DE19858583A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung einer Bremsanlage eines Fahrzeugs - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Steuerung einer Bremsanlage eines FahrzeugsInfo
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Abstract
Es werden ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Steuerung der Bremsanlage eines Fahrzeugs vorgeschlagen, wobei bei der Steuerung Steuergrößen, die zum Anlegen und/oder Lösen der Radbremsen und/oder Bremsenkennwerte berücksichtigt werden. Diese Größen werden mittels eines Schätzverfahrens ermittelt. Die ermittelten Schätzwerte und/oder daraus abgeleitete Größen werden mit Grenzwerten verglichen und der Schätzwert zumindest teilweise bei der Steuerung der Bremsen nicht berücksichtigt, wenn ein Grenzwert überschritten ist.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Steuerung der Bremsanlage eines Fahrzeugs.
Ein derartiges Verfahren bzw. eine derartige Vorrichtung
ist beispielsweise aus der DE 196 48 936 A1 bekannt. Dort
wird am Beispiel einer elektrisch gesteuerten pneumatischen
Bremsanlage die Steuergröße, die zum Anlegen und/oder Lösen
der Radbremsen eines Fahrzeugs vorgegebenen werden muß, für
ein zweites Teilfahrzeug eines Wagenzuges aus dem während
eines Bremsvorgangs gebildeten Kräftegleichgewichts des Ge
samtfahrzeugs in Längsrichtung ermittelt. Ferner wird das
Kräftegleichgewicht zur Bestimmung unbekannter Bremsenkenn
werten der Radbremsen, die die Bremsencharakteristik be
schreiben, ausgewertet. Sowohl bei der Bestimmung der Anle
ge- bzw. Lösesteuergröße für das zweite Teilfahrzeug, in
der Regel den Anhänger bzw. den Auflieger, als auch die Be
stimmung der Bremsenkennwerte werden während vorgegebener
Stationärphase während eines Bremsvorgangs, d. h. während
eines Zeitintervalls, in dem die Bremsdrücke nahezu kon
stant sind, Meßwertereihen ermittelt, aus denen unter Her
anziehung eines Parameterschätzverfahrens die gesuchten Be
triebsgröße errechnet wird. Die Steuerung der Bremsanlage,
insbesondere die des zweiten Teilfahrzeugs, erfolgt dann
abhängig von der errechneten Größen. Es hat sich gezeigt,
daß die Zeitdauer für die Ermittlung eines Schätzwertes des
jeweiligen Bremsenparameter sehr groß sein kann.
Es ist Aufgabe der Erfindung, Maßnahmen anzugeben, die
Zeitdauer zur Ermittlung eines Schätzwertes für wenigstens
einen der Bremsenparameter reduzieren.
Dies wird durch die kennzeichnenden Merkmale der unabhängi
gen Patentansprüche erreicht.
Durch die nachfolgend beschriebene Vorgehensweise wird die
Zeitdauer zur Ermittlung von Schätzwerten für Bremsenpara
meter deutlich verringert. Auf diese Weise ist es möglich,
zur Schätzung nur wenige Bremsvorgänge auszuwählen. Das
Bremsverhalten des Fahrzeugs wird somit schneller entspre
chend den aktuellen Bedingungen optimiert.
Besonders vorteilhaft ist, daß durch die nachfolgend be
schriebene Vorgehensweise einzelne, gestörte Meßdatensätze
keinen oder nur einen geringen Einfluß auf das Schätzergeb
nis haben. Dies ist der Grund, warum die Zahl der Bremsvor
gänge, die zur Ermittlung der Schätzwerte notwendig sind,
und damit die Zeitdauer zur Ermittlung dieser Schätzwerte
reduziert werden kann, ohne daß ungenaue oder nicht zufrie
denstellende Ergebnisse zu befürchten sind.
Von besonderem Vorteil ist ferner der Einsatz eines spezi
ell für schlecht konditionierte Meßwerte geeigneten Parame
terschätzers. Diese Maßnahme trägt ebenfalls zu einer Ver
besserung und Beschleunigung der Schätzung bei.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsformen näher erläutert. Dabei
zeigt Fig. 1 eine schematische Darstellung der Bremsenhy
steresen eines Zug- und eines Anhängerfahrzeugs. In Fig. 2
sind schematisch die an einem Wagenzug auftretenden Kräfte
während eines Bremsvorgangs dargestellt. In Fig. 3
schließlich ist ein Flußdiagramm skizziert, welche eine
Realisierung der Lösung als Programm des Mikrocomputers ei
ner Steuereinheit für die Bremsanlage beschreiben.
