DE19833884C1 - Elektromagnetisch durchlässiges Verbundfenster für zielverfolgende Über- und Hyperschall-Flugkörper - Google Patents
Elektromagnetisch durchlässiges Verbundfenster für zielverfolgende Über- und Hyperschall-FlugkörperInfo
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Abstract
Bei einem für elektromagnetische Strahlung durchlässigen Fenster bei einem zielverfolgenden Über- oder Hyperschall-Flugkörper besteht das Fenster aus mehreren gemeinsam gehalterte, einander stützende Fensterschichten (12, 14), deren Materialwahl, Dicke und Anordnung temperaturbedingte mechanische Spannungen bei Über- oder Hyperschallflug im Vergleich zu einem durchgehend homogenen Fenster reduziert. Bei einer Ausführung sind die Fensterschichten auf ihren aneinandergrenzenden Oberflächen fest miteinander verbunden und bestehen aus Materialien mit derart unterschiedlichen thermischen Ausdehnungs-Koeffizienten, daß sich bei dem während des Über- oder Hyperschallfluges durch das Fenster hindurch auftretenden Temperaturgradienten in den verschiedenen Fensterschichten im wesentlichen gleiche thermische Ausdehnungen ergeben. Eine weitere Maßnahme besteht darin, daß zwischen den Fensterschichten (12, 14) eine Gleitschicht vorhanden ist, die eine Relativbewegung der Fensterschichten parallel zu ihren aneinandergrenzenden Oberflächen gestattet, so daß die Übertragung der Spannungen zwischen den Fensterschichten (12, 14) vermindert wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein elektromagnetisch durchlässiges Fenster bei einem
zielverfolgenden Über- oder Hyperschall-Flugkörper.
Zielverfolgende Über- und Hyperschall-Flugkörper besitzen einen Suchkopf mit einem
auf elektromagnetische Strahlung anspechenden Sucher, welche die Strahlung,
beispielsweise IR-Strahlung eines Zielobjekts erfaßt. Bei Über- und
Hyperschallgeschwindigkeiten des Flugkörpers wird durch aerokinetische Aufheizung
die Struktur des Flugkörpers stark aufgeheizt. Es treten hohe mechanische und
thermische Belastungen des Flugkörpers und des Suchkopfes auf. Aufgrund der
entstehenden Temperaturgradienten werden Eigenspannungen erzeugt, die bis an die
Festigkeitsgrenze der Werkstoffe reichen. Darüber hinaus wirken bei hohen
Fluggeschwindigkeiten extreme Staudrücke auf die Struktur.
Der Sucher wird durch ein Fenster geschützt, welches für die betreffende elektro
magnetische Strahlung durchlässig ist.
Es gibt nur sehr wenig Materialien, welche für IR-Strahlung durchlässig sind und für
Über- und Hyperschallgeschwindigkeiten ausreichende Festigkeitseigenschaften
besitzen. Bekannte elektromagnetisch durchlässige Fenster für zielverfolgende Über- und
Hyperschall-Flugkörper werden entweder aus Magnesiumfluorid, Zinksulfid, Saphir oder
Diamant hergestellt. Weiterhin können die Fenster je nach Anforderung unterschiedliche
Form und Dicke haben. Beispielsweise versucht man die Dicke des Fensters zu erhöhen,
um dadurch die thermischen Belastungen durch Erhöhung der Wärmekapazität
entgegenzuwirken.
Fenster aus Magnesiumfluorid oder Zinksulfid haben eine relativ geringe
Wärmeleitfähigkeit, so daß sie sich in der Flugphase sehr erhitzen, wodurch die
Fensteraußenseite schmilzt. Weiterhin kann der Sucher "erblinden" aufgrund der
Eigenemission des Fensters.
Bei Fenstern aus sprödbruchgefährdeten, infrarotdurchlässigen Materialien ist eine
größere Dicke des Fensters zur Aufnahme der Druckbelastung günstig. Andererseits
haben jedoch dünnere Fenster günstigere Eigenschaften bezüglich
Temperaturschockbelastungen. Dabei gibt es eine optimal Fensterdicke, für die die durch
Staudruck und Temperatur hervorgerufene Spannungen des Fensters minimal werden.
Alle bekannten für elektromagnetische Strahlung durchlässigen Fenster für
zielverfolgende Über- und Hyperschall-Flugkörper haben den Nachteil, daß sie die
thermischen und mechanischen Belastungen während der Flugphase nur eine sehr kurze
Zeit von 1-2 Sekunden standhalten. Die tatsächliche Flugzeit ist aber in der Regel
wesentlich höher. Dieses Problem wird heute dadurch gelöst, daß das Fenster während
einer ersten Flugphase durch eine massive Schutzverkleidung geschützt wird. Während
dieser Flugphase ist der Sucher dann abgeschirmt und eine Zielverfolgung ist nicht
möglich. Erst in einer Endflugphase, wenn der Flugkörper schon nahe an dem Ziel
angekommen ist, wird die Schutzverkleidung abgeworfen, wodurch die tatsächliche
Zielverfolgung durch den Sucher ermöglicht wird. Eine solche Schutzverkleidung ist in
der DE 37 15 085 A1 beschrieben. Neben der Begrenzung der Zielverfolgungszeit ist die
Verwendung einer solchen Schutzverkleidung konstruktiv sehr aufwendig.
