese kann ebenfalls in
geeigneter Weise angesteuert werden, um das Fahrzeug an einem Kippen zu hindern.
Manchmal kann es nicht ausreichend sein, die Annäherung der Radlast gegen Null
durch einen bestimmten Einzelwert zu erfassen, weil die Verlagerung des Schwer
punkts oft sehr schnell vonstatten geht, so daß Gegenmaßnahmen nicht mehr einge
leitet werden können oder keine Wirkung mehr haben. Es ist daher nach einer Ausge
staltung der Erfindung vorteilhaft, wenn der Gradient der gemessenen Radlastwerte
mit einem gespeicherten Sollwert verglichen wird, um eine unerwünschte Annäherung
an den Grenzwert oder ein Über- bzw. Unterschreiten desselben zu erfassen. Bei der
transienten Erfassung und Auswertung der vertikalen Radlasten ist es möglich, mit ei
nem geeigneten Prognoseverfahren den erweiterten zeitlichen Verlauf der Aufstands
kräfte vorherzusagen. Damit wird eine flexible situationsbedingte Festlegung der zu
lässigen Werte für die Untergrenzen der Radlasten ermöglicht.
Vorzugsweise werden bei Annäherung an die kritische Kippsituation sowohl der ab
solute Radlastwert und der Gradient der Radlastwerte berücksichtigt. Bei ausreichen
der Aufstandskraft ist ein großer Gradientwert unkritisch. Er wird es dann, wenn sich
die Aufstandskraft einem unteren Grenzwert nähert.
Ein zusätzlicher Nutzen der erfindungsgemäßen Einrichtung kann aus dem Vergleich
der Radlastsummen in beladenem und in unbeladenem Zustand des Fahrzeugs gezo
gen und die Größe der aufgenommenen Last berechnet werden. Darüber hinaus ist die
Lage des Schwerpunkts des Systems im Raum bestimmbar, wenn mit Hilfe einer
Höhenmeßvorrichtung für das Lastaufnahmemittel deren Höhe erfaßt wird.
Die Messung der Radlasten kann in geeigneter Weise durch angebrachte Kraftauf
nehmer durchgeführt werden. Als solche kommen zum Beispiel Dehnungsmeßstrei
fen, Piezomeßeinrichtungen, Dünnfilmsensoren oder dergleichen in Frage. Eine an
dere Möglichkeit besteht erfindungsgemäß darin, daß im Bereich der Räder der Ab
stand zwischen Radnabe und der Bodenaufstandsfläche gemessen wird. Aus dem Ab
stand und der Federsteifigkeit des Reifens läßt sich ebenfalls die Radlast berechnen.
Für die Abmessung sind geeignete berührungslose Wegaufnehmer bekannt, die zum
Beispiel mit einem Laser arbeiten.
Nachstehend wird kurz eine Systemzeichnung der Erfindung erläutert.
Die einzige Figur zeigt ein Blockschaltbild der Kippsicherung nach der Erfindung.
In der Figur ist mit dem Kasten 10 ein Flurförderzeug angedeutet, das zwei Vorder
räder und zwei Hinterräder aufweist sowie ein in der Höhe verstellbares Lastauf
nahmemittel. Diese Teile sind in keiner Weise dargestellt, jedoch allgemein bekannt.
Jedem Rad ist ein Radlastsensor 12 zugeordnet, der in bekannter Weise ausgeführt
sein kann, beispielsweise als Dehnungsmeßstreifen, Piezoaufnehmer oder dergleichen.
Die Radlastsensoren 12 geben ein Signal auf eine Auswertungseinheit 14, in der ge
speichert ist, welche Werte die Signale der Radlastsensoren einzeln oder in Kombi
nation nicht annehmen dürfen, damit Instabilität vermieden wird. Tritt ein solcher Zu
stand jedoch ein, gibt die Auswertungseinheit ein Signal auf eine Warneinrichtung 16
und parallel auf eine Stabilisierungseinrichtung 18. Die Stabilisierungseinrichtung
kann zum Beispiel darin bestehen, daß der Zustand von teleskopisch ausfahrbaren
Stoßdämpfern geändert wird. Sie kann auch darin bestehen, daß die Lenkung des
Fahrzeugs beeinflußt wird, wenn zum Beispiel der instabile Zustand durch einen zu
großen Lenkeinschlag bei einer vorgegebenen Geschwindigkeit eintritt. Die Stabilisie
rungseinrichtung kann auch dafür sorgen, daß das Lastaufnahmemittel abgesenkt
wird, wenn dadurch die Lage des Systemschwerpunkts verbessert werden kann.
Claims (7)
1. Flurförderzeug, insbesondere Gabelstapler, bei dem an einem Fahrzeugrahmen
Vorder- und Hinterräder gelagert sind, von denen mindestens eines antreibbar ist,
einem Lastaufnahmemittel, das mit Hilfe eines Kraftgerätes mindestens in der
Höhe verstellbar ist und einer Sicherheitseinrichtung, die ein Kippen des Flurför
derzeugs erfaßt und mindestens mit einem Warnsignalgeber in Wirkverbindung
steht, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens einem Rad ein Lastsensor (12) zu
geordnet ist und die Sicherheitseinrichtung (14) eine Vergleichseinrichtung auf
weist, die ein Signal auf den Warnsignalgeber (16) gibt, wenn eine oder mehrere
der gemessenen Radlasten einen vorgegebenen Wert unterschreiten.
2. Flurförderzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der zeitliche Ver
lauf (Gradient) der Radlast ausgewertet wird und ein Signal auf den Warnsignal
geber gegeben wird, wenn Radlast und Gradient der Radlast vorgegebene Kombi
nationen erreichen.
3. Flurförderzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Lastmeßeinrichtung vorgesehen ist, die aus der Summe der Signale der Lastsen
soren die Größe der aufgenommenen Last mißt.
4. Flurförderzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Schwerpunktmeßeinrichtung vorgesehen ist, die aus den Signalen der einzel
nen Lastsensoren die Lage der Bodenprojektion des Schwerpunkts mißt.
5. Flurförderzeug nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß dem Lastauf
nahmemittel eine Höhenmeßeinrichtung zugeordnet ist und die Schwerpunkt
meßeinrichtung aus den Signalen der Lastsensoren und dem Signal der Höhen
meßeinrichtung die Lage des Systemschwerpunkts bestimmt.
6. Flurförderzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Lastsensoren einen Kraftaufnehmer aufweisen, wie einen Dehnungsmeßstrei
fen, einen Piezoaufnehmer, einen Dünnfilmsensor usw.
7. Flurförderzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Lastsensoren eine Abstandsmeßeinrichtung aufweisen, die den Abstand zwi
schen Radnabe und Bodenaufstandsfläche messen und die Sicherheitseinrichtung
aus dem gemessenen Abstand und der Federsteifigkeit des Radreifens und/oder ei
ner federnden Aufhängung des Rades die Radlast bestimmt.
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