Zugfahrzeuge mit elektronisch geregelter Druckluftbremse
werden häufig mit Anhängern bzw. Sattelaufliegern kombi
niert, die eine konventionelle pneumatische Bremsanlage be
sitzen. Durch die zusätzlichen Relaisventile und große Lei
tungslängen der Anhänger- bzw. Aufliegerbremsanlage wird
die Bremshysterese des Anhängers gegenüber der des Zugfahr
zeugs stark vergrößert. In Fig. 1 sind beispielhaft Brems
hysteresen der beiden Teilfahrzeuge für eine typische Fahr
zeugkombination dargestellt. In Fig. 1 ist das Bremsmoment
über dem Bremsdruck aufgezeichnet. Für das Zugfahrzeug Z
(durchgezogene Linie) legen die Radbremsen bei einem Druck
PAZ an, bei einem Druck PLZ, der kleiner als der Anlege
druck PAZ ist, lösen die Bremsen. Die Hysterese der Zug
fahrzeugbremsen ist ferner in der Regel durch unterschied
liche Steigungen der Bremsenkennlinien für den Druckanstieg
und den Druckabfall gekennzeichnet. Entsprechendes gilt für
den Anhänger bzw. Auflieger A (gestrichelte Linie). Diese
gegenüber der des Zugfahrzeugs in der Regel größere Hyste
rese besitzt einen Anlegedruck PAA, welcher im gezeigten
Beispiel größer als der Anlegedruck PAZ des Zugfahrzeugs
ist, und einen Lösedruck PLA, welcher im gezeigten Beispiel
kleiner als der Lösedruck PLZ des Zugfahrzeugs ist.
Die Folge einer derartigen Hysterese ist eine ungleichmäßi
ge Bremskraftverteilung zwischen Zugfahrzeug und Anhänger
bzw. Auflieger. Daraus resultieren ungleichmäßiger Ver
schleiß und ungleichmäßige Erwärmung der Bremsbeläge der
beiden Teilfahrzeuge sowie mangelnder Fahrkomfort. Darüber
hinaus tragen die unterschiedlichen Hysteresen zum Aufbau
von Kräften zwischen den Teilfahrzeugen bei, welche den
Bremsvorgang erheblich stören können.
In Fig. 2 sind die auf den Wagenzug bei einem Bremsvorgang
wirkenden Kräfte skizziert. Der Fahrwiderstand des Wagenzu
ges ist als F0 dargestellt. An den Achsen des Zugfahrzeugs
Z treten die Bremskräfte FB1 an der Vorderachse und FB2 an
der Hinterachse auf. Darüber hinaus tritt gegebenenfalls
zusätzlich zur Bremskraft der Reibungsbremse an der Hinter
achse des Zugfahrzeugs die Bremskraft eines Retarders FRET
auf. Entsprechend tritt an den als eine Achse gezeichneten
Achsen des Anhängers A die Bremskraft FB3 auf. Aufgrund
dieser Kräfteverhältnisse läßt sich die Impulsbilanz in
Fahrzeuglängsrichtung wie folgt darstellen:
m * g * z = FB1 + FB2 + FB3 + FRET + F0 (1)
m: Gesamtmasse des Zuges
g: Erdbeschleunigung
z: Verzögerung des Zuges.
g: Erdbeschleunigung
z: Verzögerung des Zuges.
