DE19860313A1 - Verfahren zur Erkennung und Charakterisierung von Wirkstoffen gegen Pflanzen-Pathogene - Google Patents
Verfahren zur Erkennung und Charakterisierung von Wirkstoffen gegen Pflanzen-PathogeneInfo
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Abstract
Bereitgestellt wird ein Verfahren, insbesondere Screening-Verfahren, zur Erkennung und/oder Charakterisierung der anti-pflanzenpathogenen Wirksamkeit von Agenzien, insbesondere von Fungiziden, Insektiziden, Bakteriziden, virotoxischen Stoffen, nematotoxischen Stoffen oder Zusammensetzungen, die einen oder mehrere dieser Stoffe enthalten. Die Erkennung bzw. die Charakterisierung der Wirksamkeit anhand der Veränderung der Expressionsstärke der Gene erfolgt auf molekularer Ebene, insbesondere auf RNA-, Proteinebene oder Promotor-Ebene.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erkennung und/oder zur Cha
rakterisierung der anti-pflanzenpathogenen Wirksamkeit von Agenzien, ins
besondere ein Screening-Verfahren für derartige Agenzien. Des weiteren
betrifft die Erfindung die mit diesem Verfahren erhältlichen DNA-Sequenzen,
insbesondere aus Kartoffeln bzw. Phytophthora infestans (Kraut- und Knol
lenfäule), die Verwendung derartiger Sequenzen und ein Verfahren zu ihrer
Herstellung.
Es handelt sich dabei um ein in vivo-Verfahren, bei dem die Inter
aktion zwischen Pflanze und Pathogen auf Genebene analysiert wird. Ana
lysiert wird die differentielle Expression von Genen, deren Expression durch
Pathogeninfektion verändert wird. Der Verlauf und die Stärke der Interaktion
zwischen Wirt und Pathogen dient als Parameter zur Abschätzung der an
tipflanzenpathogenen Wirksamkeit einer Substanz. Die Betrachtung ist da
bei im Rahmen der Erfindung nicht auf das Pathogen fixiert, sondern be
rücksichtigt in hohem Ausmaß den Wirtsorganismus und seine entsprechen
den Reaktionen.
Der Wirtsorganismus und seine infektionsabhängige differentielle
Genexpression sind ein wichtiger Informationsbestandteil für die Erkennung
und Charakterisierung der antipflanzenpathogenen Wirksamkeit eines
Agens.
Die bisher angewandten Verfahren zur Erkennung pathogenwirksa
mer Substanzen, d. h. von gegen ein Pathogen wirkenden Agenzien, zielen
vornehmlich darauf ab, anhand der Reaktion des Erregers die Wirksamkeit
der Substanzen zu erkennen und zu quantifizieren. Im Mittelpunkt der bis
herigen Betrachtungsweise gemäß dem Stand der Technik steht folglich das
Pathogen, insbesondere sein Wachstum, seine Entwicklung, Ausbreitung
und erkennbare Symptomausprägung.
Bei fakultativen Pathogenen werden die Untersuchungen im sog.
Massen-Screening zumeist an den Pathogenen in geeigneten Nährmedien
vorgenommen, die mit der zu untersuchenden Substanz versetzt sind. Hier
zu dient vielfach das Mikrotiter-Verfahren. Eine Beschreibung findet sich in
PIJLS et al., (1994) "A rapid test to evaluate in vitro sensitivity of Septoria tri
tici to flutriafol using a microtitre plate reader" (Plant Pathology 43, 726-732).
Hierbei ergeben sich jedoch oftmals grundlegende Probleme: Zum einen
können aufgrund der methodischen Schwankungsbreite die Substanzen
nicht immer als wirksam identifiziert werden, zum anderen sind die Befunde
über etwaige potentielle Wirkstoffe nicht automatisch auf die Pflanze über
tragbar, da hier noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren wie beispielsweise
die etwaige Umwandlung einer Substanz im Wirtsorganismus (Metabolis
mus) die Wirksamkeit positiv oder negativ beeinflussen können. Folgeunter
suchungen an der Pflanze im Gewächshaus oder im Feld können daher zu
Ergebnissen führen, die den Ergebnissen der in vitro-Versuche widerspre
chen. Fehleinschätzungen und -planungen sowie größere ökonomische Ein
bußen sind damit die zwangsläufige Folge.
Zudem stehen für das Folgescreening an der Pflanze in der Regel nur
sehr geringe Substanzmengen zur Verfügung, wobei gleichzeitig die Anzahl
der zu prüfenden Substanzen möglichst hoch sein soll. Beide Gesichtspunk
te sind mit dem herkömmlichen Gewächshausversuchswesen nur schwer in
den Griff zu bekommen und limitieren wie ein Flaschenhals den Substanz
durchsatz. Ein Verfahren, das eine Miniaturisierung und Beschleunigung des
Prüfsystems erlaubt, böte hier erhebliche Vorteile.
Bei obligaten Erregern erfolgt auch das Massenscreening an leben
dem Pflanzenmaterial. Dabei werden als Parameter die Entwicklung, das
Wachstum, die Symptomausprägung oder die Reproduktion des Krankheits
erregers herangezogen. Der von Pathogen zu Pathogen unterschiedlich ho
he Zeitbedarf bis zur Symptomausprägung ist als ein Nachteil dieser Metho
de anzuführen. Des weiteren unterliegt die Symptomausprägung bei etlichen
Krankheitserregern (z. B. Rostkrankheiten) oftmals einem breiteren Schwan
kungsbereich, was eine korrekte Beurteilung der Substanz erheblich er
schwert. Eine Miniaturisierung der bisherigen Systeme ist zudem nur schwer
zu realisieren, so daß der Umgang mit den nur in kleinen Mengen zur Verfü
gung stehenden Probesubstanzen ebenfalls ein limitierendes Problem dar
stellt.
Weitere Probleme ergeben sich aus der Art der Auswertung der Bio
tests; diese erfolgt zumeist von Auge durch hierfür extra geschulte Perso
nen. Dabei müssen eine Vielzahl von Proben in kurzer Zeit bonitiert werden
und die untersuchende Person muß schnell und spontan den Infektionsgrad
der Proben visuell erkennen - ein Nacharbeiten der subjektiven Ergebnisse
ist zu einem späteren Zeitpunkt in der Regel nicht mehr möglich.
Muß zur Beurteilung der Wirksamkeit einer Substanz bis zur Sym
tomausprägung gewartet werden, so birgt das noch einen zusätzlichen, ganz
erheblichen Nachteil in sich, nämlich die Kreuzkontaminationsgefahr be
nachbarter Testansätze. Bisher konnte einer derartigen Kontaminationsge
fahr nur durch erhöhten technischen Aufwand entgegengewirkt werden, wo
bei eine klare räumliche Trennung zumeist mit einem sehr hohen Platzbe
darf verbunden ist. Auch mit hohem Aufwand ist jedoch mit der bisherigen
Methode die Gefahr der Kreuzkontamination nicht ganz zu vermeiden und
diese stellt somit einen nicht zu unterschätzenden limitierenden Faktor dar.
