DE19859665A1 - Verfahren zur biologischen Behandlung hochnährstoffbelasteter Abwässer - Google Patents
Verfahren zur biologischen Behandlung hochnährstoffbelasteter AbwässerInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur biologischen Behandlung hochnährstoffbelasteter Abwässer, insbesondere von Abwässern der Düngemittelproduktion. Derartige Abwässer weisen ein unausgewogenes Verhältnis von bis zu 10C : 5N : 1P auf. DOLLAR A Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, daß die für die gezielte Denitrifikation oder vermehrte biologische Phosphorelimination erforderliche Anhebung des biologisch leicht abbaubaren Substrats auf den Sollwert von etwa 100C : 5N : 1P durch versäuerten Schlamm erfolgt. Dazu wird Primärschlamm, entnommen aus dem Vorklärbecken (1), in einem Versäuerungsbecken (2) durch Hydrolyse und Versäuerung in leicht abbaubare Kohlenstoffverbindungen überführt und dem Denitrifikationsbecken (4) oder dem Bio-P-Becken (3) zugeführt. Die Hydrolyse und Versäuerung erfolgt unter definierten Bedingungen, z. B. ist der Gehalt anorganischer Trockensubstanz von 10 bis 30 g/l angebracht. DOLLAR A Mit dem neuen Verfahren ist es möglich, den Einsatz externer Kohlenstoffquellen zu reduzieren bzw. diese können bei bestimmten Voraussetzungen entfallen.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur biologischen Behandlung hochnährstoffbelasteter
Abwässer, insbesondere von Abwässern der Düngemittelproduktion. Derartige Abwässer
weisen ein unausgewogenes Verhältnis von bis zu 10C : 5N : 1P auf. Die Beschreibung des
neuen Verfahrens geht vom Beispiel einer Gemeinschaftskläranlage aus, d. h. in dieser Anlage
werden kommunale Abwässer und o. g. industrielle hochnährstoffbelastete Abwässer gemein
sam gereinigt. Nach dem erfindungsgemäßen Gedanken ist jedoch auch ausschließlich eine
Reinigung der industriellen hochnährstoffbelasteten Abwässer möglich.
Um der Eutrophierung der Oberflächengewässer entgegenzutreten, ist es erforderlich, bei der
Abwasserbehandlung die Stickstoff- und Phosphoreliminierung in das Reinigungskonzept
einzubeziehen, so daß die für den Gewässerschutz gültigen Grenzwerte eingehalten werden.
Die biologische Stickstoffelimination erfolgt weitgehend mittels Nitrifikation und Denitri
fikation. Die Denitrifikation vollzieht sich unter anoxischen Bedingungen; das Nitrat wird
letztendlich zu Stickstoff reduziert. Bei der biologischen Phosphorelimination wird davon
ausgegangen, daß unter bestimmten Millieubedingungen eine erhöhte Phosphataufnahme durch
Mikroorganismen erfolgt. In der Nachklärung wird dann das phosphatarme Abwasser vom
phosphorreichen Belebtschlamm getrennt.
Dieses Verfahren wird als 3. Reinigungsstufe bei der Reinigung von Abwasser bezeichnet und
hat sich seit Jahren bewährt. Soweit es sich darum handelt, Abwasser mit einem
unausgewogenem C : N : P-Verhältnis zu reinigen, ergeben sich jedoch Probleme. In den Fällen,
wo wesentlich weniger Kohlenstoff zum Aufbau der Biomasse zur Verfügung steht, ist es
bekannt geworden, dem Reinigungsprozeß extern Kohlenstoff, z. B. in Form von Ethanol,
zuzugeben. Es ist offensichtlich, daß damit ein hoher Kostenaufwand verbunden ist, vor allem,
wenn es sich um hochnährstoffbelastete Abwässer, wie eingangs erwähnt, handelt.
Bei einem annähernd ausgewogenen C : N : P-Verhältnis werden mit den bekannten Verfahren
der 3. Reinigungsstufe akzeptable Ergebnisse erreicht. Soweit dieses Verhältnis gestört wird
durch einen erhöhten N- bzw. N- und P-Anteil, muß nach neuen Lösungen gesucht werden. Die
Zugabe externer Kohlenstoffquellen ist eine solche Möglichkeit, jedoch bereitet sie erhebliche
zusätzliche Kosten.
Es ist daher die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Betreiben einer Kläranlage, d. h.
auch einer Gemeinschaftskläranlage vorzuschlagen, bei der - bedingt durch die komplexe
Zusammensetzung des Abwassers - bisher Probleme bei der Einhaltung der Ablaufwerte
entstehen können. Es soll ein Lösungsvorschlag unterbreitet werden, nach dem bei einer hohen
Konzentration von Stickstoffverbindungen und wenig leicht abbaubaren Kohlenstoffverbin
dungen es möglich wird, die mit den sonst üblichen Verfahren der Stickstoffelimination und
der verstärkten biologischen Phosphorentfernung (Bio-P) erzielbaren Ablaufwerte ebenfalls zu
erreichen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe wie folgt gelöst, wobei hinsichtlich des grundlegenden
erfinderischen Gedankens auf den Patentanspruch 1 verwiesen wird. Die weitere
Ausgestaltung der Erfindung ergibt sich aus den Patentansprüchen 2 bis 4.
