DE19917071C2 - Reibschweißverfahren - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Reibschweißverfahren nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
Das Reibschweißen als Unterfall des Kaltpreßschweißens ist
ein seit langem bekanntes Fügeverfahren, das bei
rotationssymmetrischen Teilen, wie Wellen, Rohren,
Motorventilen, Kolbenstangen, Hydrauliczylindern etc.,
erfolgreich angewendet wird. Als Wärmequelle dient in
Reibungswärme umgesetzte mechanische Energie eines der
miteinander zu verbindenden Teile, das in Rotation versetzt
und gegen das andere axial angedrückt wird. Bei Erreichen der
Schweißtemperatur wird der axiale Druck erhöht und das
rotierende Teil abgebremst, wobei eine Verschweißung an den
einander berührenden Flächen (nachfolgend als Schweißflächen
bezeichnet) eintritt.
Reibschweißverbindungen werden üblicherweise zwischen Teilen
mit rotationssymmetrischen Verbindungsquerschnitten an ebenen
Reibstirnflächen ausgeführt. Sie ermöglichen neben der
Verbindung von Metallen miteinander grundsätzlich auch die
Verbindung sehr unterschiedlicher Werkstoffe, wodurch sich
Verbundprodukte für ein breitgefächertes Anwendungsfeld
erzeugen lassen. Allerdings ist bei Werkstoffen mit sehr
unterschiedlichen thermischen Werkstoffkennwerten,
insbesondere thermischen Ausdehnungskoeffizienten und
Warmfestigkeiten, die Tragfähigkeit herkömmlicher
Reibschweißverbindungen begrenzt. Damit bleibt ein breiter
und interessanter Bereich von Anwendungsmöglichkeiten des
Reibschweißens als Fügeverfahren bisher unerschlossen.
Die WO 98/13574 zeigt ein reibgeschweißtes Gestängerohr, bei
dem eines der zu verschweißenden Teile einen Hohlraum
enthält, der zur Aufnahme eines beim Reibschweißen
entstehenden Grates bestimmt und bemessen ist. Bei dem zur
Herstellung dieses Teiles angewandten Verfahren handelt es
sich um ein Verfahren, bei dem die erste und zweite
Schweißfläche jeweils plan sind und nicht ineinander, sondern
aufeinander gepresst werden.
Die WO 98/04381 beschreibt ein Verfahren zum Verbinden eines
plastifizierbaren Werkstücks mit einem anderen Werkstück, bei
dem ein Reibelement unter Relativbewegung gegenüber beiden
Werkstücken in Richtung auf eine Fügezone zwischen beiden
angedrückt wird, unter Bildung einer Schmelze das erste
Werkstück durchdringt, die Schmelze in den Bereich der
Fügezone drängt und anschließend aus dem Verbund
zurückgezogen wird. Hierbei erfolgt kein Verschweißen der ei
ne Relativbewegung ausführenden Teile miteinander.
Die US 5,492,264 beschreibt ein aus verschiedenen Metallen
aufgebautes Werkstück sowie ein Verfahren zur Herstellung
eines solchen. Dieses wird in der Druckschrift als
"Trägheitsschweißen" bezeichnet, und es handelt sich hierbei
im Grunde um eine Abart des Reibschweißverfahrens nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 der vorliegenden Anmeldung. Da
die beiden Teile hier auch als eine konvexe bzw. konkave
Rotationsfläche vorgeformt sind und koaxial ineinander ge
preßt werden, beschreibt diese Druckschrift den
nächstliegenden Stand der Technik.
Die US 5,549,236 beschreibt ein Verfahren und eine
Vorrichtung zum formschlüssigen Halten eines Werkstücks
während eines Reibschweißvorganges. Auch sie beschreibt
ausschließlich Reibschweißvorgänge, bei denen die
Schweißflächen plan sind und aufeinander - nicht ineinander -
gepreßt werden.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein verbessertes
Reibschweißverfahren bereitzustellen, das die Herstellung von
neuartigen Verbundprodukten mit applikationsgerechter
mechanischer Festigkeit ermöglicht.
Diese Aufgabe wird durch ein Reibschweißverfahren mit den
Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Die Erfindung schließt den wesentlichen Gedanken ein, von der
seit langem durchgängig praktizierten Verwendung von
Werkstücken bzw. Halbzeugen mit ebenen stirnseitigen
Schweißflächen abzugehen und stattdessen eine solche
Ausbildung der Schweißflächen vorzunehmen, daß - mit einer
vom konkreten Anwendungsfall abhängigen Gewichtung - mehrere
Verbindungsmechanismen wirksam werden können. Sie zielt
insbesondere auf eine Kombination von mindestens zwei der
Verbindungsarten Schweißverbindung, mechanische Verklammerung
und Schrumpfsitz ab.