Unter Berücksichtigung des Standes der Technik und der vorstehend
genannten, dabei auftretenden Probleme liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein schnelles, kostengünstiges und zuverlässiges Verfahren zur
Untersuchung der anti-pflanzenpathogenen Wirksamkeit von Agenzien be
reitzustellen, das die vorstehend erwähnten Nachteile der gängigen Unter
suchungsverfahren vermeidet. Es soll insbesondere auch für Screening-
Verfahren verwendbar sein.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren, insbesondere Screening-
Verfahren, zur Erkennung und/oder Charakterisierung der anti-pflanzen
pathogenen Wirksamkeit von Agenzien gelöst, wobei die Erkennung bzw.
die Charakterisierung der Wirksamkeit anhand der Veränderung der Ex
pressionsstärke der Gene auf molekularer Ebene bei Infektion von Pflanzen
mit Pathogenen erfolgt.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können die Interaktionen von
Pflanze und Pathogen auf Ebene der Genexpression von Beginn an qualita
tiv und quantitativ bestimmt werden. Der Vorteil des Verfahrens liegt darin,
daß die infektionsabhängig veränderte Genexpression (differentielle Genex
pression) sowohl seitens des Wirts (Pflanze) als auch seitens des Erregers
sichtbar gemacht werden kann. Das Verfahren kann zur Aufdeckung und
näheren Charakterisierung wirksamer Substanzen gegen Pathogene genutzt
werden. Die gewonnenen - molekularen - Daten sind eine hervorragende
Informationsgrundlage zur raschen und sicheren Abschätzung der Wirksam
keit der untersuchten Substanzen. Mit Hilfe der Ergebnisse lassen sich die
Nachteile der bisher genutzten Verfahren (Fehleinschätzungen u. a., s. o.)
vermeiden. Man befindet sich auf der untersten Reaktionsebene (Erken
nungs- und Genaktivierungsebene) der Infektion (Wirt-Parasit-Interaktion).
Man ist damit beispielsweise nicht mehr auf eine sichtbare (makroskopische
bzw. mikroskopische) Symptomausprägung durch den Krankheitserreger mit
all den damit verbundenen Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten ange
wiesen. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren in seinen verschiedenen
Aspekten ergeben sich klar quantifizierbare Unterschiede in der Intensität
der Ausprägung der molekulargenetischen Parameter und es läßt sich ex
plizit die Wirksamkeit einer Substanz bestimmen.
Des weiteren kann das erfindungsgemäße Verfahren aufgrund seines
differentiellen Ansatzes zur Klärung von Wirkmechanismen der antipathoge
nen Substanz am Pathogen beitragen, da die Wirt-Pathogen-Interaktion so
wohl in ihrer Qualität, Quantität als auch hinsichtlich ihrer Kinetik darstellbar
wird. So ließe sich anhand der differentiellen Genexpression beispielsweise
aufzeigen, in welchem Infektionsstadium eine antipathogene Substanz auf
das Pathogen einwirkt.
Außerdem hat das erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil, daß die
objektiven in vivo Daten direkt von einem Computer gesammelt werden und
auch zu einem viel späteren Zeitpunkt beliebig oft ausgewertet und überar
beitet werden können.
Aufgrund der Möglichkeit zur Identifizierung und Charakterisierung
infektionsspezifischer Gene auf der Pathogenseite ergeben sich aus dem
erfindungsgemäßen Verfahren auch Perspektiven zur Aufklärung von Resi
stenzmechanismen bei Pathogenen gegenüber Wirkstoffen. Daneben ist die
Bestimmung von neuen Targets für das Fungizidscreening denkbar.
Gemäß einem ersten Aspekt des erfindungsgemäßen Verfahrens er
folgt die Erkennung bzw. die Charakterisierung der Wirksamkeit anhand der
Genexpression auf der Ebene der RNA.
Eine erste bevorzugte Ausführungsform dieses Verfahrens gemäß
dem ersten Aspekt umfaßt die Schritte:
- a) Anlegen einer Genbank mit Gensequenzen, deren Expression sich bei Infektion von Pflanzen mit Pathogenen ändert,
- b) Behandlung von pflanzlichen Strukturen mit dem auf anti- pflanzenpathogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens sowie Behandlung mit dem Pathogen,
- c) Isolierung der RNA des Behandlungsansatzes von Schritt b), be vorzugterweise Isolierung der mRNA,
- d) Herstellung einer Hybridisierungssonde zu der RNA von Schritt c),
- e) Hybridisierung der in Schritt a) erhaltenen Gensequenzen mit der Sonde von Schritt d) und/oder mit der RNA aus Schritt c) und
- f) Nachweis einer Veränderung der Expression der Gensequenzen von Schritt a).
Erfindungsgemäß wird hierbei und nachfolgend unter einer pflanzli
chen Struktur ein beliebiger Teil einer Pflanze verstanden, d. h. also etwa ein
Blatt, Sproßteile, Teile von Wurzeln oder auch Pflanzenzellen, z. B. auch aus
der Kultur. Natürlich ist auch jedes Gemisch derartiger Strukturen bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren einsetzbar.
Beim vorstehend beschriebenen Verfahrensschritt b), der die Behand
lung von pflanzlichen Strukturen mit dem auf anti-pflanzenpathogene Wirk
samkeit zu prüfenden Agens sowie die Behandlung mit dem Pathogen be
trifft, ist die Reihenfolge der Behandlung mit dem Pathogen und mit dem auf
anti-pflanzenpathogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens gleichgültig; es
kann also die pflanzliche Struktur sowohl zuerst mit dem Pathogen und dann
mit dem auf anti-pflanzenpathogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens be
handelt werden, als auch umgekehrt. Die Beliebigkeit der Reihenfolge der
Behandlung mit dem Pathogen und mit dem auf anti-pflanzenpathogene
Wirksamkeit zu prüfenden Agens gilt auch für alle übrigen Varianten des er
findungsgemäßen Verfahrens.
Unter Hybridisierungssonde wird jegliche Nukleinsäurestruktur ver
standen, die mit den Gensequenzen von Verfahrensschritt a) zu hybridisie
ren in der Lage ist. Wie diese Sonde hergestellt wird, ist primär nicht ent
scheidend. Es kann sich dabei also um eine chemisch synthetisierte oder
aber auch um eine mittels moderner molekularbiologischer Methoden her
gestellte Nukleinsäure-Sequenz handeln, insbesondere eine cDNA. Auch
kann die RNA direkt ohne Modifizierung eingesetzt werden.