Durch Ersetzen der Bremskräfte durch Bremsenkennwert,
Bremsdruck und Anlege- bzw. Lösedruck ergibt sich:
m * g * z = C1 * (P1 - PA1) + C2 * (P2 - PA2) + C3 * (P3 - PA3) + FRET + F0 (2)
C1: Bremsenkennwert (ΔFBi/ΔPi)
Index 1: Vorderachse Zugfahrzeug
Index 2: Hinterachse Zugfahrzeug
Index 3: Kupplungskopf zum Anhänger (= Anhängerachsen)
Pi: Druck in Vorder- und Hinterachse des Zugfahrzeugs
PA3: Anlegedruck der Bremsen des Aufliegers bezogen auf den Kupplungskopf
PA1, PA2: Anlegedruck der Bremsen der Vorder- und Hinter achse des Zugfahrzeugs (ausgewählte Radbremse, Mittel werte oder gemeinsamer Wert)
FRET: Bremskraft durch Retarder
F0: Fahrwiderstand (Rollwiderstand + Luftwiderstand + Hangabtrieb).
Index 1: Vorderachse Zugfahrzeug
Index 2: Hinterachse Zugfahrzeug
Index 3: Kupplungskopf zum Anhänger (= Anhängerachsen)
Pi: Druck in Vorder- und Hinterachse des Zugfahrzeugs
PA3: Anlegedruck der Bremsen des Aufliegers bezogen auf den Kupplungskopf
PA1, PA2: Anlegedruck der Bremsen der Vorder- und Hinter achse des Zugfahrzeugs (ausgewählte Radbremse, Mittel werte oder gemeinsamer Wert)
FRET: Bremskraft durch Retarder
F0: Fahrwiderstand (Rollwiderstand + Luftwiderstand + Hangabtrieb).
Dabei werden für die Verzögerung und für die Drücke jeweils
die Mittelwerte dieser Größen über die Dauer der betrachte
ten Stationärphase der Bremsdrücke eingesetzt. Eine ent
sprechende Gleichung läßt sich für das Lösen der Bremsen
aufstellen, wobei anstelle der Anlegedrücke PAi die Löse
drücke PLi einzusetzen sind.
Der unbekannte Fahrwiderstand F0, der sich aus Rollwider
stand, Luftwiderstand und Hangabtrieb zusammensetzt, wird
zweckmäßigerweise durch eine Messung der Verzögerung Z0 vor
Beginn der Bremsung ermittelt. Für die weitere Auswertung
wird dann angenommen, daß sich der Fahrwiderstand F0 wäh
rend der relativ kurzen Bremsdauer nicht wesentlich ändert.
Damit ergibt sich aus Gleichung 2:
Dies entspricht einer linearen Gleichung für die unbekann
ten Fahrzeugparameter:
Θ1 = C1/mg (4)
Θ2 = C2/mg (5)
Θ3 = C3/mg (6)
Θ4 = C3 * PA3/mg (7)
Θ5 = 1/mg (8)
Θ2 = C2/mg (5)
Θ3 = C3/mg (6)
Θ4 = C3 * PA3/mg (7)
Θ5 = 1/mg (8)
Wird die Gleichung 3 in jeweils fünf Stationärphasen (für
Anlegedruck bzw. Lösedruck) aufgestellt, ergibt sich ein
lineares Gleichungssystem, aus dessen Lösung der Anlege
druck PA3 (bzw. Lösedruck PL3) des Anhänger bzw. Aufliegers
errechnet wird:
PA3 = Θ4/Θ3 (9)
Durch diese Division entfällt die unbekannte Fahrzeugmasse,
so daß die Schätzung des Anlege- bzw. Lösedrucks unabhängig
von der Beladung ist.
Zur Elimination von Meßfehlern ist es vorteilhaft, deutlich
mehr als fünf Stationärphasen zur Auswertung heranzuziehen.
In diesem Fall entsteht aus der Gleichung 3 ein überbe
stimmtes Gleichungssystem, für das mit einem Parameter
schätzverfahren eine Näherungslösung bestimmt werden kann.
Verfügt das Zugfahrzeug in einem Ausführungsbeispiel über
einen Retarder, dessen Bremsmoment bekannt ist, wird durch
Lösung des Gleichungssystems die Fahrzeugmasse ermittelt.