Die EP 0 599 035 A1 zeigt eine Verbindungsanordnung zum Verbinden eines einen
Suchkopf abdeckenden Domes aus relativ sprödem, infrarotdurchlässigen Material mit
der Struktur eines Flugkörpers. Diese Verbindungsanordnung enthält einen über den
Rand des Domes greifender, den Dom formschlüssig haltender und mit der Struktur des
Flugkörpers verbundener Haltering. Die Verbindung erfolgt ohne stoffschlüssige
Verbindung zwischen Dom und Haltering. Längs des Randes des Domes ist unter dem
Haltering eine Nut vorgesehen, in welche ein flexibles Dichtmittel zur Abdichtung
zwischen Haltering und Dom untergebracht ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Fenster der eingangs genannten Art so zu
verbessern, daß es die in der Flugphase des Flugkörpers auftretende Belastungen besser
standhält.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß das Fenster mehrere
gemeinsam gehalterte, einander stützende Fensterschichten aufweist, deren Materialwahl,
Dicke und Anordnung temperaturbedingte mechanische Spannungen bei Über- oder
Hyperschallflug im Vergleich zu einem durchgehend homogenen Fenster reduziert.
Die Erfindung beruht auf folgenden Überlegungen: Das Fenster muß eine bestimmte
Gesamtdicke aufweisen, um den erheblichen mechanischen Belastungen zu widerstehen.
Über diese Gesamtdicke des Fensters hinweg tritt ein Temperaturgradient auf. An der
Oberfläche und in den äußeren Schichten wird das Fenster sehr heiß. Die weiter innen
liegenden Schichten des Fensters werden zunächst weniger erhitzt. Bei einem homogenen
Fenster treten dann thermisch bedingte, mechanische Spannungen auf: Die äußeren
Schichten dehnen sich stärker thermisch aus als die inneren Schichten. Die hierdurch
entstehenden Spannungen können durch ein mehrschichtiges Fenster reduziert werden.
Die "Anordnung" kann so sein, daß die Schichten des Fensters an ihren Oberflächen z. B.
durch Ansprengen fest miteinander verbunden sind. Hierdurch wird ein guter
Wärmeübergang zwischen den Schichten gewährleistet und der Temperaturgradient
möglichst gering gehalten. Um Spannungen zwischen den Schichten infolge des
unvermeidlichen Temperaturgradienten zu verhindern, müssen dann die Materialien der
Schichten hinsichtlich ihrer Ausdehnungs-Koeffizienten so gewählt werden, daß sich die
auf unterschiedlichen Temperaturen befindlichen Schichten möglichst in gleichem Maße
ausdehnen. Die heißen Schichten nahe der Außenfläche müssen einen geringeren
thermischen Ausdehnungskoeffizienten haben als die kühleren inneren Schichten.
Die "Anordnung" kann aber auch darin bestehen, daß zwischen den Fensterschichten eine
Gleitschicht vorhanden ist, die eine Relativbewegung der Fensterschichten parallel zu
ihren aneinandergrenzenden Oberflächen gestattet, so daß die Übertragung der
Spannungen zwischen den Fensterschichten vermindert wird.
Die Lebensdauer eines erfindungsgemäßen Fensters kann 10 Sekunden und mehr
betragen. Typische Missionszeiten eines zielverfolgenden Über- oder Hyperschall-
Flugkörpers liegen im Bereich von 3-8 Sekunden. Es ist dann also nicht notwendig,
spezielle Schutzverkleidungen vorzusehen, welche das Fenster in bestimmten Flugphasen
schützen.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist nachstehend unter Bezugnahme auf die
zugehörigen Zeichnungen näher erläutert.
Fig. 1 ist eine schematische Schnittdarstellung und zeigt den vorderen Teil eines
Suchkopfes eines zielsuchenden Flugkörpers.
Fig. 2 zeigt den Verlauf der auftretenden Spannungen in drei unterschiedlich
ausgeführten Fenstern während der Flugphase.
In Fig. 1 ist ein Fenster gezeigt, das in einem Suchkopf eines zielverfolgenden Über- oder
Hyperschall-Flugkörper eingesetzt ist. Der dargestellte Teil des Suchkopfes ist
rotationssymmetrisch. Die Rotationsachse ist mit 10 bezeichnet. Die Flugrichtung des
Flugkörpers ist nach links in der Fig. 1.