Der Hybridisierungsschritt selbst erfolgt unter Bedingungen, die dem
Fachmann bekannt sind (vgl. "Molecular cloning, a laboratory manual", 2.
Aufl., J. Sambrook, E. F. Fritsch and T. Maniatis, Cold Spring Harbor Labora
tory Press, Cold Spring Harbor, New York, 1989).
Der Nachweis einer Veränderung der Expression der Gensequenzen
[in Schritt f)] des vorstehend erwähnten Schritts a) kann mit verschiedenen
Techniken geführt werden.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Ver
fahrens erfolgt der Nachweis der Veränderung der Expression der Gense
quenzen in Schritt f) mittels reverser Northernhybridisierung von DNA-
Arrays. Grundsätzlich ist aber auch der Einsatz einer Northern-blot-
Hybridisierungstechnik denkbar ebenso wie Nuklease-Protektion oder klas
sische RNA-Dotblot-Hybridisierungs sowie der direkte Nachweis von RNA
mit elektrochemischen Reportersystemen (elektrischer DNA-Chip).
Eine bevorzugte zweite Ausführungsform des Verfahrens gemäß dem
ersten Aspekt der Erfindung umfaßt die Schritte:
- a) Anlegen einer Genbank mit Gensequenzen, deren Expression sich bei Infektion von Pflanzen mit Pathogenen ändert,
- b) Behandlung von pflanzlichen Strukturen mit dem auf anti- pflanzenpathogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens sowie Behandlung mit dem Pathogen,
- c) Isolierung der RNA des Behandlungsansatzes von Schritt b), be vorzugterweise Isolierung der mRNA,
- d) Herstellung einer cDNA zu der RNA von Schritt c),
- e) Nachweis einer Veränderung der Expression der Gensequenzen von Schritt a).
Bei einer bevorzugten Ausführungsform dieses Verfahrens wird der
Nachweis der Veränderung der Expression der Gensequenzen, d. h. ob sich
die Menge und/oder die Zusammensetzung der in Schritt c) isolierten RNA
geändert hat, in Schritt e) mittels einer PCR (polymerase-chain-reaction)
unter Einsatz entsprechender Primer durchgeführt (Methode der RT-PCR).
Dazu wird die zu untersuchende RNA-Population mit Hilfe der reversen
Transkriptase (RT) und entsprechender Oligonukleotidprimer in cDNA umge
schrieben. Die Anwesenheit bzw. die Konzentration einer cDNA für ein Gen
von Interesse kann dann mit Hilfe der PCR-Reaktion mit den genspezifi
schen Oligonukleotidprimern und den bei der PCR-Reaktion üblichen Nach
weisverfahren bestimmt werden.
Erfindungsgemäß erfolgt bei den verschiedenen Aspekten des erfin
dungsgemäßen Verfahrens das Anlegen der Genbank - in Schritt a) -
vorzugsweise, indem
- 1. a-1) pflanzliche Strukturen mit dem Pathogen behandelt werden,
- 2. a-2) mRNA aus den Strukturen von a-1), aus nicht-behandelten pflanzlichen Strukturen und aus dem Pathogen isoliert wird,
- 3. a-3) cDNA der in Schritt a-2) erhaltenen mRNA hergestellt wird,
- 4. a-4) aus der cDNA von Schritt a-3) unter Einsatz von subtraktiver Hy bridisierung und Suppressions-PCR die Genbank angelegt wird.
Gemäß dem zweiten Aspekt der Erfindung wird erfindungsgemäß zur
Lösung der Aufgabe ein Verfahren bereitgestellt, bei dem die Erkennung der
Wirksamkeit anhand der Genexpression auf Promotorebene erfolgt.
Bei diesem zweiten Aspekt der Erfindung umfaßt eine bevorzugte
Ausführungsform die Schritte:
- a) Isolierung der Promotor-Sequenzen von Genen, deren Aktivität sich bei Infektion von Pflanzen mit Pathogenen ändert,
- b) Herstellung eines Reporter-Konstrukts, enthaltend den Promotor und ein Reportergen,,
- c) Einbringen des Konstrukts in eine pflanzliche Struktur,
- d) Behandlung der pflanzlichen Struktur mit dem auf antipflanzenpa thogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens sowie Behandlung mit dem Pa thogen,
- e) Nachweis einer Veränderung der Expression des Reporter-Kon strukts in den behandelten pflanzlichen Strukturen.
Auch hier ist die Reihenfolge der Behandlung mit dem auf anti
pflanzenpathogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens und mit dem Pathogen
gleichgültig.
Unter Reportergenen werden solche Gene verstanden, deren Gen
produkte Enzyme darstellen, welche biochemische Reaktionen katalysieren,
bei denen gefärbte bzw. fluoreszierende Substanzen entstehen, die sehr
leicht in den transgenen Zellgeweben nachgewiesen werden können. Die
Stärke der Farb- bzw. Fluoreszenzreaktion ist dabei ein Maß für die Menge
an synthetisiertem Reporter-Enzym. Für das erfindungsgemäße Verfahren
sind dabei insbesondere die β-Glucuronidase, die Luciferase oder das
"Green Fluorescent Protein" (GFP) von Bedeutung.
Der Begriff "Konstrukt" bedeutet hier und nachfolgend, daß darunter
alle chimären Gene zu verstehen sind, die am 5'-Ende aus dem aus
Schritt a) isolierten Promotorfragment, zentral aus einem der erwähnten Re
portersequenzen und 3' aus einer Terminatorsequenz, wie z. B. dem NOS-
Terminator, zusammengesetzt sind. Das chimäre Gen ist dabei in ein gängi
ges Pflanzen-Transformations-Plasmid ligiert, welches Wachstum und Se
lektion des Konstrukts in E.coli-Zellen ermöglicht und zum anderen den
pflanzlichen Selektionsmarker trägt.
Das Einbringen der Konstrukte kann mit Standard-Techniken erfolgen
wie z. B. mit Hilfe von Agrobakterien oder durch direkten DNA-Transfer mit
tels Mikropartikelbombardierung von Pflanzengewebe oder Elektroporation
oder Polyethylenglycol(PEG)-Behandlung von pflanzlichen Protoplasten. Die
verschiedenen Methoden sind in dem Buch "Practical Application of Plant
Molecular Biology" (Henry 1997, Chapman & Hall, London) zusammenfas
send beschrieben.