Es folgt dann aus Gleichung 8:
m = Θ5 * g (10)
Mit dem auf diese Weise bestimmten Schätzwert für die Fahr
zeugmasse werden dann aus den Gleichungen (4) bis (6) die
Bremsenkennwerte C1, C2 und C3 berechnet:
C1 = Θ1 * m * g (11)
C2 = Θ2 * m * g (12)
C3 = Θ3 * m * g (13)
C2 = Θ2 * m * g (12)
C3 = Θ3 * m * g (13)
Die Bremsenkennwerte werden in einem Ausführungsbeispiel
bei Kenntnis der Fahrzeugmasse entsprechend den oben er
wähnten Gleichungen ermittelt. Bei Kenntnis der Bremsen
kennwerte (Steigung der Hystereseäste) und der Anlege- bzw.
Lösedrücke wird bei der Umsetzung des Fahrerbremswunsches
in einen Solldruckwert durch Berücksichtigung dieser Werte
der Bremsvorgang weiter optimiert, indem bei der Bildung
der Ventilansteuergröße aus dem Fahrerbremswunsch diese
Werte berücksichtigt werden.
Häufig sind nicht nur die Anlege- und Lösedrücke des Zug
fahrzeugs, sondern auch die Bremsenkennwerte C1 und C2 be
kannt und über die Lebensdauer des Fahrzeugs nur wenig ver
änderlich. Dann wird die Gleichung (3) wie folgt verändert:
Voraussetzung ist, daß ein Schätzwert für die Fahrzeugmasse
vorliegt.
Die Gleichung (14) stellt ebenfalls ein lineares Glei
chungssystem für die Unbekannten
Θ1 = C3/mg (15)
Q2 = C3 * PA3/mg (16)
Q2 = C3 * PA3/mg (16)
dar. Die Lösung erfolgt entsprechend der Lösung für Glei
chung (3). Vorteil hierbei ist, daß nur zwei Unbekannte er
mittelt werden müssen. Demnach genügen nur zwei Meßdaten-
Sätze zur Anlegedruck- bzw. Lösedruckschätzung. Das Verfah
ren konvergiert also deutlich schneller.
Ein Ziel bei der Realisierung der gezeigten Schätzung der
Steuergrößen für das Anlegen und/oder Lösen der Radbremsen
und/oder zur Ermittlung der Bremsenparameter ist, daß die
Schätzwerte so schnell wie möglich ermittelt werden. Da
durch wird das Bremsverhalten des Fahrzeugs schneller zu
seinem Optimum geführt. Wesentlich für die Zeitdauer zur
Ermittlung eines Schätzwertes ist die Anzahl der Bremsvor
gänge, die zum Erreichen zuverlässiger Schätzwerte notwen
dig sind. Daher sollte man sich zur Schätzung auf so wenige
Bremsvorgänge wie möglich beschränken. Beschränkt man sich
aber auf wenige Meßvorgänge, so können einzelne gestörte
Meßdatensätze das Schätzergebnis empfindlich verändern. Da
her sind Maßnahmen zu treffen, die die Robustheit des
Schätzers auch bei wenigen vorliegenden Meßdatensätze erhö
hen.
Zur Verbesserung der Robustheit des Schätzers werden spezi
ell für schlecht konditionierte Meßwerte geeignete Parame
terschätzer eingesetzt. Derartige Schätzer sind beispiels
weise die aus der Fachliteratur bekannten Potter-Square-
Root-Filter oder RLS mit U/D-Faktorisierung, usw. Schon
der Einsatz eines solchen Schätzers verbessert die Robust
heit des Schätzers erheblich.
Darüber hinaus werden auch Maßnahmen zur Robustheitsverbes
serung auf der Basis der ermittelten Schätzwerte getroffen.
Nach jedem neu erfaßten Meßdatensatz wird die Anlegesteuer
größe und/oder die Lösesteuergröße und/oder die Bremsen
kennwerte ermittelt. Der jeweilige geschätzte Wert wird
dann auf Plausibilitätsgrenzen (Minimal- und Maximalwerte)
geprüft. Ferner wird die Änderung des jeweiligen Schätzwer
tes nach jedem neuen Datensatz mit einem vorgegebenen
Grenzwert, im Falle der Anlege- bzw. Lösedrücke einer elek
tropneumatischen Bremsanlage typischerweise 0,5 bar, ver
glichen. Übersteigt die Änderung dieses Schätzwertes den
vorgegebenen Grenzwert und/oder überschreitet der geschätz
te Wert die vorgegebenen Plausibilitätsgrenzwerte, so ist
davon auszugehen, daß der letzte Meßdatensatz gestört ist
und das Schätzergebnis falsch ist. In diesem Fall wird der
zuletzt erfaßte Meßdatensatz verworfen und die Bremsanlage
aus der Basis des Schätzwerts des vorherigen Schätzvorgangs
gesteuert. Auf diese Weise ist sichergestellt, daß der ge
störte Meßdatensatz keinen Einfluß auf das Schätzergebnis
hat.