Um dies zu bewerkstelligen, werden die Schweißflächen der
miteinander zu verbindenden Teile als Paar konvex/konkaver
Rotationsflächen ausgebildet, die gemäß einem ersten Aspekt
der Erfindung koaxial ineinandergepreßt werden. Gemäß einem
zweiten Aspekt der Erfindung wird benachbart zu dem
Reibungsbereich oder den Reibungsbereichen, in dem die für
die Erzeugung der Verbindung maßgebliche Wärmeentwicklung
stattfindet, jeweils ein Hinterschneidungsbereich vorgesehen,
in den das durch die Erwärmung plastifizierte Material aus
dem Reibungsbereich bzw. dessen Umgebung fließen kann. Durch
die (zumindest weitgehende) Ausfüllung der
Hinterschneidung(en) des einen Teils mit Material des anderen
Teils wird - geeignete geometrische Gestaltung der
Hinterschneidung vorausgesetzt - die erwähnte Verklammerung
bewirkt.
In einer bevorzugten Ausführung, die den weiteren
Verbindungsmechanismus des Schrumpfsitzes zum Tragen bringt,
wird bei Teilen aus Materialien mit unterschiedlichem
thermischen Ausdehnungskoeffizienten die konkave
Schweißfläche des Schweißflächenpaares aus dem Material mit
dem größeren Ausdehnungskoeffizienten gebildet, so daß diese
Fläche nach dem Erkalten der Teile die konvexe Schweißfläche
des anderen Teiles unter Ausübung einer radial gerichteten
Druckspannung fest umgibt.
Während der erwähnte Verklammerungs-Effekt infolge des
Fließens von plastifiziertem Material in geeignet
ausgebildete Hinterschneidungen grundsätzlich auch bei Teilen
mit vergleichbarer Warmfestigkeit - quasi als wechselseitiges
Fließen - erzielt werden kann, kommt er gleichwohl bei
Materialien mit deutlich unterschiedlicher Warmfestigkeit zu
besonderer Ausprägung. Bei solchen Teilen werden die
Hinterschneidungsbereiche in der Schweißfläche desjenigen
Teils gebildet, das die höhere Warmfestigkeit aufweist,
während die Schweißfläche des Teils mit der niedrigeren
Warmfestigkeit im wesentlichen glatt bleiben wird.
Zur Begrenzung der Reibmomente und Spannkräfte sowie
Bauteilbelastungen erfolgt die aufeinander bezogene
Gestaltung der Schweißflächen vorteilhafterweise so, daß bei
Reibbeginn ein geringerer Reibquerschnitt im Sinne eines
annähernden Linienkontaktes gegeben ist, der sich mit
fortschreitender Plastifizierung des Materials vergrößert, in
dieser Phase aber aufgrund der veränderten Materialfestigkeit
nicht mehr zu unerwünscht hohen Belastungen führt.
Die beim Schweißvorgang miteinander in Kontakt zu bringende
erste (konvexe) und zweite (konkave) Schweißfläche können in
Anpassung an die konkrete Materialpaarung und zu erzielende
Verbundteil-Geometrie in vielfältigen Ausführungen vorgeformt
werden, solange die Ausführung den oben skizzierten Prämissen
folgt. Eine kugelsegmentförmige, speziell halbkugelförmige,
Ausführung ist ebenso möglich, wie eine Ausführung als
Abschnitt eines Rotationsellipsoids oder -paraboloids.
Grundsätzlich ist es im Rahmen der Erfindung auch möglich,
das erste Teil mit einem annähernd zylindrisch abgestuften
Ende zu versehen, das in einen hohlzylindrischen
(rohrförmigen) Abschnitt des zweiten Teils hineingedrückt
wird, sofern die zur Erfindung gehörende Hinterschneidung
vorhanden und das abgestuft zylindrische Ende - das die
konvexe Schweißfläche bildet - mit dem hohlzylindrischen Ende
(das die konkave Schweißfläche bildet) in einen solchen
Reibeingriff gebracht wird, daß das durch die Erwärmung
plastifizierte Material in die Hinterschneidung fließen und
dort die gewünschte Verklammerung beider Teile bewirken kann.
Noch vorteilhafter ist die Paarung eines ersten Teils mit
mehrfach abgestuft zylindrischem Ende mit einem zweiten Teil
mit entsprechend abgestufter Innenkontur (Bohrung).