Gemäß dem dritten Aspekt der Erfindung wird erfindungsgemäß zur
Lösung der Aufgabe ein Verfahren, insbesondere Screening-Verfahren, zur
Erkennung und/oder Charakterisierung der anti-pflanzenpathogenen Wirk
samkeit von Agenzien bereitgestellt, wobei die Erkennung bzw. die Charak
terisierung der Wirksamkeit anhand der Veränderung der Expressionsstärke
der Gene auf molekularer Ebene, nämlich auf Proteinebene, bei Infektion
von Pflanzen mit Pathogenen erfolgt.
Bei diesem dritten Aspekt der Erfindung umfaßt eine bevorzugte
Ausführungsform die Schritte:
- a) Behandlung von pflanzlichen Strukturen mit dem auf anti pflanzenpathogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens sowie Behandlung mit dem Pathogen,
- b) Herstellen eines Proteinextraktes aus der pflanzlichen Struktur von Schritt a),
- c) Nachweis einer Induktion und/oder einer Veränderung des Gehalts der Zielproteine in dem Extrakt von Schritt b).
Der Nachweis der Zielproteine in Schritt c), d. h. der jeweils interessie
renden Proteine, die natürlich gegebenenfalls auch in modifizierter Form
- etwa glykosyliert etc. - vorliegen können, erfolgt bevorzugterweise mit Hilfe
von Antikörpern, insbesondere mittels eines ELISA-Verfahrens oder auch
mittels der Enzymaktivität der Proteine von Interesse in einem Enzymtest.
Für das erfindungsgemäße Verfahren zum Nachweis einer Verände
rung der Genexpression auf Proteinebene anhand der Enzymäktivität sind
dabei die Chitinase Klasse II und die basische Beta-1,3-Glucanase Klasse
III von besonderer Bedeutung. Die entsprechenden Enzymtests können, wie
bei Wirth und Wolf (1992, Soil Biological Biochemistry 24, 511-519) bzw.
Lever (1972, Analytical Biochemistry 47, 273-279) beschrieben, durchge
führt werden.
Bei den in den erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Pathoge
nen handelt es sich vorzugsweise um Insekten, Viren, Bakterien, Pilze oder
Nematoden. Besonders erwähnt seien dabei die Pathogene, die im einzel
nen in den bekannten Phytomedizinbüchern aufgeführt sind (z. B. "Parasitäre
Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen", G. M.
Hoffmann & H. Schmutterer, Hrsg., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1983
und "Krankheiten der Wald- und Parkbäume", H. Butin, Hrsg., Georg Thieme
Verlag Stuttgart-New York, 1996).
Als Agens kommen für den Einsatz bei dem erfindungsgemäßen Ver
fahren in allen seinen Aspekten grundsätzlich alle chemisch synthetisierten
und/oder natürlichen Substanzen in Frage. Diese können eine anti-pflanzen
pathogene Wirksamkeit, insbesondere fungizide, insektizide, bakterizide, vi
rotoxische oder namatotoxische Wirksamkeit besitzen.
Die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Gensequen
zen sind aus Gensequenzen ausgewählt, die bei Infektion von Pflanzen mit
Pathogenen differentiell exprimiert werden, d. h. ihre Expression ist geändert,
was einerseits bedeuten kann, daß die Expression entweder induziert oder
gegenüber einem Basiswert verstärkt wird, andererseits aber auch, daß sie
reduziert werden kann.
Bei diesen Gensequenzen handelt es sich insbesondere um solche
der pflanzlichen Abwehrantwort, bevorzugt um ein Abwehrgen, ein wund
induziertes Gen oder deren Homologe. Hierbei und auch sonst im Verlaufe
der Beschreibung der Erfindung ist "ein" immer im Sinne von "irgendein",
d. h. auch beliebig mehrere, zu verstehen, sofern nichts anders angegeben
ist.
Unter homologen Genen werden im Rahmen der Erfindung Gene
verstanden, welche in verschiedenen Organismen identische Funktionen
ausüben; insbesondere sind solche Gene gemeint, die bei einer Hybridisie
rung unter bestimmten Bedingungen, etwa [30% (v/v) Formamid, 6 × SSC,
5 × Denhardts, 0,1% SDS, bei 42°C; gewaschen mit 2 × SSC bei 65°C] in
der Lage sind, miteinander zu hybridisieren.
Zu den Genen der pflanzlichen Abwehrantwort gehören insbesondere
(zusammengefasst in den Lehrbüchern "Phytopathologie - Allgemeine und
biochemische Grundlagen", E. F. Elstner, W. Oswald und I. Schneider,
Hrsgg, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 1996, und "Plant Patho
logy", 4. Aufl., G. N. Agrios Ed., Academic Press San Diego, 1997): Abwehr
gene, insbesondere die "Pathogenesis Related" Gene (PR-Gene) [Kombrink
und Somssich, "The Mycota V, Part A, Plant Relationships", Carroll/Tud
zynski (Hrsg.), S. 107 bis 128, Springer Verlag Berlin Heidelberg New York
(1997)], Gene der "Systemic Acquired Resistance" (SAR-Gene) wie z. B. das
Gene des Prosystemins oder Proteinaseinhibitoren-Gene (pin1 und 2), Gene
des Hypersensitiven Respons (HR-Gene) wie etwa das Gen der ACC-
Synthetase, ACC-Oxidase oder der NADH-Oxidase, Gene für die Papillen
bildung wie etwa der hydoxyprolinreichen Glykoproteine (HPRG) oder der
glycin-prolinreichen Proteine, wundinduzierte Gene, stressinduzierte Gene
wie Lipoxygenase, Katalase, Glutathion S-Transferase (GST) oder Enzyme
des Phenol- und Phytoalexin-Stoffwechsels wie Phenylalaninammoniumlya
se (PAL), Chalconsynthase (CHS), 4-Cumaryl-CoA-Ligase (4CL), Stilben
synthetase (STS), Peroxidasen (POD), Polyphenoloxidasen (PPO). Erfin
dungsgemäß kann es sich bei der differentiell exprimierten Gensequenz
auch um ein in planta induziertes (ipi) Gen des Pathogens handeln, wie z. B.
das ipiO-Gen (West et al. 1998, Fungal Genet. Biol. 23, 126-138), Avirulenz-
Gene (avr/pth), hpr-Gene (Gene für HR und Pathogenität), Gene für Patho
genitäts-Faktoren (pat) oder "disease-specific" Gene (dsp), Gene für zell
wandabbauende Enzyme wie pectolytische Enzyme, Cutinasen oder Cellu
lasen (zusammengefasst in "Plant Pathology", 4. Aufl., G. N. Agrios Hrsg.,
Academic Press San Diego, 1997).