Das Fenster besteht aus einem vorderen Fensterschicht 12 und einem hinteren
Fensterschicht 14, welche aneinander angesprengt sind. Die vordere Fensterschicht 12
besteht aus Saphir und ist relativ dünn. Die hintere Fensterschicht 14 besteht aus
Magnesiumfluorid und ist relativ dick. Das Fenster befindet sich in einer Fassung 16. Die
Fassung ist mit der Struktur 18 des Flugkörpers verbunden. Zwischen der Fassung 16
und der Struktur 18 befindet sich eine Isolationsschicht 20 aus Silikon. Weiterhin ist die
Fassung 16 gegenüber der Struktur 18 durch eine Ablationsschicht 22 isoliert. Die
Fassung 16 greift mit einem Rand 24 über das Fenster. In dem dargestellten
Ausführungsbeispiel ist das Fenster gegenüber der Struktur durch eine erste und eine
zweite Dichtung 26 bzw. 28 abgedichtet. Es ist aber auch möglich, nur eine Dichtung zu
verwenden. Die Dichtungen sind hohen Temperaturen ausgesetzt, so daß sie sich zum
Teil während der Flugphase auflösen können und als Ablationsschicht wirken. Solche
Hochtemperaturdichtungen sind jedoch an sich bekannt und werden hier nicht näher
beschrieben.
In Fig. 2 ist die in drei unterschiedlich ausgeführten Fenstern auftretenden
Maximalspannung über die Flugdauer aufgetragen. Die Kurven sind rechnerisch
simuliert. Am Ende der Beschleunigungsphase wirkt ein sehr hoher Staudruck auf das
Fenster, der nach der Beschleunigungsphase wieder absinkt. Die Temperaturbelastung
des Fensters steigt über die Beschleunigungsphase hinaus an. Die Kurve 30 zeigt den
prinzipiellen Verlauf der auftetenden Spannungen in einem konventionellen
einschichtigen Fenster. Die Kurve 32 zeigt den Verlauf der auftetenden Spannungen in
einem Fenster mit zwei Fensterschichten, welche bei einer Temperatur von 320°C
aneinander angesprengt sind. Die Kurve 34 zeigt den Verlauf der auftetenden
Spannungen in einem Fenster mit zwei Fensterschichten, zwischen welchen sich eine
Spannungstrennschicht befindet.
In dem konventionellen Fenster (Kurve 30) steigt die Spannung während der
Beschleunigungsphase wegen des hohen Staudrucks und des Temperaturschocks an und
erreicht nach kurzer Zeit ein kritisches Maximum. Solchen Spannungen halten die
bekannten Materialien nicht stand.
Die Kurve 32 zeigt, daß die Spannung in einem Fenster mit zwei aneinander
angesprengten Fensterschichten aus unterschiedlichen Materialien zunächst auf ein
moderates Maximum ansteigt, dann wieder abfällt und noch später wieder ansteigt.
Insgesamt liegt der Spannungsverlauf deutlich unter dem Verlauf bei einem
einschichtigen, homogenen Fenster. Da die Fensterschichten unterschiedliche
Wärmeausdehnungskoeffizenten haben, verursacht die hohe Temperatur eine
Schubspannung zwischen den Fensterschichten. Das Ansprengen ist so ausgeführt, daß
die thermisch verursachte Schubspannung zwischen den beiden Fensterschichten dann
sehr klein ist, wenn die von dem Staudruck verursachte Spannung am größten ist.
Die Kurve 34 zeigt, daß die Spannung in einem Fenster mit zwei durch eine Gleitschicht,
z. B. Öl- oder Fettschicht voneinander getrennten Fensterschichten zunächst wieder auf
ein moderates Maximum ansteigt. Danach sinkt die Spannung wieder ab. Die
Gleitschicht bewirkt, daß die Fensterschichten bei unterschiedlicher Wärmeausdehung
aufeinander gleiten können, wodurch keine Schubspannung zwischen den
Fensterschichten aufgebaut werden kann. Die hohe Temperatur während des Fluges hat
also keinen nennenswerten Einfluß auf die in dem Fenster auftretenden Spannung.
Claims (5)
1. Für elektromagnetische Strahlung durchlässiges Fenster bei einem zielverfolgenden
Über- oder Hyperschall-Flugkörper, dadurch gekennzeichnet, daß das Fenster
mehrere gemeinsam gehalterte, einander stützende Fensterschichten (12, 14)
aufweist, deren Materialwahl, Dicke und Anordnung temperaturbedingte
mechanische Spannungen bei Über- oder Hyperschallflug im Vergleich zu einem
durchgehend homogenen Fenster reduziert.
2. Fenster nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fensterschichten auf
ihren aneinandergrenzenden Oberflächen fest miteinander verbunden sind und aus
Materialien mit derart unterschiedlichen thermischen Ausdehnungs-Koeffizienten
bestehen, daß sich bei dem während des Über- oder Hyperschallfluges durch das
Fenster hindurch auftretenden Temperaturgradienten in den verschiedenen
Fensterschichten im wesentlichen gleiche thermische Ausdehnungen ergeben.
3. Fenster nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch Mittel zum Herstellen
eines guten Wärmeüberganges zwischen den Fensterschichten.
4. Fenster nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Mittel zum Herstellen
eines guten Wärmeüberganges die Fensterschichten durch Ansprengen miteinander
verbunden sind.
5. Fenster nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den
Fensterschichten (12, 14) eine Gleitschicht vorhanden ist, die eine Relativbewegung
der Fensterschichten parallel zu ihren aneinandergrenzenden Oberflächen gestattet,
so daß die Übertragung der Spannungen zwischen den Fensterschichten (12, 14)
vermindert wird.
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