Folgende ergänzende Erläuterungen sollen hiermit erfolgen.
Der anfallende Primärschlamm wird einem Speicherbehälter, im weiteren als Versäuerungs
becken bezeichnet, zugeführt und durchmischt. Es kann auch zweckmäßig sein, einen
Abwasserteilstrom, bevor dieser in das Vorklärbecken gelangt, abzuzweigen. Wie vorher
gesagt, sollten diese Abwasser- bzw. Schlammanteile durchmischt werden. Es wird im
Versäuerungsbecken ein anaerober Abbau eingeleitet, der bis zur Phase der Entstehung von
Alkoholen und organischen Säuren durchgeführt wird. Ein weiterer anaerober Abbau bis hin
zur Entstehung von Methangas muß hierbei unterdrückt werden. Mit diesem versäuerten
Primärschlamm wird es möglich, auf Kläranlagen mit einem ungünstigen Verhältnis von C : N : P
den fehlenden Anteil von verfügbarem Kohlenstoff quasi-intern zu erhöhen. Ohne den Einsatz
von externen Kohlenstoffquellen, deren Einsatz gemäß Stand der Technik bekannt ist, erfolgt
mit dem neuen Verfahren eine Stabilisierung und teilweise Erhöhung der Abbauleistung.
Im Ergebnis durchgeführter Versuche soll noch darauf hingewiesen werden, daß nach dem
Anfahren der Primärschlammversäuerung in den ersten 8 Tagen kein Schlamm abgezogen
werden sollte. Nach einer Einfahrzeit von etwa 4 Wochen kann begonnen werden, die
Schlammenge zu erhöhen, d. h. Erhöhung der Hydrolysatmenge, um das Verfahren noch
wirtschaftlicher zu gestalten. Die Reduzierung externer Kohlenstoffquellen ist damit gegeben.
Als weitere Erkenntnis ist herauszustellen, daß das Hydrolysat vorzugsweise in der De
nitrifikationsphase zugegeben wird, wobei jedoch ausdrücklich unter Hinweis auf die
Patentansprüche die Zugabe in das Bio-P-Becken oder das Denitrifikationsbecken beansprucht
wird.
Die Erfindung soll nachfolgend anhand von zwei Ausfiuihrungsbeispielen erläutert werden.
Die Fig. 1 zeigt das Verfahrensprinzip
Die Fig. 2 zeigt als Graphik die Abhängigkeit der Primärschlammversäuerung von der
Temperatur und oTS
Die verwendeten Bezugszeichen bedeuten:
1 Vorklärbecken mit Schlammfang
2 Versäuerungsbecken
3 Bio-P-Becken
4 Denitrifikationsbecken
5 Nitrifikationsbecken
6 Nachklärbecken mit Absetzzone
Rohrleitungen für:
PS Primärschlamm
VS versäuerten Schlamm
RS Rücklaufschlamm
2 Versäuerungsbecken
3 Bio-P-Becken
4 Denitrifikationsbecken
5 Nitrifikationsbecken
6 Nachklärbecken mit Absetzzone
Rohrleitungen für:
PS Primärschlamm
VS versäuerten Schlamm
RS Rücklaufschlamm
Das einer Kläranlage zufließende Abwasser gelangt zuerst in des Vorklärbecken 1. Vom
Schlammfang fließt der Primärschlamm PS in das Versäuerungsbecken 2. Es kann
zweckmäßig sein, einen Teilstrom des Abwassers vor dem Zulauf in das Vorklärbecken 1
abzuzweigen und dem Versäuerungsbecken 2 ebenfalls zuzuleiten. Die Versäuerung im
Becken 2 findet unter anaeroben Bedingungen in zwei Phasen statt. Hierbei werden in der
ersten Phase die hochmolekularen, oft ungelösten Stoffe durch Enzyme in gelöste Bruchstücke
überführt und in der zweiten Phase von verschiedenen anaeroben Bakterienarten in kurzkettige
organische Säuren, Alkohole, Wasserstoffund Kohlendioxid umgewandelt.
Der nunmehr durch Hydrolyse und Versäuerung behandelte Schlamm gelangt in das
Denitrifikationsbecken 4 oder das Bio-P-Becken 3, wobei im letzteren die niedermolekularen
organischen Stoffe als essentielles Nährmedium durch P-speichernde Mikroorganismen des
Belebtschlammes aufgenommen werden. In der Nachklärung wird das phosphatarme
Abwasser vom phosphorreichen Belebtschlamm getrennt. Es wird ein Teil des Schlammes als
Rücklaufschlamm RS in die Becken 3 und 4 zurückgeführt, ein Teil wird als
Überschußschlamm aus dem Kreislauf entnommen.
Mit diesem Verfahren wird es möglich, auf die Zugabe externer Kohlenstoffquellen (z. B.