Erfindungsgemäß werden die Gene der vorstehend erläuterten
pflanzlichen Abwehrantwort oder die in planta induzierten Gene eines Pa
thogens, insbesondere die vorstehend genannten wundinduzierten Gene,
stressinduzierten Gene sowie die in der nachfolgenden Tab. I aufgelisteten
Gene oder Homologe der genannten Gene zur Erkennung und/oder Charak
terisierung der Wirksamkeit anti-pflanzenpathogener Agenzien, insbesonde
re zum Screening anti-pflanzenpathogener Agenzien verwendet.
Das erfindungsgemäße Verfahren in allen seinen Varianten eignet
sich prinzipiell für alle Pflanzen bzw. deren Gene. Zu diesen Pflanzen gehö
ren insbesondere Pflanzen, die in Deutschland angebaut werden. Dazu ge
hören Pflanzen des Ackerbaus (Getreide einschließlich Mais, Kartoffel, Zucker-
und Futterrübe, Raps und Rübsen, Klee, Lupine, Luzerne, Tabak, Hop
fen sowie Pflanzen aus der Grünlandbewirtschaltung), Pflanzen des Gemü
sebaus (Erbse, Bohne, Gurke, Tomate, Kohl und Kohlrübe, Rettich und Ra
dieschen, Möhre, Salat und Endivie, Sellerie, Zwiebel und Lauch, Spargel),
Pflanzen des Obstbaus (Apfel, Birne, Kirsche, Pflaumen und Zwetschge,
Pfirsich, Erdbeere, Johannisbeere, Stachelbeere, Himbeere, Weinrebe),
ebenso forstwirtschaftliche Pflanzen (Fichte, Kiefer, Tanne, Lärche, Dougla
sie, Eiche, Rotbuche, Ahorn, Esche, Ulme, Vogelkirsche, Linde, Hainbuche,
Birke, Pappel, Aspe, Rosskastanie, Robinie, Weide), aber auch alle wirt
schaftlich genutzten Pflanzen, die in Deutschland nicht angebaut werden
können. Dazu gehören insbesondere die Pflanzen die in dem vorstehend
erwähnten Lehrbuch "Plant Pathology" (G. N. Agrios, Hrsg.) aufgeführt sind.
Insbesondere können die folgenden DNA-Sequenzen für die ver
schiedenen Aspekte des Verfahrens zur Erkennung der anti-pflanzenpatho
genen Wirksamkeit von Agenzien, insbesondere Screening-Verfahren, ein
gesetzt werden, wobei es sich dabei um Sequenzen handelt, die beim Anle
gen der Genbanken mittels Kartoffeln und dem Pathogen Phytophtora in
festans gefunden wurden:
Hierbei bedeutet N ein beliebiges Nukleotid, ausgewählt aus A, C, G, T.
Die Isolierung bzw. Herstellung der in Tab. 1 wiedergegebenen DNA-
Sequenzen erfolgt mit einem Verfahren, umfassend die Schritte
- a) Behandlung von pflanzlichen Strukturen von Kartoffeln mit dem Pathogen Phytophthora infestans,
- b) Isolierung der mRNA aus den Strukturen von a), aus nicht- behandelten pflanzlichen Strukturen und aus dem Pathogen,
- c) Herstellung der cDNA von der in Schritt b) erhaltenen mRNA,
- d) Anlegen einer Genbank aus der cDNA von Schritt c) unter Einsatz von subtraktiver Hybridisierung und Suppressions-PCR.
Im einzelnen sind die vorstehend genannten Verfahrensschritte, die
bei der Isolierung der Kartoffel- bzw. Phytophthora infestans-DNA-
Sequenzen durchgeführt wurden, in den Erläuterungen zu dem erfindungs
gemäßen Verfahren, insbesondere Screening-Verfahren, zur Erkennung
und/oder Charakterisierung der anti-pflanzenpathogenen Wirksamkeit von
Agenzien, wobei die Erkennung bzw. die Charakterisierung der Wirksamkeit
anhand der Veränderung der Expressionsstärke der Gene auf molekularer
Ebene bei Infektion von Pflanzen mit Pathogenen erfolgt, näher ausgeführt.
Die Erfindung wird nachfolgend durch die Beispiele und die beigefügten Figuren
näher erläutert. Es zeigen die Figur:
Fig. 1 zeigt das Ergebnis des Anwendungsbeispiels 1, bei dem die in den
Herstellungsbeispielen 1 und 2 erzeugte Genbank nach differentiell exprim
ierten Genen untersucht wurde.
Fig. 2 zeigt das Ergebnis des Anwendungsbeispiels 2, bei dem die Wirk
samkeit eines Fungizids mit Hilfe differentiell exprimierter Gene und DNA-
Array-Hybridisierungstechnik sichtbar gemacht ist.
Bei den Beispielen wurden zunächst (Herstellungsbeispiel 1) cDNA-
Fragmente von Genen isoliert, welche ausschließlich bzw. verstärkt in
Phytophthora-infizierten Kartoffelblättern exprimiert werden (differentiell ex
primierte Gene sowohl der Pflanze als auch des Erregers).
Anschließend wurden Proben der differentiell exprimierten Gene auf
Membranfilter gitterförmig aufgetragen (Herstellungsbeispiel 2), wodurch
sog. cDNA-Filter-Arrays entstanden. Für rund die Hälfte der gedotteten Ge
ne konnte mit Hilfe von "reverser Northernhybridisierung" differentielle Ex
pression in infizierten Blättern nachgewiesen werden (Anwendungs
beispiel 1). Die cDNA-Arrays wurden anschließend dazu benutzt, die fungi
zide Wirksamkeit einer Substanz (Metalaxyl) zu erkennen
(Anwendungsbeispiel 2).
Zur Identifizierung der Gene, welche ausschließlich bzw. verstärkt im
infiziertem Gewebe exprimiert werden (sowohl Pflanzengene als auch Gene
des Erregers), wurde die Methode der subtraktiven Hybridisierung gekoppelt
mit Suppressions-PCR angewandt. Das Experiment wurde mit dem
"CLONTECH PCR-Select™ cDNA Subtraction Kit" der Fa. CLONTECH
(www.clontech.com) (U. S. Patent #5,565,340) (Katalog-Nr. K1804-1) exakt
nach Angaben des Herstellers durchgeführt. Die Methode ist datailliert von
Ulrich Thoenes in Biospektrum 2. Jahrgang, 6.96, S. 51-52, beschrieben. Sie
wird in der Literatur auch als "Suppression Subtractive Hybridization" (SSH)
bezeichnet (Diatchenko L. et al., 1996, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93, 6025-6030).
Sie dient dazu, in cDNA umgeschriebene mRNA-Populationen mit
einander zu vergleichen und differentiell exprimierte Gene, die nur in einer
mRNA-Population vertreten sind, selektiv anzureichern, wodurch die ent
sprechenden cDNAs isoliert und charakterisiert werden können.