Die entsprechende Vorgehensweise wird in einer Ausführung
auch in Verbindung mit der Schätzung der Bremsenkennwerte
C1, C2 und C3 eingesetzt. Auch in Verbindung mit diesen
Werten werden Plausibilitätsgrenzen und maximale Änderungs
beträge überprüft und der zuletzt ermittelte Schätzwert bei
unzulässigen Abweichungen verworfen. Der bereits vorliegen
de Schätzwert wird dann anstelle des neu geschätzten Wertes
der weiteren Verarbeitung zur Steuerung der Bremsanlage zu
grundegelegt.
In der Regel werden rekursive Parameterschätzverfahren ein
gesetzt. Derartige rekursive Parameterschätzverfahren er
mitteln nach Erfassen eines aktuellen Datensatzes (aktuel
ler Rechenschritt n+1) neue Schätzwerte Θ(n+1) aus den
Schätzwerten des vorigen Rechenschrittes Θ(n) und einer
Korrektur γ, die vom Schätzfehler ε(n+1) im aktuellen Re
chenschritt abhängt. Der Schätzfehler wird dabei gebildet
aus der Abweichung zwischen dem im aktuellen Schritt (n+1)
erfaßten Meßwert und dem auf der Basis des im vorherigen
Schritt (n) ermittelten Schätzwertes berechneten, geschätz
ten Meßwerts.
Θ(n+1) - Θ(n) + ε(n+1) * γ
Liegt bereits eine gewisse Anzahl von Meßdatensätzen vor,
ist davon auszugehen, daß ein ungewöhnlicher großer Schätz
fehler auf eine stark gestörte Messung hinweist. Deshalb
wird der Schätzfehler betragsmäßig begrenzt, so daß sich
ein gestörter Meßdatensatz nicht sehr stark auf das Schät
zergebnis auswirken kann. Ist dagegen der große Schätzfeh
ler durch eine Parameterveränderung verursacht, werden sich
Messungen mit ähnlich großen Fehler wiederholen. Trotz der
abgeschwächten Gewichtung wird dann der Schätzer auf diese
Parameteränderung reagieren.
Anstelle einer "harten" Begrenzung ist in einem Ausfüh
rungsbeispiel eine Reduktion des Fehlers bei größeren Feh
lern angewendet, d. h. der Zusammenhang zwischen dem berech
neten Fehler und dem der Schätzung zugrundeliegende Fehler
ist nicht linear. Der Verlauf des Zusammenhangs wird dabei
vorgegeben.
Ergebnis dieser Maßnahmen, die einzeln oder in beliebiger
Kombination eingesetzt werden, ist eine wesentlich robuste
re Schätzung der gewünschten Parameter, wobei sich eine
schnellere Ermittlung der Schätzwerte ergibt, ohne daß ge
störte Meßdatensätze starke Auswirkungen auf das Schätzer
gebnis haben.
Die oben beschriebene Vorgehensweise ist anhand von Fig. 3
am Beispiel der Schätzung eines Anlegedruckwertes und eines
Lösedruckwertes für das zweite Teilfahrzeug, insbesondere
für den Anhänger bzw. Auflieger, eines Wagenzuges darge
stellt.