Ethanol) unter bestimmten Voraussetzungen zu verzichten bzw. den Verbrauch
einzuschränken.
Primärschlamm aus einer Gemeinschaftskläranlage (kommunales Abwasser und Abwasser aus
der Düngemittelproduktion) wurde in einem anaerob betriebenen Versuchsreaktor bei
Variation folgender Parameter hydrolysiert und versäuert:
Verweilzeit | 0 bis 20 Tage |
Temperatur | 10 bis 30°C |
Org. Trockensubstanzgehalt | 10 bis 30 g/l |
Die erzielten Substratgehalte, ausgedrückt durch den CSB-Wert sind in Fig. 2 grafisch
dargestellt.
Die Zugabe der Versäuerungsprodukte in das Denitrifikationsbecken 4 der Gemeinschafts-
kläranlage ermöglicht die Anhebung des Substratgehaltes des hochstickstoffbelasteten
Abwassers von etwa 10% auf etwa 50% des Sollwertes, womit eine deutliche Senkung der
externen Substratzugabe (Ethanol) verbunden ist.
Claims (4)
1. Verfahren zur biologischen Behandlung hochnährstoffbelasteter Abwässer, insbesondere
von Abwässern aus der Düngemittelproduktion, die ein unausgewogenes Kohlenstoff (C)-
Stickstoff (N)-Phosphor (P) Verhältnis von bis zu 10C : 5N : 1P aufweisen, wobei eine
gezielte Einflußnahme auf die Denitrifikation und eine vermehrte biologische Phosphor
elimination vorgenommen wird, dadurch gekennzeichnet, daß die für eine gezielte
Denitrifikation und/oder eine vermehrte biologische Phosphorelimination erforderliche
Anhebung des biologisch leicht abbaubaren Substrates auf den Sollwert von etwa
10C : 5N : 1P vollständig oder teilweise durch Hydrolyse und Versäuerung von
Primärschlamm aus dem Vorklärbecken (1) einer Kläranlage in einem anaerob betriebenen
Versäuerungsbecken (2) bei einer Aufenthaltszeit von 4 bis 16 Tagen, vorzugsweise 8 bis
10 Tagen, einer Temperatur von 10 bis 30°C, vorzugsweise 15 bis 20°C und einem Gehalt
an organischer Trockensubstanz von 10 bis 30 g/l, vorzugsweise 18 bis 22 g/l sowie einer
gezielten Zugabe der entstehenden Versäuerungsprodukte, vorwiegend kurzkettige
organische Säuren, entweder in das Bio-P-Becken (3) oder das Denitrifikationsbecken (4)
erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teilstrom des einer
Kläranlage zufließenden Abwassers in das Versäuerungsbecken (2) geleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß Abwasser bzw.
Schlammteilströme aus dem Zulauf einer Kläranlage, aus dem Vorklärbecken (1)
entnommen und dem Versäuerungsbecken (2) zugeleitet werden, wobei das Abwasser-
Schlammgemisch nach Hydrolyse und Versäuerung im Versäuerungsbecken (2) gezielt in
das Bio-P-Becken (3) oder das Denitrifikationsbecken (4) gegeben wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Zugabe externer
Kohlenstoffquellen in das Denitrifikationsbecken (4) oder das Bio-P-Becken (3) derart
erfolgt, daß diese Kohlenstoffquellen als zusätzliche Nährstoffquellen der P-speichernden
und N-abbauenden Mikoroorganismen dienen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998159665 DE19859665A1 (de) | 1998-12-23 | 1998-12-23 | Verfahren zur biologischen Behandlung hochnährstoffbelasteter Abwässer |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998159665 DE19859665A1 (de) | 1998-12-23 | 1998-12-23 | Verfahren zur biologischen Behandlung hochnährstoffbelasteter Abwässer |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19859665A1 true DE19859665A1 (de) | 2000-06-29 |
Family
ID=7892388
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1998159665 Withdrawn DE19859665A1 (de) | 1998-12-23 | 1998-12-23 | Verfahren zur biologischen Behandlung hochnährstoffbelasteter Abwässer |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19859665A1 (de) |
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP2078703A1 (de) * | 2007-11-14 | 2009-07-15 | Sued-Chemie AG | Verfahren zur Denitrifikation von Abwässern in einer Kläranlage |
CN102190408A (zh) * | 2011-04-18 | 2011-09-21 | 博瑞德(南京)净化技术有限公司 | 丙烯腈、腈纶生产综合废水处理工艺 |
DE102018009592A1 (de) * | 2018-12-06 | 2020-06-10 | Waldemar E. Reule | Verfahren zur Ressourcenoptimierung der Biologischen Abwasserreinigung |
CN111762870A (zh) * | 2020-07-09 | 2020-10-13 | 上海市城市建设设计研究总院(集团)有限公司 | 具有超越功能的水解酸化和生物反应合建处理池 |
-
1998
- 1998-12-23 DE DE1998159665 patent/DE19859665A1/de not_active Withdrawn
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
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