Bevorzugt ist jedoch die Ausbildung des ersten Teils mit
einem Kegel bzw. Kegelstumpf, dessen Mantelfläche die erste
(konvexe) Schweißfläche bildet und die dazu korrespondierende
Ausführung des zweiten Teils mit einem Innenkonus bzw.
Innenkegel mit annähernd gleichem Kegelwinkel, dessen
Mantelfläche die zweite (konkave) Schweißfläche bildet. Eine
kegelförmige Grobkontur läßt sich ohne weiteres auch mit
einfachen Werkzeugmaschinen in ausreichender Präzision und
mit hoher Produktivität fertigen oder bei Gußteilen mit
anformen.
Grundsätzlich ist die Ausführung der Erfindung mit einem
ersten und zweiten Teil als Halbzeugen möglich, deren
Schweißflächen einen einzelnen Hinterschneidungsbereich
aufweisen - beispielsweise eine am zylindrischen Ende des
oben erwähnten, besonders einfachen ersten Teils gebildete
Ringnut. Für viele Verbundteil-Geometrien und
Materialpaarungen ist jedoch eine Ausbildung mit einer
Mehrzahl von Hinterschneidungsbereichen bevorzugt. Eine
solche führt zur Ausbildung mehrerer Verklammerungsbereiche
und damit zu einer Erhöhung der Festigkeit und
Zuverlässigkeit der Verbindung. Da die Verklammerungswirkung
sich bei einer solchen Ausbildung über einen größeren axialen
Bereich beider Teile erstreckt, ist die mit einer solchen
Ausführung geschaffene Verbindung insbesondere auch höheren
Biege- und Torsionsbeanspruchungen gewachsen als eine mit
einem einzigen Hinterschneidungsbereich erzeugte
Reibschweißverbindung.
Die Hinterschneidungsbereiche sind in besonders einfacher
Weise als voneinander beabstandete Ringnuten in einer der die
Schweißflächen bildenden Rotationsflächen gebildet. In einer
anderen Ausführung haben sie keilförmig gegenüber der
Symmetrieachse der Rotationsfläche geneigte Wandungen, so daß
im Längsschnitt ein sägezahnförmiges Profil entsteht. Sind
die Schweißflächen als Abschnitte einer Kugel, eines
Rotationsellipsoids oder Rotationsparaboloids o. ä. oder als
Kegelstumpf-Mantelfläche ausgeführt, können die
Hinterschneidungsbereiche - als Grenzfall - auch durch
ringförmige Abschnitte gebildet sein, in denen die
Mantelfläche gegenüber der Außenkontur der konvexen
Schweißfläche nach innen oder gegenüber der Innenkontur der
konkaven Schweißfläche nach außen geneigt ist. Auch hier
entsteht eine Art sägezahnförmiges Profil, bei dem der
Verklammerungseffekt jedoch wenig ausgeprägt ist, so daß die
Festigkeit der Verbindung primär aus der Schweißverbindung
(im engeren Sinne) und möglichst einem zusätzlichen
Schrumpfsitz erwächst. Eine solche Ausführung ist daher
insbesondere für Teile mit deutlich unterschiedlichen
thermischen Ausdehnungskoeffizienten bevorzugt, wobei das
Teil mit dem größeren Ausdehnungskoeffizienten die konkave
Schweißfläche besitzt, und die konvexe Schweißfläche des
anderen Teils umgibt.
Für viele Anwendungen ist eine Abrundung am Übergang zwischen
Reibfläche und Hinterschneidungsbereich vorteilhaft, weil
dadurch extreme Temperaturspitzen in der ersten Phase des
Reibschweißprozesses vermieden werden können, die
gegebenenfalls zu schwer kontrollierbaren bzw. nachteiligen
Veränderungen des Materialgefüges führen könnten. Im
(günstigen) Extremfall hat eine solche Ausführung der
Schweißfläche ein wellenförmiges Profil.