In dem beispielsgemäßen Verfahren wurde die mRNA-Population von
infiziertem Blattmaterial ("natürliche" Mischung aus Wirt- und Errerger-
mRNA) mit der mRNA-Population, bestehend aus einer "künstlichen" Mi
schung aus mRNA von nicht infizierten Blätter und mRNA vom kultivierten
Erreger, miteinander verglichen. Dabei "eliminieren" sich die RNAs, welche
beiden RNA-Pools angehören, gegenseitig. Nur die spezifisch im infizierten
Blattmaterial gebildeten mRNAs (in Form der umgeschriebenen cDNAs)
bleiben übrig.
Hierzu wurden Kartoffelblätter mit einer Suspension von Phytophthora
infestans Zoosporen infiziert. Kontrollblätter wurden nur mit Wasser behan
delt. Anschließend wurden die behandelten Blätter für drei Tage in einer
Klimakammer inkubiert. Nach der Inkubation wurde aus den Blättern die Ge
samt-RNA präpariert. Ebenso wurde die Gesamt-RNA aus einer Phytophtho
ra-Kultur gewonnen, die auf einem Nähragar aus Gemüsesaft gewachsen
war. Die Methode der RNA-Isolation ist bei Pasentsis et al. [The Plant Jour
nal (1998) 13 (1), 51-61] genau beschrieben. Bei der RNA-Präparation aus
infizierten Blättern handelt es sich um eine Mischung aus Wirtspflanzen-
RNA und RNA des Erregers, welcher sich in der Wirtspflanze vermehrt hat.
Aus den Gesamt-RNAs wurden anschließend die entsprechenden mRNAs
isoliert. Dies geschah durch Chromatographie der Gesamt-RNAs an Oligo-
dT-Zellulose mit Hilfe von kleinen Spinsäulchen der Fa. Pharmacia
(www.apbiotech.com) (Produkt-Nr. 27-9258-01) laut Firmenanleitung. Ent
sprechend der Zusammensetzung der Gesamt-RNA bestand die mRNA-
Präparation aus den infizierten Blättern, wie bereits erwähnt, aus einer Mi
schung von mRNA der Wirtspflanze und mRNA des Erregers. Ebenso wurde
die mRNA aus der Gesamt-RNA isoliert, welche aus der Phytophthora-Kultur
gewonnen worden war.
Dabei wurde genau nach Kit-Vorschrift verfahren, wobei die oben be
schriebenen mRNA-Präparationen in den Versuch eingesetzt wurden. Der
eine Ansatz (in der Kitanleitung als 'Tester" bezeichnet) enthielt die "künst
liche" Mischung aus mRNA der Kontrollblätter und der Phytophthora-Kultur,
der andere Ansatz (in der Kitanleitung als "Driver") enthielt die mRNA der
mit Zoosporen behandelten Blätter. Die Driver-mRNA-Population enthält die
mRNAs, deren Expression spezifisch durch die Infektion induziert wird. Te
ster- und Driver-mRNA wurden mit Hilfe des modifizierten Oligo-dT-cDNA-
Syntheseprimers (Kit-Bestandteil) in cDNA umgeschrieben. Die synthetisier
ten cDNA-Populationen wurden mit Hilfe der subtraktiven Hybridisierung
miteinander verglichen und die im infizierten System differentiell exprimier
ten Gene (Pflanze und Pilz) wurden anschließenden mit Suppressions-PCR
(Diatchenko L. et al., 1996, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93, 6025-6030)
spezfisch vermehrt.
Die PCR-Fragmente der differentiell exprimierten Gene wurden dann
mit Hilfe des TA-Klonierungsystems der Fa. INVITROGEN
(www.clontech.com) (U. S. Patent #5,487,993) (Katalog-Nr. K2030-01) in den
Vektor pCR1.2 ligiert und der Ligationsansatz wurde in competente E.coli-
Zellen TOP10F' (Fa. INVITROGEN) transformiert. Aus der entstandenen
Genbank, die rund 100.000 primäre Transformanten enthält und die ange
reichert ist auf Gene, die infektionsabhängig exprimiert werden, wurden 96
Klone zufällig herausgepickt. Mittels Kolonie-PCR wurde aus den entspre
chenden Bakterienkolonien die klonierten Genfragmente herausamplifiziert.
Die durch die PCR-Reaktionen entstandenen doppelsträngigen DNA-
Fragmente wurden mit Hilfe von Natronlauge (Endkonzentration = 0,2 M) zur
Einzelstrangform denaturiert.
Aliquots der im Herstellungsbeispiel 1 erhaltenen einzelsträngigen
DNA-Proben wurden dann gitterförmig im Muster von 96-Well Mikrotiterplat
ten auf Membranfilter gedottet (cDNA-Array), wobei der Abstand der einzel
nen Dots zueinander nach oben, nach unten und zu beiden Seiten je 4,5 mm
betrug.
Die benutzte Technik wird als reverse "Northernhybridisierung" oder
auch als "Multiplex Messanger Assay" (MMA) bezeichnet. Dazu werden
identische cDNA-Arrays mit komplexen Proben hybridisiert, die durch die
Umschreibung von mRNA in markierte cDNA unter Verwendung eines Oligo-
dT-Primers hergestellt werden. Ein entsprechender Versuch ist im Zusam
menhang mit der T-Zellen-Aktivierung von Kanne Bernard et al. (Nucleic
Acids Research, 1996, Vol. 24, No. 8, 1435-1442) beschrieben worden.
Es wurden Proben aus der RNA von Kontrollpflanzen, Phytophthora
infizierten Pflanzen und von Phytophthora-Kulturen hergestellt. Die Gegen
wart einer mRNA in den RNA-Präparationen (exprimiertes Gen), für welche
ein Gen kodiert, von dem ein DNA-Stück auf den Filtern gedottet ist, wird
durch ein Signal auf den Filtern erkennbar (schwarze Punkte in Fig. 1). Die
Größe eines Dots (Signal) und dessen Schwärzungsgrad ist ein Maß für die
Menge der entsprechenden mRNA in der RNA-Probe und damit ein Maß für
den Expressionsgrad des entsprechenden Gens. Die Signale (Dots) können
mit entsprechenden Geräten (Scanner; Phosphorimager) quantifiziert wer
den. Zur besseren Quantifizierung der Signale wurde den RNA-Präparatio
nen ein selbst hergestelltes Transkript, welches wie die nativen mRNAs ei
nen längeren 5'-terminalen Poly-A-Schwanz trägt, als interner Standard in
definierter Konzentration beigemischt. Die Menge des Transkripts korreliert
mit der Signalstärke an Position C1 des DNA-Arrays (Fig. 1), an dem sich
eine DNA-Probe für das Transkript befindet. Die Stärke der anderen Signale
auf dem Array kann dann in Relation zu dem Signal auf Position C1 ange
geben werden.