Ist ein Bremsvorgang eingeleitet, so wird das Programm nach
Fig. 3 gestartet. Im ersten Schritt 200 wird der Druck P3
in der Anhängersteuerleitung erfaßt. Daraufhin wird im
Schritt 202 überprüft, ob ein Druckanstieg vorliegt. Dies
erfolgt im bevorzugten Ausführungsbeispiel durch Vergleich
des im Schritt 200 erfaßten Bremsdrucks mit einem aus einem
vorgehenden Programmdurchlauf ermittelten (beim erstmaligen
Durchlaufen mit dem Wert 0). Liegt ein Druckanstieg vor,
wird im darauffolgenden Abfrageschritt 204 überprüft, ob
der Bremsdruck P3 oberhalb des erwarteten Anlegedrucks P30
liegt. Ist dies nicht der Fall, muß auf eine Anlegedruck
schätzung verzichtet werden. Entsprechend wird im Abfrage
schritt 206 beispielsweise anhand des Bremspedalschaltersi
gnals und/oder anhand von Drucksignalen überprüft, ob der
Bremsvorgang beendet wurde. Ist dies der Fall, wird das
Programm beendet, dauert der Bremsvorgang an, wird das Pro
gramm mit Schritt 200 wiederholt.
Hat Schritt 204 ergeben, daß der Bremsdruck oberhalb des zu
erwartenden Anlegedrucks sich befindet, wird im Schritt 208
überprüft, ob eine stationäre Druckphase vorliegt. Dies er
folgt durch Vergleich laufend ermittelter Druckwerte, wobei
eine stationäre Druckphase erkannt wird, wenn die aufeinan
derfolgenden Druckwerte im Rahmen einer vorgegebenen Tole
ranz gleich sind. Dauert die Stationärphase eine vorgegebe
ne Zeit, z. B. eine Sekunde, an, werden im Schritt 210 die
aktuelle Fahrzeugverzögerung Z, die aktuellen Bremsdrücke
P3, P1 und P2, die gespeicherten Anlegedrücke PA1 und PA2
des Zugfahrzeugs sowie gegebenenfalls das Retarderbremsmo
ment FRET erfaßt. Im darauffolgenden Schritt 212 wird dann
der Anlegedruck PA3 des Anhängers nach Maßgabe der vorste
hend dargestellten Gleichungen bzw. im Rahmen eines Schätz
verfahrens ermittelt. Im bevorzugten Ausführungsbeispiel
wird Schritt 212 durchgeführt, wenn die in Schritt 210 ge
speicherten Werte jeweils wenigstens fünfmal vorliegen. In
einem anderen Ausführungsbeispiel wird Schritt 212 immer
durchgeführt, wenn jeweils wenigstens einmal aktuelle Werte
vorliegen, wobei zu Beginn des Betriebszyklus des Fahrzeugs
bei den ersten Erfassungen der Werte die zur Berechnung
notwendigen, nicht erfaßten Wertegruppen fest vorgegeben
sind (z. B. typische Bremsdruckwerte des Zugfahrzeugs und
die zugeordneten, vermuteten Verzögerungswerte). Wurde im
Schritt 208 keine Stationärphase ermittelt und die Anlege
druckschätzung nicht durchgeführt, folgt Schritt 206.
Hat Schritt 202 ergeben, daß kein Druckanstieg vorliegt, so
wird im Abfrageschritt 214 überprüft, ob ein Druckabfall
(nach Überschreiten des zu erwartenden Anlegedrucks) statt
gefunden hat. Der Druckabfall muß dabei eine bestimmte Grö
ße (Größenordnung 1 bar) überschritten haben, die gewähr
leistet, daß die Hysterese der Anhängerbremsen überwunden
ist und die Moment/Druck-Kennlinie der absteigende Ast der
Hysterese ist. Wurde ein derartiger Druckabfall nicht er
kannt, folgt Schritt 206. Wurde ein Druckabfall erkannt, so
wird im Abfrageschritt 216 analog zum Schritt 208 über
prüft, ob eine Stationärphase vorliegt. Ist dies nicht der
Fall, folgt Schritt 206, andernfalls werden im Schritt 218
die entsprechenden, der Lösedruckschätzung zugrundeliegen
den Größen erfaßt und gespeichert. Diese Größen sind Fahr
zeugverzögerung Z, Bremsdrücke P3, P1 und P2 sowie die ab
gespeicherten Lösedrücke PL1 und PL2 des Zugfahrzeugs und
gegebenenfalls das Bremsmoment FRET des Retarders. Entspre
chend Schritt 212 wird im darauffolgenden Schritt 220 der
Lösedruck PL3 des Anhängers bzw. Aufliegers auf der Basis
der im Schritt 218 ermittelten Größen berechnet bzw. ge
schätzt. Auch hier erfolgt eine Berechnung bzw. Schätzung
im bevorzugten Ausführungsbeispiel erst dann, wenn wenig
stens fünf Stationärphasen durchlaufen wurden und somit
fünf verschiedene Wertekombinationen vorliegen. Die oben
erwähnten alternativen Ausführungsformen werden bei der Lö
sedruckschätzung ebenfalls angewendet.