In Verbindung mit der oben als bevorzugt bezeichneten Kegel-
bzw. Kegelstumpfgeometrie des ersten und zweiten Teils ergibt
sich dann eine insgesamt als "Wellenkegelgeometrie" zu
bezeichnende Formgebung mindestens eines der zu verbindenden
Teile, die letztlich auch die am fertigen Verbund-Gegenstand
erkennbare Verbindungsgeometrie bestimmt. Diese weist
insbesondere folgende Eigenschaften und Vorteile auf:
- - einen großen Verbindungsquerschnitt mit entsprechend hoher Stützwirkung;
- - eine großflächige mechanische Verklammerung zwischen äußerem und innerem Teil in jeder Welle;
- - eine kerbunempfindliche Oberflächenkontur des warmfesteren und spröderen Werkstoffs (an dem die Wellenkegelgeometrie ausgebildet wird);
- - einen großflächigen Schrumpfsitz mit weitgehend gleichmäßiger Verteilung der Druckspannung;
- - einen relativ geringen, angenähert linienförmigen Reibquerschnitt bei Reibbeginn, der Reibmoment, Spannkräfte und Bauteilbelastung in Grenzen hält;
- - ein großflächige, aber lokal relativ geringe Plastifizierung, die eine gleichmäßige Erwärmung und Wärmeverteilung bei kurzen Prozeßzeiten ermöglicht (was für eine Reihe von Werkstoffkombinationen einen entscheidenden Vorteil darstellt) und
- - das Fehlen bzw. nur minimale Auftreten einer äußeren Plastifizierung, die durch den Fortfall der ansonsten typischen Reibschweißwulst eine wesentliche Vereinfachung der Nachbearbeitung des Verbund- Gegenstandes ermöglicht.
Diese Vorteile, die übrigens mehr oder weniger ausgeprägt
auch bei nicht kegelförmigen Ausgangsteilen und nicht ideal
wellenförmiger Schweißflächenkontur zu verzeichnen sind,
wirken sich ausgeprägt bei spröden, riß- und
kerbempfindlichen Materialien, wie Hartmetall,
intermetallischen Phasen, Keramiken, Stein etc., aus, denn
Prozeßkräfte, Schrumpfkräfte und äußeren Belastungen können
im Verbindungsbereich großflächig und im wesentlichen als
Druckspannungen übertragen werden.
Das Verfahren erschließt insoweit dem Reibschweißen neue
Materialpaarungen und Anwendungen, speziell neue Dimensionen
und andersartige Bauteilgeometrien (darunter etwa verbesserte
Welle/Scheibe-Konfigurationen). Als besonders aussichtsreich
erscheint es beispielsweise für folgende Materialpaarungen:
- - Hartmetall/Stahl oder andere Metalle,
- - Inconel®/Stahl (z. B. für Turbolader)
- - intermetallische Phasen/Stahl oder andere Metalle (z. B. für Ventile)
- - Keramik/Metalle,
- - Mg/Al oder Mg/Stahl,
- - Stahl/Al (mit bisher nicht reibschweißgeeigneten Legierungen; Spezialgeometrie eines Stahl- "Tannenbaumbolzens" als Befestigungselement in PM/Al oder Al-Schaum),
- - Stein/Metall (z. B. Marmor/Al) oder Stein/Nichtmetall (z. B. Marmor/Glas für Architekturelemente, Designobjekte etc.),
- - Metall/Kunststoff und
- - Keramik/Kunststoff.
Die Steuerung des Prozeßablaufes entspricht im wesentlichen
derjenigen bei bekannten Reibschweißverfahren, so daß
vorhandene Schweißmaschinen und Prozeßsteuerungen
uneingeschränkt eingesetzt werden können. Das Teil mit der
konvexen Schweißfläche dringt unter Drehung relativ zu dem
Teil mit der konkaven Schweißfläche und unter axialer
Krafteinwirkung in dieses ein. Die Reibung und Erwärmung
beginnt an den ursprünglichen (bevorzugt nahezu linienförmig
schmalen) Reibflächen, und mit fortschreitendem Eindringen
und zunehmender Erwärmung wird das weniger warmfeste Material
in die Hinterschneidungen des warmfesteren verdrängt und paßt
sich schließlich im wesentlichen vollständig der
hinterschnittenen Oberflächenkontur des warmfesteren Teils
an.
Abschließend wird die Drehbewegung aufgehoben und
gegebenenfalls (abweichend von normalen Reibschweißverfahren)
kein Nachstauchen ausgeführt. Im Rahmen der Verfolgung des
hier vorgeschlagenen Prinzips ist im übrigen die den
Materialparametern und der gewünschten Verbundteil-Geometrie
angemessene Festlegung der Reibflächen- und
Hinterschneidungsgeometrien, der Drehgeschwindigkeit und
Andrückkraft sowie von deren zeitlichem Verlauf und
schließlich eine angemessene Gestaltung der Abkühlphase
wesentlich; die konkrete Bestimmung dieser Parameter nimmt
der Fachmann anhand der Materialkennwerte und der zu
realisierenden Verbundteil-Geometrie vor.