Bei der Probenherstellung wurde wie folgt vorgegangen: 10 µg der
entsprechenden Gesamt-RNA-Präparation wurden mit einer definierten
Mange Kontroll-Transkript versetzt und dem Ansatz 1 µg Oligo-dT12-18 der
Fa. Pharmacia (www.apbiotech.com) (Produkt-Nr. 27-7878-01) zugegeben.
Das Reaktionsvolumen wurde mit sterilem Wasser auf 11 µl eingestellt und
der Ansatz zur Denaturierung der RNA für 10 Minuten bei 65°C inkubiert. In
der Zwischenzeit wurde ein Reaktionsmix mit folgender Zusammensetzung
hergestellt:
5 × RT-Puffer Gibco/BRL | 5 µl |
0,1 M DTT | 2,5 µl |
dCTP (0,1 mM) | 1,25 µl |
dATP/dTTP/dGTP-Mix (jeweils 10 mM) | 1,25 µl |
RNAguard (Pharmacia) Nr. 27-0815-01; 29,4 U/µl | 1 µl |
SuperScript II (Gibco/BRL, Nr. 18064-014; 200 U/µl) | 1 µl |
[α-32P]dCTP (Amersham, 3000 Ci/mmol; 10 µCi/µl) | 2 bis 5 µl |
Nach der Denaturierung wurde die RNA-Probe auf 42°C abgekühlt
und mit auf 42°C vorgewärmten Reaktionsmix gemischt. Die Synthese der
32P-markierten cDNA fand dann bei 42°C eine Stunde lang statt. Nicht ein
gebautes 32P-markiertes dCTP wurde von der Probe durch Gelfiltration an
einer Sephadex G50-Minisäule (Pharmacia) (www.apbiotech.com) (Produkt-
Nr. 27-5330-01) abgetrennt. Für die markierten Proben wurde eine radioak
tive Aktivität von rund 1-50 × 106 dpm gemessen. Die cDNA-Array-Filter
wurden mit Hybridisierungslösung [1% (w/v) Blocking-Reagenz (Boehringer
Mannheim) (biochem.boehringer-mannheim.com) (Produkt-Nr. 1096176),
2 × SSC, 1% (w/v) N-Laurylsarcosinat, 1% (w/v) SDS] bei 65°C für 1 bis 4
Stunden vorhybridisiert. Anschließend wurde die Hybridisierungslösung ab
geschüttet und durch 65°C warme Hybridisierlösung ersetzt, die rund
5 × 106 dpm radioaktive cDNA-Probe enthielt. Die Hybridisierung wurde dann
für rund 16 Stunden bei 65°C durchgeführt. Nach der Hybridisierung wurden
die Filter zweimal für rund 20 Minuten mit 2 × SSC, 0,1% (w/v) SDS und
dreimal für 20 Minuten mit 0,2 × SSC, 0,1% SDS (w/v) bei 65°C gewa
schen. Danach wurden die Filter kurz getrocknet und mit Hilfe des STROM
Phosphor-Imagers (Molecular Dynamics, USA) (www.mdyn.com) ausgewer
tet. Die Ergebnisse sind in Fig. 1 gezeigt.
Wie aus Fig. 1 ersichtlich, liefern eine ganze Reihe von Genen (Dots)
mit der Probe, die aus RNA von infizierten Kartoffelblättern hergestellt wur
de, Signale. Die meisten dieser Gene reagieren nicht mit Proben, die mit
RNAs aus Kontrollblättern oder aus Phytophtora-Kulturen hergestellt wur
den. Diese Gene werden also nur bei Infektion exprimiert (differentiell ex
primierte Gene). Deren Expressionsgrad stellt eine sowohl qualitativ als
auch quantitativ bestimmbare Kenngröße für den Verlauf der Infektion dar.
Die Gene wurden sequenziert und sind in Tab. I aufgelistet.
Grundlage des Nachweises ist die Tatsache, daß die Expression der
infektionsinduzierten Gene durch die Metalaxyl-Behandlung aufgrund der
fungiziden Wirkung der Substanz deutlich reduziert wird. Die Wirksamkeit
kann folglich daran erkannt werden, daß die Signale auf den cDNA-Arrays
nach Hybridisierung mit einer Probe aus wirkstoffbehandelten Blattmaterial,
verglichen mit der Probe aus unbehandelten Blättern, abgeschwächt sind.
Es wurden Kartoffelblätter mit einer Lösung einer fungizid wirksamen
Substanz (Metalaxyl) in einer Konzentration von 250 und 500 ppm behandelt
und in einer Klimakammer für 24 Stunden inkubiert. Zur Kontrolle wurden
Blätter derselben Kartoffelpflanze nur mit Wasser behandelt und in gleicher
Weise wie die Testblätter weiterbehandelt. Die fungizidbehandelten Blätter
und die Kontrollblätter würden anschließend mit Phytophthora Zoosporen
infiziert und für weitere 12 bis 72 Stunden in einer Klimakammer inkubiert.
Nach der Inkubation wurde aus den Blättern die Gesamt-RNA präpariert und
aus diesen cDNA-Hybridisierungsproben wie oben beschrieben synthetisiert.
Identische, wie oben beschriebene cDNA-Arrays wurden mit Proben aus in
fizierten Blättern, welche mit dem Fungizid bzw. mit Wasser vorbehandelt
worden waren, hybridisiert. Die Ergebnisse sind in Fig. 2 gezeigt.
Wie in Fig. 2 ersichtlich, ist die Intensität der Signale mit der Probe
"fungizidbehandelte Blätter" gegenüber der Intensität der Signale mit der
Probe "wasserbehandelte Blätter" (Kontrolle) deutlich reduziert. Dies bedeu
tet, daß die infektionsinduzierten Gene infolge der Fungizidbehandlung we
sentlich schwächer exprimiert werden als in der Kontrollpflanze. Damit ist
der Expressionsgrad der Gene, die in Tabelle 1 aufgelistet sind, ein Maß für
die Wirksamkeit des applizierten Fungizids, wobei sich der Expressionsgrad
der Gene in der Signalstärke der entsprechenden Dots auf dem DNA-Array
widerspiegelt.