Wurde in den Schritten 212 bzw. im Schritt 220 die ge
schätzten Parameter PA3 bzw. PL3 auf der Basis der gemesse
nen und gespeicherten Meßdatensätze ermittelt, so werden in
den darauffolgenden Schritten 222 bzw. 224 die Schätzwerte
auf vorbestimmte Grenzwerte sowie die Änderungen der
Schätzwerte auf einen vorgegebenen Änderungsgrenzwert über
prüft. Die Änderung wird dabei durch Vergleich des aktuel
len Schätzwerts mit einem vorherigen ermittelt. Befindet
sich der jeweilige Schätzwert innerhalb der Grenzwerte und
ist die Änderung des Schätzwerts nicht größer als der vor
gegebene Grenzwert, d. h. ist Plausibilität vorhanden, so
wird mit Schritt 206 fortgefahren. Ist eine der überprüften
Bedingungen nicht erfüllt, so ist davon auszugehen, daß der
letzte Meßdatensatz gestört war. Dieser Meßdatensatz bzw.
der auf dessen Basis ermittelten Schätzwert wird daher ge
mäß Schritt 226 verworfen und der im vorherigen Programm
durchlauf ermittelte Schätzwert zur weiteren Verarbeitung
weiter bereitgehalten.
Anstelle der geschilderten Vorgehensweise zur Auswertung
des Kräftegleichgewichts findet die beschriebene Vorgehens
weise auch in Verbindung mit anderen Auswertestrategien und
anschließender Schätzung Anwendung.
Claims (5)
1. Verfahren zur Steuerung der Bremsanlage eines Fahrzeugs,
bei welchem bei der Steuerung der Radbremsen die zum An
legen der Bremsen und/oder zum Lösen der Bremsen notwen
dige Steuergrößen und/oder die Kennwerte der Radbremsen
berücksichtigt werden, wobei diese Größen Schätzwerte
sind, die auf der Basis eines Schätzverfahrens ermittelt
werden, dadurch gekennzeichnet, daß die ermittelte
Schätzwerte und/oder daraus abgeleitete Größen mit
Grenzwerten verglichen werden und der Schätzwert zumin
dest teilweise bei der Steuerung der Bremsen nicht zur
Wirkung kommt, wenn ein Grenzwert überschritten ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die ermittelten Schätzwerte mit vorgegebenen Grenzwerten
verglichen werden und/oder in dem ihre Änderung mit ei
nem vorgegebenen Grenzwert verglichen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
der neu ermittelte Schätzwert nicht zur Steuerung der
Bremsanlage herangezogen wird, wenn der neue Schätzwert
vorgegebene Grenzwerte überschreitet oder die Änderung
des Schätzwerts einen vorbestimmten Grenzwert über
schreitet.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß beim Einsatz von rekursiven
Parameterschätzverfahren der der Schätzgleichung zugrun
de liegende Schätzfehler begrenzt oder bei größeren Feh
lern reduziert ist.
5. Vorrichtung zur Steuerung der Bremsanlage eines Fahr
zeugs, mit einer elektronischen Steuereinheit, die die
Bremsen elektrisch steuert, wobei bei der Steuerung die
zum Anlegen und/oder Lösen der Radbremsen notwendigen
Steuergrößen und/oder die Bremsenkennwerte der Radbrem
sen berücksichtigt werden, mit einem Schätzer, der auf
der Basis eines Schätzverfahrens Schätzwerte für diese
Größen ermittelt, dadurch gekennzeichnet, daß der Schät
zer die ermittelte Schätzwerte und/oder daraus abgelei
tete Größen mit Grenzwerten vergleicht und der Schätz
wert zumindest teilweise bei der Steuerung der Bremsen
nicht zur Wirkung kommt, wenn ein Grenzwert überschrit
ten ist.
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