Vorteile und Zweckmäßigkeiten der Erfindung ergeben sich im
übrigen aus den Unteransprüchen sowie der nachfolgenden,
skizzenhaften Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand
der Figuren. Von diesen zeigen:
Fig. 1a-1c Schnittdarstellungen zur Erläuterung einer
ersten Ausführungsform der Erfindung,
Fig. 2 eine Längsschnittdarstellung durch einen
Verbundgegenstand, der in einer gegenüber Fig.
1a bis 1c modifizierten Ausführung hergestellt
wurde, und
Fig. 3-8 skizzenartige Prinzipdarstellungen weiterer
Ausführungsformen, die als Entwicklungs-
Vorstufen zur Ausführung nach Fig. 1a-1c
angesehen werden können.
In Fig. 1a bis 1c ist die Herstellung eines Hartmetall-
Werkzeugs 10 aus einem Stahlträgerteil 11 und einem
Hartmetalleinsatz 12 durch Reibschweißen gemäß einer ersten
Ausführungsform der Erfindung illustriert. Das
Stahlträgerteil 11 hat eine zylindrische Außenform, eine
axiale Bohrung 13 und, von einer Stirnseite 11a ausgehend und
in die Bohrung 13 mündend, einen Innenkonus 14. Der
Hartmetalleinsatz 12 hat einen zylindrischen Abschnitt 15,
der in einen wellenförmig profilierten Kegelstumpfabschnitt
16 ausläuft, dessen (durch eine aus den Wellenbergen
aufgespannte Kegelmantelfläche definierter) Kegelwinkel dem
Kegelwinkel des Konus 14 des Stahl-Trägerteils entspricht.
Der Außendurchmesser des zylindrischen Abschnitts 15
entspricht dem größten Innendurchmesser des Konus 14 an der
Stirnseite 11a des Stahl-Trägerteils 11. Der Außendurchmesser
des Endes 16a des Kegelstumpfabschnitts 16 entspricht in etwa
dem Innendurchmesser der axialen Bohrung 13.
In Fig. 1a sind das Stahl-Trägerteil 11 und der
Hartmetalleinsatz 12 voneinander beabstandet dargestellt,
während Fig. 1b deren Stellung bei Prozeßbeginn des
Reibschweißens, d. h. bei einsetzendem Reibflächenkontakt,
zeigt. Es ist hier zu erkennen, daß zunächst ein jeweils
nahezu kreislinienförmiger (im Längsschnitt punktförmiger)
Kontakt zwischen den Wellenbergen 16b des wellenförmig
profilierten Kegelstumpfabschnitts 16 und der glatten Wandung
des Innenkonus 14 besteht, während im Bereich der Wellentäler
16c ein Abstandsraum zwischen der Außenoberfläche des Hartme
talleinsatzes 12 und der Innenoberfläche des Stahl-Träger
teils 11 vorhanden ist. Infolge der Ausübung einer
Anpreßkraft F des Hartmetalleinsatzes gegenüber dem Stahl-
Trägerteil findet an dem durch die Wellenberge 16b gebildeten
Reibflächen eine Wärmeentwicklung statt, die den weniger
warmfesten Stahl des Stahl-Trägerteils 11 schließlich
plastifiziert, so daß dieser unter dem Einfluß der
Andruckkraft F in den Bereich der Wellentäler 16c zu fließen
beginnt und diese bei geeigneter Prozeßführung schließlich
vollständig ausfüllt.
Dieser Endzustand ist im Schliffbild der Fig. 1c zu erkennen.
Der ursprünglich glattwandige Konus im Stahl-Trägerteil 11
hat ein im wesentlichen mit dem Wellenprofil des
Kegelstumpfabschnitts 16 des Hartmetalleinsatzes 12
deckungsgleiches Wellenprofil angenommen und wird daher hier
als 14' bezeichnet. Mittels dieser Formanpassung zwischen dem
deformierten Konus 14' und dem "Wellenkegel" 16 sind das
Stahl-Trägerteil 11 und der Hartmetalleinsatz 12 - neben der
schweißtechnischen Verbindung im engeren Sinne - mechanisch
auf einer großen Fläche miteinander verklammert. Zudem ist
infolge des weit höheren thermischen Ausdehnungskoeffizienten
des Stahl-Trägerteils 11 im Bereich des Konus 14' ein fester
Schrumpfsitz gebildet, der die mechanische Belastbarkeit der
Verbindung weiter erhöht. Auf den Hartmetalleinsatz 12 wirken
insgesamt im wesentlichen Druckspannungen ein, so daß die
materialbedingte Sprödigkeit und Riß- sowie
Kerbempfindlichkeit bei dieser Verbindung keine Probleme
aufwerfen.