Claims (24)
1. Verfahren, insbesondere Screening-Verfahren, zur Erkennung
und/oder Charakterisierung der anti-pflanzenpathogenen Wirksamkeit
von Agenzien, wobei die Erkennung bzw. die Charakterisierung der
Wirksamkeit anhand der Veränderung der Expressionsstärke der Gene
auf molekularer Ebene bei Infektion von Pflanzen mit Pathogenen er
folgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Erkennung bzw. die Charakteri
sierung der Wirksamkeit anhand der Genexpression auf der Ebene der
RNA erfolgt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, umfassend die Schritte:
- a) Anlegen einer Genbank mit Gensequenzen, deren Expression sich bei Infektion von Pflanzen mit Pathogenen ändert,
- b) Behandlung von pflanzlichen Strukturen mit dem auf anti pflanzenpathogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens sowie Be handlung mit dem Pathogen,
- c) Isolierung der RNA des Behandlungsansatzes von Schritt b), bevor zugterweise Isolierung der mRNA,
- d) Herstellung einer Hybridisierungssonde zu der RNA von Schritt c),
- e) Hybridisierung der in Schritt a) erhaltenen Gensequenzen mit der Sonde von Schritt d) und/oder mit der RNA aus Schritt c) und
- f) Nachweis einer Veränderung der Expression der Gensequenzen von Schritt a).
4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei der Nachweis der Veränderung der
Expression der Gensequenzen in Schritt f) mittels einer Hybridisie
rungstechnik erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, umfassend die Schritte:
- a) Anlegen einer Genbank mit Gensequenzen, deren Expression sich bei Infektion von Pflanzen mit Pathogenen ändert,
- b) Behandlung von pflanzlichen Strukturen mit dem auf anti pflanzenpathogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens sowie Be handlung mit dem Pathogen,
- c) Isolierung der RNA des Behandlungsansatzes von Schritt b), bevor zugterweise Isolierung der mRNA,
- d) Herstellung einer cDNA zu der RNA von Schritt c)
- e) Nachweis einer Veränderung der Expression der Gensequenzen von Schritt a).
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei der Nachweis der Veränderung der
Expression der Gensequenzen in Schritt e) mittels einer PCR erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, wobei das Anlegen der
Genbank in Schritt a) erfolgt, indem
- 1. a-1) pflanzliche Strukturen mit dem Pathogen behandelt werden,
- 2. a-2) mRNAaus den Strukturen von a-1), aus nicht-behandelten pflanz lichen Strukturen und aus dem Pathogen isoliert wird,
- 3. a-3) cDNA der in Schritt a-2) erhaltenen mRNA hergestellt wird,
- 4. a-4) aus der cDNA von Schritt a-3) unter Einsatz von subtraktiver Hy-, bridisierung und Suppressions-PCR die Genbank angelegt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Erkennung der Wirksamkeit an
hand der Genexpression auf Promotorebene erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, umfassend die Schritte:
- a) Isolierung der Promotor-Sequenzen von Genen, deren Aktivität sich bei Infektion von Pflanzen mit Pathogenen ändert,
- b) Herstellung eines Reporter-Konstrukts, enthaltend den Promotor und ein Reportergen,
- c) Einbringen des Konstrukts in eine pflanzliche Struktur,
- d) Behandlung der pflanzlichen Struktur mit dem auf antipflanzenpa thogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens sowie Behandlung mit dem Pathogen,
- e) Nachweis einer Veränderung der Expression des Reporter-Kon strukts in den behandelten pflanzlichen Strukturen.
10. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Erkennung der Wirksamkeit auf
Proteinebene erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, umfassend die Schritte:
- a) Behandlung von pflanzlichen Strukturen mit dem auf anti pflanzenpathogene Wirksamkeit zu prüfenden Agens sowie Behand lung mit dem Pathogen,
- b) Herstellen eines Proteinextraktes aus der pflanzlichen Struktur von Schritt a),
- c) Nachweis einer Induktion und/oder einer Veränderung des Gehalts; der Zielproteine in dem Extrakt von Schritt b).
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei der Nachweis in Schritt c) mit Hilfe
von Antikörpern erfolgt, insbesondere mittels eines ELISA-Verfahrens.
13. Verfahren nach Anspruch 11, wobei der Nachweis der Proteine mittels
der Enzymaktivität der Proteine in einem Enzymtest erfolgt.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei es sich
bei dem Pathogen um Insekten, Viren, Bakterien, Pilze oder Nemato
den handelt.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das auf
seine anti-pflanzenpathogene Wirksamkeit zu prüfende Agens ein
Fungizid, Insektizid, Bakterizid, ein virotoxischer Stoff oder ein nemato
toxischer Stoff oder eine Zusammensetzung sein kann, die einen oder
mehrere dieser Stoffe enthält.
16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei es sich
bei der geändert exprimierten Gensequenz um ein pflanzliches Gen,
insbesondere ein Gen der pflanzlichen Abwehrantwort, ein wundindu
ziertes Gen und/oder ein stressinduziertes Gen oder Homologe dieser
Gene handelt.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei es sich
bei der Gensequenz um ein in planta differentiell exprimiertes Gen des
Pathogens handelt.
18. Verwendung von pflanzlichen Genen oder von in planta differentiell ex
primierten Genen eines Pathogens, insbesondere von Genen der
pflanzlichen Abwehrantwort, wundinduzierten Genen und/oder
stressinduzierten Genen oder deren Homologen zur Erkennung
und/oder Charakterisierung der Wirksamkeit anti-pflanzenpathogener
Agenzien, insbesondere zum Screening anti-pflanzenpathogener
Agenzien.
19. Verwendung nach Anspruch 18, wobei es sich um Gene aus garten
baulich, landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzten Pflanzen
handelt.
20. DNA-Sequenz oder deren Homologes mit einer der folgenden Stuktu
ren 1 bis 20
21. Verfahren zur Herstellung der DNA-Sequenzen nach Anspruch 20,
umfassend die Schritte
- a) Behandlung von pflanzlichen Strukturen von Kartoffeln mit dem Pathogen Phytophthora infestans,
- b) Isolierung der mRNA aus den Strukturen von a), aus nicht- behandelten pflanzlichen Strukturen und aus dem Pathogen,
- c) Herstellung der cDNA von der in Schritt b) erhaltenen mRNA,
- d) Anlegen einer Genbank aus der cDNA von Schritt c) unter Einsatz von subtraktiver Hybridisierung und Suppressions-PCR.
22. Kartoffel-DNA-Sequenz, erhältlich mittels des Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 bis 17, wobei als Pflanze Kartoffeln und als Pathogen
insbesondere Phytophthora infestans eingesetzt werden.
23. Phytophthora infestans-DNA-Sequenz, erhältlich mittels des Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1 bis 17, wobei als Pathogen Phytophthora
infestans und als Pflanze insbesondere Kartoffeln eingesetzt werden.
24. Verwendung der DNA-Sequenzen nach einem der Ansprüche 20, 22
oder 23 oder deren Homologe zur Erkennung und/oder Charakerisie
rung der Wirksamkeit anti-pflanzenpathogener Agenzien, insbesondere
zum Screening anti-pflanzenpathogener Agenzien.
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