Fig. 2 zeigt - in einer dem Schliffbild nach Fig. 1c
entsprechenden Ausschnittsdarstellung - ein geringfügig
modifiziertes Hartmetall-Stahl-Verbundteil 20 aus einem
Stahl-Trägerteil 21 und einem Hartmetalleinsatz 22, wobei das
Stahl-Trägerteil 21 keine axiale Bohrung aufweist und am
Hartmetalleinsatz 22 ein Wellenkegel 23 mit etwas flacher als
bei der Ausführung nach Fig. 1a bis 1c verlaufendem
Wellenprofil gebildet ist. Im übrigen kann auf die obigen
Ausführungen zu Fig. 1a bis 1c verwiesen werden.
Die Fig. 3 bis 8 zeigen in grob skizzenhafter Form weitere
Ausprägungen des Erfindungsgedankens, die für bestimmte
Materialpaarungen und/oder Produktgeometrien vorteilhaft
angewandt werden können.
Gemäß Fig. 3 wird ein in seiner Grundform zylindrisches
Vollmaterial-Teil 31, dessen Ende eine keilförmig nach innen
weisende Ringnut 32 aufweist, so daß ein sich zur Stirnfläche
hin erweiternder Kegelstumpf 33 gebildet ist, unter Drehung
an ein Rohr 34 aus einem weniger warmfesten Material
angepreßt. Auch hier besteht bei Reibbeginn an der Stirnseite
des Kegelstumpfes 33 zunächst ein annähernd linienförmiger
Reibflächenkontakt, wobei sich mit zunehmender Erwärmung die
Reibfläche vergrößert und plastifiziertes Material des Rohrs
34 in die Ringnut 32 fließt. Nach dem Erkalten sind das
Vollmaterial-Teil 31 und das Rohr 34 in diesem Bereich
miteinader verklammert und, falls das Rohr 34 aus einem
Material mit höherem thermischen Ausdehnungskoeffizienten
besteht, zusätzlich durch einen Schrumpfsitz miteinander
verbunden. Die axiale Erstreckung der Verbindungsfläche ist
allerdings relativ gering.
Die Konfiguration gemäß Fig. 4, wo wiederum ein Vollmaterial-
Teil 41 mit einem Rohr 44 aus weniger warmfestem Material
verbunden wird, entspricht grundsätzlich derjenigen nach Fig.
3. Abweichend ist die Formgebung des Endes des Vollmaterial-
Teils, das hier einen Zylinderabschnitt 43 mit verringertem
Durchmesser und eine darin eingearbeitete Ringnut 42 mit
hohlzylindrischem Querschnitt aufweist. Auch die
Funktionsweise und Wirkung sind ähnlich, wobei infolge der
Ausbildung der Reibfläche als Zylindermantelfläche von Beginn
an ein relativ großflächiger Reibflächenkontakt besteht.
Sehr ähnlich sind auch die Ausführungen nach Fig. 5 und 6, wo
den Rohren 54 bzw. 64 als Reibverbindungs-Partner jeweils
wiederum ein Vollmaterial-Teil 51 bzw. 61 zugeordnet ist,
wobei die Geometrie der an diesen letzteren ausgebildeten
Schweißflächen modifiziert ist.
Gemäß Fig. 5 sind sowohl der mit verringertem Durchmesser
ausgeführte Endabschnitt 53 des Vollmaterial-Teils 51 als
auch die (in Vorschubrichtung) hinter diesem ausgebildete
Ringnut 54 im Längsschnitt verrundet ausgeführt. Auch hier
ergibt sich mithin eine Art Wellenprofil. In Fig. 6 sind ein
Kopf 63 des Vollmaterial-Teils 61 und die hinter diesem
liegende Ringnut im Längsschnitt jeweils annähernd
trapezförmig ausgebildet. Die Wandung des Rohres 64 ist hier
wesentlich dicker als bei den vorangehend beschriebenen
Ausführungen, und entsprechend ist der Durchmesser des Kopfes
63 verkleinert.
Die Fig. 7 und 8 zeigen Konfigurationen, bei denen jeweils
mehrere Reibflächen-Hinterschneidungs-Konfigurationen in
axialer Richtung gereiht sind und die daher in gewissem Sinne
als Zwischenstufen zwischen zwischen der in den Fig. 1a bis
1c und 2 gezeigten Wellenkegel-Konfiguration und den
vereinfachten Geometrien der Fig. 3 bis 6 zu verstehen sind.
Gemäß Fig. 7 wird ein Einsatzteil 71 mit einem
Stufenzylinder-Endabschnitt 72 mit einer Mehrzahl von im
Längsschnitt trapezförmigen Ringnuten 73 in ein Trägerteil 74
eingepreßt, das eine mehrfach abgestufte axiale Bohrung 75
aufweist. Die Stufengeometrie der Bohrung 75 muß - wie in der
Figur zu erkennen ist - nicht exakt derjenigen des
Stufenzylinder-Endabschnitts 72 des Einsatzteils 71
entsprechen; wesentliche Abweichungen werden insbesondere bei
Teilen mit sehr unterschiedlicher Warmfestigkeit (so etwa den
Werkstoffpaarungen Metall/Kunststoff oder Keramik/Kunststoff)
zulässig sein.
Fig. 8 zeigt schließlich eine Konfiguration aus einem
Einsatzteil 81 mit einem im Längsschnitt sägezahnförmig
profilierten Kegelstumpf-Endabschnitt 82, der folglich im
Längsschnitt dreieckförmige Ringnuten 83 aufweist, gegenüber
einem Trägerteil 84 mit zum Ende hin in einen Innenkonus 86
erweiterter axialer Bohrung 85. Diese Ausführung entspricht
weitgehend der in Fig. 1a bis 1c und 2 gezeigten und weiter
oben beschriebenen, so daß auf diese Beschreibung verwiesen
werden kann.
Die Ausführung der Erfindung ist nicht auf die beschriebenen
Beispiele beschränkt, sondern auch in einer Vielzahl von
Abwandlungen möglich. So sind in der Korrespondenz der
Schweißflächen der miteinander zu verbindenden Teile (je nach
Materialpaarung) unter Umständen mehr oder weniger große
Abweichungen möglich - bis hin zu Rotationsflächen-Paarungen,
bei denen die eine die Gestalt einer Kegelmantelfläche und
die andere diejenige eines Rotationsparaboloids hat o. ä..
Auch die Formgebung der Hinterschneidungsbereiche ist
vielfältig variierbar. Diese können insbesondere auch an der
konkaven Schweißfläche vorgesehen sein, sofern diese dem
höher warmfesten Teil zugeordnet ist.
10
Hartmetall-Werkzeug
11
Stahl-Trägerteil
11
a Stirnseite
12
Hartmetalleinsatz
13
axiale Bohrung
14
Innenkonus
15
zylindrischer Abschnitt
16
Kegelstumpfabschnitt (Wellenkegel)
16
a Ende des Kegelstumpfabschnitts
16
b Wellenberg
16
c Wellental
20
Hartmetall-Stahl-Verbundteil
21
Stahl-Trägerteil
22
Hartmetalleinsatz
23
Wellenkegel
31
,
41
,
51
,
61
Vollmaterial-Teil
32
keilförmige Ringnut
33
Kegelstumpf
34
,
44
,
54
,
64
Rohr
42
hohlzylindrische Ringnut
43
Zylinderabschnitt
52
Ringnut
53
Endabschnitt
62
trägerförmige Ringnut
63
Kopf
71
,
81
Einsatzteil
72
Stufenzylinder-Endabschnitt
73
Trapezförmige Ringnut
74
,
84
Trägerteil
75
abgestufte axiale Bohrung
82
Kegelstumpf-Endabschnitt
83
dreieckförmige Ringnut
85
axiale Bohrung
86
Innenkonus
Claims (9)
1. Reibschweißverfahren zur Herstellung eines Verbund-
Gegenstandes (10, 20) aus einem ersten Teil (12; 22; 31,
41, 51, 61, 71, 81) mit einer ersten Schweißfläche (16,
23; 32, 33; 42, 43; 52, 53; 62, 63; 72; 82) und einem
zweiten Teil (11; 21; 34; 44; 54; 64; 74; 84) mit einer
zweiten Schweißfläche (14), wobei das eine gegenüber dem
anderen Teil in eine Drehung versetzt wird und die erste
und zweite Schweißfläche in Richtung der Drehachse
aneinandergepreßt werden, derart, daß durch die in
mindestens einem Reibungsbereich der ersten und zweiten
Schweißfläche gebildete Wärme eine
Materialplastifizierung bewirkt und zwischen dem ersten
und zweiten Teil eine feste Verbindung hergestellt wird,
wobei die erste und zweite Schweißfläche als
konvexe/konkave Rotationsfläche vorgeformt sind und
koaxial ineinandergepreßt werden,
dadurch gekennzeichnet, daß
dem oder jedem Reibungsbereich (16b, 14; 33, 34; 43, 44;
53, 54; 63, 64; 72, 75; 82, 86) in Richtung der
Drehachse ein Hinterschneidungsbereich (16c; 32; 42; 52;
62; 73; 83) benachbart ist, in dem die erste und zweite
Schweißfläche bei Reibbeginn einen Abstand zueinander
haben und in den plastifiziertes Material des ersten
und/oder zweiten Teils fließt, wodurch eine
Verklammerung des ersten Teils mit dem zweiten Teil
bewirkt wird.
2. Reibschweißverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens die zweite Schweißfläche (14) des zweiten
Teils (11; 21; 34; 44; 54; 64; 74; 64) aus einem
Material mit einem thermischen Ausdehnungskoeffizienten
besteht, der größer als derjenige eines Materials der
ersten Schweißfläche (16, 23; 32, 33; 42, 43; 52, 53;
62, 63; 72; 82) des ersten Teils (12; 22; 31, 41, 51,
61, 71, 81) ist, und an dem zweiten Teil die konkave
Rotationsfläche gebildet ist, derart, daß nach dem
Erkalten zwischen dem oder jedem
Hinterschneidungsbereich (16c; 32; 42; 52; 62; 73; 83)
und dem in diesen bzw. diese geflossenen Material ein
Schrumpfsitz besteht.
3. Reibschweißverfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
das erste und zweite Teil (11, 12) mindestens im
Bereich ihrer Schweißflächen (14, 16) unterschiedliche
Warmfestigkeiten aufweisen und der
Hinterschneidungsbereich bzw. die
Hinterschneidungsbereiche (16c) in der Schweißfläche
(16) desjenigen des ersten und zweiten Teils gebildet
ist bzw. sind, das die höhere Warmfestigkeit aufweist.
4. Reibschweißverfahren nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
gekennzeichnet durch
eine Ausbildung der ersten und zweiten Schweißfläche 16,
14 derart, daß beim Ineinanderpressen zu Reibbeginn eine
Mehrzahl von annähernd linienförmigen Reibungsbereichen
(16b, 14) gebildet wird.
5. Reibschweißverfahren nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die erste und zweite Schweißfläche als in der
Außenkontur im wesentlichen deckungsgleiche Außen- bzw.
Innenkegelmantelflächen (16, 14; 82, 86) vorgeformt
sind, wobei die Außen- und/oder die
Innenkegelmantelfläche eine im Längsschnitt Wellen-,
sägezahn- oder stufenförmige Profilierung zur Bildung
einer Mehrzahl von Hinterschneidungsbereichen aufweist
bzw. aufweisen.
6. Reibschweißverfahren nach den Ansprüchen 2, 3 und 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
das erste Teil (12) eine erste Schweißfläche (16) aus
einem Werkstoff mit höherer Warmfestigkeit und kleinerem
thermischen Ausdehnungskoeffizienten aufweist, die die
Außenkegelmantelfläche bildet, und das zweite Teil (11)
eine zweite Schweißfläche (14) aus einem Werkstoff mit
niedrigerer Warmfestigkeit und größerem thermischen
Ausdehnungskoeffizienten aufweist, die die
Innenkegelmantelfläche bildet, und daß die
Außenkegelmantelfläche am ersten Teil die wellenförmige
Profilierung (16b, 16c) aufweist, während die
Innenkegelmantelfläche am zweiten Teil im wesentlichen
glatt ist.
7. Reibschweißverfahren nach einem der vorangehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das erste Teil (12) im wesentlichen aus Hartmetall oder
Inconel® oder intermetallischen Phasen oder Keramik und
das zweite Teil (11) im wesentlichen aus Stahl oder
einem anderen Material besteht.
8. Reibschweißverfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das erste Teil (12) im wesentlichen aus Hartmetall
und das zweite Teil (11) aus Stahl besteht.
9. Reibschweißverfahren nach einem der Anprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
das erste Teil im wesentlichen aus Mg und das zweite
Teil im wesentlichen aus Mg, Al oder einer Al-Legierung
oder Stahl oder das erste Teil im wesentlichen aus Stahl
und das zweite Teil im wesentlichen aus Al oder einer
Al-Legierung oder einem Al-Schaum oder das erste Teil im
wesentlichen aus Stein und das zweite Teil im
wesentlichen aus einem Metall oder Glas oder das erste
Teil im wesentlichen aus Metall oder Keramik und das
zweite Teil im wesentlichen aus einem Kunststoff
besteht.
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